Warum ich das Flugverbot gut finde
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![]() ![]() ![]() Angemeldet seit: 27.02.2011 Beiträge: 121 |
Quelle : http://www.vanion.eu/world-of-warcra...ut-finde/9141/ Ein Thema, an dem sich die Geister scheiden, ist das Flugmountverbot auf Draenor. Ich halte das Verbot für richtig und möchte erklären weshalb. Außerdem werde ich beantworten, warum es alle Spieler betreffen muss. Aber dazu komme ich erst später. Warum bin ich gegen die Flugmounts? Ich habe nichts dagegen, dass Spieler fliegen können. In vielen Spielen kann man fliegen und meistens macht es sogar großen Spaß. Was mich an dem Modell von WoW so stört, ist die völlige Abstinenz von jedwedem Gameplay. Das Fliegen in WoW steuert sich exakt wie ein Cheat-Code. Genauso fühlt es sich an, genauso sind die Konsequenzen. Es gibt kein geschicktes Manövrieren wie beim Fliegen in GTA. Es gibt auch keine Gegner in der Luft, auf die man achten müsste. In der Scherbenwelt gab es Regionen, in denen wurde man beschossen, sodass man ausweichen musste, wenn man nicht vom Mount stürzen wollte. Aber davon war seither nichts mehr zu sehen. Da das Fliegen so abgekoppelt ist vom sämtlichem Gameplay, empfinde ich es nicht als Teil des Spiels, sondern als Möglichkeit, Teile des Spiels zu umgehen. Eben wie ein Cheat-Code. Die Konsequenzen kennt jeder. Die Spielwelt ist zwar voll von Monstern, Mauern, Klippen, Brücken und verschlungenen Pfaden... aber all das wird ignoriert und umflogen. Die Welt, in der alles Spielen stattfindet, wird so zur reinen Kulisse. Am besten zeigt sich das in Gebieten wie dem Jadewald. Der Jadewald wird dominiert von seinen Bergen und Tälern, Flüssen und Seen. Überall gibt es Dörfer und Tempel, ob an Hügeln oder Klippen, und verbunden sind sie nicht selten durch elegante Brücken. Aber habt ihr schon mal jemanden auf diesen Brücken gesehen? Sie sind ausgestorben, nutzlos, reine Kulisse – sie sollen schön aussehen, aber sind frei von Funktion. Film und Theater leben von pompösen Kulissen, die mehr vorgaukeln als wirklich da ist. In Spielen sollte das nicht so sein. Die Welt eines Rollenspiels sollte mehr sein als eine hübsche Kulisse, die man sich mal eben anschaut, wenn einem danach ist. Sie sollte gefährlich sein und von Nutzen. Wäre es nicht grandios, wenn auf all den Pfaden und Brücken Spieler umherwandern würden, fast so, als handle es sich bei World of Warcraft um eine echt kleine Welt, deren Bewohner die Spieler selbst sind? Das ist die Utopie, die ich von einem MMORPG erwarte. Was bringt das Verbot von Flugmounts? Warum sollte man eine Klippe in ein Spiel setzten, die jeder überfliegen kann? Wie macht man eine Welt gefährlich, wenn jeder Gegner ignoriert werden kann? Und wieso sollten Spieler zusammenarbeiten, wenn es keine gefährlichen Situationen mehr gibt? Wenn man die Spieler in eine Situation bringt, in der sie nicht nach Belieben alles umfliegen können, müssen sie sich mehr mit ihrer Umgebung auseinandersetzen – mit den Gegnern, den Mitspielern und der geografischen Lage, in der sie sich befinden. Kurz: Die Spieler machen sich mehr Gedanken und werden stärker ins Spielgeschehen involviert. Warum kann man wohl in Dungeons, Schlachtfeldern, Arenen und Raids nicht fliegen? Weil dadurch Mechaniken umgangen werden können und jede Form des Fortschreitens unmöglich wird. Ist ein Endboss noch ein Endboss, wenn man ihn auch als Erstes besiegen kann? Und warum ist ein Endboss überhaupt eine Bedrohung, wenn sich seine Horde von Lakaien einfach ignorieren lässt? Wenn man Spannung haben will, muss sichergestellt sein, dass man sich nicht jedem Widerstand entziehen kann. Dies zeigt sich in allen instanzierten Spielinhalten. Falls es nicht geschafft wird, in der Spielwelt Bedrohungen und Gefahren zu installieren, warum sollten sich unsere Charaktere denn dann überhaupt mit den Gegenden und Feinden befassen? Hiermit komme ich zum Rollenspielaspekt. Ich weiß, die meisten interessieren sich nicht für diesen, aber eine Spiel, das sich als RPG bezeichnet, sollte sich auch danach messen lassen. Und da frage ich mich eben, warum unsere Widersacher viel Zeit damit verschwenden, Mauern zu errichten und Armeen zur Verteidigung auszuheben, wenn