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Rendra - Ein Char von "Die Aldor"

AutorNachricht
Veröffentlich am: 11.10.2013, 16:49 Uhr
Habe mal eine Geschichte über einen meiner Chars angefangen. Ist aber noch eine Rohfassung und daher fehlen noch einige Namen. Wünsche Euch Spaß beim lesen und danke schon jetzt für Anregungen.
"Ich werde Sein, der Ich Sein werde" :twisted:
Veröffentlich am: 11.10.2013, 16:50 Uhr
Rendra kehrt heim.
Die Sonne stand schon hoch am Himmel als Rendra endlich die kühlen Schatten des Dämmerwaldes erreichte. Schlank war sie schon immer, aber nun sah sie abgemagert und blass aus. Ihr Blitz (ein großer Rappe) trottete müde dahin und hob nur leicht den Kopf und blähte die Nüstern um die Kühle des Waldes zu begrüßen. Selbst die ihm nun so vertrauten Wege und die bald zu erreichende Taverne „Zum Roten Raben“ in Dunkelhain konnten seine Lebensgeister nicht mehr wecken. Auch er sah schlecht genährt aus und wenn Rendra auch nur ein paar Kilo mehr gewogen hätte, dann wäre es ihm nicht mehr möglich gewesen sie aufsitzen zu lassen. Was war bloß geschehen? Normalerweise entfernte sie sich nicht weiter als Seenhain, Dunkelhain oder mal Beutebucht auf der einen und Eisenschmiede (über die XXXX-Bahn) auf der anderen Seite von Sturmwind. Beide sahen nun aber so aus, als ob sie schon Monate voller Entbehrungen und weite Wege hinter sich gebracht hatten. Zudem kam Rendra aus einer Richtung geritten aus der Niemand sie je erwarten würde: aus dem Tal der Winde. Neben einem Portal im Magierturm zu Sturmwind ist es die einzige Verbindung zu den öden Landen und damit zum großen Dämonenportal, das den Weg in die Scherbenwelt ebnet. Zu erreichen sind die öden Lande aber nur durch das Sumpfland – einem unzugänglichen und gefährlichen Gebiet und doch gibt es auch dort Helden der Allianz und die erbitterten Feinde auf der Seite der Horde.
„Braver Blitz. Du bist ein Lieber.“ Flüsterte sie ihrem Rappen ins Ohr während sie sich auf seinen Hals niederbeugte und in sanft tätschelte. „Steven wird sich gleich um Dich kümmern und auch ich bin froh, endlich wieder in einem weichen Bett liegen zu können.“ Als das Gasthaus langsam in Sicht kam, nahm Rendra alle Kraft zusammen und richtete sich langsam in ihrem Sattel auf. Auch Blitz mobilisierte die letzten Kräfte und hob den Kopf. So trabte er langsam dahin. Steven Black riss erstaunt die Augen auf als die beiden näher kamen und rief aus:
„Rendra? Bist Du es wirklich? Wir haben alle geglaubt Du seist tot.“
„Das dachte ich an manchen Tagen auch“ murmelte sie leise ohne dass jemand sie hören konnte.
„Komm Kleines gib mir Deinen Blitz. Ich werde ihn versorgen. Er sieht ja grausam aus. Was hast Du mit ihm gemacht??“
„Ich?“ Rendra starrte Steven entrüstet an und wollte schon eine scharfe Entgegnung hervorbringen, als sie sah wie der Schalk in den Augen des Stallmeisters aufblitzte.
„Lass es gut sein Kleines“ sagte Steven beschwichtigend. „Ich weiß doch, wie Du Dich um ihn sorgst. Ihr müsst eine Menge durchgemacht haben.“ Sagte er mit einem besorgten Blick erst auf den Rappen und dann Rendras abgemagerte Gestalt. Sie nickte leicht, erwiderte jedoch nichts. Lediglich ihre Augen verdunkelten sich eine Spur als sie sich an die Geschehnisse der letzten Monate erinnerte. „Geh rein. Grual ist heute da und hat bestimmt eine gute und reichliche Mahlzeit für Dich.“
Rendra sprang aus dem Sattel und umarmte Steven herzlich.
„Du ahnst nicht wie gut es tut Dich wiederzusehen.“ Sagte sie nachdem sie einen tiefen Seufzer ausgestoßen hatte. Dann wandte sie sich zum Eingang – nicht ohne vorher Blitz noch einmal beruhigend über die Nüstern zu streichen und ihre Wange an seinem Hals zu reiben.
„Steven wird sich um Dich kümmern mein Großer.“
Das Wirtshaus war tagsüber nie richtig voll, so dass es Rendra keinerlei Mühe bereitete den Schankwirt Smitts zu finden und als sie näher kam sah sie die großen und voller Wärme glühenden Augen die nun vor Erstaunen geweitet waren und beinahe feucht glänzten.
„Rendra“ hauchte er, stellte das Tablett mit den leeren Krügen einfach auf den nächstbesten Tisch und zog sie fest in die Arme. „Schön, dass Du wieder da bist, Kleines. Hier hat keiner mehr an Deine Rückkehr geglaubt. Was ist passiert? Du siehst schrecklich dünn und abgemagert aus.“
„Nicht jetzt, Smitts. Ich habe einen weiten Weg hinter mir und bin zum Umfallen müde und habe einen Bärenhunger.“ Sie löste sich aus seinen Armen und sackte dann in sich zusammen als die Anspannung sich zu lösen begann.
Als Rendra wieder zu sich kam, lag sie in einem großen weichen Bett und auf dem Tisch neben ihr dampfte ein großer gewürzter Wolfskebab vor sich hin und daneben lag ein ganzer Leib Brot, der verführerisch duftete. Sie konnte ebenfalls einen großen Krug ausmachen und vermutete, das sich darinnen das herrliche Dunkelhain Bier befand.
„Was ist passiert?“ fragte sie leise wie zu sich selbst.
„Du bist zusammen gebrochen. Es scheint, dass Du Deine Kräfte verloren hattest und da dachte ich, es sei besser Dich hier herauf zu bringen.“ Sie drehte den Kopf auf die andere Seite woher die Stimme kam und sah in ein hartes und kantiges wettergegerbtes Gesicht. Ein strenger Ausdruck lag in seinen Zügen jedoch blickten die Augen voller Wärme und Milde auf Rendra nieder.
„Oh nein.“ Entfuhr es ihr leise, ohne das sie es verhindern konnte und sie hoffte inständig, dass er es nicht gehört hatte. Sie blickte ängstlich in seine Augen. Er sah den Blick und wich erschrocken zurück. ‚Mist’, dachte Rendra. ‚Jetzt habe ich ihn auch noch verletzt’ Sie seufzte schwer.
„Hann es tut gut Dich zu sehen mein Freund.“ Sagte sie leise „und danke, dass Du so für mich sorgst.“
„Ich wünschte ich könnte noch viel mehr für Dich tun“ antwortete er genauso leise. „Rendra, ich…“
„sssshhhh“ unterbrach sie ihn sanft und richtete sich auf um ihm den Zeigefinger auf die Lippen zu legen. „Sprich es bitte nicht aus“ Traurigkeit stieg in ihr auf und ihre Augen verdunkelten sich.
„Aber… Warum?“
„Ich kann nicht, Du weißt es doch Hann.“ Sie schluckte bei diesen Worten. „ich… ach ich weiß nicht wie ich es sagen soll.“
„Empfindest Du nichts mehr für mich?“ Angst trat nun in seine Augen.
„Doch mein Lieber. Ich habe mich nach Dir gesehnt und musste jeden einzelnen Tag an Dich denken und dennoch… Es geht einfach nicht. Ich kann das nicht…“ Eine einzelne Träne glitzerte in ihrem gesunden Auge.
Erschrocken wich er einen Schritt zurück. Hatte er gerade eine Träne bei Rendra, der starken und so unerschrockenen Rendra gesehen?
„Aber Rendra… Wovor hast Du Angst?“
„Ich weiß es nicht genau. Vor mir selber? Ich wünschte ich könnte es sagen, dann könnte ich dagegen ankämpfen. Du weißt, ich kenne keine Angst. Aber dieses…“ sie zuckte mit den Schultern und ließ sich zurück in die weichen Kissen fallen.
„Iss und Trink Rendra“ sagte Hann sanft. „Alles andere kann warten.“ Er reichte Ihr den Krug und sie nahm einen tiefen Schluck und atmete tief ein.
„mmmhhh, köstlich wie immer“ nun grinste sie wieder. „Ich spüre das Leben in mich zurück kehren.“ Sie setzte sich wieder mit einem Schwung auf und griff nach dem Fleisch und biss herzhaft hinein. Hann beobachtete sie schweigend. Nach einer Weile breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.
„whassss?“ Rendra blickte ihn herausfordernd an und unterbrach ihr kauen.
„Ich musste an etwas denken.“ Er wurde rot bei diesen Worten.
„und whaassts?“ kaute sie weiter.
„Weißt Du noch damals? Als wir im Wald jagen gewesen sind?“
Rendra zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts.
„Naja, Du hast damals mit dem gleichen Appetit und der gleichen Hingabe gegessen wie jetzt auch und danach…“ er ließ den Satz unvollendet und wurde nun vollends rot.
„HANN! Wir haben beide gesagt, dass wir es vergessen werden.“ Rendra verschluckte sich beinahe. „Es kann und darf nun mal nicht sein.“ Sie schlug entschuldigend die Augen für einen Augenblick nieder hob dann aber wieder den Blick und alle Wärme war aus ihren Augen verschwunden. Hann hob beschwichtigend die Hände:
„Ich habe doch nichts gefordert oder angedeutet. Nur in Erinnerung an eine wundervolle Zeit geschwelgt, Kleines.“
Ihr Blick wurde noch härter.
„Nicht dieses Wort Hann. Nicht von Dir… Bitte tu mir das nicht an.“ Flüsterte sie aber nicht flehend sondern mit einem gefährlichen leicht drohenden Unterton. „Ich will davon nichts mehr hören. Wir machen alle mal Fehler und dieser war einer meiner Größten.“ Er öffnete den Mund und wollte etwas sagen, aber Rendra kam ihm zuvor: „Nein, widersprich nicht und denk nicht darüber nach wie es gemeint sein könnte. Ich habe Dich sehr gern und brauche Dich auch aber… Mehr geht wirklich nicht. Ich kann es einfach nicht.“ Sie schwieg und widmete sich wieder ihrem Essen aber es war eine Spannung im Raum zu merken.
„nun gut“ Hann seufzte leise, dann atmete er tief ein und meinte. „Ich werde Dich nicht mehr darauf ansprechen Rendra. Bitte verzeih mir.“ Er wendete sich ab, damit sie seine Bestürzung und die feuchten Augen nicht sehen konnte. Sie tat so als habe sie es nicht bemerkt und aß auf. Dann schlug sie die Decke zurück und setzte die Beine auf den Boden.
