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Unzerschlagen - Teil 2

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„Fortgegangen? Wohin? Wann?”
„Gerade eben. Sie hat nicht gesagt, wo sie hinwollte. Sie war irgendwie merkwürdig... sagte, sie wolle... wie heißt das nochmal?“
Der Zerschlagene dachte kurz angestrengt nach und nickte dann, als seine Erinnerung zurückkehrte.
„Genau! Sie sagte, sie wolle ‘aufsteigen’ gehen.”
Nobundo rannte so schnell ihn seine Beine trugen. Als er endlich die Berggipfel erreichte, brannten seine Lungen wie Feuer. Er hustete dicken grünen Schleim und seine Beine zitterten unkontrollierbar.
Auf der kleinen Anhöhe, die zur Klippe führte, sah er sie. Sie stand am Rand und schaute hinunter.
„Korin! Nicht!”
Sie blickte zu ihm herüber und schenkte ihm ein schwaches Lächeln. Dann drehte sie sich um, trat still einen Schritt nach vorne und versank in einer dicken Wolke aus Dampf.
Nobundo erreichte den Rand und blickte hinunter, doch er sah nichts außer dem schwachen Leuchten, weit, weit unter sich.
Du bist zu spät gekommen.
Und wieder hatte er versagt, so wie er dabei versagt hatte, die Frauen von Shattrath zu retten. Nobundo schloss die Augen und rief in Gedanken zum Licht: Warum? Warum hast du mich verlassen? Habe ich dir nicht stets treu gedient?
Wieder erhielt er keine Antwort. Nur eine sanfte Brise, die die Tränen auf seinen Wangen trocknete.
Vielleicht hatte Korin Recht. Tief in seinem Inneren wusste Nobundo genau, warum sie es getan hatte: sie wollte nicht so werden, wie die Verirrten. Vielleicht hatte sie den einzigen Ausweg gefunden.
In dieser Welt gab es nichts mehr für ihn. Es wäre so einfach, diese letzen Schritte zu gehen, über die Kante zu laufen und dem Elend ein Ende zu setzen.
Ganz in der Nähe trat eine Gestalt hinter den gezackten Felsen vor und machte sich bereit, laut zu rufen...
Doch selbst jetzt, da er von seinem eigenen Volk verstoßen wurde, vom Licht verlassen war und von den Seelen gequält wurde, die er nicht hatte retten können... konnte Nobundo nicht aufgeben.
Die Brise wandelte sich zu einem starken Wind, der die Dampfwolken zerriss und Nobundo kraftvoll vom Rand wegdrückte. In seinem Rauschen hörte er deutlich ein einzelnes Wort: Alles...
Nobundo lauschte angestrengt. Sicherlich hatte er jetzt ganz den Verstand verloren und sein Geist spielte ihm einen Streich.
Die Gestalt hinter den Felsen ging wieder in Deckung und beobachte weiter aus der Stille.
Der Wind wurde erneut stärker. Alles, was...
Mehr Worte. Welch Wahnsinn war das? Das war nicht das Werk des Lichts. Das Licht „sprach“ nicht. Es war Wärme, die den Körper erfüllte. Das war etwas Neues, etwas Anderes. Ein letzter Windstoß glitt über die Anhöhe und zwang Nobundo, sich zu setzen.
Alles, was existiert... lebt.
Nach all diesen Jahren des Flehens hatte Nobundo endlich eine Antwort bekommen. Eine Antwort, die nicht vom Licht kam...
Sondern vom Wind.

Nobundo hatte von Ritualen der Orcs gehört, die sich mit den Elementen befassten: Erde, Wind, Feuer und Wasser. Sein Volk hatte vor dem mörderischen Feldzug der Orcs einige der Mächte dieser “Schamanen” beobachtet, doch solche Dinge waren für die Draenei völlig fremdartig.
