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Elienor und Mununa - Oder: Wie bringt man einem kleinen grünen Rouladennadelpiekser Benimm bei?

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Veröffentlich am: 24.09.2013, 17:40 Uhr
Es war ein wunderschöner Sonntagmorgen, die Sonne brannte bereits auf Durotar und beschien all die wundersamen Wesen auf Azeroths: Skorpide, Strandkriecher, Peons und natürlich – die Trolldame Elienor. Diese saß am Pier vor Orgrimmar mit Ihrem Weggefährten Tarcairion, seines Zeichens Blutelf, Hexenmeister und Geschichtenerzähler, ließ die Beine baumeln und angelte, den Knochen ihrer Frühstücksschreiterkeule noch als Reserve lässig im Mundwinkel hängend. Elienor und Tarcairion unterhielten sich, natürlich leise, denn man wollte ja die Fische nicht verscheuchen, über die merkwürdigen Dinge, die sie in letzter Zeit erlebt hatten: über die Erdbeben, verrückt gewordenen Elementare und über den Vulkanausbruch, den man weit entfernt am Horizont auf einer unbekannten Insel zur Zeit beobachten konnte. Die beiden Gefährten waren weit gereist, kannten jeden Winkel der Scherbenwelt. Auch wähnten sie Azeroth zu kennen wie die eigene sprichwörtliche Westentasche, doch der Planet bot immer wieder neue Überraschungen, unerforschte Kontinente, Gebiete und unbekannte humanoide Rassen.

Plötzlich zog sich der Schwimmer der Angel in die Tiefe. Elienor runzelte die Stirn: „So einen dicken Brummer hatte ich ja schon lange nicht mehr an der Angel. Guck mal, wie tief der Schwimmer reingeht. Tarcairion, leg schon mal den Kescher bereit. Ich zieh den Fisch jetzt raus.“ Und so holte sie die Angel ein und zog kräftig an der Schnur, aber die Angel bog sich unter dem Gewicht. Also stemmte sich die Trollin dagegen. Nach einer geraumen Weile gab das Gewicht dem Zug nach, ein kleiner grüner Ball flog in hohem Bogen aus dem Wasser, landete auf dem Pier und Elienor auf ihrem Allerwertesten. Doch das, was da auf dem Pier kauerte, war kein Ball und auch kein Fisch. Das kleine humanoide Wesen wirbelte herum, zückte zwei Dolche und rannte mit lautem Geschrei auf die beiden zu. Elienor reagierte blitzschnell, indem sie, während sie sich in einer fließenden Bewegung wieder auf die Beine zog, den kleinen Schreihals am Knöchel packte, herumdrehte und am weit ausgestreckten Arm von sich hielt.

„Huah! HUUAAAAHHH! Lass mich runter, du blauer Riesenkloß! Sonst vergifte ich dich mit meinen Dolchen“, brüllte das Mädchen und versuchte, zuzustechen. Dabei baumelte sie, immer noch durch Elienor fest am Knöchel gepackt, kopfüber vor und zurück, die grünblauen Haare, die sie zu Affenschaukeln geflochten hatte, hingen herunter und mit jedem Schwung klimperten Goldstücke und glitzernde Gegenstände aus ihren Taschen.

Elienor nahm den Schreiterknochen aus dem Mundwinkel und lachte herzhaft: „Was, mit den Rouladennadeln willste mich erdolchen? Wirklich allerliebst! Mal abgesehen davon, dass du mit den Dingern nich' mal 'ne Schabe töten kannst, ist dein ganzes supergiftiges Gift schon lange weggewaschen. Falls es dir noch nich' aufgefallen is', ich hab dich grade ausm Wasser gefischt. Aber weißte was? Ich behalt dich trotzdem. Ohne die Piekser biste ja ganz niedlich. Und ich wollte immer schon 'nen Gnom als Haustier.“
„Ich bin kein Gnom, du tumbe, klumpfüßige Ausgeburt von einem Troll! Ich bin ein GOBLIN! Verwechsel mich ja nicht noch einmal mit diesen kleinen rosa Hefekloßschweinchen! Ich komme nicht aus dem verstrahlten Gnomeregan, sondern aus Kezan!“
„Gesundheit!“
„Ahhh, du bist ja dümmer als ein Hogger. Und die sind schon blöder als Brot. Kezan ist die Insel, die du da am Horizont siehst. Wir mussten alle vor dem Vulkanausbruch fliehen. Und jetzt lass mich endlich runter, sonst....!“
„Sonst was?? Willste mich mit bunten Tüchern tottanzen? Für jemanden in deiner Größe und Situation haste 'n viel zu großes Maul. Wenn dir jetzt nicht 'n Trick einfällt, biste geliefert. Ich schaff dich zu Garrosh Höllschrei, unserem Kriegshäuptling. Soll der sich 'ne Waffel machen, was man mit die anstellen kann.“

Das kleine grünhäutige Mädchen mit den spitzen Ohren kniff die Augen zusammen: „Trick? Den kannst du haben. Ich bin nämlich ein Schurke. Und weißt du, was Schurken können? Die können... VERSCHWINDEN!“ Sprach's und war tatsächlich mit viel Staub und einem lauten PUFF! verschwunden.
„HAHAHA! Du kriegst mich nicht!“, rief es aus dem Nichts.