es sowieso alles gefahrlos überflogen werden kann? Diese Absurdität scheint mittlerweile auch abseits der Flugmounts tief ins Spiel gesickert zu sein. Zum Beispiel zieht sich durch Pandaria eine gigantische chinesische Mauer... zur Abwehr von Käfern, die fliegen können. In diesem Cinematic zeigt sich eindrucksvoll das logische Paradoxon, dass das Fliegen all zu häufig mit sich bringt: Den Mantid gelingt es, die Mauer zu zerstören, um dann über die heilen Stellen hinüberzufliegen. Als Spieler mit Flugmount denkt man sich vermutlich dasselbe wie die Mantid auf ihrer Seite der Mauer: „Warum nicht einfach über alles hinwegfliegen?“ Ist sichergestellt, dass die Spieler auf dem Boden wandeln, lässt sich außerdem das komplette Spielerlebnis besser planen und inszenieren. Laufen Spieler einen Pfad entlang, so wissen die Entwickler genau, wann sie was aus welchem Winkel erblicken werden. Sie können die Szenerien und deren Umgebung perfekt gestalten. Sie können die Stimmung beeinflussen und die Spieler vor natürliche Rätsel und Hindernisse stellen. Wo komme ich am ehesten diese Klippe hinauf, wo überquere ich am besten diesen Fluss, oder wie komme ich nur an diesem Elite-Gegner vorbei? So lassen sie die Spieler eleganter leiten als durch Questmarkierungen. Auf dem Boden sind die Spieler dem ausgeliefert, was die Entwickler ihnen zeigen, erzählen und sie fühlen lassen möchten. Mit heutigen Flugmounts kann man alle Hindernisse der Spielwelt ignorieren und töten, was zu töten ist. Das ist effizient. Aber es ist ein miserables Spieldesign, das logisch höchst fragwürdige Geschichten und sinnentleerte Welten entstehen lässt. Sämtliche Glaubwürdigkeit wird damit im Keim erstickt. Warum muss jeder auf seine Flugmounts verzichten? Diejenigen, die gerne auf dem Boden reiten wollen, sollen dies gefälligst tun und der Rest soll einfach weiter fliegen dürfen. So die oft zu lesende Forderung. So einfach ist es aber nicht. Es gibt gute Gründe dafür, warum ein Verzicht auf Flugmounts nur dann sinnvoll ist, wenn sich alle daran beteiligen. Da ist zum einen das MMORPG-Konzept einer belebten Spielwelt. Spieler sollen sich begegnen, sich bekämpfen, sich helfen und der Welt ein Leben einhauchen, wozu NPCs nie in der Lage wären. Wer über alle Inhalte hinwegschwebt, ist zwar im Spiel, aber zugleich nicht Teil des Spiels. Auf fliegende Spieler ist in der Regel kein spielerischer Eingriff möglich. Sie haben damit dieselbe Relevanz für Spielwelt und Mitspieler, als wenn sie offline wären. Dabei sollten sich doch eigentlich die Spieler gegenseitig beeinflussen, durch Flugmounts wird dies jedoch massiv unterbunden, was nicht im Genre-Interesse liegen kann. Das Flugmountverbot bereichert so das tatsächliche Spielgeschehen, das nur auf dem Boden stattfinden kann, um Millionen stets aktive Teilhaber. Dann ist da noch der bereits erwähnte Rollenspielaspekt. Angenommen man entscheide sich dafür, Gebiete wie Eiskrone reitend zu spielen und somit Mauern und Gegner ernst zu nehmen. Leider hilft das der Glaubwürdigkeit herzlich wenig, wenn nebenher alle anderen Spieler trotzdem drüberfliegen. Es ist eine reine Farce. WoW ist eben kein Singleplayer-Spiel. Wenn ich „so tun möchte als ob“, kann ich mich auch aufs Bett legen und im Anblick der Decke vor mich hin phantasieren. Ich spiele aber Rollenspiele nicht um „so zu tun als ob“. Ich verlange ein Mindestmaß an Glaubwürdigkeit, und das Medium Spiel hat die einzigartige Möglichkeit, genau das bieten zu können. Es ist nun mal ein gigantischer Unterschied, ob etwas tatsächlich abenteuerlich ist, oder ob man sich vorgaukelt, es wäre so. Außerdem gibt es einen sozialen Aspekt. Wieder muss ich das Offensichtliche wiederholen, denn viele scheinen es vergessen zu haben: WoW ist ein Multiplayer-Spiel. Wenn ich mich dafür entscheide, nur auf dem Boden zu reiten, aber mit anderen zusammenspiele die fliegen, dann will ich nicht das Arschloch sein, das die gesamte Gruppe aufhält. Es ist wie mit Regeln im Sport. Nur weil mir als Einzelner die Abseitsregel nicht passt, bringt es weder mir noch meiner Mannschaft etwas, wenn ich die Existenz der Regel einfach ignoriere. Spielt man mit anderen zusammen, dann gehört es nun mal zur Regel, dass