„Ich danke Dir Hann.“ Sie stand auf. „Ich fühle mich schon viel besser.“ Sie schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn auf beide Wangen. Er errötete leicht und murmelte:
„Für Dich würde ich alles tun.“ Laut sagte er: „Lass uns runter gehen und etwas trinken Rendra. Heute Abend wollen ein paar Worgen hier sein und eine große Party geben. Bist Du dabei?“
Bei dem Begriff Worgen verengte sie Ihren Blick zu einem kleinen Schlitz und sah Hann wütend an:
„Worgen!“ sie spuckte das Wort beinahe aus und keuchte. „Sprich in meiner Gegenwart nie wieder von diesen Ungeheuern“ Erschrocken über Ihre Reaktion zuckte er zusammen und kniff nun seinerseits die Augen zusammen. Das war keineswegs die Rendra welche ihn vor ein paar Monaten verlassen hatte. Was mochte wohl geschehen sein? Wo ist sie gewesen? Noch nie hatte er sie so über Worgen schimpfen hören.
„Rendra, ich…“ stammelte er.
„Still Hann!“ fuhr sie ihn an. „Ich meine es ernst. Wenn Du erlebt hättest, was ich erlebt habe, dann würdest Du genauso über die Worgen denken wie ich heute auch. Es war grausam: Tote Männer, Frauen und Kinder. Abgeschlachtet von diesem Abschaum.“ Ihre Wangen röteten sich vor Wut und die Rachelust blitzte in Ihrem gesunden Auge auf. Unwillkürlich wich Hann einen Schritt zurück. „Seit wann halten sich hier Worgen auf?“ schnauzte sie ihn an. „Ich werde keine Sekunde hier bleiben, wenn ich mit ihnen unter einem Dach wohnen muss.“ Sie sah sich suchend nach ihren Sachen um, bis ihr einfiel, dass sie außer ihrem alten Lederrucksack nichts mehr besaß und sie seufzte leise.
„Hann…“ ihre Stimme klang jetzt sanft und mild. „Ich weiß, es ist viel mit mir geschehen und wahrscheinlich habe ich mich auch etwas verändert.“ Sie sah ein aufblitzen in seinen Augen. „Schon gut, schon gut: ich habe mich verändert. Bitte verzeih mir aber es war einfach grauenvoll.“
„Bist Du Dir sicher, dass es Worgen gewesen sind und keine Wölfe?“ fragte er vorsichtig wohl darauf bedacht sie nicht wieder zu reizen: jedoch zu spät. Rendras Temperament war nicht umsonst sprichwörtlich und Ihre Stimmungsschwankungen gefürchtet. Wütend funkelte sie ihn an:
„Natürlich bin ich mir sicher,“ keifte sie. „Schließlich habe ich sie getötet.“ Ihr Auge glühte vor innerer Erregung als sie in Gedanken an jenen dunklen Tag zurück versetzt wurde. Wieder hörte sie im Geist das Stöhnen, Jammern und Rufen unzähliger Männer, Frauen und Kinder. Das Entsetzen, das in den unschuldigen Gesichtern der Kleinen geschrieben stand als ihre Eltern hingeschlachtet wurden. Es war einer der blutigsten Tage, die sie je mit erleben musste und auch einer der härtesten Kämpfe als sie ohne nachzudenken mitten zwischen den tobenden Worgen aus den Schatten trat und mit ihren Dolchen blutige Ernte unter ihnen hielt. Sie sprang von einem zum anderen, schlitzte hier eine Kehle auf und stach dort in Magen und Rücken. Dann verschwand sie wieder in den Schatten nur um erneut an anderer Stelle zu erscheinen und ebenfalls mit ihren Dolchen die Worgen zu attackieren. Noch ehe diese überhaupt begriffen was los war, lagen etliche entweder tot oder so schwer verletzt das an ein Weiterkämpfen nicht mehr zu denken war am Boden. Als die Gruppe der Menschen dieses sah, schöpften auch sie neue Hoffnung und die Männer und Frauen welche noch dazu im Stande waren ergriffen herumliegende Waffen und lieferten den Worgen einen erbitterten Widerstand. Rendra gestattete sich eine kurze Verschnauffpause und warf einen raschen Blick um sich herum. Nahezu alle Worgen waren der Wut und dem plötzlichen Gegenangriff der Menschen zum Opfer gefallen. Zwei versuchten sich davon zu schleichen aber da bohrten sich schon ihre eigenen Pfeile tief in den Rücken und sie brachen laut schreiend zusammen.
„Ist alles in Ordnung? Rendra? RENDRA!!“
‚Woher kennen die meinen Namen? Und verdammt nein, es ist nichts in Ordnung.’ Als sie eine Berührung spürte kehrte sie in die Gegenwart zurück und merkte dass sie schluchzte. Hann sah sie mit beruhigendem Blick an und nun spürte sie auch seine Gegenwart und sah seine Hand auf ihrer Schulter liegen. Das war also die Berührung gewesen aber warum musste sie weinen? Noch einmal dachte sie an jenen schrecklichen Tag zurück und sah sich am Ende der Schlacht mit einem kleinen Mädchen von vielleicht 3 Jahren auf dem Arm auf und abgehen. Der schlaffe Körper blutete noch immer und auch der Dolch steckt noch immer in der kleinen Brust. Wie damals, so schüttelte es sie auch heute als sie daran zurück dachte. Hann der es bemerkte, dass etwas nicht stimmte zog sie an sich und hielt sie sanft fest.
„ssssccccchhhhh!“ Er versuchte sie zu beruhigen aber Rendra wollte nicht getröstet werden. Alles an was sie dachte war RACHE. Rache für die kleine Emily dessen Grab sie eigens mit ihren Händen geschaufelt hatte. Sie entzog sich seiner Umarmung und wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht.
„Lass mich!“ herrschte sie ihn an. „Du hast nichts gesehen ist das klar?“ böse funkelte sie ihn an. Er begriff es noch immer nicht und stellte sich jetzt schon zum tausendsten Mal die gleiche Frage: Wieso fühlte er sich nur so unwiderstehlich zu diesem Mädchen hingezogen? Rendra war kompliziert ja mehr noch: ihre Stimmungsschwankungen und Gefühlsausbrüche konnten einem den letzten Nerv rauben und doch: er liebte sie mit jeder Faser seines ganzen Ichs. Er begehrte sie wie er noch nie jemanden zuvor begehrt hatte. Er wollte sie „besitzen“, sie sollte ihm gehören. Und wenn er sie nicht bekommen würde, dann auch kein anderer. Diesen Schwur gab er an diesem Tag als Rendra heimkehrte in stillen Gedanken an die Götter weiter. Er schwor sich alle zu vernichten, die ihr entweder etwas Böses wollten oder aber sich an sie heran machten. Dann allerdings sagte sie etwas das ihm einen Stich versetzte:
„Lass mich allein Hann!“
„Aber…“ wollte er einwenden.
„Geh! Verschwinde!“ sie wusste, dass sie ihm damit Unrecht tat, konnte es aber nicht verhindern. Wenn sie ihr inneres Gleichgewicht wieder zurück haben wollte, dann musste sie nun erstmal allein sein. Noch immer sah er sie zärtlich an:
„Ich werde unten auf Dich warten Rendra!“
Sie stöhnte leise. ‚Er lernt es nicht,’ dachte sie bei sich. ‚Ich behandle ihn schon absichtlich wie Dreck und was macht er? Mit nur einem Blick nimmt er mir fast den Wind aus den Segeln und ich würde ihn am liebsten zu Boden zerren und meiner Leidenschaft freien Lauf lassen. Aber es geht eben nicht. Ich darf ihn da nicht mit hineinziehen. Der Aufrechte würde es niemals dulden!’ Sie verdrehte die Augen beim Gedanken an die Aufgabe die sie zu bewältigen hatte, deren Ende sie aber nun einen Schritt weiter war. Diese Reise war zwar das Schwerste und Schlimmste was sie je erlebt hatte aber es war nicht umsonst gewesen. ‚Immerhin lebe ich noch.’ Sie gestattete sich ein inneres Lächeln während sie äußerlich bemüht war ihre Fassung zurück zu gewinnen und wieder ihre undurchdringliche Maske aufsetzte. Während sie noch so mit ihren Gedanken beschäftigt war hörte sie es klicken und drehte sich um. Er war tatsächlich gegangen. Ihr Unterbewusstsein meldete seine letzten Worte: ‚Du hast Dich sehr verändert und ich mache mir Sorgen um Dich. Wenn etwas ist, ich bin unten!’ Hatte sie sich wirklich verändert? Konnte das sein? Ja, es konnte sein. Alles war möglich wenn man sich nur genügend anstrengte.
„Wer bin ich?“ flüsterte sie ihrem Spiegelbild zu, das ihr mit glanzlosen Augen entgegenblickte. ‚Auf jeden Fall noch immer nicht ganz fit’ sie lächelte freudlos bei diesem Gedanken. Sie gestattete sich noch einmal einen Gedanken an die kleine Emily aber erneut stiegen die Tränen in ihr hoch. Rendra gehörte nicht zu den Frauen, die leicht zu beeindrucken oder auch zum Weinen zu bringen waren aber diese Szene ließ sie einfach nicht los.
30 Minuten später stieg sie lautlos die Treppe hinab in den Schankraum, das Tablett mit dem leeren Teller und Krug balancierend. Sofort spürte sie die Anwesenheit einiger Worgen und versteiffte sich innerlich wieder. ‚Das ist doch lächerlich’ schimpfte sie. ‚Sie sind doch nicht alle rohe ungehobelte Ungeheuer die nur Töten können.’ Aber so sehr sie auch dagegen ankämpfte: Das erlebte war noch zu frisch um einem Worgen im Moment freundlich gegenüber zu treten. Als sie den Boden erreichte „roch“ sie sie dann auch. Jeder Worge hatte einen unverwechselbaren Geruch an sich der auch in Menschengestalt wahrzunehmen war, wenn man gelernt hatte ihn zu erkennen. Rendra kannte diesen Geruch, denn sie hatte Zeit gehabt ihm einige Wochen und Monate immer wieder zu begegnen und heute war er ihr so vertraut wie alle anderen Gerüche aus der Umgebung. Leisen Schrittes wandte sie sich zur Küche nicht ohne ihren Blick schnell aber gründlich durch die Schankstube schweifen zu lassen. Ja, das saßen sie in ihrer menschlichen Gestalt: 3 Männer und 2 Frauen alle in annehmbare Kleidung gehüllt und unterhielten sich leise. Sie sah zwar nur flüchtig hin und darauf bedacht nicht dabei ertappt zu werden und doch nahm sie einige Einzelheiten war: die beiden Frauen zum Beispiel schienen ohne Gefährten anwesend zu sein was darauf schließen ließ, dass die Gruppe noch nicht vollzählig war. Der größte der drei Männer oder besser männlichen Worgen hatte einen überaus intelligenten Ausdruck in seinen smaragdgrünen Augen. Unter Aufbietung all ihrer Kräfte schaffte sie es kein zweites Mal hinzusehen, denn das wäre auf alle Fälle aufgefallen. Diese Augen waren unvergesslich und unvergleichlich. Sie hatte noch nie etwas so Schönes gesehen und sie fragte sich bereits wie sie den Worgen kennen lernen konnte. Mitten in der Bewegung hielt sie inne und verriet sich dabei beinahe. ‚Wie war das gerade’ dachte sie. ‚Ich will einen WORGEN kennen lernen? Da steige ich eher mit Hann wieder ins Bett.’ Schimpfte sie zu sich selber. Sie ging nun vollends in die Küche und stellte das Tablett so leise ab wie sie konnte und doch:
„Hallo Kleines!“ Grual drehte sich um und sah ihr direkt ins gesunde Auge.