In den nächsten Tagen kehrte Nobundo täglich zu der Klippe zurück, auf der er das Flüstern im Wind vernommen hatte. Es war für ihn die Gewissheit, dass er nicht alleine war und ein verlockender Hinweis, dass ein Schatz an Wissen ihn erwartete. Manchmal war die Stimme im Wind sanft und beruhigend, manchmal eindringlich und energisch. Hin und wieder nagte der Zweifel an Nobundo und er fürchtete, dass er vielleicht doch dem Wahnsinn verfallen war.
Am fünften Tag, als er nahe am Rand der Klippe saß, hörte er ein krachendes Geräusch wie Donner, obwohl der Himmel klar war. Er öffnete die Augen und sah, wie eine große Feuersäule jenseits des Klippenendes aus der Kluft in die Höhe schoss. Die Flammen breiteten sich aus. In ihrem flackernden Tanz konnte Nobundo sich wiegende, nebelhafte Gestalten entdecken. Als das Feuer sprach, klang es wie ein großer, mächtiger Sturm.
Geht zu den Bergen von Nagrand. Hoch oben auf den Gipfeln werdet Ihr einen Ort finden... an dem Eure wahre Reise beginnen wird.
Nobundo dachte kurz darüber nach und antwortete: “Um dorthin zu gelangen muss ich die Lager der Unberührten durchqueren, die für meinesgleichen verboten sind.”
Das Feuer wurde mit einem Schlag größer. Er konnte die Hitze auf seinem Gesicht spüren. Stellt die Gelegenheit, die Euch geboten wurde, nicht in Frage!
Die Flammen erloschen.

Geht mit hoch erhobenem Haupt, denn Ihr seid nicht mehr alleine.
Ganz in der Nähe duckte sich Nobundos ständiger Beobachter tiefer hinter seinem Versteck. Auch wenn er die Elemente nicht wie Nobundo hören konnte, hatte er die Flammen und ihre tanzenden Bilder gesehen. Es war nicht verwunderlich, dass Nobundo, wenn er in die Augen seinen Beobachter geblickt hätte, völliges Erstaunen gesehen hätte.

In den nächsten beiden Tagen machte sich Nobundo auf seine beschwerliche Reise. Der Wind lag ihm ständig im Rücken und flüsterte ihm ins Ohr. Er erfuhr, dass die Orcschamanen mit den Elementen gesprochen hatten, doch die Verbindung war abgebrochen, als sie sich der teuflischen Magie verschrieben hatten. Er hätte noch mehr erfahren können, doch Nobundo hatte oft Schwierigkeiten, alles zu verstehen. Es war, als ob das Gespräch gefiltert oder gedämpft wurde.
Mehrmals auf seinem Weg meinte er, Schritte irgendwo hinter sich zu hören. Immer wenn er sich umdrehte, hatte er das Gefühl, dass wer oder was auch immer ihm folgte sich im letzten Moment versteckte. Er fragte sich, ob es wohl die Elemente waren. Oder nur ein Hirngespinst.
Als er schließlich an den Lagern der Unberührten ankam, war die Sonne schon längst vom Himmel verschwunden. Dennoch hatten Wachleute sein Näherkommen schon bemerkt. Als er das Gebiet des Lagers erreichte, wurde er bereits von zwei Wächtern erwartet.
„Was wollt Ihr hier?” fragte der größere der beiden Wächter.
“Ich möchte nur auf dem Weg zum Gebirge passieren.”
Einige Mitglieder des Lagers waren hergekommen und betrachteten Nobundo misstrauisch.
“Wir haben strenge Anweisungen. In den Lagern sind keine Krokul erlaubt. Ihr müsst woanders hingehen.“
“Ich möchte nicht in Eurem Lager bleiben, ich will nur hindurchgehen.” Nobundo trat einen Schritt nach vorne.
Der größere der Wächter ließ seine Hand hervorschnellen und schob Nobundo zurück. „Ich habe Euch gesagt —“
Plötzlich zerriss ein ohrenbetäubendes Donnern die Luft und wo noch Sekunden zuvor klarer Himmel war, verdunkelten nun schwarze Wolken den Himmel und vergossen sintflutartigen Regen. Der Wind, der Nobundo sanft vorangetrieben hatte, wehte nun mit unfassbarer Stärke und drängte die beiden Wachen zurück. Das Unglaublichste war jedoch, dass der Wind und der peitschende Regen sich um Nobundo herum bewegten und die beiden Wachen bedrängten, die in den feuchten Schlamm fielen.