man Flugmounts nutzt, wo sie genutzt werden können. Und damit sind wir auch schon am wichtigsten Punkt. Nämlich bei der Tatsache, dass Inhalte, in denen man fliegen darf, von den Entwicklern zum Fliegen konzipiert werden! Ich kann nicht einfach eine Aufgabe, die für Flugmounts ausgelegt worden ist, ohne Flugmount erledigen und so tun, als gäbe es keine Flugmounts. Ob ein Inhalt mit oder ohne Flugmounts im Sinne entworfen worden ist, ist ein gewaltiger Unterschied. Zonen und Aufgaben auf dem Boden werden nach den Bedürfnissen designt, die man als nicht-fliegen-könnender Spieler hat. Wenn Zonen und Aufgaben für fliegende Spieler designt werden, wird auf die Bedürfnisse von nicht-fliegenden Spielern keinerlei Rücksicht genommen. Ein Inhalt ohne Flugmount ist etwas anderes als ein Inhalt mit Flugmount, bei dem man sein Flugmount weglässt! Letztendlich lässt sich Folgendes festhalten: Nur weil man die Existenz einer Missliebigkeit ignoriert, lässt es diese nicht einfach verschwinden. Warum das sowieso alles nicht so schlimm ist! Jetzt kommen wir zum allerwichtigsten Abschnitt dieser ganzen Kolumne! Und zwar finde ich, wird das ganze Thema gnadenlos überdramatisiert. Darum nehme ich mir die Zeit, auf einige Missverständnisse einzugehen. Das Verbot von Flugmounts sei nichts anderes als ein Timesink, der die Zeit zum Erledigen von Aufgaben sinnlos erhöhen soll, heißt es. Ich glaube das nicht. Diese Überlegung entsteht durch den Irrglauben, dass in Zukunft Inhalte für Flugmouts designt werden würden, welche die Spieler dann mit Bodenmounts spielen müssten. Wenn dem so wäre, wäre das tatsächlich ein frecher Timesink. Aber das kann ich mir nicht vorstellen. Wenn man nur Bodenmounts wird benutzen können, dann werden auch die Aktivitäten für Bodenmounts ausgelegt sein. Am benötigten Zeitaufwand dürfte sich also rein gar nichts ändern. Ich denke, man plant bei Blizzard recht genau, wie viel Zeit ein einzelner Inhalt in Anspruch nehmen soll. Sagen wir ein Daily-Questhub soll 20 Minuten dauern. Wenn man einen Questhub mit Flugmounts bespielen können wird, wird er so designt werden, dass es mit Flugmounts 20 Minuten dauert. Wenn man einen Questhub nur mit Bodenmounts bespielen können wird, wird er so designt werden, dass es mit Bodenmounts 20 Minuten dauert. An der Zeit ändert sich also rein gar nichts. Es ist auch nicht das Ziel, dass man in Zukunft eine halbe Stunde lang von A nach B wird reiten müssen. Das ist Panikmacherei, nichts weiter. Auf Draenor wird es immer noch Flugrouten geben. Da man ansonsten nicht fliegen können wird, kann man sich sicher sein, dass mehr Flugrouten zur Verfügung stehen werden als bisher. Außerdem wurde bereits bestätigt, dass die Routen recht geradlinig verlaufen sollen, und nicht verschnörkelt wie teilweise in Classic. Für die, die es nicht wissen: Flugroutenmounts fliegen schneller als die Flugmounts der Spieler. Das Reisen wird auf Draenor also nicht mehr Zeit in Anspruch nehmen als bisher! Das Einzige, was sich ändern wird, ist das Verfahren mit Aktivitäten, wenn man an seinem Reiseziel angekommen ist. Wenn Blizzard alles richtig macht, wird das Flugmountverbot den Spielern keinen größeren Zeitaufwand aufhalsen! Schließlich werden alle Aktivitäten auf den Gebrauch von Bodenmounts designt und vom Zeitaufwand her gut getunet sein. Wenn das Farmen oder die Archäologie in WoD im einzelnen weniger schnell vonstatten geht, dann erhöht Blizzard eben einfach den Ertrag pro Aktion, sodass die Gesamtzeit identisch bleibt. Falls dem nicht so sein sollte, ist ganz einfach das Tuning falsch, was sich leicht ändern lässt. Also bitte keine Panik. Zu guter Letzt bleibt noch zu sagen, dass man die Änderung doch bitte mal in vollem Kontext selber ausprobiert haben sollte, bevor man sie verteufelt. Wer weiß, womöglich gefällt es ja sogar dem ein oder anderen, der gar nicht damit gerechnet hätte. Aber wenn man verbittert von vornherein mit der Einstellung rangeht, es könne einem ja eh nicht gefallen, dann braucht man sich auch nicht darüber wundern, dass man tatsächlich keinen Gefallen daran findet. Also gebt der Sache doch bitte erst mal eine Chance. In der Ruhe liegt die Kraft
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