„Ach Grual. Kannst Du nicht wenigstens so tun als ob Du mich nicht gesehen hast? Na, Du wirst schon noch sehen… Irgendwann erwische ich Dich ohne das Du mich hörst oder spürst.“ Als sie es ausgesprochen hatte hielt sie inne: ‚Spüren? Konnte Grual mich wirklich spüren? Das würde ja bedeuten…’ Sie sponn diesen Gedanken lieber nicht weiter sondern warf sich in seine starken Arme und küsste ihn flüchtig auf den Mund:
„Grual, Du bist ein Schatz. Es war so lecker und hat doch gerade knapp gereicht!“ Sie grinste ihn an…
„Gerade gereicht?“ Er zog eine Augenbraue auf die ihm eigene Art hoch wie nur er es konnte und meinte dann schief grinsend: „Diese Portion die ich Dir gemacht habe, hätte sonst für drei hart arbeitende Wachen gereicht. Ich weiß ja, dass Dein Appetit legendär ist aber so viel hast Du noch nie gegessen.“
„Wenn Du wüsstest mein lieber Grual.“ Mit dem Kopf Richtung Schankraum fragte sie dann: „Wer sind die Fünf dort am Tisch? Es scheint, dass noch welche fehlen.“ Der zweite Teil ihres Satzes war keine wirkliche Frage sondern eher eine Feststellung.
„Ich könnte Dir ihre Namen nennen aber es würde doch nichts nützen.“
„Vielleicht doch, ich war lange unterwegs und habe einiger dieser… hmmm… Kreaturen gesehen und besser kennen gelernt als mir lieb war.“ Bei dem Ausdruck Kreaturen war für den Bruchteil einer Sekunde ein Aufflackern in den Augen von Grual zu sehen. Rendra wäre aber nicht als Nachtwache für die Spötter tätig wenn sie es nicht bemerken würde und nur ihrer allgemeinen Körperbeherrschung war es zu verdanken, dass sie sich nicht verriet es bemerkt zu haben. ‚Also lag ich wohl nicht so falsch mit meiner Vermutung’ sie gestattete sich einen leisen Seufzer. ‚Warum ist mir das nie aufgefallen? War ich blind? Oder wusste ich es schon immer und habe es abgetan, da es bisher keine Rolle gespielt hat? Tut es das jetzt?’
„Wir können ja mal in Ruhe über diese Gruppe sprechen aber Du hast Recht, es fehlen noch zwei Männer“ er betonte das Wort übermäßig „am Tisch. Die beiden werden wohl noch einige Besorgungen für die Party heute Abend machen. Bleibst Du?“
„Nein, ich denke ich werde den Greifen nach Sturmwind nehmen und mich erstmal beim Aufrechten zurückmelden.“ Grual gegenüber konnte sie so offen sein. Er war der Verbindungsmann der Spötter in Dunkelhain und gehörte zum erweiterten Netzwerk. „Er wird wahrscheinlich schon wissen, dass ich zurück bin und demzufolge auf mich warten. Wie du weißt duldet er keine Verzögerungen und von seiner Tag- und Nachtwache erst recht nicht.“ Sie gestatte sich eines ihrer schiefen Lächeln und küsste ihn zum Abschied erneut flüchtig auf den Mund.
„Ich komme bald zurück Grual und dann reden wir. Es gibt einiges was Du wissen musst. Aber bitte behalte es für Dich ja?“ Er zog eine Augenbraue hoch. Normalerweise erinnerte sie ihn nie an seine Verschwiegenheit.
„Ist es Hann?“
„Ich kann Dich einfach nicht täuschen.“ Sie lachte. „Ja, er kann es einfach nicht lassen. Ich hätte es damals nicht tun sollen.“
„Ihr wart doch fast noch Kinder?“
„Eben aber er sieht es nicht ein und ich vermute“ ihre Stimme wurde zu einem flüstern „dass er entweder vermutet, dass ich ihn wirklich liebe oder aber er empfindet etwas dass er nicht einordnen kann.“
Grual grunzte nur und Rendra wandte sich mit einem Lächeln von ihm ab.
„Danke Dir mein Freund“ rief sie fröhlich über die Schulter als sie in den Schankraum zurück kehrte. Auf ihrem Weg nach draußen musste sie direkt an dem Tisch mit den Worgen vorbei und eine Wolke ihres Geruchs stieg scharf in ihre Nase und sie musste ihre ganze Willenskraft aufbieten nicht über diese nichtsahnenden Kreaturen herzufallen.
„Meint Ihr es klappt?“ eine der beiden Frauen stellte gerade diese Frage nach den Ausführungen des Mannes mit den unglaublichen Augen.
„Auf jeden Fall.“
Dann war Rendra vorbei und konnte nichts mehr hören aber die Stimme des männlichen Worgen würde sie von nun an begleiten. Selten hatte sie so viel Männlichkeit und Erotik in einer Stimme wahrgenommen. Beinahe wäre sie auf dem Stiefelabsatz umgekehrt und zurück gegangen um der Stimme zu lauschen. Drei Worte nur, aber das würde reichen um diese Stimme unter allen heraus zuhören. Sie hatte ja keine Ahnung wen sie da zu Gesicht bekommen hatte.

Draußen vor der Tür stand Hann. Rendra verdrehte innerlich die Augen, lächelte ihn aber freundlich an wandte sich dann an Steve.
„Darf ich Dir Blitz noch ein Weilchen überlassen? Ich werde den Greifen nach Sturmwind nehmen und mir dort ein Pferd borgen. Mir ist es lieber, wenn er sich hier bei Dir ausruht als ständig in Sturmwind von einem Haus zum anderen eilen zu müssen. Du kannst ihn aber gerne bewegen wenn Du es für richtig hältst und er Dich lässt.“ Ihr Auge blitzte schalkhaft auf bei den letzten Worten, denn es bestand tatsächlich eine Art Rivalität zwischen dem Hengst und dem Stallmeister, wer nun wen beherrschte. Steven lächelte sie an:
„Aber sicher Kleines. Mach nur, es wird sowieso mal wieder Zeit das ihm jemand zeigt, dass derjenige der oben sitzt das Sagen hast.“ Er zwinkerte vergnügt und merkte gar nicht was für einen Kommentar er da abgegeben hatte. Hann hingegen wurde knallrot bis hinter beide Ohren. Er wurde wieder einmal – wie so oft – an jenen Nachmittag zurückversetzt als Rendra ihn einfach zu Boden gedrückt hatte und sie sich leidenschaftlich liebten. Die Einzelheiten zogen an seinem inneren Auge vorbei und er musste sich abwenden. Sie winkte Steven zu und wandte sich dann an Hann, um ihn fest in den Arm zu nehmen und sanft in sein Ohr zu flüstern:
„ich danke Dir für alles. Lebewohl Hann und vergiss mich nicht.“
Verdutzt wollte er noch etwas sagen aber Rendra war nicht mehr da. Verschwunden in den Schatten des Hauses und auf dem Weg zum Greifenplatz. Kurzfristig überlegte er, ob er sie dort noch einmal zur Rede stellen sollte, denn bevor sie aufsitzen konnte musste sie ja wieder aus den Schatten heraus treten. Da er aber durchaus Respekt vor ihrem Temperament hatte ließ er es bleiben. Er nickte Steven nur zu und betrat dann wieder den Schankraum um seinen Platz hinter dem Tresen einzunehmen.

Kaum, dass Rendra außer Sicht war sprengte ein Zwerg auf einem Kampfwidder herbei und verhielt das schnaubende Tier direkt vor Steven. Ohne Umschweife polterte er los:
„WO ist sie? Ich will es sofort wissen! Beeilung Mensch!“ seine Stimme klang gehetzt und war der eines Zwergen würdig: Laut, ungehobelt und rau! Die kleinen Äuglein huschten unruhig hin und her und suchten die Umgebung ab. Aus jeder Faser seines Körpers war der Kampfzwerg auf Meilen hin zu erkennen. Kettenhemd und große Kampfaxt auf dem Rücken. Der reichverzierte und doch praktische Dolch steckte im Gürtel. Auch der Rest der Ausrüstung ließ auf einen Krieger schließen: Kettenhose, ebensolche Stiefel und Handschuhe. Alles aus feinsten Materialien maßgefertigt und auf einander abgepasst. Auch wenn es ein Zwerg war und damit den meisten Menschen nicht weiter als bis zur Brust reichte war er eine imposante Erscheinung. Das runzelige Gesicht war von Narben gesäumt und das waren mit Sicherheit nicht die einzigen Trophäen aus unzähligen Kämpfen. Seine Haare und der Bart waren lang und zu einem praktischen Zopf gebunden. Wer sich etwas in der Zwergologie auskannte sah auf einen Blick, dass es sich um einen der gehobenen Klasse handelte. Dieser Zwerg war nicht irgendwer sondern gehörte sicherlich einer langen Ahnenreihe an. Auch typisch für das Wesen eines jeden Zwergen sofort mit der Tür ins Haus zu fallen und vorauszusetzen, dass jeder sogleich wusste um was es ging. Schließlich wusste ER es ja auch. Steven sah nicht den ersten Zwerg in seinem Leben und kannte sich gut genug mit diesem Volk aus, um genau zu wissen was hier vorging und wen er meinte, jedoch hielt er es für angebracht diesem aufgeblasenem Typen einen kleinen – wenn auch milden – Denkzettel zu verpassen. Er trat einen Schritt vor und nahm den Widder am Halfter:
„Steigt erst einmal ab Herr Zwerg und geht hinein. Ein kühles Bier tut Euch sicherlich gut.“
„Aye“ brummte dieser schon etwas beruhigt, dann sah er Steven funkelnd an und brauste wieder. „Was geht es Dich an Mensch, was ich tue und was nicht… Ich suche ein Mädel, das eben noch hier gewesen sein muss. So schnell ist kein Mensch verschwunden.“ Er stieg trotzdem ab und wandte sich zum Gehen.
„Fragt den Schankwirt Smitts ob er Euch weiterhelfen kann. Ihr findet ihn irgendwo da drinnen.“ Steven deutete auf den Eingang und führte dann den Widder zu den Stallungen. Der Zwerg hingegen stampfte zum Eingang. Zwerge waren in dieser Gegend keine Seltenheit und so beachtete ihn niemand weiter. Er stellte sich mitten in den Schankraum und rief mit polternder Stimme:
„Smitts, wo bist Du? Ich brauche eine Auskunft.“
Der Angesprochene war gerade mit einem Tablett gefüllter Bierkrüge auf dem Weg zum Tisch der Worgen und stellte dieses dort ab.
„Was kann ich für Euch tun Herr Zwerg?“ fragte er freundlich jedoch mit einem verächtlichen Blick.
„Du bist Smitts?“ er blickte ihn aus zusammen gekniffenen Augen feindselig an. „Wo ist sie?“
„Wo ist wer?“
„Na das Mädel, das bis vor kurzem noch hier war und nun verschwunden ist. Ich weiß genau, dass sie hier gewesen ist. Also?“
„Ich weiß wirklich nicht wen Ihr meint:“
„Stell Dich nicht so dumm, MENSCH!“ herrschte er ihn an und baute sich vor ihm auf. „Wenn Du jemanden für dumm verkaufen willst, such Dir wen anders aber nicht mich!“ Neugierig schaute Grual aus der Küche. War er schon durch die Stimme aufmerksam geworden so konnte er sich beim Anblick des Zwerges nicht mehr zurück halten. Er nahm die Schürze ab und kam heraus.