Nobundo verfolgte die Geschehnisse mit vor Verwunderung aufgerissenen Augen. „Das bedeutet es also“, sinnte er nach, “die Elemente auf seiner Seite zu haben.” Er lächelte.
Die Mitglieder des Lagers flüchteten Schutz suchend in ihre Höhlen. Die Wachen starrten Nobundo furchterfüllt an. Nobundo ging einfach weiter. Auf seinen Stab gelehnt durchschritt er langsam das Lager, bis er schließlich an den Hügeln angekommen war und die Lagerbewohner geschockt, verängstigt und verwirrt hinter sich zurückließ.
Die Gestalt, die Nobundo gefolgt war, trat aus ihrem Versteck hinter einem der riesigen Pilze hervor. Sie wagte nicht, ihm zu folgen, denn schließlich war auch sie Krokul.
Doch die Geschehnisse, die Akama gerade beobachtet hatte, pflanzten einen Gedanken in ihm. Seit er aus seinem langen Schlaf erwacht war, fühlte er nichts außer Verzweiflung und einer quälenden Angst vor der Zukunft. Doch zu sehen, was dieser Krokul gerade vollbracht hatte, zu sehen, wie die Elemente sich zu seiner Verteidigung erhoben hatten, weckte in Akama ein Gefühl, von dem er lange Zeit geglaubt hatte, dass es für immer erloschen war.
Er fühlte Hoffnung.
Mit dieser neu gewonnenen Hoffnung wandte er sich um und glitt lautlos zurück in die Marschen.
Viele Stunden später und von Müdigkeit geplagt erklomm Nobundo die oberen Bereiche der Berge und erblickte Anzeichen einer frischen, grünen Pflanzenwelt. Wenn seine Schritte durch die Erschöpfung langsamer wurden, schob der Wind ihn vorwärts. Die Erde unter seinen Füßen schien ihm Kraft zu geben. Und auch wenn der Regen weiter fiel, fand kein Tropfen Nobundos Körper. Der Regen sammelte sich in erfrischenden Bächen, an denen Nobundo begierig seinen Durst stillte.
Als er sich den Gipfeln näherte, vernahm er in seinem Geist sich streitende Stimmen: eine tiefe und eindringliche Stimme, gefolgt von dem vertrauten Geräusch des Windes und schließlich das gelegentliche Donnern des Feuers. Die Stimmen schienen chaotisch und gerieten im Versuch, mit ihm zu kommunizieren, durcheinander. Der Missklang in seinem Kopf zwang ihn schließlich anzuhalten. Genug! Ich kann euch nicht alle auf einmal verstehen.
Nobundo sammelte alle Kräfte, die ihm noch zur Verfügung standen, und stieg auf einen Hügel, von dem aus sich ein wundervoller Ausblick auf die grünende Umgebung eröffnete. Vor ihm lag Draenor, wie es einst gewesen war. Fruchtbar und heiter, ein schöner Garten der Zuflucht mit springenden Wasserfällen und voller Leben.
Du musst ihnen vergeben. Es ist schon zu lange her, dass sie den Einfluss eines Schamanen gespürt haben. Sie sind wütend, verwirrt und noch immer verletzt durch die Enttäuschung, die sie hinnehmen mussten.
„Die Katastrophe”, sagte Nobundo, während er weiter in die ruhige Umgebung tauchte. Er kniete sich nieder, trank aus einem kleinen Teich und fühlte sich sofort jünger. Er spürte, wie sein Geist sich öffnete und seine Gedanken eins mit der Umgebung und die Umgebung eins mit ihm wurde.
Die Stimme, die ihm antwortete, war klar und beruhigend und stark und kräftig zugleich. Ja. Ich habe wahrscheinlich am wenigsten darunter gelitten, aber so war es schon immer gewesen. Es ist wichtig, dass ich mich schnell anpassen kann, da ich die Grundlagen des Lebens bieten muss.
