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Korrektes Verhalten auf dem Dorffest

AutorNachricht
Veröffentlich am: 06.04.2011, 14:55 Uhr
In den letzten Jahren musste ich immer öfter feststellen, das einige Leute aus der Stadt nicht wissen, wie man sich auf einem Dorffest verhält. Um unnötige Reibereien mit den einheimischen Dorfbewohnern zu vermeiden, diese sind nicht zu unterschätzen, folgen hier ein paar allgemeingültige Benimmregeln.

1) Nur ein Bier bestellen geht gar nicht. Damit sagt man, das man ne knickerige Sau ist, keine Freunde hat oder Antialkoholiker ist, quasi das Allerletzte.

2) Also immer mindestens zehn Stück, einen Meter oder ein ganzes Tablett. Nie vorher abzählen, wie viel Leute um einen herumstehen und dann die genaue Anzahl bestellen. Am besten irgendeine Zahl über die Theke grölen und ab dafür.

3) Ganz falsch: Die Umstehenden fragen, ob sie überhaupt noch ein Bier haben wollen. Wichtige Regel: Gefragt wird nicht, saufen ist schließlich kein Spaß.

4) Wenn der Stoff da ist, nicht blöd rumgucken und überlegen, wem man denn eins in die Hand drücken soll. Am besten die Gläser wild in der Umgebung verteilen, denn nur so zeigt man seine Großzügigkeit. Nur der kleinkarierte Pisser stellt sich da an.

5) Wer zahlt wann welche Runde? In der Regel kommt jeder der Reihe nach ran. Ganz miese: Die ersten neun Runden an der Theke mitsaufen und dann, wenn man an der Reihe ist, plötzlich pissen gehen. Der erste Besteller bestimmt meist die Dauer des Projekts: Wenn er zwölf Bier bestellt, müssen alle solange mitmachen, bis zwölf Runden durch sind. Wichtig ist, das der Strom nie abreißt. Also wenn alle noch die Hälfte im Glas haben, sofort die nächste Runde ordern und das neue Glas in die Hand drücken. Was voll peinlich ist: Mit zwei Gläsern in der Hand an der Theke stehen, deshalb ist Tempo angesagt beim reinschütten, ist schließlich kein Kindergeburtstag.

6) Richtig fiese Schweine bestellen zwischendurch noch ne Runde Korn oder die absolute Hölle, "Jägermeister". Hier wird es ernst. Sollte sich sowas andeuten, kann man bloß noch die Flucht ergreifen. Merke: Biersaufen kann man mit etwas Planung und Glück auf einem Dorffest überleben. Aber nach Jägermeister weigert sich sogar der Notarzt, diese Schweinerei wiederzubeleben.

7) Konsequent durchgezogen, bist Du normalerweise auf dem Zelt um halb Neun stramm wie die Kesselflicker. Geht natürlich nicht, weil Du kannst ja noch nicht nach Hause, wegen Verdacht auf Weichei. Was also dann? Pause machen! Dafür sind in der Regel zwei Sachen vorgesehen: Bratwurstfressen und Tanzen.

Und damit kommen wir zu

8a) Bratwurstfressen
Vorteil: An der Bude gibt es keinen Jägermeister, da bist Du also sicher vor der Alkoholvergiftung durch andere. Nun sind die Bratwurststände auf Dorffesten immer so konzipiert, das die Nachfrage immer größer ist als das Angebot. In der Bude arbeiten auch meist Fachkräfte, denen man beim grillen die Schuhe besohlen kann. Einzige Qualifikation: Sie können mit einem Sauerstoffanteil in der Luft von unter 1% überleben, deswegen wirken sie auch so scheintot. Nun sagt der Laie: Wat`n Scheiß, das könnte man doch viel besser organisieren, zackzack kämen die Riemen über`n Tresen.Falsch: Die mickerigen Bratwurstbuden mit den Untoten am Grill stehen da nicht aus Versehen, sondern absichtlich. Hier kann man Asyl beantragen von der Sauferei und je länger man auf den verkohlten Prengel warten muss, desto größer die Überlebenschance.