„Vêstrie!“ rief er erfreut. „Was führt Euch denn hierher? Seid Jahren habe ich Euch nicht mehr gesehen.“ Er ging auf ihn zu und schlug die geballte Faust vor seine Brust und reichte dann dem Zwerg die Hand. Dieser tat es ihm gleich:
„Aye. Es ist eine lange Zeit her Grual“ grollte er mit tiefer Stimme aber schon viel besänftigter. „Ich suche das Mädel!“
„Was willst Du von ihr?“
„Was geht es Dich an?“ brummte er wieder unfreundlicher. Grual lachte auf.
„Hör auf zu brummen alter Bär und beantworte lieber meine Frage, dann kann ich Dir wahrscheinlich besser helfen. Sie ist nämlich nicht da.“
Die Augen des Zwerges weiteten sich ein ganz klein wenig, welches aber auch schon die einzige Gemütsregung war als er hörte das Rendra – denn um sie ging es augenscheinlich – nicht da sein sollte.
„Ich habe eine dringende Nachricht und einen Auftrag für sie. Nun sag schon wo ist sie?“ Er schielte zum Tisch der Worgen die mittlerweile der Unterhaltung folgten obwohl sie sich den Anschein gaben nichts zu hören und in ihre eigenen Dinge vertieft zu sein. Ein besonders großer Bursche mit durchdringenden Augen viel ihm auf und er überlegte fieberhaft ob er ihn kannte. Da er aber mit seinen Gedanken ganz woanders war kam er nicht wirklich zu dem richtigen Schluss. Er packte xxxx an der Tunika und zog ihn zu sich herunter. Zwerge waren trotz ihrer kleinen Statur unglaublich stark. Leise flüsterte er:
„Es hängt eine Menge vom Gelingen ihres Plans ab wenn ich dieses Mädel rechtzeitig erwische. Also WO IST SIE!“ seine Stimme hatte trotz des Flüstertons etwas eindringliches, was nicht so recht zum Wesen eines Zwergen passte.
„Schon gut, schon gut. Sie hat den Greifen nach Sturmwind genommen.“ Er zwinkerte ihm belustigt zu. „Wenn Ihr Euch beeilt, dann holt Ihr sie vielleicht noch ein.“ Die letzten Worte hörte er schon nicht mehr, da er bei den Worten Greif und Sturmwind ohne ein Wort nach draußen gestürmt war.
„Pass ordentlich auf den Widder auf, MENSCH!“ rief er dem verdutzten Steven zu der ihm dann belustigt hinterher blickte als der Zwerg so schnell ihn seine kurzen Beine trugen Richtung Greifenplatz davon stürmte.
„HALT!“ schrie er als der Greif gerade abhob doch Rendra winkte ihm nur zu und bedeutete mit einer Handbewegung ihm zu folgen. Er seufzte: ‚Das ist nicht gerade die Reisemöglichkeit die ich bevorzuge’ grummelte er.
„Nach Sturmwind!“ rief er, sprang auf den Rücken eines Greifen und warf der Greifenmeisterin eine Münze zu. „Rest ist für Dich!“ die Worte waren nur noch schwach zu vernehmen als der Greif mit unglaublicher Geschwindigkeit Richtung Sturmwind flog. Nur Minuten später landete er dort und zuckte zusammen. Er hatte vergessen wie belebt die Hauptstadt der Menschen und das Zentrum der Allianz war. Er sah sich kurz um, konnte Rendra jedoch nirgends entdecken und wollte sich gerade eines der wartenden Pferde schnappen als er einen Dolch an seiner Kehle fühlte. Er fluchte laut.
„Grüß Dich Vêstrie,“ flüsterte eine ihm vertraute Stimme in sein Ohr. Er spürte sie ganz deutlich und sog ihren Geruch tief in seine Lungen.
„Aye.“ Sagte er nur und schob den Dolch beiseite.
„Du wirst unvorsichtig.“ Sie lächelte ihn kalt an.
„Nur solange wie ich Dir immer hinterher jagen muss. Warum hast Du in xxxx nicht auf mich gewartet? Wir wollten zusammen reisen schon vergessen?“
„Nein ich habe es nicht vergessen aber ich konnte nicht bleiben und Du hast Dich verspätet.“
„Aye.“
„Lass uns hier verschwinden. Ich bin in Eile.“ Sie blickte sich vorsichtig um aber niemand nahm Notiz von den beiden. Sie stiegen jeder auf eines der angebundenen Pferde und sprengten davon. Wenig später hielten sie vor einem Haus an dem draußen ein Schild in Form eines xxxxx prankte. Meister xxxxx und seine Gehilfen lehrten hier Wissbegierige in der Kunst der Lederverarbeitung und wie man einem Tier das Fell abzieht. Er blickte bereits erwartungsvoll zum Eingang, denn das Hufgeklapper war nicht zu überhören gewesen. Als er nun Rendras große Gestalt in die Tür treten sah lächelte er breit:
„Schön, Dich zu sehen Kleines. Wie geht es Dir?“
„Keine Zeit für einen Plausch Meister xxxx. Ich werde erwartet vermute ich?“ Er bejahte und nickte zu einer Tür. Sie bedeutete dem Zwerg kurz zu warten und trat ein. Der Raum war schummerig und man konnte lediglich die Umrisse einer Person erkennen. Sie winkte Vêstrie ihr zu folgen und sie schloss die Tür hinter beiden. Es wurde noch eine Spur dunkler und die Person war nicht einmal ansatzweise zu erkennen.
„Warst Du erfolgreich?“ die Stimme klang gedämpft und etwas unwirklich, so als würden die Worte hinter einer Maske gesprochen. Vêstrie der Zwerg stand schräg hinter Rendra und versuchte die Dunkelheit mit seinen Zwergenaugen zu durchdringen.
„Bemüht Euch nicht Vêstrie, Glenns Sohn.“ Die Stimme klang freundlich. „Du wirst mich nicht erkennen. Dieses ist nur wenigen vergönnt und bestimmt nicht beim ersten Treffen.“
„Rendra, Du musst sehr gute Gründe haben diesen Zwerg mit hierher zu bringen!“ es lag ein warnender Unterton in der Stimme jedoch fühlte sich Rendra in keiner Weise eingeschüchtert. Der Aufrechte und sie kannten sich persönlich und somit war sie sich sicher wie weit sie gehen konnte.
„Die habe ich in der Tat. Du hast mich gebeten einige Aufträge auszuführen und nach etwas zu suchen. Tatsächlich bin ich erst vor ein paar Stunden angekommen und…“
„Ich weiß, es geschieht nur wenig, von dem ich nichts mitbekomme sobald es die Spötter betrifft.“ Sie konnte ein leises seufzen vernehmen. „deshalb reicht es auch wenn Du zur Sache kommst.“ Rendras Auge blitzte kampfeslustig auf aber sie hielt sich zurück. In Gegenwart eines Fremden – und das waren alle die nicht unmittelbar zur Gilde gehörten – würde sie den Aufrechten niemals angreifen. Auf sie war zu 110% verlass und das wusste jeder der Rendra kannte.
„Ich habe einen weiteren Hinweis gefunden aber leider noch nicht das Ende der Reise erreicht.“ Sie seufzte leise. Das was jetzt kommt wird den Aufrechten nicht freuen dachte sie bei sich.
„Weiter!“ ließ sich die Stimme wieder vernehmen, nachdem Rendra gezögert hatte.
„Nun, die Spur führt tiefer in die Scherbenwelt hinein. Ich bin bisher nur bis kurz hinter das Tor gekommen“ sie erschauderte bei dem Gedanken welches Bild sich ihr dort geboten hatte – nicht vor Angst so etwas kannte sie nicht sondern ob der Vielfalt des Grauens mit dem sich die Allianz dort befassen musste – und musste dann umkehren, da meine Kräfte noch nicht ausreichten um weiter zu reisen und ich nicht allein durch das wilde Land kann. Außerdem konnte ich die Greifen nicht nutzen, da meine Anwesenheit geheim bleiben sollte. Auf dem Rückweg – ebenfalls ohne Greifen – kam ich erneut ins Sumpfland und sah mich plötzlich wie aus dem Nichts einer Übermacht von 8 Anhängern der Horde gegenüber. Ich war bereit zum Kampf hätte aber mit dem Leben bezahlt wenn dieser tapfere Zwerg nicht Partei für mich ergriffen hätte. Es war ein harter Kampf und zwei Orcs sind auch leider entkommen aber den Rest konnten wir unschädlich machen. Nun bin ich hier: Ich brauche neue Instruktionen und auch neue Mittel. Ebenso benötige ich die Erlaubnis in Zukunft auch auf Greifen – zumindest in der Scherbenwelt – zurück greifen zu können. Die Kreaturen dort sind sehr mächtig und allein ist die Aufgabe nicht mehr zu bewältigen. Deshalb habe ich auch den Zwerg Vêstrie gebeten mich zu begleiten. Er hat schon alle Teile der Scherbenwelt bereist und kennt sich dort sehr gut aus. Außerdem ist er als Söldner tätig und dient keiner anderen Macht oder Autorität als seinem Geldbeutel.“ Den letzten Satz sprach Rendran mit einem herablassenden Blick auf den Zwerg aus der noch immer an ihrer Seite stand.
„Soviel zur Kurzfassung meines Berichtes. Du scheinst ihn zu kennen?“
Der Aufrechte überging die Frage einfach und wandte sich an den Zwerg:
„Vêstrie, Glenns Sohn. Ihr habt einer meiner Mitarbeiterinnen das Leben gerettet: Ich stehe in Eurer Schuld. Sprecht einen Wunsch oder eine Bitte aus und ich werde versuchen sie zu erfüllen. Sollte es in meiner Macht sein, diesem Wunsch oder dieser Bitte nachzukommen verspreche ich bei den Schatten, dass ich diesen oder diese dann auch erfüllen werde. Einzige Bedingung: Das Auszahlen dieser zu begleichenden Schuld entscheide ich wenn ich es für angebracht halte.“ Der Zwerg nickte nur bei dieser Bemerkung, denn es herrschte in dem dunklen Raum eine Aura der Stärke und Macht, die keinen Widerspruch duldete. „Außerdem vertraue ich Rendra in jeder Hinsicht und wenn sie Euch für geeignet hält sie in die Scherbenwelt zu begleiten und dort zu führen, dann will ich dem gerne zustimmen. Aber:“ die Stimme wurde eine Spur härter und alle Wärme war daraus gewichen. „Wenn Ihr uns enttäuscht oder auch nur ansatzweise etwas über Eure vorlaute Zwergenlippe kommt dann ist es um Euch geschehen und keine Macht – auch nicht Eure Könige in Eisenschmiede – können Euch vor der Rache des Aufrechten retten. Lasst es Euch gesagt sein. Eines kommt noch hinzu.“ Er machte eine bewusste Pause. „Wenn Ihr einwilligt mit uns zusammen zu arbeiten – wir zahlen gut aber nicht das Meiste – dann erwarten wir Loyalität. Nicht nur Rendra und mir gegenüber sondern jedem einzelnen Mitglieder der Gilde solltet Ihr jemanden von uns begegnen. Auch hier gilt: erfahre ich anderes – und ich werde es erfahren da könnt Ihr Euch sicher sein – dann seid Ihr verloren. Das Gleiche gilt für ein wechseln der Seiten oder für den Verkauf von Informationen.“ Eine weitere Pause nutzte Vêstrie um sich zu verteidigen.