„Wasser.”
Er spürte die Bestätigung mehr, als er sie hörte.
Willkommen. Hier in dieser stillen Zuflucht existieren die Elemente im Frieden miteinander, sodass unsere Unterhaltung mit Euch leichter vonstatten gehen wird, vor allem in der ersten Zeit Eurer Reise, bevor Ihr gelernt habt, unsere Absicht ohne Worte zu verstehen. Wahres Wissen und Verständnis wird Jahre benötigen, aber wenn Ihr Euch bemüht, werdet Ihr mit der Zeit in der Lage sein, uns zu rufen... doch niemals uns zu befehlen. Wenn Ihr uns jedoch mit Respekt begegnet und Eure Taten selbstlos bleiben, werden wir Euch nie verlassen.
„Warum habt ihr mich erwählt?”
Die Katastrophe hat uns in Aufruhr und Unsicherheit versetzt. Lange Zeit waren wir verloren. In Euch fanden wir einen verwandten Geist, genauso verwirrt und vernachlässigt. Es hat lange Zeit gedauert, bis wir uns ausreichend erholt hatten, um wieder Kontakt aufnehmen zu können, doch als wir es taten hofften wir, dass Ihr... empfänglich sein würdet.
Für Nobundo schien das alles fast zu schön um wahr zu sein. Aber was war mit dem Licht? Würde er es verraten, wenn er einen neuen Weg einschlug? Würde er ihm den Rücken kehren? War dies eine Prüfung?
Es wäre das Risiko wert, wenn...
„Werde ich diese Fähigkeiten einsetzen können, um meinem Volk zu helfen?“
Ja. Die Verbindung zwischen den Elementen und dem Schamanen basiert auf Geben und Nehmen. Der Einfluss des Schamanen hilft dabei, uns zu beruhigen und zu vereinen, so wie unser Einfluss den Schamanen bereichert und erfüllt. Wenn Ihr Eure Ausbildung abgeschlossen habt, könnt Ihr die Elemente anrufen, wenn Ihr in Not seid. Wenn die Elemente Eure Sache für würdig erachten, werden wir Euch auf jede erdenkliche Weise helfen.

Wahres Verständnis, wie das Wasser es versprach, benötigte Jahre. Doch schon bald begann Nobundo, die Lebensenergien um ihn herum zu verstehen. Er wurde sich mit Begeisterung bewusst, dass jedes existierende Ding, von den größten Tieren Nagrands bis hin zu einem scheinbar unwichtigen Sandkorn, mit Lebensenergie erfüllt war, und dass diese Energien miteinander verbunden und voneinander abhängig waren, ganz gleich, wo sie waren und wie unterschiedlich sie waren. Er konnte diese Energien fühlen, als wären sie ein Teil von ihm, und er verstand nun, dass sie das auch waren.
Die Elemente hielten ihr Versprechen und beschenkten ihn mit Aspekten ihrer Natur. Vom Wasser erhielt er die Klarheit und die Geduld. Zum ersten Mal seit vielen Jahren war sein Geist wieder ungetrübt. Vom Feuer bekam er die Leidenschaft, eine neue Freude am Leben und das Verlangen, alle Hindernisse zu überwinden. Die Erde schenkte ihm Entschlossenheit, einen eisernen Willen und eine unerschütterliche Überzeugung. Vom Wind lernte er Mut, Hartnäckigkeit und wie man trotz aller Steine im Wege immer noch weiter durchhalten konnte.
Und doch gab es eine entscheidende Lektion, die sich ihm entzog. Er konnte spüren, dass die Elemente etwas vor ihm zurückhielten. Etwas, für das er einfach noch nicht bereit war.
Und... die Alpträume blieben. Sie waren zwar etwas schwächer geworden, doch jede Nacht klopfte Nobundo an die Tore von Shattrath, während die Schreie der Sterbenden in seinen Ohren gellten. Und nun, wenn er durch die Tore schritt und beim Feuer stand, wenn die Toten vorwurfsvoll auf ihn zukamen, war Korin unter ihnen.