Jetzt war es Elienor, die die Augen zusammenkniff. „Na warte“, knurrte sie und rammte ihre Totems in die Erde.
„Verflixt! Warum kann ich mich nicht mehr bewegen? Au! AUUUU! Das brennt!“, jammerte die Kleine und wurde wieder sichtbar. In der Zwischenzeit hatte der dumme blaue Riesenkloß, der anscheinend doch nicht so dumm war, wieder die Angel ausgeworfen und hakte diese von hinten in den Gürtel des „Opfers“ ein.
„Tja, offenbar haste 's noch nie mit 'nem Schamanen zu tun gehabt, sonst wüssteste, dass ein Magmatotem und ein Erdgrifftotem die Gegner Wurzeln schlagen lässt und sie aus der Verstohlenheit katapultiert. Wenn man Schmerzen hat, kann man nämlich keine Zauber aufrecht erhalten. Klar soweit? Du hast Riesenglück, dass Kannibalismus mittlerweile verboten is', sonst würd' ich dich mit 'nem Goldrindenapfel und 'ner saftigleckeren Karotte garniert zum Abendessen verspeisen. Bis zum Mittag wärste wahrscheinlich noch nich' gar. So, und jetz' sagste mir, wie du heißt, damit Garrosh weiß, mit welchem Mistkäfer er es zu tun hat.“ Während sie sprach, hatte Elienor die Angel eingeholt und das Mädchen schwebte, am Hosenbund gehalten, in Augenhöhe vor dem Troll. Doch anstatt seinen Namen preiszugeben, verschränkte der Goblin die Arme vor der Brust, machte ein finsteres Gesicht und presste die Lippen fest aufeinander.

Tarcairion, der das ganze Spektakel bisher blinzelnd und mit heruntergeklappter Kinnlade verfolgt hatte, hatte nun auch seine Fassung wiedergewonnen. Sich räuspernd und mit verschwörerischer Miene trat er an Elienor heran: „Verzeiht, meine Gnädigste, vielleicht fehlt diesem entzückenden kleinen Wesen ein wenig wohlige Wärme, um es weiterhin zum Sprechen zu bewegen. Dürfte ich das für Euch übernehmen“ Die Trolldame überlegte, dann dämmerte ihr, was er meinte und grinste den Blutelfen an: „Klar, mach mal!“
Also hockte Tarcairion sich hin und beschwor einen kleinen Feuerwichtel, der, wenn er sich erst einmal auf sein Ziel fixiert hat, nicht mehr so leicht davon ablässt. Der weißblonde Elf bugsierte den Dämon unter den Goblin und zeigte darauf: „Hier, mein Kleiner. Nur zu, da hast du was zum Spielen.“

Der Wichtel, ein kleines Knäuel voller Freude und Feuer, versuchte mit viel Gekicher und Gekreische den Goblin zu erreichen, indem er aus dem Stand nach oben sprang. Nach mehreren vergeblichen Anläufen wagte der Feuerwichtel eine andere Strategie. Er hielt die Handflächen gegeneinander und formte mithilfe eines dämonischen Zauberspruchs einen glühendroten Feuerball. Mit schreckgeweiteten Augen rief das Goblinmädchen plötzlich: „Nein! Nein! Hört auf, hört auf, ich sags euch ja! Nehmt nur dieses fürchterliche Monster weg!“ Auf das Flehen hin bellte Tarcairion einen Befehl auf Dämonisch, worauf Gib'Thok, so hieß der Wichtel, enttäuscht die Ohren hängen und den Feuerball fallen ließ, um anschließend im Nether zu verschwinden.

Elienor, eine Hand in die linke Hüfte gestemmt und die Angel in die rechte, forderte nun: „Also los, raus mit der Sprache. Wer biste, was biste, wie alt biste!“
Resigniert seufzte das Mädchen: „Ich heiße Mununa, bin 14 Jahre alt und bin ausgebildeter Schurke und Alchimist.“
„Alchimist. Mh. Soso. Vielleicht biste ja doch ganz nützlich. Na mal gucken, was Garrosh dazu sagt. Tarcairion, Herzchen, kommste mit?“
„Aber selbstverständlich, meine Teuerste. Wie könnte ich mir eine solche Geschichte entgehen lassen?“
Und so setzte sich die seltsame Prozession in Bewegung, Mununa voran, an der Angel schwebend, dahinter Elienor, die die Reste von ihrer Schreiterkeule knabberte und zuletzt Tarcairion, der im Laufen hektisch in seiner Tasche kramte und Schreibpergament und Feder herausholte, den Pier hinauf und vorbei an der Blockade von Dranoshar.....

..... Fortsetzung folgt.