„Mein Herr. Das sind alles schöne Worte und ich kann verstehen, dass Du skeptisch bist. Ja ich bin ein Söldner und ja, ich kämpfe für Geld aber: in erster Linie bin ich ZWERG.“ Er betonte dieses Wort besonders. „Wie Du weißt sind wir Zwerge für unsere Loyalität berühmt und das wird in diesem Fall nicht anders sein. Allerdings muss ich den Grund für diese Reise wissen, damit ich…“
„NEIN!“ die Antwort kam schneidend aus der Dunkelheit. „Müsst Ihr nicht. Es reicht, wenn Ihr das tut was Rendra Euch sagt. Ich will keinen Hehl daraus machen, dass wir in der Vergangenheit keine guten Erfahrungen mit Zwergen gemacht haben. Immer wieder haben sie versucht uns übers Ohr zu hauen und um unseren Erfolg zu bringen. Überlegt es Euch. Entweder Ihr stellt Euch in meinen Dienst und tut alles was Rendra von Euch verlangt oder aber das Gespräch ist an dieser Stelle beendet und ich vergesse, dass es jemals statt gefunden hat.“
Totenstille trat ein als der Zwerg dieses Angebot erst einmal verdauen musste. Er war nicht so schnell bereit sich komplett in die Hand dieses Unbekannten zu geben, von dem er allerdings schon eine Menge gehört hatte. Wer sich loyal zu ihm hielt der konnte gut leben und einiges Erreichen. Wer ihn sich allerdings zum Feind gemacht hatte, der sollte besser ein schnelles Pferd besitzen oder aber sich unsichtbar machen können. Der Arm des Aufrechten war lang und es gab neben den Spöttern noch eine Reihe weiterer Verbindungen die er intensiv pflegte. ‚soll ich oder soll ich nicht?’ Auf der einen Seite behagte es ihm so gar nicht seine Freiheit aufzugeben dahin zu gehen wohin ER wollte, auf der anderen wurde es Zeit, dass dem Aufrechten mal gezeigt wurde was ein Zwerg WIRKLICH zu leisten imstande war. Er musste bisher immer an die Falschen geraten sein und Vêstrie fühlte sich doch verletzt und gedemütigt, obwohl er überhaupt keinen Grund dazu hatte. Ja mehr noch, er hatte Rendra das Leben gerettet, denn wenn sie auch eine unvergleichliche Kämpferin war so wäre der Kampf vor zwei Tagen anders ausgegangen wäre er nicht mit seiner Axt dazwischen gegangen. Wahrscheinlich hätte sie sich keine Sorgen gemacht wäre sie im Vollbesitz ihrer Kräfte gewesen und wahrscheinlich hätte sie sogar gesiegt aber sie war dort schon erschöpft und leicht verwundet gewesen und das hätte ihr den Rest gegeben. Wie auch immer: er hatte seine Schuldigkeit getan und einen unschuldigen Menschen vor dem Tod durch die Horde bewahrt. Er konnte noch immer gehen und alles vergessen oder besser: es als großes Abenteuer irgendwo erzählen. Das er den Aufrechten in Sturmwind getroffen hatte und eine seiner höchsten Vertrauten vor dem sicheren Tod bewahrt hatte. Aber wollte er das? War er nicht sehr viel neugieriger was sich noch alles eröffnen konnte würde er mit Rendra wandern? Es ging wohl in die Scherbenwelt soviel hatte er bisher heraus gehört und dort kannte er sich nicht nur gut aus sondern er liebte auch diesen Kontinent mit all seinen unterschiedlichen Gegenden und Bereichen: Nagrand – wie sehr er die grünen Ebenen vermisste. Das Schattenmondtal – voller Dämonen und weiterem Abscheu. Und das Beste: das Ganze würde ihn keinen Taler kosten. Rendra würde vermutlich nicht nur alles bezahlen sondern er würde am Ende auch noch eine gehörige Summe einstreichen können aber: Um was ging es hier? WAS wollte der Aufrechte in der Schwerbenwelt erreichen? Er hatte keine Antwort auf diese Frage… All das ging Vêstrie blitzschnell durch den Kopf als er mit einer Antwort zögerte. Niemand sprach ein Wort. Der Aufrechte schien Zeit zu haben und Rendra war zu einer Säule erstarrt. Das nun ertönende Klopfen schien allen Anwesenden viel zu laut zu sein. Bevor der Aufrechte etwas sagen konnte war Rendra schon an der Tür und hielt einen ihrer Dolche in der Hand verborgen. Die andere lag auf dem Türgriff bereit zu öffnen sobald der Aufrechte etwas sagte. Dieser meinte aber an Vêstrie gerichtet das Klopfen ignorierend:
„Nun Vêstrie, Glenns Sohn. Wie ist Eure Entscheidung? Je mehr Ihr zögert…“
„Ich werde es tun mein Herr.“ Der Zwerg verbeugte sich tief. „Vêstrie, Glenns Sohn zu Euren Diensten.“ Eine erneute Verbeugung in Rendras Richtung welche es mit einem leichten Nicken zur Kenntnis nahm.
„Nun gut denn Vêstrie. Zeige mir und auch dem Aufrechten, dass Zwerge besser sind als wir gemeinhin annehmen und wir werden eine tolle Zeit haben“ Sie zwinkerte ihm belustigt in der Dunkelheit zu.
„Wann brechen wir auf Rendra?“
Bevor sie antworten konnte war wieder die Stimme aus der Dunkelheit zu vernehmen. „In ein paar Tagen erst. Wo werdet Ihr wohnen Vêstrie?“
„Wenn wir noch etwas hierbleiben werde ich mich bei xxxx im xxxx einquartieren.“
„Dann ist ja alles gesagt. Fangt!“ gekonnt fing der Zwerg trotz der Dunkelheit den heranfliegenden Beutel auf und bewies damit wozu Zwerge fähig sind. Er ließ den Beutel in der Hand auf und ab hüpfen und schätzte den Wert. In sich hineingrinsend meinte er mit einer erneuten Verbeugung:
„Ich danke Dir, mein Herr.“
„Bedankt Euch nicht zu früh. Noch seid Ihr nicht zurück gekehrt. Dient mir bzw. Rendra gut und ich werde über die weitere Bezahlung befinden. Rendra wird sich bei Euch melden sobald es los geht. Ihr könnt jetzt gehen.“
Der Zwerg drehte sich um und ging zur Tür an der Rendra noch immer stand die Hand auf dem Knauf. Lautlos öffnete sie und späte hinaus. Als sie lediglich Meister xxxx sah öffnete sie ganz und ließ den Zwerg hinaus. Ein kurzer Blick in xxxx Richtung, ein Nicken von ihm und Rendra wusste, dass das Klopfen von ihm war und ein geheimes Zeichen darstellte. Als der Zwerg gegangen war schloss sie wieder die Tür. [Eine Kerze wurde angezündet und der Aufrechte legte die Maske ab. Dann vielen sich beide Frauen in die Arme.
„Schön, dass Du wieder gesund zurück bist Rendra,“ meinte Tallin. „Ich habe mir große Sorgen gemacht auch wenn es nicht zu umgehen war Dich dorthin zu schicken. Und ich werde Dich auch noch weiter schicken müssen. Wie Du weißt war ich selber schon in Shattrath und ich bin mir sicher, dass Du dort weitere Informationen finden wirst. Was diesen Zwerg angeht.“ Sie hielt inne und überlegte kurz. „Ja es stimmt, ich kenne ihn. Nicht sehr gut aber ich habe schon von ihm gehört und auch schon mit ihm zu tun gehabt. Er hat bereits als Söldner für einige Handelspartner von mir gearbeitet und dabei habe ich mich von seiner Loyalität überzeugen können. Wenn er sich erst einmal für eine Seite entschieden hat, dann ]

Der Aufrechte wandte sich an Rendra: „Ich traue ihm nicht komplett, Rendra. Ich möchte, dass Du Dich davon überzeugst, dass er wirklich für uns arbeitet und keine weiteren Aufträge annimmt oder auch uns „weggekauft“ wird. Wie Du das anstellst überlasse ich Dir aber ich denke, dass unsere neue „Freundin“ Dylinn da weiter helfen könnte.“ Rendra wandte sich bereits zum Gehen. „Moment noch Rendra.“ Die Stimme klang schneidend und sie drehte sich erstaunt um?
„Ja“?
„Wir erwarten Besuch in den nächsten Tagen. Du wirst Maraudon Malfwind am Hafen abholen und ihn mit dem kleinen Boot zu unserem sicheren Versteck in Westfall bringen.“
Rendra nickte kurz und wandte sich nun erneut der Tür zu. Mehr Informationen waren nicht nötig und würden auch nicht zu bekommen sein, soweit kannte sie den Aufrechten mittlerweile. Sie stieß einen leisen Seufzer aus als die Tür inter ihr ins Schloß gefallen war und nickte xxxx kurz zu. Dann verließ sie den dunklen Raum und stand im grellen Sonnelicht mitten in der Altstadt von Sturmwind. Sie atmete tief ein und genoss den unverkennbaren Geruch – andere würden sagen Gestank – der diesem Abschnitt Sturmwinds eigen war. Noch ganz in Gedanken versunken wanderte Rendra durch die Straßen. Ihrem Blick entging keine einzige Bewegung. Hier eine Ratte die laut schmatzend einen weggeworfenen Apfel verspeist. Dort ein Bettler der leise einen Bürger um eine Münze anbettelt. Dann wieder zwei Vogelmännchen im Streit um ein Weibchen. Dort das Gezeter eines Weibes mit Ihrem Mann der mal wieder viel zu spät und noch dazu sturzbetrunken nach Hause gekommen ist. All das nahm Sie war und doch war sie mit ihren Gedanken ganz weit weg und so kam es, dass Rendra sich plötzlich vor dem Torbogen im Zwergendistrikt zwischen dem Auktionshaus und der Bank wieder fand. ‚Nanu? Wie bin ich denn hierher gekommen?’ Sie sah sich um aber außer einer Menge fremder Gesichter – und erstaunlicherweise eher wenig davon einem Zwerg zugehörig – konnte sie nichts entdecken was ihr darüber Aufschluss gegeben hätte, warum sie auf einmal hier gelandet war. Sie ging langsam unter dem Torbogen hindurch und ließ ihren Blick über das abfallende Gelände schweifen. Immer wieder kehrte ihr Blick zu dem großen Ballon zurück. Er bezeichnete den Ort an dem sich die Pandaren in Sturmwind niedergelassen hatten. Pandaren. Das neue Volk das auf einmal aufgetaucht ist und dessen Welt nun von einer Vielzahl an Abenteurern aufgesucht wird. Sehnsüchtig dachte Rendra daran, was es dort alles wohl zu entdecken geben mag. Noch war sie allerdings durch ihre Aufgaben gebunden und hatte keine Chance auf diese Reise zu gehen. Ein Stück weiter rechts davon war eine kleine Insel inmitten des Sturmwindsees und dort lag das Portal zum „Mahlstorm“. Einem Ort, an dem die Urgewalten mit- und gegeneinander kämpften. ‚Auch dieses Abenteuer muss warten’ dachte sie wehmütig und wandte ihre Blick ab. Als sie sich umdrehte krachte sie in eine kleine bärtige Gestalt.