Er fühlte den beruhigenden Klang des Wassers. Wir spüren, dass Ihr immer noch... zerrissen seid.
„Ja”, antwortete er. „Die Geister derer, die in Shattrath dahingeschieden sind, suchen mich heim. Können mir die Elemente dabei helfen?“
Die Zerrissenheit liegt nicht in den Geistern der Verstorbenen, sondern in Euch. Ihr müsst diesen Zwiespalt alleine lösen.
„Wird dieser innere Kampf mich daran hindern, meine wahre Macht als Schamane zu entdecken?“
Ein Gefühl der Fröhlichkeit ging von den Teichen um ihn herum aus. Von allen Elementen war das Wasser das heiterste. Eure Zerrissenheit spiegelt sich im Himmel über Euch, im Boden unter Euch, in mir und besonders im Feuer wider. Es ist ein Spiegelbild des ewigen Kampfes der Natur, Gleichgewicht zu erreichen und zu bewahren.
Nobundo dachte einen Moment lang nach. „Ganz gleich, wie weit mich meine Reise führen mag... Ich nehme an, dass das wahre Verständnis in dem Wissen liegt, dass die Reise niemals enden wird.“
Gut... sehr gut. Es ist nun an der Zeit, dass Ihr den nächsten Schritt wagt, der vielleicht der wichtigste von allen ist.
„Ich bin bereit.”
Schließt Eure Augen.
Nobundo tat, wie ihm geheißen. Er spürte, wie die Erde unter ihm verschwand und wie die Elemente sich zurückzogen. Eine schreckliche Sekunde lang war sein Geist wieder in Shattrath, verlassen und der Dunkelheit ausgesetzt.
Dann fühlte er... etwas. Etwas, was vollkommen anders war, als die anderen Elemente. In seiner Gegenwart fühlte Nobundo sich sehr, sehr klein. Es fühlte sich riesig an: kalt, aber nicht abweisend. Dann sprach die Präsenz zu ihm mit dem Klang von tausend Stimmen, sowohl männlich als auch weiblich, eine harmonische Sinfonie in ihm und um ihn herum.
Öffnet die Augen.
Nobundo folgte der Aufforderung. Und wieder fühlte er sich klein und unbedeutend, als er auf eine dunkle, unendliche Weite blickte, in der Myriaden von Welten ruhten. Manche wie Draenor, manche große Kugeln aus Eis und Frost, manche mit Wasser bedeckt, manche leblos und brach.
Und plötzlich verstand Nobundo... es schien so einfach, und doch war dieses Konzept Nobundos Geist völlig fremd: es gab unzählige Welten. Soviel wusste er bereits, da sein Volk von Welt zu Welt gereist war, bis es sich auf Draenor niedergelassen hatte. Aber Nobundo hatte nie zuvor verstanden, dass auch die Kraft der Elemente viel weiter reichte. Jede Welt hatte ihre eigenen Elemente und ihre eigenen Kräfte, die sie rufen konnte.
Und es gab noch mehr. Hier draußen in der Leere war ein weiteres Element, das die Welten zu verbinden schien und das aus unaussprechlicher Energie bestand. Wenn er dieses Element rufen könnte – doch er wusste sofort, dass er zu diesem Zeitpunkt zu unerfahren war, um mit dem mysteriösen neuen Element zu kommunizieren. Dies war nur ein flüchtiger Eindruck, ein Geschenk des Verständnisses...
Eine Eingebung.
***********
Velen begutachtete Nobundo mit seinen kristallblauen Augen. Nobundo protestierte, “Sie werden mir nicht zuhören! Ich glaube nicht, dass dies eine gute Idee war.”
Velen schürzte die Lippen. Wie einst gab sein Gesichtsausdruck Nobundo das Gefühl, dass der Prophet sich so vieler Dinge bewusst war, die Nobundos Verstand bei weitem überschritten. „Nach allem, was Ihr durchgemacht habt und nach allen Hindernissen, die Ihr überwunden habt, wollt Ihr nun wirklich aufgeben?“
„Ich kann sie nicht dazu bringen, in mir mehr zu sehen, als einen Krokul, völlig gleich, was ich ihnen beizubringen vermag.“
„Vielleicht liegt das wahre Problem nicht bei ihnen.“
Genau das haben die Elemente gesagt, dachte Nobundo.