8b) Tanzen
Im Vergleich zu Bratwurstfressen natürlich die schlechtere Wahl, weil anstrengend und mit Frauen. Aber irgendwann geht halt kein Riemen mehr rein in den Pansen und Du musst in den sauren Apfel beißen. Also zack, einen Rochen von den Bänken gerissen und irgendwie bescheuerte Bewegungen machen. Wenn Du Glück hast, spielt die Kapelle mehr als zwei Lieder und Du kannst Dir ein paar Bier aus den Rippen schwitzen. Hast Du Pech, kommt sofort nach dem ersten Lied der Thekenmarsch und Du stehst wieder da, von wo Du gerade geflohen bist.

9) Es gibt da aber auch noch die Sektbar, eine richtig gruselige Bude, quasi die Abferkelbox im Festzelt. Hier ist es so voll und eng, hier bleibst Du noch stehen, wenn`s eigentlich nicht mehr geht. Es soll schon Kriegsverletzte gegeben haben, denen hat man in der Sektbar beide Beinprothesen geklaut und sie haben es nicht einmal gemerkt. Doch der Preis, den Du für die Stehhilfe zahlst ist hoch: Du musst Sekt saufen aus so mickerigen Blumenvasen, die man von der Spermaprobe beim Urologen kennt. Wenn`s keine Sektbar gibt, gibt`s meist ne Cocktailbar, Cocktail heißt im Zelt aber nicht Caipirinha oder Margarita, sondern Fanta/Korn oder Korn mit Fanta. Also vorsichtig. Hier kann es ganz schnell zu Ende gehen. Eine Alternative für den ganz schnellen Weg in`s Nirvana ist noch der Zaubertrank: Korea. Vom Preis-Leistungs-Verhältnis her eine reelle Sache: So besäuft sich der kritische Verbraucher und hat es ruckzuck geschafft. Doch bevor Du nach Hause darfst, kommt noch ein ganz wichtiger Punkt, nämlich.......

10) Kotzen
Klingt scheiße, Du wirst aber dankbar sein, wenn Dein Körper Dir dieses Geschenk bereitet. Du hast Platz für neue Bratwürste und vielleicht sogar Glück, das Du die letzten zwanzig Bier noch erwischst, bevor sie Dein Hirn erreicht haben. Der Profi jedenfalls kotzt oft und gern. So, jetzt wären wir auch schon bald beim Nachhause gehen. Ha Ha . Wenn Du den Zeitpunkt verpasst hast, und Du kommst vom pissen oder Bratwurstkotzen wieder in`s Zelt, und es sind bloß noch zwanzig Mann übrig, ätsch, Arschkarte gezogen. Denn jetzt heißt es..........

11) Die Letzten
Ab jetzt geht es um so spannende Sachen wie Fassaussaufen - es ist immer mehr drin, als Du denkst. Oder Absacker trinken, wenn`s ein Jägermeister ist, kannst Du Dir gleich den Umweg über den Notarzt sparen und den Bestatter anrufen. Jeder passt jetzt auf, dass keiner heimlich abhaut. Die Ersten sacken einfach so vor der Theke zusammen, damit sie jedenfalls nicht noch mehr saufen müssen. Vorteil dieser Phase des Dorffestes: Du musst nicht mehr extra nach draußen latschen für pissen und kotzen, geht jetzt alles vor Ort.

12a) Nach Hause
Fällt aus. Mach Dir keine Illusionen: Alleine schaffst Du es nicht mehr, Taxis gibt`s nicht auf dem Land, und wenn, würden sie Dich nicht mitnehmen. Deine Frau kommt nicht, um Dich zu holen, die ist froh, dass dieses Wrack nicht in der Wohnung liegt und der Gestank in die Möbel zieht. Was bleibt ist....

12b)Der Morgen danach
Die ersten Sonnenstrahlen brechen durch die Ritzen in der Festzeltplane. Du wirst wach von einem Zungenkuss, wie Du ihn noch nie in Deinem Leben gekriegt hast. Leidenschaftlich küsst Du zurück. Dann machst Du Deine verklebten Augen auf und blickst in das fröhliche Gesicht des zottigen Köters vom Zeltfritzen. Und mit einem eigenen Beitrag zum Thema Würfelhusten fängt der Tag wieder an. Dein Kopf fühlt sich an wie nach einem Steckschuss. Jetzt hilft nur noch: Hoffen, das Dein Hirn keine bleibenden Schäden von gestern abbekommen hat, und Stützbier, bis die Maschine wieder halbwegs normal läuft..........

habs nicht selbst verfasst und nur ein paar Rechtschreibfehler behoben. Muss jetzt mal was arbeiten.