„Was bei den Schatten fällt…“ polterte sie los, konnte den Satz aber nicht beenden.
„Rendra. Aufpassen!“ brüllte der Zwerg und schubste sie dann mit einem breiten Grinsen etwas stärker als geplant zur Seite. Rendra taumelte leicht und der Zwerg sprang hilfsbereit hinzu um sie aufzufangen. „Oh, tut mir leid!“ brüllte er wieder. „Habe ich Dich zu fest angepackt!“ Sein Lachen dröhnte über den Platz. Sie riss die Augen auf und hielt ihm mit einer geschmeidigen Bewegung einen Dolch an die Kehle:
„Passt besser auf Herr Zwerg oder das nächste Mal schlitze ich Euch den Hals auf“ trotz der bösen Bemerkung lächelte Rendra und dann vielen sich beide in die Arme.
„Wo kommst Du denn her Flinnt?“
„Aus Eisenschmiede mein kleines Mädchen!“ brüllte er wieder, denn leise zu sprechen lag ihm einfach nicht. „Sie haben mich hierher abkommandiert. Ich soll jemanden suchen und ‚beaufsichtigen’“ Er zwinkerte Ihr belustigt zu. „Wollen wir was trinken gehen?“
„Aber gern Flinnt. In Eure oder meine Kneipe?“
„Je nachdem wonach Dir der Sinn steht Kleines.“ Er grinste breit und die ersten Leute drehten sich bereits um, um der – vom Zwerg viel zu laut geführten – Unterhaltung zu folgen. „Wein: dann zu Dir! Bier: dann zu Mir!“ Wieder dröhnte sein Lachen über den Platz.
„Mir ist heute eher nach Wein“ gestand Rendra an den Zwerg gewandt den sie Flinnt genannt hatte. Er war ein Zwerg wie er im Buche stand. Flinnt Raubart war ca. 150cm groß und reichte damit Rendra gerade mal an das Brustbein. Seine dichten Haare waren hinten zu einem langen Zopf zusammen gebunden und sein langer Bart – ordentlich frisiert versteht sich – war so lang, dass er ihn bequem in seinen Gürtel stecken konnte. Unter seinen dichten Augenbrauen funkelten zwei kleine Knopfaugen aufmerksam und das Gesamtbild wurde durch eine dicke Knollennase abgerundet. Seine Figur war beinahe genauso rund wie groß und doch durfte man ihn nicht unterschätzen. Trotz seiner eher rundlichen Figur war er erstaunlich schnell und wer ihn verärgerte sollte besser schnell rennen und gut klettern können oder aber über einen guten Arzt verfügen. Seine mächtige Streitaxt, die er auf dem Rücken trug, hatte schon vielen Orcs den Schädel gespalten und auch mit der kurzen Wurfaxt und dem langen dolchartigen Messer konnte er außergewöhnlich gut umgehen. Alles in Allem ein lauter und unhöflicher Zeitgenosse aber mit einem guten Herzen, dass er nur zu gern unter seiner rauen Schale versteckte. Wer ihn gut kannte – und das war bei Rendra zweifelsohne der Fall – der hatte in ihm einen wahren Freund und konnte sich in jeder Sekunde auf ihn verlassen. Nachdem nun dieser Zwerg Rendra einen kurzen Lidschlag lang gemustert hatte meinte er mit seiner gröhlenden Stimme:
„Kleines, das sieht Dir gar nicht ähnlich. Was ist los? Du und Wein?? Da steckt doch mehr dahinter. Naja, ich tue Dir den Gefallen: wir gehen zu DIR.“ Das „dir“ betonend machte er eine einladende Geste mit einer tiefen jedoch spöttischen Verbeugung und Rendra – auf das Spiel eingehend – lieferte einen Knicks nach Art des Hofes, dass so manche Hofdame vor Neid erblassen lassen würde. Nur ihr Auge verriet den Schalk in dieser Bewegung und beide machten sich einen Spaß daraus zur allgemeinen Erheiterung der Umstehenden beizutragen welche mittlerweile ziemlich offensichtlich der Unterhalt gelauscht hatten.
Sicherlich gab es für Rendra noch einen anderen Grund, warum sie nicht zum Biertrinken mit zu Flinnt gehen wollte. Zu ihm bedeutet im Übrigen, in „seine“ Kneipe xxxxxx und nicht etwa zu ihm nach Hause. Durch die Begegnung mit Vêstrie heute und dem Bewusstsein, dass er wahrscheinlich ebenfalls noch im xxxxx sein würde um dort gemächlich sein Bier zu trinken wollte sie es auf jeden fall vermeiden von ihm gesehen zu werden und schon gar nicht in der Begleitung eines Zwerges. Nicht, dass sie etwas gegen Flinnt hätte, nein ganz im Gegenteil: Er war ein lustiger Zeitgenosse und sie genoss die Stunden mit ihm, auch wenn es meist damit endete, dass beide betrunken waren und am nächsten morgen auch noch zusammen mit einem ziemlichen Kater aufwachten. So hatten sie bereits viele Nächte lang durchgezecht und waren dadurch gute Freunde geworden, die das Leben des anderen bis ins Kleinste kannten auch wenn sie niemals irgendein Abenteuer zusammen erlebt hatten.
„Na Kleines? Was begeistert Dich so?“
Rendra blieb abrupt stehen.
„Wie kommst Du denn darauf?“
„Na, weil Deine Mundwinkel auf und ab zucken. Das ist ein Zeichen von höchster Erregung oder von größter Freude und Spaß. Da ich mal davon ausgehe, dass ich Dich nicht so wirklich errege kann es also nur der Spaß sein.“
Rendra blickte ihn freundlich an.
„Flinnt? Ihr seid etwas Besonderes und habt natürlich Recht. Ich musste gerade an unsere erste Begegnung denken?“ Sie lächelte ihn nun warm an. „Wisst Ihr noch? Wir…“
„… waren beide am Boden zerstört und hatten uns vorgenommen uns mit Bier und allem möglichen anderen zu ertränken.“ Sein Lachen dröhnte erneut durch die Gassen. „Aber sicher weiß ich das noch.“ Er zeigte Ihr sein berüchtigtes Zwinkern. „Komm Kleines, wir sind da.“ Mit diesen Worten öffnete er ihr die Tür zur Taverne xxxxx und beide traten ein:
Um einen Mauervorsprung musste man entweder rechts oder links herum gehen ehe man die eigentliche Taverne betreten konnte. Nun fand man sich auf einer Art Terasse mit Geländer wieder, von wo aus man den gesamten Schankraum überblicken konnte. Rendra nahm alles auf: In der Mitte waren einige Stufen eingelassen die zum Schankraum führten. Ein großer Tisch in der Mitte für bis zu 8 Personen und mehrere kleinere Runde Tische nahmen den vorderen Teil des Raumes ein. Die lange Bar erstreckte sich über nahezu die ganze Breite des Raumes. Rechts davon ging eine kleine Treppe in die Küche hinunter wo xxx und xxxx ihren Geschäften nach gingen und dann führte dort links eine Weitere in den Keller wo die Vorräte gelagert wurden. Direkt neben dem Eingang befand sich eine weitere Treppe die nach oben auf die Galerie führte wo einige Tische aufgestellt waren und auf Kundschaft warteten. Dort oben hielt sich für gewöhnlich xxxx auf, der gegen eine kleine Gebühr allerlei Kochrezepte zu verkaufen hatte. Wie gewöhnlich um diese späte Stunde war einiges los und es war kein freier Tisch zu sehen. So steuerten beide auf den Tresen zu. Der Wirt der beide erkannte hatte bereits die Getränke bereit gestellt noch bevor einer etwas sagen konnte.
„Guten Abend, xxxx.“ Meinte Rendra fröhlich. „Ich danke Euch.“ Sie nahm Ihr Weinglas und prostete Flinnt zu. „Auf unser Wiedersehen!“
„Auf Dich!“ polterte er und dann stießen sie an. Hätte Rendra nicht vorsichtig ihr Glas zurück gezogen beim Anstoßen wäre es unter der Kraft des Zwerges mit Sicherheit zersprungen. „nun erzählt Mädchen: Was treibst Du denn wieder hier in Sturmwind? Ich habe Dich eine Ewigkeit nicht gesehen und ich muss sagen – auch wenn ich es nur ungern zugebe – ich habe Dich vermisst.“ Seine Stimme dröhnte durch den Schankraum und einige Köpfe drehten sich ihnen zu als sie aber den Zwerg erkannten schüttelten sie nur die Köpfe und widmeten sich wieder ihren eigenen Angelegenheiten. Rendra ließ noch einmal einen prüfenden Blick durch den Raum gleiten, wie um sich zu versichern das keine fremden Ohren die einem gefährlich werden könnten zu hörten denn es war aussichtslos Flinnt zu bitten leise zu sprechen: Er konnte es einfach nicht. Mit Ihrem Ergebnis zufrieden wandte sie sich an den Zwerg:
„Ja, mein junger Freund, es stimmt ich war lange nicht hier. Hatte dringende Geschäfte für den Boss zu erledigen.“ Sie zwinkerte ihm verschmitzt zu.
„Du und Deine „Geschäfte für den Boss“. Er lachte schallend so dass die Leute anfingen sich zu ihnen umzuschauen. „Was gibt es da zu glotzen? Noch nie nen Zwerg gesehen.“
„Flinnt, lass das“ bat Rendra leise.
„Was soll ich lassen? Die glotzen uns an Kleines.“
„Schluss jetzt!“ blaffte Rendra ihn an und wurde dann ernst als sie mit leiser Stimme weiter sprach: „ich kann im Moment wirklich keinen Ärger gebrauchen.“ Sofort verstummte der Zwerg. Auch wenn die zwei „nur“ eine Trinkgemeinschaft bildeten und sich dabei hin und wieder über ihre Abenteuer unterhielten oder sich gegenseitig das Herz ausschütteten wusste Flinnt sehr genau wann er aufzupassen hatte. Er war ein Krieger – keine Frage – aber gegen eine so gerissene Kämpferin wie es Rendra war dürfte er wohl kaum eine Chance haben. Es war ihm schon oft unheimlich wenn sie von ihren Abenteuern und Kämpfen erzählte. Sie war ein „Kind der Schatten“ und die Dunkelheit bzw. Dämmerung waren ihre Verbündeten. Aus diesem Grund schluckte er seine Antwort hinunter. Rendra, die sehen konnte wie er mit sich kämpfte, bemerkte trocken:
„Wie steht es Flinnt. Noch ein Krug Bier?“ Das Ablenkungsmanöver gelang. Er sprang auf.