Aus früheren Gesprächen hatte Nobundo gelernt, gar nicht erst zu versuchen zu erraten, was der Prophet dachte. Daher blieb er still und wartete.
Velen fuhr fort, „Ich höre die Schreie in Eurem Geist: die Frauen von Shattrath. Ich weiß von der Last auf Eurem Herzen. Ihr fragt Euch, ob Eure Flucht eine feige Handlung war.”
Nobundo nickte und wurde plötzlich von Gefühlen überwältigt.
„Ein Teil von Euch wusste schon damals, dass Euer Überleben von äußerster Wichtigkeit war, um einem höheren Ziel zu folgen. Und auch wenn Ihr seit dieser Zeit so viele Prüfungen bestehen musstet, habt Ihr nie aufgegeben. Daher habe ich Euch erwählt. Daher haben die Elemente Euch erwählt. Unser Volk nennt Euch Krokul, Zerschlagene. Ich glaube jedoch, dass Ihr für uns die größte Hoffnung bedeuten könntet.”
Velen legte sanft seine Hand auf Nobundos Schulter. „Lasst sie gehen. Lasst die Schreie verklingen.”
Es war wahr. Er war kein Feigling. Ein Teil von ihm hatte es die ganze Zeit gewusst, doch im Laufe der Geschehnisse seit damals war dieser Teil völlig verloren gegangen. Nobundo seufzte tief. Und irgendwie wusste er schon jetzt, dass ihn heute Nacht, wenn er sich schlafen legte, kein Alptraum erwarten würde. Er spürte ein Gefühl der Freude von den Elementen, als wären sie... stolz.
Velen lächelte. „Und nun tut uns allen einen Gefallen und geht. Geht und erfüllt Euer Schicksal.”

Nobundo kehrte auf die Terrasse zurück. Die versammelten Draenei unterhielten sich miteinander und schenkten der schwächlichen Gestalt über ihnen keinerlei Beachtung.
Er hob seinen Stab. Wolken zogen am blauen Himmel auf und warfen dunkle Schatten auf die Siedlung. Die Gespräche der Draenei verstummten.
Nobundo fing an zu sprechen, und seine Stimme hallte durch die Marschen. „Schaut zu und lauscht.”
Regen ergoss sich in Strömen vom Himmel. Blitze tanzten zwischen den Lampen um den Platz herum, hin und her und zertrümmerten das Glas. Die versammelten Draenei bestaunten das Spektakel mit offenem Mund.
„Ihr seid hergekommen, um zu lernen. Um eines Tages diese Kräfte zu beherrschen: die Kräfte eines Schamanen.“
„Aber Schamanismus ist ein Brauch der Orcs!” rief jemand aus dem Publikum. Andere schlossen sich den Rufen an.
„Ja. Ein Brauch, den sie zugunsten der dämonischen Magie aufgegeben haben. Nun werden wir den Weg des Schamanismus gehen, einen Weg, der uns in eine Zukunft führen wird, in der niemand unsere Frauen tötet...“
Nobundo unterbrach sich und bemühte sich, seine Stimme ruhig zu halten.
„Oder unsere Kinder. Wo die Krokul und die Unberührten zusammen an der Verwirklichung eines Traums unseres Volkes arbeiten, der vor langer Zeit in Vergessenheit geraten ist: wahre Freiheit.“
Die Mitglieder der Versammlung schauten sich an und suchten im Gesicht der anderen nach Zustimmung oder Ablehnung. Schließlich kamen sie alle zum gleichen Schluss: Sie würden zuhören.
„Eure Reise beginnt mit diesen einfachen Worten...”
Nobundo lächelte. Die Wolken am Himmel wirbelten umher. Die Blitze zuckten. Der Regen fiel.
„Alles, was existiert, lebt.”

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ENDE :)