„Zu Euren Diensten Mylady.“ Er verbeugte sich spöttisch, schnappte sich ihren leeren Kelch und seinen leeren Krug und stapfte zum Tresen. Es sollte würdevoll – eines Edelmannes gleich – sein aber bei ihm wirkte es lediglich albern. Rendra verkniff sich ein Grinsen und widmete sich wieder ihren Gedanken. Sie hatte einen Moment für sich um zu überlegen, was sie Flinnt erzählen sollte würde er wieder damit anfangen. Aber ihre Sorge war unbegründet. Er hatte es schon vergessen und brachte ein neues Thema mit:
„Man hat einen neuen Kontinent gefunden.“ Die Aufregung seiner Stimme war unverkennbar und er sprach zum ersten Mal für seine Verhältnisse relativ leise. Nur der nächstgelegene Tisch konnte ihn gerade noch verstehen wo sonst das gesamte Gasthaus seine Rede gehört hätte. „Es heißt es leben dort ganz andere Kreaturen als in der uns bisher bekannten Welt und es soll dort riesige Schätze geben.“ Seine Augen funkelten vor Begierde auf neue Geschäfte. „Ich werde gehen, das steht außer Frage nur wann und mit wem ist noch nicht geklärt.“ Er sah Rendra mit einem durchdringenden Blick an. Sie schüttelte aber nur den Kopf und meinte leise:
„Flinnt. Ihr wisst, dass ich nicht mit Euch kommen kann. Es würde nicht gut gehen mit uns. Wir sind… Wir haben zu unterschiedliche Auffassungen von…“ sie stockte kurz ehe sie fortfuhr. „… von Geschäften.“ Ihr Blick wurde traurig. „Außerdem würde es unsere „Beziehung“ belasten wenn wir gemeinsam reisen würden.“ Er schaute sie so zärtlich an wie es einem Zwerg möglich war. „Ich weiß was Du sagen willst Kleines. Du hast wahrscheinlich recht. Tut mir leid. Es hätte mir gefallen.“ Er konzentrierte seinen Blick auf seinen Bierkrug dann hob er ihn und nahm einen tiefen langen Zug. „aaaahhhh… Jetzt fühle ich mich wieder besser.“ Er grinste breit und prostete ihr zu. „Na los. Trink, Schwesterlein, trink.“ Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Nun lächelte auch Rendra wieder und hob nun ebenfalls ihren Krug, denn es war Flinnt nicht im Traum eingefallen ihr wieder Wein zu bestellen sondern hatte ebenfalls Bier gebracht, um einen tiefen Schluck zu nehmen.
„Ihr müsst mir unbedingt erzählen wie es dort ist wenn Ihr zurück seid FLinnt.“ Indem Rendra auf das neue Abenteuer von Flinnt einging hoffte sie ihn von ihren eigenen Angelegenheiten ablenken zu können, da sie kein wirkliches Interesse daran hatte mit ihm darüber zu sprechen.
„das werde ich, das werde ich Rendra.“ Er nickte eifrig und seine Augen glänzten bereits jetzt vor Vorfreude auf die neue Welt. Dann stutzte er. „Du weißt bereits darüber einiges oder?“ Sie lächelte nur. „Du kleines Biest.“ Polterte er lachend und langte über den Tisch um sie zu greifen. Da seine Arme aber zu kurz waren gab er bald auf. „Kommt schon Flinnt… Ihr kennt mich doch. Würde ich Euch anlügen?“ der Schalk blitzte in ihrem einem Auge auf. Er antwortete ernst: „Nein, anlügen nicht gerade, aber einen Scherz erlaubst Du Dir trotzdem gerne mit mir! Pah, ihr Menschen.“
„Ach kommt… Ich hole uns neues Bier als Friedensangebot ok?“
„Aye.“
Sie stand auf und ging zum Tresen. Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung in den Schatten war. Wer hielt sich dort halb verborgen?
„Nochmal das Gleiche, xxxx.“ Während sie wartete lehnte Rendra sich mit dem Rücken gegen den Tresen und ließ den Blick durch den Schankraum gleiten, um unauffällig auch die dunkle Stelle wider in Augenschein nehmen zu können. Richtig, sie hatte sich nicht getäuscht. Dort stand jemand tief in den Schatten verborgen. Weit genug weg von Rendras und Flinnts Tisch um nichts hören zu können aber doch so nahe, dass die Person alles überblicken konnte. Wer war es wohl? Was wollte die Person? Beobachtete sie Flinnt und Rendra? ‚Ich werde es nicht herausfinden wenn ich noch hierbleiben’ dachte sie.
„Das Bier.“ Xxx stellt die Krüger auf den Tresen
„Danke Dir.“ Rendra stieß sich ab und ging zurück
„Hey Flinnt. Dieses Bier noch, dann verschwinde ich von hier.“ Sie sprach leise und bewegte kaum die Lippen um der Person in der Ecke nichts zu verraten. Er sah sie nur erstaunt an. Es war gar nicht ihre Art das Gasthaus zu verlassen bevor beide nicht wenigstens einen ordentlichen Rausch hatten und das war noch lange nicht soweit. Er warf ihr einen durchdringenden Blick zu sagte aber ausnahmsweise nichts. Sie nahm den Krug und leerte ihn in einem Zug.
„Nicht schlecht Kleines.“ Der Zwerg nickte anerkennend als Rendra sich erhob.
„Ich gehe mal eben austreten.“ Sie verschwand nach draußen. Dort hielt sie sich in den Schatten und beobachtete den Eingang. Richtig, die Person erschien eilig durch die Tür und sah sich nach allen Seiten um. ‚Pah. Anfänger!’ dachte Rendra und folgte in gebührendem Abstand sich immer in den Schatten verbergend. Dem Gang nach zu urteilen handelte es sich um eine Frau. Was wollte diese von Ihr? Da Rendra selber schon oft verfolgt wurde hatte sie sich angewöhnt immer wachsam zu sein und das zahlte sich jetzt aus. Als sie sich routinemäßig heimlich umsah und einen Blick nach hinten warf, konnte sie eine kleine Gestalt den Weg entlang rennen sehen. Flinnt war ihr also doch gefolgt. Rendra schüttelte nur den Kopf. In seiner klirrenden Rüstung und mit seinen schweren Stiefeln war er bestimmt meilenweit zu hören. Das Ergebnis blieb nicht lange auf sich warten. Die kleine Gestalt drehte sich um und es war nur Rendras ausgezeichneten Reflexen und ihrer Fähigkeit lautlos in den Schatten zu verschwinden zu verdanken, dass sie nicht bemerkt wurde. Flinnt hatte jedoch nicht so viel Glück und die Gestalt hielt abrupt inne. Halbwegs erleichtert atmete Rendra leise aus, denn das Gesicht das sie nun zu sehen bekam war ihr bekannt. Es war Jasantha – eine von Dylinn’s „Jüngerinnen“ – die scheinbar wichtige Informationen für Rendra hatte aber diese nicht in der Öffentlichkeit austauschen wollte. Flinnt hingegen, der sich nicht verraten wollte sauste an der Person vorbei als hätte er nichts mit ihr zu schaffen und bog dann um eine Ecke wo er abrupt stehen blieb und sich schwer atmend an die Mauer lehnte. ‚Puh, diese Rendra macht mich immer wieder fertig’ dachte er bei sich als er vorsichtig um die Ecke lugte um zu sehen was Rendra dort trieb. Seine Augen weiteten sich: Es war niemand zu sehen. ‚Wie macht sie das nur immer? Das muss ich unbedingt von ihr lernen’.

Zuletzt bearbeitet am: 11.10.2013 16:52 Uhr.
"Ich werde Sein, der Ich Sein werde" :twisted:
Veröffentlich am: 11.10.2013, 16:52 Uhr
Der Druide
Leise bewegten sich die in dunkle Umhänge gehüllten Gestalten zielstrebig durch die Straßen Sturmwinds in Richtung Hafen. Keiner sprach ein Wort. Sie kannten sich und ihre Gewohnheiten in- und auswendig, waren ein eingespieltes Team und hatten schon unzählige Aufgaben gemeistert.
„Sssssccccchhhhh“ zischte die vorderste Gestalt als eine der Anderen einen leisen Fluch ausstieß. Sie war mit der Schulter gegen einen vorstehenden Balken der alten abgebrannten Kaserne gestoßen.
„Schon gut.“ murmelte die zurechtgewiesene Gestalt.
Plötzlich waren schwere Stiefelschritte zu hören. Ohne ein Wort huschten alle zur Seite und drückten sich gegen die Wand. Eine Patrouille von 3 Soldaten zog vorbei. Niemand atmete. Sie wurden nicht bemerkt. Eine Handbewegung wurde gegeben und der kleine Trupp setzte sich wieder in Bewegung. Obwohl es alles relativ große und kräftige Gestalten waren, bewegten sie sich doch sehr behutsam und leise voran. Schließlich erreichten sie den oberen Rand des Hafens.
„Ihr bleibt hier. Lasst Euch nicht erwischen!“ flüsterte die Stimme eindringlich. Die Person war ziemlich groß aber dabei äußerst geschmeidig, soweit die dunkle Kleidung dies erkennen ließ. Sie schien sich in Luft aufzulösen als sie mit den Schatten verschmolz und mit huschenden Schritten in der Dunkelheit verschwand. Es waren lediglich die Geräusche der Nacht zu vernehmen: Dort das Streiten eines Paares weil er zu spät und sturztrunken nach Hause gekommen ist. Hier die verräterischen Geräusche eines Liebespaares. Dazu noch die Katzen, Hunde und Ratten die alle eine eigene Sprache hatten. Es war nicht still aber trotzdem sagte niemand der wartenden Gestalten ein Wort. Alle wussten sie, dass in der Nacht jedes ungewöhnliche Geräusch sofort auffiel und auffallen durften sie unter keinen Umständen. Dann gellte ein einzelner Pfiff durch die Nacht. Nun war keine Vorsicht mehr sondern höchste Eile geboten. Sie stürmten los und die Stufen zum Hafen hinunter. Keiner sah sich um ob die anderen folgen würden aber jeder wusste und spürte: ich bin nicht allein. Am Rand des Steges zum darnassischen Dockmeister sahen sie einen Lichtblitz wie von einem Sternenzauber gewirkt: Druidenmagie! Im Rennen zogen sie Ihre Waffen: Schwert und Schild, große Zweihänderschwerter – abgenutzt aber gut gepflegt und kampferprobt – oder auch zwei Schwertklingen.
„Ich will einen lebend“ rief die große Gestalt die vorangeschlichen war mit gedämpfter Stimme. Sie wirbelte von einem Feind zum anderen während etwas abseits ein männlicher Nachtelf stand und einen Heilzauber nach dem anderen auf sie wirkte. Da waren ihre Leute heran und stürzten sich auf das Gewimmel. Da beide Seiten keine Wachen alarmieren wollten wurde lautlos gekämpft und auch lautlos gestorben. Es dauerte nicht lange, bis alle entweder tot oder unschädlich gemacht worden waren. Zwei waren gefangen genommen worden und nahezu unverletzt. Einer der Kämpfer trug eine große Keule und hatte davon etwas weniger schwungvoll gebraucht gemacht als sonst und somit zwei der Feinde lediglich bewusstlos geschlagen und nicht getötet. Dem Rest war es nicht so gut ergangen: es lagen drei Gnome, zwei Zwerge und zwei Menschen tot auf dem Boden.
„Schöne Sauerei, was Bêrit.“ Brummte Gôrdon und wischte seinen Degen an dem Umhang eines der Toten ab.
„Da haste Recht.“ Sie steckte gerade ihren großen Bihänder wieder weg. „Was machen wir mit ihnen Rendra? Wir müssen schleunigst weg bevor hier die Stadtwachen auftauchen. Der Sternenzauber von dem da“ eine Kopfbewegung zum abseits stehenden Nachtelf „wird ziemlich weit zu sehen gewesen sein. War das wirklich notwendig?“
„Notwendig nicht unbedingt,“ gab Rendra zu, „aber immerhin hat er sich eingemischt und mich die ganze Sache nicht alleine ausbaden lassen. Schnappt euch einen Wagen, ladet die Toten darauf und dann nix wie weg hier. Wir verschwinden wie geplant mit dem kleinen Boot unten am Kai.“ Zum Nachtelf gewandt sagte sie. „Ich danke Euch für die Unterstützung. Wenn Ihr uns bitte folgen wollt.“ Sie ging los ohne sich um zu sehen. Ihre Männer und Frauen machten sich in der Zwischenzeit daran die Leichen auf einen Karren zu laden. Auch die beiden Gefangenen wurden, nachdem man sie gefesselt und geknebelt hatte, dazugelegt. Dann verschwand die kleine Prozession ein Stück links vom darnassischen Kai in der Nacht. Unbemerkt von dieser Gruppe hielt sich Jasantha ebenfalls dort auf und beobachtete die Szene ganz genau. Leise schicht sie nun auch davon – allerdings in die entgegen gesetzte Richtung. Hinter Rendra herschleichend wurde leise getuschelt:
„Wer sind die wohl?“ meinte Erkbrandt mit einem Nicken auf den Karren der von Kormund und Bêrit gezogen wurde.
„Ich habe keine Ahnung“ gab Jôhânn zurück an welchen die Frage gerichtet war. „Auf jeden Fall ziemlich merkwürdig wenn Du mich fragst: was haben denn Gnome, Zwerge und Menschen damit zu schaffen einen darnassischen Druiden oder besser: UNSEREN Druiden auseinander zu nehmen?“ Die Unterhaltung wurde im Flüsterton abgehalten und doch hatten Rendras scharfe Ohren dieses vernommen und sie unterbrach knapp:
„Ruhe dahinten. Wir sind noch nicht aus Sturmwind raus und auch wenn ich nicht glaube, dass wir mit weiteren Schwierigkeiten zu rechnen haben möchte ich es doch nicht heraufbeschwören.“ Sie wandte Ihren Blick wieder nach vorn und nach einer kurzen Zeit erreichten sie das versteckte Boot. Nachdem alle verladen waren wurde abgelegt und man ruderte leise davon.

Zuletzt bearbeitet am: 11.10.2013 16:53 Uhr.
"Ich werde Sein, der Ich Sein werde" :twisted:
Veröffentlich am: 13.01.2014, 16:56 Uhr
Worgen
Lautlos setzte der Greif in Dunkelhain auf und Rendra stieg langsam aus dem Sattel. Es war Zeit wieder auf die Reise zu gehen und auch wenn sie Lust auf dieses Abenteuer hatte, waren ihr doch die Gefahren bewusst. Vêstrie würde in einem Tag nachkommen. Er hatte noch eine letzte Besorgung zu erledigen. Solange würde Rendra sich in Dunkelhain ausruhen, um weitere Kräfte zu sammeln. Schon von weitem sah sie eine Ansammlung von Menschen vor der Taverne. Sie stutze kurz und beschleunigte dann ihre Schritte. Eine ungute Ahnung stieg in ihr auf. Als sie näher kam konnte sie Einzelheiten erkennen. Wachen aus Dunkelhain versperrten den Weg hinein und die Leute vor der Tür waren meist Einheimische. Eine Gruppe Menschen oder besser Worgen, denn als solche hatte Rendra sie gleich erkannt, hielt sich etwas abseits und war in eine hitzige Diskussion vertieft. Xxxxx, Hauptfrau der Dunkelhain Wache warf immer wieder einen besorgten Blick in die entsprechende Richtung gab gut einem halben Dutzend Wachen die in einem Hauseingang bereit standen ein Zeichen sich zu wappnen. Nun hatte Rendra das Ende der Gruppe Menschen erreicht und konnte einige Gesprächsfetzen und Ausrufe verstehen:
„Wer tut nur so etwas?“
„Warum ausgerechnet hier bei uns?“
„Die sollen verschwinden. Niemand will sie hier haben.“
Vorsichtig um nicht aufzufallen schob Rendra sich weiter nach vorne um einen Blick in den Türeingang zu werfen. Mittlerweile wuchs der Unmut der Menge weiter an:
„Seht zu dass ihr verschwindet.“
„Wir wollen unser Wirtshaus zurück!“
Rendra warf nun einen Blick auf das Haus und das obere Stockwerk. Ein seltsames Schimmern war in einem der Fenster zu sehen. ‚Das werde ich mir mal anschauen’, sie zog sich wieder zurück und verschmolz mit den Schatten und schlich am Haus entlang zur Rückseite. Wie sie von Grual wusste gab es hinter dem Haus eine Geheimtür und da sie diese zuvor mit ihm schon benutzt hatte war sie guter Dinge sie auch wiederfinden und öffnen zu können. Sanft ließ sie ihre Hand über die Wand an der Rückseite gleiten und als sie meinte die betreffende Stelle kniete sie nieder um sie genauer zu untersuchen. Wie groß war ihre Überraschung als sich die Tür auf einmal lautlos nach außen öffnete und eine Hand sich ihr entgegenstreckte:
„Du bist spät dran, Kleines.“ Es war nur ein Flüstern aber sie würde diese Stimme unter allen Menschen sofort heraushören und erkennen. Sie ließ sich in die Küche herein ziehen und verbarg ihre Überraschung. Grual nahm sie fest in den Arm und küsste sie zur Begrüßung auf den Mund. Sie sah ein grünes Glühen in seinen Augen und meinte ein Zittern in seiner Stimme zu erkennen.
„Ich brauche Dich, Kleines. Wir haben einen schlimmen Zwischenfall hier erlebt. Du musst uns Helfen.“ Seine Stimme klang flehend und passte so gar nicht zu ihm.
„Kommt mit nach oben.“ Er hielt noch immer ihre Hand und zog sie nun hinter sich her und nach oben. Sie hielten vor einer verschlossenen Tür hinter der sich das Zimmer befinden musste aus dem sie von draußen ein schwaches Schimmern gesehen hatte.
„Rendra! Ich muss Dir etwas sagen, bevor wir durch diese Tür gehen. Ich hätte keinen Kommentar abgegeben aber Deine Reaktion vor ein paar Tagen bezüglich der Worgen…“ weiter kam er nicht, denn Rendra viel ihm ins Wort.
„Grual, Du bist der beste Freund den ich kenne und ich liebe Dich auf eine ganz besondere Weise und Du weißt es auch. Ich habe schon lange etwas vermutet und bis vor ein paar Wochen hätte es mir auch nichts ausgemacht aber was auf meiner letzten Reise passiert ist hat alles verändert. Ich werde es Dir erzählen bevor ich morgen abreise, denn Du musst es wissen. Jetzt aber helfe ich Dir, egal was es ist OK?“
„Kleines, Du bist die Beste die es gibt.“ Er küsste sie auf den Mund und hielt sie fest an sich gedrückt. Dann öffnete er nach einem leisen Klopfen die Tür. Sofort stellten sich bei Rendra die Nackenhaare auf. Eine unglaublich Aura der Macht herrschte in diesem Raum und verschaffte sich Platz als die Tür geöffnet wurde. Grual trat ein und bedeutete ihr ihm zu folgen. Während sie eintrat verschaffte sie sich einen Überblick: Beherrschend in diesem Raum war ein großes Bett und darauf lag der Worgen aus dem Schankraum von vor einigen Wochen. Er lag dort in seiner menschlichen Gestalt und war leichenblass und erschreckend mager und sein Gesicht war eingefallen. Die Augen hatte er geschlossen. Aber selbst jetzt in diesem Zustand ging eine Autorität von ihm aus, die selbst Rendra etwas Respekt einflößte und das kam nur selten vor. An seinem Bett standen noch zwei Frauen und ein Priester – wohl aus Sturmwind wie es an seinem Wappenrock zu erkennen war. Die Frauen blickten argwöhnisch und beinahe feindselig auf Rendra, als diese hinter Grual den Raum betrat. Auch der Priester blickte misbilligend drein als er Rendra in ihrem dunklen Anzug und mit den Dolchen sah. Der Worgen schien die Anwesenheit der neuen Personen zu spüren und öffnete leicht die Augen. Seine Worte waren eher ein flüstern und kaum zu verstehen und doch lief Rendra ein Schauer der Erregung über den Rücken und ihre Härchen an den Armen richteten sich auf.
„Wer bist Du, Mensch?“
Rendra holte schon Luft um zu antworten aber Grual kam ihr zuvor:
„xxx. Dies ist Rendra, eine sehr gute Freundin von mir, von der ich Dir erzählt habe. Sie kennt sich hervorragend mit Giften aus und kann bestimmt helfen.“
„Warum bringst Du sie her, Grual?“ das Sprechen fiel im schwer aber er unterdrückte ein schmerzhaftes Stöhnen. Er gab ihm ein Zeichen und Grual trat ans Bett. Überraschend schnell packte ihn xxx am Kragen und zog ihn zu sich hinunter um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. Dabei konnte Rendra ein gefährliches Funkeln in seinen Augen erkennen. Grual erstarrte und wandte sich dann mit einem gehetzten Blick an Rendra:
„Komm her Kleines.“
Die beiden Frauen verdrehten die Augen aufgrund dieser Ansprache und der Priester lächelte spöttisch. Rendra konnte sich gerade noch ein Grinsen verkneifen, dass Grual selbst jetzt nicht aus seiner Haut konnte. Sie trat ans Bett. Die Aura die den kranken Worgen umgab war beeindruckend. Erneut nahm sie seinen Geruch war und sog ihn tief in sich auf. Keine Regung ihres Gesichts verriet ihre Anspannung.
„Was ist geschehen?“ Sie sprach niemanden direkt an schaute aber dem Worgen direkt in die Augen. Die Antwort kam prompt von einer der Frauen:
„Das geht dich nichts an!“ es lag soviel Haß in dieser Stimme, das jemand anderes mit Sicherheit zusammen gezuckt wäre aber Rendra schaute xxx nur weiter in die Augen. Er legte der Frau eine hand auf den Arm und meinte:
„Ssssch. Lass gut sein.“ Für einen Moment kehrte Glanz und Wärme in seine Augen zurück aber es erlosch sofort wieder.
„Aber…“ nun mischte sich die andere Frau mit ein.
„Schluss jetzt!“ seine Stimme wurde hart. „Ich habe meine Entscheidung getroffen und es mit Grual abgesprochen. ICH werde Das sagen, was ich für nötig halte. Bruder xxx bitte verlasst uns für einen Moment.“
Der Priester nahm seinen Stab aus der Ecke und ging ohne ein Wort aus dem Zimmer. Als er an Rendra vorbei kam zischte er: „Wehe Du treibst irgendwelche Spielchen Schurkin. Ich kenne Dich und Deinen Clan. Schon lange seit ihr manch einem in Sturmwind ein Dorn im Auge.“ Rendra nickte ihm nur knapp zu. Als die Tür ins Schloß fiel sprach xxxx mit leiser Stimme:
„Vor zwei Tagen hatten wir überraschend Besuch hier im Gasthaus. Wir hatten eine Zusammenkunft und als wir am aufbrechen waren stürmte eine vermummte Gestalt herein und direkt auf mich zu.“ Er sprach immer wieder mit Unterbrechungen und Rendra vermutete, dass er unter starken Schmerzen litt.
"Ich werde Sein, der Ich Sein werde" :twisted: