Terasilimus
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Über die Herkunft von Terasilimus ranken eine Vielzahl an Gerüchten.
Wirklich bekannt ist nur, dass er zum ersten mal in der Welt "Die Nachtwache" in Erscheinung getreten ist. Nach einem beschwerlichen Weg der Ausbildung und des Sammelns von Erfahrung hatte er sich einen guten Namen als heilkundiger Druide gemacht. Von seiner zweiten Passion, der Wahrung des Gleichgewichtes, wußten hingegen nur wenige Eingeweihte.
Er war mit Mirakle glücklich verheiratet.
Jedoch zusammen mit tapferen Weggefährten vollbrachte er beachtliche Taten. In seiner sechzigsten Stufe bereits machteb sie bereits den Schwarzfels sicher. Die Schwarzfelstiefen, Untere und Obere Schwarzfelsspitze waren alsbald von feindlichem Abschaum gereinigt.
Es folgeten dann regelmäßige Abstecher in die Gebiete der Zandalari, um die einstige Heimstätte der "guten" Trolle von Hakkar und seinen Schergen zu befreien. In Zul Gurub fanden deshalb die Recken um Terasilimus reichliche Beschäftigung. Letztlich wurde auch hier das Böse vertrieben.
In den Schlachten im Schlingendorntal traf Terasilimus auch auf einen Magier Namens Niridias. Eine folgenschwere Begegnung, wie sich jedoch viel später erst heraus stellte.
Niridias folgte seinem Weg nach Silithus, um dort die alten Ruinen und Tempelanlagen von Ahn`Quiraj zu entdecken und sich Zugagng zu verschaffen.
Terasilimus hingegen kehrte zurück in den Schwarzfels. Es hatte sich die Kunde verbreitet, das der Feuerfürst Ragnaros in den Tiefen des Geschmolzenen Kerns sein heimliches Lager bezogen habe, um dort Kräfte für seine schrecklichen Pläne zu sammeln.
Es war jedoch eine große Zahl von wagemutigen Streitern erforderlich, um im Geschmolzenen Kern für Recht, Ordnung und der Sicherheit der gesamten Welt zu sorgen.
Nach einiger Zeit waren 40 wohl gerüstete und kampferprobte Helden (in spé).
Es waren unzählige Vorstöße in den Kern notwendig, um sich mit Ausrüstung zu versorgen, Erfahrungen zu sammeln und Die Verwundeten, Gefallenen und Vermißten wieder an das Licht des Tages zu bringen. Auch wurde ein weitere Feind der Allianz in regelmäßigen Abständen bekämpft : Onyxia, die verruchte Drachendame und Schwester von Nefarian.
Es ist nicht genau bekannt, wieviele Wochen Terasilimus als Heiler mit seinen Wegbegleitern den Kern bereisten, ehe sie Ragnaros in einem wahrhaft ruhmreichen Kampf die Stirn boten und letztlich sogar den Sieg errangen.
Derweil schritten die Bemühungen Niridia´s ebenfalls voran und dem Betreten von Ahn´Quiraj stand alsbald nichts mehr im Wege.
So kam es, dass Terasilimus nur wenig Zeit der Ruhe blieb. Schließlich hatte Niridias, sich der Heilkraft Tera´s erinnend, diesen um seinen Beistand ersucht.
Von da an führten beide eine gemeinsamen Kampf. Auch in Ahn´Quraj waren an die 40 "Helden" notwendig, um der Schar der Gegenr, welche man dort vor fand, Herr zu werden.
Man war sich jedoch in der Gruppe auch noch weiterer Bedrohungen bewußt. Nefarian! Er hauste im Peschschwingenhort. Nun, ihr könnt es euch bestimmt schon denken, wohin es die Recken um Niridias und Terasilimus nun Zog. Der Schwarzfels hatte Tera wieder. Die mittlerweile Kampferprobte Truppe schlug auch hier nach zähem Ringen den Drachen nieder.
Die größte Herausforderung und eigentliche Passion des Magiers Niridias,sollte aber erst noch kommen.
Naxxramas, unter der Fürung von Kel´Thuzad einem hohen Diener des Lichkings.
Die Erlebnisse der Helden in Naxxramas wurden auch von Geschichts-Schreibern erfaßt und zu Papier gebracht. Bevor jedoch diese hier zu lesen sind, möchte ich im Vorfeld noch etwas zu der Rolle von Terasilimus schreibe.
Teraslimus begleitete auch hier die Recken als Heiler und mittlerweile auch Freund des Magiers. Tera bekam sogar die Bruchstücke des Stabes Atiesh zur Aufbewahrung. Ein Fehler, über lange Sicht betrachtet.
Aber urteilt selbst.
Zuletzt bearbeitet am: 23.08.2012 07:32 Uhr.
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Terasilimus
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Werte Reiter
In den Archiven einer fremden Welt fand ich , durch Zufall, einen Bericht einer wahrlich epischen Schlacht.
Ich stelle hier eine Abschrift der Originalrollen allen zu Verfügung.
Der Berichterstatter nennt sich Niridias, eines menschlichen Magiers aus einer Welt, die sich "Die Nachtwache" nennt.
Doch lest selbst...
The end of all things
[i]"Fünf Jahre sind seit dem letzten Krieg vergangen...
Zehntausende mussten dabei ihr Leben lassen - und für was?
Die Bedrohung wurde niemals gänzlich ausgelöscht.
Jetzt verbreitet der Lichkönig erneut Angst und Schrecken...
Sein getreuer Jünger, Kel'Thuzad, zieht seine Truppen für einen weiteren Angriff auf unser Land zusammen.
Wir werden es nicht zulassen! Beweist Euer Engagement. Zeigt, dass Ihr gewillt seid, Leib und Leben zu riskieren, um diesen Wahnsinn aufzuhalten! Die vereinigte Macht der Argentumdämmerung und des Kreuzzugs wird Euch mit allen Mitteln zur Seite stehen.
Geht nach Naxxramas und zerstört die Geißel..."
Kommandant Eligor Morgenbringer nickt schwer und deutet gen Westen.
Dort würde die verfluchte Zitadelle zu finden sein...
Nach vier Monaten führt der Weg nun also in die Zitadelle des Schreckens.
Es war ein langer Weg voll Freud und Leid, doch viel wurde gewagt und noch mehr erreicht.
Nun also ist die letzte große Schlacht greifbar nahe...doch wird es mehr brauchen als Mut.
Nichts hat die Zitadelle an Schrecken verloren, durch unsere neue Macht.
Viele mögen in falschem Heldenmut hineinstürmen und nie mehr herauskommen.
So sollen die Gefährten weise gewählt sein und dazu möchten wir laden.
Oh, da fällt mir auf, ich vergaß die Gemeinschaft vorzustellen. Man mag es mir nachsehen.
Seit die neue Welt zugänglich ist, haben sich viele freie Kämpfer zusammengeschlossen.
Zum einen um Abenteuer der alten Welt zu erleben, zum anderen um Herausforderungen zu meistern.
Möglich, dass der ein oder andere schon von den "kleinen Wächtern" hörte, doch verzeichnet ist eher wenig. Das hat alles irgendwo seine Gründe, doch am wichtigsten ist, mit etwas Mühe zu erreichen was früher unmöglich war. Und so neigt sich die Zeit im Tempel von Ahn´Qiraj dem Ende zu und ein letztes (altes) Abenteuer wartet. Wenige verirren sich dieser Tage in die finsteren Hallen und düsteren Tempel, doch die (RP-)Bedrohung bleibt ungebrochen. Jeder mag seinen Grund haben, doch wer sich berufen fühlt, mag vorsprechen und sich uns, mit Rat und Tat, anschließen.
So findet denn, am kommenden Mitte der Woche (Mittwoch), zur 20sten Stund, im düsteren Viertel zu Ironforge, eine Besprechung statt. Wer beiwohnen mag, möge dies an mylady Ashinta weitergeben.
Und schrecket nicht zu helfen. Die Herausforderung bedarf nicht der Besten, sondern der Tapfersten.
Kälte schlug uns entgegen, als wir von der Plattform herunter traten, die uns in die verfluchte Zitadelle gebracht hatte. Ein Katze streifte um unsere Beine, nur um Augenblicke später wieder Ratten und Maden zu jagen, die sich allenthalben bewegten. Die Stille ließ argwöhnen. An einem Ort, der solchen Schrecken beherbergte, konnte es nicht so ruhig sein...
Mit Bedacht umrundeten wir zuerst die kleine Pyramide, in die uns die Plattform vom Pestwald geführt hatte. Neben der unteren Plattform schien es noch eine weitere, höher gelegene, zu geben, die allerdings nicht aktiv war. Vier blinde Augen, auf der Außenseite, starrten in vier Gänge, in denen sich dunkle Schatten zu regen schienen. In einer Ecke kauernd fanden wir einen Elfenmagier vor. Er redete immer wieder von Splittern, die er suchen müsse. Ein jeder Diener Kel´Thuzad´s könnte einen bei sich haben, damit sie nicht alle an einem Ort zu finden wären. Doch weder war er allein stark genug sich ihnen zu stellen, noch wollte er die Nähe der Splitter verlassen...
Der Gang führte uns eine Rampe hinab, an dessen Ende wir unzählige Spinnen erblickten. Die Luft war erfüllt von dem Geräusch hunderter Chitinklauen und wir wussten, sie lauerten selbst im Schatten auf uns. Mit Schwert und Magie bahnten wir unseren Weg, vorbei an einem verschlossenen Gatter, bis wir schließlich vor einer Tür standen, die das Emblem der Neruber trug. Eine einfache Berührung ließ das Tor aufgleiten und offenbarte uns den Blick auf Anub´Rekhan, den Hofmeister der Zitadalle.
"Ich höre das schlagen kleiner Herzen. Doch mit welchem von ihnen soll ich nur anfangen?
Sie sehen alle so lecker aus."
Das Tor schloß sich hinter uns und Anub´Rekhan, sowie seine beiden Wächter, setzten sich in Bewegung. Der beiden Wachen konnten wir uns rasch entledigen, doch der Panzer des Gruftlords schien kaum Platz für Angriffe zu bieten. So trieb er uns weiter zurück, bis er plötzlich verhielt und sich konzentrierte.
"Shhh...bald ist alles vorbei!"
Myriaden kleiner Käfer krochen unter seiner Schale hervor und stürzten auf uns herab. Unzählige Flügel ließen die Luft vibrieren und dem Schrecken zu entkommen gelang nur schwer. Anub´Rekhan bewegte sich kaum noch, doch lachte in Vorfreue auf sein bevorstehendes Mahl. Die Käfer schienen in seiner Nähe zu bleiben, doch sicher waren wir keines Falls. Aus den Schatten trat eine weitere Gruftwache hervor und aus den gefallenen Wachen krochen Leichenskarabäen. Dieser Ort war eine Todesfalle...
"Ja...rennt! Das bringt das Blut in Wallung!"
Wir sammelten uns und schotteten die Heiler und Wirker von den heranstürmenden Feinden ab. Ein Moment der Ruhe, bevor wir geschlossen vorgehen konnten. Die Leichenskarabäen prasselten gegen die Schilde und nur schwer konnten dem Ansturm stand gehalten werden. Dann kam der Befehl und die Schilde wurden beiseite gerissen. Feuer, Eis, Schatten, Licht und die Kraft der Natur schnitten durch die niederen Diener. Die Kämpfer der Schatten waren bereits mit dem Gruftwächter beschäftigt, als die magische Macht ihn traf. Anub´Rekhan ließ den Sturm der Käfer abebben und ramte seine Klauen in den Boden. Die Erde begann zu beben und um uns herum schossen Stacheln hervor, die manchen Kämfper in die Höhe schleuderten und schwer verletzten. Der Gruftlord riss die Klauen wieder hervor und stürmte auf uns ein. Wir versuchten ihn einzukreisen, doch seine bloße Masse machte dieses Vorhaben sehr schwer. Erst als die Schale des Nerubers unzählige Risse aufwies, konnten wir ihm heftiger zusetzen. Anub´Rekhan erkannte, dass sich das Schlachtenglück gegen ihn wandte und konzentrierte sich erneut. Wieder hob das Summen an und wieder mussten wir zurück weichen. Doch Anub´Rekhan wollte uns nun vollends auslöschen und hob langsam seine Klauen, um sie wieder in die Erde zu rammen. Die Stacheln zerfetzen unsere Rüstungen und der Schwarm der Käfer nahm nicht ab. Wir mussten es beenden, sonst würden wir sterben! Tränke wurden geschluckt, Verbände angelegt, Gifte auf Klingen aufgetragen...dann waren wir verzweifelt bereit. In breiter Front stürmten wir auf unseren Feind zu. Stacheln rissen Löcher in unsere Reihen, doch wir tauchten in den tobenden Käferschwarm ein und erreichten Anub´Rekhan. Lachend riss er seine Klauen wieder aus der Erde und holte aus. In diesem Moment schlugen wir zu. Klingen, Pfeile und Zauber durchdrangen die Brust des Monstrums und ließen es erstarren. In grünen Strömen verließ das Leben den Körper und mit der leblosen Hülle fielen auch die Käfer zu Boden. In diesem Chitinregen richteten wir uns langsam auf.
Anub´Rekhan war besiegt...doch zu einem hohen Preis!
Der monotone Singsang war schon von Weitem zu hören. Unzählige Stimmen brachten die Luft zum zittern und immer wieder war eine herrische Frauenstimme zu hören, deren Worte jedoch im Kampfgetümmel unterging. Noch immer lauerten die Spinnen in der Dunkelheit und griffen an, wenn wir Unachtsamkeit zeigten. Noch immer wurde der Boden von Kadavern übersäet und das Gift bildete große Lachen. Doch als wir einen Durchbruch in der Wand erreichten, schienen sich die Spinnen zurückzuziehen. Der Singsang war nun nicht mehr weit entfernt und als wir ein paar Spinnenweben zerrissen, offenbarte sich der Blick auf ein kleines Sanktum. Unzählige Akolyten knieten vor einer runden Plattform, auf der eine atemberaubend schöne Frau stand. Ihr zur Seite standen jeweils drei höhere Diener, die in ein unheiliges Gebet versenkt schienen. Der Raum schien vor dunkler Energie zu pulsieren, doch keine einzige Spinne war zu sehen. In diesem Moment erhoben sich zwei Akolyten und sanken vor der Plattform erneut auf die Knie
"Euer altes Leben, Eure irdischen Sehnsüchte, sind bedeutungslos...
Ihr seid jetzt Akolyten des Meisters und ihr werdet ihm bedingungslos gehorchen!
Die höchste Ehre ist es, im Dienste des Meisters zu sterben!"
Ein Raunen ging durch unsere Reihen. Eine Streiterin der Argentumdämmerung wisperte den Namen "Faerlina". Bevor Kel´Thuzad zum Lich aufgestiegen war, hatte sie, im Rang einer Großwitwe, über ihm gestanden, doch nun führte sie den Kult der Verdammten in seinem Namen weiter.
Weitere dunkle Energie füllte den Raum. Was sie auch vorhatten, es würde nur den Feind stärken. Entschlossen traten wir in den Raum hinein, doch zu spät erkannten wir den Plan der Großwitwe. Langsam hob sie ihr Gesicht und starrte uns hasserfüllt an. Die Akolyten drehten sich geschlossen um und spannten ihre Muskeln. Diese verlorenen Seelen würden uns entgegentreten, selbst mit blanken Fäusten. Und eine einfach Handbewegung genügte und die Akolyten setzten sich in Bewegung.
"Für den Meister!"
Um die Hände mancher begann die Luft dunkel zu wabern, doch plötzlich war auch hinter uns Bewegung zu erahnen. Während von vorne die Akolyten heranstürmten und Schattenblitze geschleudert wurden, fielen von hinten die Spinnen über uns her. Von beiden Seiten wurden wir bedrängt, doch es war einfacher in den Raum hinein auszuweichen. Die ersten Sekunden des Schreckens verflogen, dann konnten wir uns ihnen sicher erwehren. War dies alles was die Großwitwe zu bieten hatte? Immer wieder fielen unsere Blicke auf sie. Ruhig beobachtete sie das Geschehen...doch sie griff nicht ein. Erst als wir uns weit genug, an der Wand entlang, in den Raum hinein gekämpft hatten, wichen die Akolyten plötzlich zurück. Faerlina riss eine Hand in die Höhe und schrie:
"Ihr seid ein würdiges Opfer für den Meister!"
Im selben Moment riss die Luft über uns auf und Feuer ergoß sich heraus. Schmerzvolle Schreie erklangen und der Geruch von verbranntem umgab uns. Schilde und Mäntel wurden über die Köpfe gerissen, doch die flammende Zerstörung fand ihren Weg. Die Großwitwe lachte amüsiert, denn unser Leid bereitete ihr Freude.
Erst das beherzte Eingreifen eines Magiers half uns. Er rief sein Wasserelementar, das seine Macht gegen den Feuerregen richtete. Zischend trafen die Elemente aufeinander und heißer Dampf kam auf. Die Sicht wurde schlechter, doch dies mussten wir nutzen! An der Wand entlang durchbrachen wir die Reihen der Akolyten, um uns schließlich in Richtung Plattform zu bewegen. In der Nähe ging ein weiterer Feuerregen nieder, doch er schien die Akolyten zu treffen. Würde die Großwitwe blindlings zaubern? Nein. Für sie gab es nur den Dienst des Meisters. Verluste waren zu verschmerzen, wenn nur das Ziel erreicht wurde. Diese Grausamkeit ließ uns erschaudern, doch endlich erreichten wir die Plattform. Ein Windstoß wischte den Dampf fort und Faerlina senkte ihren erhobenen Arm. Sie schien nicht im mindesten Angst zu haben, sondern legte ihre Hand um den Griff ihres Schwertes und machte eine leichte Kopfbewegung. Zwei ihrer sechs höheren Diener zogen Ritualdolche aus dunklem Eisen. Sie würden alle für Kel´Thuzad in den Tod gehen...es war Wahnsinn!
"Ihr werdet niemals lebend entkommen!"
Die Silhouette der Großwitwe begann rötlich zu pulsieren und sie schien an Stärke zu gewinnen. Während ihre Diener beiseite traten und sich weiter konzentrierten, schritt sie langsam auf uns zu und hob ihre Waffe. Die Zeit schien plötzlich langsamer zu fließen. Nein...die Großwitwe bewegte sich schneller als es ein Mensch vermochte! Das Pulsieren gab ihr übermenschliche Kräfte und der erste Hieb traf gezielt. Einer unserer Krieger brach zusammen, doch ein weiterer sprang mit seinem Schild vor und hielt den nächsten Schlag ab. Wir mussten ihr diese übermenschliche Kraft nehmen oder wir würde nicht lange bestehen! Unser Blick fiel auf die verbliebenen Diener, von denen sich vier versenkt hielten und zwei jene bewachten. Hinter uns fluteten weitere Spinnen herein und vor uns wütete die Großwitwe. Wenige Kämpfer übrig, die noch helfen konnten. Doch während die Schurken sich um die Wächter kümmerten, griffen selbst unsere Priester mit in den Kampf ein. Einer von ihnen versenkte sich und griff nach den Gedanken des ersten Akolyten. Dieser zuckte kurz und ließ die Arme plötzlich schlaf hängen. Dann richtete er sich wieder auf und wandte sich gegen Faerlina. Ein gezielter Zauber und das Puslieren nahm ab. Doch ein jeder Akolyt brachte nur diesen Zauber über die Lippen und brach danach tot zusammen. Mit jedem Akolyten schien die Großwitwe an Macht zu verlieren, bis sie schließlich wieder sie selbst war. Sie erkannte, dass ihre Untertanen besiegt und ihre Trümpfe verspielt waren. Keuchend brach sie auf die Knie und ließ klappernd ihr Schwert fallen.
"Der Meister...wird nicht erfreut sein..."
Dann kippte sie zur Seite und blieb reglos liegen. Wir wussten nicht ob eine verfluchte Seele an diesem Ort je Frieden finden konnte, doch während die Spinnen sich in die Schatten zurückzogen, schlossen wir der Großwitwe die Augen und nickten voll Schwermut. Faerlina war besiegt...doch zu einem zu hohen Preis!
Sie wusste, dass wir kamen. Sorgsam zog sie jeden Faden und kannte jede unserer Bewegungen.
Doch sie erwartete keine Gegner. Sie erwartete neue Nahrung, für ihre Brut...
Der Durchbruch führte uns in die äußeren Bereiche der Zitadelle und öffnete sich zu einem großen Gang, der gen Nord-Westen führte. In den seitlichen Rinnen floß der grünliche Schleim, der von den unzähligen Experimenten übrig geblieben war. Wachen waren keine zu sehen, doch immer wieder flackerten Schemen von Naxxramas auf.
Vorsichtig bewegten wir uns vorwärts und umgingen die Patrouillen, indem wir sie mit Magie aufspürten und unsere Anwesenheit mit Magie dämpften. Nach mehreren Rampen und Treppen erreichten wir endlich ein Netz, dass uns auf einem Vorsprung gelangen ließ. Dahinter öffnete sich ein tiefer Raum, der zu großen Teilen zugewoben war. Inmitten der Fäden saß eine gewaltige Spinne: Maexxna, die Brutmutter. Ihre acht gelben Augen glitzerten voll Tücke, doch sie wartete geduldig. Aufmerksam sahen wir uns um. Es gab nur drei sichere Plätze für uns. Von der Decke waren drei Steinquader herabgestürzt und hatte sich in die oberen Fäden gegraben. Maexxna würde sich nicht zu uns auf das Sims begeben, so mussten wir uns zu ihr herab wagen. Und das war genau was sie wollte...
Als wir bereit waren, sprangen wir auf den ersten Quader. Maexxna ließ ein leises Klicken hören und zog einen dicken Faden. Über dem Vorsprung löste sich ein grobes Netz und versperrte den Rückweg. War denn alles in diesem Flügel eine Falle?
Maexxna setzte sich langsam in Bewegung. Keine Eile war von Nöten. Die Beute konnte nicht entkommen. Dann endlich hatte sie unseren Quader erreicht und senkte ihre Klauen und Mandibeln herab. Hart traf sie auf unser Eisen und fegte einige Kämpfer beiseite. Wir fielen nicht hart, doch sich aus den Fäden zu befreien erwies sich als schwer. Kaum waren wir wieder auf den Beinen, beugte die Spinne ihren Brutbeutel und überschüttete uns mit klebriger Webmasse. Doch all dies hielt uns nur hin. Ein lautes Klicken erscholl und in den Tiefen des Raumes erwachte die junge Brut. Eingewobene Eier platzten auf und ließen hungrige Spinnen das Fadenkonstrukt erklimmen.
An allen möglichen Punkten tobten vereinzelte Kämpfe. Die Brut wütete in hungriger Gier, doch hatte keine Probleme sich auf dem Netz fortzubewegen. Uns hingegen fiel es schwerer gemeinsam vorzugehen, da wir immer weiter kampfunfähig gemacht wurden. Manche waren bereits in Kokons eingewickelt und hoffnungslos verloren. Maexxna hatte sich wieder zurückgezogen und beobachtete den Kampf. Nur wenn wir sie bezwangen, konnte das Übel dieses Flügels endlich ausgemerzt werden. Doch wie konnten wir ein so großes Wesen schnell genug bezwingen? Wir kämpften uns erneut zum ersten Quader vor und überblickten den Kampf. Ein verzweifelter Gedanke blitzte auf.
Aufflammendes Feuer hielt die Brut fern, während wir unsere nahen Gefährten befreiten. Gezielte Pfeile lenkten Maexxna ab, während ein Erdschock das gesamte Fadenkonstrukt in Schwingung versetzte. Während die Brutmutter abgelenkt war, schwang sich ein Gnomenschurke auf den Rücken einer Katze und riss die Dolche heraus. Mit einem gewaltigen Sprung setzte der Druide auf den zweiten Quader über und wich der ersten Klaue der Spinne aus. Die zweite Klaue trennte der Schurke gekonnt ab, dann hechtete die Katze weiter. Mitten im Sprung wurde der Druide von den Mandibeln getroffen, doch der Schurke sprang ab und landete auf dem letzten Quader. Noch bevor die gewaltige Spinne ausweichen konnte war der Gnom am Brutbeutel heran und versetzte Maexxna einen finsteren und tödlichen Stoß. Laut kreischte sie auf und begann die Beine an den Körper zu ziehen. Dann rollte sie auf den Rücken und regte sich nicht mehr. Mitten in diesem Todeskampf stoben die kleineren Spinnen davon, doch konnten dem Feuer nicht mehr entgehen, dass sich immer weiter ausbreitete. Während wir uns auf den Vorsprung retteten, holten zwei Hexer den Druiden und den Schurken zu uns...dann brach das gewaltige Netz in sich zusammen.
Mit dem Tod der Brutmutter hatte sich, an der Wand, ein leuchtender Kreis geöffnet. Leise summte er und gewährte die Rückkehr zur Pyramide am Eingang. Erst als wir alle dort angekommen waren gönnten wir uns einen Moment der Ruhe. Das Auge, dass in den Spinnenflügel blickte glühte nun hell, doch drei weitere Augen waren noch blind...
Wir folgten dem zäh fließenden Schleim, der uns in den nächsten Flügel führte. Hier gab es keine Heimlichkeit, denn alles war in kränklich grünes Licht gehüllt. Die giftigen Dämpfe waberten durch die Luft und ließen uns Stofffetzen vor unsere Münder ziehen. Bald hallte jeder unserer Schritte metallisch auf den Gittern, die uns sicher über dem Schleim laufen ließen und blubbernd und zischend floß neues Gedünst durch die gewaltigen Röhren herein. In großen Nischen erblickten wir abnorme Monstrositäten, die aus unzähligen Teilen zusammengesetzt und schlecht vernäht schienen. Wann immer sie uns gewahr wurden, stürzten sie sich auf uns. In ihrer Kampfeslust schwangen sie grobe Waffen, die nicht für sie gemacht schienen. Doch egal was sie auch schwangen, die Kraft hinter den Schlägen machte jeden Nachteil wett. Es war ein Kräftemessen, im wahrsten Sinne des Wortes.
Als wir in einen kreisrunden Raum traten, beachteten wir die große Anhäufung leblosen Schleimes gar nicht. Zweifellos eine weitere Halde verschwendeter Materialien. Doch während wir den Raum durchschritten, bildeten sich plötzlich Blasen in diesem Haufen. Und sie machten keine Anstalten zu platzen, sondern wuchsen auf die Größe eines Ochsen heran. Mit einem schmatzenden Geräusch lösten sie sich langsam voneinander und begannen instinktiv auf uns zuzukriechen. Es war wenig Raum um auszuweichen und am Rand brodelte offen der Schleim. So waren wir gezwungen die Halde gänzlich zu umrunden und konnten nur wenige Angriffe anbringen. Die Fallen der Jäger räumten uns dabei am meisten Zeit ein, denn die eisige Kälte und feurige Macht hielt die Angreifer lang genug auf. Da der Schleim säurehaltig zu sein schien, vermieden wir den Nahkampf und wandten Magie und explosive Gnomenspielereien an. Dennoch brandten sich viele kleine Löcher in unsere Rüstungen und ließen uns schmerzhaft aufkeuchen. Heraus kamen wir nur durch einen beherzten Sprung, der uns mitten über zwei Meter brodelnden Schleim führte. Ein wenig entflammtes Öl hielt uns schließlich die verbliebenen Verfolger vom Hals.
Nun fanden wir uns auf einem breit ausgelegten Steinpfad wieder, der weit in den Flügel zu führen schien. Beiseite waren große Karren und Katapulte zu erkennen, die von kleinen Wesen beladen und bereit gemacht wurden. Zweifellos wurde hier eine weitere Offensive ausgerüstet, deren Ressourcen wir unbedingt zerstören mussten. Doch bevor es dazu kam, begann die Erde zu beben. Mit gewaltigen Schritten nahte die bisher größte Abscheulichkeit heran, die vor Nähten und Waffen nur so starrte. Auf seinem Rücken schien ein dritter Arm zu sitzen und das schiefe Gesicht fixierte uns sabbernd.
"Kel´Thuzad machen Flickwerk zu Meister von Krieg!"
Seine bloße Masse drängte uns mehrere Meter zurück und wir mussten aufpassen nicht in die Schleimrinnen zu geraten. Flickwerk holte mit seiner gewaltigen Axt aus. Der erste Schlag krachte ungezielt in den Stein und ließ Splitter umherfliegen. Er schien sich sehr langsam zu bewegen. Das bedeutete einen großen Vorteil für uns. Der andere Arm ruckte vor und schwang eine lange Kette, an dessen Ende ein schwerer Metalhaken hing. Sirrend zischte diese improvisierte Waffe über unsere Köpfe hinweg und schmetterte gegen die Wand. Ein paar von uns nutzten den Moment, um hinter ihn zu gelangen, während wir seine ledrige Haut mit Pfeile und Dolchen spickten. Wieder schwang unser Gegner die Axt und grub sie in den Pfad. Einer unserer Krieger sprang vor, um Flickwerk auf dieser Position zu halten, als plötzlich der dritte Arm hervorruckte und unseren Gefährten hart traf. Mehrere Meter weit wurde er geschleudert und krachte schließlich gegen einen Giftbehälter. Flickwerk verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
"Nicht mehr spielen!?"
In diesem Moment wurde klar, dass er uns zum Narren gehalten hatte. Trotz seiner wuchtigen Statur vermochte er sich sehr schnell zu bewegen und sein dritter Arm griff nun tödlich in den Kampf ein. Wann immer dieser vorstieß zerbrachen Waffen, Schilde und Knochen. Zudem wagten sich die kleinen Unholde immer mehr heran, weswegen wir nun auch noch jene im Zaum halten mussten. Feuerbälle wurden geworfen, die Holz und Fleisch entzündeten. Während wir uns gegen Flickwerk wehrten und unsere Verwundeten versorgten, liefen die Unholde in Panik umher, um die flammenden Karren zu löschen. Mit lautem Knall zerbarst einer der Karren und es regnete Funken. Sprengpulver! Mehr Feuerbälle und Brandpfeile wurden geschossen und die Erde bebte, von Explosionen geschüttelt. Doch dies hielt nur die kleinen Übel vom Kampf ab. Flickwerk tobte weiter. Erst als ein Krieger nah genug an ihn heran kam, schnitt scharfer Stahl durch die festen Nähte. Immer mehr lösten sich mit peitschendem Knall und schließlich stand Flickwerk mit wunderlichem Blick vor uns.
"Was passieren mit...Flickwerk?"
Aus unzähligen Öffnungen quollen Flüssigkeiten und Schleim. Immer mehr Teile schienen sich von ihm zu lösen, bis das Innerste selbst aus ihm floß. Mit fest umklammerten Waffen machte die Monstrosität noch einen Schritt, dann kippte sie nach hinten und blieb zuckend liegen. Ein letzter Stoß gewährte Flickwerk die Gnade des Todes. Verdiente ein Wesen, dass dem Lichkönig dient überhaupt Gnade? Doch wer waren wir darüber zu urteilen...
Das verbogene Gitter hob sich nur langsam. Durch einen großen Torbogen traten wir in eine ausladende Halle, in der ein reges Treiben herrschte. Auf hängenden Stegen, unter der Decke, wuselten unzählige Unholde. Mit verschiedenen Dingen beladen kamen sie aus den Tiefen der Zitadelle und verschwanden bald wieder anderswo durch dunkle Öffnungen. Unsere Blicke schweiften umher. Vom Boden aus war nicht an sie heranzukommen, doch vielleicht gab es einen anderen Weg. Im hinteren Teil des Raumes führte eine Rampe zu einem weiteren Durchgang. Doch mehrere Monstrositäten versperrten den Weg.
Die Unholde hatten in ihrer Arbeit inne gehalten und feuerten die Monstrositäten an. Allenthalben ging ein Regen aus fauligen Körperteilen auf uns hernieder und raubte uns den Atem. Langsam wichen wir zurück, doch stockten, als das Gitter hinter uns klirrend herab rasselte und uns den Weg abschnitt. Unzählige Ratten und Maden huschten zwischen unseren Beinen umher und versuchten ein Stück fauliger Nahrung zu greifen, doch als ein dumpfes Grollen durch den Raum vibrierte, hielt selbst das Ungeziefer inne. Am oberen Teil der Rampe hatte sich eine Abscheulichkeit in den Raum geschoben, die statt eines Gesichtes eine Art Maske zeigte. Ein langer Schlauch führte zu einem Kanister auf seinem Rücken, während ein weiterer von dort zum rechten Arm führte. Statt einer Hand prangte dort eine lange Nadel...lang wie ein Schwert. Das Monstrum deutete mit dieser Waffe auf uns und spannte die Muskeln. Grüne Flüssigkeit quoll langsam aus der Spitze hervor und fiel, als größer Tropfen, auf die Erde. Weitere Tropfen folgten und langsam bildeten sich mehrere Schleimlinge, die hungrig auf uns zukrochen.
Mit den Monstrositäten und Schleimlingen vollauf beschäftigt, konnten wir nur schwer die Abscheulichkeit im Auge behalten. Gemächlich bewegte sich diese die Rampe herunter und stapfte langsam auf uns zu. Keine zehn Meter entfernt verhielt sie jedoch und hob erneut ihre Waffe. Ein Geräusch erklang, wie als würde viel Luft durch eine zu enge Röhre gepresst. Einer unserer Gefährten ging getroffen zu Boden. In seiner Rüstung steckte ein metallener Span, von dem grüne Flüssigkeit troff. Das Gift hatte ihn bereits infiziert und einer unserer Druiden machte sich daran das Leiden zu entfernen. Während ein weiterer Span an einem Schild abprallte und klirrend in harten Stein fuhr, brach plötzlich in unserern Reihen Panik aus. Das Gift schien erfolgreich bekämpft worden zu sein, doch nun quoll es aus der Wunde und breitete sich ringförmig auf dem Boden aus. Dabei verdampfte es immer weiter und schadete uns mit seinen Dämpfen, sodass wir zurückweichen mussten.
Ein heiliger Blitz fällte die letzte Monstrosität und auch die Schleimlinge schienen unter Kontrolle, als wir endlich die Abscheulichkeit angreifen konnten. Mit seiner langen Nadel parierte es die Angriff und stach immer wieder blindlings zu. Als wir ihn umzingelt hatten ließ unser Gegner ein dumpfes Lachen hören. Er stampfte einmal hart auf die Erde und auch unter ihm begann sich nun eine kreisförmige Giftwolke auszubreiten. Doch sein diabolisches Repertoire hatte noch nicht sein Ende erreicht. Während nun Zauber auf ihn einprasselten und die Nahkämpfer wieder zurückwichen, hob er seine Waffe und sprühte Gift in die Luft. Jeder, der davon getroffen wurde, schien einem Teil seiner Stärke beraubt zu werden, doch dafür troff das Gift wieder vom Körper ab und begann zu brodeln. Neu Schleimlinge, größer dieses Mal, bildeten sich und griffen uns an.
Wir flohen die Rampe hinauf, denn der untere Bereich glich einem giftigen Kessel. Die Abscheulichkeit feuerte erneut mit Metallspänen und die Schleimlinge folgten uns. Ein kurze Zeit wurde die Rampe in glattes Eis verwandelt, doch es räumte uns nur eine kleine Pause ein. Wir mussten etwas gegen das Gift unternehmen, dass sich nur sehr langsam verflüchtigte. Ein schneller Blick durch den Raum. Ein kleiner Sims führte an der Wand entlang, doch auch von hier waren die hängenden Stege nicht zu erreichen. Die Schleimlinge begannen nun die Wände zu erklimmen und näherten sich uns unaufhaltsam.
Was blieb uns als die verzweifeltste Idee?
Mehrere Gefährte balancierten vorsichtig den Sims entlang, während Totems und Naturzauber die Schleimlinge aufhielten. Unsere Krieger und ein Bär sprangen auf die Rampe und rutschten zum Boden hinab. Den Schwung nutzend stürmten sie unseren Gegner an und brachten ihn zum taumeln. Ein unbeholfener Schritt ließ ihn wieder festen Stand finden, doch hatte er endlich seine giftige Wolke verlassen. Ein besonders mutiger Schurke sprang von oben auf seinen Rücken, doch wurde gepackt und davon geschleudert. Die restliche Gruppe folgte uns, da die Schleimlinge zu nah kamen und erneut prasselten unsere Angriffe auf unseren Gegner ein. Grollend hieb die Abscheulichkeit um sich, doch als die große Nadel zurückschwang hielten unsere Kämpfer mit harten Schlägen dagegen. Ein Schwert zerbrach funkensprühend, doch die Nadel verbog sich um mehrere Grad. Aufheulend griff die intakte Hand nach der Nadel, um sie zu korrigieren, als vom Sims die restlichen Mitstreiter sprangen. Stahl schnitt durch Stahl und auch wenn manche Waffe und mancher Arm daran zerbrach, so bildeten sich doch endlich Risse und Löcher in der Apparatur. Gift spritze hervor und bildete weitere Schleimlinge, doch unser Gegner griff sich an den Hals und röchelte. Wie ein Berserker schwang er nun seine Waffe und stürmte mitten in unsere Gruppe, doch bald schon versagte ihm die Kraft und er brach langsam in die Knie. Das Gift fehlte ihm, wie uns die Luft zum atmen fehlen würde. Das Unleben wich langsam aus ihm und mit ihm schienen die Schleimlinge zu vergehen.
Und während das Gift des Kanisters den Raum endgültig in einen giftigen Pfuhl verwandelte,
schritten wir die Rampe hinauf...
Dunkel lag das Ende der Röhre, vor die uns unser Weg führte. Das metallene Rund war groß genug, um uns Durchgang zu bieten, doch der grünliche Dampf, der sich im Inneren angesammelt hatte, ließ uns zögern. Was lauerte am Ende? Was war der Ursprung des anhaltenden Grollens?
Wir entschlossen uns eine ungefährliche Art der Erkundung zu nutzen. Ein Gnomenhexer beschwor ein dämonisches Auge, dass die Paladine und manche Priester mit wenig Begeisterung quittierten. Lidlos starrend schoss das Auge durch den Tunnel und verharrte erst am Ende. Mit geschlossenen Augen murmelte der Gnomenhexer und gestikulierte kontrollierend mit den Händen. Plötzlich keuchte er jedoch auf. Ein Schatten tauchte am Ende der Röhre auf und der Hexer wurde wieder ins Bewusstsein gerissen. Sein Dämon war verschwunden, ebenso wie der Schatten.
Der Hexer berichtete zitternd, dass der Boden des angrenzenden Raumes mehrere Meter tief lag. An ein paar Stellen waren große Gitter angebracht, hinter und unter denen faulende Kadaver verwesten. Alles wirkte wie ein Käfig oder viel mehr wie ein Zwinger. Ja... Ein Zwinger für die Abscheulichkeit, die dort unten lauerte. Ein Wesen, das einem großen Hund gleichen musste, doch das mit Metall, Leder und anderen Materialien "verstärkt" worden war. Es bewachte eine große Flügeltür, die in einen weiteren, äußeren Bereich führen musste.
Auf ein Zeichen hin fegte ein Windstoß die Dämpfe hinfort und wir setzten uns in Bewegung. Die gerüsteten Kämpfer stürmten vor, dicht gefolgt von unseren Heilern. Die anderen Gefährten bildeten die Nachhut, doch hatten nicht viel Zeit, da sich die Dämpfe erneut zu sammeln begannen. Am Ende der Röhre legten die Priester ihre Hände auf die Schultern der Krieger und konzentrierten sich kurz. Durch das Gebet wurden die Auswirkungen des Sprunges gelindert und heilten den restlichen Schmerz schnell. Die Druiden folgten, in ihrer Katzengestalt, sowie die Priester leicht herab schwebten. Kaum dass wir den Raum betraten, stürmte die Bestie heran und schnappte nach einem der Priester. Ein Krieger warf sich mit seinem Schild dazwischen und lenkte den Biss nur knapp ab. Mit harten Schlägen trieb er das Monstrum zurück und lockte es schließlich wieder gen Tür. Derweil folgten die anderen Kämpfer und sahen sich rasch um. Der Raum erschien quadratisch, doch gab es keinen weiteren Ausgang als durch die Flügeltür. Die Röhre, durch die wir gekommen waren, schien schon vor langer Zeit eingebrochen zu sein, denn in der Decke klaffte ein unförmiges Loch. Von Überresten war allerdings nichts zu sehen. Dafür schienen andere "Überreste" noch sehr präsent zu sein. Während wir die Bestie unter Kontrolle hielten und sie immer wieder gewaltsam beruhigen mussten, kam Bewegung in die verwesenden Kadaver. Faulige Gliedmaßen schoben sich durch die Bodengitter und zogen untote Körper in die Höhe. Die Paladine hieben mit ihren Hämmern auf die Untoten ein, während die meisten Kämpfer, in der Mitte des Raumes, Schutz suchten. Bald erkannten wir jedoch, dass zuviele Kadaver sich ihren Weg bahnten und sich, noch recht gewandt, auf uns zu bewegten. Die Krieger des Lichts fingen sie alle mit einem Ring geweihter Energie ab und lenkten sie so von uns ab, doch es blieb zu wenig Platz und es wurden immer mehr Gegner. Erst das Eis der Fallen und Zauber schaffte es die Kadaver zu verlangsamen. Flüche zerrten außerdem an der Beweglichkeit unserer Gegner und ermöglichten es den Paladinen oft genug auszuweichen. Während dem kontrollierten Chaos auf der einen Seite, musste der abnorme Hund, auf der anderen Seite, kontrolliert werden. Immer wieder stieß er ein gewaltiges Jaulen aus und ließ tapfere Kämpfer davonstürmen. Zudem schien er die Kadaver gewittert zu haben und versuchte immer wieder auszubrechen. Als er tatsächlich einmal einem Kadaver zu nahe kam, verschlang er ihn und schien kräftiger zu werden. Mit großer Kraft drängten wir ihn wieder zurück. Doch die Bestie schien ihren Hunger stillen zu wollen und stellte ihre Angriffe kurzzeitig ein. Die Augen glühten grünlich auf und ein dumpfes Grollen erscholl. Sämtliche Untote ruckten urplötzlich herum und wankten auf die Abnormität zu. Wenn sie ihn alle erreichten, würde unser Gegner noch stärker werden als zuvor. Doch die Kadaver ließen sich nicht mehr aufhalten. Auf einen Ruf hin rannten wir aus der Mitte des Raumes. Die Untoten passierten diesen Punkt soeben. Der abscheuliche Hund wartete geduldig, doch die Vorfreude auf das Mahl war ihm anzusehen. Die Krieger des Lichts sprangen vor und stellten sich den Untoten in den Weg. Mit ihren Schilden konnten sie sie einen Moment aufhalten und sich selbst schützen. Dann brach die magische Hölle los. Vielleicht entkamen ein oder zwei Gegner, doch der Rest blieb nur als Schlacke zurück. Enttäuscht jaulte die Bestie auf und geriet in rage. Nur noch wenige Gegner. Endlich konnten wir wieder Kontrolle erlangen. Doch ein dumpfes Knurren zerstörte diese Hoffnung. Erneut erhoben sich Kadaver unter den Gittern und bedrohten uns. Verärgert griffen die Ingenieure in ihre Taschen und zogen allerlei Dinge heraus. Kleine Bomben rollten in die Gitter und Kampfhühnchen wurden aufgezogen. Dennoch waren wieder genug Kadaver auferstanden, um uns zurückzudrängen. Explosionen zerrissen die restlichen Leichen und verbreiteten einen widerlichen Gestank. Doch während unsere Paladine die Untoten wieder beschäfigten, konnten wir den teuflischen Hund nicht mehr beruhigen. Immer wieder stürmte er zu einem Kadaver, um ihn zu verschlingen. Unsere Erfolge verpufften im Nichts, wenn er sie alle erreichte. Verzweiflung musste es wohl sein, die einen unserer Gnomenmagier überkam. Oder verzweifelter Heldenmut? Er löste sich aus den Reihen und sprang mitten unter die Untoten, als der Hund nahte. Mit lauter Stimme sammelte er all seine magische Energie und löste sie in einer arkanen Explosion aus, die den Raum hell erstrahlen ließ. Unter der Wucht wurden die letzten Untoten vernichtet, doch auch wir wurden von den Beinen gerissen. Erst nach Sekunden sahen wir wieder etwas...
Überall lagen die Teile der Untoten verstreut und an der Wand kauerte die Bestie. All ihr Futter war hinweggefegt und sie schien schwach zu sein. Der metallisch verstärkte Vorderlauf schien zu lahmen und die dunklen Augen funkelten uns abschätzend an. Der Kampf war entschieden und nur kurz war die letzte Gegenwehr. Unseren Freund jedoch, fanden wir in einem von Ruß geschwärztem Kreis. Schwach atmete er, doch die Priester schüttelten traurig den Kopf. Seine letzten Sekunden verbrachte er in unserem Kreis und lächelte schwach.
"Ihr...ihr führt den Kampf für mich weiter, ja?"
Mehr als ein Nicken brachten wir nicht heraus. Mit Tränen in den Augen legten wir ihm unsere Hände auf die Schulter. Auch er nickte und wirkte vollkommen zufrieden. Dann schloss er langsam die Augen und entschlief. Wir wussten, dass wir ihn nicht hier lassen konnten und so berührten wir seinen Ruhestein, der sich ein letztes Mal aktivierte.
Wir bringen dich nach Hause, kleiner Freund. Doch wir haben hier noch eine Aufgabe...
Das Glimmen der Splitter nahm zu, als wir einen weiteren in den Beutel legten. Ein gutes Dutzend leuchtete in bronzenem Licht und die innewohnende Macht pulsierte, für jeden deutlich spürbar.
Macht... Macht zieht jene an, die mächtig sind. Nur wenige können sich ihrem Bann entziehen
und viele zerbrechen daran oder werden verdorben.
Der Hohestab des Wächters existierte schon ewig. Im Laufe der Jahrhunderte hatte er viele Meister und viele Namen. Doch letzten Endes war er in die Hände der Wächter von Tirisfal gelangt. Aegwynn, die hohe Wächterin, hatte ihn getragen und wider die Dämonen geführt. Ebenso trug ihn ihr Sohn Medivh, der jedoch dem Geiste Sargeras´ erlag. Nachdem der letzte Wächter diese Welt verlassen hatte, gab es keinen würdigen Träger mehr, auch wenn viele Magier es sich anmaßten. Letzten Endes wurde der Hohestab aber in Dalaran verwahrt, um ihn zu untersuchen und seine Geheimnisse zu ergründen.
Doch bald wurde die Metropole der Magier von Archimonde verheert und der Hohestab zerbrach.
Seine Einzelteile wurden von mehreren, gierigen Magiern an sich gerissen, in der Hoffnung
dereinst die Macht zu bändigen. Sie alle wurden jedoch bald von der Geißel gehetzt
und nach und nach gelangten die Teile in seinen Besitz.
Atiesh... so hatten die Hochelfen ihn schließlich genannt. In unserer Sprache bedeutete dies Flamme, denn die Macht des Hohestabes glich dem Feuer enes alten Drachen. Doch die Flamme brannte kalt, seit der letzte Wächter den Dämonen anheim fiel. Auch nachdem Sargeras´ Geist vernichtet war, pulsierte seine Verderbnis durch die mächtigste Waffe der sterblichen Völker. Zwar lag Atiesh nun in Trümmern, doch welche Macht würde entfesselt, wenn er ihn wieder zusammensetzen würde?
Wir hatten die Splitter einem Druiden anvertraut, da die Macht der Natur der Verderbnis am besten entgegenwirken konnte. Doch die dämonische Macht schien Gelüste zu wecken, die seit zehntausend Jahren verborgen waren. Schleichend griff sie um sich und erst tief in der Zitadelle brach sie frei...
Ohne zu sprechen passierten wir den Außenring. Selbst die Schreie der gequälten Seelen erreichten uns nicht nicht...so tief saß der Verlust. Wir wussten, dass wir schon bald einem neuen Schrecken gegenüberstehen würden, doch an vielen nagte der Zweifel.
Als wir endlich die schwere Steintür erreichten, vermochten wir sie kaum zu öffnen. Ein Zwerg und ein Gnom diskutierten, ob es sich um Gegengewichte oder um Zahnräder handelte. Doch letztendlich entschieden sie sich für Gegengewichte. So stemmten wir die Türen auseinander und sicherten sie mit einem gehärteten Speer.
Uns eröffnete sich ein riesiger Raum, der einem Labor ähnelte. Eine Rampe führte zum Boden herab, der vollkommen mit grünem Schleim bedeckt war. Zwei weitere Rampen führten, an den Seiten, zu Plattformen hinauf, auf denen jeweils ein monströser Ravenier stand. Am Ende des Raumes war eine weitere Plattform, die aber keinen direkten Zugang zu haben schien. Dort stand ein Geschöpf, dass eher einem menschenartigen Golem zu ähneln schien. Es hatte die Pranken an den Kopf gehoben und schrie vor Schmerz, denn immer wieder zuckten Blitze auf es herab, die von den Raveniern kontrolliert wurden.
Als wir alle eingetreten waren, bemerkte uns die Ravenier erst. Sie hielten in ihrer Arbeit inne und sahen uns abschätzend an. Die Blitzgeneratoren, über ihnen, luden sich derweil weiter auf und fingen bald an Blitze in alle Richtungen zu schleudern. Schmerzhaft ruckten die Ravenier herum und lenkten die Blitze rasch wieder um. Doch dieses Mal waren sie nicht auf das Geschöpf gerichtet, sondern auf uns. Wir hatten wenig Platz, um auszuweichen. So teilten wir uns in zwei Gruppen auf und griffen sie gleichzeitig an. Unsere Krieger drängten sie gegen die Wand und versuchten sie dort in Schach zu halten, doch ihre Krallen fuhren wild durch die Luft und ließen uns vorsichtiger agieren.
"Feugen machen Meister stolz!"
"Stalagg zerschmettert euch!"
Sie rissen ihre Hände in die Höhe und veränderten die Polung der Blitze. Ein Ruck ging durch die Gruppen, als das Metall reagierte. Rüstungen, Waffen und selbst ganze Körper, die daran hingen, wurden in die Höhe gerissen und hingen Sekunden an den Generatoren. Dann rissen die Ravenier ihre Hände nach unten und all das Metall fiel klirrend zu Boden. Mancher Schurke fing geschickt seine Waffe, doch viele mussten dem Metallregen ausweichen. Schwer schlugen all jene auf, die in ihrer Rüstung gefangen waren, doch unsere Heiler taten ihr Bestes, um den Schaden zu lindern. Die Ravenier hatten das Schauspiel mitangesehen und lachten grollend. Ein weiteres Mal hoben sie ihre Hände, doch dieses Mal langsamer, um den Schrecken auszukosten. Es würde uns schnell allesamt ausschalten, wenn wir nichts taten! Doch dann kam uns der rettende Einfall...
Der Schrei hallte durch den Raum. Blitze waren auch die Macht der Natur! Und sofort verstanden die Schamanen und Druiden. Ein Totem wurde in die Erde gerammt und die Macht der Natur gebündelt. Dann galt es! Die Generatoren reagierten auf den Befehl der Ravenier, aber auch auf unsere Beeinflussung. Unkontrolliert schossen die Blitze durch den Raum und brachten den Schleim zum kochen. Die Ravenier konzentrierten sich mehr...versuchten die Kontrolle wieder an sich zu bringen, doch dies war unsere Chance! Unzählige Zauber und Klingen durchdrangen die zähe Haut und brachten sie zugleich zu Fall. Sofort schwang die Kontrolle der Blitze vollends um. Immer wieder entlud sich die Energie in das Totem oder wurde von einem Druiden in den Schleim geleitet. Doch war der Kampf wirklich schon gewonnen?
Das Geschöpf, auf der letzten Plattform, hatte seine Peiniger fallen sehen und beinah schien es so, als würde es dankbar lächeln. Doch dann schien sich ein Schatten über seine Züge zu legen und sein Schrei brachte die Erde zum beben.
"Ihr seid zu spät! ICH...MUSS...GEHORCHEN!"
Es trat hart auf den Boden und riss uns alle von den Füßen. Seine Kraft schien unglaublich zu sein und wir konnten ihn nicht gewähren lassen. Der einzige Weg war, zu ihm herunterzuspringen, doch jemand musste sich weiterhin um die Blitzgeneratoren kümmern. Der Druide, dem wir die Splitter überantwortet hatten, erklärte sich bereit dies in die Hand zu nehmen.
So sprangen wir hinab und stellten uns dem riesigen Geschöpf. Seine Schläge und Tritte wüteten mächtig unter uns, doch wir konnten ihn halten, während wir ihm zusetzen. Der Kampf dauerte lange und unsere Kräfte begannen zu schwinden, doch unser Gegner schien noch immer große Reserven zu haben. Einen Ausdauerkampf konnten wir nicht gewinnen, doch dann zuckten plötzlich Blitze herab, die uns alle in blaues Licht hüllten. Die Energie der Blitze lud sich immer mehr auf, je mehr wir beineinander standen und plötzlich waren unsere Angriffe stärker als je zuvor. Endlich konnten wir unserem Gegner stark zusetzen und ein Sieg war möglich. Immer wieder zuckten Blitze von oben herab, die unsere Energie erneuerten. Unser Gegner wankte schon, als plötzlich dieses Raunen erscholl. Eisig schnitten die Worte durch den Kampf und brachten das Chaos...
"Die Mächte der Natur können eine Wohltat sein. Doch ebenso schrecklich sind sie!"
In diesem Moment veränderte sich das Leuchten. Viele von uns wurden in rotes Licht gehüllt und sofort reagierten die unterschiedlichen Polungen aufeinander. Schmerzhaft schrien die Kämpfenden auf und viel zu spät konnten wir uns voneinander entfernen. Unzählige Blitze zuckten nun umher und unsere Stärke war wie weggefegt. Das Geschöpf hatte innegehalten. Es wäre ihm ein leichtes gewesen uns nun zu zerschmettern, doch der Schatten der es kontrollierte, schien kurz gewichen zu sein. Es blickte beinah mitleidvoll auf uns herab und schüttelte den Kopf. Ein mächtiger Schlag riss die linke Plattform herab und schuf einen sicheren Weg zum Steintor. Gleichzeitig stürzte auch das Totem herab und setzte die Energien wieder frei. Das Geschöpf hob die Hände und fing die ersten Blitze ab...lange würde es nicht durchhalten, doch wenn der Schatten zurückkehrte, würde es daran erstarken.
"Ihr...müsst...fliehen...!"
Unser Blick streifte den Druiden. Er schien die Blitze nicht mehr länger kontrollieren zu können und taumelte bereits. Jeden Moment würde sich das Geschöpf wieder gegen uns wenden und die Blitze würden uns alle töten...wir mussten uns zurückziehen. So nahmen wir all unsere Gefährten mit uns und überquerten den kochenden Schleim. Hinter uns schrie das Geschöpf auf und brachte die Erde erneut zum beben. Endlich passierten wir das Steintor und warfen einen letzten Blick zurück. Auf der rechten Plattform war der Druide zusammengebrochen und die Blitze zuckten nun frei durch den gesamten Raum. Auch der Schatten schien sich wieder über das Geschöpf gelegt zu haben und es verließ seine Plattform. Durch den kochenden Schleim watete es auf uns zu und hob seine Pranken. Beinah hatte es das Tor erreicht...dann schlugen die Steinflügel aufeinander.
Der Kampf hatte furchtbar geendet und nichtmal mit einem Sieg. Die Tore zu schließen, ohne unseren Druidenfreund zu retten, hatte uns schier das Herz zerissen. Doch es war zu spät gewesen...
Wochen waren ins Land gezogen und wir alle waren unserer Wege gegangen...
Manche waren nicht wiedergekehrt, da sie der Mut verlassen hatte. Viele waren dem Aufruf jedoch erneut gefolgt. Selbst ein paar neue Gesichter waren zu sehen und sie alle standen nun auf dem verdorrten Gras und blickten voll gemischter Gefühle herauf. Mein Blick schweifte über das ewig brennende Stratholme und den, in Dunst gehüllten, Pestwald. Meine treue Begleiterin Vesna hatte vorgeschlagen, ein paar Worte der Hoffnung an die Mutigen zu richten und ich überlegte nun schon seit geraumer Zeit. Viele große Helden kamen mir in den Sinn. Ihre Worte hatten die Herzen bewegt und Dinge in Bewegung gesetzt, die allein nicht möglich waren. Doch diese Worte hatten auch gezeigt, dass die Bemühungen eines Einzelnen viel bewegen konnten. All diese Helden hatten ihre Reden wohl nie vorbereitet und so entschied ich mich, das zu sagen was in mir und wohl auch in vielen vorging.
"In den vergangenen Wochen suchte ich nach Antworten. Antworten auf die Ungewissheit, die der Verlust so vieler Recken in mir weckte. Hatte ein weiterer Kampf noch Sinn? Würden all jene, die gefallen waren, jemals Ruhe finden? Und würden wir die Kraft finden es zu einem Ende zu führen? Dies alles ließ mich unzählige Lande durchstreifen, doch die Wahrheit war...niemand konnte mir meine Fragen beantworten. So kam ich letztendlich nach Moonglade und sprach mit den uralten Hütern. Sie boten mir an bei ihnen zu bleiben und in der Meditation meinen Frieden zu finden..."
Meine Blick ruhte nun auf meinen Gefährten.
"Tage verbrachte ich in dunklem Sinnen. Je mehr ich nachdachte, desto schwerer wog die Schuld. Wohlmöglich wäre ich dem Wahnsinn anheim gefallen, wäre nicht eine Taurendruidin zu mir gekommen. Sie sagte mir, dass die Gedanken stets in Bewegung seien und wenn wir ihnen zuviel Kraft gaben, sie außer Kontrolle gerieten. So ließ ich die Gedanken ruhen...bis mir eine Vision zuteil wurde. Ich fand mich selbst in der verfluchten Nekropole wieder und blickte auf die Pestländer herab. Das Land war schwarz geworden und überall wimmelte es von Untoten, ohne Zahl. Dieses Heer setzte sich, unaufhaltsam, in Bewegung und an ihrer Spitze waren all jene, die in unseren Kämpfen gefallen waren. Sie alle dienten nun IHM und gemeinsam überrannten sie die Verteidigungen der Argentumdämmerung...der Verlassenen...der Zwerge...und schließlich fielen all jene, die mir am Herzen liegen..."
Ich hielt kurz inne.
"Ich schreckte aus dieser Vision und wurde einer Priesterin der Elune gewahr. Sie sah mich unbewegt an und sprach: `Es ist die Zukunft, die ihr gesehen habt. Eine...mögliche Zukunft. Doch wie sie auch kommen mag, jedem Lebewesen steht es frei zu entscheiden.´ Mit diesen Worten ging sie und mit der steigenden Sonne verließ ich die heilige Lichtung. Nun stehe ich hier vor euch, da ich mich entschieden habe. Ich glaube daran, dass wir etwas bewegen können, so wie jeder von euch daran glaubt. Zusammen können wir etwas bewirken, wenn jeder einzelne für die Gemeinschaft einsteht. Und mag auf uns auch der Tod warten...so kämpfen wir doch für unsere Überzeugung! Mögen das Licht und die Hoffnung mit uns sein, auf dass wir die Verderbnis endlich aufhalten können!"
So tauchte ich in den Dunst des Pestwaldes ein und wer immer gewillt war, folgte mir...
Noth war dem Ruf des Lich-Königs gefolgt. Ebenso wie einst Kel´Thuzad und kurz darauf Arthas Menethil II., erreichte er schließlich das eisige Northrend. Inmitten der tobenden Kälte, führte ihn nur das Flüstern...und endlich erreichte er die dunklen Kavernen Azjol´Nerub´s. An diesem finsteren Ort, lehrten ihn die Verdammten die schwarze Macht der Nekromantie. Unzählige Leichen erhoben sich, unter seinem Befehl. Und endlich kam der Tag, da er vom einfachen Akolyten, zu einem mächtigen Nekromanten aufsteigen sollte. Kel´Thuzad selbst war erschienen, da die Invasion Azeroth´s kurz bevor stand. Er nickte Noth zu und seine dunkle Stimme hob an: `Nicht viele fanden den Mut SEINEM Ruf zu folgen. Doch sind es jene, die hierher fanden, deren Kräfte außer Frage stehen. Euch, Akolyt, sind sowohl die Mächte der Magie zueigen, als auch die Kunst der Nekromantie. Einzig eure Treue steht noch in Frage.´ Noth wollte auffahren, da er sich seiner Loyalität sicher war. Doch Kel´Thuzad´s Stimme durchschnitt diese Gedanken. `IHM zu dienen ist eine endgültige Entscheidung. Doch wie die Wahl auch fällt, am Ende wartet nur der Tot. Daher fragt euch selbst...wollt ihr verzagen und SEINEM Heer als Soldat dienen oder über die Toten gebieten, zu SEINEN Ehren!?´ In den Händen des Nekromanten lag plötzlich ein Ritualdolch und mehrere Akolyten brachten eine Frau herein. Noth erstarrte. Er hatte sie einst gekannt, als er noch in Dalaran studierte. Sie war eine angehende Magistra gewesen, die ihm oft nachgelaufen war. Manche hatten sogar gemeint, sie habe sich in ihn verliebt. Doch für Liebe war in seinem Leben kein Platz. Dennoch...er hatte ihre Art gemocht. Und als er den dargebotenen Dolch ergriff, lief ihm eine einzelne Träne über die Wange. Ihr Name...er hatte ihn längst vergessen. So trat er entschlossen auf sie zu und hob den Dolch. In diesem Moment blickte sie schwach auf und sah ihm in die Augen. Schlimmer als jedes Wort war, dass sie ihn erkannte. Stumm flehten ihre Augen. Noth spürte seine Hand zittern. Konnte er so grausam sein und ein Leben einfach auslöschen? Tote wiederzuerwecken war etwas völlig anderes. Doch nun selbst ein Leben zu nehmen...dafür war er nicht bereit. Klirrend fiel der Dolch zu Boden und ein Raunen lief durch die Reihen der Akolyten. Kel´Thuzad zeigte keine Regung. Er trat vor Noth und legte ihm die Hand auf die Brust. `An solch einem Ort, hat die Wärme eures Herzens keine Zukunft.´ Die Kälte zuckte durch Noth´s Brust und hüllte sein Herz ein. Der Schmerz hielt nicht lange, doch zurück blieb nur eine taube Leere. Als Kel´Thuzad zurück trat, hatte bereits einer der Akolyten den Dolch aufgehoben und bot ihn Noth dar. Als er erneut danach griff, zitterte seine Hand nicht mehr. Als er vor die Magistra trat, war ihr Flehen nur noch ein Flehen um Erlösung. Und als der Dolch herniederfuhr, war da nur mehr ein Gedanke...
IHM zu dienen...ist eine endgültige Entscheidung!
Das zweite Auge lag blind und schien uns höhnisch anzufunkeln. Wir wussten, dass wir uns dem Geschöpf bezeiten wieder stellen mussten, doch eine Aufgabe, von höchster Dringlichkeit, bedurfte zuerst unserer Aufmerksamkeit. Tage zuvor war ein Außenposten der Argentumdämmerung überrannt worden und unzählige Paladine galten als vermisst. Erst vor zwei Tagen war der Schmiedegeselle Wilhelm aufgetaucht und berichtete erschöpft. Er und sein Meister Omarion waren, mit der Versorgungskarawane, Stunden vor dem Überfall, eingetroffen. Die Karawane führte ein Dutzend gesegneter Schwerter, die Omarion persönlich bei Feldmarschall Kammerer abliefern wollte. Als die Nacht herein brach, kamen die Untoten. Gruftbestien, Ghule, Skelette ud Geister stürzten sich auf das Lager und schwemmten die Verteidiger hinfort. All jene, die überlebten, wurden gen Stratholme verschleppt. Dort wurden sie vorbereitet, für den Transport gen Naxxramas. Und erst in letzter Sekunde war es dem Gesellen gelungen, durch den Dienstboteneingang zu flüchten.
Als Lord Maxwell Tyrosus erfuhr, dass wir uns erneut in die Zitadelle wagten, bat er uns darum nach den Vermissten Ausschau zu halten. Anhaltspunkte hatten wir wenige, doch wir folgten der Energie der gesegneten Schwerter. Diese führte uns in einen dritten Flügel, der vor Seuchenbestien nur so wimmelte. Gargyle stürzten auf uns herab und nur schwer kamen wir durch ihre steinerne Haut. Giftige Schlammwesen glitten auf uns zu und verteilten ihre Säure in alle Richtungen. Vor Aas starrrende Ghulzähne schnappten nach unserer Haut und nicht selten war Magie die letzte Rettung. Doch trotz dieser Gegenwehr, erreichten wir endlich einen großen Raum. In mehreren Ecken waren große Knochenhaufen aufgeschichtet und nur in einer war eine Art Balkon angebracht. Verlassen werden konnte der Raum nur über einen zweiten Durchgang, über dem mehrere Steinfratzen hingen. Aus ihren Mündern lief giftiger Schleim und bildete so einen tödlichen Vorhang. Auch über uns erblickten wir solche Steinfratzen und hatten kein gutes Gefühl bei der Sache.
In einem der Knochenhaufen fanden wir eines der Schwerter und...mehrere der Paladine. Ohne sie zu berühren wussten wir, dass jede Hilfe zu spät kam. Langsam zogen wir das Schwert hervor, doch kaum war es frei, lief ein Zittern durch die bleichen Überreste. Mehrere Silhouetten schälten sich hervor und die Seelen der Toten blickten uns, aus leeren Augenhöhlen, an. `Seid ihr gekommen, um uns zu retten?´ Die Seele des Paladin wirkte hoffnungsvoll. Doch eine andere Seele kauerte sich zu Boden und sprach: `Von hier gibt es kein Entkommen...´ Der Paladin ließ sich nicht beirren und sprach eilig: `Vielleicht seid ihr noch nicht zu spät. Sie haben den Schmied und ein paar Andere fortgeschafft. Es wäre möglich, dass...´ Ein giftiger Tropfen fiel zu Boden. `Oh nein...er kommt hierher!´ Aus den Steinfratzen, über dem Eingang, quoll plötzlich giftiger Schleim und ein ebenso tödlicher Vorhang versperrte uns den Rückweg. Mit gesenktem Kopf traten die Seelen zurück, als eine Gestalt auf dem Balkon erschien.
"Euer Leben ist verwirkt!"
Der Nekromant blinzelte nur kurz und erschien in der Mitte des Raumes. Zorn funkelte in seinen Augen und seine Hände webten einen Zauber. Eine dunkle Welle lief durch den Raum.
"Erhebt euch meine Soldaten! Erhebt euch und kämpft erneut!"
Innerhalb weniger Sekunden brachen die drei Knochenhaufen zusammen und jeweils ein untoter Krieger erhob sich. Vollkommen überrumpelt reagierten wir erst jetzt. Doch die Gruppe zu sammeln war schwer, da sich in der Mitte des Raumes eine miasmatische Wolke ausbreitete. Die Wolke hatte den Nekromanten vollkommen eingehüllt und wer immer ihr zu nahe kam, wurde von schrecklichen Krankheiten befallen. Vor uns tobten Skelette, de stetig an Zahl zunahmen und hinter uns ein Sturm der Pestilenz. Krachend parierten wir Klauen und rostige Waffen und nur langsam konnten wir uns etwas Platz erkämpfen. Die Kontrolle über die Leichen würde erst dann schwinden, wenn ihr Meister fiel. Doch dieser teleportierte sich auf den Balkon zurück und griff magisch nach der wachsenden Wolke. Voll Berechnung lenkte er sie in eine der Ecken und ließ unsere Gefährten zu Boden gehen. Die Heiler taten ihr Bestes, doch viele Kämpfer blieben bewusstlos liegen. Die Skelette ließen von ihnen ab und tauchten in die tobende Pestilenz. Wie Alpträume schossen sie wieder hervor und stürzten sich auf alles, was sich regte. Nur noch zwei Gruppen standen und die Wolke bewegte sich erneut. Pfeile wurden auf den Nekromanten verschossen, doch der wütende Wind riß sie aus der Bahn. Heiß zehrte der Sturm nun an uns und immernoch mehr Diener erwachten zu unheiligem Leben.
Unter den Seelen war eine Frau erschienen, die traurig zum Balkon hinauf sah. Ihre Stimme war nur ein Flüstern, doch wir verstanden ihre Worte: `Auch wenn er lebendig ist, so ist sein Herz doch aus Eis. Nur wenn ihr es zu rühren vermögt, werden wir alle frei sein.´ Die Wolke war heran und begann die zweite Gruppe einzuhüllen. Doch der Ruf erreichte eie Hexenmeisterin, die kurz nach einem Seelensplitter kramte. `Garpitz! Wir brauchen deine Hilfe! GEHORCHE!´ Sofort erschien der Wichtel und wollte zu einer Beschwerde ansetzen. In diesem Moment schlug ein Leichnam nach ihm und nur seine Verschiebung rettete ihn. Ohne Wirkung glitt die Klinge durch den Dämon und ließ in hämisch auflachen. Doch sein Lachen wandelte sich zu unbändigem Gebrüll, als er sich umblickte. Ihm hatte die Klinge nichts getan, doch sie hatte seine Meisterin getroffen. Soeben beugte sich der Leichnam herab, holte zum Todesstoß aus...doch von ihm blieb nicht einmal Asche. Als die Wolke auch das letzte Licht tilgte, sprang Garpitz zu seiner Meisterin und lauschte ihrem Befehl. Und als sie das Bewusstsein verlor, sprang er in den Sturm hinein...
Die zweite Gruppe war vollends zu Boden gegangen und sämtliche Untote stürzten sich nun auf die Verbliebenen. Der Untergang war nahe und Noth war sich seines Sieges sicher. Der miasmatische Sturm bedeckte nun den gesamten Raum und der letzte Widerstand erlosch in Sekunden. In diesem Moment des Triumphes schoß Garpitz aus der Dunkelheit und landete auf dem Balkon. Von seiner Hand löste sich eine flammende Kugel, die den Nekromanten an der Brust traf. Schmerzhaft schrie dieser auf und ließ den Sturm sinken. Eine Hand presste er an die Brust, doch kochendes Wasser quoll unaufhaltsam hervor. Ein Schattenblitz verfehlte Garpitz knapp, aber der Einschlag ließ den Balkon erbeben. Ein gezackter Riss brach den Stein entzwei und alles schien unendlich langsam zu passieren. Der Wichtel stürzte in den Raum hinab und verschwand im Nichts. Einen Herzschlag lang konnte sich Noth noch halten, dann stürzte auch er in die Tiefe. Ein Herzschlag! Vielleicht war es noch nicht zu spät...
Als sich Staub und Sturm vollends gelegt hatten, lag alles ganz friedlich. Jeder von uns war bewusstlos geworden und die Untoten waren mit ihrem Meister gefallen. Noth´s Seele hatte den Körper verlassen und stand in der Mitte des Raumes. Sein Blick streifte über die Körper. `Sie alle werden wieder zu Kräften kommen.´ Noth drehte sich überrascht um. Vor ihm stand die Seele der Magistra. Nur schwer fand er seine Stimme: `Ich...ich erinnere mich an euren Namen. Er lautet...´ Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen und schüttelte den Kopf. `Behaltet ihn im Herzen.´ Ihre Hand legte sich auf seine Brust, doch er senkte traurig den Kopf. `Ist es zu spät um Vergebung zu erbitten?´ Sie lächelte. `Dafür ist es nie zu spät.´ Langsam legte er die Arme um sie. Seine Stimme war nur noch ein Flüstern. `Es tut mir Leid...´
Die Seele des Paladin wies uns den Weg. Durch einen schmalen Tunnel, der steil aufstrebte, näherten wir uns Omarion. Immer wieder polterten Knochen an uns vorbei und vereinzelte Rufe drangen an unser Ohr. Als wir das Ende des Tunnels erreicht hatten, erblickten wir einen großen Raum. Auf der einen Seite ähnelte er einer Schmiede, an der unablässig Skelettkonstrukte arbeiteten. Auf der anderen Seite stapelten sich hier erneut unzählige Knochen, die kleinere Skelette in unsere Richtung schafften. Soeben trat eines von ihnen vor den Tunnel und wollte ein paar Knochen hinein werfen. Als es uns erblickte ließ es es die Knochen fallen und sprang uns an. Einer der Krieger riß sein Schild hoch und ließ das Skelett halb abprallen. Durch seinen eigenen Schwung glitt es am Schild ab und rollte den Tunnel hinab. Doch nun waren auch die anderen Diener auf uns aufmerksam geworden und eiligst verteilten wir uns. Zu dutzenden bestürmten sie uns, doch Stahl und Licht, Magie und Leben geboten ihnen Einhalt. All die minderen Diener gingen schließlich zu Boden, doch wir blieben aufmerksam. Jeder Zeit konnte sich etwas aus den Knochenhaufen erheben oder etwas anderes, unerwartetes, passieren. Und noch immer schollen Rufe an unser Ohr, die wie militärische Befehle klangen.
Omarion fanden wir in einem Käfig, nahe der Schmiede. Er wirkte abgemagert und hatte eine Wunde nur notdürftig verbunden. Doch er war froh uns zu sehen und lächelte. `Hat es mein Lehrling also tatsächlich geschafft!? Das ist gut. Er ist ein guter Junge...´ Er richtete sich langsam auf und holte einen Metalldraht hervor. Mit diesem öffnete er fahrig den Käfig und trat unsicher heraus. `Ich hätte mich schon vorher befreit, wenn ich nicht solch eine Angst gehabt hätte. Die Dinge, die hier passieren, sind vom Licht verlassen!´ Seine Kräfte verließen ihn, doch mehrere Hände fingen ihn auf. Wir kümmerten uns um ihn, doch erfuhren nichts mehr. Er wirkte...entrückt. Als habe ihn etwas, tief im Inneren, erschüttert. Uns blieb nichts als ihn einem Paladin anzuvertrauen, der ihn sicher zurück bringen würde.
`Unsere Körper vermögen keinen Schaden mehr anzurichten. Doch noch immer speisen unsere Seelen die Macht des Feindes. Erst wenn der Seelenjäger bezwungen ist, sind wir wirklich frei!´
Die Worte des Paladin hallten noch lange nach...
Unsere Schritte führten durch die Schmiede, bis in den nächsten Raum. Von einem länglichen Balkon, der bis zu einer Rampe führte, konnten wir einen gewaltigen Platz überschauen. An unzähligen Attrappen übten gerüstete Männer und Frauen. Eine Nische war zu einer Stallung ausgebaut worden, in der untote Streitrößer zornig schnaubten. Zwischen all den dunklen Rüstungen, bewegte sich ein muskulöser Mann. Er selbst war in eine Wehr aus Adamant gekleidet und brüllte immer wieder Befehle. Kaum hatten wir den Balkon betreten, da erstarb jegliche Bewegung. Die angehenden Todesritter ruckten herum und alle starrten sie uns an.
Das Lachen einer Frau erklang in unseren Köpfen und amüsiert sprach sie:
"Ich hoffe sie bleiben lang genug am Leben, sodass...ich mich vorstellen kann!"
Eine weitere Stimme hob an, doch diese war mehr panisch, denn amüsiert:
"Nein! Flieht! Solange ihr noch könnt!"
"Nicht doch, Zeliek. Entmutig sie nicht erst. Zumindest nicht, bis wir etwas Spaß mit ihnen hatten!"
Ein herrische Stimme brachte sie beide zum verstummen:
"Genug des Geredes! Lasst sie nur kommen! Wir werden ihre Knochen zu Staub zermahlen!"
Die Stimmen verschwanden so plötzlich, wie sie gekommen waren. Doch der muskulöse Aufeseher riß sein Schwert in die Höhe und brüllte:
"Die Zeit des Übens ist vorbei! Zeigt mir was ihr gelernt habt!"
Ein lauter Schrei wurde erwidert und die dunklen Krieger setzten sich in Bewegung. Viele stürmten die Rampe empor, doch manche bewegten sich auch zu den Ställen. Unser Vorteil war die Rampe, denn konnten wir sie halten, so musste unser Feind von unten kämpfen! Unsere Gerüsteten nahmen Aufstellung und bereiteten sich auf den Aufprall vor. Zwischen ihnen hindurch wurden Pfeile verschossen und Zauber gewirkt, die die ersten Kämpfer zu Boden schickten. Dann krachte Metall auf Metall und es war Sekunden lang ein Ringen, wer nachgeben würde. Die schiere Masse des Feindes drückte uns zurück, doch während unser Feind nur rohe Gewalt zur Verfügung hatte, gereichte uns die Magie zum Vorteil. Wurzeln umschlangen die Feinde, Eis ließ sie fallen und manch ein Schaf blökte verwirrt. Aus dem Ansturm wurde ein Kampf, um jeden Zentimeter und kaum eine Waffe konnte geschwungen werden, da schier der Platz fehlte. Unsere Schurken zogen ihre Dolche und setzen gezielte Stiche, doch auch sie konnten kaum vordringen. Ein Elfenpriester konzentrierte sich und griff nach dem Geist eines der Soldaten. Im nächsten Moment erlahmte dieser und schien sich erst wieder sammeln zu müssen. Dann aber ließ er sich fallen und riß mehrere Kameraden mit sich. Auf einer Seite brach der Ansturm ganz zusammen, denn unzählige Krieger stürzten die Rampe herab. Dies nutzen wir für einen weiteren Angriff und die Saat der Verderbnis traf die Mitte der Gruppe. Chaos brach aus, als die dunkle Energie explodierte und die verbliebenen Kämpfer zogen sich zurück. Doch ein Sieg für uns war fern, denn brüllend stürmten mehrere Berittene heran. Sie ritten manchen Kameraden um und brachen durch unsere Reihen. Aus dem geordneten Scharmützel, wurden m
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Terasilimus
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Fortsetzung
Der dunkle Reiter hob sein Schild, doch der Hammer des Paladin zerschmetterte ihn. Glühende Hufe zertrümmerten morsche Knochen und blendendes Licht ließ die Feinde wanken. Die Entschlossenheit hatte den Paladinen zum Sieg verholfen und auch wir rangen, in diesem Moment, die letzten Feinde nieder. Fünf verbliebene Krieger wichen bis zu ihrem Mentor zurück. Enttäuschung und Wut waren ihm ins Gesicht geschrieben. Und als sein Schwert einen seiner Schülter fällte, schrie er:
"Ihr enttäuscht mich, meine Schüler!"
Er drehte sich um und starrte sie einzeln an. Sie wussten...wer jetzt zu fliehen versuchte, würde von ihm höchstselbst gerichtet. Niemand wagte es sich zu rühren...bis er grimmig nickte.
"Haltet eure Stellung und kämpft!"
Dann wandte er sich wieder um und winkte uns spöttisch heran.
"Zeigt mir was ihr könnt!"
In Kampfpose wartend, beobachteten sie uns genau. Wir bewegten uns nur langsam die Rampe hinab und sammelten uns. Der Raum war groß genug, um unsere volle Stärke zu entfalten. Doch irgendetwas hatte unser Feind vor. Warum sonst würde er, in Unterzahl, so selbstsicher sein!?
Unser erster Krieger stürmte heran und schwang seine Klinge über Kopf. Kurz vor des Gegners Körper, fingen vier Schwerter den Angriff ab. Ein heftiger Knaufhieb schickte unseren Krieger zu Boden, doch sofort sprangen vier weitere an seine Stelle und griffen die Schüler an. Diese wirbelten beiseite und verwickelten sie in Einzelkämpfe, während ihr Mentor weiterhin unbewegt blieb. Erst als ein Schurke ihn angriff, wich er aus und griff selbst an. Ein Paladin kam hinzu, doch sein Hammer glitt wirkungslos durch die Luft. Als der Mentor zuschlug, schütze ein Schild das Fleisch. Doch die Wucht der Attacke spaltete den Schild und brach des Paladin´s Arm. Nun gingen wir alle zum Angriff über und viele Formeln wurden gemurmelt. Doch unser Feind holte tief Luft und brüllte unmenschlich laut. Die Luft schien zu zereißen und viele von uns wurden zu Boden geschleudert. Der Schrei selbst schien körperlichen Schmerz zu verursachen und keinerlei Formel konnte beendet werden.
"Ihr hättet zu Hause bleiben sollen!"
Er wirbelte los und verteilte schmerzhafte Schläge. Keiner davon war tödlich und immer griff er von vorne an. Auch wenn er Kel´Thuzad diente, so schien er noch immer voll Ehre zu sein. Doch wann immer ein Zauber oder Spruch der Heilung gewirkt wurde, holte er tief Luft und brüllte laut. Wenige Sekunden rang er nach Luft und in diesem Bruchteil konnten wir wirken. Doch es war zu wenig, um effektiv zu sein. Zudem schmerzte es jedes Mal mehr, auch wenn...es nur die Zaubernden und Heiler traf! Die Krieger und Schurken schienen davon unberührt. Es musste an der Macht der Magie liegen! Und in der Hand eines Kriegers, wie es unser Gegner war, wurde es zu einer tödlichen Waffe.
Wir suchten nach Schutz und fanden ein Katapult der Geißel. Hier schluckten wir Tränke und überließen kurzzeitig den Nahkämpfern das Feld. Wann immer wir nun Formeln sprachen, konnten wir rechtzeitig in Deckung gehen. Stoßweise flogen die Zauber über den Platz, doch die bereitstehende Heilung schien nicht zu reichen. Unsere Kämpfer würden nicht lang genug aushalten, wenn nicht etwas geschah! So griff ein Priester in den Kampf ein, um unsere Chancen zu verbessern. Wie sein elfischer Kollege zuvor, griff auch er nach dem Geist eines der vier Schüler. Dieser ruckte plötzlich herum und stürmte auf seinen Lehrer zu. Der erste Schlag glitt an dessen Rüstung ab, dann drehte er sich jedoch um und erkannte den vermeintlichen Verrat. Nur Sekunden dauerte dieser Zweikampf, doch es verschaffte uns weiteren Raum. Wir konnten unsere Kämpfer heilen und einen weiteren Schüler übernehmen. Doch auch wenn der Mentor uns schnell durchschaute, so musst er sich nun gegen seine eigenen Schüler erwehren. Und jede weitere Ablenkung schwächte ihn mehr. Nach langem Kampf ging auch sein letzter Schüler zu Boden und die adamantene Wehr zeigte große Risse. Unzählige Wunden zeichneten ihn...und schließlich ging er in die Knie.
"Mehr als dreißig gegen einen einzigen Kämpfer...
Er nickte stolz.
"...ein ehrenhafter...Tod..."
Ihm entglitt sein Schwert und er kippte vorn über. Manche von uns hoben respektvoll die Hand an die Stirn. Auch auf der Seite der Feinde gab es Ehre und wir bedauerten, dass es keinen anderen Weg gegeben hatte.
Der Gang verlief lang und gewunden. Immer wieder wehte uns ein kühler Hauch entgegen und ein Wispern drang an unser Ohr. Das Leben schien sich von hier geflüchtet zu haben und so kamen uns nur Skelette und...fliegende Waffen entgegen. Zuerst glaubten wir an unsichtbare Gegner, die die Schwerter, Äxte und Stäbe schwangen, aber schnell erkannten wir, dass sie ein Eigenleben führten. Einer unserer Magier bat um einen Moment, in dem er eine magische Analyse durchführen könnte. Doch wir konnten nicht warten...
Unter einem Gitter hindurch, betraten wir einen länglichen Raum. Er schien, der Länge nach, in zwei Teile geteilt zu sein und nur durch ein kleines Tor konnten wir auf die andere Seite gelangen. Auf beiden Seiten waren Schutthaufen errichtet worden, auf denen sich Ratten und Maden tummelten. Die Luft war kalt. Kälter noch als sonst in der Zitadelle. Und...sie schien noch weiter abzukühlen. Die Ratten hoben witternd ihre Köpfe. Etwas schien zu passieren. Plötzlich kreischten die Scharniere des Tores auf und Rost splitterte in alle Richtungen. Das Tor schnappte zu und trennte die Gruppe in zwei Hälften. Das Wispern lag wieder in der Luft. Raunen hob an. Und langsam trat eine schemenhafte Gestalt in den Raum.
"Ihr Narren habt euren eigenen Untergang heraufbeschworen. Voller Leichtsinn habt ihr euch mit Kräften angelegt, die weit über euer Verständnis hinausgehen. Tapfer habt ihr gekämpft, um in das Reich des Seelenjägers vorzudringen. Doch jetzt gibt es nur noch einen Ausweg...den einsamen Pfad der Verdammten!"
Ein Zittern lief durch die Schutthaufen und sowohl Ratten, wie auch die Maden, flohen panisch. Ruckartig brachen Hände und Köpfe hervor und langsam erhoben sich mehrere Ghule. Noch während der Staub von ihren Körpern rieselte, setzten sie sich in Bewegung und griffen an. Es wurde ein Halbkreis gebildet, um die Heiler zu schützen, denn erneut ging ein Zittern durch den Raum und wieder erhoben sich neue Ghule. Doch nur auf einer Seite. Die Seite, auf der wir den Raum betreten hatten, blieb leer. Da sich das Gitter nicht öffnen ließ, konnten wir nur geringfügig helfen und mussten hilflos zusehen. Doch das sollte nicht lange so bleiben. Die ersten Ghule gingen zu Boden und regten sich nicht mehr. Allerdings löste sich ein helles Leuchten aus jedem Kadaver und schwebte empor.
"Tod ist der einzige Ausweg!"
Die Mauer, die den Raum teilte, ging nicht bis zur Decke und an genau diesem Punkt passierte jedes Leuchten das Hindernis. Unheilvoll schwebten sie nun über der anderen Gruppe und regneten schließlich, wie Sterne, herab. Dumpf schlugen sie in die Schutthaufen ein und auch hier geriet alles in Bewegung. Der Seelenjäger sah uns ruhig zu und lenkte nur immer wieder eine Seele in die richtige Bahn. Ein Wurfdolch, der auf sein Herz zielt, glitt einfach durch ihn hindurch. Doch uns fiel auf, dass er an Kontur gewann. Für jede Seele, über die er Macht verlor, wurde er wieder ein Stück mehr in die Realität gezogen. Und so kämpften wir geduldig, auch wenn der Schrecken immer neue Formen annahm. Auf der einen Seite gesellten sich nun Skelette und untote Pferde zu den Ghulen. Auf der anderen Seite brachen vermehrt geisterhafte Geschöpfe hervor. Doch wann immer einer der Geister fiel, schien die Seele sich nicht weiter zu bewegen. Sie verharrte still und schwach und...wartete.
"Ich habe lang genug gewartet! Kommt! Stellt euch dem Jäger der Seelen!"
Halb Schemen, halb Mensch, griff er in den Kampf ein und schleuderte Blitze aus Schatten auf uns. Unsere Waffen und Zauber konnten ihm noch immer nichts anhaben, doch endlich hörte der Strom der Unholde auf sich zu erneuern. Das Chaos wurde lichter. Mit Scheinangriffen und Gnomentricks lenkten wir unseren Feind kurzweilig ab. Lange genug, um uns auf seine letzten Diener zu konzentrieren. Endlich fiel der letzte Ghul, brach das letzte Skelett zusammen. Nur noch auf der anderen Seite tobten die Geister. Doch in diesem Moment teleportierte sich unser Feind herüber. Er wütete durch unseren Schutzkreis, denn er konnte uns hart zusetzen. Unsere Angriffe konnten noch immer nur seine Diener verletzen. Doch der Seelenjäger wusste, dass seine Macht schwand. Knirschend löste sich die Verriegelung des Tores und wir konnten auf die andere Seite zurückweichen. Die letzten Geister wurden von mehren Salven hinweggefegt und schließlich löste sich der Schleier. Der Seelenjäger wusste, dass der Kampf vorbei war. Keine Magie kam mehr aus seinen Händen. Keine Seele gehorchte mehr seinem Ruf. Und auch er spürte, dass sein Körper schon lange ohne Leben war. Der faulige Geruch lag schwer in der Luft und zusehends schien er vor unseren Augen zu altern. Als die Ratten und Maden zurückkehrten, witterten sie ein Festmahl und wir wandten uns ab, als sie sich auf ihn stürzten. In der Luft lagen seine letzten Worte:
"Nun ist die Reihe an mir. Der letzte Weg wartet..."
Schweigen lag über uns. Es war jene Stille, die große Ereignisse ankündigt. Nur schwer wollten unsere Füße gehen, denn in unser aller Ohren hallten die Worte der Seelen. Von ihrem einstigen Meister war Nichts geblieben. Endlich frei hatten sie ihre alten Gestalten angenommen und waren vor uns getreten. Und uns war ein Schauer über den Rücken gelaufen, als wir erkannten wieviele es waren. Schwach war das Zeichen der silbernen Hand zu erkennen und einer seiner Träger trat hervor. Langsam hob er seine Hand und berührte Paladina Cecílía de Natal. Die Dame zuckte zusammen, als die Seele mit ihr eins wurde. Dann wandte sie sich zu uns um und blickte uns, aus blau glühenden Augen, an.
"Ihr habt die Seelen hunderter befreit. Doch vier mächtige Seelen, die dem Seelenjäger nicht untertan waren, warten noch auf euch. Ihr stellt euch einem mächtigen Feind. Doch ebenso stellt ihr euch einer großen Hoffnung. ER hat einst unzählige Diener geopfert, um seinen größten Feind zu töten. Doch in seiner grenzenlosen Selbstgefälligkeit, hat der Lich einen Fehler begangen. Untot erhob er seinen Feind ins Unleben. Bis in alle Ewigkeit sollte er IHM dienen. Doch bis heute existiert auch die größte Gefahr für IHN weiter. Schreitet mutig voran, Helden. Denn nun wird sich zeigen, ob ihr dieses Titels auch würdig seid. Ihr werdet einer Legende gegenübertreten müssen...dem einstigen Hochlord Mograine...dem ASHBRINGER!"
Schlagartig lösten sich die Seelen auf und das Medium sank auf die Knie. Ein Raunen ging durch unsere Reihen. Unruhe machte sich breit. Jedes Kind hatte von Morgraine und seiner Legende gehört. Viele hatten ihn für tot oder verschollen gehalten. Doch nun mit dieser Wahrheit konfrontiert zu werden, was nicht leicht zu tragen. Wir halfen der Paladina wieder auf und setzten uns langsam in Bewegung...
Wir spürten ihn schon aus weiter Ferne. Einst...war...ich...rein. Die Macht des Ashbringers legte sich wie Nebel über uns. Kämpfte...für...Gerechtigkeit. Mit jedem Schritt wurde es unerträglicher. Sie...nannten...mich...Ashbringer. Bis wir endlich vor einem steinernen Portal standen. Verraten...von...meinem...Orden. Nur zögerlich hoben wir unsere Hände, um das Portal zu öffnen. Vernichtet...von...Kel´Thuzad. Wir wussten, dass sie uns erwarteten. Erschaffen...um...zu...dienen. Konnten wir wirklich gegen eine Legende bestehen? Mein...Sohn...sah...mich...sterben. Konnten wir auch diese Seelen oder gar den Ashbringer retten? Der...Kreuzzug...nährte...seinen...Hass. Und war es möglich den Ashbringer gegen das Böse zu führen? Die...Wahrheit...ist...ihm...unbekannt. Die Antwort auf all diese Fragen, lag hinter diesem Tor! Der...scharlachrote...Kreuzzug...ist...nicht...länger...rein. So fassten wir uns ein Herz und öffneten das Portal. Balnazaar´s...Kreuzzug...verdarb...meinen...Sohn. So traten wir vor die vier Reiter. Töte...sie...alle!
"Zu den Waffen, ihr Schmarotzer! Wir haben Gesellschaft!"
Thane Korth´azz riß seine Waffe heraus und gab seinem Pferd die Sporen. Vor Schreck stieg das untote Ross auf die Hinterbeine, doch sein Reiter hielt sich aufrecht und lachte höhnisch.
"Ich werde es genießen diese Waschlappen aus dem Weg zu räumen!"
Endlich stürmte das Pferd voran und mit wuchtigen Hieben wurden die Eindringlinge auseinander getrieben. Thane Korth´azz, einst ein Zwergenpaladin der silbernen Hand, genoß es seine Feinde zu jagen und sie erst langsam zur Strecke zu bringen. Doch hier stand er einer großen Gruppe gegenüber...
"Ich mag mein Fleisch besonders knusprig!"
Lachend ließ der Zwerg seinen Hammer kreisen und zusehends begann dieser feurig zu glühen. Krachend donnerte die Waffe in die Decke, doch kehrte augenblicklich zu ihrem Meister zurück. Brennender Stein stürzte nun herab und ließ Panik aufkommen. Wie Geschosse flogen scharfkantige Steine umher und dicker Rauch quoll durch den Raum.
Nun gab auch Lady Blaumeux ihrem Pferd die Sporen und mit wehendem Mantel ritt sie in den Rauch.
"Ich töte den Ersten! Wer wettet dagegen?"
Mitten im Galopp beugte sie sich zur Seite. Ihr Schwert glitt funkend über den Boden. Blitzschnell hatte sie einen perfekten Kreis gezogen, der sich lautlos mit Dunkelheit zu füllen begann. Immer wieder erschuf sie solche Kreise und wer immer dort drin stand, spürte wie ihm das Leben langsam entzogen wurde.
Sire Zeliek betrachtete die Szenerie mit wachsendem Zweifel. Schon lange hoffte er auf seine Erlösung, doch schien der Kampf sich von dieser Hoffnung fort zu entwickeln.
"Vielleicht kommen sie ja noch zur Vernunft und flüchten, so schnell sie können!"
Thane Korth´azz zügelte sein Pferd neben ihm.
"Ich habe genug von eurem Geflenne. Haltet die Klappe oder ich stopf euch das Maul!"
An seiner Hand glühte ein Ring auf. Zeliek wusste was dies bedeutete. Der Meister forderte den Tod der Eindringlinge und er musste gehorchen. Seine Hände waren bleiern, als er seine Waffe zog. Doch dann war da nur mehr der Wille des Meisters...
"Ich...habe keine Wahl!"
Auch er griff nun in den Kampf ein und durch seinen Körper strömte neue Kraft. Die Feinde hatten schwere Wunden hinnehmen müssen und verteidigten sich größtenteils. Immer wieder jagten Zauber durch die Rauchschwaden und gelangten Wortfetzen an Zeliek´s Ohr. Doch er suchte einen unverletzten Gegner, dem er sich zum Zweikampf stellen konnte...
Es stand denkbar schlecht um uns. Die Fähigkeiten unserer Gegner schienen weit über das hinaus zu gehen, was wir erwartet hatten. Mit nur wenigen Angriffen hatten viele von uns Verletzungen davon getragen und die Ehrfurcht, vor dem Gegner, tat ihr übriges. Der Rückweg war bereits versperrt, denn die steinernen Tore hatten sich hinter uns geschlossen. Eines jedoch ließ uns mehr als alles andere argwöhnen... Mograine hatte noch nicht in den Kampf eingegriffen.
Wieder stürzte brennender Stein herab und das Klirren von Metall drang an unser Ohr. Einer der Reiter, in strahlendes Weiß gerüstet, war von seinem Pferd abgestiegen und führte einen erbitterten Zweikampf, mit einem unserer Krieger. Wann immer jemand eingreifen wollte, hob der Reiter seine Hand und hüllte den Angreifer in gleißende Blitze.
Um uns herum tobte der boshafte Wettstreit der anderen Reiter. Aufhalten konnten wir sie nur, wenn wir sie von ihren Pferden zwangen. Oder aber...
Schilde wurden heraus gerissen und ein provisorischer Wall errichtet. Als die Reiter erneut heranstürmten, warfen wir uns mit Kraft dagegen. Knochen brachen unter der Kraft, doch endlich gerieten die untoten Tiere zum Halten. Mit Finten und ungezielten Angriffen, trieben wir beide auseinander. Nur unter größter Mühe drängten wir sie in unterschiedliche Ecken. Auf diese Weise konnten wir ihre Kraft geteilt halten, wenn nicht...
"Das Leben ist bedeutungslos. Der Tod ist die wahre Prüfung."
Einen Moment lang schienen alle zu erstarren. Sämtliche Blicke richteten sich auf Mograine, der sich im Sattel aufgerichtet hatte. Langsam glitt seine Hand zum Ashbringer und legte sich um den Griff. Lautlos glitt die legendäre Klinge heraus und eine Welle der Dunkelheit flutete durch den Raum.
"Beugt euch dem Willen des Hochlords!"
Er gab seinem Pferd die Sporen und stürmte heran. Ein Nachtelfenkrieger trat ihm mutig entgegen und riß die Waffe hoch. Der Ashbringer fauchte herab und ein greller Lichtblitze durchzuckte den Raum. Das Schwert des Kriegers war in unzählige Teile zersprungen. Von ihm selbst war nur Asche übrig geblieben. Hatte der Ashbringer einst die Toten vernichtet, so verdarb seine korrumpierte Form nun das Leben.
"Im Tode werdet ihr keine Ruhe finden!"
Viele wichen erschüttert zurück. Einem der Männer stand der Wahnsinn in die Augen geschrieben.
"Bei den Titanen! Keine unserer Waffen kann gegen ihn etwas ausrichten!"
Eine der Priesterinnen hob ihren Stab und erwiderte:
"Eine Waffe gibt es, die es mit solcher Verderbtheit aufnehmen könnte. Beten wir, dass die Titanen uns gewogen sind und es uns gelingt die Klinge zu rufen."
Wir brauchten Zeit... Zeit, die wir nicht hatten! Mograine hatte sich bereits wieder in Bewegung gesetzt und auch die anderen Reiter wüteten mit neuer Kraft.
"Möge das Licht uns die Zeit schenken, die wir brauchen. Oder möge es mit uns verlöschen!"
Thane Korth´azz, Lady Blaumeux und Sire Zeliek waren in Einzelkämpfe verstrickt, als die Priesterin auf die Knie sank und in monotonen Singsang verfiel. Einzig Mograine konnten wir nicht offen konfrontieren, doch die Schurken und Jäger gaben ihr Bestes, um ihn abzulenken. Als der Singsang langsam an Kraft gewann, wurde die Gestalt der Priesterin gleißender. Mit jeder Sekunde nahm die Intensität zu und auch unsere Gegner wurden nun darauf aufmerksam. Der Hochlord ließ von seinen Gegnern ab und stürmte auf die Priesterin zu. Wuchtig schwang er seine Waffe und schlug zu. Nur Zentimeter, vor ihrem Körper, prallte die Klinge auf einen unsichtbaren Widerstand. Einer der Paladine hatte seine Hand gehoben und der Priesterin sein schützendes Gebet verliehen. Doch als der Schild unter weiteren Schlägen erzitterte, zuckte der Paladin gepeinigt zusammen. Seine Brüder und Schwestern legten ihm die Hände auf die Schultern und das Gebet erstrahlte mit neuer Kraft. Brüllend schwang Mograine herum und hieb seine Klinge in den Boden. Ein gezackter Riss schoss auf die Paladine zu und fegte ein paar beiseite.
Doch noch blieb das Gebet aufrecht...
"Bewahrt euren Hass. Zügelt euren Zorn. Schon bald könnt ihr eurem Argwohn freien Lauf lassen!"
Der Hochlord hob seinen Siegelring und zugleich taten es die anderen Reiter. Ein violettes Glühen ging von ihnen aus und jeder, der ihnen zu nahe war, wurde von aufwallendem Schmerz gepeinigt. Weder Magie, noch Mut, konnten der dunklen Macht beikommen und endlich waren die vier Reiter wieder frei.
Die Schlacht versank vollends im Chaos, da das violette Glühen immer mehr an Intensität zunahm. Gleißende Blitze schossen durch den Raum, brennender Stein stürzte herab, Kreise voll negativer Energie raubten unsere Kraft und der Ashbringer wütete unter den Paladinen.
Unsere Hoffnung ruhte auf einer letzten Möglichkeit. Scheiterte sie, würden wir alle sterben.
"Haltet Stand und schützt ihr Leben...notfalls mit dem euren!"
Wieder hieb Mograine in den Boden und gewaltige Kräfte rasten auf die Preisterin zu. Ein Magier blinzelte sich vor sie und umschloss sich mit Eis. Krachend zerbarst der Eisblock und die Wucht schleuderte den Magier davon. Die anderen Reiter sprengten durch die Paladine und mit letztem Glühen brach das Gebet in sich zusammen. Thane Korth´azz schrie triumphierend auf und hielt auf die Priesterin zu. Sein Hammer verließ seine Hand und glühte feurig...
GENUG!
Eine Lichtsäule umhüllte die Priesterin und schmetterte den Hammer zurück.
MIT WELCHEM BEGEHR RUFT IHR DIE MACHT DER TITANEN?
Langsam wurde die Priesterin in die Luft erhoben, doch ehrfürchtig senkte sie ihr Haupt.
"Eure ergebene Dienerin fleht euch um Beistand für ihre Gefährten an!"
Einen Moment lang herrschte Stille und die Worte verhallten...
WAS IHR VERLANGT FORDERT EINEN HOHEN PREIS!
Sie nickte schwer. Von Anfang an war ihr bewusst gewesen, welchen Preis es forderte.
Doch es gab keinen anderen Weg...
SO SOLL ES SEIN!
Die Lichtsäule gewann an Kraft und die Konturen der Priesterin begannen zu verschwimmen. Wir hoben alle die Hände vor die Augen, als das Gleißen den gesamten Raum ausfüllte. Die wenigen Sekunden gaben uns neue Kraft, bis das Licht wieder abnahm und uns aufblicken ließ...
Anstelle der Priesterin stand nun ein bronzener Krieger. In seiner Hand ruhte ein Schwert, dessen halbe Klinge schräg abgebrochen war. Einer der Nachtelfen flüsterte ehrfürchtig:
"Ein Avatar Aggramar´s... Und in seiner Hand führt er Taeshalach..."
Mograine blickte seinem neuen Gegner abschätzend, doch unbeeindruckt, entgegen.
Thane Korth´azz spuckte aus. Sein Hammer war unbrauchbar geworden, doch es war ihm egal mit welcher Waffe er seinen Gegner tötete. Mit Schwung riß er ein Schwert hervor und stürmte auf seinen neuen Gegner ein. Der Avatar duckte sich unter dem Angriff weg und hieb sein Klinge durch Tier und Reiter. Nach wenigen Metern brach das untote Pferd zusammen.
"Was für eine...verdammte Verschwendung..."
Thane Korth´azz hielt sich die Seite. Dann ging er langsam in die Knie und brach zusammen.
Lady Blaumeux hob verächtlich eine Augenbraue. Korth´azz hatte sich schon immer überschätzt und nun hatte es ihn das Unleben gekostet. Sie zögerte. Zeliek schien einen Schimmer von Hoffnung in den Augen zu haben. Sie beide wussten, dass nur der Hochlord es mit dem Avatar aufnehmen konnte.
Mograine stieg von seinem Pferd und nahm festen Stand an. Blaumeux und Zeliek würden sich um die Anderen kümmern. Wie Zeliek wünschte sich der Hochlord nichts sehnlicher, als endlich erlöst zu werden. Doch er würde sich nie einem Gegner ergeben, der sich nicht als stark genug erwies...
Krachend trafen die Klingen aufeinander. Für einen Augenblick wurde still gerungen, doch keiner der Kontrahenten wich zurück. Unsichtbar tobte der Kampf, bis sie sich zugleich voneinander lösten...
Lady Blaumeux umrundete das Geschehen und hielt auf die verbliebenen Sterblichen zu. Wenige standen noch aufrecht, doch sie durften nicht in den Kampf eingreifen! Mit all ihrer Kraft rief sie die negativen Energien und der Boden begann vor Schwärze zu brodeln. Ihr Pferd scheute, als es die dunkle Fläche betreten sollte, doch seine Herrin trieb es unerbittlich voran. Sie selbst war vor den Einflüssen sicher, doch zu sehr war ihre Aufmerksamkeit auf die Feinde gerichtet...
Der Avatar griff unerbittlich an. Seine Schläge prasselten auf den Hochlord ein und ließen ihn in seiner Verteidigung wanken. Taeshalach, einst ein Schwert der Dunkelheit und der Ashbringer, einst ein Schwert des Lichtes, waren einander ebenbürtig. Doch eine uralte Kraft wirkte in diesem Zweikampf...
Als Sargeras erkannte, dass das Chaos immer neu aufbrandete, verfiel er in tiefen Schwermut. War es möglich, dass das Licht nur kurz bestehen konnte und die Dunkelheit als einziges Bestand hatte? Hatten die anderen Titanen ihn nicht gesandt, um die Dämonen zu vernichten, auf dass Ordnung und Friede herrschten? Hatten sie nicht gesagt, dass die Ordnung das Grundprinzip aller Dinge sei? Doch die Dunkelheit kehrte immer wieder, während das Licht Mal um Mal verlosch. War die Dunkelheit also das Grundprinzip aller Dinge? Sargeras verzweifelte an dieser Entscheidung und an dem Tag, da er sich entschied, zerbrach sein Schwert Gorshalach in zwei Teile. Der eine Teile, den Sargeras für sich behielt, wurde zu Gorribal, dem "Dunklen Säher". Der andere Teil, den Aggramar schließlich fand, wurde zu Taeshalach, dem "Flammenreißer". Doch auch wenn Taeshalach zu einer Klinge des Lichtes geschmiedet wurde, so war in seinem Träger nur der Hass auf Sargeras. Konnte Taeshalach, eine Klinge der Hoffnung, wirklich jemandem zum Siege verhelfen, in dessen Herz nur der Hass wohnte?
Immer heftiger leckten rote Flammen über den Ashbringer und immer wieder sprangen sie auf den Avatar über. War die Klinge vor dem verderbten Feuer gefeit, so wankte sein Träger unter den brennenden Wellen. Immer langsamer wurden seine Bewegungen, bis Mograine es war, der ihn langsam zum wanken brachte...
Unsere Aufmerksamkeit war ganz auf Lady Blaumeux gerichtet. Nur aus dem Augenwinkel sahen wir den epischen Kampf, zu dessen Ausgang wir doch nichts beitragen konnten. Die dunklen Flächen wuchsen immer weiter und nahmen uns den sicheren Platz. Schon zehrte die Schwärze von unserer Kraft, doch auch das Pferd der Reiterin litt zusehends. Wieder preschte es durch unsere Reihen und nur mühsam wehrten wir die Angriffe ab.
"Bei der Macht der Mondgöttin!"
Eine Elfe hob ihre Arme und schwang sie in Richtung Feind. Durch die Decke schien plötzlich etwas Mondlicht zu sickern und in diesem Licht regneten kleine Sterne herab. Als das Pferd getroffen wurde, wieherte es gepeinigt auf. Heiß brannte die heilige Energie in seiner Flanke und ließ es schließlich zusammenbrechen. Lady Blaumeux wurde abgeworfen und kam erst, nach ein paar Metern, zum liegen. Das Mondlicht war wieder entschwunden, doch nun merkte auch die Reiterin, wie die Dunkelheit an ihren Käften zehrte. Mühsam richtete sie sich auf, als Wurzeln aus dem Boden schossen und sich um ihre Beine wickelten. Wild hieb ihr Schwert darauf ein, doch immer neue Wurzeln hielten sie gefangen. Lady Blaumeux erkannte, welchen großen Fehler ihre Fähigkeit besaß. Sie konnte die Dunkelheit rufen, doch sie ging erst wieder, wenn genug Kraft genommen war. Es machte keinen Unterschied wessen Kraft verschlungen wurde. Ächtzend wankte sie und starrte ihren Feinden entgegen. Hatte sie immer einen Hang zum taktischen gehabt, so war sie beeindruckt, dass jemand anderes ihre Schwäche so effektiv gegen sie nutzte. Schwer stützte sie sich auf dem Boden ab und versank für immer in Dunkelheit.
"Tou... ché!"
Soviel Mühe dieser Sieg auch gekostet hatte, im Angesicht des zweiten Kampfes, verlor er an Bedeutung. Mograine hatte seinen Gegner mit dem Feuer nun vollkommen eingehüllt und trieb ihn vor sich her. Immer wieder versetzte er ihm kleine Wunden, die hell aus dem Astralkörper hervorstachen. Unsere Heiler versuchten helfend einzugreifen, doch der Avatar schien immun zu sein.
Ebenso wie wir, beobachtete auch Zeliek den Kampf. In ihm schien ein Kampf zu toben, da sein Meister ihm immernoch befahl uns anzugreifen. Doch zwei der Reiter waren bereits gefallen und Zeliek schien sich mühsam widersetzen zu können. Für ihn gab es keinen Grund mehr zu kämpfen...
Mit letzter Kraft wehrte sich der Avatar. Seine Bewegungen waren beinahe zum Erliegen gekommen, da das Feuer immer mehr an seiner Ausdauer zehrte. Die Macht des Ashbringers hatte ihn überrascht und er wusste längst, dass er nicht mehr gewinnen konnte. Doch dem Opfer der Priesterin, konnte er so nicht gedenken. Er musste das Leben der Sterblichen schützen! Ein letztes Mal parierte er einen Angriff und holte weit aus. Mograine wollte parieren, doch zu spät erkannte er was sein Gegner tat. Kreisend verließ Taeshalach seines Meisters Hände und im hohen Bogen landete es vor einem der Menschen. Mograine schrie wütend auf und seine Klinge spaltete den Avatar. In einer Explosion aus tausend Funken, zerstob der Astralkörper und kehrte zu den Sternen zurück.
"Der Wille des Meisters ist erfüllt!"
Mograine wandte sich uns zu. Trotz Vernichtung des Avatars, war Taeshalach geblieben. Der Krieger Keldoron war niedergekniet und hatte die Waffe ehrfürchtig aufgenommen. Sanft glühte sie in seinen Händen und erfüllte ihn mit Kraft. Der Ashbringer wusste, dass einem Menschen das Feuer nichts anhaben konnte. Nur die Kampfkunst würde entscheiden, wer hier den Sieg davon trug.
Das Flüstern war unerträglich geworden. Zeliek hob langsam seine Waffe...
Auf dem Podest, in der Mitte des Raumes, begegneten sich die beiden Kontrahenten. Kein Wort wurde gesprochen und lautlos begann der Kampf. Mograine legte viel Kraft in seine Schläge, was Keldoron durch Geschick wieder ausglich. Über Kopf griff der Krieger an, doch Mograine parierte. Ein wuchtiger Stich trachtete nach des Gegners Brust, doch dieser drehte sich beiseite. Taeshalach zielte auf des Ashbringers Rücken, als Mograine sich duckte und den Angriff ins Leere laufen ließ. Keldoron war einen Schritt zu nah gekommen und Mograine ließ den Knauf seiner Waffe hochschnellen. Der Krieger schmeckte Blut, als er zurück taumelte und ihn der nächste Angriff nur knapp verfehlte. Als er ausspuckte und die Waffe hob, sah der Sterbliche dem Hochlord fest in die Augen. Auch wenn er nun auf Seiten der Geißel kämpfte...die Legende des Ashbringers hatte Kel´Thuzad nicht zerstören können. Noch immer hofften so viele Kämpfer, dass die Legende zurückkehren würde und die Geißel damit endlich vernichtet werden konnte. War es nicht wert dafür sein Leben zu geben!?
Ein letztes Mal sammelte Keldoron seine Kraft. Mit heftigen Schlägen griff er Mograine an. Der Hochlord wich überrascht zurück und parierte die Schläge, so gut er konnte. Am Rand des Podests verhielt er jedoch und fing den Angriff mit der Hand ab. Fest schloss sich seine Linke um des Kriegers Schwertarm. Nur Zentimeter vor seinem Ziel, wurde Taeshalach gestoppt. Keldoron hatte sich täuschen lassen. Mograine hatte nicht vor ihm zurückweichen müssen, doch er tat es dennoch, um seinen Gegner in die Falle zu locken. Die Kraft der Schläge und die letzte Parade, hatten sie zu nah geführt. Und während Taeshalach geblockt war, stieß der Ashbringer vor. Schmerzhaft durchbohrte er Keldorons Körper und ließ seine Gefährten erschrocken aufschreien. Mograine zog den Ashbringer nur langsam zurück und ließ seinen Gegner los. Schwer schlug der Krieger auf dem Boden auf und spürte wie Schlieren vor seine Augen traten. Schon war der Hochlord über ihm und hob die Waffe zum letzten Streich. Der Ashbringer schnitt herab, als ein Schwert dazwischen gestoßen wurde. Funkend trafen die Waffen aufeinander, doch Mograine lenkte die Kraft des Schlags, auf den neuen Angreifer. Ohne einen Laut, empfing Zeliek die Klinge. Einen Moment lang sah ihn Mograine ungläubig an. Zeliek lächelte...
"Vergebt mir..."
Dann kippte er hintüber und lag still. Im selben Moment durchbohrte Taeshalach Mograines Herz. Dem Tode nah, hatte Keldoron die letzte Möglichkeit genutzt. Auch er lächelte schwach, als er zurück fiel und Taeshalach seiner Hand entglitt. Der Hochlord taumelte einen Schritt zurück. Kalt quoll das Unleben aus seiner Brust. Es war wie damals... Der Ashbringer hatte sein Herz durchbohrt und dieser Verrat hatte die Waffe korrumpiert. Ungläubig hatte er auf seinen Sohn geschaut, als der Erzlich selbst erschien. Kel´Thuzad wusste, dass der Sohn dem Vater nicht als Ashbringer nachfolgen konnte. Ein anderer Mensch würde den Ashbringer nehmen und er wäre weiterhin eine Gefahr. So erhob er Mograine zum Untode und als sein Sohn den Ashbringer nehmen wollte, zuckte Schmerz durch seinen Körper. Die Klinge akzeptierte keinen neuen Träger, solange der alte noch lebte. So wurde Naxxramas ein Gefängnis, für den einst mächtigsten Gegner der Geißel. Und Mograine hatte gewartet... Gewartet, dass er dereinst Rache nehmen konnte. An jenem, der ihn verraten hatte. An seinem eigen Fleisch und Blut.
"Ich...bin frei! Vielleicht ist es noch nicht zu spät, um... Nein! Ich brauche...mehr Zeit..."
Schwer stützte er sich auf den Ashbringer. Seine Kraft schwand zusehends. Die Fesseln Kel´Thuzad´s waren endlich von ihm abgefallen, doch für seine Rache war keine Zeit mehr. Einzig die Sterblichen konnten ihm jetzt noch helfen. Sie würden den Ashbringer fort schaffen, auf dass sie ihn einst gegen IHN verwenden konnten. Langsam ließ Mograine seine Essenz in die Waffe fließen. Der Ashbringer würde seinen Weg zum Scharlachroten Kloster finden. Er musste nur geduldig sein und dem Träger den Weg weisen...
Fortsetzung folgt
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Fortsetzung Teil 2
Der Raum lag nun vollkommen still. Mograine´s Körper hatte sich vollkommen aufgelöst und im Boden steckte nur noch der Ashbringer. Taeshalach war verschwunden, doch Keldorons Wunde hatte sich geschlossen. An ihrer Stelle hatte sich die Haut bronzen verfärbt. Ein letztes Geschenk der Titanen. Leicht hob und senkte sich des Kriegers Brustkorb, doch wir entschieden ihn vorerst ruhen zu lassen. Im hinteren Teil des Raumes, hatte sich das Auge aktiviert. Harmonisch summte es und gewährte uns den Weg zurück. Endlich war auch dieser Flügel befreit und mit einem Mal spürten wir, wie sehr unsere Körper schmerzten.
"Was wird nun aus dem Ashbringer? Ob sich je ein neuer Träger findet?"
Ich lächelte, bei diesen Worten. Es gab genug Kämpfer, die sich für würdig hielten. Es würde Zwist und Streit geben. Vielleicht gar am Ende ein Turnier oder dergleichen. All das, nur um den Würdigsten herauszufinden. Doch dafür war keine Zeit. Die Kräfte der Allianz, durften nicht unnötig verschwendet werden. So wickelte ich einen Tuch, um die Waffe und gab sie Sir Ciras, zur Verwahrung.
"Einen gäbe es, der würdig wäre... Doch wir müssen seinen Kampfgeist erst wieder wecken!"
"Sieh zu den Sternen, mein Sohn. Es sind ihrer Mirriaden und jeder steht für einen alten Helden. Doch sie alle sind von Dunkelheit umgeben und gemahnen an den uralten Kampf, den schon unsere Urväter bestritten. Ein jeder Held hatte Feinde, ohne Zahl, gegen sich. Doch sie alle bestanden und dienten dem Licht. So weisen sie auch heute noch den Weg, für jene, die dem Licht folgen."
Taelan sah mit großen Augen hinauf. Immer wieder schien ein Stern ihm zuzuzwinkern.
"Wird der Himmel einst voller Sterne sein und die Dunkelheit vergessen haben?"
Sein Vater lächelte. Ihm kamen alte Worte ins Gedächtnis.
"Kann es das Gute ohne das Böse geben? Kann Licht ohne Dunkelheit sein?"
Er seufzte und senkte den Blick.
"Lord Uther Lightbringer sagte mir einst: `Immer wenn ein Stern verlischt, hat das Böse an Stärke gewonnen.´ Ich denke es wird immer etwas von beidem existieren. Doch es liegt in unserer Hand, wieviel Macht eine der Seiten hat. Damit das Böse triumphiert, müssen wir nur ruhig zusehen. Doch wenn wir uns dem Licht zu sehr nähern, wird unser Schatten zu groß und verschlingt uns. Bedenke dies immer und wäge weise ab, mein Sohn. Denn einst wirst du deine eigenen Entscheidungen fällen müssen. Und es ist immer gut beide Seiten zu kennen, bevor du ein Urteil fällst."
Taelan spürte die Hand auf seiner Schulter.
"Eines Tages werde auch ich dort oben sein und den Paladinen den Weg weisen!"
Die Worte verhallten...denn sie waren schon lange her...
Geblieben war nur der einsame Vater, der oft zum nächtlichen Himmel aufsah.
"Dein Traum ist in Erfüllung gegangen... Doch ich... Ich muss hier verbleiben...in Zweifel und Gram."
Als Mirador mit den Hufen scharrte, schreckte der Paladin aus seinen Gedanken.
Jemand näherte sich...oder etwas!
Der Fluss gurgelte leise, während der Hof endlich in Sicht kam. Es war ein einsamer Ort, an dem sich niemand freiwillig aufhalten sollte. Doch wir erblickten ein Pferd und einen kleinen, bestellten Garten. Jemand musste hier (über)leben. Vorsichtig klopften wir an, doch nichts regte sich. Unsere Augen wanderten aufmerksam umher. Jeder war angespannt, denn überall lauerten Schatten und Tod.
Einer der Zwerge wurde rasch ungeduldig.
"Was suchen wir hier überhaupt? Ich hoffe doch keinen Verlassenen...dieses ehrlose Pack!"
"Welchem Volk man angehört, sagt nichts darüber aus, wieviel Ehre man besitzt, Zwerg.
Solange ihr euch auf meinem Bauernhof befindet, bitte ich euch, diesen Grundsatz zu beherzigen."
Wir fuhren herum und erblickten einen ergrauten Mann. Nur leicht gerüstet, blickte er uns kühl entgegen. In seiner Hand ruhte ein Hammer der Paladine. Der erste Eindruck ließ ihn alt und schwach erscheinen, doch er hatte sich lautlos hinter uns geschlichen. Wir durften uns nicht täuschen lassen...
"Ich habe Orks gekannt, die ebenso ehrenvoll waren wie der edelste Ritter, und Menschen, die so böse waren wie der übelste Angehörige der Geißel. Doch ich möchte euch nicht mit Geschichten aus meiner Jugend langweilen."
Seine Augen hatten nun etwas leicht fragendes. Doch wir spürten auch seine gespannte Haltung.
"Seid ihr Tirion Fordring?"
Ich war einen Schritt vorgetreten und zeigte offen meine leeren Hände.
Nur langsam nickte unser Gegenüber.
"Beim Licht, der bin ich. Doch wer seid ihr und was wünscht ihr!?"
"Wir sind ein Verbund freier Kämpfer, der schon seit langer Zeit gegen den Erzlich und seine Schergen kämpft. Mein Name ist Niridias von Tirisfal und ich habe euch aufgesucht, da ich eure Hilfe benötige."
Tirion Fordring hob eine Augenbraue.
"Hilfe? Welcher Art mag diese Hilfe wohl sein!? Ich bin schon lange kein Paladin mehr..."
"Und dennoch spüre ich das Licht in euch. Mir ist sehr wohl bekannt, dass ihr eurer Kräfte beraubt wurdet. Doch ihr seid, all die Zeit, euren Prinzipien treu geblieben. Es ist Schicksal, dass Menschen euch nicht vom Licht trennen konnten!"
Der Paladin verzog das Gesicht. Die Worte kratzten an alten Wunden...
"Meine Prinzipien haben nichts als Leid gebracht. Ich wurde verstoßen, verbannt und selbst meine Familie wandte sich von mir ab. Wenn ich ein Schicksal habe, dann ist es einsam zu sein..."
Ich tat einen Schritt auf ihn zu.
"Mit eurer inneren Kraft könnt ihr viel erreichen, Fordring. Der Kampf, um die nördlichen Länder, ist noch lange nicht beendet. Und nach all der Zeit gibt es endlich wieder Hoffnung!"
"Hoffnung? Die Allianz schert sich nicht um die nördlichen Lande.
Sie verkriechen sich lieber im Süden und wähnen sich dort sicher."
Die Worte troffen vor Hohn und innerem Groll. Etwas war in ihm geweckt worden.
"Und aus diesem Grund haben wir es selbst in die Hand genommen. Wer gewillt war zu kämpfen, zog mit uns in die Schlacht. Doch jeder Streiter, der die Hände in den Schoß legt, mehrt nur die Chancen des Feindes. Und ich mag nicht glauben, dass ihr zu jenen gehört, die zu feige sind sich der Geißel zu stellen!"
"Ihr solltet eure Worte mit mehr Bedacht wählen, Magier!"
Doch etwas hielt mich ab, meine Worte zu bremsen. Flüsternd war jedes Wort schon in meinem Kopf.
"Wieviele müssen noch sterben, damit endlich etwas getan wird!? Tausende haben schon ihr Leben gelassen und es wurde nur ein Patt errungen. Kel´Thuzad ist noch immer dort oben und er plant etwas, das uns alle vernichten wird. Und keine Seele wird ruhe finden, bevor er nicht endlich besiegt ist. Auch nicht die Seele eures Sohnes!"
Schmerzhaft schlug ich auf dem Boden auf. Fordring´s Linke hatte gesessen. Schwer atmend blickte er auf mich herab und hatte noch immer die Faust geballt. Erst nach Sekunden erkannte er, was passiert war und wandte sich ab.
"Ihr werdet es vielleicht nicht verstehen, aber sein Kind zu verlieren ist schlimmer als jeder Schrecken. Mein Stolz nahm ihn mir einmal und der Tod nahm ihn mir ein zweites Mal."
Heiß rannen die Tränen über sein Gesicht, doch er hielt den Blick erhoben. Am Himmel leuchtete ein Stern auf und fiel herab, bevor er erlosch. Immer wenn ein Stern verlischt, hat das Böse an Stärke gewonnen
"Dann wandelt eure Trauer in Stärke! Und möge der Kampf auch unser aller Untergang sein, wir werden so aufrecht sterben, wie ihr immer aufrecht seid."
Fordring senkte seinen Kopf langsam.
"Für Taelan..."
"...und für alle, die ihr Leben schon gaben!"
Seine Hand half mir auf die Beine und entschlossen nickte er.
"So sei es!"
Die Nacht dämmerte bereits herauf, als wir endlich das Scharlachrote Kloster erreichten.
Beim Anblick der dunklen Mauern, meldete sich der Zwerg wieder.
"Besuchen wir jetzt alle Sehenswürdigkeiten oder gibt es endlich wieder etwas zu tun?"
Wir schmunzelten über die ehrlichen Worte. Doch als wir in den Schatten des Klosters eintauchten, legte sich wieder gespannte Stille über uns. Kälte ging von den alten Steinen aus und nur selten erhellte eine Fackel den Gang. Als wir das große Vestibül betraten, wurden die Wachen unserer gewahr. Mit gezogenen Waffen traten sie auf und zu. Doch bevor sie die Stimme erhoben, legte sich ein seltsamer Ausdruck auf ihre Gesichter. Nacheinander knieten sie nieder und legten die Waffen ab.
Mit gesenktem Blick sprachen sie:
"Zu lang ward ihr diesen Hallen fern, mylord."
"Der Ashbringer ist endlich zurück."
"Mein Leben gehört euch!"
Wir lenkten unsere Schritte gen Kathedrale, denn niemand war gewillt uns aufzuhalten. Ein jeder Anhänger des Kreuzzuges spürte, dass der Geist des Hochlords wieder unter ihnen weilte. Sie alle knieten nieder und zollten ihren Respekt.
Von weitem hörten wir die abendliche Messe.
Die Stimme des scharlachroten Kommandanten drang an unser Ohr.
"UND BRANDEN AUCH DIE WOGEN DER FINSTERNIS AN UNSERE MAUERN, SO WERDEN WIR NICHT WANKEN UND DIE FEINDE ZURÜCKSCHMETTERN! WIR SIND DIE LETZTE HOFFNUNG DIESER VERDERBTEN WELT UND DAS LICHT IST MIT UNS, IN ALLEM WAS WIR..."
Die schweren Türen schwangen krachend auf. Alle Anwesenden sahen uns alarmiert an, doch keine der ergriffenen Waffen wurde gezogen. Die Blicke ruhten auf Ciras, der ein großes Bündel hervorgeholt hatte. Langsam zog er den Stoff herab und enthüllte die verderbte Klinge. Ein Raunen hob an und deutlich zeichnete sich der Schrecken, auf des Kommandanten Gesicht. Seine Gedanken schienen zu rasen, denn es war etwas passiert, das er für unmöglich gehalten hatte. Der Ashbringer war zurück!
"BEUGT EUER HAUPT UND KNIET NIEDER, VOR DEM ASHBRINGER! EINE NEUE ZEIT DÄMMERT HERAUF, BRÜDER UND SCHWESTERN! UNSERE BOTSCHAFT WIRD DEM ABSCHAUM DER WELT ÜBERBRACHT...DURCH DEN AUSERWÄHLTEN!"
Sie alle knieten nieder und auch der Kommandant beugte sein Haupt. Die Ankunft des Ashbringers, hatte ihn aus der Fassung gebracht. All die Zeit hatte er nicht mehr an ihn gedacht. Kel´Thuzad und Balnazzar hatten damals Wort gehalten. Der Sohn folgte dem Vater als Kommandant nach. Die Macht über das Kloster war sein gewesen. Und sie sollte es auch bleiben. Fieberhaft versuchte er einen Plan zu ersinnen, der den Ashbringer endgültig tilgen würde. Doch aller Verrat und alle Hinterlist fanden nun ihr Ende...denn der Ashbringer hatte nicht vergessen!
Urplötzlich stand er unter uns. Der einstige Hochlord war voll gerüstet und trug den Wappenrock des scharlachroten Klosters. Der Geist griff nach seiner Klinge und schritt langsam die Kathedrale entlang. Erst vor seinem Sohn blieb er stehen und blickte ihm fest in die Augen.
"Renault..."
Gern wird gesagt, dass die Augen der Spiegel zur Seele sind. Was Renault Mograine jedoch in seines Vaters Augen erblickte, ließ ihn im Innersten erzittern.
"Vater...aber...wie...?"
"Hast du wirklich gedacht dein Verrat würde vergessen? Verloren durch meinem wohl geplanten Tod? Blut meines Blutes...die Klinge spürte deine Grausamkeit, lang nachdem mein Herz zu schlagen aufhörte. Und im Tode...wusste ich was du getan hast. Aber nun...halten mich die Ketten Kel´Thuzad´s nicht länger. Ich bin gekommen, um der Gerechtigkeit zu dienen. Denn damals wie heute... ICH BIN DER ASHBRINGER!"
Renault sank auf die Knie und flehte um sein Leben.
"Vergib mir, Vater! Bitte..."
Mograine fasste den Ashbringer fester. Er hatte so lange auf diesen Moment gewartet. Keinerlei Mitleid regte sich in ihm. Sein Sohn war an dem Tag gestorben, da er ihn verraten hatte. Was zurückblieb, war eine Marionette der Geißel. Und mit nur einem Streich, würde er sie beide erlösen.
Lautlos zuckte der Ashbringer herab...und scharlachrotes Blut sickerte über den Stein.
Die Rache war genommen. Nun endlich war Mograine vollkommen frei.
Schwer wog der Ashbringer in seiner Hand. Das Flüstern war immer leiser geworden. Doch Klinge und Träger wussten, dass die Zeit gekommen war. Mograine konnte nicht länger in dieser Welt verweilen, doch er konnte noch jenen helfen, die ihm geholfen hatten. Er trat auf den Altar zu und legte seine Waffe darauf. Der Ashbringer sollte selbst wählen. Dann wandte er sich um und blickte zu uns herüber. Ein einziges Mal, in so vielen Jahren, lächelte er. Dann löste er sich auf und war für immer fort.
Ein heller Klang durchschnitt die Stille. Der Ashbringer hatte sich gewand...von keiner Hand berührt und von keinem Auge gesehen...und zeigte, mit der Spitze, auf einen bestimmten Mann.
Im Namen des Lichtes! Der Ashbringer hatte einen Träger gewählt und die Hoffnung war endlich unser!
Wir saßen ruhig am Ufer des Lordameresee´s und erwarteten den nächsten Morgen. Die Ereignisse der Nacht ließen keinen von uns ruhn und dennoch wollte niemand die Stille durchbrechen. Nachdem Vater und Sohn diese Welt verlassen hatten, führte man uns zu einer geheimen Kammer. Von aller Welt vergessen, wartete dort der einstige Hochinquisitor Fairbanks. Aus leeren Augen blickte er uns an und voll Argwohn mussten wir feststellen, dass ihn das Leben längst verlassen hatte. Einzig der Wille des Ashbringers, hatte ihn am Leben gehalten...denn Fairbanks hatte noch eine letzte Aufgabe.
"Nach all der Zeit, ist der Fluch endlich gebrochen. Ich danke euch, werte Helden. Nun liegt es an mir, euch auch die letzten Bruchstücke der Geschichte zu erzählen. Auf dass ihr sie in die Welt hinaustragt und das Wissen der Unwissenden mehrt."
Staub rieselte herab, als Fairbanks sich erhob und ein paar Schritte auf uns zu trat.
"Die Klinge, die ihr bei euch tragt, erhielt ihren Namen von ihrem ersten Träger. Hochlord Mograine war einer der Gründer des scharlachroten Kreuzzuges. Ein Ritter voll Reinheit und unerschütterlichem Glauben. Erst der Verrat seines Sohnes und Kel´Thuzad´s Pläne führten zur heutigen Wandlung. Doch lasst mich etwas weiter ausgreifen. Es waren Hochgeneral Abbendis, Hochinquisitor Isillien und Hochlord Mograine, die den scharlachroten Kreuzzug ins Leben riefen. In seiner Anfangszeit, war der Kreuzzug ein nobler Orden. Der Wahnsinn und Fanatismus, den ihr heute kennt, existierte nicht. Erst als der Oberste Kreuzzügler erschien, wurden die Räder der Korrumption in Gang gesetzt. Hochlord Mograine war eine der wichtigsten Stützen des Kreuzzuges. Er wurde der Ashbringer genannt, wegen seiner Heldentat wider die Armeen des Lichkönigs. Nur mit Klinge und Glaube, schritt er gegen ganze Bataillone von Untoten zu Felde. Und nur die Asche seiner Feinde blieb zurück. Versteht ihr!? Der Tot selbst fürchtete ihn und erzitterte in seiner Anwesenheit."
Einen Moment hielt er inne.
"Der einzige Weg, wie ein Held fallen kann, ist durch die Tragödie. Der Oberste Kreuzzügler ging einen Pakt mit Kel´Thuzad selbst ein. Ihr Plan hatte nur das eine Ziel: Hochlord Mograine zu töten! Doch ein solcher Verrat konnte nur von jenem durchgeführt werden, der Mograine am nächsten stand. Der Sohn erlag den Einflüsterungen des Obersten Kreuzzüglers. Und so lockte er seinen Vater, unter falschen Vorwänden, gen Stratholme. Ich selbst begleitete sie, denn ich war Mograine´s treuster Berater und Freund. Doch ich spürte, dass etwas nicht stimmt und dennoch sagte ich nichts, bis die Geißel uns umzingelt hatte. Tausende Untote, für nur einen Mann! Als sie uns angriffen, begann der Ashbringer zu glühen. Er spürte den Verrat und ließ den Sohn zurückweichen. Doch der Vater verstand erst spät und hieß mich seinen Sohn zu beschützen. Dann brachen sie über uns herein, mit einem Hunger den ich nie zuvor gesehen hatte. Dennoch...es waren nicht genug. Tausende kamen und tausende vergingen. Beim Licht! Mograine´s Macht zerschmetterte sie so schnell wie sie kamen. Und auch ich hatte unzählige Kämpfe zu bestreiten... In diesem Chaos wurde ich dem jüngeren Mograine gewahr. Er stand einfach nur da und sah seinem Vater beim kämpfen zu. Ich rief ihn an: Hilf uns, Renault! Hilf deinem Vater, Junge! Nein... Er stand einfach nur da und sah zu. Ich versuchte ihn zu erreichen, doch die Geißel ließ mich nicht gewähren. Als meine Kräfte vollkommen erschöpft waren, sank ich auf die Knie und erwartete mein Ende. Doch es kam nicht. Die Untoten ließen von mir ab und griffen Mograine an. Kraftlos sank ich zu Boden und spürte wie die Asche mich langsam bedeckte. Dunkelheit umfing mich und da waren nur mehr die Klänge des Kampfes. Das Krachen von Metall, das Brechen und Bersten von Knochen...unmenschliche, schreckliche Laute. Und dann plötzlich herrschte Stille. Mograine rief nach mir: Fairbanks! Fairbanks wo bist du? Antworte mir, Fairbanks! Ich spürte wie er mich fand. Er legte den Ashbringer beiseite und wollte mich hervor ziehen. Doch dann...drang der Verrat an mein Ohr. Der Sohn hatte den Ashbringer ergriffen und ihn, von hinten, durch seines Vaters Herz gestoßen. Mograine´s letzte Worte, sollte ich nie mehr vergessen: Was hast du getan, Renault? Warum...würdest du soetwas tun?"
Fairbanks senkte den Kopf.
"Klinge und Träger waren beide einzelne Lebewesen. Versteht ihr? Der Verrat korrumpierte die Klinge und führte zur Korrumpierung Mograine´s. Er wurde einer von Kel´Thuzad´s Todesrittern. Ich aber wurde von der Geißel vergessen und ich schwor mir: Sollte ich leben, so würde ich die Verräter entlarven und sie bezahlen lassen. Zwei Tage lang lag ich unter Asche und Körpern. Dann erst hatte ich genug Kraft gesammelt, um der verlorenen Stadt zu entkommen. Ich schaffte es bis zum Scharlachroten Kloster und jedem der zuhören wollte, erzählte ich die Geschichte des Verrates. Doch Renault hatte bereits die Macht an sich gerissen und ließ mich kaltblütig ermorden. Mein Körper wurde hierher gebracht, doch ich konnte nicht sterben. Ich hütete das dunkle Geheimnis des Ordens und wartete. Dennoch... Manche hatten meine Worte erhört und das Kloster verlassen. Die Argentumdämmerung war geboren..."
Wir hatten ihm schweigend gelauscht und waren erschüttert, ob des Verrates.
"Das ist die Wahrheit über den Ashbringer. Den Rest habt ihr selbst erlebt. Mograine und sein Sohn konnten endlich Frieden finden, doch ich fürchte, für die Klinge, kommt die Erlösung zu spät. Der Hass geht zu tief... Doch verliert nicht die Hoffnung. Wo ein Kapitel endet, mag ein neues beginnen. Einst wird der Ashbringer euch den Weg weisen und er mag neu erstehen, als Klinge des Lichtes. Für mich aber...ist es nun Zeit zu gehen. Meine Aufgabe ist erfüllt und die Zukunft liegt in anderen Händen."
Fairbanks trat auf den Ashbringer zu. Langsam hob er seine Hand und berührte die Klinge. Sanft glühte sie auf und hüllt den Untoten ein. Ein einziges Wort löste sich von den untoten Lippen: Frei!
Von Fairbanks blieb nichts als Staub. Doch seine Worte sollten uns ein Leben lang begleiten.
So saßen wir nun am Lordameresee und erwarteten den nächsten Morgen.
Velidea Rabenschwinge trat neben mich.
"Wie soll es nun weitergehen?"
Ich hielt meinen Blick auf den kleinen Inseln und beobachtete die spielenden Murlocs.
"Kel´Thuzad weiß nun, dass er nicht unangreifbar ist. Viele seiner Diener sind gefallen, doch noch immer gebietet er über Legionen. Was auch immer er plant...wir dürfen nun keine Zeit verlieren. Der Ashbringer darf noch nicht zum Einsatz kommen, denn die Klinge zu meistern braucht Zeit. Zudem werden wir weitere Kämpfer brauchen, wenn das Ende nah ist."
Ich wandte mich ihr zu.
"Es wird Zeit jene um Hilfe zu bitten, denen viele mit Hass und Verachtung begegnen. Ich werde mich dieser Aufgabe widmen, doch der Kampf darf nicht aufhören. Daher bitte ich euch, Velidea, die Mutigen in die Zitadelle zu führen und die beiden, blinden Augen zu aktivieren. Wenn alles bereit ist, wird der Weg zum Erzlich führen. Bis dahin kehre ich wieder zurück und der Ashbringer wird bereit sein."
Sie nickte schwer und war sich der Verantwortung bewusst.
"Passt auf euch auf, Meister Niridias."
Ich nickte dankbar und sah all die Anderen an.
"Und ihr auf euch!"
Mein Blick glitt nach Undercity herüber.
"Ich denke bald sollte ein Zeppelin gen Durotar kommen."
Und während ich mich langsam aufmachte, knuffte einer der Zwerge einem Nachtelf in die Seite.
"Wo ich grad Durotar höre! Kommt ein Ork, mit einem Papagei auf der Schulter, in eine Bar..."
Der Weg führte erneut in Noth´s Kammer. Der Vorhang aus zähem Schleim, der zuvor noch den weiteren Weg versperrt hatte, war abgeebbt und nur noch vereinzelt tropfte die grüne Flüssigkeit herab. Dahinter offenbarte sich ein kränklicher Wald, der verzweifelt versuchte das Leben zu imitieren. Statt Bäumen wuchsen hier gewaltige Pilze und über dem Boden lag ein Schleier aus gelblichen Sporen. Schattenhaft bewegten sich dort zahlenlose Untiere und immer wieder drangen seltsame Schreie hervor. Nur langsam wagte sich Velidea voran und die Gruppe folgte ihr auf den Fuß. Immer an der Mauer hielten wir uns, um die Orientierung nicht zu verlieren. Doch die Untiere nahmen sofort unsere Anwesenheit wahr. Als wir einen Quell erreichten, aus dem nichts als reines Gift sprudelte, glitten lautlos unzählige Pestfledermäuse heran. Ihre Mäuler geiferten nach Blut und mit Wucht warfen sie mehrere Kämpfer um. Eine Fledermaus versuchte gar einen ganzen Mann hinfort zu tragen, doch ein gezielter Pfeil schickte sie zu Boden. Schwer gelang es die Tiere zu verscheuchen, doch als wir eine Ecke des Raumes erreichten, hatten die Fledermäuse keinen Platz mehr für gewagte Manöver. Ihr Hunger blieb vorerst ungestillt.
Und so verbargen sie sich im Dunkel der Pilze...wartend.
Die Biss- und Kratzwunden brannten, doch schien keine von ihnen infiziert zu sein. Mit Vorsicht ging es weiter voran. Der Boden begann immer unebener zu werden, da viele Wurzeln und verbrannte Erde den Stein nun bedeckten. Bald kam sogar ein kleiner Tümpel in Sicht, in dem sich Maden suhlten, die so groß wie ein Eber waren. Nur schwer konnte dem brackigen Wasser ausgewichen werden, da es sich weit in den dunklen Wald erstreckte. Die Maden schienen die Schritte zu spüren. Doch nur wenige von ihnen reagierten darauf. Eine besonders große glitt auf einen unserer Gnome zu und versuchte ihn komplett zu verschlingen. Nur das beherzte Zugreifen eines Bären hielt sie auf und schleuderte das Ungetüm zurück zu seinesgleichen. Der Gnom keifte lauthals, er hätte es auch selbst geschafft,
doch als ihm eine Tatze den Kopf tätschelte, verlegte er sich auf stummes Starren.
Wie groß war dieser Wald? Nachdem der Raum eine Biegung beschrieben hatte, begegnete die Gruppe einer weiteren Absonderlichkeit. Über zwei Meter groß und vollständig mit Moos bewachsen, schlurfte es durch den Pilzwald. Doch es schien uns nicht bemerkt zu haben. Mit äußerster Vorsicht wurde der Unhold umrundet. Wenn es nicht zwingend war, so musste er uns auch nicht entdecken. Und als eine weitere Biegung erreicht war, kam endlich ein Torbogen in Sicht. Wieder war er von steinernen Schädeln geziert und vorsichtig warfen wir einen Blick in den Raum...
Der Boden glich einer Kraterlandschaft. Unzählige Risse durchzogen den Raum und nur eine kleine Plattform bot ästhetischen Halt. Blickfang war eindeutig der gewaltige Kessel, der an vier Ketten, hoch über dem Raum, schwebte. Auf einer Plattform, die an der Wand verankert war, stand ein älterer, doch gepflegter, Mann. In seinen Händen hielt er allerlei Phiolen und Fläschchen und wann immer er etwas in den Kessel schüttete, rumorte dieser und geriet in Bewegung. Lösten sich ein paar Tropfen und fielen zu Boden, so bildeten sich neue Furchen und zeichneten den Raum. Lautlos traten wir ein, als der Alchimist uns den Rücken zugekehrt hatte. Ein weiterer Torbogen, dem ersten nicht unähnlich, schien in einen weiteren Gang zu führen. Ein Jäger deutete hinüber und machte Anstalten den Raum wieder zu verlassen. Doch ein Flüstern ließ ihn verharren, das plötzlich den gesamten Raum ausfüllte...
"Ich sehe euch..."
Der Alchimist hatte sich nicht umgewandt, doch in seiner Arbeit innegehalten. Langsam hob er eine Hand und deutete auf den Eingang. Gift sprudelte hervor, das sich, wie ein Vorhang, über den Torbogen legte. Langsam strömte es in die Risse und begann den Raum zu durchziehen. Auf ein weiteres Handzeichen, versperrte sich auch der Ausgang. Ein rasselnder Atem lag in der Luft. Das Flüstern hob erneut an...
"Ihr gehört jetzt mir!"
Ruckartig fuhr der alte Mann herum und schleuderte eine Phiole zu Boden. Mit Schall und Rauch entschwand er unserem Blick und der Kessel begann wieder heftiger zu brodeln. Die Dämpfe des Giftes, stiegen schwer zu uns herauf. Unsere Sinne würden schwinden, wenn wir zu lange hier verweilten. Mit halb erhobenen Waffen, sahen wir uns um. Der Alchimist konnte nicht einfah verschwunden sein... Ein Schlag schickte einen Magier zu Boden. Der Angriff schien aus dem Nichts zu kommen, doch sogleich wurde ein weiterer Recke zu Boden geschickt. Unser Feind hatte sich unsichtbar gemacht! Die Hexer verstanden und wirkten ihre Magie. Unsere Sinne wurden geschärft und langsam erkannten wir schemenhafte Umrisse. Mit einem Stab bewaffnet, wirbelte unser Gegner umher. Er verteilte immer wieder Schläge, die mit einem Mal abgefangen wurden. War die erste List durchschaut, so hatte unser Gegner scheinbar noch viel mehr auf Lager. Kleine Pilze verließen seine Hand und wo immer sie auftrafen, bildeten sich Wolken voll Sporen. Schwer hustend setzten wir ihm nach, doch es sollte nicht einfach sein seiner habhaft zu werden. Immer wieder ließ er Fläschchen fallen, die jedes eine neue Überraschung offenbarten. Schlingwurzeln griffen nach uns, kleine Setzlinge bewarfen uns mit Körnern und immer wieder schlug uns miasmatischer Hauch entgegen. Doch der Vorrat war begrenzt...und so besann sich unser Feind, auf eine neue Strategie.
"Euer Ende ist nahe!"
Etwas Magie ließ ihn mitten unter uns erscheinen. Die Schrecksekunde nutze er, um eine weitere Phiole zu werfen. Eine Wolke tödlichen Giftes hüllte ihn ein und magisch griff er nach dem Kessel. Vorsichtig wichen wir vor ihm zurück, da die Giftwolke nicht weichen wollte. Beständig drehte sie sich um ihn und rasselnd machte sich der Kessel nun bemerkbar. Er zerrte an den Ketten, doch sie hielten ihm stand. Immer heftiger tobte das Metall, bis langsam der Inhalt überkochte. Erst schwappte wenig zu uns herab, doch je mehr das Gift in die Risse floß, desto mehr begann der Boden zu kochen. Und musste der Kessel sich schon längst geleert haben, so schickte er doch unermüdlich mehr tödliche Sintflut. Der Raum selbst hatte sich in einen tobenden Kessel verwandelt. Das Gift schlug Blasen und kochte immer wieder hoch.
"Schließt eure Augen...schlaft!"
Einem Geysir gleich, kochte das Gift herauf. Nun gab es keine Ruhe mehr, denn der Raum war endgültig entfesselt! Immer wieder jagte das Gift in die Luft und ließ uns nur knapp dem Tode entrinnen. Unberechenbar schoss der flüssige Tod umher und nirgends gab es einen sicheren Ort.
Endlich beruhigte sich das Gift wieder und auch der Kessel wurde still. Der Alchimist fegte die Giftwolke fort und ließ seinen Stab wirbeln. Furchtlos trat er auf uns zu und verteilte seine Schläge voll schmerzhafter Präzision. Wann immer wir ihn umringen wollten, riß er eine Hand in die Höhe und ließ Gift aufbranden. Er selbst schien zu wissen, wo er sich aufhalten konnte. Doch wir hatten das Nachsehen und mussten uns dem grausamen Spiel fügen. So vollführten wir einen bizarren Tanz, der durch den ganzen Raum führte. Urplötzlich und mit magischem Leuchten, verschwanden drei unserer Gefährten. Der Alchimist grinste diabolisch und hielt uns weiter in Schach.
"Ihr...seid die Nächsten!"
Unsere Gefährten fanden sich im Nebenraum wieder. Auf dem länglichen Steinboden standen unzählige, offene Behälter. In brackiges Wasser gebettet, glotzten Augententakeln hervor. Um die Behälter tummelten sich Maden, wie wir sie schon zuvor gesehen hatten. Allesamt abartige Züchtungen, die nach frischem Fleisch gierten. Den meisten Behältern konnte ausgewichen werden, aber die anderen Abscheulichkeiten kamen näher. Schwert und Streitkolben hieben auf die Maden ein, doch die Tentakel waren zu flink und schienen, mit ihrem Blick, den Geist zu verwirren. Nur knapp entkamen die drei den Untieren und als sie den vorigen Raum erreichten, ließ der giftige Vorhang sie für einen Moment passieren. Erneut bebte der Raum und das Gift brandete schneller. Der Alchimist gelangte auf die Plattform und umgab sie mit brennendem Öl. Erneut konnten wir uns nicht in Sicherheit bringen und der bizarre Tanz zerrte an unseren Kräften. Ganz abgesehen von unserem Schuhwerk, da das Gift sich langsam durch die Sohlen fraß. Dem Treiben musste ein Ende gesetzt werden...
Als der Raum erneut zur Ruhe kam, griff unser Gegner wieder an. Einer unserer Schamanen verwandelte sich und wurde zu einem geisterhaften Wolf. Flink tanzte er durch den Raum und näherte sich von der rückwärtigen Wand. Der Alchimist sah ihn kommen und drehte sich weg. Eine Welle des Giftes verbrühte dem Tier das buschige Fell. Doch der Schamane hatte was er wollte. Zwischen seinen Zähnen glitzerte eine Phiole, die er sogleich einem Krieger zuwarf. Scheinangriffe lenkten unseren Gegner ab, bis der tödliche Pfeil konstruiert war. Gezielt tanzten wir um unseren Feind, bis er mitten im Raum stand. Der Krieger hob seinen Bogen und zielte genau. Der Pfeil schnellte von der Sehne und krachend explodierte die Phiole, am unteren Rand des Kessels. Berstend brach das Gift hervor und nur knapp konnten wir beiseite hechten. Doch unseren Feind hüllte das Gift vollends ein. Von seinem Meister ließ das Meisterwerk nichts übrig...der Alchimist war zur Gänze in seiner Arbeit aufgegangen.
"Was bedrückt euch, junges Wesen?"
Der Taure ließ sich neben mir nieder und blickte über das abendliche Brachland hinaus. Ich seufzte schwer. Die Gespräche waren bescheidener verlaufen, als ich gehofft hatte. Dabei hatte alles so gut begonnen...
Gegen einen geringen Aufpreis, hatten mich die Goblins passieren lassen. Der Zepellin brauchte nicht lange, bis Orgrimmar erreicht war. Erst vor den gewaltigen Toren hieß man mich warten und beäugte mich stets voll Misstrauen. Stunden vergingen, bis sich etwas tat. Keine der Wachen regte sich und zeigte eiserne Disziplin. Ich hatte zuerst auf einem Felsen gewartet, doch als der Mittag heraufzog, suchte ich mir einen schattigen Baum. Schließlich schlurfte ein Troll heran und überreichte mir eine alte Schriftrolle. In erstaunlich guter Allgemeinschrift wurde kund getan, dass sich ein Ork-Schamane und ein Troll-Hexendoktor mit mir treffen würden. Aufgrund meines Anliegens schlugen sie die Siedlung Crossroads vor, da diese auch den Tauren näher lag. Der Zeitpunkt wurde, für den morgigen Nachmittag, festgelegt. Ich zeigte mich einverstanden und gab die Schriftrolle zurück...
In Thunderbluff wurde ich mit weniger Misstrauen empfangen. Eine Wache brachte mich, auf eine zweite Ebene, hinauf und hielt mir eines der Zelte offen. Ich tauchte in eine dunkle Behausung ein, in der es stark nach Kräutern und verbranntem Holz roch. Es waren zwei Tauren anwesend. Einer schien zu den sogenannten "Ältesten" zu gehören, aber mir wurde schnell klar, dass er mich nicht verstand. Der jüngere Taure war zuerst sehr beschäftigt. Er gab verschiedene Ingredenzien in eine kleine Karaffe, die er mir schließlich zum trinken darbot. Aus Höflichkeit nahm ich einen Schluck und reichte sie ihm dankbar zurück. Eine einfache Handbewegung sagte mir, dass ich alles haben könne und so stellte ich die Karaffe vorerst neben mich. Nun setzte sich der junge Taure und sah mich aufmerksam an. Wann immer ich sprach, überlegte er kurz. Dann griff er nach einem Stock und zeichnete kryptische Symbole, in den sandigen Boden. Der Älteste beugte sich vor und murmelte leise. Auf diese Weise berichtete ich ihnen alles, was ich zu sagen hatte. Doch der Älteste sah mich all die Zeit nicht an. Erst als ich geendet hatte und eine lange Pause entstanden war, hob er den Blick und sagte ein einziges Wort: Flèt! Damit schien alles gesagt. Das Leder, das den Eingang verdeckte, wurde zurückgeschlagen und die Wache stampfte leicht auf. Ich verbeugte mich dankend und verließ das Zelt wieder. Auf dem Weg zum Aufzug merkte ich, wie fremdartig all dies auf mich wirkte. Vielleicht lag eines der großen Probleme darin, dass Allianz und Horde einander nicht genügend kannten und verstanden...
Die Nacht war ungewöhnlich kalt, doch ich fand Unterschlupf bei den Zwergen von Bael´Dun.
Lange vermochte ich kein Auge zu schließen, da Sorgen mich plagten...
Als der Morgen heraufdämmerte, lag ich endlich in friedlichem Schlaf. Die Zwerge ließen mich ruhen, da ich mit ihrer Arbeit nichts zu schaffen hatte. Erst eine Ratte, die es hier zu dutzenden gab, weckte mich unsanft und ließ mir nur ein karges Frühstück über. Zeitig verließ ich die Feste und begab mich nach Crossroads. Hier hatte es unzählige Scharmützel gegeben und ich fragte mich, warum die Orks diesen Ort für Verhandlungen gewählt hatten...
Dann endlich war es soweit. Die Gesandten aus Orgrimmar trafen ein und kurz darauf trottete auch ein Taurendruide auf uns zu. Auf einem kleinen Hügel setzten wir uns und legten die Waffen beiseite. Ich überlegte wie ich am besten beginnen sollte, als der Schamane ungeduldig das Wort ergriff.
"Nun, Mensch...welche Botschaft überbringt ihr uns?"
Der Anfang, den ich mir soeben noch zurechtgelegt hatte, war plötzlich zunichte gemacht.
Ich holte tief Luft, um noch einen Moment zu gewinnen. Dann versuchte ich mein möglichstes.
"Seit fast zwei Jahren sind unsere Lande von der Geißel bedroht. Kel´Thuzad herrscht von Naxxramas aus und solange er lebt, wird die Bedrohung nie enden. Vor Monaten brachen viele Recken auf, um dem Leid endlich ein Ende zu setzen. Viele gaben ihr Leben...und wir konnten SEINE Diener zurückschlagen. Unser Kampf steht kurz vor einer finalen Schlacht. Doch auch wenn viele Diener gefallen sind, so gebietet der Erzlich über Legionen. Für einen Vorstoß, in das Herz von Naxxramas, brauchen wir mehr Unterstützung...die ich von euch erbitte."
Zuerst wurde ich ungläubig angesehen. Dann lachte der Schamane verächtlich.
"Ist die Allianz so schwach geworden, dass ihr euch des Problemes nicht allein annehmen könnt?"
"Die Recken, die in Naxxramas kämpfen, unterstehen nur bedingt den Königen. Sie kämpfen aus freiem Willen, doch gab es nie den Befehl Naxxramas anzugreifen."
"Warum fragt ihr sie dann nicht, ob sie euch helfen?"
"Das ist..aus verschiedenen Gründen...nicht möglich. Ein solches Gesuch würde den Kampf nur verzögern oder ihn gar zum Erliegen bringen."
"Soll also die Horde eure eure Arbeit machen? Wie können wir überhaupt sicher sein, dass eure Motive ehrenhaft sind? Vielleicht wollt ihr gar die Macht dieses fliegenden Gemäuers an euch reißen und es für eure Zwecke missbrauchen!"
Deutlich lag Spannung in der Luft. Der Taure versuchte den Ork zu beschwichtigen.
"Wir dürfen nicht überstürzt urteilen. Immerhin bedroht die Geißel auch die Verlassenen..."
"Richtig. Der Feind meines Feindes ist mein Freund, könnte man so sagen."
"Ich glaube eher wir sprechen mit einem emporkommenden Bauern, der andere in den Tod schicken will, um seine Ziele zu erreichen!"
Die Beleidigung war schwer zu überhören, doch ich rief mich zur Ruhe.
"Wir kämpften bereits Seite an Seite! Damals, als der gewaltige Hai in Azshara wütete und als Eranikus Moonglade zu verwüsten drohte, da stand die Horde an unserer Seite und wir waren siegreich!"
"Und unzählige Male danach wurden dieser Ort und viele weitere angegriffen. Das Blut hunderter Brüder wurde vergossen, nur um die Kampfeslust eurer Männer zu stillen. Ihr könnt nicht das eine mit dem anderen aufwiegen!"
"Aber ihr könnt auch nicht die verruchten Taten vieler, gegen die heldenhaften Taten weniger stellen! Hätte ich es gekonnt, so hätte ich verhindert, dass auch nur ein Mitglied der Horde Blut vergießt!"
Wir hatten uns beide erhoben und standen schwer atmend voreinander.
Die Fäuste geballt, sahen wir einander lange an.
"Letzten Endes liegt es bei jedem selbst, welchen Weg er geht. Und sollten die Furchen der Äcker auch zu tief sein...es kann noch immer etwas darin wachsen."
Die Worte des Tauren beruhigten uns wieder. Und er machte uns nachdenklich. Ich konnte zwar nicht offiziell für die Allianz sprechen, doch konnte auch niemand jene am kämpfen hindern, die gewillt waren zu kämpfen.
"In zwei Tagen wird die letzte Schlacht beginnen. Mit euch oder ohne euch. Doch es wäre mir eine Ehre, wenn die Horde an unserer Seite kämpfen würde und wir gemeinsam dem Land die Freiheit wiedergeben könnten."
Ich reichte dem Schamanen die Hand, doch er wandte sich ab und grollte:
"Der Kriegshäuptling hat darüber noch nicht entschieden.
Und ich werde ihm meine Bedenken kundtun!"
Mit diesen Worten nahm er seine Waffe auf und verließ uns. Wortlos nickte uns der Hexendoktor zu und ging ebenfalls. Nur der Druide blieb zurück und begann leise ein Lied zu summen.
"Vergebt mir. Ich muss einen klaren Kopf bekommen..."
Ich verließ Crossroads und suchte mir einen steilen Hügel. Von hier aus hatte ich einen fantastischen Ausblick und konnte meinen Gedanken nachhängen. Solange zumindest, bis der Druide zu mir kam...
"Was bedrückt euch, junges Wesen?"
Er ließ sich neben mir nieder und blickte über das abendliche Brachland hinaus.
"Wisst ihr...der Schamane hatte nicht grundlos Bedenken. Zwar ist es nicht mein Anliegen böses zu tun, doch was wenn wir dem Erzlich nicht gewachsen sind oder wir noch schlimmerem gegenübertreten!? Viele Magier, die einst in Dalaran dienten, haben sich abgewandt und dienen nun dem Lich-König. Manche freiwillig und manche gar unfreiwillig. Ich will nicht den Fehler machen und den Feind wieder stärken. Oder gar..."
"Oder gar selbst zum Feind werden."
Der Taure nickte schwer.
"Niridias, ihr habt eine schwere Aufgabe vor euch. Doch ihr habt sie selbst gewählt. Wenn ein junger Taure zum jagen aufbricht, so ist sein Ziel die erlegte Beute und der Nutzen den sie der Sippe bringt. Niemals wird der Jüngling darüber zweifeln, ob er nicht vielleicht sterben und somit das Beutetier nähren wird."
"Ihr meint, dass es unnötig ist sich zu sorgen, solange ich mein Ziel vor Augen habe?"
"So ist es. Doch bedenkt auch, dass den Toten manchmal nur der Tod selbst bezwingen kann..."
Mit diesen Worten ließ er mich allein. Es war Zeit aufzubrechen, denn die Reise war noch lang. Über Theramore würde ich in die östlichen Königreiche zurück gelangen. Es gab noch eine letzte Sache zu tun, bevor das Ende kam...
Fortsetzung folgt...
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Fortsetzung Teil 3
Die geschwungene Brücke führte direkt über den Außenring. Weit unter uns wimmelte es von Seuchenhunden und anderem Getier. Der dunkle Alchimist hatte Mischwesen erschaffen, die jeder Beschreibung spotteten und sie alle geiferten nach unserem Blut. Am Ende der Brücke aber, erblickten wir die Krönung aller Züchtungen. Der Raum war düster und wurde nur durch floreszierende Moose erhellt. Die Wände schienen in stetiger Bewegung zu sein, doch erlahmten, sobald wir uns näherten. Wir erblickten Sporenbeutel, die größer als ein Kürbis waren. Zu beiden Seiten waren Gitter in der Wand eingelassen, hinter denen sich Knochen und Schädel stapelten. Auch der Boden war teilweise davon bedeckt und uns schauderte bei dem Gedanken, was hier auf uns lauern mochte...
Dumpf fiel ein Gitter herab und versperrte uns den Rückweg. Die Wände waren plötzlich wie tot, doch im rückwärtigen Teil des Raumes, begann sich etwas anderes zu regen. Unsere hastig entzündeten Fackeln, konnten kaum die Dunkelheit vertreiben. Außerhalb des Fackelscheins erhob sich etwas, das bei jeder Bewegung raschelte und keuchte. Wie ein Gorilla stützte es sich auf die Vorderläufe und kam mit kleinen, doch behänden, Bewegungen näher. Es erschien zuerst wie eines der Unwesen, aus dem Pilzwald. Doch es war viel größer und wirkte noch...wilder. Es schien uns zuerst abschätzend zu betrachten, doch dann erhob es sich auf die Hinterläufe und brüllte markerschütternd. Der Schrei schien wieder Bewegung in die Wände zu bringen und während es um uns raschelte und wogte, machte das Monstrum einen gewaltigen Satz nach vorne...
Der Wildheit dieser Züchtung auszuweichen, war alles andere als leicht. Der Raum war zu klein, als dass wir uns hätten taktisch verteilen können. Zudem waren unsere Sichtverhältnisse beschränkt, was unseren Gegner allerdings nicht zu stören schien. Berstend krachten seine Fäuste nieder und brachten gar den Boden zum splittern. Mutig wurde eine Fackel geworfen. Doch sah es auch aus wie Fell oder Moos, so fing unser Gegner nichtmal ansatzweise Feuer. Wieder brüllte das Untier und klatschend fiel eine der Sporen herab. Sie ruckte kurz hin und her, doch rollte dann auf unsere Gegner zu. Dieser nahm die Spore auf und vertilgte sie in einem Stück. Seine kleine Augen schienen grünlich aufzuleuchten und mit neuer Kraft, trieb er uns in die Ecken. Immer wieder fielen nun Sporen herab und stärkten unseren Gegner. Wir mussten sie unbedingt daran hindern!
Mehrere Zauber blendeten das Untier, sodass es, kurzzeitig blind, umhertorkelte. Unsere Waffen hieben auf die Sporen ein, die, wie reife Früchte, auseinander platzten und ihren Inhalt preisgaben. Ein paar von uns husteten schwer, als die kleinen Sporen in unsere Lungen gerieten. Doch im nächsten Moment, glühten ihre Augen grünlich auf. Wir wichen einen Schritt zurück. Waren sie noch sie selbst? Doch sie selbst schienen nichts bemerkt zu haben und griffen die Sporen unversehens an. Ihre Bewegungen waren schneller und präziser geworden und selbst außerhalb der Fackelkegel, schienen sie sich sicher zu bewegen. Konnte es sein, dass...
Brüllend bäumte sich das Ungetüm auf. Als wir dem Schlag auswichen, riß es mehrere von uns zu Boden. Einer unserer Druiden, hatte seine Baumgestalt angenommen und heilte unsere Wunden. Doch plötzlich wuchsen kleine Pflanzen, auf seinen knorrigen Händen und ließen jegliche Heilkraft ersterben. Ebenso erging es anderen Heilern... Die Kräfte anderer Zauber schien es nicht zu beeinflussen, doch unsere Wunden blieben unversorgt. Verbände und Tränke wurden hervorgeholt und notdürftig kümmerten wir uns selbst darum. Dann jedoch, wurde es zunehmend dunkler...
Alles Licht schien auf unseren Gegner zuzufließen. Es war beinah so, als absorbierte er die Energie in sich. Doch er behielt sie nicht lange. Er schien sie umzuwandeln und schickte sie gegen uns, die wir, mit erloschenen Fackeln, nichts sehen konnten. Urplötzlich flammten die Fackeln wieder auf, doch uns durchzuckte ein jäher Schmerz. Auf unserer Haut waren schwarze Male erschienen, die mit jedem Herzschlag wuchsen. Bald bedeckten sie unseren ganzen Körper und ließen uns qualvoll leiden. Wann immer unsere Haut vollständig bedeckt war, brach ein schwarzer Lotus aus unserer Haut hervor und raubte uns ein Stück unseres Lebens. Die schwarzen Male zogen sich dann wieder zurück, doch sie schienen nicht vollständig verschwunden. Wann immer das Monstrum genug Sporen gesammelt hatte, entschwand das Licht und die Male kehrten wieder. Ein jeder Lotus schien fest mit uns verankert und es würde nicht lange dauern, bis wir gänzlich die Kräfte verloren...
Die Angriffe richteten sich nun vermehrt auf unseren Gegner. Nur noch vereinzelt hielten wir die Sporen ab und nutzten die Heilung, die uns geblieben war. Zwei unserer Ingenieure hatten sich eine intakte Spore gepackt und schienen daran irgendetwas zu verändern. Doch der Kampf lenkte uns zu sehr ab, als dass wir es weiter verfolgen konnten. Ein Mitstreiter krachte gegen eines der Gitter und blieb reglos liegen. Die Wehr unseres Feindes war kaum zu durchdringen. Erneut wurde es dunkel und der Schmerz zwang uns in die Knie...als der Ruf erscholl:
"Wir müssen alle Sporen vernichten!"
Wir dachten nicht lang nach und taten es. Zauber und Pfeile holten die Sporen von der Decke und während sie herabregneten, zerschnitten wir sie. Nach kurzer Zeit waren die Sporen am Ende, doch unsere Kräfte waren es ebenso. Zu viele lagen schon am Boden und hatten keine Kraft mehr sich zu erheben. Jedoch einer der Ingenieure schluckte einen Trank und hinkte auf das Ungetüm zu. Es sah sich suchend um, da es weitere Sporen brauchte. Doch wir hatten sie alle vernichtet...alle bis auf eine! Eine letzte lag in den Händen des Ingenieurs und er bot sie dem Ungetüm sogar dar! Was hatte der Zwerg vor, dass er dem Feind helfen wollte!? Doch er blieb vollkommen ruhig, als das Monstrum sich näherte, die Spore samt Zwerg packte und sie über den Kopf hob. Gierig klaffte das große Maul auf und eine Doppelreihe hölzerner Zähne entblößte sich. Der Zwerg griff in seine Tasche und holte zwei kleine Steine hervor. Erst jetzt erkannten wir, dass eine kleine Lunte aus der Spore hing. Die Steine schlugen aufeinander und ein winziger Funke sprang über. Die Pranke des Ungetüms öffnete sich und Zwerg und Spore fielen...
Jemand hatte mal gesagt, zwergische Küche sei schwer verdaulich...
Besonders aber, wenn mit Nitroglyzerin gekocht wurde...
Der Wald von Elwynn hatte sich all die Zeit nicht verändert. Er strahlte noch immer Ruhe und Abenteuerlust zugleich aus. Vor Goldshire begegneten mir zwei Bauern, deren stoische Kuh sich keinen Meter bewegte. Zerknirscht grüßten sie mich und aufmunternd erwiderte ich. Goldshire selbst war geschäftig wie immer. Von weitem war der Schmied zu hören, spielende Kinder rannten umher und frisch ausgebildete Abenteurer, feilschten mit Tharynn Bouden. Ich betrat das Lion´s Pride Inn und grüßte den Wirt:
"Die Vier mit euch, Farley."
Überrascht drehte er sich um und legte die Schürze beiseite.
"Die was...? Oh, der Magus aus Tirisfal! Welch Freude euch zu sehen!
Vier Goldstücke meint ihr doch hoffentlich!? Denn die Zeiten sind hart..."
Ich lachte und legte meinen Beutel ab. Schon als ich das erste Mal hier eingekehrt war, hatte er diesen Satz gesagt. Ein Gasthaus war entweder nicht sehr erträglich oder aber...
"Was treibt euch her? Geschäfte in Stormwind!? Ein Treffen der Magier vielleicht!?"
"Und ich dachte ihr Wirte seid immer so gut informiert."
Schmunzelnd setzte ich mich, doch mein Gegenüber zögerte einen Moment zu lang.
Als ich aufsah hustete Farley gekünstelt und schlug sich auf die Brust.
"Wir Wirte sind eben auch nur Menschen. Neugierig, doch nicht allwissend..."
"Nun, ich besuche Stormwind nur kurz. Ich benötige ein paar Dinge, aus der Akademie.
Doch sagt, was hat sich in letzter Zeit getan? Wissenswerte Neuigkeiten?"
Ich legte vier Goldstücke auf den Tisch und erwähnte beiläufig:
"Ein halber Becher Met würde mir jetzt munden."
Es würde sich zeigen, wie sehr dieser Wirt das Gold brauchte. Denn irgendetwas stimmte nicht.
Nicht unmittelbar...aber doch war etwas faul. Farley nickte langsam und verschwand hinter der Theke.
Bis er zurückkam, blickte er sich mehrfach um. Außer uns war niemand weiter anwesend und so setzte er sich mir gegenüber und beugte sich vor. Mit gedämpfter Stimme berichtete er:
"Vor kurzem soll ein Gesandter der Argentumdämmerung nach Stormwind gekommen sein. Der Kampf, wider die Geißel, scheint zu einem Machtgefälle geführt zu haben. Aber etwas stimmt nicht!
Jemand anderes scheint ebenfalls gegen die Geißel zu kämpfen, doch hält Informationen und Erfolge zurück. Es wird vermutet, dass die Allianz bald einem weiteren Feind gegenüber stehen könnte..."
Er brach ab, als jemand die Treppe herab kam. Melika, die mit Farley das Gasthaus leitete, nickte uns zu und verschwand in Richtung Küche. Farley räusperte sich und strich schnell die vier Goldstücke ein.
"Ich hoffe der Met mundet euch, werter Magier."
Ich hob den Becher an die Lippen und nickte leicht. Was berichtet wurde, klang Besorgnis erregend...
"Wurde eine Nachricht für mich hinterlegt?"
"Eine was? Oh...ja...da war in der Tat etwas. Wenn auch etwas seltsames..."
Der Wirt verschwand ein weiteres Mal hinter der Theke. Ich stellte den Becher wieder ab und wartet,
bis er zurück war. Er reichte mir ein einfaches Stofftuch, in dem eine blaue Schuppe eingewickelt war.
"Ich weiß auch nicht von wem es ist. Aber es lag irgendwann auf meiner Theke und dabei war ein Zettel, auf dem euer Name steht"
Er reichte mir einen Zettel, der schon bessere Tage gesehen hatte.
Neben vielen Wasserflecken stand dort: Nurky Niridas von Trisfal
"Ist Nurky ein geheimes Wort oder gar ein Treffpunkt?"
Ich erhob mich und griff nach meinen Habseligkeiten.
"Wie ihr schon sagtet, Farley...ihr seid nicht allwissend. Euch einen schönen Tag!"
Mit diesen Worten verließ ich das Gasthaus und betrat den nahen Wald...
Der Kristallsee war nicht weit entfernt. Ich suchte mir einen Punkt, der schlecht einzusehen war und ließ mich nieder. Aus meinem Beutel holte ich zwei kleine Metallstangen hervor, die ich prüfend aneinander schlug. Sie schienen noch vollkommen intakt zu sein und so beugte ich mich über den See. Das kalte Metall tauchte ich gänzlich ins Wasser und schlug die beiden Stäbe in lockerem Takt. Die Töne drangen kaum an mein Ohr, doch unter Wasser würden sie schon das richtige Gehör finden. Ich musste nun nur noch warten und genoß die warme Mittagssonne...
Es verging ein wenig Zeit. Zeit, in der ich wohl beobachtet wurde. Immer wieder tauchte ein kleiner Schatten, hinter einem Baum, auf, nur um wieder spurlos zu verschwinden. Doch ich wusste, dass ich nichts zu befürchten hatte und hing meinen Gedanken nach...
Dann näherte sich etwas! Der Schatten glitt unter dem Wasser heran und mehrere, kammähnliche Fortsätze druchbrachen die Oberfläche. Die Schwimmbewegungen erlahmten und daraus wurde eher ein Gewatschel. Das kleine Wesen schüttelte sich und sah sich forschend um. Als es sich sicher fühlte, hob es die Arme und verkündete lauthals seine Ankunft:
"Aaaaaughibbrgubugbugrguburgle!"
Ich nickte ihm zu und reichte ihm die blaue Schuppe.
"Ich freue mich auch dich zu sehen, Nurky!"
Der Murloc setzte sich neben mich und begutachtete neugierig meinen Beutel.
"Hungrig?"
"Raw!"
Ich holte etwas Fleisch hervor und reichte es ihm. Die kleinen Zähne nagten daran, während ich mir einen Apfel nahm. Es geht doch nichts über Äpfel aus Elwynn...
"Ich bin froh, dass ich dich hier antreffe. Die Lage sieht nicht sonderlich gut aus und doch muss ich noch einmal in die Akademie. Ich möchte dich bitten, solange auf etwas Acht zu geben. Etwas, das sehr wertvoll ist..."
Nurky sah von seinem Stück Fleisch auf und glotzte neugierig. Ich holte einen kleinen Beutel hervor, der mit Runen und anderen Symbolen verstärkt war. Darin klimperte es metallisch und die Aura der Macht war deutlich zu spüren.
"Diese Bruchstücke sind zu wertvoll, als dass ich sie mit nach Stormwind nehmen könnte. Sie dürfen, unter keinen Umständen, deine Hände verlassen! Sollte ich nicht zurückkommen, versenk sie im Meer. Hast du verstanden!?"
Mit einem Bissen war das Fleisch verschwunden und vorsichtig griff der Murloc nach dem Beutel.
Die kalten Finger nestelten an der Schnurr, die den Beutel verschlossen hielt...
"Der Beutel darf auch nicht geöffnet werden! Der Inhalt hat bereits mehrere Leben gefordert und ich möchte nicht, dass dir etwas zustößt. Verwahre ihn einfach und warte auf meine Rückkehr, hörst du!?"
"Rwl?"
"Noch am heutigen Tag. Das heißt aber nicht, dass du am See warten sollst."
Ich erhob mich und nahm meinen Beutel auf. Je früher ich aufbrach, desto früher war ich zurück.
Doch Nurky machte einen kleinen Satz und breitete die Arme weit aus...
"Nagut...aber das wird nicht zur Gewohnheit!"
Ich beugte mich zu ihm herab und drückte das kleine Kerlchen.
Nurky legte den Kopf zufrieden auf meine Schulter und schnurrte.
"Jetzt aber ins Wasser mit dir. Sonst findet dich Wächter Thomas noch..."
Der Name reichte, um Nurky aufzuscheuchen. Er packte den kleinen Beutel fest und hechtete ins Wasser. Ein paar Sekunden später, hatten sich die Wogen geglättet...
Vom Meer her zogen dunkle Wolken heran. Der sonnige Nachmittag würde noch zu einem kühlen Abend verkommen, wenn der Wind nicht drehte. Doch dies kümmerte mich weniger, als die Sorge unerkannt durch Stormwind zu kommen. Zur Nacht hin hatte ich sicher bessere Chancen, doch waren dann bereits die Tore der Akademie verschlossen. Es blieb mir also keine andere Wahl, als zielstrebig durch die Stadt zu kommen...
Die Bewohner waren geschäftig, obwohl kein Markttag war. Spielende Kinder rannten an mir vorbei, Ausrufer verkündeten wichtige Nachrichten und in halbdunklen Gassen, wurden fremdländische Münzen feilgeboten. Immer wieder begegnete ich den Wachen, doch schien sich keine mit mir aufhalten zu wollen. Vielleicht waren meine Zweifeln unbegründet...
Im Viertel der arkanan Künste, herrschte entspanntes Schweigen. Das Gemurmel der Stadt blieb hinter mir und ich fand die Akademie, in hellem Sonnenschein. Mehrere Studiosi saßen im Freien und parlierten, über...was Magier so parlieren. Ich durfte mich nicht ablenken lassen! Ich nickte ihnen knapp zu und trat in die kühle Vorhalle. Von hier führte eine Wendeltreppe hinauf, die mich in den oberen Turm brachte. Neben mehreren Bücherregalen, füllte ein großer Steinring den Raum. Das grünliche, arkane Leuchten, führte in eine andere Kammer, die aber schon nicht mehr im Turm lag. Nur wenige Besucher kannten mehr als diese Räumlichkeiten. Doch Magier und Studenten erhielten einen Runenstein, der ihnen ermöglichte die eigentlich Akademie zu betreten. Das hatte oft für Verwirrung gesorgt. Mit dem Stein war die Akademie zwar erreichbar, die sich unsichtbar über Stormwind verbarg, doch wie die Kammer der Zauber erreichen, die auch alle Anderen betreten konnten!? Maginor Dumas, der Leiter der Akademie arkaner Wissenschaften, hatte sich lange mit Larimaine Purdue, der Portalmeisterin, unterhalten und die Runen letztendlich verändert. Wann immer die Kammer der Zauber erreicht werden sollte und ein Runenstein vorhanden war, musste der Stein nur mit der Hand umfasst werden und das Portal blieb unverändert. Ohne Stein konnte die Akademie aber weiterhin nicht ereicht werden.
Ich ging durch die vielen Korridore und folgte meiner Erinnerung. Meine Kammer war auf einer entlegenen Seite. Der Weg würde etwas Zeit in Anspruch nehmen. Immer wieder hörte ich leises Gemurmel. Vorträge...Zauberformeln...einmal gar eine dumpfe Explosion. Ich sah auf die Plakette, über der Tür: Arkenheim´s Erfindungen! Der gute Arkenheim ließ sich fast nie blicken, aber wollte auch lieber allein gelassen werden. Schon ein Wunder, dass ihn seine vielen Fehlversuche nicht schon das Leben gekostet hatten...
Dann erreichte ich meine Kammer. Ich sah mich prüfend um und hob den Runenstein. Leise wisperte ich die geheime Losung und knarrend schwang die Tür auf. Alles war wie immer. Viel Unordnung und viel Staub. Doch die wichtigen Dinge, bewahrte ich nicht offen auf. Die Tür schwang wieder zu und verriegelte sich selbst. Ich legte meinen Beutel ab und zog an einem der Fackelhalter. Das kleine Fach, das sich öffnete, enthielt nicht viel. Lediglich ein uraltes Szepter und ein Buch. Behutsam nahm ich das Buch heraus und wischte den Staub fort. Es war noch immer so schön, wie an dem Tag, an dem ich es das erste Mal sah. Musste es einst in der Bibliothek der Wächter gelegen haben, so hatte es mein Vater entwendet und in Kalimdor versteckt. Warum...das hatte ich erst nach langer Zeit verstanden. Doch es hatte lange gedauert, bis ich das Buch überhaupt fand. Es enthielt Geschichten und Geheimnisse, die, in falschen Händen, großes Unheil anrichten konnten. In den richtigen Händen aber, hatte es gute Dinge vollbracht. Ich erinnerte mich, wie es Thrace gerettet hatte, als die Dämonen ihn nicht freigaben.
Und nun brauchte ich es, für den letzten Kampf!
Der Wind zerrte an meinem Umhang, als ich die Akademie wieder verließ. Der Vorplatz lag nun verlassen und die Sonne war entschwunden. Noch war die Luft trocken, doch Donner rollte bereits heran. Solange das Wetter sich hielt, sollte ich zumindest Goldshire erreichen. Innerlich verfluchte ich die dämonischen Disturbationen. Seit sich das dunkle Portal wieder geöffnet hatte, waren kleinere Portale nicht mehr sicher. Zu oft führten sie an...andere Orte oder in die Klauen hungriger Dämonen. Es hatte schon zuviele Vorfälle gegeben, als dass ich nun mein Glück herausfordern wollte.
Am Marktplatz eilten nur noch vereinzelt Menschen an mir vorbei. Viele hatten sich schon in ihre Häuser geflüchtet und manchmal stieg mir der Duft, von abendlichem Essen, in die Nase. Hunger regte sich in mir, doch das musste warten. Der Wind wischte den köstlichen Geruch fort und ich betrat den Tunnel, zum Tal der Helden. Das Echo meiner Schritte, hallte von den Mauern wider. Doch es mischte sich ein weiteres Geräusch darunter. Erst leise, dann immer lauter...das Rasseln von Ketten! Die Tore, vor mir, wurden langsam mit Gittern versperrt. Ich beschleunigte meine Schritte, doch ebenso sanken die Gitter schneller. Ich trat nah heran, doch keine Wache war zu sehen. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich, seit dem Marktplatz, keine einzige Wache mehr gesehen hatte...
"Jemand würde euch gern sprechen, Niridias von Tirisfal!"
Wie ein Blitz durchzuckte uns die Erinnerung. Das Chaos, der Schmerz und die Niederlage, als wir uns dem Geschöpf das erste Mal gestellt hatten. All das kam zurück, als wir das letzte, blinde Auge betrachteten. Doch erst wenn alle vier Augen leuchteten, würde sich der letzte Weg öffnen.
In Naxxramas war es still geworden. Viele Schatten waren gewichen, doch noch immer lagen Furcht und Verzweiflung über allem. Was konnte Kel´Thuzad planen, dass der Weg zu ihm über so viele Hindernisse führte? Und verfolgte er nur die Ziele seines Meisters...?
Mit all diesen schweren Gedanken im Kopf, erreichten wir schließlich die massiven Steintüren. Wuchtige Schläge hatten Risse gebildet, doch die Türen hielten stand. Das Geschöpf hatte noch lange getobt, doch war seine Gefängnis nicht entronnen. Velidea ließ sich nieder und dachte nach. Vieles war zugleich passiert. Der Schatten, der sich des Gegners bemächtigt hatte...die Blitze, die uns stärkten und dann das Chaos auslösten...
Es gab einen Weg dieses Chaos zu nutzen...und das Geschöpf endlich zu erlösen!
Langsam stemmten wir die Steintüren auf. Modrige Luft schlug uns entgegen, doch ebenso auch Stille. Der große Raum lag unbewegt vor uns, hatte sich aber nicht weiter verändert. Eine der Plattformen war im grünlichen Schleim versunken und auch die Leichen der Ravenier waren an Ort und Stelle geblieben. Lediglich der Körper des Druiden war verschwunden...und...das Geschöpf!
Über die rechte Plattform wagten wir uns herüber und sahen uns aufmerksam um. Nirgends gab es einen zweiten, offensichtlichen Ausgang und das Auge, welches uns zum Eingang zurückbringen konnte, wirkte blind. Dennoch galt es dies zu überprüfen. Als wir auf die hintere Plattform herüber sprangen, hörten wir das leise Knistern der Generatoren. Die Blitze waren noch immer aktiv, auch wenn es ihnen an Energie zu fehlen schien.
Kundig untersuchten wir das Auge, doch selbst wenn es aktiv gewesen war, so hätte es nie das Geschöpf transportieren können. Von der Belastbarkeit der magischen Matrix, in Bezug auf den Radius des Fokus, wäre dies vollkommen unmöglich. Zudem...
Velidea trat an den Rand der Plattform. Die Magier fachsimpelten weiter, doch die Kriegerin argwöhnte. Wenn das Geschöpf den Raum nicht verlassen hatte, dann konnte es nur noch... Aus dem Schleim schnellte eine Pranke hervor und krachte auf den Rand der Plattform. Velidea machte einen Satz nach hinten, doch wurde von den Füßen gerissen. Langsam und vor Schleim tropfend, erhob sich das Geschöpf. Der Schatten lag weiterhin über ihm und laut brüllte es:
"IHR WERDET JETZT...STERBEN!"
Das Geschöpf griff nach der rechten Plattform und stemmte sich dagegen. Krachend brach die vordere Hälfte ab und ließ das Geschöpf kurz wanken. Dann schwang es die Tonnen Stein und schmetterte sie auf uns nieder. Staub wirbelte auf uns nahm uns Atem und Sicht. Wie ein Berserker wütete unser Feind weiter und ließ uns keine Pause. Auch die Generatoren wurden wieder lauter und kündeten vom drohenden Unheil. Doch die ungelenkten Angriffe waren auch die Schwäche unseres Gegners. Sie gaben uns genug Zeit und Raum, um alles vorzubereiten!
Unter jedem Schlag erzitterte der Raum. Wir präparierten zwei metallene Lanzen, indem wir jeweils ein langes Seil daran banden. Die Geschickteren von uns, warfen die Seile zu den Generatoren hinauf. Mit kräftigem Zug legten sich die Schlingen um die Spitzen. Mehrere Schild blockten derweil einen kräftigen Rundumschlag. Das Geschöpf erklomm nun unsere Plattform und setze uns noch mehr zu.
"JETZT SPÜRT IHR DEN SCHMERZ!"
Die Generatoren erwachten zum Leben und Blitze zuckten herab. Jegliches Metall wurde nun zur Gefahr und auch das Glühen ergriff uns erneut. Wir taten unser bestes, um einander nicht zu nahe zu kommen, denn nur dann sprangen die gegensätzlichen Polungen über. Aber uns drohte erneutes Chaos, wenn wir uns nicht beeilten. Unser Gegner nahm an Kraft zu und würde uns bald in die Enge treiben. Und dann würden wir einander zu nahe kommen...
Die erste Lanze wurde geworfen und durchbohrte die Brust des Geschöpfes. Es brüllte laut auf und fuhr herum. Mehrere Kämpfer wurden beiseite gefegt und auch das Seil wurde ein unvermitteltes Problem. Bei heftigen Angriffen peitschte es plötzlich umher und vermochte die Verwirrung nur noch zu vergrößern. Doch durchtrennen konnten wir es nicht, wollte der Plan gelingen. So wurde die zweite Lanze geworfen und drang in den Rücken des Gegners. Leicht strauchelte das Geschöpf und fuhr wieder wild herum. In der Bewegung spannte sich das erste Seil und peitschend riss es auseinander. Velidea fluchte. Sie hatten kein weiteres Seil und die Zeit wurde knapp!
Auf einen Befehl hin, sammelten sich alle kräftigen Streiter, mit demselben Leuchten. Sie griffen nach dem Seil, das noch immer mit dem Geschöpf verbunden war und stemmten sich wider den Feind. Ein heftiges Ringen begann! Dreißig Arme gegen einen Berg aus Muskeln. Alle anderen griffen weiter an und lenkten das Geschöpf ab. Langsam konnten wir es herüber zwingen und endlich war das andere Seilende greifbar. Ein ehemaliger Pirat schlang einen Doppelknoten. Im selben Moment riefen mehrere Magier Wasserelementare herbei. Alle Kämpfer sprangen beiseite, als die Elementare ihre Macht in die Seile entluden. Knistern wurde laut, als die Elektrizität durch die getränkten Seile schoß. Und unmenschlich brüllte unser Feind, als beide Polungen sich in ihm vereinten.
"Ich...euch...danken..."
Der Schatten war gewichen und das Geschöpf hatte seinen Frieden gefunden. Sanft glühte das Auge nun und brachte uns zurück zum Eingang. Unzählige Runen hatten sich aktiviert und von der oberen Plattform quoll Kälte herab. Der letzte Weg war endlich offen.
Beunruhigt sahen wir durch die kleinen Fenster, seitlich der unteren Plattform. Der Pestwald wimmelte nur so von Untoten, die sich um die kleine Pyramide geschart hatten. Niemand sollte uns mehr zu Hilfe kommen und Naxxramas sollte unser Grab werden. Wo blieb nur die Verstärkung?
SI:7...diese Organisation existierte schon ewig. Von Dieben und Mördern wurde erzählt, die allesamt eine zweite Chance bekommen hatten und nun treu dem König dienten. Doch die Wahrheit sah ein wenig nüchterner aus. Wann immer es Ärger, mit einzelnen Personen oder wegen spezieller Gegenstände, gab, hatte SI:7 die Finger im Spiel. Und das im wahrsten Sinne... Die Organisation war in fünf Gruppen unterteilt: Der Anführer galt gemeinhin als Daumen, während die Finger speziellen Bereichen zugeteilt waren. Sie ergingen sich in Informationsbeschaffung, der Wiederbeschaffung von Gegenständen und sogar Auftragsmord. Alles zum Wohle Stormwind´s. Wer auch immer ihre Aufmerksamkeit hatte, hatte Grund zur Sorge. Alle Insassen der Waffenkammer, wie das zweite Gefängnis hieß, waren hochkarätige Feinde des Königs gewesen. Niemand hatte Zutritt zu ihnen und niemand wusste was aus ihnen wurde. Und sie alle waren von SI:7 hergebracht worden. An diesem Ort war es wohl an mir, mich zu sorgen.
Doch ich erzähle lieber der Reihe nach...
Sie hatten eindeutig auf mich gewartet. Sowohl ihre Ausrüstung, wie auch ihr Vorgehen, war antimagisch. Sie machten sich nicht viel aus Worten und meine Chancen schätzte ich gering ein. Widerstrebend nahm ich die Einladung an und folgte ihnen. Es würde sich schon herausstellen, wer sich soviel Mühe machte mich zu treffen.
Sie geleiteten mich zu einem Haus in der Altstadt. Der Staub und die Qualität der Luft ließen nicht darauf schließen, dass hier jemand lebte. Doch im Halbdunkel wartete bereits jemand auf uns.
"Willkommen, werter Magier. Ich hoffe euer Geleit war den Umständen angemessen."
Ein leicht höhnisches Lächeln, zeigte sich auf den Zügen meines Gegenübers.
"Doch wo habe ich meine Manieren!? Ihr habt die Ehre mit Graf Remington Ridgewell zu sprechen. Enger Berater des Königs und angesehener Aristokrat Stormwinds."
Er deutete eine leichte Verbeugung an, doch fuhr sogleich fort.
"Euch hingegen müsst ihr nicht vorstellen, da ihr mir hinlänglich bekannt seid. Ich muss zugeben ich bin ein wenig beeindruckt, was ihr euch alles aufgebaut habt. Doch Macht verdirbt nicht selten den Charakter, weswegen ich mit euch über...sagen wir...gewisse Errungenschaften reden möchte."
Eine leichte Handbewegung, deutete auf einen der Stühle. Und während wir Platz nahmen, sah ich mich weiter um. Dieser Raum strahlte eine seltsame Aura aus. Zugleich fühlte ich, wie meine astrale Kraft abzunehmen schien. Hatten sie etwa...
"Aus zuverlässigen Quellen wurde berichtet, dass ihr viele der Schrecken Naxxramas´ bezwingen konntet. Seid versichert, ich trauere mit euch, um die Gefallenen. Doch die Tode waren nicht vergebens. Neben den Siegen scheint ihr auch alte und mächtige Artefakte gefunden zu haben, an denen nicht wenige Gruppen Interesse haben. Es wird vom Ashbringer geredet und von Bruchstücken des Hohestabes."
Die mitschwingende Frage holte mich aus meinen Gedanken. Zuverlässige Quellen...wen meinte er?
"Dem ist in der Tat so. Hochlord Mograine hat endlich Frieden gefunden, doch sein Vermächtnis lebt im Ashbringer weiter. Wieviele Bruchstücke des Hohestabes es allerdings gibt, kann ich euch nicht sagen."
"Und ihr habt den Ashbringer sicher an die Argentumdämmerung übergeben, nicht wahr?"
"Dazu bestand kein Anlass. Die Dämmerung kann zwar als rechtschaffender Nachfolger des Kreuzzuges betrachtet werden, aber es würde ewig dauern, bis ein neuer Träger gefunden würde."
Der Graf verzog keine Miene. Entweder wusste er schon längst bescheid oder ließ sich nichts anmerken.
"Dann hoffe ich ihr habt ihn sicher verwahrt. Immerhin wohnt ihm große Macht inne. Macht, die nicht in falsche Hände gelegt gehört. Ihr habt ihn doch verwahrt, oder?"
"Ich gab ihn der Person, die ich für am würdigsten hielt."
Mein Gegenüber erwartet sicherlich mehr, doch ich würde ihm keinen Namen geben.
"Über Würdigkeit und Unwürdigkeit haben hierbei andere zu entscheiden. Ihr überschreitet Regeln und Grenzen, wenn ihr so eigenmächtig handelt."
"Doch bin ich nicht im Auftrag des Königsreichs von Stormwind im Kampf. Kein einziger Kämpfer, der in Naxxramas sein Leben riskiert, ist für Lohn oder die Erfüllung eines Treueschwures gefolgt. Wir alle kämpfen, um die Geißel endlich zu bezwingen."
"Große und noble Worte, Niridias. Doch solltet ihr erfolgreich sein, so wird ein weiterer Kampf beginnen. Vielleicht wider die Verlassenen oder um die Vorherrschaft in den Pestländern. Aber wer sagt mir, dass jene, die für die Freiheit und nicht für den König kämpfen, sich nicht auch einer anderen Sache verschreiben könnten!? Wer garantiert, dass der Ashbringer nie wider die Allianz geschwungen wird oder dass er gar wieder in die Hände der Geißel fällt? Und wollt ihr mit dem Hohestab ebenso verfahren, wie mit dem Ashbringer? Ihn jemandem geben, den ihr für...würdig haltet? Ich denke nicht, dass soetwas den Kirin Tor gefallen würde. Und jenen solltet ihr euch eigentlich verpflichtet fühlen!"
"Über sechs Jahre hat die Allianz die Geißel nicht bezwingen können. Weder die Dämmerung, noch die Kirin Tor. Ich nehme mir nicht das Recht heraus, nun über alles verfügen zu können, doch sind wir im Kampf erfolgreicher als alle Anderen zuvor. Um Kel´Thuzad zu bezwingen, werden wir alle Macht brauchen, die wir aufbringen können. Und wenn dies den Einsatz erbeuteter Artefakte einschließt, werde ich nicht zögern. Ein Sieg ist in greifbarer Nähe und die tausenden Opfer können endlich gerächt werden. Sollten wir scheitern, so ist alle Hoffnung verloren. Doch sollten wir siegreich sein, so werden wir uns nicht wider die freien Völker wenden. Darauf habt ihr mein Wort."
Das süffisante Lächeln zeigte mir, dass meine Worte dem Grafen wenig bedeuteten.
"Eure Worte würden den König sicher zufrieden stimmen. Der junge Bursche ist so leicht von Worten zu beeindrucken. Doch..."
"...wir beide wissen, dass er nie von diesem Gespräch erfahren wird."
Ich lächelte leicht. Indurium! Das war es, was mir nicht einfallen wollte. Ein Metall, dass zuletzt in Uldaman gefunden worden war und mit dem magische Energie gebunden werden konnte. Graf Ridgewell wirkte nun etwas ungehaltener.
"Der König hat keine Zeit für einen unwichtigen Aufrührer und seine Söldnerbande. Und mir reicht bei weitem, was ich von euch gehört habe."
Er schnippte und sofort traten zwei der Agenten an mich heran. Ohne astrale Energie war es ein kurzer Kampf und unversehens fand ich mich in Ketten. Hastig wurde mein Beutel durchwühlt, doch die Agentin, die anscheinend etwas spezielles gesucht hatte, schüttelt den Kopf.
"Wo habt ihr die Bruchstücke des Hohestabes versteckt, Niridias?"
Ich senkte den Blick. Schlimmer konnte es sowieso nicht mehr werden.
"Ich gab sie einem Murloc, damit ihr sie nicht bekommt."
Ein Hieb in den Magen, nahm mir den Atem.
"Das wird euch lehren mir Märchen aufzutischen. Aber seid unbesorgt. Ihr werdet reden! Irgendwann reden alle...wenn sie lange genug in der Waffenkammer waren. Schafft ihn mir aus den Augen!"
Durch Stormwind jagte ein gewaltiges Unwetter. Scharfer Wind trieb den Regen vor sich her und Blitz und Donner jagten einander nach. Keine fünf Schritte weit waren wir gekommen, da waren wir schon bis auf die Knochen durchnässt. Wann immer mich eine Windboe zurückwarf, wurde ich brutal an den Ketten nach vorne gerissen. Die Waffenkammer war nicht weit entfernt und doch war der Weg eine Qual.
An einem kleinen Pier mussten wir ein Boot besteigen, das bedrohlich in den Fluten wankte. Nur langsam kamen wir voran und das Wetter ließ uns kaum sehen wohin wir lenkten. Ein paar Male dachte ich an Flucht, doch der kleinste Versuch wurde sofort unterbunden. Mein Blick glitt über die dunklen Wassermassen...hatte sich dort etwas bewegt? Mir schossen die Gerüchte über Kanalkrokolisken in den Sinn. Unsinn! Alles Märchen, um kleine Kinder zu erschrecken.
Dann schrammte das Boot gegen die steinernen Stufen. Ich wurde aus dem Boot gezerrt, das nur lose befestigt wurde. Vor einem Gitter machten wir halt. Den zwei Wachen wurde eine Marke gezeigt, bevor sie das Gitter öffneten. Arme Kerle. Bei solch einem Wetter Wache schieben...
Das Innere ähnelte dem Gefängnis sehr. Viele Legenden rankten sich um die Waffenkammer. Staatsfeinde wurden hier festgehalten und gar von Dämonen wurde berichtet. Zwanzig Stufen führten in die Tiefe und unzählige Gänge reihten sich aneinander. Bald war das Gewitter nicht mehr zu vernehmen und nur noch die tödliche Stille blieb. Vor einer unscheinbaren Tür blieben wir schließlich stehen. Quietschend wurde sie geöffnet.
"Ich denke es ist euren Ansprüchen angemessen, Magier!"
"Darum macht euch keine Sorgen. Ich bleibe nicht lange!"
"In der Tat. Eure Hinrichtung wird schnell vollzogen sein!"
Hart wurde ich in die Zelle gestoßen und krachend fiel die Tür zu.
Noch lange hörte ich das Gelächter der Agenten...dann blieb nur die Stille.
Stunden vergingen. Stunden in der Dunkelheit, die mich mit meinen Gedanken allein ließen. Die Nacht war sicher schon angebrochen und es blieb kaum ein Tag, um noch in die Pestländer zu kommen. Was würde geschehen, wenn ich dort nicht erschien? Würde der Kampf dennoch weitergehen oder käme alles zu einem jähen Ende? Wie weit reichte die Macht des Feindes wirklich? Konnte es sein, dass er sich der Korruption in unseren Reihen bedient hatte? Woher all das Wissen Anderer?
Stunden vergingen. Stunden der Hilflosigkeit. Auch die Ketten waren aus Indurium und kein Zauber wollte mir gelingen. Lediglich etwas Brot und Wasser konnte ich formen, um den ärgsten Hunger zu stillen. Wie es den Anderen wohl erging? Kämpften sie noch immer oder warteten sie bereits?
So vergingen die Stunden. Stunden der jämmerlichsten Ausbruchversuche. Weder die Ketten bekam ich ab, noch fand ich einen geheimen Ausgang. Niemand reagierte auf mein Klopfen und von nirgends drang auch nur das kleinste Geräusch heran.
Fortsetzung folgt....
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Fortsetzung Teil 4
Etwas hatte sich verändert... Ich hatte mich niedergelegt, um etwas Schlaf zu finden, doch bald schon schreckte ich wieder auf. Ich hörte das Trappeln hunderter Füßchen und ein panisches Quieken, direkt vor der Tür. Es klang als lägen unzählige Nagetiere im Sterben oder...als wären sie auf der Flucht! Bald schon merkte ich den Grund dafür. Glucksend quoll Wasser in meine Zelle und tränkte meine Stiefel. Was bei Neptulons Zorn!? Vereinzelt wurden Rufe laut und Schritte waren zu hören. Was war bloß geschehen?
Das Wasser nahm nicht ab und reichte mir bereits bis zur Hüfte. Eisige Kälte griff nach mir. Nirgends konnte das Wasser abfließen und wenn erst die unteren Kammern geflutet waren, würde ich elendig ertrinken müssen. Wo waren nur die Hexenmeister, wenn man sie brauchte...
Hart klopfte ich gegen die Tür. Die Decke konnte ich mit den Händen ertasten und das Wasser stand mir bereits bis zur Brust. Würden die Wachen die Gefangenen tatsächlich ertrinken lassen? Oder hatten sie gar nicht vor uns zu helfen? Wären doch bloß nicht diese Ketten...
Der Raum hatte sich beinah gänzlich gefüllt. Nur schwimmend konnte ich noch Luft holen und auch die wurde langsam knapp. Dunkelheit...das eiskalte Wasser...und ich irgendwo weit unter der Erde...
Sollte es wirklich so enden?
Es war Winter, als ich das letzte Mal in solch einer Lage gewesen war. Ein Winter, vor unzähligen Jahren. Damals wusste noch niemand von der Geißel und mein Vater bildete mich noch in der Magie aus.
An einem Abend war ich in den Wald gegangen, um Zunderholz zu sammeln. Heimlich übte ich ein paar der Zauber, die mir im Haus nicht gestattet waren. Die ansässigen Gnolle gaben gute Ziele ab, auch wenn ich keinem ernsthaft etwas tat. Dennoch hegte ich einen gewissen Groll gegen sie, da sie immer wieder auf unseren Feldern wüteten. Aber in der kalten Jahreszeit wuchs nichts mehr und selbst die Gnolle hatten schwer zu kämpfen. Ich stapfte weiter und steckte die Hände unter den Mantel. Jede Geste ließ mich nur mehr frieren. Ein Magier mit kalten Händen, konnte irgendwann nicht mehr weben.
So musste ich irgendwann den See, nordöstlich von Brill, erreicht haben. Doch das Wetter war umgeschwungen und das Schneegestöber nahm zu. Schon bald hatte ich mich verlaufen und konnte nichtmal meinen Spuren zurück folgen. Ringsum war nur Schnee und ab und an ein kahler Baum. Verzweiflung machte sich breit und ich bewegte mich schneller. Doch wohin ich auch lief, stetig schwanden Hoffnung und Kraft. Schließlich kauerte ich mich hinter eine Schneewehe und dachte nach.
Die Kälte kroch meine Glieder entlang und lähmende Müdigkeit griff nach mir. Ich schüttelte mich und bewegte die Finger. Ich musste mich unbedingt wärmen und ein Feuerzauber war genau das richtige dafür! Zwar hatte ich nur wenig Zunderholz gefunden, doch es würde zunächst reichen. Ich schob etwas Schnee beiseite und legte das Holz zurecht. Dank der Wehe war ich etwas geschützter und murmelte leise die Formel. Erst züngelte die Flamme nur klein, doch bald schon brannte sie heller. Ich wärmte meine Hände daran und legte immer wieder nach. So konnte es sich sicher aushalten lassen, bis der Schnee aufhörte.
Ein Geräusch holte mich aus meinen Gedanken. Alarmiert sah ich mich um, doch konnte nichts entdecken. Da war es wieder! Ein Knacken... Als würde Holz langsam zerbrechen oder...Eis! Hastig schoben meine Hände mehr Schnee beiseite. Unter mir war dunkle Fläche, die viele Sprünge aufwies. Hatte ich es zuerst für Stein gehalten, so musste ich auf einem gefrorenen See sitzen! Und dort wo das Feuer brannte, blubberte schon leicht erhitztes Wasser. Ruckartig stand ich auf... Dummer Fehler! Meine Gewichtsverlagerung ließ das Eis ächzen und splitternd brach ich ein. Wie hundert Dolche schnitt die Kälte in meinen Körper und meine Kleidung sog sich langsam voll. Immer tiefer zog es mich hinunter und nur wenig Licht war um mich. Ich ruderte wild mit den Armen und versuchte die verbliebene Luft anzuhalten...
Meine Hand stieß schließlich gegen etwas längliches. Eine Wurzel vielleicht... Doch in diesem Moment war mir das egal! Ich umfasste es und zog mich hinauf. Zuerst stieß ich gegen die Eisdecke und tastete panisch weiter. Mir blieb nicht mehr viel Luft und die Kälte tat ihr übriges. Die "Wurzel" aber ragte durch das Loch, durch das ich eingebrochen war. Endlich kam ich wieder an die Oberfläche und rang schwer nach Atem. Als ich nach weiterem Halt suchte, brach noch mehr Eis ab und ich tauchte kurzzeitig wieder unter. Dann aber wurde ich gepackt und von vielen Händen hinauf gezogen. Schwer atmend lag ich auf dem Rücken und spürte sofort den kalten Wind. Mein Feuer war erloschen...ertrunken im geschmolzenen Eis. Zitternd drehte ich den Kopf und sah nach meinen Rettern. Brabbelnd hatten sie die Köpfe zusammen gesteckt und deuteten immer wieder auf mich. Schließlich kamen sie zu mir und hoben mich gemeinsam hoch. Schwankend setzten wir uns in Bewegung...
"Wo...wohin bringt ihr mich?"
Die Antwort war simpel. "Raw!"
Die Murlocs waren überaus zuvorkommend zu mir. Sie brachten mich in eine ihrer warmen Behausungen, halfen mir aus den nassen Sachen und entzündeten ein warmes Feuer. Leider endete hier auch schon der zuvorkommende Teil. Als nächstes banden sie mich nämlich an einen Stab und bestrichen mich mit Panade. Als ich dann über dem Feuer hing, piekten sie mich immer wieder in die Seite und gurgelten fröhlich.
"Niridias, ein Magier muss sich alle Arten der Magie zueigen machen können, will er größtmögliche Vielfalt erreichen. Feuer, Eis und Arkana bilden ein Gleichgewicht in dieser Welt."
Die Worte meines Vaters klangen in meinen Ohren. Von Eis und Feuer hatte ich wohl erstmal genug, für den Tag. Vielleicht würde mir ein wenig Arkana hier heraus helfen. Ich brauchte nur die richtige Formel...und das schnell!
Langsam wurde es heiß und ich konzentrierte mich auf einen Feuerzauberschutz. Dieser würde mich zwar nicht ewig schützen, doch gab er mir Zeit und Ruhe. Mein Blick glitt durch den Raum. Überall waren Murlocs mit irgendetwas beschäftigt und nur wenige achteten auf mich. Heimlich verteilte ich ein paar Zauber, die die magische Kraft verstärken sollten. Dann wandte ich mich einem feisten Murloc zu, den ich für den Stammeshäuptling hielt. An seiner Seite war stets ein Orakel, das ihm weise Ratschläge ins Ohr eingab. Doch ich wusste, dass Murlocs sehr abergläubisch waren. Vielleicht konnte ich das nutzen. Just in diesem Moment kamen zwei von ihnen heran und legten Holz nach.
"Ihr...ihr solltet mich besser freilassen! Ich bin der Sohn eines mächtigen Magiers!"
Die Murlocs hielten inne und glotzten unschlüssig. Doch der Häuptling lachte nur grollend und das Orakel machte eine Handbewegung. Sogleich wurde mehr Holz aufgeschichtet und alles ging seinen gewohnten Gang. Dann eben anders...
In meinen Händen ließ ich Eis entstehen, doch schmolz es gleich wieder. In dünnen Bahnen ronn das Wasser an mir herab und ließ das Feuer zischen. Bald brachte die Feuchtigkeit das Feuer zum qualmen und ein paar der Murlocs, inklusive mir, begannen zu husten. Das Orakel sah dies mit Unbehagen und kam herüber. Feuer glühte am befiederten Stab, doch ich sprach einen dämpfenden Zauber aus. Die Flamme wurde nicht sonderlich größer und konnte das Feuer nicht weiter anfachen. Das Orakel schwang den Stab und wirkte den Zauber erneut. Diesmal wirkte ich einen kompletten Gegenzauber und gar nichts passierte. Verärgerte grollte der Häuptling und das Orakel drehte sich kurz zu ihm um. Der Stab war einen Moment in meiner Reichweite und ich holte etwas Schwung. Mit den Zähnen erwischte ich eine der Federn und rupfte sie ab. Sofort löste ich sie in Magie auf und richtete den Schwebezauber auf den Häuptling. Zitternd erhob sich dieser, mitsamt seinem Stuhl und schwebte in die Höhe. Und in diesem Moment brach völliges Chaos aus. Alle Murlocs waren auf den Beinen und rannten panisch umher. Ängstliches Brabbelnd und Gurgeln war zu hören. Nur das Orakel schien für Ruhe sorgen zu wollen, doch wurde prompt umgerannt. Als dutzende Murlocs die Behausung verlassen wollten, wankte diese bedrohlich. Zeit für mich zu gehen! Eine arkane Explosion sprengte die Fesseln und ließ mich auf den Rücken fallen. Der Feuerzauberschutz verlor seine letzte Kraft und heiß spürte ich die Scheite. Ich rollte beiseite und biss die Zähne zusammen. In diesem Moment brachen mehrere Holzpfeiler und die wohnliche Konstruktion brach in sich zusammen. Nur schwerlich konnte ich mich darunter hervor arbeiten und war endlich im freien. Die Panade bot nicht sonderlich viel Schutz, gegen den eisigen Wind, doch meine Kleidung konnte ich jetzt nicht mehr suchen. Ein Holzspeer flog an mir vorbei und trieb mich zur Eile. Der Sand an meinen Füßen sagte mir, dass ich am Meer sein musste. Das lag ein gutes Stück von Brill entfernt...doch was hatte ich für eine Wahl. Ich lief!
Es sollte nicht lange dauern, bis ich einen der Murlocs wiedersah. Leicht unterkühlt hatte ich den Weg zurück gefunden und erholte mich von einer schweren Erkältung. Die Brandwunde am Rücken, hinterließ nur eine kleine Narbe. Doch sie sollte mich immer an die Vorfälle erinnern.
Eine gute Woche später herrschte Tumult in Brill. Ein wildes Tier war in eine der Scheunen eingedrungen und machte sich an den Vorräten zu schaffen. Zumindest erzählten es die anwesenden Dorfbewohner so. Ein paar der Männer und Frauen waren mit Werkzeug und Mistgabeln bewaffnet, doch niemand traute sich hinein. Vielleicht war es ein ausgehungerter Wolf oder ein Bär...
Doch ich fand schnell Spuren, die auf etwas kleineres hindeuteten. Scheinbar drei Zehen und nicht sonderlich schwer. Es musste sich auf zwei Beinen fortbewegen. Allerdings machte es keine plumpen Schritte wie ein Gnoll. Ich war mir sicher und begab mich zur Rückseite der Scheune. Eines der Bretter war lose und ich konnte mich hineinquetschen.
Im Halbdunkel hörte ich den Eindringling. Schmatzende Geräusche drangen herüber und immer wieder wurde etwas umgeworfen. Dann sah ich ihn. Es war tatsächlich ein Murloc! Blaue Schuppen und gelbe Haarfortsätze. Doch er wirkte abgemagert und tat sich am Korn gütlich. Vorsichtig näherte ich mich und guckte mich nach weiteren Murlocs um. Er schien allein zu sein. Ein unvorsichtiger Schritt stieß einen Stecken um und ließ mich erstarren. Scheppernd krachte das Holz zu Boden und ließ auch den Murloc herumrucken. Abschätzend sahen wir einander an. Aus dem Augenwinkel schien mein Gegenüber nach etwas zu suchen...als eine weitere Person die Scheune betrat. Der Murloc machte einen Satz und hechtete hinter die Kornsäcke. Ich selbst schluckte schwer, denn...es war mein Vater.
"Was, bei den Sieben, ist hier geschehen?"
Ich erklärte ihm schnell die Situation und wie ich auf die Spuren gestoßen war. Der Murloc beäugte uns die ganze Zeit misstrauisch. In einem unbeobachteten Moment schnappte er sich einen Laib Brot und verschwand wieder in seinem Versteck.
"Was werden die Dorfbewohner mit ihm machen, wenn sie ihn entdecken?"
"Murlocs haben sich noch nie bis hierher vorgewagt. Der Winter muss sie sehr plagen, dass sie zuerst dich und nun die Vorräte des Dorfes essen wollen. Doch ich fürchte ihnen ist gleich ob Murloc oder Gnoll. Sie werden in ihm ein wildes Tier sehen und sicher gehen wollen, dass er nicht wiederkommt."
"Aber das können wir nicht zulassen! Sie würden ein wehrloses Wesen töten, das nur Hunger hat!"
Abschätzende Blicke wurden gewechselt, doch am Ende seufzte mein Vater.
"Ich denke ich habe eine Idee."
Sowohl ich, wie auch der Murloc, guckten neugierig. Doch als mein Vater den Murloc ergriff und einen Zauber murmelte, wehrte er sich heftig... Ein paar Minuten später verließen wir die Scheune. Auf meinem Arm trug ich ein Schaf, das strampelte und blökte. Die Dorfbewohner machten große Augen und glaubten nicht recht was sie da sahen. Mein Vater hob jedoch die Schultern und sagte:
"Was sagt man dazu...eines unserer Schafe ist ausgebüchst."
Er grinste leicht unglücklich und drückte dem betrefflichen Bauern ein Goldstück in die Hand. Schnell machten wir uns von dannen, denn bald würde der Zauber nicht mehr wirken und vielleicht würde...
"He! Seit wann züchten die denn Schafe!?"
"Ich denke wir haben heute alle etwas gelernt. Es ist nicht klug zu stehlen..."
Dabei tippte mein Vater dem Murloc auf die Nüstern.
"...und es ist nicht klug sich unbedacht in Gefahr zu bringen."
Der ernste Blick galt mir.
"Doch nun sollten wir unseren kleinen Freund in den Wald bringen. Hier kann er nicht bleiben."
Ich war enttäuscht, doch nickte leicht. Der Murloc guckte argwöhnisch zum Kochtopf herüber, der neben dem Kamin stand. Seine Stamm hatte versucht mich zu kochen. Ob wir ihn nun vielleicht kochen wollten?
Der kleine Kerl wurde in einem großen Rucksack versteckt und zur Beruhigung bekam er einen geräucherten Fisch. Nur ab und an hörten wir leises Schmatzen und bald schon hatten wir den Waldrand erreicht. Hier ließen wir ihn frei und deuteten in Richtung Meer. Etwas unschlüssig glotze uns der Murloc an und warf dann die Gräten beiseite. Er machte einen kleinen Satz und breitete die Arme weit aus. Bevor ich mich versah, hatte er die Arme um mich geschlungen und schnurrte zufrieden. Dann gurgelte er laut und verschwand im Wald. Ob wir uns wohl je wiedersehen würden?
Auf dem Rückweg war mein Vater sehr still. Ich hatte eine Moralpredigt erwartet oder eine Weisheit, doch nichts dergleichen kam. So fragte ich ihn, was mir seit eben durch den Kopf ging:
"Was hast du heute gelernt?"
Er lächelte und legte mir eine Hand auf die Schulter.
"Ich habe gelernt, dass Hilfe aus den unerwartetsten Richtungen kommen kann. Es gibt immer unbekannte Freunde, die dir in der Not zur Seite stehen mögen. Und jede Hilfe mag eines Tages zurückkommen."
Die Erinnerungen verblassten langsam. Dunkelheit und Kälte waren alles was blieb. Doch etwas anderes hatte mich aus meinen Gedanken geholt. Jemand hatte mich am Arm gepackt und zog mich aus der Zelle. Naher Fackelschein stach in meine Augen, doch wie fließendes Feuer, tanzte das Licht auf der Wasseroberfläche. Ich versuchte mich zu bewegen, doch erlahmte sofort wieder. Nur langsam glitt ich durch den Gang und näherte mich der rettenden Luft. Wenige Augenblicke...unendliche Augenblicke...mein ganzer Körper schrie vor Schmerz, als ich nicht mehr Stand halten konnte. Meine Lungen sogen nach Luft, doch es flutete nur kaltes Wasser in mich. Ein schwerer Hustenkrampf schüttelte meinen Körper, doch das Wasser wollte nicht weichen. Keine Luft...eisige Kälte...und die Dunkelheit griff vollkommen nach mir...
Eine energetische Ladung durchzuckte mich. Ein greller Lichtblitz drang durch meine geschlossenen Lider. Der Geruch von angesengtem Haar stieg mir in die Nase. Nur langsam fand ich den Weg zurück ins Bewusstsein. Doch als ich die Augen öffnete, war alles wieder da. Die Kälte, der Schmerz und die Dunkelheit. Nein...die Dunkelheit hatte weichen müssen. Nur langsam gewöhnten sich meine Augen an den grellen Fackelschein. Zwei Gestalten konnte ich erkennen, die der Schatten preisgab. Über mich gebeugt war ein Mann, der sein Gesicht verhüllt hatte. Die langen Ohren ließen jedoch auf einen Nachtelfen schließen. Die andere Gestalt musste ein Zwerg oder Gnom sein...genau konnte ich das nicht erkennen. Der Nachtelf legte etwas beiseite und holte eine Phiole hervor. Wortlos entpropfte er sie und hielt sie mir an die Lippen. Seine andere Hand hob meinen Kopf, doch ich sah ihn skeptisch an. Unwirsch murmelte er:
"Der Käpt´n will euch sehn und ´s wär besser, wenn ihr bis drei zähln könnt"
Widerstrebend trank ich. Wozu mich jetzt vergiften, wenn ich soeben beinah ertrunken wäre. Und sofort fühlte ich mich besser. Sogar ein Teil meiner magischen Kraft kehrte zurück, doch wurde sofort von den Fesseln absorbiert. Hustend setzte ich mich auf und spuckte etwas Wasser. Der Nachtelf warf die Phiole beiseite und erhob sich. Um mich herum floß weiter Wasser den Gang hinab. Wie hatten sie das nur geschafft? Doch für Fragen blieb keine Zeit. Ich wurde auf die Beine gezogen und eine einfache Kopfbewegung gab die Richtung vor. Durch die vielen Gänge gelangten wir höher, bis wir endlich die Treppe erreichten. Sie führte in den Wachraum, den wir jedoch verlassen vorfanden. Auch hier strömte uns das Wasser entgegen, das deutlich vom Eingang zu kommen schien. Vom Kanal?
"Rheyana?"
Aus den Schatten löste sich eine Nachtelfe, die ebenfalls ihr Gesicht verhüllt hatte. Sie warf mir einen kurzen Blick zu und trat dann neben meine Befreier. Gedämpft unterhielten sie sich, was mir Zeit gab mich umzusehen. Auf ihren Lagern erblickte ich drei der Wachen. Sie regten sich nicht, doch ihren genauen Gesundheitszustand vermochte ich so schnell nicht zu schätzen. Vom Kanal her waren schwere Stiefel zu hören. Jemand brüllte Befehle...
"Wie´s scheint habn se die klein´ Pestbeuln entdeckt. Da die Sonne bald aufgeht, müssn wa uns beeiln!"
Wir traten an das Gitter heran und riskierten einen Blick. Der Himmel war weiterhin verhangen und es regnete unaufhörlich. Die Sicht war immernoch schlecht, doch deutlich war zu erkennen, dass der Kanal angeschwollen war. Es hatte schon oft schwere Gewitter gegeben, doch nie war der Kanal über die Ufer getreten...
Mir wurde eine weitere Phiole gereicht. Die drei vermummten Gestalten holten ebenfalls eine solche hervor und leerten sie schnell. Kaum setzte sich das Gitter in Bewegung, da rollte sich der Gnom... erwähnte ich, dass es ein Gnom war?...darunter hindurch. Mit einem Satz sprang er in...nein...auf das Wasser und sah um die rechte Ecke. Wasserwandel...nicht ganz unvorbereitet, diese Befreiung. Nun trank auch ich die Phiole aus und trat auf das Wasser. Ein seltsames Gefühl...wie auf sich bewegendem Sand zu stehen. Bei diesem Gedanken kam mir etwas wichtiges in den Sinn...
"Wartet! Mir ist bewusst, dass wir nicht in Stormwind bleiben können. Aber ohne den Folianten der Sandstürme kann ich nicht gehen. Ich kam extra wegen ihm hierher zurück."
Die Blicke des Nachtelfen wurden nicht grad symphatischer, doch er seufzte und senkte den Kopf.
"Sie werdn ihn im Hauptquartier lagern..."
Der Dolch glitt langsam hinauf und schob den hölzernen Riegel beiseite. Lautlos schwangen die Fensterläden nach außen und ließen uns ein. Rheyana und der Gnom warteten auf dem Balkon, während ich dem Nachtelf ins Innere folgte. Von unserer Kleidung troff die Feuchtigkeit und bei jedem Schritt hinterließen wir kleine Spuren. So zogen sich die Spuren die Gallerie entlang, bis wir eine Treppe erreichten. Wir beugten uns über die Brüstung, um die tiefer gelegene Etage besser einsehen zu können. Es schien niemand anwesend zu sein. Nur leichter Fackelschein und unmelodisches Pfeifen, verrieten eine Wache. Der restliche Eingangsbereich war leer. Ich erspähte mehrere Türen, die jedoch verschlossen waren. So bewegten wir uns langsam die Treppe hinab und sahen uns immer wieder prüfend um. Die Wache schien sich nur langsam zu bewegen. Sie schlenderte einen Rundgang entlang und würde bald wieder zu uns kommen. Doch mein Begleiter drückte sich an die Wand und deutete mit der flachen Hand nach unten. Ich sank neben einen Tisch und verbarg mich, so gut es ging. Im nächsten Moment war ich allein. Ich sah mich angestrengt um, doch konnte niemanden mehr entdecken. Die Wache kam indes näher und würde mich sicherlich entdecken. Die Treppe würde ich nicht mehr hinauf kommen und verletzten wollte ich auch niemanden. So konzentrierte ich mich auf einen polymorphen Zauber, den die Ketten sofort wieder zunichte machten. Die Wache hatte den Raum fast erreicht und ich rüttelte an meinen Ketten. Die Schritte kamen kurz ins Stocken...metallischer Klang...eine Waffe! Der Mann stürmte in den Raum und schwenkte die Fackel. Sofort wurde er meiner gewahr und holte tief Luft. Doch selbige verließ sofort seine Lungen, als ein harter Dolchknauf auf seinen Hinterkopf fuhr und er ohnmächtig zusammenbrach. Rasch fing der Nachtelf den Körper ab und legte ihn an die Wand. Fackel und Kurzschwert jedoch, polterten zu Boden. Das Feuer schwärzte das Holz der Dielen und ich hob es rasch wieder an. Hatte den Lärm jemand gehört? Ich schwenkte die Fackel. Nichts rührte sich. Sofort war mein Begleiter wieder an meiner Seite und deutete auf eine weitere Treppe. Er schien sich hier auszukennen und huschte erneut voran. Da das Gebäude auf einem steinernen Sockel ruhte, war es bisher vom Wasser verschont geblieben.
Wir bewegten uns durch einen langen Gang und kontrollierten mehrere Türen. Vorräte, Ausrüstung und Waffen fanden wir vor, doch nicht was wir suchten. Mein Begleiter blickte den Gang hinab und seufzte.
"Dann isses also im Labyrinth..."
"Ein Labyrinth? Hier unten?"
"Es is kein richtges Labyrinth. Es heißt so, weil se die Rekruten da testen. Eine von Renzik´s krankn Ideen. Voller Falln und fiesem Gnomezeug. Ich hab´s oft gnug in Aktion gesehn...und´s hat mehrere, gute Leute auf dem Gewissn."
Eine Spur von Wermut mischte sich in seine Stimme. Einen Moment lang schien er in der Vergangenheit zu ruhen. Doch dann gab er sich einen Ruck und bedeutete mir zu folgen. Ich schwieg und machte mich auf das Schlimmste gefasst. Durch eine Tür betraten wir einen weiteren Raum. Der hintere Teil schien abgesenkt und nur eine Treppe führte dorthin. Gut zehn Meter entfernt, erblickten wir einen Sockel. Auf ihm ruhte der Foliant und strahlte in goldenem Glanz. Langsam näherten wir uns. Argwöhnisch musterte ich die Wände, die unförmig gearbeitet waren. Doch wir erreichten die Treppe und stiegen hinab. Nichts passierte. Der Foliant kam in greifbare Nähe und der Nachtelf ging davor in die Hocke. Er betrachtete den Sockel genau und tastete nach irgendetwas.
"Alles scheint sicher zu sein. Lasst uns den Folianten nehmen und von hier verschwinden!"
Ich griff danach, doch wurde zurückgehalten.
"Genau das isses, was mir Sorgen macht. Es is zu leicht."
Er griff an seinen Gürtel und löste einen Beutel. Abschätzend wog er ihn in der Hand und betrachtete den Folianten. Etwas Sand rieselte zu Boden und machte den Beutel leichter. Konzentriert hob er den Beutel neben den Folianten. Einen Moment lang wirkte er wie erstarrt. Dann, in einer schnellen Bewegung, wechselten Foliant und Beutel den Platz. Wieder erstarrte die Szenerie. Doch nichts passierte und langsam erhob sich der Nachtelf. Die freie Hand wischte den Schweiß von der Stirn und er ließ sich zu einem Lächeln hinreißen. Triumphierend hob er den Foliant in die Höhe...als ein Grollen die Erde beben ließ. Erschrocken sahen wir, wie der Sockel langsam im Boden versank. Gleichzeitig schien die Treppe abzuflachen und von der Decke stürzten Steine herab. Knirschend setzte sich die Rückwand in Bewegung und kam auf uns zu...
Der Nachtelf schnellte in die Höhe und griff nach der Kante. Behende zog er sich hinauf und kam wieder auf die Beine. Ich hatte es etwas schwerer, da die Ketten mich weiterhin behinderten. Die Treppe war vollends im Boden versunken und die Rückwand kam kontinuierlich näher. Knapp drei Meter, die es zu überwinden galt! Nun schnellte ich in die Höhe und erwischte die Kante. Mein Begleiter griff nach meinen Handgelenken und zog mich höher. Schon hatte ich mich auf Brusthöhe gestemmt, als ein irres Kichern durch den Raum hallte.
"Sieh an, sieh an! Mir scheint ich habe einen räudigen Wolf gefangen!"
Am Eingang war ein Goblin erschienen, der uns finster anblickte. In seiner Hand ruhte ein metallischer Kasten, doch mit der freien Hand zeigte er auf uns.
"Ich hätte den Magier für dumm genug gehalten... Aber ein ehemaliger Großmeister? Du enttäuscht mich, Wolf! Dir hätte klar sein müssen, dass ich hier warten würde. Doch du kommst mir nicht ungelegen. Du bist mir schon lange ein Dorn im Auge! Und endlich kann ich dich aus dem Weg räumen!"
Er stellte den Kasten in den Raum und trat einen Schritt zurück. Mit der Faust hieb er gegen einen Wandstein und ein grobes Gitter versperrte den Raum. Gierig blickte der Goblin durch die Stäbe, um zu sehen was passierte.
"Renzik..."
Wolf erhob sich und schien mich ganz vergessen zu haben. Ein Schatten hatte sich über sein Gesicht gelegt... Plötzlich lag ein Degen in seiner Hand und mit schnellen Schritten war er am Gitter. Der Goblin wich dem Stoß aus und lachte laut auf. In diesem Moment kam Bewegung in den Kasten. Er klappte an allen Seiten auf und entließ zwei mechanische Ernteschnitter. Sie erinnerten stark an die Modelle aus Westfal, doch waren kleiner und mit jeweils zwei Sägeblättern ausgerüstet. Zischend entwich Dampf, als sie sich zu regen begannen. Die Sägeblätter fingen an zu kreisen und schließlich liefen sie los. Zu einem zweiten Stoß kam Wolf nicht, da die Roboter ihm zu nah waren. Er sprang über die Angreifer hinweg und rollte sich ab. Kreischend fuhr ein Sägeblatt über die Wand und hinterließ eine tiefe Kerbe. Der zweite Schnitter wandte sich mir zu und nahm Fahrt auf. Ich hing noch immer an der Kante und konnte schlecht ausweichen. Doch mich fallen lassen bedeutete in die Todesfalle zurückzukehren. Das Sägeblatt schnellte heran...
"Wolf!"
Ich ließ los und stürzte hinab. Der Aufprall war halb so schlimm, doch der Roboter folgte mir. Ächzend rollte ich beiseite, als beide Sägeblätter sich dorthin gruben, wo zuvor noch meine Brust gewesen war. Ich versetzte der Höllenmaschine einen Tritt und ließ sie auf die Seite kippen. Langsam kam ich wieder hoch, als ein kleiner, metallischer Gegenstand an mir vorbeifiel. Im schlechten Licht sah ich zuerst nicht was es war, doch ertastete es schnell. Nicht was ich mir erwartet hatte...
Wolf griff immer wieder an, doch konnte keine Schwachstelle finden. Der Schnitter kerbte den Degen immer mehr und seine Angriffe waren kaum zu parieren. Niridias und der zweite Roboter waren in die Grube gestürzt und die Falle zog sich immer enger. Schnell griff der Schurke an seinen Gürtel und löste einen Dietrich. Ein ungefährer Wurf, ließ das Werkzeug verschwinden. Dann war der Schnitter wieder heran und zielte auf des Gegners Beine. Die Blätter wurden knapp abgelenkt, doch zerbrachen den Degen. Klirrend fiel die obere Hälfte zu Boden und Wolf nutze den Rest nur noch als Wehr. Eine Finte lenkte die Maschine ab, dann ein Ausfall. Schnell ruckte die Mechanik herum und ein gezielter Stoß ließ den Roboter kippen. Das erste Sägeblatt verkantet sich im Boden und erstarb.
"Du denkst du hast schon gewonnen. Doch du irrst dich, Köter!"
Einen kurzen Moment war Wolf abgelenkt und blickte zu Renzik herüber. Das zweite Sägeblatt löste sich klickend und schoß auf ihn zu. Der Angriff kam zu schnell...die Klinge fuhr durch Wolfs Seite. Aufschreiend stürzte er zu Boden und versank im Gelächter seines Feindes.
Ich stocherte in den Fesseln herum, ohne sie wirklich aufzubekommen. Der Schnitter hatte sich nur langsam auf den Rücken gedreht und ruckte immer mehr. Von oben hörte ich metallische Laute, doch das Knirschen der Rückwand nahm mich viel mehr in Beschlag. Der Schnitter kam hoch und zielte mit den Sägeblättern auf mich. Ein eindeutiges Klicken ließ mich innerlich jubeln. Hart fielen die Fesseln zu Boden und erleichtert rieb ich mir die Gelenke. Ich hatte noch immer kaum magische Macht und sie würde nur für zwei, maximal drei Zauber reichen. In diesem Moment schossen die Sägeblätter auf mich zu...
Blut hatte den Boden rot gefärbt und Wolf war bleich geworden. Zitternd biss er die Zähne zusammen und band sich die Seite notdürftig ab. So sollte es nicht enden...nicht hier...nicht so...
"Sieh dich an, Wolf! Du bist Futter für die Ratten. Du kannst ja nichtmal mehr eine Waffe halten!"
Ihre Blicke kreuzten sich. Hass sprach aus beiden Augen. Langsam tastete Wolf nach seinem Stiefel...
"Nein das geht noch!"
Blitzschnell zog er den Dolch und warf ihn. Wie ein silberner Blitz zuckte er durch die Gitterstäbe und traf den Goblin. Überrascht starrte Renzik auf die Klinge...dann kippte er nach hinten.
Ich richtete meine Hand gegen den Boden und sprach einen Kegel der Kälte. Der Rückstoß katapultierte mich in die Höhe und ließ die Sägeblätter knapp unter mir hindurchjagen. Als Querschläger prallten sie von der Wand ab, doch schon stürzte ich auf die obere Ebene. Nur einen Moment später, wurde der Schnitter von der Rückwand zerquetscht. Hustend richtete ich mich auf und lief zu Wolf herüber. Er lag reglos am Boden und schien viel Blut verloren zu haben. Der andere Schnitter gab keinen Laut von sich. Erneut ging ein Ruck durch den Raum und langsam senkte sich die Decke ab. Mit letzter Kraft stützte ich Wolf auf meine Schulter und konzentrierte mich. Das Gitter bot genug Platz...es musste einfach genug Platz bieten! Der Zauber löste unsere Konturen auf und verschob die Welt. Was nach einer Sekunde aussah, verstrich für uns wie eine Ewigkeit. Doch wir materialisierten uns wieder im Gang und waren dem Labyrinth endlich entkommen.
"Was ist passiert?"
Rheyana beugte sich besorgt über Wolf. Ich schilderte ihr schnell die Geschehnisse und gönnte mir einen Moment der Ruhe. Sie nickte knapp und schluckte eine bissige Bemerkung herunter. Soetwas musste ja irgendwann einmal passieren.
"Scrattel! Bring Wolf mit diesem Hexenkubus zurück zur `Freiheit´!"
Der Gnom guckte verwirrt und kramte aber nach einem kleinen, quadratischen Runenstein.
"War der nicht für...!?"
"Mir ist klar, dass er nur euch zwei transportieren kann. Aber wir haben keine Wahl! Wir können Wolf nicht zurücklassen! Ich werde den Magier selbst zum Treffpunkt bringen! Das ist ein Befehl!"
Der Gnom schluckte und drückte den Stein. Grünlich begann er zu leuchten, als das Hexenportal sich aktivierte. Scrattel hielt Wolfs Hand fest gedrückt, als sie vollends von Energie umhüllt wurden. Dann riss die Magie sie hinfort, an den Ort, wo der Kubus geschaffen worden war.
Rheyana atmete erleichtert auf.
"Wir müssen uns beeilen! Der Käpt´n wartet schon zu lang! Habt ihr euer Buch?"
Ich nickte und deutete auf meine Robe. Ich trug das Buch, auf Bauchhöhe, unter dem Stoff.
"Dann los!"
Wir bewegten uns rasch von den Dächern herab und sprangen in die überflutete Altstadt. Die Sonne ging soeben erst auf, doch viele Einwohner waren schon auf den Beinen. Hätten wir uns nur etwas beeilt. Der Trank hätte jetzt noch gute Dienste geleistet! Wir wateten in den Kanalbereich und sahen gen Süd-Westen. Der Sturm hatte nun vollkommen nachgelassen und nur noch der Wind zog gelegentlich an uns. Rasch bewegten wir uns weiter und kamen an einer der Seitengassen vorbei. Dort tobte ein aberwitziger Kampf. Die südlichen Seitengassen dienten als Abflüsse der Kanäle, doch etwas hielt das Wasser derzeit auf. Mehrere dutzend Murlocs, hatten einen kleinen Damm errichtet. Die Stadtwachen versuchten sie vehement zu verscheuchen, doch bei dem Wasserstand waren sie klar im Nachteil. Die Rüstungen machten sie noch langsamer und wer die Balance verlor, drohte zu ertrinken. Mit bedrohlichen Gebärden warfen die Murlocs ihre Netze und schwangen die Waffen. Als sie mich jedoch erblickten, begannen sie gurgelnd auf und ab zu hüpfen. Rheyana drängte weiter, doch die Murlocs folgten uns nun. Die Stadtwachen ließen sie ziehen und rammten ihre Piken in den Damm. Mit vereinter Kraft rissen sie schnell Löcher und brachten die Konstruktion zum Einsturz. Doch den Sog, den das abfließende Wasser nun entwickelte, hatten sie unterschätzt. Sie alle wurden von den Beinen gerissen und stürzten, mit dem Wasser, ins Tal der Helden.
Im Süden wurde ich einer Rauchsäule gewahr, die aus dem Handelsviertel zu kommen schien. Rheyana murmelte etwas von einem Ablenkungsmanöver und bog dann in die letzte Gasse. Auch hier tobte ein Kampf, den so schnell niemand vergessen würde. Unzählige SI:7 -Agenten und die Stadtwachen, kämpften hier gegen eine bunte Truppe. Käpt´n Ella und die Crew der `Blutigen Freiheit´! Die Gesetzlosen waren in die Enge getrieben worden, doch unsere Ankunft veränderte die Machtverhältnisse. Wie ein Hagelschauer schossen die Murlocs aus dem Kanal und stürzten auf die Feinde nieder. Ein Zauber gefror Teile des Wassers und ließ die Angreifer den Halt verlieren. Es gelang ein Ausfall nach Nord-Osten. Käpt´n Ella warf uns einen kurzen Blick zu.
"Endlich sind die Pestbeuln mal zu was nütze! Auf zum Hafen!"
Wir eilten in die nächste Gasse, zwischen dem Park und der Kathedrale. Die Verfolger holten bald auf und riegelten die Gasse ab. Die Murlocs waren wieder verschwunden und nochmals konnten wir sie wohl nicht überraschen. Wir saßen in der Falle!
"Im Namen des Königs und Hochlord Bolvar´s...legt eure Waffen nieder, Ella Thorwal!"
Es kehrte vollkomme Stille ein, als alle auf die Antwort warteten.
"Für euch immernoch Käpt´n Ella! Und die `Freiheit´ wird sich niemandem ergeben!"
Sie stemmte die Hände in die Seite und lachte laut. Die gesamte Crew stimmte mit ein. Dumpf hallte das Lachen von den Wänden und manche Wache sah sich unbehaglich um.
Ella griff nach einer Fackel und hob sie in die Luft. Was hatte sie vor? Ich sah mich um. Hinter uns, am Ende der Gasse, war ein Zelt über verschiedene Fässer und Kisten gespannt. Ich hatte Gerüchte gehört, dass Stormwind einen Hafen erhalten sollte und...oh nein...
"Ihr werdet wohl nie den Tag vergessen, an dem ihr...beinah...Käpt´n Ella Thorwal gefasst hättet!"
In hohem Bogen flog die Fackel und landete zwischen den Kisten...
In der Tat... Stormwind würde diesen Tag lange nicht vergessen. Das Wasser hatte große Verwüstungen angerichtet und im Kanal waren keine Fische mehr zu finden. Im Vergleich waren die Brandschäden gering ausgefallen. Das Loch, dass nun in der nordwestlichen Mauer klaffte, war etwas größer ausgefallen, als es Sprengmeisterin Mason Goldgild errechnet hatte.
Zusammen mit der Crew der `Blutigen Freiheit´, war ich die Küste hinab geeilt. Am Newman´s Landing ankerte ihr Schiff, das bereits tüchtig auf uns wartete. Die polierte Planke, über die wir das Schiff betraten, wurde rasch eingeholt und sofort wurden Befehle gebrüllt.
Rheyana geleitete mich unter Deck, wo wir endlich wieder auf Wolf und Scrattel trafen. Der Nachtelf schien in unruhigen Schlaf versunken zu sein und flüsterte immer wieder... Shaw! An Scrattel stellte ich eine Veränderung fest. Die Haut des Gnom schien gesprungen zu sein. Es wirkte, als hätte er eine Paste aufgetragen gehabt, die seine natürliche Hautfarbe verdecken sollte. Grünlich leuchtete sie nun hervor und ließ mich schmerzlich an die Opfer Gnomeregan´s denken. Viele waren zu spät entkommen, da sie anderen bei der Flucht halfen. Doch der Preis war hoch gewesen. Die Lepra zeichnete unzählige und nicht wenige hatten schon lange den Verstand verloren.
"Savina, ist alles in Ordnung mit ihm?"
Rheyana hatte eine Dame angesprochen, die in einer der düsteren Ecken des Raumes saß. Ihre dunkle Kleidung harmonierte mit ihrem Haar und bei ihrem Anblick fühlte ich mich sofort unwohl. Viele Hexen und Hexer verhüllten ihre Macht, um nicht unnötig aufzufallen. Doch Savina machte keinen Hehl daraus. Ihr kurzer Blick, der mich streifte, wirkte gar herausfordernd und spöttisch. Doch sie nickte nur knapp und schien uns dann nicht weiter zu beachten. Rheyana sah Wolf noch einen Moment an, doch deutete dann mit dem Kopf zur linken.
"Der Käpt´n will sicher noch mit euch sprechen. Doch zuvor müssen wir die `Freiheit´ hier noch wegbringen. Ihr bleibt solange hier unten und ruht euch etwas aus."
Sie führte mich zu einer kleinen Kammer und nickte mir knapp zu. Dann verschwand sie rasch und ich setzte mich an die Wand. Erschöpft schloß ich meine Augen und lauschte meiner Umgebung. Der Anker wurde rasselnd gelichtet und ein Ruck ging durch das Schiff. Nicht lange dauerte es, da wurde ein dumpfes Knallen laut. Ich hörte die Crew höhnisch lachen und jemand rief:
"Wohl etwas zuviel vom guten Zielwasser getrunken, was!?"
Natürlich...die Kanonen Stormwinds feuerten auf uns. Doch wann waren sie das letzte Mal notwendig gewesen? Die Kanoniere mussten längst aus der Übung sein. Die Chancen standen schlecht, dass sie überhaupt so weit feuern konnten. In die Überlegungen, mischten sich andere Gedanken. Noch war genug Zeit. Erst am heutigen Abend erwarteten mich die Verbündeten...sofern überhaupt welche kämen. Dass Nurky mich finden würde, darum machte ich mir keine Sorgen. Die Murlocs verbreiteten Neuigkeiten in rasender Geschwindigkeit. Man hatte irgendwann herausgefunden, dass sie Geräusche im Wasser weitergaben, die große Entfernungen überbrücken konnten. Murlocforscher sprachen von einer sogenannten "Murloc-Schall-Nachricht". Doch wie waren die Kämpfe in der Zitadelle ausgegangen? Und waren Tirion Fordring und der Auserwählte erfolgreich gewesen?
Es war bereits nach Mittag, als ich aus leichtem Schlaf erwachte. Der Boden wiegte sich hin und her und das Holz knarrte leise. Schritte waren gelegentlich zu hören, doch es schien alles ruhig zu sein. Ich erhob mich und zog meine Kleidung zurecht. Wurde Zeit, dass ich mit Ella redete. Immerhin hatte sie ihre Crew in Gefahr gebracht, um mich zu retten. Was wohl die Gegenleistung dafür sein würde...
Fortsetzung folgt....
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Fortsetzung Teil 5
Auf dem Weg hinauf begegnete ich Scrattel. Der Lepragnom schien sehr in Gedanken zu sein und zuckte zusammen, als er meiner gewahr wurde. Doch sofort machte er auf dem Absatz kehrt und rannte schreiend durch das Schiff:
"Der Maha~gier ist wach! Ich habe ihn zuerst gesehen! Finger weg, jaha! Schnell! Bringt mir ein groooooßes Messer...damit ich mir eine groooooße Scheibe von ihm abschneiden kann. Zack zack!"
Ich erklomm das Deck und hatte sofort die salzige See in der Nase. Die Sonne brannte unerbittlich herab und auch die steife Brise verschaffte mir kaum Abkühlung. Die `Blutige Freiheit´ machte einen sehr trutzigen Eindruck und wirkte mehrfach ausgebaut. Nicht, dass ich mich mit Schiffsschreinerei auskannte, aber der große Kubus, der an Deck stand, wirkte nicht sonderlich nautisch. Zudem ging eine gewisse, magisch Strahlung von ihm aus. Wozu er wohl diente?
Krähennest und Ruder waren bemannt, doch ich erblickte kein bekanntes Gesicht. So schweifte mein Blick über das Meer und schließlich auch über die nahe Küste. Ich erkannte die Ruinen einer alten Wehr... Stromgarde Keep. Wir schienen uns gen Norden zu bewegen. Wenn der Wind sich weiter so hielt, konnten wir bald Tirisfal erreicht haben...und dann...
Mir stieg ein seltsamer Geruch in die Nase. Ich blickte zur Heckaufbaute und erkannte, dass die Tür nur angelehnt war. Seicht kräuselte sich eine Rauchfahne hervor und schwängerte die Luft zusehends. Langsam ging ich herüber und öffnete die Tür. Das Licht fiel in einen abgedunkelten Raum, in dem allerlei Phiolen und Tigelchen verteilt waren. Licht spendeten nur ein paar Kerzen und der Geruch nach Kräutern, nahm erheblich zu. Auf einem Lager erkannte ich Wolf und neben ihm Savina und Käpt´n Ella. Die Szenerie wirkte sehr angespannt und ich wollte mich bereits wieder zurückziehn, als...
"Reinkommen und Tür schließen! Aber haltet´s Maul, solange wir nicht fertig sind!"
Ich kam der Aufforderung schnell nach und wohnte still bei. In einer der Ecken brodelte ein kleiner Kessel, der die Quelle des Rauches zu sein schien. Immer wieder wurde etwas hineingegeben und langsam veränderte sich die Duftnote. Schnell erkannte ich auch, warum es so dunkel war. Mehrere Nachtschattengewächse lagen bereit, die im Licht ihre Wirkung langsam verlieren würden. Savina trug eine Paste auf Wolf´s Wunde, während Ella sich weiteren Zutaten zuwandte. Der Nachtelf wirkte nicht mehr ganz so blass wie zuvor, doch meine Augen mochten mich hier täuschen lassen. Was sie auch immer zubereiteten...es dauerte lange. Sicher eine Stunde sah ich ihnen zu, bis der Inhalt des Kessels in eine Phiole gefüllt wurde. Nachdem der Sud abgekühlt war, wurde er Wolf verabreicht. Violett glühte es an seiner Wunde, als das Gewebe heilte und deutlich hob sich sein Brustkorb an. Savina legte ihm ein Tuch auf die Stirn und setzte sich dann. Stumm nickte sie Ella zu, die nun zu mir herüber kam.
"Mitkomm!"
Rasch verließ sie die Kajüte und bewegte sich zum Bug. Auf dem Deck wuselte Scrattel herum, der bereit ein großes Messer mit sich führte. Doch sie ignorierte ihn und kniete zu einer kleinen Kiste herab. Noch bevor ich etwas sagen konnte, hatte sie ein Fernrohr in der Hand und setzte es an.
"Da is seit Stunden n Vieh, dass dem Schiff folgt. S gehört nicht zufällig zu euch?"
Sie reichte mir das Fernrohr und deutete in Küstennähe. Nur gelegentlich sah ich etwas Gischt schäumen, doch als ich das Fernrohr ansetzte... Raw!
Nurky flog aus dem Wasser, vollführte einen Salto und hüpfte mich um. Überrascht kippte ich nach hinten und verlor das Fernrohr aus der Hand. Der Murloc stand stolz auf meiner Brust und breitete die Arme aus.
"Ra-Raaaa!"
Scrattel bekam sofort große Augen und ließ das Messer fallen.
"Cookie an Bord! Jaha! Und ich darf ihm sein Nudelholz bringen. Wehe einer bringt es ihm zuerst!"
Schreiend stürmte er unter Deck, während ich Nurky von mir herunter scheuchte.
Der kleine Kerl hüpfte freudig auf und ab und guckte sich neugierig um.
"Hätte ja nie gedacht, dass diese laufende Pest mal zu was nütze sein würde. Ham se am Strand von Westfal gesehn, wie se Holz und anders Zeug gesammelt ham."
"Hatte ihr Angriff also nichts mit eurem zu tun?"
"Das kannste mal glaubn! Wir brauchn keine Hilfe von laufendem Ungeziefer."
Nurky stellte sich provisorisch hinter mich und streckte Ella die Zunge heraus.
"Aber zugegebn...sie ham ihrn Zweck erfüllt."
Der Murloc nickte heftig und breitete die Arme aus.
"Und was willer jetz?"
"Na, gedrückt werden. Drückt ihr eure Crew nie, wenn sie gute Arbeit geleistet hat?"
"Ich kann dem Vieh gern einen Walfanghaken reindrücken!"
Ella lachte verächtlich und lehnte sich an die Reling. Nurky ließ die Ohren hängen...naja, wenn er welche hätte...und drehte sich zu mir um. Er hüpfte einmal und breitete wieder die Arme aus.
"Diesmal nicht, Nurky. Ihr habt mich da unten beinahe ertränkt und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ihr mich nicht rechtzeitig befreit hättet."
Der Murloc ließ nun auch noch die Arme hängen und sah zu Boden. In diesem Moment kam Scrattel angelaufen und drückte ihm ein großes Nudelholz in die Hand. Die Kochmütze rundete das Bild ab und triumphiernd rief Scrattel:
"Wir haben einen neuen Smutje, roter Käpt´n! Und wenn er nicht gut kocht, gibts Fisch!"
Nurky glotzte auf das Nudelholz und den plärrenden Gnom...und setzte ihm das Nudelholz zwischen die Augen. Scrattel kreischte auf und rannte davon. Nurky dicht hinter ihm.
"Nehmt ihn weg! Er will Gnome kochen! Und die schmecken nicht gut...äh...hab ich gehört!"
Ich schüttelte den Kopf und wandte mich um. Mittlerweile mussten wir auf Höhe des Silverpine Forest´s sein und die Reise würde nicht mehr lange dauern. Vorausgesetzt...
"Warum habt ihr mich befreien lassen? Was sind die Gründe dahinter?"
Ella´s Blick verlor sich in der See. Sie schenkte mir keine Aufmerksamkeit, während sie langsam sprach:
"Nach allem was ich von euch weiß, schein wir uns gar nich so unähnlich zu sein. Uns mag beide ein unterschwelliger Hass, auf die Geißel, treiben und doch gebn wir den unsrigen Hoffnung. Ihr würdet euch das vielleicht nie eingestehn...aber dieser Krieg braucht euch, Niridias. Seit Jahren lässt uns die Geißel ausbluten und die `Mächtigen´ unternehm nichts dagegen. Längst sind se alle der Korruption anheim gefalln und versuchen euch sogar aufzuhaltn. Doch ihr und eure Wächter...ihr seid die beste Chance, die wir gegen die Geißel je hatten. Und besser alles für ne einzge Chance zu gebn, als für Nichts zu leben."
Ich nickte langsam.
"Viele werden es nicht verstehen und eure noble Tat verurteilen. Vielleicht werden sie euch gar..."
"Was werdn se? Mich zum Tod verurteiln? Ich kanns langsam nicht mehr zähln, wie oft se das nu schon gemacht ham. Die verfluchtn Bastarde kümmert nichts, außer sich selbst. Und hört auf mit euerm Gesülze. Die `Freiheit´ passte noch nie inne noble Rolle."
Das Gespräch hatte einen unangenehmen Punkt erreicht, von dem ich mich lieber entfernen wollte.
"Sagt...der Tag scheint schon weit vorangeschritten. Ich mache mir Sorgen ob der Reisedauer. Wird das Schiff uns schnell genug an unser Ziel bringen? Und welchen Weg habt ihr über Land gewählt?"
"Die `Freiheit´ macht gut Fahrt, doch es wird nicht dieses Schiff sein, das euch zum Ziel bringt.
Honakura sollte jeden Moment auftauchen..."
Mein Blick glitt übers Meer, doch nirgends konnte ich ein anderes Schiff ausmachen.
"Was meint ihr mit ein anderes Schiff?"
Ella grinste verächtlich, als sich die Sonne plötzlich verdunkelte. Ein großer Schatten hatte sich über uns geschoben und selbst Scrattel und Nurky fiel die Kinnlade herunter...
Der Zeppelin beschrieb einen weiten Bogen, bevor er wieder auf uns zuhielt. Die Freiheit hatte bereits Anker geworfen und ihre Segel wurden getrimmt. Es herrschte plötzlich reges Treiben. Das mächtige Wummern der Rotoren erstarb langsam und seicht glitt das Luftschiff nun heran. Mehrere Seile wurden herabgeworfen und eiligst an der Reling vertäut. Ein Goblin spähte misstrauisch herab, doch warf schließlich eine Strickleiter auf Deck. Scheinbar schlecht gelaunt stieg er herab und sah sich um. Kaum hatte er den Käpt´n erspäht, setzte er ein geschäftiges Lächeln auf und schlenderte herüber. Doch meine Aufmerksamkeit galt jemand anderem. Vom Luftschiff stieg ein Mann herab, der in die Roben eines Priesters gehüllt war. Sein lilanes Haar hatte er gepflegt zu einem Zopf gebunden und trotz seiner hageren Figur, strahlte er Kraft und Willen aus. Ich stand zweifellos einem Forsaken gegenüber, der meinen Blick fest erwiderte. Seine Augen schienen tief in mich zu blicken, als suchten sie nach Antworten. Antworten, auf ungestellte Fragen. Nach wenigen Sekunden, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, nickte er mir zu. Hatte er seine Antwort gefunden? Ich erwiderte den Gruß sachte.
"Das Schicksal mit euch, Niridias...von Tirisfal."
Die Worte ließen mir einen Schauer den Rücken hinab laufen. In den Augen des Priesters funkelte es. Auch Ella hatte ihn nun bemerkt und schob den Goblin einfach beiseite.
"N´ guten Moment haste erwischt, Honakura. Wir ham Wolf grad so auf die Beine gekriegt und könn´ gleich aufbrechn. S´ is doch alles klar mit der Passage, oder?"
Honakura warf dem Goblin einen verächtlichen Blick zu und rieb Daumen und Zeigefinger aneinander. Ella grinste und wandte sich mir zu.
"Letzte Gelegenheit umzukehrn, Magier. Ab jetz wartet nur noch der Tod auf uns."
"Ihr werdet mich also begleiten?"
"Es gibt da noch n paar alte Rechnungen, die beglichn wern müssen. Und ne bessere Truppe als meine Crew, werdet ihr nirgends findn! Ob ihr wollt oder nich...wir werdn euch begleitn!"
Es war also beschlossen. Ich nickte und holte tief Luft. Ella hob zwei Finger an den Mund und ließ einen schrillen Pfiff hören. Die Crew hatte bereits unzählige Dinge an Deck gebracht, die sie nun, an Seilen, zum Zeppelin hinaufbeförderten. Rheyana erklomm flink die Strickleiter und auch andere Crewmitglieder, deren Namen ich noch nicht kannte, folgten ihr. Aus der Kajüte des Käpt´n´s, torkelte ein schlaftrunkener Wolf. Er wirkte noch lange nicht fit, doch seine Ausrüstung sagte deutlich, dass er nicht zurückbleiben wollte. Kopfschüttelnd folgte ihm Savina, die sich eine Tasche aus Teufelsstoff umgehängt hatte. Mit einem viel zu großen Rucksack, erschien nun auch Scrattel. Er keifte vor sich hin und tat sich schwer, die Strickleiter zu erklimmen. Ella ließ nur eine kleine Anzahl ihrer Crew zurück.
Als alles bereit war, kletterten auch Ella und Honakura hinauf. Neben mir stand nur noch ein kleiner Freund, der mich traurig ansah. Es war Zeit lebewohl zu sagen. Nurky holte den runenverzierten Beutel hervor, den ich ihm anvertraut hatte. Er hatte mich nicht enttäuscht. Schwer wogen meine Glieder, als ich den Beutel wieder an mich nahm, doch mir fehlten die Worte. Der kleine Murloc trottete an mir vorbei und kletterte auf die Reling. Jemand hatte mal gesagt, Murlocs könnten nicht weinen. Doch dicke Tränen rollten über sein Gesicht und verschwanden im Meer.
"Nurky..."
Der kleine Kerl wischte über seine Augen und drehte sich zu mir um.
"...erinnerst du dich noch an damals? Als ich dich im Stall fand und wir dich gerettet haben? Damals wusste ich, dass ich dich wiedersehen würde. Du bist mir über die Jahre ein kostbarer Freund geworden und wir konnten so viel voneinander lernen. Ich weiß, dass ihr es nur gut gemeint habt und es ist nichts passiert. Doch ich spüre, dass unser Schicksal sich hier scheidet und ich möchte nicht im bösen von dir gehen. Das hat ein Freund nicht verdient..."
Nurky breitete zaghaft die Arme aus und ich drückte ihn fest. Leise hörte ich ihn schnurren...
"Ich danke dir für alles. Es macht mich unglaublich stolz, mich deinen Freund zu heißen."
Dann löste ich mich von ihm und erklomm die Strickleiter. Langsam fingen die Rotoren an sich zu drehen und immer mehr Seile wurden gelöst. Nurky sah mir lange nach und wischte sich immer wieder die Augen. Mit einem Ruck löste sich das Luftschiff und begann sich zu drehen. Nurky hatte nichts gesagt, denn die Trauer hatte seine Zunge schwer gemacht. Doch als der Zeppelin Fahrt aufnahm, streckte er sich und gurgelte mir laut nach:
"Aaaaaughibbrgubugbugrguburgle!"
Dann stieß er sich ab und verschwand im Meer. Ich nickte leicht und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.
"Ja... Freunde für immer..."
Schwere Wolken hatten die Sonne verdeckt, als wir Andorhal passierten. Doch weder Regen fiel vom Himmel, noch regte sich der Wind. Der Wetterumschwung war nicht natürlichen Ursprungs! Beunruhigt trat ich an den Bug, wo auch Savina stand. Ihr Blick war fest gen Osten gerichtet, auf das Chaos, dass nur einen magischen Ursprung haben konnte. Dort, wo Naxxramas thronte, türmten sich die Wolken zu einer unheilvollen Spirale auf. Violette Blitze zuckten und ferner Donner rollte heran...
Mein Blick wurde durch ein Aufblitzen abgelenkt. Südlich lag nur das Grabmal Uther Lightbringer´s. War das Licht von dort gekommen? Ich borgte mir von Rheyana ein Fernglas und riskierte einen genaueren Blick. Vor dem Grab standen ein Pferd und ein Elekk. In ihrer Nähe schlichen bereits hungrige Ghule umher. Von ihren Reitern fehlte jede Spur, doch das Licht kam eindeutig aus dem Inneren des Grabes...
"Feinde voraus!"
Ich setzte das Fernglas ab und sah über den Bug hinaus. Der Himmel hatte sich weiter verdunkelt und verhüllte den nahenden Feind zuerst. Doch bald schon schälten sich dunkle Schemen hervor und näherten sich mit gewaltigen Flügelschlägen. Ich konnte ihre Zahl nur schätzen, doch es mussten dutzende sein.
"Gargyle!"
Mit ohrenbetäubendem Geschrei, stürzten sie auf uns herab. Ihre Krallen hinterließen tiefe Kratzer im Holz und im Fleische wüteten sie noch schrecklicher. Ein Goblin wurde kreischend mitgerissen und peitschend rissen zwei Halteseile. Das Luftschiff legte sich leicht auf die Seite und ließ uns über Deck taumeln. Immer mehr Kreaturen kamen nun herab und griffen uns an. Ein Armbrustbolzen zischte an mir vorbei und mehrfach traf Metall auf Stein. Ich schickte eine Frostboe gegen einen Angreifer und ließ mich fallen. Knapp glitt er über mich hinweg und wollte drehen. Doch die vereisten Flügel versagten ihm den Dienst und ließen ihn in die Tiefe stürzen. Schwankend kam ich hoch und lief gen Heck. Splitternd fuhren Äxte und Säbel durch harten Stein, doch nicht selten zerbrach auch eine Klinge daran. Es wurde immer schwerer das Schiff auf Kurs zu halten, denn die Rotoren steckten harte Treffer ein. Metallisch singend löste sich eines der Blätter und trudelte davon. Dichter Qualm trat nun aus der restlichen Konstruktion und ließ uns schwer husten.
"Haltet sie von der Ballonhaut fern, sonst sind wir alle verloren!"
Blutüberströmt stürzte ein Zwerg zu Boden und ein Gargoyle setzte ihm nach. Ich schickte eine arkane Salve gegen das Monster, die sich tief in den Stein grub und dort explodierte. Doch die Hilfe kam zu spät. Ich wandte den Blick ab, als ich ihm die Augen zudrückte...
Die Gargyle wirbelten um den Zeppelin und versetzten uns unzählige Wunden. Deutlich war zu erkennen, dass sie nur mit uns spielten. Leicht hätten sie den Ballonkörper zerfetzen können, doch sie konzentrierten sich nur auf uns und dass wir nicht entkamen. Egal wieviele wir zerschmetterten, es kamen immer neue. Mit einer Explosion fiel auch der zweite Rotor aus und langsam kam das Luftschiff zum Stillstand. Die Hoffnung sank mit jeder Sekunde und sie starb als...
"Neue Feinde voraus!"
Einen Moment lang ließen die Gargyle von uns ab. Schwer atmend sammelten wir uns und sahen nach den Verwundeten. Die Schemen näherten sich schnell. Bald würde es vorbei sein...
Und dann erklang ein helles Horn! Selten hatte mein Herz so hoch geschlagen, wie beim Klang des Hornes der Wildhammer! Als ich mich umsah, kamen sie herangeschossen. Gerüstete Zwerge, auf ihren prächtigen Greifen. Wuchtig schwangen sie ihre Hämmer und schickten sie wider die geflügelten Bestien. Der Zorn der Zwerge entlud sich auf unsere Feinde und die Schlacht begann erneut zu toben. Wir nutzten die Zeit und brachten die Verwundeten unter Deck. Nach ein paar Sekunden der Ruhe, beratschlagten wir hastig. Die Rotoren waren unrettbar zerstört worden und eine Landung kostete zu viel Zeit. So entschieden wir uns für den aberwitzigsten aller Pläne...
Wir stürmten wieder an Deck und verteilten uns. Zusammen mit Wolf, Rheyana und zwei weiteren Matrosen, kletterte ich die Ballonhaut empor. Die angebrachten Netze erleichterten das Unterfangen, doch nur zwei Armbrustschützen gaben uns Deckung. Ein Gargoyle stürzte herab und zog seine Klaue über eines Matrosen Rücken. Aufschreiend rutschte dieser wieder tiefer, doch wurde von seinem Kameraden gehalten. Rheyana zückte einen Dolch und sprang die Bestie an. Krachend fuhr die Klinge in des Gegners Brust und ließ das Monster erstarren. Nur wenn sie sich in Stein verwandelten, konnten sie schwere Wunden noch heilen. Rheyana stieß sich von ihm und landete an Deck. Der Gargoyle stürzte in die Tiefe und zersplitterte am Grund. Endlich hatten ich den oberen Teil erreicht und trat neben Wolf. Er untersuchte bereits die Haut, ob sich Risse fanden.
"Gib mir Deckung!"
Der Himmel schien nur noch aus Leder und Federn zu bestehen. Die zahlenmäßig überlegenen Feinde, wurden von den Greifenreitern schwer dezimiert. Doch immer wieder griffen sie auch den Zeppelin an. Ich ließ meine Adern eisig werden und beschleunigte meine Magie. In alle Richtungen schleuderte ich Frostblitze und schickte die Brut zu Boden. Trotz Verletzung kam auch der zweite Matrose herauf, gefolgt von seinem Kameraden und Rheyana. Wolf hatte zwei Risse gefunden und sofort machten sie sich an´s Werk.
Als meine Magie sich zu Ende neigte, war auch der Himmel lichter geworden. Die vereinten Bemühungen, hatten den Gegner zurückgeworfen. Nur noch auf Abstand umkreisten sie uns und schienen abzuwarten. Als die Risse geflickt waren, ließ Wolf einen schrillen Pfiff hören. An Deck wartete der Pyromeister der Freiheit schon auf das Signal und entzündete eine Fackel. Am hinteren Teil des Ballonkörpers, fand sich ein metallenes Ventil. Bei jedem Zeppelin wurde hier das gasförmige Phlogiston eingefüllt oder abgelassen. Mit einem kräftigen Hieb wurde das Ventil geöffnet und fauchend entzündete sich das ausströmende Gas. Mit einem Ruck begann der Zeppelin sich wieder zu bewegen und jeder suchte hastig nach Halt. Niemand wusste wie lange das Phlogiston halten würde...
Wir bewegten uns nun südlich der Nekropole und hatten Darrowshire bereits passiert. Die Greifenreiter gaben uns Geleitschutz und hielten die Gargyle auf Abstand. Der Sturm, der über Naxxramas tobte, wirkte von nahem noch bedrohlicher und imposanter. Doch wie ich ihn beobachtete, stellte ich eine Veränderung fest. Die violetten Blitze verfärbten sich in tiefes blau. Fahles Licht schien aus der Spitze der Nekropole zu leuchten. Ein Wirbel bildete sich und wuchs immer weiter. Knochen tanzten im Wind und langsam setzte sich etwas zusammen...etwas gewaltiges...altes...
"Drache an Backbord!"
Fahl leuchteten die blanken Knochen, denn mehr war nicht von ihm geblieben. Auf untoten Schwingen, die Magie unter seinen Flügeln, glitt nicht irgendein Frostwyrm auf uns zu. Es war Sapphiron selbst...der König aller Frostwyrm! Wenn der Lich-König ihn geschickt hatte, um Naxxramas zu beschützen, musste großes am Werke sein. Ehrfürchtig blickten wir dem neuen Gegner entgegen, doch fühlten die Hilflosigkeit unserer Lage. Einzig die Greifenreiter konnten sich ihm stellen...
Als wir über Corin´s Crossing waren, hatte Sapphiron uns erreicht. Die Reiter des Wildhammerclans griffen ihn an und auch die Sehnen der Armbrüste sangen. Doch der Frostwyrm machten kurzen Prozess. Seine Klauen zerfetzten einen Greifen samt Reiter, seine Fänge zerbrachen Knochen und Metall. Je näher er uns kam, desto kälter wurde uns plötzlich. Auch die Greifen schienen langsamer zu werden und ein Flügelschlag wischte unzählige aus der Luft. Als der Drache neben uns durch die Luft glitt, schienen uns seine leeren Augenhöhlen einen Moment lang zu fixieren. Dann öffnete sich sein Rachen und kaltes Eis schoß auf uns zu. Wer sich nicht hinter die Reling rettete, erstarrte augenblicklich. Sapphiron gewann an Höhe und ließ sich einen Moment auf dem Ballonkörper nieder. Ruckartig holten seine spitzen Flügelknochen aus und durchbohrten das gesamte Luftschiff. An unzähligen Stellen entwich pfeifend Phlogiston. Die Flamme, die am Ventil brannte, wurde plötzlich angesogen und entzündete den gesamten Innenraum des Ballonkörpers. Lautlos stieß sich Sapphiron ab und glitt davon, während hinter ihm der Zeppelin explodierte...
Langsam zog ich mich über die unfruchtbare Erde. Überall lagen brennende Trümmer und ich konnte bereits SEINE Diener sich nähern hören. Die Luft war von verbranntem Fleisch geschwängert und niemand schien die Katastrophe überlebt zu haben. Schwer lehnte ich mich sitzend an einen Baum...sah mich müde um...spürte wie taub mein Körper war... Entfernt hörte ich schwere Flügel schlagen. Er will es zuende bringen... Die Erde bebte, als der massige Körper aufsetzte. Durch all den Rauch, konnte ich ihn nur schwer ausmachen. Doch der Schatten des Drachen schien zu schrumpfen...schien andere Konturen anzunehmen...und langsam bewegte er sich auf mich zu...
"Es ist schön euch zu sehen, Niridias. Oder treffen wir uns zum ersten Mal?"
Die kleine Gnomin wirkte nachdenklich, doch sah sich besorgt um.
"Ich bin zugleich an so vielen Orten, doch der `Zeitlose´ bat mich, auf euch ein besonderes Auge zu haben. Der bronzene Schwarm hat nicht vergessen, was ihr für Kalimdor getan habt und nun steht viel auf dem Spiel."
Sie holte ein Stundenglas hervor und tippte es leicht an.
"Chromie..." flüsterte ich schwach.
"Ist...gewesen...und wird immer sein...genau die! Doch uns rinnt die Zeit davon, denn die Dinge sind aus dem Gleichgewicht geraten. Die Schwärme sammeln sich...eine neue Bedrohung zieht herauf! Wir haben geschworen uns nicht einzumischen, doch wir können euch einen Weg weisen."
"Ich...ich verstehe nicht..."
Chromie kicherte.
"Beizeiten werdet ihr es verstehen. Denn alles hat seine richtige Zeit!"
Sie streckte ihre Hand aus.
"Lasst uns die Ordnung wiederherstellen!"
Ich hob meine Hand und griff nach der ihren. Golden glühte ihre Haut auf, als wir uns berührten. Aus dem Rücken der Gnomin brachen ledrige Schwingen hervor, die sich langsam um mich legten. Dann...schien die Zeit stehen zu bleiben. Einen winzigen Moment wurde mir schwarz vor Augen. Geräusche drangen an mein Ohr. Eine Explosion...Schreie...Kampfeslärm...
"Drache an Backbord!"
Fahl leuchteten die blanken Knochen, denn mehr war nicht von ihm geblieben. Auf untoten Schwingen, die Magie unter seinen Flügeln, glitt nicht irgendein Frostwyrm auf uns zu. Es war Sapphiron selbst...der König aller Frostwyrm! Wenn der Lich-König ihn geschickt hatte, um Naxxramas zu beschützen, musste großes am Werke sein.
"Das kommt mir seltsam vertraut vor..."
Wolf drehte sich zu mir um.
"Was?"
Ich stürmte die Zeppelinhaut entlang und kletterte wieder zum Deck herab.
"Wir müssen sofort landen oder der Drache wird uns alle töten!"
Ich wurde ungläubig angesehen, doch rasch gingen wir in den Sinkflug. Kurz von Corin´s Crossing kamen wir auf Wipfelhöhe. Hier würde Sapphiron nicht mehr fliegen können. Der Boden kam immer näher, als der Drache über uns hinweg glitt. Ein Flügelschlag fegte mehrere Greifen aus der Luft...dann verhielt der Frostwyrm. Seine Klauen begannen bläulich zu glühen und es wurde kälter. Aus der Luft manifestierten sich scharfe Eissplitter, die zu dutzenden auf uns hernieder prasselten. Ein gewaltiger Blizzard durchbohrte unzählige Leiber und riss Löcher in den Ballonkörper. Pfeifend entwich das Phlogiston und plötzlich wurde die Flamme, die noch immer am Ventil brannte, angesogen...
"Drache an Backbord!"
Fahl leuchteten die blanken Knochen, denn mehr war nicht von ihm geblieben. Auf untoten Schwingen, die Magie unter seinen Flügeln, glitt nicht irgendein Frostwyrm auf uns zu. Es war Sapphiron selbst...der König aller Frostwyrm!
"Verflucht!"
Wolf drehte sich zu mir um.
"Was ist los?"
Ich winkte einen der Greifenreiter heran und brüllte:
"IHR MÜSST UNS MIT EUREN GREIFEN HIER WEGBRINGEN! WIR KÖNNEN NICHT SCHNELL GENUG LANDEN UND HABEN SO KEINE CHANCE, WIDER DEN WYRM!"
Der Zwerg nickte und gewann wieder an Höhe. Wir hatten beinah Corin´s Crossing erreicht, als die Greifen uns aufnahmen und ächtzend abhoben. Das Luftschiff flog unkontrolliert weiter, während wir auf die Kapelle zuhielten. Doch Sapphiron hatte den Kurs geändert. Mit den verbliebenen Gargylen glitt er nun heran. Seine Klauen zerschmetterten Leiber, sein Schweif fegte unzählige davon. Ich musste mit ansehen, wie Savina in die Tiefe geschleuderte wurde...wie Scrattel, mit einem Gargoyle ringend, in den Lüften verschwand. Dann ragte Sapphiron vor mir auf und öffnete klaffend sein Maul...
"Drache an Backbord!"
Fahl leuchteten die blanken Knochen, denn mehr war nicht von ihm geblieben. Auf untoten Schwingen, die Magie unter seinen Flügeln, glitt nicht irgendein Frostwyrm auf uns zu.
"..."
Ich ließ mich auf der Ballonhaut nieder und dachte nach. Wenn wir nicht landen konnten und die Greifen, mit zwei Passagieren, zu langsam waren, konnten wir nur schwerlich lebend entkommen.
"Drache an Backbord!"
Fahl leuchteten die blanken Knochen, denn mehr war nicht von ihm geblieben.
"Wir müssen sofort zum Deck hinab!"
Wolf und Rheyana sahen ein wenig verwirrt drein, doch folgten mir schnell. An Deck sah ich mich um. Sechzehn Halteseile, von denen schon mehrere gerissen waren. Der Kurs führte auf Corin´s Crossing zu...
"Ella, der Wyrm wird das Luftschiff komplett zerstören. Sein Erscheinen hat keinen anderen Sinn. Wir müssen den Kurs gen Nord-Ost ändern und tiefer gehen. Zudem sollten wir..."
Ich erklärte so schnell ich konnte und gab jedem eine Aufgabe. Da war nur eine kleine Chance, doch mehr hatten wir nicht. Und ewig wollte ich nicht erleben, wie Sapphiron uns immer wieder zerfetzte...
Kurz vor Corin´s Crossing, hatte Sapphiron uns erreicht. Die Greifenreiter hielten ihn nur kurz auf...dann war er heran. Als der Drache neben uns durch die Luft glitt, schienen uns seine leeren Augenhöhlen einen Moment lang zu fixieren. Dann öffnete sich sein Rachen und kaltes Eis schoß auf uns zu. Wir warfen uns früh genug hinter die Reling und entgingen dem Angriff. Sapphiron gewann an Höhe. Ella riss hart am Ruder. Wir hielten nun genau auf die Infektnarbe zu, die Nord-Westlich von Corin´s Crossing lag. Schwer wog Sapphiron nun auf dem Ballonkörper und drückte uns weiter hinab. Ruckartig holten seine spitzen Flügelknochen aus... Ella riss ihre kleine Axt hervor und warf sie. Sirrend schnitt sie durch die Luft und beschrieb einen spitzen Bogen. Knallend lösten sich sämtliche Seile und ruckartig senkte sich der Rumpf ab. Savina drehte sich im Fall und schleuderte einen Feuerball hinauf. Und während wir splitternd aufsetzten und tiefer in die Narbe schossen, explodierte der Ballonkörper in einem gewaltigen Feuerball...
Chromie saß auf ein einem kleinen Hügel und nickte zufrieden. Sapphiron war, stark angesengt, gen Naxxramas zurückgeflogen und hatte die Gargyle mit sich genommen. Der Rumpf des Luftschiffes hatte eine tiefe Schneise gezogen und war am Ende der Infektnarbe auf die Seite gekippt.
"Alles ist wieder in seinen Bahnen...oder kommt es erst noch dazu...!?"
Sie kicherte und holte das Stundenglas hervor. Die Kapelle war nicht mehr weit und das Ende des Tages dämmerte bereits. Zudem...ihr Blick wanderte gen Westen...war das Schicksal unterwegs...
Eine Reise mag lang und mühselig sein...doch kurz vor dem Ziel, erfüllt uns eine innere Zufriedenheit. Nach all den Pfaden lag nun endlich die Kapelle vor uns und man schien uns bereits zu erwarten...
Nachdem der Rumpf zum Stillstand gekommen war, kletterten wir langsam zu Boden. Verletzungen hatte es nur an geringer Zahl gegeben und mit Verbänden wurde sich bereits darum gekümmert. Schwerer wogen da die Wunden, die die Gargyle uns beigefügt hatten. Vorsichtig brachten wir die Verwundeten an Deck und erneuerten die hastig angelegten Verbände. In der Nähe schlichen bereits Ghule heran, die das frische Blut rochen und ihren Hunger stillen wollten.
"Scheint als müssten wir sie hier lassen. Beenden wir es lieber schnell!"
Ella zog ihre Waffe, doch Honakura hob seinen Arm. Der Käpt´n ließ einen dunklen, klickenden Ton hören und knirschte mit den Zähnen.
"Zeitverschwendung..."
Sie packte ihre Waffe fester und drehte sich um. Honakura würde etwas Zeit brauchen und die Ghule verscheuchten sich nicht von selbst. Bei einem der beiden Verletzten, handelte es sich um einen Goblin. Neben ihm ließ sich der Priester nieder und strich die Kleidung, von der linken Schulter. Als er konzentriert die Augen schloß, sproßen feine Lichtfäden hervor. Langsam wanden sie sich, von seiner Schulter, zum Herzen des Goblin. Wie Wurzeln drangen sie in festes Erdwerk und übertrugen pures Licht. Die Wunde des Goblin heilte zusehends und versiegelte sich dann ganz. Ebenso verfuhr Honakura mit dem Matrosen, der todesmutig die obere Ballonhaut repariert hatte. Als die Lichtfäden sich lösten, schien der Priester erschöpft zu sein, doch die Verletzten waren genesen.
Die Kapelle lag nicht mehr weit entfernt. Wir suchten zusammen, was wir brauchten und ließen zurück, was wir entbehren konnten. Durch die Ghule bahnten wir unseren Weg, hinaus aus der Infektnarbe. Dann wandten wir uns gen Osten. Corin´s Crossing umrundeten wir nördlich und folgten einer Weile der Straße. Für diesen Teil der Reise, war Naxxramas unserer Blicke entzogen. Doch etwas anderes ließ uns gen Himmel blicken. In einiger Entfernung glitt ein Adler heran, der direkt auf die Kapelle zuhielt. Er erreichte sie, als wir dem Gebäude endlich gewahr wurden und entzog sich unserem Blick. Doch nun erfüllte uns innere Zufriedenheit. Der lange Weg fand endlich sein Ende. Wir hatten unser Ziel erreicht und...man schien uns zu erwarten. Mehrere Wachen hatten Aufstellung genommen und Kommandant Eligor Dawnbringer blickte uns entgegen. In seiner Hand hielt er ein Stück Pergament, das Falten auf seine Stirn geschrieben hatte. Von weitem erhob er seine Stimme:
"Ihr seid hier nicht willkommen! Verlasst diesen Ort oder wir werden die Waffen gegen euch erheben!"
"Was hat das zu bedeuten?"
Die Bewohner der Kapelle hatten in ihrer Arbeit inngehalten und sahen uns an. Ihre Blicke sagten mir, dass sie nicht wussten was vor sich ging. Was auch immer den Kommandanten zu solchen Worten veranlasste, er konnte es erst kurz vor unserem Eintreffen erfahren haben. Mein Blick blieb an Vater Inigo Montoy hängen, auf dessen Arm der Adler saß, den wir kurz zuvor gesehen hatten. Natürlich...
"Trotz eurer Erfolge, hat die Aktivität der Geißel stark zugenommen. Hordler treiben sich in der Nähe herum und ich erfahre aus dem Süden, dass ihr zum Verräter an der Krone und für Vogelfrei erklärt wurdet. Sagt mir, Niridias, wäret ihr an meiner Stelle nicht auch ein wenig skeptisch!?"
Ein Raunen machte die Runde. Vielen war Verachtung ins Gesicht geschrieben, doch seltsamerweise lächelte Vater Montoy wissend. Seine Finger strichen über des Adler´s Gefieder. Irgendetwas stimmte hier nicht. Die Argentumdämmerung gehörte zwar zur Allianz, doch verhielt sie sich neutral zu all jenen, die in ihren Bestrebungen halfen. Warum die plötzliche Feindseligkeit wider die Horde?
"Anwerbung der Piraten der "Blutigen Freiheit", Angriff auf Soldaten des Königs, Brandschatzung, schwere Beschädigung der Befestigungen Stormwinds, Verspottung hoher Würdenträger, Verweigerung der Aushändigung wichtiger Artefakte...wobei der Ashbringer wohl am schwersten wiegt."
Die Liste war sicher noch länger, doch der Kommandant ließ das Pergament wieder sinken. Jemand hatte sich große Mühe gemacht, mich als Verräter darzustellen. Und vielleicht war es eine Rolle, die mir nun am besten dienen konnte.
"Das alles entspricht der Wahrheit."
Erneut hob Raunen an. Doch dieses Mal wirkte es entsetzter. Meine Stimme wurde lauter...
"Nach unzähligen Schlachten, habe ich eine Entscheidung getroffen. Ich entschied, dass ich alles opfern würde, um die Geißel endlich zu bezwingen. Ich reiste gen Kalimdor und bat die Horde um Hilfe. Ich vertraute jenen, denen nur noch Misstrauen entgegen gebracht wird. Ich traf Entscheidungen, die mir nicht zustanden und die doch notwendig waren. Und ich bin bis hierhin gekommen, weil genug Streiter an mich und an die Möglichkeit eines Sieges glaubten."
"Dann wird es Zeit, dass der Irrsinn hier ein Ende findet!"
"Erinnert euch, Kommandant! Ihr seid es gewesen, der einst sagte: `Geht nach Naxxramas und zerstört die Geißel!´ Und nun, wo soviel auf dem Spiel steht, wollt ihr mir den Weg versperren? Wovor habt ihr Angst? Denkt ihr ich würde euch den Ruhm nehmen? Oder gar eure Lebensaufgabe?"
"Der Kampf wird uns bald gen Northrend führen. Dort wartet der Lich-König und dieses Schlachtfeld wird dann keine Bedeutung mehr haben. Hier gibt es keinen Ruhm mehr."
"Kommt zu Sinnen! Wie wollen wir dem Lich-König jemals die Stirn bieten, wenn wir nicht einmal seinen General bezwingen können? Kel´Thuzad plant seit Jahren etwas bestimmtes und unsere Erfolge haben ihn zur Eile getrieben. Er ist verwundbar, doch seiner Diener sind es viele."
"Ihr verlangt allen ernstes, dass meine Männer sich eurem Befehl unterstellen?"
"Sie würden nicht für mich kämpfen, sondern für ein Ziel, dass viele Schicksale vereint. Wir sind hier, weil wir um Rache kämpfen...und für Hoffnung...weil wir andere beschützen wollen...und um die verlorenen Seelen zu befreien. Wenn wir einem höheren Ziel folgen, sind wir alle gleich."
Der Kommandant hatte den Kopf gesenkt. Der Moment war gekommen, vor dem er sich lange gefürchtet hatte. Der Moment der Entscheidung, der alles verändern würde. Sein Blick ging an Niridias vorbei...langsam kniete er nieder.
"Und für was...für was soll die Argentumdämmerung noch kämpfen?"
Ich folgte dem Blick des Kommandanten und wandte mich um. Mit dem letzten Strahl, der untergehenden Sonne, trafen zwei Gestalten an der Kapelle ein. Tirion Fordring und ein Draenei, auf dessen Rücken der Ashbringer funkelte. Langsam stiegen sie von ihren Reittieren und traten auf uns zu. Und mit fester Stimme antwortete Orôme:
"Für das Licht!"
Die Späher berichteten, dass die Hordler sich am Ostwallturm gesammelt hatten. Honakura war bereits voraus gegangen und ich folgte ihm bald nach. Kommandant Dawnbringer hatte die Truppen in Marschbereitschaft versetzt und ließ alles vorbereiten. Wir durften nun keine Zeit mehr verlieren...
Als ich den Hügel hinauf stieg, wurde ich bereits erwartet. Ich erkannte den Ork wieder, mit dem ich die Verhandlungen im Brachland geführt hatte. Abschätzend sah er mich an und versperrte einen Moment den Weg. Dann schnaubte er leicht und winkte mir ihm zu folgen. Bei Honakura traf ich auch endlich wieder auf Flèt, der mir freundlich zulächelte.
"Die Erdenmutter mit euch, junges Wesen."
Ich deutete eine Verbeugung an.
"Und mit euch, Sohn der grünen Wiesen."
Die Umstehenden waren verstummt und sahen uns unverhohlen an. An der Kapelle waren sie sicherlich rüde abgewiesen worden, doch alter Hass durfte nun nicht wieder aufbegehren.
"Ich habe eurem Wunsch entsprochen und die Krieger der Graslande aufgesucht. Wenige konnten eure Beweggründe verstehen und noch weniger konnten den alten Hass beiseite nehmen..."
Er machte eine ausladene Bewegung.
"Dennoch gab es manche, die dem Ruf folgten..."
Sein Blick ruhte nun auf dem Ork, der mich noch immer mit verächtlichen Blicken strafte.
"Und manche, die ein Befehl hierher rief..."
"Doch eure Verbündeten grüßten uns mit der Waffe und schickten uns fort, wie räudige Hunde!"
Flèt legte dem Ork eine Hand auf die Schulter.
"Das Schicksal führte uns an diesen Ort. Und die Geißel ist nicht der einzige Feind, dem wir uns stellen müssen. Blickt tief in euch, junger Krieger. Ist es nicht auch ein Kampf mit euch selbst? Ein Bündel Reisig ist nur dann stark, wenn es gebunden ist. Ein einzelner Halm mag einfach geschnitten werden, doch ein Bündel widersteht dem Schnitter. Vielleicht ist es dies, was ihr lernen sollt. Denn der Kriegshäuptling wird euch nicht grundlos entsandt haben."
"Ich möchte mich dennoch förmlichst bei euch entschuldigen. Die Dämmerung wusste nichts von meinen jenseitigen Bemühungen und ich vertraute auf ihre Neutralität. Dass sie euch dennoch abwiesen, ist unentschuldbar. Und ich nehme diese Schuld auf mich. Dennoch...bitte ich euch euren Groll hintanzustellen. Kel´Thuzad darf nicht noch mehr Zeit gegeben werden."
Der Ork knirschte mit den Zähnen, doch nickte langsam.
"Wir sind bereit. Zeigt ihr nur den Weg."
Die Quel'Lithien Lodge wurde unser Außenposten. Schon der Weg dorthin, war von schweren Kämpfen gezeichnet. Die Pestländer wimmelten nur so von Untoten, je weiter wir gen Pestwald kamen.
Doch irgendwie hatten sich die Hochelfen gehalten, die uns nun bereitwillig Unterstützung boten.
Die Horde traf kurz nach den Kriegern der Argentumdämmerung ein, doch trotz düsterer Blicke, wurde sich mit Respekt begegnet. Für den Moment beruhigt, betrachtete ich das Geschehen. Dutzende, wenn nicht gar hunderte, hatten sich hier eingefunden. Es würde wahrlich die letzte Schlacht sein, die uns noch vor der Geißel retten konnte. Und auch unser Feind schien dies zu spüren. Der Pestwald lag in schwerem Dunst und vielerorts waren Barrikaden errichtet worden. Katapulte waren ausgerichtet und der Rauch der Kessel, stieg weit in den Himmel. Weit darüber thronte Naxxramas. Blitze zuckten um die Zitadelle und immer wieder drang magisches Leuchten in die Nacht hinaus. Es war das Ende aller Dinge...
Im Hauptraum der Lodge war ein großer Tisch freigeräumt worden. Ein Karte ruhte nun darauf, auf der Kommandant Dawnbringer mehrere Markierungen anbrachte. Dicht gedrängt warteten alle auf den Schlachtplan. Als endlich Ruhe einkehrte, hob der Kommandant an.
"Unser Hauptziel ist es, einen schlagkräftigen Stoßtrupp gen Naxxramas zu bringen. Dieser wird sich mit den verbliebenen Streitern vereinen, sofern diese noch innerhalb der Zitadelle ausharren. Erreicht werden kann Naxxramas nur, wenn die magische Plattform erobert wird. Daher wird die Hauptstreitmacht dieses Ziel verfolgen, während kleineren Gruppen spezielle Aufgaben zuteil werden."
Einen Raunen ging durch die Reihen, denn niemand wusste welche Aufgabe seiner harren würde.
"Die Geißel hat mehrere Türme, in Stratholme, errichtet und erschuf mit ihnen eine Barriere, die den Zugang der Zitadelle schützt. Diese Barriere muss ausgeschaltet werden! Unseren Spähern zufolge, wird die Magie der Türme über dunkle Kristalle gespeist. Diese zu vernichten, wird Aufgabe der `Blutigen Freiheit´ sein."
Ella und ihre Mannschaft nickten kurz.
"Da die Stadttore Stratholmes zu weit entfernt liegen, werden wir euch Zugang über den Dienstboteneingang verschaffen. Wilhelm, der Schmiedegeselle Omarion´s, versichert, dass dieser Zugang frei passierbar ist. Den Ausfall, zum Dienstboteneingang hin, werden die Dämmerung und die Horde gemeinsam ausführen. Sobald die `Blutige Freiheit´ in Stratholme ist, ist sie auf sich allein gestellt. Bereitet euch dementsprechend vor!"
Der Kommandant deutete auf mehrere Punkte, innerhalb des Pestwaldes.
"Die Waldläufer der Quel'Lithien Lodge, werden uns als Botschafter unterstützen. Die Hochelfen der Quel'Danil Lodge hingegen, werden den Sappeuren helfen. Es gibt mehrere Kessel und Ziggurats, in der Nähe der Plattform, die wir ausschalten müssen. Schnelle Ausfälle sind daher vonnöten."
Ein paar Zwerge fingen sofort eine leise Diskussione an.
"Der Schmelztiegel jedoch, wird der Bereich um die Plattform selbst sein. Solange sie nicht betreten werden kann, müssen sämtliche Feinde abgewehrt und zerschmettert werden. Gebt ihnen keine Möglichkeit sich erneut zum Unleben zu erheben. Erst wenn die Kristalle zerstört sind, kann der Stoßtrupp seine Arbeit ausführen. Da dieser dem Erz-Lich selbst gegenüber tritt, sollte er lange genug zurückgehalten werden. Wir geben euch früh genug ein Zeichen, doch müssen einen sicheren Weg offen halten. Flèt und seine Brüder, werden sich eben darum kümmern."
Die Tauren nickten entschlossen.
"Die verbliebenen Greifenreiter der Wildhammer, werden Luftangriffe auf die Lodge abwehren.
Hier werden wir auch die Verwundeten herbringen und die letzten Vorräte lagern."
Eine lange Pause trat ein. Alles war gesagt. Doch niemand wollte die letzte Frage stellen...bis...
"Kommandant...wir sind nur wenige hundert und wir stehen gegen tausende.
Können wir diesen Kampf überhaupt gewinnen?"
Eligor Dawnbringer sah langsam zu mir. Ich merkte wie sich mir der Hals zuschnürrte, denn ich selbst spürte das nahende Schicksal. Ein Paladin hatte mir einst erzählt, dass sein Vater mit Uther Lightbringer gesprochen hatte. Es war die Nacht gewesen, bevor Arthas seinen Mentor tötete. Uther Ligthbringer hatte eine seltsame Ruhe empfunden, als wisse er was kommen würde. Er hätte fliehen können und sein Leben retten, doch er war geblieben und hatte sich dem Schicksal gestellt.
"Sollten wir Kel´Thuzad bezwingen, so sollte sich seine Macht, über die Untoten, lösen..."
Die Blicke der Umstehenden wirkten nicht weniger skeptisch. Magische Theorie würde sie nur unnötig verwirren. Vielleicht dachte ich einfach zu kompliziert, um sie mit einem einfach Satz zu motivieren.
"Wir kämpfen alle für jemanden oder etwas. Wenn wir siegen, können viele wieder ruhiger schlafen.
Also lasst uns daraus Kraft schöpfen und der Geißel endlich in ihren knochigen Hintern treten!"
Ella schlug mit der Faust auf den Tisch und alle taten es ihr nach.
Krachend brach dieser zusammen und neue Rufe wurden laut.
"Für Azeroth!"
"Für die Freiheit!"
"Und für ein gutes Donnerbräu!"
Fortsetzung folgt.....
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Terasilimus
Raidleitung
Amputierfix 100
Angemeldet seit: 24.08.2011
Beiträge: 15
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Fortsetzung Teil 6
Stille hatte sich über uns gelegt. Ein jeder von uns, traf die letzten Vorbereitungen. Eine Schlacht stand uns bevor, deren Ausgang ungewiss war. So wurden viele Briefe geschrieben. Briefe von Vätern...Briefe von Söhnen...von Töchtern...von Enkeln...von Freunden. Sie alle sprachen von Hoffnung, wider den drohenden Schatten. Sie sprachen von Liebe...Treue...und Wünschen. Doch niemand sprach davon, diese Briefe nicht abschicken zu müssen. Lasst es Schicksal gewesen sein...doch ein jeder spürte, dass es das Ende war. Für manche ein Ende, das einen neuen Anfang versprach. Doch für andere ein endgültiges Ende. Ich selbst hatte vier bedeutsame Begegnungen, bevor die letzte Schlacht begann...
Die `Blutige Freiheit´ war gerüstet. Der Sprengmeister hatte sich ordentlich mit Pulver eingedeckt und Scrattel versuchte noch mehr in seine Taschen zu füllen. Pfeifend schlich er nun durch das Lager und zog eine Spur Sprengpulver hinter sich her. Ich traf auf die Gruppe, als ich zu meinem provisorischen Zelt ging. Ella hob die Hand und brachte das Gespräch zum verstummen. Sie hatten mich erwartet.
"Hätt ja nich gedacht, dass dieser Kommandant uns so ne wichtge Aufgabe gibt."
Ich nickte, da ich diese Auffassung teilte.
"Wie es scheint muss ihn jemand vom Gegenteil überzeugt haben. Doch ich bin zum guten hin überrascht. Bei euch bin ich versichert, dass die Kristalle zerstört werden. Doch hoffe ich, dass ihr Stratholme auch wieder sicher verlasst. Es ist seit langem eine Brutstätte der Geißel."
"Darüber mach dir mal kein Kopp! Wichtiger ist jawohl, dass de selbst wieder aus dem fliegenen Klotz raus kommst. Und eben deswegn hab ich Savina was zaubern lassen."
Die Angesprochene holte einen kleinen Kubus hervor, der schwarz glänze.
"Is wie der, den Scrattel für Wolf benutzte. Doch er funktioniert nich wie diese Ruhesteine, sondern wie ein...Hexenmagierportal. Es wird nich lange halten, doch viele könn durch. Savina hat´s auf die nördlichn Berge ausgerichtet. Was auch immer passiert, es gibt euch ne Chance zu entkomm."
Dankbar nahm ich den Kubus an mich und nickte ihnen zu.
"Falls wir uns nicht wiedersehen..."
"Backen halten! Wir schicken diesen Bastard zurück in sein Grab! Was andres is nich!
Und jetz mach hin!"
Einen Moment fehlten mir die Worte. Doch Ella hatte Recht. Es war zu spät für Zweifel...
Es war nicht viel, doch alles was ich brauchte. Die Gegenstände waren auf dem Tisch ausgebreitet, der am Ende des Zeltes stand. Den Kubus legte ich neben den runenverzierten Beutel. Das Buch befestigte ich an einer Kette, um es an meiner Seite zu halten. Meine Gedanken ruhten bei so vielen Freunden, die ich nie wieder sehen würde. Das Ende war einsam...
Ein kühler Hauch strich durch das Zelt, als jemand eintrat. Im fahlen Schein der Laterne, wurde ich einer schlanken Silhouette gewahr. Langsam trat die junge Magierin auf mich zu und lächelte milde.
"Meister Niridias...endlich habe ich euch gefunden."
Vor langer Zeit war sie meine Schülerin gewesen. Das Schicksal hatte uns bald wieder getrennt, doch auch wenn wir einander im Streit verließen, war fortan immer Respekt und Freundschaft für den Anderen da. Es war seltsam. Trotz allem...hatten wir nie mehr viel miteinander gesprochen.
"Ich hörte all die Lügen, die man über euch verbreitet. Und als ihr die Akademie betratet, kam ich zu spät, um euch zu sehen. Selbst die Murlocs, am Strand von Westfal, wussten nichts über euren Verbleib. Und als ich dann Nurky traf, wartete er noch immer auf euch."
"Habt ihr etwa...?"
"Aus Sorge schickte er Freunde gen Stormwind, um euch ausfindig zu machen. Ich folgte ihnen bald, doch verpasste euch erneut. Dem mysteriösen Schiff zu folgen war nicht leicht."
Sie nahm ein längliches Bündel vom Rücken und reichte es mir. Langsam zog ich die Linnen herab und enthüllte das Runenschwert des Roten. Ich war mehr als erstaunt. Das Runenschwert hatte ich schon lange nicht mehr gehalten. Nach den Schlachten in Silithus, war es im Tempel der Qiraji verschüttet worden. Meine Finger legten sich um den Griff und vertraute Energie erfüllte mich.
"Brann Bronzebeard lässt euch hochachtungsvoll grüßen."
Endlich verstand ich. Der alte Hund hatte das Graben nicht sein lassen können.
"Ich hoffe es geht ihm gut."
"Er ist bereits auf einer neuen Reise. In den nördlichen Landen sollen die Titanen auch einst gewirkt haben und nun sucht er nach ihrem endgültigen Ursprung. Möge er nicht wieder verloren gehen."
Wir schmunzelten beide. Doch schnell trat eine lange Pause ein.
"Ich weiß nicht wie ich euch danken kann. Mein altes Schwert wiederzusehen, erfüllt mich mit tiefer Freude. Ebenso freut es mich, euch ein letztes Mal zu sehen. Doch die Zeit drängt..."
Sie sah mich traurig an.
"Ein...letztes Mal?"
Ich nickte schwer.
"Ihr...ihr werdet doch zurückkehren, nicht wahr? Wie soll die Welt denn ohne euch auskommen?"
Sie hatte den Kopf gesenkt. Leuchtende Tränen lösten sich und fielen zu Boden.
"Wie soll...ich...ohne euch auskommen?"
Sie hob den Kopf und sah mich aus schwimmenden Augen an.
"Ich habe euch nie gesagt...was ich...für euch..."
Sie brach und biss sich auf die Lippe. Langsam glitt ihre Hand zu ihrer Schulter und langsam streifte sie ihre Robe herab. Ich trat vor und hielt ihre Hand fest. Sie kam mir entgegen und drückte ihre Lippen auf die meinen. Es war einer dieser Momente, die ewig währen und die doch nicht sein sollen...
Als ich mich von ihre löste, zitterte sie leicht.
"Ihr liebt einen Schatten, der ich einst war. Und wegen dieser Zuneigung, konnten wir einander nicht nahe sein. Mein Herz ist bereits vergeben und wird es immer sein. Vergebt mir."
Ich trat an ihr vorbei und verließ das Zelt.
Vesna...ich hoffe es geht dir gut.
Ein Horn wurde geblasen und der dumpfe Ton hallte über das Lager. Es war das Zeichen zur Bereitschaft und langsam kam Bewegung in die Kämpen. Zweimal noch würde das Horn zu hören sein. Dann war der Moment gekommen.
Ich kam an einem Schleifstein vorbei, an dem letzte Klingen geschärft wurden. Priester und Paladine segneten Waffen, auf dass sie die Untoten vernichteten. Mehrere Kämpfer machten sich mit Übungen warm und brachten ihre Waffen zum singen. Das Lazarett war vorbereitet und einer der Feldscherer ordnete soeben seine Instrumente. Ein Zwerg rollte ein Fass mit Alkohol herüber, dass zum Desinfizieren der Wunden bestimmt war. Leise murmelte er:
"Das erste Opfer des Krieges, ist immer der Alkohol."
Als ich die Lodge betrat, waren Kommandant Eligor Dawnbringer, die scharlachrote Kommandantin Marjhan, Lord Maxwell Tyrosus und Vater Inigo Montoy noch immer am beraten. Ich wollte sie nicht stören und ging in den oberen Bereich. Hier stützte ich mich auf die große Brüstung, von der aus ich gen Süden blicken konnte. Die Pestländer lagen in vollkommener Dunkelheit, doch in dieser Schwärze wogten unzählige Schatten. Erst jetzt hörte ich dieses leise Wispern. Es schien aus keiner bestimmten Richtung zu kommen, doch ebenso konnte ich keinen Ursprung ausmachen. Es war einfach da. Unterschwellig und doch voll Kraft. Ich konzentrierte mich und versuchte es zu verstehen. Doch je mehr ich mich konzentrierte, desto kälter wurde es um mich...
Bilder erschienen vor meinem inneren Auge. Bilder eines kalten Ortes. Schneegestöber nahm mir die Sicht, doch ich spürte Stufen unter meinen Füßen. Stufen die mich in die Höhe führten. Es war ein unendlicher Weg, der schließlich vor einem Thron endete. Einem Thron, ganz aus Eis. Doch dieser Sitz der Herrschaft lag verwaist. Ich war müde...unendlich müde. Der Thron würde mir Ruhe bieten...und neue Kraft. Langsam tat ich einen weiteren Schritt...
"Ihr...ihr führt den Kampf für mich weiter, ja?"
Inmitten des Schneegestöbers tauchte das Gesicht des Gnomenmagiers auf...
Ich tat einen weiteren Schritt.
"Ihr verlangt allen ernstes, dass meine Männer sich eurem Befehl unterstellen?"
Ich blickte über meine Schulter und rasch lichtete sich das Schneetreiben. Ich sah auf eine kalte Ebene herab, auf der hunderte Leichen lagen. Bekannte, Freunde und geliebte Wesen. Sie alle waren sinnlos gestorben, denn hoch über ihnen schwebte das dunkle Naxxramas. Kälte legte sich um mein Herz. Meine Arroganz hatte mich soweit gebracht und hunderte hatten für mich bezahlt. Ich blickte wieder vor mich und wurde einer Waffe gewahr. Vor dem Thron schwebte ein schlichter Stab, dessen Kopf ein Rabe schmückte. Ich spürte die Macht, die von diesem Artefakt ausging und streckte meine Hand danach aus. Langsam schwebte der Stab auf mich zu und fest schloss sich meine Hand darum. Die Macht war unbeschreiblich. Sie schien durch meinen gesamten Körper zu fluten, doch als ich vollkommen von ihr erfüllt war, hörte der schiere Strom nicht auf. Immer mehr und mehr Macht stürmte auf mich ein und von Schmerzen gepeinigt ging ich in die Knie. Nur schwer konnte ich zurückhalten, was meinen Körper zu sprengen drohte. Nur langsam lenkte ich die Energie und um mich brodelten die Elemente. Wind schnitt Stein. Feuer schmolz Eis. Und als ich endlich die Kontrolle gewonnen hatte, herrschte urplötzlich wieder Stille. Schwer ging mein Atem und langsam erhob ich mich. In meiner Hand lag nun eine Macht, diese Welt neu zu formen. Doch bei aller Macht...konnte ich nicht jene zum Leben zurückholen, die ich in den Tod geführt hatte.
"Schreitet mutig voran, Helden. Denn nun wird sich zeigen, ob ihr dieses Titels auch würdig seid!"
Mein Mund verzog sich zu einer Grimasse. Helden... Es gab keine Helden. Es gab nur Macht...und jene, die zu schwach waren danach zu greifen. Ich wandte mich der Zitadelle des Schreckens zu und hob den Stab. Ein Feuerball bildete sich an dessen Spitze und wuchs zu gewaltigem Ausmaß. Ein stummer Befehl ließ den Zauber davonschnellen. Immer kleiner wurde die glühende Kugel, bis sie bald nicht mehr zu sehen war. Ein gewaltiger Lichtblitz brandete auf und in Feuer und Flamme wurde Naxxramas vernichtet. Während die Trümmer schwelend vom Himmel stürzten, ließ ich mich langsam auf dem Thron nieder.
Die Völker dieser Welt kamen und schickten ihre Boten. Sie sprachen von Frieden und gegenseitigem Nutzen...doch ich spürte ihre Angst. Ich schickte sie fort und sann weiter über mein Versagen nach. Das Eis hatte begonnen sich über meine Kleidung zu legen und bald trug ich einen blauen Panzer. Als die Völker erneut kamen, brachten sie den Krieg zu mir. Was sie nicht kontrollieren konnten, wollten sie vernichten. Sie wählten ihr eigenes Schicksal! Ich erhob mich und griff in den Himmel. Unzählige Sterne stürzten herab und wo immer sie aufschlugen, herrschten Tod und Verderben. Irgendwann jedoch, war der Himmel leer und ich ließ den Zauber sinken.
"Immer wenn ein Stern verlischt, hat das Böse an Stärke gewonnen!"
Niedere Diener brachten mir eine schwer verletzte Frau. Als sie schwach den Kopf hob, durchzuckte mich Ungläubigkeit. Von allen, die ich so sehr geliebt hatte, war eine Naxxramas entkommen. Sie hatte weitergelebt und die Hoffnung nicht aufgegeben, mich eines Tages wiederzusehen. Doch nun lag Vesna vor mir. Ihre Wunden waren zu schwer. Ich konnte nichts für sie tun, als sie im Arm zu halten und mit ihr das Ende zu erwarten. Als das Leben sie verließ, starb auch in mir etwas.
"Ich werde dich nicht gehen lassen. Ich will dich nicht verlieren....HÖRST DU!"
Ich richtete meine Macht auf ihren Körper und zwang die Seele zurück. Unendlich langsam richtete sie sich wieder auf und starrte auf ihre untoten Hände. Sie sah mich voll Entsetzen an und wich einen Schritt zurück.
"Was...hast du getan? Warum tust du mir dies an?"
"Es ist mein Wille, dass du lebst und an meiner Seite bist."
"Niridias...ich habe dich geliebt, für all die Menschlichkeit und Wärme, die in deinem Herzen war."
Zorn funkelte in meinen Augen.
"Ich habe dir das Leben geschenkt! Mit meiner Macht müssen wir nicht einmal den Tod fürchten!"
Sie schüttelte langsam den Kopf.
"Unsere Liebe besteht über den Tod hinaus. Sie ist unendlich geworden, an dem Tag, da du dich für die Macht entschieden hast. Denn was du heute bist, kann ich nicht mehr lieben..."
Sie trat einen weiteren Schritt zurück und geriet an den Rand der Plattform. Eine Träne rollte über ihre Wange, doch gefror im eisigen Hauch. Dann schloss sie die Augen und ließ sich fallen.
"NEIN!"
Ich kam zu spät. Sie stürzte unendlich tief und egal wie oft ich es versuchte, meine Magie konnte sie nicht mehr zurückholen. Meine Fäuste ballten sich ohnmächtig und der letzte Rest meines Verstandes verließ mich, im Schmerz dieses Verlustes. Schreiend schmetterte ich den Stab davon und zerbrach ihn in unzählige Teile. Ich reckte die Arme gen Himmel und schrie meinen Schmerz heraus.
Die Macht des Stabes war nun nicht mehr gebunden. Pulsiernd versank der Icecrown Glacier in endgültiger Zerstörung. Berstend brach Northrend entzwei und der Sog des Maelstrom nahm zu. Die Zerstörung zog sich an den Leylinien entlang und als die Welt in Chaos versank...
...erschall ein zweites Mal das Horn.
Es ist die Zukunft, die ihr gesehen habt. Eine...mögliche Zukunft.
Meine Finger hatten sich in die Brüstung gekrallt und nur langsam fand ich den Weg zurück.
Das Wispern war verschwunden und ich hörte wieder die Vorbereitungen, im nahen Lager.
Erst jetzt spürte ich die schwere Hand, auf meiner Schulter.
"Wir können immer wählen, welchen Weg wir gehen, junges Wesen. Für manche Mächte macht es keinen Unterschied, wie wir uns entscheiden. Erst unsere Versuche, etwas in gut und böse zu unterscheiden, geben einer möglichen Moral einen Sinn. Ohne Moral jedoch, sind wir nur Blätter im Wind des Schicksals. Wohin unser Weg dann führt, ist bedeutungslos."
Flèt nahm seine Hand zurück.
"Wir alle entsprangen dem Schoß der Erdenmutter und dereinst mögen wir zu ihr zurückkehren.
Doch in diesem Moment sind wir es, die euch ein Korn des Schicksals bringen."
Ich war noch immer innerlich aufgewühlt, doch wandte mich ihm zu. Ich erkannte, dass auch der orkische Unterhändler anwesend war. Stolz trug er die Schlachtenkleidung der Schamanen und trat nun näher. Bedeutungsschwer reichte er mir eine hölzerne Schatulle. Ich ergriff sie, an beiden Enden, doch der Ork gab sie noch nicht frei. Er sah mich nachdenklich an...
"Nicht immer verstehe ich die Entscheidungen des Kriegshäuptlings. Doch ich weiß nun, dass er mich hierher sandte, um mehr über...eure Beweggründe zu lernen. Nicht immer ist ein Krieg von einfachen Motiven geleitet. Und nicht immer sind die Linien deutlich abgesteckt. Wir Orks haben ein Sprichwort: `Kämpfe für jene, die für dich kämpfen!´ Ihr, Niridias, habt ein großes Herz. Doch ebenso groß sind eure Macht und euer Stolz. Es wird der Zeitpunkt kommen, da ihr euch werdet entscheiden müssen. Lediglich ein Pfad führt zum ersehnten Ziel. Und ich werde euch auf diesem Pfad begleiten. Dies schwöre ich euch bei meiner Ehre und bei der Ehre meines Clans!"
So schwor Nazgrel, letzter Sohn Kash'drakor´s.
"Doch so wie ich als Lernender, Krieger und Schamane zu euch komme...bin ich doch auch ein Bote. Den Inhalt dieser Schatulle, haben meine Augen nie erblickt. Mein Leben verteidigte sie und der Schwur, den ich einer Lady Theramore´s gab, ist hiermit erfüllt."
Endlich entließ er die Schatulle und trat einen Schritt zurück.
In diesem Moment erscholl das Horn zum dritten Mal!
"Lok´tar, Niridias! Bin mog g'thazag cha!"
Wir tauschten den orkischen Gruß aus.
"Ich werde euch nicht enttäuschen! Aka'Magosh!"
Dutzende Fackeln waren entzündet worden und tauchten die Szenerie in ein warmes Licht. Kommandant Dawnbringer trat soeben vor sein Zelt und blickte den Kämpen fest in die Augen. All jene, die den ersten Angriff führen sollten, waren bereit und erwarteten still den Aufbruch. In langen Reihen hatten sie Aufstellung genommen und richteten ihre Augen nun gradeaus. Der Kommandant hielt seinen Helm unter dem Arm und schritt prüfend die Reihen entlang.
"All das Unrecht und all den Verrat, werden wir heute sühnen! Was euch auch immer erwarten mag, wanket nicht in eurem Glauben! An unserer Seite ficht der wiedergewonnene Ashbringer und in dieser dunklen Stunde, ist selbst die Horde unser Verbündeter! Was kann die Geißel schon ausrichten, gegen solch eine Streitmacht. Wenn die Sonne ihr Antlitz wieder erhebt, werden diese Lande frei sein!"
Langsam setzte er seinen Helm auf und zog seine Waffe.
"Für die Allianz! ...und die Horde!"
Der Ruf wurde vielfach aufgenommen und mit jedem Mal wurde er lauter. In dieser tosenden Begeisterung, schritt Eligor Dawnbringer mutig voran. Und die geeinten Völker folgten ihm...
Der Fackelzug bewegte sich den Hügel hinab und fächerte langsam auf. Ich hatte mich wieder zur Brüstung begeben und blickte ihnen lange nach. Doch ich war nicht der Einzige...
"Welch Ironie, dass aus Verzweiflung Hoffnung erwächst. Über Jahre konnte Dawnbringer nicht mehr als einen Patt erringen und es dauerte lange, bis er sich damit abgefunden hatte. Vermutlich wäre es ewig so weiter gegangen, währet nicht ihr aufgetaucht und hättet alles...verändert."
Vater Montoy stützte sich auf die Brüstung, doch beugte den Körper nicht im mindesten.
Sein Blick ging starr hinaus in die Nacht und monoton sprach er weiter...
"Viele folgten euch und diesem verblendeten Paladin, ohne zu wissen welche Folgen es haben würde. Andere aber wählten diesen Weg, um ihrem jämmerlichen Leben noch einen letzten Sinn zu geben. Sollte diese Schlacht keinen Erfolg haben, so sterben alle durch die Hand der Geißel. Doch sollte, wider Erwarten, ein Erfolg errungen werden, so wartet auf alle der Strick. Keine Heldenlieder, Niridias. Keine Ehre für jene, die Verräter unterstützen. Nur für den Moment mag dies ein großes Werk sein. Tatsächlich aber, wird der Verrat an der Allianz mit jeder Minute schwerer."
Er ließ die Worte sekundenlang wirken. Meine Entgegnung blieb unausgesprochen.
Auf sonderbare Weise, war meine Zunge schwer geworden. Meine Glieder träge...
"So viele Leben und so viel Macht. Und wofür das alles? Naxxramas ist nur der Bruchteil der Macht des Lich-Königs. Selbst wenn ihr Erfolg hättet, wäre Kel´Thuzad ersetzbar. Ich denke nicht, dass sich der Lich-König der Treue der Erz-Lich´s sicher sein kann. Warum sonst sollte Kel´Thuzad versuchen, den Hohestab wieder zusammenzusetzen? Er, der er im Sonnenbrunnen wiedererstand. Wie können wir nur glauben, solch ein mächtiges Wesen bezwingen zu können... Und warum sollte der Lich-König nicht eine andere Marionette auf den Thron der Zitadelle setzen? Oder plant ER dies bereits? Braucht es nicht nur einen winzigen Hauch, um diese Schlacht in ein Schlachtfest zu verwandeln? Und wenn es soweit ist...was werdet ihr dann tun..."
Die Kontrolle schwand von mir und endlich konnte ich mich wieder bewegen. Vater Inigo Montoy war nicht mehr aufzufinden und niemand, im Lager, hatte ihn gesehen. Nur seine Worte blieben zurück...
Und endlich verstand ich. Wir liefen in eine Falle, die schon lange vorbereitet war...
Es war zu einfach...
Das Pulverfass rollte auf die Barrikade zu, während die Lunte immer kürzer wurde. Die Explosion sprengte ein großes Loch in das Hindernis und ließ die Knochen, der wenigen Verteidiger, vom Himmel regnen. Unzählige Krieger stürmten nun vor und bahnten sich ihren Weg. Schwächliche Skelette, die kaum ihre Waffe heben konnten, torkelten heran und wurden einfach überrannt. In kürzester Zeit war das Hindernis eingenommen und der Dienstboteneingang erreicht.
Es war zu offensichtlich...
Quietschend hob sich das schwere Tor. Nur mit vereinter Kraft war es zu öffnen, da der Hebemechanismus längst durch Rost zerstört war. Die `Blutige Freiheit´ betrat den staubigen Gang und blickte in die Dunkelheit. So viel hing von diesem ersten Schlag ab...
"Kein Zögern und keine Gnade!"
Als das Tor krachend herabfiel, waren sie schon in der Dunkelheit verschwunden.
Es war...unvermeidlich!
Kommandant Dawnbringer führte die Kämpfer hinter der Barrikade entlang. Der Widerstand war unerwartet gering und die Gegner fielen im ersten Streich. Die Anspannung, die sich über alle gelegt hatte, wich zusehend...und machte vereinzeltem Übermut Platz.
"Ist das etwa die Überlegenheit der Geißel!?"
Höhnisches Gelächter antwortete. Dennoch war vielen bewusst, dass die Stärke des Feindes verborgen war. Sie lauerte in der Dunkelheit...hatte etwas vor...
"Bleibt wachsam! Ihr bekommt früh genug euren Kampf!"
Das steinerne Tor kam in Sicht, dass den Eingang zum Pestwald markierte. Rohe Gewalt zerstörte auch hier die Barrikaden und fegte die Verteidiger hinfort. Der Kommandant holte eine kleine Flöte hervor und ließ einen hohen Ton hören. Das Zeichen für die Druiden!
Langsam schälten sie sich aus den Schatten. Muskulös und doch elegant, huschten die Druiden heran und nahmen wieder ihre humanoide Form an. Hölzerne und steinerne Totems wurden gezückt und als die kleine Armee gen Plattform marschierte, wurde langsam der Weg gesichert. An vielen Stellen wuchsen Dornen oder wurde der Boden schlammig. Wer den Pfad nicht von Osten betrat, würde eine böse Überraschung erleben...
Die unheilige Magie strich über den toten Körper. Leise Worte wurden gemurmelt, die immer mehr an Kraft gewannen. Die Zeit war gekommen! Der letzte Schritt des Rituals stand bevor und niemand durfte den Meister stören. Alles war bereit die Emporkömmlinge zu zermalmen. Und das Werkzeug ihres Unterganges, sollte einer der ihren sein...
"Könnt ihr mich hören, Druide?"
Zitternd öffneten sich die Augenlider.
"Ja, mein Meister!"
"Erhebt euch!"
Das Auge von Kilrogg jagte durch die brennende Stadt. Savina lenkte es mit äußerster Konzentration und flüsterte was sie sah. Zwei Kristalle hatte sie bereits entdeckt, die über kleinen Ziggurats schwebten. Doch noch gab es weitere Gassen, die...
"Ah!"
Sie riß die Arme vor das Gesicht und schlagartig löste sich die Beschwörung auf.
"Da ist noch ein dritter Kristall...aber..."
"Aber?"
"Sie kommen!"
Ich rannte so schnell ich konnte! Die temporäre Unsichtbarkeit verhüllte mich vor möglichen Feinden, doch die Zeit rann mir durch die Finger...
Das Heer hatte derweil die Plattform erreicht und stürzte sich auf die Verteidiger. Gruftscheusale warfen ihre Netze und das Schrillen der Banshee´s klang durch die Nacht. In kleinen Wellen stürmten Ghule und Monstrositäten heran, doch die Geißel verlor langsam an Boden. Schnell war die Plattform genommen und die Kämpfer verteilten sich ringsherum. Noch stand das Schutzfeld...
Rötliches Glühen brandete auf. In unheiligem Licht erstrahlte nun der Wolkendom, der sich über Naxxramas drehte. Arkane Blitze schlugen in den uralten Stein, doch etwas anderes lenkte viele der Blicke nun ab. Am Rande der Zitadelle, war eine Gestalt erschienen. Die Blitze rissen ihre Konturen immer wieder hervor...
Als ich am Steintor anlangte, war es bereits zu spät. Aus der Ferne erkannte auch ich die Gestalt, die unlängst mit uns gekämpft hatte. Die Macht der Natur hatte seine Haut gezeichnet...
Terasilimus...
Langsam hob der Druide seine Hände und seine Stimme klang deutlich über allem.
"Fünf Jahre sind seit dem letzten Krieg vergangen... Zehntausende mussten dabei ihr Leben lassen...
UND ZEHNTAUSENDE WERDEN NUN EUER UNTERGANG SEIN!"
Seine Hände zuckten herab und ein Ruck ging durch die Erde. Blitze, ohne Zahl, zuckten zu Boden und wo immer sie einschlugen, öffnete sich dieser. Tausende Hände und Schädel gruben sich langsam hervor. Und auch wenn sie keine Waffen mit sich führten, so standen doch achthundert Lebende, gegen eine vielfache Übermacht.
"Mögen all jene sich zum Untode erheben, die in dieser Nacht fallen! Und nun...ZERREISST SIE!"
Der obere Teil der Ziggurat explodierte und ließ die magischen Strukturen beben. Der Kristall rotierte immer langsamer und neigte sich zur Seite. Endlich konnte er nicht mehr gehalten werden und stürzte in das Innere des Gebäudes. Als er splitternd am Boden zerbrach, scholl ein lauter Ruf durch die Stadt:
"Ein Kristall von Ash´ari ist gefallen! Steht treu zum Lich-König, Brüder und Schwestern, und versucht, ihn erneut zu beschwören!"
Am Fuße des Gebäudes tobte bereits der Kampf. Aus den Gassen und Häusern strömten unzählige Feinde und lechzten nach frischem Blut. Von den Dächern der Stadt splitterte Stein herab, als die Statuen zum Leben erwachten und sich unzählige Gargyle in die Lüfte erhoben. Die zwei verbliebenen Kristalle lagen nicht weit entfernt, doch jeweils am Ende einer andere Strasse. Der Weg würde ein wahrer Höllenritt werden und je mehr Feinde sich zeigten, desto aussichtsloser wurde es...
Die Schreie hallten von weitem heran. Panik war ausgebrochen und nur wenige Krieger hielten Stellung. Die Befehle des Kommandanten riefen zur Ordnung, doch jede Sekunde wurde das Chaos schlimmer. Unbedachte Fluchtversuche endeten in Tod und Verderben. Die Geißel war einfach überall und nun zeigten sich auch die restlichen Schrecken. Monstrositäten zerschmetterten Schädel, Todesritter schleuderten ihre unheilige Magie, Schleimbestien zersetzten die Rüstungen und Waffen, Seuchenhunde jaulten laut auf und stürmten mit Geistern, Ghulen und Gruftscheusalen heran...
Auf einem der Hügel waren Nekromanten erschienen. Sie bildeten ein unheilges Pentagramm und richteten ihre Macht, auf einen der schwarzen Kessel. Grünliche Dämpfe brodelten auf. Schon bald glitten sie vom Kessel herab und begannen über den Boden zu fluten. Die verbrannte Erde verschwand schnell unter diesem kniehohen Schleier. Doch etwas viel schlimmeres sollte nun geschehen...
ch hatte nichts tun können. Die Druiden hielten mich zurück, als ich zur Plattform stürmen wollte. Letztlich bewahrten sie mich damit vor dem sicheren Tod. Doch es war schwer zu ertragen gewesen.
"Habt Vertrauen in den Kommandanten! Er ficht seine Schlacht, damit ihr die eure fechten könnt!"
Die Greifenreiter der Wildhammer kreisten nun über uns. Wann immer sie konnten stießen sie herab und brachten einen Verwundeten in Sicherheit. Auch die Waldläufer nahmen sich derer an, da ein Ausfall derzeit unmöglich erschien. Nach der ersten Versorgung der Wunden, wurden die Verletzten zum Lager hinauf gebracht. Hier konnten sie nicht bleiben...und ich auch nicht.
"Wartet! Lasst mich euch helfen."
Fortsetzung folgt....
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Terasilimus
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Fortsetzung Teil 7
Rheyana´s Klingen schnitten präzise durch die Feinde. All die Kämpfe und all die Erfahrung, machten sich nun bezahlt. Scrattel´s Spielereien rissen große Lücken, in die gegnerischen Reihen. Hunderte kamen und hunderte fielen. Doch egal wieviele Feinde zerschmettert wurden, ihre Anzahl schien unendlich. Brüllend bahnte sich nun eine Monstrosität ihre Weg und schwang eine gewaltige Waffe.
"Der gehört mir!"
Ella löste ein Fläschchen vom Gürtel und leerte es in einem Zug. Augenblicklich schien sie zu wachsen und ihre Muskeln schwollen an. Mit einem unmenschlichen Schrei sprang sie vor und stürzte sich auf den Feind. Ihre Crew nahm etwas Abstand, da sie um die Gefahr wussten. Berserker konnten nicht zwischen Freund und Feind unterscheiden!
Wuchtig prallten die Kontrahenten aufeinander. Zwei Schläge parierte Ella, dann rammte sie ihre große Axt in das Ungetüm. Sie ließ den Stiel los und sprang behende auf die steckengebliebene Waffe. Während sie noch höher schnellte, zog sie ihre beiden kleineren Äxte und enthauptete das Monstrum. Als sie hinter ihm landete, brach der Fleischberg geräuschvoll zusammen. Ein Ruck löste die große Axt wieder und wirbelnd bahnte sich die Kapitänin ihren Weg. Der zweite Kristall war fast erreicht...
Es war Wahnsinn! Ein jeder Kämpfer, der sein Leben aushauchte, blieb nur für Momente liegen. Wen sie geliebt oder Freund genannt hatten, machte nun keinen Unterschied mehr. Im Untode herrschte nur der Wille des Lich-Königs...
So tötete der Freund den Freund und der Bruder den Bruder. Denn mit dem Leben verlosch auch alles andere. Gefühllos erhoben sich die geliebten Menschen und richteten ihre Waffen auf die liebenden Herzen. Die einstige Zuneigung hielt viele zurück, den erlösenden Streich zu führen. Nur Sekunden vielleicht, doch es waren Sekunden genug. Der Feind kannte keine Skrupel...keine Gefühle...kein Mitleid!
Die Priesterin verließ leichenblass das Lazarett. Ihre einst strahlend weiße Robe, war von unzähligen, blutigen Handabdrücken verschmiert. Tränen rannen ihr über das Gesicht und sie konnte sich nicht fassen. Ein Hochelf redete beruhigend auf sie ein, doch sie stammelte, halb wahnsinnig:
"Sie fragen alle dasselbe: Ob sie sterben können oder ob der Lich-König sie wieder zurückholt.
Versteht ihr? Wir müssen ihn aufhalten oder unser aller Schicksal ist besiegelt!"
Eine Sekunde lang ruhte ihr Blick auf mir...
Sie hechteten die Stufen hinauf, während Ella weiter unter den Feinden wütete. Die Kultisten warteten bereits auf sie und versperrten den Weg ins Innere.
"Der Tod erwartet euch bereits!"
Wolf zückte eine kleine Kugel und schleuderte sie zu Boden. Grell entzündete sich das Blendpulver und nahm den Kultisten die Sicht. Der Schurke griff nach den Türflügeln und schmetterte sie zu.
"Sagt ihm ich bin heut nicht da!"
Während er sich, mit Rheyana, gegen die Tür stemmte, rief er laut:
"Scrattel! Ab nach oben mit dir!"
Der Lepragnom nickte und schnappte sich eines der kleinen Fässer. Eilig kletterte er die Ziggurat von außen hinauf. Ein Zauber verfehlten ihn nur knapp, doch Savina sandte einen ihrer Dämonen aus.
Lange konnte sie ihm den Rücken nicht decken...
"Feurio! Die Lunte brennt. Und der Scrattel rennt. Jaha! Gleich macht es BUMM!"
Im letzten Moment kam er herab und rollte sich in Sicherheit. Ohrenbetäubend wurde der Kristall gesprengt und regnete über die Feinde. Nun war es nur noch einer...
"Käpt´n! Wir müssen zur letzten Ziggurat!"
Ella schienen die Worte kaum zu erreichen, doch es blieb keine Zeit. Schon näherten sich neue Feinde und der bloße Andrang würde sie hinfortschwemmen. Wolf rammte einen Dolch in die Tür. Es würde nicht lange halten...
"Das sieht nicht gut aus."
Rheyana sah zu beiden Seiten.
"Wir müssen diese Gebäude umrunden, doch es werden immer mehr."
Plötzlich war Ella neben ihnen und rang schwer nach Atem. Das Fläschchen schien nachzulassen.
"Wenn wa nich drum rum könn´, dann müssn wa ebn mittn duch!"
Ein wuchtiger Tritt öffnete die Tür zu Chilton´s Magic Shop.
Nazgrel packte einen der Soldaten und schleuderte ihn hinter die schützenden Reihen. Am südlichen Aufgang der Plattform, hatten sich die Kämpfer gesammelt. Für den Moment hielten sie stand, doch der Kampf war ohne Hoffnung. Selbst die verderbte Natur, richtete sich nun wider das Leben. Schwer hieben die Waffen auf die Dornenranken ein, die sich allenthalben aus dem Erdreich wanden. Die gewaltigen Pestpilze schüttelten ihre Sporen ab und vergifteten die Lungen, die schwer nach Atem rangen. Doch als die Stunde am finstersten dräute, hatte Nazgrel eine verzweifelte Idee.
"Deckt uns den Rücken! Wir können uns etwas Zeit verschaffen!"
Zwerge, Orks und Menschen folgten ihm und gemeinsam trieben sie ihre Waffen in einen der Pilze. Viele ließen ihr Leben, während sie das Unterfangen beschützten, doch schließlich ächzte das verderbte Gewächs und neigte sich zur Seite. Berstend rissen auch die letzten Stränge und unzählige Feinde wurden unter dem Koloss zermalmt. Viele von ihnen würden nicht über den Stamm kommen. Doch es bedurfte noch eines weiteren, um die Plattform weiter zu verteidigen...
Als die Warnung kam, war es schon beinahe zu spät. Die Geißel hatte Flèt und die anderen Druiden umgangen und näherte sich lautlos dem Lager. Die ersten Wachen wurden einfach überrannt. Klauen und Pranken zerfetzten das Leben. Alarmiert zogen wir unsere Waffen und stellten uns dem Feind. Schnell wurde jedoch klar, dass das Lager auf keinen Angriff vorbereitet war. Die Verteidiger wurden zurückgedrängt und es kamen immer neue Feinde. Die Schmiede kämpften an ihren Essen und der Zeugwart auf seinen Vorräten. Ghule stürmten das Lazarett und labten sich an den Verwundeten.
"Orôme!"
Ich deutete zur Seite und der Ashbringer rannte los. Die Verderbtheit haftete noch immer an der Klinge, auch wenn sie langsam wich. Die Waffe wartete auf etwas! Schwer schnitt ihr Träger nun durch die Feinde, die sich an den Wehrlosen laben wollten. Ich selbst hielt den Feind mit Eis zurück und sah mich gehetzt um. Wir konnten uns nur zur Lodge zurückziehen. Die hohe Lage machte eine Falle aus dem Lager. Nicht weit entfernt zerschmetterte der Hammer Tirion Fordring´s Knochen wie morsche Äste. Immer wieder zuckten Lichtblitze herab und fällten das Unheilige.
"Eilt euch! Wir decken euren Rückzug!"
Mit letzter Kraft zogen wir uns zurück. Wer nicht gehen konnte, wurde notfalls getragen. Dennoch konnten wir nicht alle retten. Einer der Sappeure war hinter die Zelte gedrängt worden. Schon hatte ihn ein Ghul niedergeworfen und nagte an seinem Bein...
"Ihr kriegt mich nicht lebend!"
Der Streitkolben zerschmetterte dem Ghul den Kopf. Vor Schmerz stöhnend kam der Mann wieder hoch. In dünnen Bahnen rann sein Blut zu Boden...und die Geißel roch es. Ich wandte meinen Blick ab, als der Sappeur regelrecht zerfleischt wurde. Als Fordring und Orôme heran waren, verbarrikardierten wir den Eingang. Der zerbrochene Tisch erfüllte doch noch einen Zweck, als wir ihn hochkannt festnagelten. Dicht gedrängt waren wir nun in der Lodge gefangen. Hunderte Feinde verwüsteten das Lager. Wir hörten ihre Laute und Angst machte sich breit. Wie konnten wir hier wieder herauskommen, selbst wenn die `Blutige Freiheit´ Erfolg hatte? Wir waren alle dem Untergang geweiht...
Splitternd ging ein Fenster zu Bruch und im Scherbenregen hastete die `Freiheit´ weiter. Sie flankten über eine der rückwärtigen Gassen und stürmten durch brennende Korridore. Überall war das Bild gleich. Seit Jahren brannten die ewigen Feuer und auch wenn sie längst alles verzehrt hatten, so waren die Flammen heiß, wie eh und je. Mehrfach brachen morsche Bretter und beißender Rauch nahm Atem und Sicht. Unermüdlich folgte zudem die Geißel, die durch bloße Masse jeden Rückweg abschnitt.
Mehrfach war eine Tür verschlossen und sie zu öffnen kostete wertvolle Zeit. Immer wieder stießen die Untoten hervor und forderten kleine Gefechte heraus. Die Anstrengung nagte bereits an den Lebenden, wo die Untoten keine Müdigkeit kannten. Immer wieder fanden die schartigen Waffen ihr Ziel...
Endlich öffnete sich eine weitere Tür. Eine Treppe führte in einen großen Raum hinab, der zur Straße hinaus führen musste. Nur schwach fiel Licht, durch das schmutzige Schaufenster. Als Wolf auf die oberste Stufe trat, brach sie entzwei und ließ den Elfen sein Gleichgewicht verlieren. Wild schlitterte er hinab und durchbrach auch die restlichen Stufen. Die restlichen Kameraden folgten ihm und rollten sich ungelenkt ab. Selbst die Geißel polterte nun herab und manches Skelett kam nur in Einzelteilen an. Ella war bereits wieder auf den Beinen und trat die Eingangstüre wuchtig auf. Nicht weit entfernt lag die Ziggurat. Keine zwanzig Meter...
"Die Lebenden sind hier!"
Ein schattenhaftes Gespenst schrillte die Warnung, nur um wieder in den Schatten zu entschwinden. Doch der Ruf brachte den Boden zum beben. Die Geißel kam aus allen Richtungen und verzweifelt rannte die `Freiheit´ um ihr Leben. Auch in der letzten Ziggurat warteten Kultisten, doch ein fürchterlicher Schrei Savina´s, ließ sie wieder in das Innere flüchten. Rheyana trieb sie noch weiter hinein, während hinter den Piraten die schwere Flügeltür zuschlug. Augenblicke später brandeten die Untoten dagegen und rissen an den Ringen. Die Kultisten hatten keine Chance. Doch so wie sie, war nun auch die `Blutige Freiheit´ gefangen. Es gab keinen Ausweg mehr. Sie waren alle dem Untergang geweiht...
Auch der zweite Pilz fiel und im aufwirbelnden Staub, sammelten sich die Kämpfer wieder. Die mächtigen Kolosse bildeten nun ein V, das die Plattform zu beiden Seiten schützte. Für den Moment war der südliche Teil sicher, doch die Geißel würde sich nicht lange halten lassen. Verbände wurden angelegt und letzte Fläschchen getrunken. Der Boden war schon rot vor Blut und über die Hälfte der Krieger gefallen. Es konnte sich nur um Augenblicke handeln, bis die Geißel die Pilze zerfetzt hatte...bis die letzten Kameraden zu SEINEN Dienern wurden...bis es endete. An Hoffnung dachte niemand mehr. Die `Freiheit´ musste schon längst tot sein und mit ihr war die einzige Möglichkeit gestorben, die sie gehabt hatten. Es gab nur noch das verzweifelte Ausharren. Sie waren alle dem Untergang geweiht...
Langsam legte sie den Brief beiseite. Hochbehüter Lorik hatte seine Hilfe verwehrt und ebenso Hochgeneral Abbendis. Dennoch gingen ihr Renault´s Worte nicht aus dem Kopf...
EINE NEUE ZEIT DÄMMERT HERAUF, BRÜDER UND SCHWESTERN!
Der Sohn war dem Vater nachgefolgt...oder war es andersherum gewesen? Zurück blieb jedoch der Ashbringer und sein Kampf wider die Geißel! Die heilige Klinge hatte selbst einen neuen Träger gewählt. Doch es war einer gewesen, der nicht den Schutz der Klostermauern genossen hatte...
Ihr Blick ging zu den anderen Oberen des Klosters. Schweigend warteten sie auf ihre Entscheidung.
Zum ersten Mal spürte Inquisitorin Whitemane, wie dunkel es um sie herum geworden war. Hatte Renault sich all die Zeit geirrt? Oder hatte er sie benutzt und belogen? Was, wenn die Worte stimmten, die Fairbanks so lange behütet hatte? Hatten sie ihre Hände so lange im Blute Unschuldiger gewaschen? Schien das heilige Licht unlängst an anderen Orten? Und war die Kathedrale deswegen so dunkel geworden? Ihr fröstelte...
Der wahre Feind war die Geißel. Und der Ashbringer war ausgezogen, um diesem Feind erneut die Stirn zu bieten. War Alexandros Mograine nicht einst der Hochlord dieses Klosters gewesen? Hatte sein Befehl sie nicht einst in die Schlacht gerufen? Würde sein Wille nicht im Ashbringer fortbestehen?
Sie erhob sich langsam, strich ihre Kleidung glatt und sah an die Stelle, an der Renault Mograine gefallen war. Noch immer erinnerte ein roter Fleck daran. Scharlachrot...
"Hearthglen und Tyr´s Hand haben ihre Hilfe versagt.
Wir sind die letzten, die dem Ashbringer zur Hilfe eilen können."
Sie spürte denselben Zweifel in den Augen der Anderen. Doch Herod fand als Erster seine Stimme:
"Unsere Sünden können nie wieder rein gewaschen werden.
Diese Schlacht wird daran nichts ändern."
"Wir haben all die Zeit für eine Lüge gelebt! Im Namen der Lüge haben wir gefoltert und getötet! Diese Schlacht aber wird gegen den wahren Feind geschlagen. Wenn wir all die Zeit für Nichts gekämpft haben, ist es dann nicht doch etwas wert, wenn wir für etwas unser Leben lassen?"
Herod starrte sie einen Moment lang an. Schwer schluckte er seinen Stolz herunter:
"Ist das ein Befehl, Kommandantin?"
Whitemane war einen Moment lang überrascht. Ihr stand der Posten des Scharlachroten Kommandanten nicht zu, doch einer Bitte würde sich Herod nicht beugen. Fest nickte sie.
"Das ist ein Befehl, Champion! Das Scharlachrote Kloster wird dem Ashbringer zur Seite stehen!"
Der Fackelzug war schon von weitem zu sehen. Während die Geißel gegen die notdürftige Barriere anrannte und wir uns verzweifelt dagegen stemmten, kamen die Fremden nur langsam näher. Mehrfach splitterte nun das Holz und faulende Arme schoben sich hervor. Krallen schlugen nach unseren Hälsen und unheilvoll ächzte der Tisch. Vereinzelt feuerten wir Pfeile und Bolzen, auch wenn sie nicht selten fehl gingen und im Holz stecken blieben. Weitere Risse zeigten sich, als...
"FÜR DEN ASHBRINGER!"
Der Ansturm ließ unvermindert nach und fragende Blicke glitten zu Orôme. Der Boden bebte leicht, als mehrere Pferde herangeprescht kamen und dutzende Untote über den Haufen ritten. Die Geißel brüllte wie aus einer Kehle und stürzte sich auf den neuen Feind. Orôme blickte auf den leuchtenden Ashbringer. Im Inneren war sein Licht erwacht. Nicht lange, dann würde es endlich hervorbrechen!
"Sie kommen um die letzte Schlacht zu schlagen!"
Der Paladin wirkte nicht mehr wie er selbst. Ein eigenartiger Stolz glitt über seine Züge und entschlossen schritt er voran. Ein wuchtiger Schlag zerschmetterte die Barrikade und er trat ins Freie.
"UND FÜR DEN SCHARLACHROTEN KREUZZUG!"
Ghule und Skelette stürzten heran, doch der Ashbringer verwandelte sie zu Staub. Alle Zweifel waren fortgewaschen! Das Licht würde uns beistehen! Entschlossen wurden die Waffen ergriffen und ein jeder folgte hinaus. Während sich der Scharlachrote Kreuzzug den Pfad hinaufkämpfte, fielen wir der Geißel in den Rücken. Sie waren uns zu hunderten überlegen, aber dies machte der verzweifelte Mut wett. Hunderte kamen...und hunderte fielen! Auch wenn es Verluste gab, es war die letzte Chance...
Savina´s Magie prallte wirkungslos ab. Kräftig krachte Ella´s Axt dagegen, doch es zeigte sich kein Riss. Die Piratin spuckte aus und strich über die Scharte, die an ihrer Axt zurückgeblieben war.
Leise summte der Gemme und rotierte weiter...
"Der verdammte Kristall hält echt was aus!"
"Die Magie bündelt sich an der Spitze der Ziggurat. Selbst ohne die Kultisten bleibt der Zauber bestehen. Wir müssen die magische Struktur zerstören, um den Kristall zu vernichten!"
Savina deutete auf mehrere Runen, die in der ringförmigen Öffnung eingemeißelt waren.
"Will mir nich schmeckn. Aber wenn´s die einzge Lösung is, dann sprengn wa das verdammte Teil!"
Scrattel holte das letzte Fässchen hervor. Von Innen hinaufzukommen war nicht sonderlich leicht. Kurzerhand packte Ella ihn und hob ihn hinauf. Knirschend verkantete der Lepragnom das Fässchen, zwischen Stein und Kristall. Die Lunte ließ er kopfüber hängen. Bebend versuchte sich der Kristall wieder zu lösen, doch das Holz hielt Stand. Als er wieder herunter war, wuselte Scrattel in Deckung. Schwer in einem kegelförmigen Gebäude, aber allen war eines klar: Nur wenn der letzte Kristall fiel, würde Naxxramas angreifbar sein. Konnten wenige Leben also tausende aufwiegen?
"Wenn wa das nich überlebn solltn..."
Die Crew grinste ironisch. Nach all der Zeit solche Worte zu hören, wollte nicht recht zum Käpt´n passen. Und Ella verstand dankbar. Sie setzte einen grimmigen Blick auf und rief:
"Backen halten und Kopf unten lassen! Irgendwie kommn wa hier schon raus!"
Das Grinsen wurde breiter, doch alle nickten. Funkend schlugen zwei Feuersteine aneinander und entzündeten die Lunte. Fauchend fraß sich das Feuer voran und auch Ella suchte Deckung.
5
Die `Freiheit´ hatten ihren Teil erfüllt...
4
Wenn alles gelang, war die Zitadelle nun schutzlos...
3
Nun lag es an den Anderen, Kel´Thuzad gegenüberzutreten...
2
Nur wenn er fiel, konnten die nördlichen Länder wieder frei sein...
1
Es musste einfach gelingen! Denn schon jetzt war die Freiheit zu blutig erkauft!
Knisternd brach das Schutzfeld zusammen. Eine Welle der Kälte breitete sich aus, als der Zugang gen Naxxramas sich endlich öffnete. Kommandant Dawnbringer atmete auf. Die `Blutige Freiheit´ hatte es tatsächlich geschafft! Er wechselte die Waffe zur linken Hand und zog eine güldene Kugel.
Schwungvoll schleuderte er sie in die Luft und rief:
"Bei Uther Lightbringer!"
Gleißendes Licht brach aus der Kugel hervor. Die tiefste Nacht wurde einen Moment lang erhellt.
Es war das Zeichen für Niridias und die anderen Kämpfer! Der Augenblick war gekommen!
Was unsere Herzen mit Mut erfüllte, ließ die Geißel in Schrecken aufbrüllen. Hell strahlte das Licht und gab uns das Signal. Naxxramas war endlich angreifbar! Wo manche Pferde der Geißel zum Opfer gefallen waren, half uns der Scharlachrote Kreuzzug aus. Nach letzten Scharmützeln sammelten wir uns und schwangen uns auf den Rücken der Tiere. Fordring hatte Mirador gerufen, während Orôme seinen Elekk erklomm. Mein Blick schweifte über die kleine Schar. Fünfzehn würden mit in die Zitadelle kommen. Dort würden wir auf die Anderen treffen. Doch wir mussten uns eilen. Nicht nur wir konnten nun die Zitadelle betreten...
Fortsetzung folgt....
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Terasilimus
Raidleitung
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Fortsetzung Teil 8
Die Dunkelheit ließ uns langsam vorankommen. Schatten zogen an uns vorbei, denn auch die Geißel war auf dem Rückweg. Der Fall des Schutzfeldes war nicht verborgen geblieben und Terasilimus würde die Kräfte bündeln!
Als wir das Steintor erreichten, kämpften Flèt und die Seinen tapfer wider die Übermacht. Viele Totems waren zerbrochen, doch die Schamanen und Druiden hielten Stand. Der Pfad jedoch, den sie gesichert hatten, wirkte wie ein Zerrbild seiner Selbst. Die Natur, die zum Schutz gerufen wurde, lag im Kampf mit der Verderbnis von Terasilimus. Es würde kein leichter Weg sein...
Immer wieder strauchelten die Pferde und schlugen Gewächse nach uns aus. Manch Pflanze erhob sich gar und wankte langsam auf uns zu. Dornen schossen heran und zerkratzten unsere Haut...
Als die Plattform endlich in Sicht kam, bot sich uns ein bizarrer Anblick. An einer Seite waren zwei Pestwaldpilze umgestürzt und hatten den südlichen Zugang versperrt. Die restlichen Zugänge waren von Dornen überwuchert, an denen die Geißel gar empor klomm. Wenn es überhaupt noch Widerstand gab, dann hinter den Pilzriesen. Allerdings...
"Wie sollen wir dort nur hinüber kommen?"
Lorge zügelte sein Pferd neben mir.
"Meine Brüder werden uns helfen!"
Der Zwerg ließ einen lauten Pfiff hören und stellte sich auf den Pferderücken. Einen Moment später rauschte die Luft und Krallen packten ihn. Krächzend gewann der Greif an Höhe und trug seinen Passagier, über das Meer aus untoten Leibern. Weitere Greifen kreisten nun über uns und ihre Reiter hielten Ausschau. Orôme zuckte mit den Schultern.
"Wenn sie uns tragen können..."
Auch er ließ einen Pfiff hören und wurde hinfort getragen. Fordring stieg ab und flüsterte Mirador etwas zu. Während immer mehr von uns geholt wurden, kam auch die Geißel näher. Vereinzelt sprangen Untote heran und versuchten uns aufzuhalten. Doch Stahl und Magie schickten sie zurück.
Als ich in die Lüfte erhoben wurde, kämpften nur noch drei Verbündete. Immer mehr Feinde kamen heran, doch nun stürmte Mirador vor. Schwer schlugen die Hufe aus und zerschmetterten blanke Schädel. Und während die anderen Tiere folgten, wurden auch die letzten Streiter geholt.
Unzählige Klauen schlugen nach mir. Merklich ließ die Kraft der Greifen nach und wir verloren an Höhe. Hinter mir kreischte ein Greif auf, als er zu tief sank und ein Ghul ihn ansprang. Tief gruben sich die fauligen Zähne und ruckartig stürzten sie ab. In Sekunden verschwanden sie im finsteren Meer der Leiber und wir konnten nichts für sie tun...
Dann passierten wir den Pilz. Dicht gedrängt kämpften dort die Verteidiger, um die Geißel von der Plattform fernzuhalten. Immer wieder sprangen Ghule von oben herab, während Skelette und Gruftscheusale durch einen Durchbruch gelangten. Hatte der Pilz sie länger aufgehalten, wühlten sich die Spinnenwesen nun darunter hindurch. Der Greif ließ mich unsanft fallen, doch ich wurde bereits erwartet. Wie einige zuvor, wurde auch ich halb aufgefangen und schnell zur Plattform gebracht.
Kommandant Dawnbringer wartete bereits. Offensichtlich hatte es viele Verluste gegeben und die Plattform war nicht mehr lange zu halten. Am meisten Sorgen machte ihm aber die Aggressivität der Natur. Sie wurde jeden Moment schlimmer und wucherte selbst über die Plattform. Der südliche Durchgang war nur schwer zu halten, doch heilige Energie trieb die Ranken zurück. Würde der Strom der Untoten nicht enden oder sich die Natur nicht bändigen lassen, war dies ein verlorener Posten.
"Ich hasse es dies zu sagen, Niridias. Aber sobald ihr Naxxramas betreten habt, werden wir euch nicht mehr helfen können. Vielleicht wird euch sogar die Geißel folgen, doch solange wir leben werden wir dies zu verhindern wissen!"
Ich nickte ihm zu und blickte zur Plattform. Kälte ging davon aus und da war wieder dieses Wispern...
"Gehen wir!"
Die Melodie war wunderschön. Alle vier Augen strahlten sanft und hatten den letzten Weg geöffnet.
Ein jedes Auge summte einen anderen Ton und zusammen klang es fast wie Musik. Ein Moment lang genoß ich das Spiel der Töne, da ich soviel anderes erwartet hatte. Dann umrundete ich die Pyramide und sah ich um. Die Gänge schienen leer und verlassen. Doch auf der oberen Plattform lag jemand. Rasch gingen wir hinauf und erblickten Cortes. Der Druide befand sich in seiner Katzengestalt und schien...wie aus Eis. Ich legte meine Hand darauf und spürte wie schmerzlich das Eis brannte. Konzentriert murmelte ich eine Formel und begann das Eis zu schmelzen. Leise tröpfelte das Wasser herab und das Eis gab Cortes immer mehr frei.
Nach wenigen Minuten war er wieder auf den Beinen. Sein Fell war zerzaust, doch er wirkte in Ordnung. Als habe das Eis sein Leben eingefroren, um es später unversehrt wieder freizugeben...
"Ist alles in Ordnung, mein Freund?"
Cortes nickte leicht, doch fröstelte noch immer.
"Wir hatten die Hoffnung schon beinahe aufgegeben. Nachdem wir die Augen aktiviert hatten, sahen wir wie die Geißel sich sammelte. Hunderte kamen herauf und griffen uns an. Doch wie es schein, trieben sie uns nur in eine Falle. Wir zogen uns auf die obere Plattform zurück und betraten eine gewaltige Höhle. Beinahe wirkte es wie ein Hort aus Eis. Und dorthin folgten uns die Untoten nicht mehr.
Wir hörten ferne Gesänge und entdeckten einen weiteren Gang. Eis hatte sich darüber gelegt und wir vermochten es nicht zu durchdringen. Wir harrten lange Zeit aus...bis er erschien!"
Cortes konnte nicht viel beschreiben, doch was er uns sagte, zeichnete ein eindeutiges Bild. Er war als Einziger auf die Plattform entkommen und die Anderen hatte ein ähnliches Schicksal ereilt, wie ihn.
Sie konnten alle noch am Leben sein...
"Wir werden sie suchen. Doch derweil...fühlt ihr euch stark genug für einen Kampf?"
Wieder in seiner humanoiden Form, erhob sich der Druide.
"Welcher Feind harrt meiner?"
"Terasilimus..."
Die Halle war gigantisch! Wir stiegen von der Plattform herab und sahen uns staunend um. Vermutlich waren wir nun im oberen Teil der Zitadelle. Hatten die Kammern und Gänge bisher eher dunkel und beklemmend gewirkt, so erstrahlte diese Halle in funkelndem Eis. Nirgends konnten die Schatten Zuflucht finden...und auch niemand anders. Tatsächlich wirkte alles wie eine große Höhle. Nur die Bodenreliefs ließen erkennen, dass es sich hier noch um nerubische Architektur handelte.
Unsere Gefährten mussten wir erst gar nicht suchen. Sie alle schmückten diesen Raum, auf ihre ganz eigene Art. Egal was sie auch gemacht hatten, sie alle waren zu Eisstatuen geworden. Manche in der Fluchtbewegung und andere im Kampf. Seltsam wirkten nur die Knochen, die überall verstreut lagen. Sie sahen leicht angesengt aus...
Meine Augen erblickten Vesna, die über einen Verletzten gebeugt war. Jeder andere Gedanke war fortgewischt und rasch eilte ich zu ihr. Mein Zauber würde sie bald befreit haben, doch mussten wir ebenso die zwanzig anderen Gefährten befreien! Es würde alles Zeit kosten...zuviel Zeit...
"Bleibt wachsam! Er kann jederzeit zurückkommen!"
Ich konzentrierte mich auf den Zauber und schmolz das Eis. Die Anderen verteilten sich und versuchten ebenso das Eis zu schmelzen. Dass die Knochen leicht zu zittern begannen...fiel niemandem auf...
Cortes glitt durch die dunkle Nacht. Kaum hatte er die Plattform verlassen, da hatte er seine Fluggestalt angenommen. Während er sich nun immer höher schraubte, überblickte er das Schlachtgeschehen. An der Plattform schmolz die Zahl der Verteidiger, doch von Osten kamen rotgerüstete Krieger heran. Zahlenmäßig war die Geißel mehrfach überlegen. In ihren Reihen kämpften selbst wiedererstandene Kämpfer des Lichts. Etwas kaltes hatte sich über dieses Land gelegt. Ein eisiger Hauch. Cortes spürte das Klagen der gepeinigten Natur und wie dunkle Magie sie zu Greultaten zwang.
Der magische Sturm zerrte nun an ihm. Er hatte sein Ziel bald erreicht, doch die arkanen Entladungen waren nicht zu unterschätzen. Dicht hielt er sich unter Naxxramas, bis er endlich seitlich hinauf kam. Dort, am Rand der Nekropole, erspähte er Terasilimus. Dessen Hände formten immer neue Formeln und immer wieder musste die Natur gehorchen. Das verunstaltete Gesicht, zeigte Hass und Gier. Und erst als Cortes landete und seine Gestalt wieder änderte, nahm Terasilimus wirklich Notiz von ihm.
"Cortes... Du hast also überlebt!"
"Überrascht dich das?"
Terasilimus lachte verächtlich.
"Dein Vertrauen in die Macht des Lebens hat dich überheblich gemacht. Doch ich sehe nun klar.
Die Herrschaft, die uns einst über die Natur gegeben war, kann wieder uns gehören. Wir müssen sie uns nur nehmen und aufhören das Leben schützen zu wollen, dass es eh nicht wert ist zu existieren."
"Ist dir unser Schwur also so wenig wert? Haben wir den Drachen nicht geschworen diese Welt zu beschützen und unsere Kräfte nie zu missbrauchen?"
"Das war in einem anderen Leben. ER hat mir die Augen geöffnet!"
"DU HAST ES BEI ELUNE GESCHWOREN!"
Mahnend hob Terasilimus einen Finger.
"Niridias und die Wächter haben sich bereits von mir abgewandt.
Wende du dich nicht auch noch von mir ab...Bruder."
Cortes schüttelte langsam den Kopf.
"Mein Schwur und meine Treue gelten dem Leben, dass du für deine Zwecke missbrauchen willst."
Terasilimus´ Augen verengten sich.
"Wenn du nicht für mich bist...werde ich dich töten müssen!"
"So werde ich tun, was getan werden muss."
"Du wirst es versuchen!"
Pulsierend verdunkelte sich Terasilimus´ Gestalt und langsam veränderte er sich.
"Weißt du was das gute an uns Druiden ist? Es gibt uns in so vielen Formen!"
Die warme Umarmung und ein langer Kuss wischten die letzte Kälte fort. Vesna lächelte und flüsterte:
"Endlich! Ich wusste du würdest kommen."
Ich strich über ihren Rücken und war froh, dass ihr nichts passiert war. Sie alle schienen weitestgehend unversehrt, auch wenn wir sie nur langsam befreien konnten. Fordring holte etwas Feuerholz und Zunder hervor und machte ein wärmendes Lagerfeuer. Unser ewig nörgelnder Zwerg zitterte stark und kramte in seinem durchnässten Rucksack. Selig lächelnd holte er einen kleinen Behälter hervor, den er sofort auf das Feuer stellte.
"Wenigstens das Bier hat alles überstanden..."
Ich legte meine Hände auf Velidea´s Rüstung und schmolz ihren Eispanzer. Klappernd rutschte einer der Knochen an mir vorbei. Meine Augen folgten ihm argwöhnisch...
Immer mehr Knochen hatten sich in Bewegung gesetzt und sammelten sich, in der Mitte des Raumes. Dampfend stieg eine Säule der Kälte in die Höhe und die Knochen folgten ihr. Hinter dem Zwerg wirbelten die Knochen, wie in einem Sturm. Langsam setzten sich die einzelnen Fragmente zusammen und schließlich begann sich etwas zu formen. Krallen waren zu erkennen. Rippen ließen einen Brustkorb erahnen. Schließlich war selbst der Kopf eines Frostwyrm vollendet...
Er war die ganze Zeit hier gewesen...
Unsere stummen Blicke ließen den Zwerg aufsehen.
"He! Was guckt ihr denn so? Wir Zwerge kochen unser Bier schon lange. Das hilft gegen Erkältungen!"
Die Nüstern Sapphiron´s bliesen kräftig über den Zwerg. Augenblicklich erlosch das Feuer und gefror das Bier! Der Zwerg erstarrte ein paar Sekunden. Doch er schien nicht wieder gefangen zu sein. Leise presste er seine Wut hervor:
"Niemand...gefriert...DONNERBRÄU!"
Splitternd befreite er sich und zog seine Axt. Schwungvoll drehte er sich und rammte das Blatt mitten in Sapphiron´s Nase. Der Frostwyrm brüllte auf und hob den Zwerg, samt Axt, in die Höhe. Eine Pranke zuckte vor und ließ den Zwerg hinfort fliegen. Majestätisch baute sich Sapphiron nun vor uns auf.
Seine Flügelknochen spreizten sich zur vollen Spannweite und bebend brüllte der Wächter der Zitadelle. Er würde unser letzter Gegner sein, auf dem Weg zu Kel´Thuzad...
Die beiden Bären prallten aufeinander und versetzten sich herbe Schläge. Schwer rangen sie miteinander und zerfetzten sich das Fell. Immer wieder gerieten sie an den Rand der Nekropole und kämpften um einen Vorteil. Doch ihre Kräfte waren ebenbürtig und so lösten sie sich unzählige Male...
Gewand jagten die Katzen über den Stein. Etliche Vorsprünge boten viel Spielraum für Finten und jeder Angriff war wohl geplant. Nur für Sekunden verkrallten sie sich ineinander und schlitterten über die Schrägen hinab. Aber immer lösten sie sich rechtzeitig und brachten sich in Sicherheit...
Kreischend stürzten die Krähen in die Tiefe. Scharfe Krallen durchschnitten die Luft. Die Schnäbel hackten aufeinander ein. Federn segelten in die Nacht hinfort und immer gewagter wurden die Manöver. Doch die Druiden hielten sich unter der Zitadelle. Zu gefährlich waren die arkanen Blitze und im Schatten konnten sie einander oft überraschen...
Nach vielen Verwandlungen landeten sie wieder an ihrem Ausgangspunkt. Schwer atmend stützte sich Terasilimus ab. Seine Lachen war ihm nicht vergangen, doch die Anstrengung ließ ihn mehrfach husten. Auch Cortes spürte die Erschöpfung. Wie konnte er einen Feind besiegen, der auf alles die perfekte Antwort hatte...
"Bis zu diesem Zeitpunkt sind wir einander ebenbürtig.
Doch es wird Zeit dieses Spiel etwas interessanter zu gestalten!"
Terasilimus streckte seinen Körper und sammelte seine Kraft. Erneut pulsierten seine Konturen und er nahm eine andere Gestalt an. Doch dabei blieb es nicht. Langsam begann er sich zu teilen...
"Wenn ich dich mit einer Gestalt nicht besiegen kann...so gelingt mir dies vielleicht mit zweien!"
Sapphiron´s Augen glühten bläulich auf. Stumm sponn er einen Zauber, der sich langsam aufbaute.
Von den Wänden hallte die Stimme des Herren von Naxxramas:
"Ihr ahnt ja nicht welche Schrecken noch vor euch liegen! Das Erlebte war erst der Anfang!
Das eisige Herz Naxxramas´ erwartet euch!"
Und damit brach die eisige Hölle los! Über uns regneten kristallene Splitter herab, die uns schnell auseinander trieben. Sapphiron drehte sich gemächlich und ließ seinen Schwânz durch die Luft peitschen. Manche warfen sich auf den Boden und entgingen dem Angriff nur knapp. Andere wurden getroffen und hart gegen die Wand geschmettert. Velidea schlug einen Salto, über den Angriff und stürmte auf den Frostwyrm zu. Andere folgten ihr und lenkten die Aufmerksamkeit auf sich. Schwer parierten Schilde und Waffen die Klauen und nur mit Glück wurde den kräftigen Kiefern ausgewichen.
Die Temperatur fiel rapide. Eiszauber würden hier nichts ausrichten, doch des Feuers war ich nicht wirklich mächtig. Dennoch...uns blieb keine Wahl! Unzählige Klingen schlugen Kerben in Sapphiron´s Knochen. Doch der mächtige Frostwyrm schien dies beinahe zu ignorieren. Kraftvoll schwang er herum und verschlang einen der Schurken, in einem Bissen. Unsanft landete dieser in des Frostwyrms Brustkorb. Wie ein Gefängnis hielten ihn die Rippen und entzogen ihm langsam das Leben. Zugleich kräftigte es unseren Gegner und ungebremst griff er weiter an. Erst nach langen Sekunden, öffnete sich der Brustkorb. Der Schurke stürzte leblos heraus und zersplitterte am Boden zu Eis.
Das Feuer schien Sapphiron mehr zuzusetzen. Den Angriffen begegnete er immer wieder mit kleinen Eisstürmen, doch blieb in der Mitte des Raumes. Als wir uns ein wenig verteilt hatten, spreize der Wyrm erneut seine Flügel und hieb mit den spitzen Flügelknochen um sich. Tiefe Scharten hinterließ es im Boden und manches Schild zerbrach unter dem Angriff.
Dann schlugen die Flügel kräftig und der massige Körper hob langsam ab...
Die Bärenform stürmte heran, während Terasilimus sich wieder aufrichtete. Cortes verwandelte sich ebenso in einen Bären und wehrte die Angriffe ab. Pulsierend löste sich nun auch die Katzenform von Terasilimus und griff in den Kampf ein. Zwei Schläge hielten beide Gegner ab, doch Cortes wich bereits zurück. Angestrengt verwandelte er sich in seine Katzengestalt und wich einem weiteren Angriff aus. Federn sprossen aus Terasilimus´ Haut und seine Eulenform trat hervor. Brüllend hob sie die Pranken und formte die Elemente. Der Druide biss die Zähne zusammen. Jede Ablösung schmerzte.
"Mit jeder Form schmelzen deine Möglichkeiten dahin. Nicht lange und meine Diener werden dich zur Strecke gebracht haben. Für dich gibt es nur eine Möglichkeit zu überleben...schließ dich mir an!"
Cortes wich etwas höher und bleckte die Zähne.
"Niemals werde ich dies tun!"
Auch die Baumform löste sich nun...
"Überleg doch nur! Zusammen wären wir unaufhaltbar! Wir könnten gar Kel´Thuzad niederwerfen und uns seine Armeen untertan machen. Wer sollte sich uns noch in den Weg stellen!?"
Zuletzt schälte sich die Flugform hervor und schwang sich in die Höhe. Cortes sah sich nun fünf Gegnern gegenüber, die Terasilimus kontrollierte. Der Bär würde ihn nur in Schach halten, während die Katze und die Krähe ihn jagten. Der Moonkin wirkte gezielt Zauber...
"Eines unterscheidet uns gewaltig, Tera..."
"Und was soll das wohl sein?"
Cortes spannte alle Muskeln. Er hatte nur einen Versuch...
"Ein Hüter des Lebens würde sich nie von den Wesen trennen, die Elune ihm gewährte.
Deine offenkundige Verspottung dieser Gunst, hat dich von unserer Göttin entfernt."
Er stieß sich ab und sprintete los. Die Krähe stürzte sich auf ihn und riss Büschel aus seinem Fell.
Der Pranke des Bären wich Cortes gewand aus. Die Krallen der Katze rissen ihm die Flanke auf,
doch er hielt sich auf den Pfoten. Ein Mondstrahl des Moonkin verfehlte ihn knapp und zersplitterte festen Stein. Dann war niemand mehr zwischen den Druiden. Als Cortes sprang, verstand Terasilimus seine Worte erst. Keine Bärenstärke konnte den Angriff abwehren. Keine katzenhafte Schnelligkeit ihm ausweichen. All dies hatte er von sich getrennt und seine wahre Macht geschwächt...
Cortes prallte hart gegen ihn und sein Kiefer schloss sich um seine Kehle. Zusammen stürzten sie von Naxxramas, in die schwarze Tiefe. Doch Terasilimus würde seine Flugform nicht retten können.
Sie schwebte weit entfernt von ihm und weihte ihn dem Tode. Cortes sah ihn in der Tiefe verschwinden. Sekunden später lösten sich all seine Tierformen auf. Die verderbte Natur hörte auf sich wider das Leben zu richten und die Schlacht wurde einen Moment erträglicher... Es war vorbei!
Eisblitze jagten durch den Raum und wo immer sie auftrafen, erfroren sie das Leben. Weitere Stürme peitschten umher und nahmen uns den Atem. Sapphiron schwebte nun hoch über uns. Seine wuchtigen Flügelschläge brachten die Luft zum erzittern. Alle Kälte schien auf ihn zuzufließen...
Wen die Eisblitze getroffen hatten, war von dickem Eis umschlossen worden. Zur Untätigkeit verbannt, mussten sie dem Geschehen lange zusehen. Sapphiron öffnete langsam sein Maul und spuckte eine Kugel, aus purem Eis, hervor. Tödlich schwebte sie zu Boden...
"In Deckung!"
Deckung...aber wo!? Verzweifelt warfen sich viele hinter die Eisblöcke, in denen manche von uns gefangen waren. Sapphiron gewann noch mehr an Höhe...dann explodierte die Eiskugel, gleich einer Nova. Ein Lichtblitz nahm uns die Sicht und wer keine Deckung gefunden hatte, wurde von eisigen Sturmböen getroffen. Hunderte Eissplitter zischten durch die Luft und durchschlugen jegliche Wehr. Der Sturm heulte höllisch an uns vorbei und brandete erst an den Wänden auf. Zugleich brachen aber auch die Eisblöcke auf und entließen ihre Gefangenen. Die Macht unseres Gegners war erschreckend!
Während wir uns wieder sammelten, landete der Frostwyrm krachend. Er kannte keine Erschöpfung und stürmte erneut auf uns ein. Es war ein langes Ringen, um jeden Vorteil. Doch wo unser Gegner die Kälte gewohnt war, lähmte sie unsere Glieder. Bald schon würde sie uns verzagen lassen. Schon spreize Sapphiron wieder seine Flügel und schickte sich an abzuheben. Und erneut gefror er manche von uns und erneut atmete er tief ein.
Wie konnten wir ihn nur besiegen?
Die Kälte floss wieder an uns vorbei...sammelte sich. Das war es! Die Wände waren mit Eis überzogen und von ihnen bezog er seine Macht. Wenn wir diese Quelle zerstören konnten, verlor der Frostwyrm einen Vorteil. Vieleicht gar seine Macht! Es würde viel Feuer brauchen, um all dies Eis zu schmelzen.
Doch zuerst...in Deckung!
Hatte Cortes´ Sieg die Elemente wieder beruhigt, so hatte er doch auch einen negativen Effekt. All die Ranken, die sich zuvor um die Plattform gelegt hatten, begannen nun langsam zu welken. Es zeigten sich erste Löcher...bald würde die Geißel hindurchkommen können. Eine Verteidigung, in mehrere Richtungen, stand außer Frage. Dafür waren es einfach zu wenige Kämpfer geworden. Selbst mit der Verstärkung des Scharlachroten Kreuzzuges, musste nun eine Entscheidung getroffen werden!
So entschied Kommandant Dawnbringer, dass er dem Kreuzzug das Schlachtfeld überlassen würde. Die Geißel konzentrierte sich nun weniger auf sie, als auf das Erreichen der Plattform.
Unter allen Umständen wollten sie ihrem Herrn und Meister helfen! So zogen sich die Verteidiger zurück, während der Kreuzzug in die Zitadelle eindrang. Dort würden sie die letzte Verteidigungslinie bilden. Dort würde sich die Schlacht entscheiden...
Strahlend reflektierte sich das Feuer im Eis. Zischend schmolzen unzählige Liter Wasser herab. Während die Nahkämpfer uns Sapphiron vom Leib hielten, kümmerten wir uns um die Wände. Drachenodem wurde hervorgerufen, Feuerelementare erschienen, Höllenfeuer brandete auf und Pyroschläge brachten die Luft zum brennen. Beständig bedeckte sich der Boden mit Wasser, bis wir schon knöcheltief darin standen...
Erneut erhob sich Sapphiron in die Luft, doch dieses Mal ging er anders vor. Er richtete die Eisblitze gegen den Boden und wellenförmig gefror das Wasser. Zu spät merkten wir was vorging und knackend umschloss das Eis unsere Füße. Einer der Zwerge funkelte mich an und äffte:
"Ja, lasst uns das Eis schmelzen! Frieren wir uns alle am Boden fest, damit er leichtes Spiel hat!"
Kälte flutete an uns vorbei, als der Frostwyrm einen erneuten Angriff sammelte. Wir mussten uns beeilen! Waffen und Zauber wirkten auf das Eis ein und nur schwer kamen wir los. Doch...wo sollten wir uns verbergen? Keiner von uns war in Eis gehüllt worden. Schon spuckte Sapphiron eine Kugel aus, die dampfend gen Boden schwebte...
"MAGIEREISBLÖCKE!"
Die Magier hüllten sich in ihren Schutz und alle warfen sich dahinter. Bruchteile später tobte der vernichtende Sturm wieder an uns vorbei. Es gab mehrere Verletzungen, doch wir hatten uns knapp gerettet. Als unser Gegner wieder landete, splitterte das Eis unter ihm. Geschwächt taumelten die Krieger auf ihn zu. Das Eis zu schmelzen hatte keinen Sinn. Doch wie konnten wir ihm dann beikommem? Meine Augen glitten in die Höhe. Funkelnd hingen dort gewaltige Eisstalaktite. Fauchend löste sich ein Feuerball, von meiner Hand und schlug dort oben ein. Einer der Stalaktiten löste sich und zerschmetterte am Boden. Knapp neben...
"HE!"
Ein kleiner Eissturm tobte heran und ich blinzelte mich fort. Wir mussten Sapphiron etwas locken, um ihn auf die richtige Position zu bekommen. Nur langsam folgte er den Nahkämpfern...
"JETZT!"
Ein Dutzend Feuerbälle stiegen auf und explodierten an der Decke...
"IN DECKUNG!"
Wir warfen uns alle beiseite und rutschten aus der Gefahrenzone. Die Mengen an Eis, die nun zu Boden stürzten, brachten den Raum zum Erzittern. Die gefährlichen Geschosse schmetterten Sapphiron herum und brachen mehrere Knochen. Brüllend schlug er um sich, doch entkam der Falle nicht. Erst als das Chaos sich gelegt hatte, richtete er sich schnaubend wieder auf. Sofort griffen wir ihn wieder an. Magie peitschte auf ihn ein und Klingen setzten ihm zu. Angerissene Knochen drohten immer mehr zu bersten. Doch als der Erfolg nahe war, verschlang der Frostwyrm Velidea. Langsam labte er sich an ihrem Leben und überzog ihre Haut mit Eis...
Ein Schatten fiel über uns alle. Mit den letzten Brocken Eis, die die Dachöffnung versperrt hatten, stürzte etwas herab. Als es landete verwandelte es sich in einen Bären und zwinkerte uns zu...
"Bin ich schon zu spät?"
Ein mächtiger Schwinger schmetterte Sapphirons Kopf in die Höhe. Orôme ergriff die Chance und stürmte heran. Der Ashbringer glitt durch die Rippen und befreite Velidea. Zitternd stürzte sie hervor und wurde rasch in Sicherheit gebracht. Des Frostwyrm´s Heilung war nicht komplett gewesen und wir griffen ihn wieder an. Knackend brachen noch mehr Knochen und zerstörten die magische Struktur. Lange konnte sich Sapphiron nicht mehr halten. Ein letztes Mal schlugen seine Flügel, doch sie waren bereits so ramponiert, dass sie das Gewicht nicht mehr tragen konnten. Kälte flutete herauf. Unser Gegner musste nicht fliegen, um seine Kugel zu beschwören! Alle rannten zu den Magiern, die ihren letzten Eisblöck riefen. Ich zog Cortes mit, der etwas desorientiert wirkte. Dann blendete uns das gleißende Licht und ein letzter Sturm beendete den Kampf...
Ein gezackter Riss zog sich durch das Eis. Von Sapphiron war eine gewaltige Statue geblieben, die einen aufgebäumten Drachen zeigte. Der letzte Sturm hatte den Frostwyrm eingehüllt und die magischen Strukturen davongewischt. Das bläuliche Funkeln, war aus seinen Augenhöhlen entschwunden...
Mit seiner Macht verging auch die Kälte dieser Höhle. Immer mehr Risse bildeten sich und krachend brach das Eis herab. Zuletzt existierte nur noch das Eis, dass sich über den letzten Durchgang gelegt hatte. Sprünge liefen hindurch und ließen das Eis ächzen. Dann brach der unterste Teil ein und eine Welle aus Eis zerschmetterte, was von Sapphiron übrig geblieben war...
Mit dem Fall des letzten Wächters, aktivierte sich auch wieder die obere Plattform. Skelette und Ghule stürmten hervor, gefolgt von rotgekleideten Kämpfern. Inquisitorin Whitemane erschien und kam heran.
"Die Plattform ist nicht mehr zu halten! Der Kreuzzug wird hier die letzte Verteidigungslinie bilden!
Geht, solange ihr noch könnt! Wir halten euch den Rücken frei!"
Wir legten die letzten Verbände an und schluckten verbliebene Tränke. Furchtbares würde uns erwarten. Der Erz-Lich würde keine Gnade kennen! So betraten wir den letzten Gang, während hinter uns eine ungleiche Schlacht tobte. Endlich würde sich das Schicksal so vieler erfüllen.
Alle Fäden liefen hier zusammen. Hier...am Ende aller Dinge...
Schon lange hatten wir die Schlacht hinter uns gelassen und der Kampfeslärm verhallte. Der Gang beschrieb einen großen Bogen, bis er schließlich auf einen Raum zuführte. Kalter Wind strich über unsere Haut und an unsere Ohren drangen dunkle Stimmen. Zweifellos sprach dort Kel´Thuzad.
Doch wer war sein Gegenüber, dessen Stimme wie Eis durch unsere Seelen schnitt!?
"Unsere Vorbereitungen verlaufen wie vorgesehen, Meister!"
"Eure Treue ist wirklich lobenswert. Schon bald wird jeder dem Lich-König dienen!
Und ihr als einer der Höchsten...wenn ihr nicht scheitert!"
Wir traten in den Raum hinein. Uns gegenüber erblickten wir einen schaurigen Thron, vor dem Kel´Thuzad selbst schwebte. Der Erz-Lich hatte sich einem Portal zugewandt, das an einen fernen Ort führen musste. Ebenso erblickten wir drei weitere Portale, die jedoch geschlossen schienen. Knapp hinter dem aktiven Portal, stand eine Gestalt. In dunkle Rüstung gehüllt und von einer Aura des Bösen umgeben. Es bestand kein Zweifel... Wir standen Arthas Menethil II gegenüber! Und der Lich-König hatte uns bereits bemerkt. Anders als sein Diener...
"Es scheint bisher keine Komplikationen...äh...was...was ist das?"
Kel´Thuzad wandte sich uns zu und war einen Moment lang sprachlos...
"Eure Vorkehrungen waren nutzlos! Ihr wisst was ihr zu tun habt!"
Der Erz-Lich senkte demütig den Kopf.
"Ja, Meister."
Das Portal schimmerte auf und zeigte nun in eisige Öden.
"So konnte also selbst Sapphiron euch nicht aufhalten. Ich gebe zu ich bin überrascht, doch es ändert nichts. Das Werk ist fast vollendet und ihr werdet mich nicht mehr aufhalten!"
Hinter uns stürmte die Geißel heran, aber auf einen Handzeig hin, senkte sich ein Gitter herab.
Die ersten Untoten erreichten das Eisen und schlugen geifernd nach uns...
"Alles zu seiner Zeit, meine Kinder. Der Scharlachrote Kreuzzug soll nicht euer einziges Mahl gewesen sein. Heute dürft ihr von etwas kosten, das sehr selten ist... Enttäuschte Hoffnungen! Denn bei allem was die freien Völker angestrebt haben, werden sie heute eine endgültige Niederlage erleiden!"
Ein infernalisches Lachen hallte durch den Raum. Wir bewegten uns langsam in den mittleren Bereich und zogen unsere Waffen. Unser Feind hob eine Hand, vor den untoten Körper und gab sich selbst ein magisches Schild. Er würde sich des Gemetzels aus nächster Nähe ergötzen...
"Diener! Jünger! Soldaten der eisigen Finsternis! Folgt dem Ruf von Kel´Thuzad!"
Die drei anderen Portale begannen zu leuchten und öffneten sich ebenfalls. Auch sie zeigten in eisige Öden, doch wabernd bewegte sich etwas darauf zu. Etwas strömte durch die magischen Durchgänge und schälte sich langsam hervor. Es mussten dutzende sein...hunderte! Gewaltige Untote, wie wir sie noch nie geschaut hatten und die alles Leben vernichten wollten. Die Armee des Lich-Königs mussten unerschöpflich sein. Sollten sie Naxxramas verlassen können, waren die Östlichen Königreiche verloren! Wir mussten die Portale wieder schließen...koste es was es wolle! Doch in diesem Moment hob sich das Gitter...
"Macht euren letzten Atemzug!"
Wir verteidigten in alle Richtungen! Die Kämpfer hatten sich kreisförmig aufgestellt und riefen einander Warnungen zu. Welle um Welle peitschte auf uns ein und nur mühsam konnten wir sie zurückhalten. Der Ashbringer hielt allein den Gang, durch den wir gekommen waren. Zischend schnitt das Licht durch die anstürmenden Feinde. Und schließlich wagten sie sich nicht mehr heran. Die Untoten Lordaeron´s fürchteten die heilige Klinge. Knurrend warteten sie auf Abstand...
Meine Zauber zerschmetterten Gegner ohne Zahl. Doch all die Zeit spürte ich auch seine Magie.
Er verlangte nach etwas, das ich bei mir trug. Und der Moment war gekommen mich ihm zu stellen!
Der Bereich, vor dem Erz-Lich, war unberührt. Niemand wagte es ihm zu nahe zu kommen und seine Diener wollten ihn nicht stören. Als ich ihm gegenüber trat, hatte er meinen Beutel schon entdeckt.
"All die Zeit und all die Mühen! Hätte ich gewusst, dass ihr sie mir bringen würdet...ich hätte nicht danach gesucht."
Die dunkle Magie griff nach dem Beutel. Länglich riss der Stoff auf und ließ die Bruchstücke von Atiesh hervorschweben. Auch der Stabfuß, der sich in der Schatulle aus Theramore befunden hatte, löste sich. Ich griff nach ihnen, doch die Bruchstücke zerschnitten mir die Handfläche. Während das Blut schnell gefor, wirbelten die Bruchstücke nun umeinander. Siebenundzwanzig hatte ich besessen. Die anderen waren mit Terasilimus verloren gegangen. Doch Kel´Thuzad schien meine Gedanken zu lesen. Aus seiner Klaue lösten sich die restlichen Bruchstücke und der Grundstab setzte sich, zwischen uns, zusammen. Schon schwebte der Stabfuß heran und fügte sich perfekt ein. Es fehlte nur noch der Kopf!
Der Ashbringer spürte was geschah! Orôme drehte den Kopf und sah, wie sich der Hohestab langsam zusammensetzte. Der Stab barg eine Macht, die Kel´Thuzad niemals in die Hände fallen durfte...
Als der Erz-Lich den Stabkopf hervorholte, tat er dies genüsslich langsam. Der Kopf zeigte einen sitzenden Raben, der stolz auf alles herabblickte. Medivh war nachgesagt worden, dass er sich in einen Raben hatte verwandeln können. Doch als der Stab nun endlich wieder ganz war, wehte seine Macht durch den Raum. Nur einen Augenblick tobten der arkane Sturm, aber ich spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. Die uralte Macht war verdorben worden. Etwas nistete im Hohestab...
"Ihr spürt es, nicht wahr? Es ist schon lange dort und hat jeden sein Leben verlieren lassen, der sich den Stab aneignen wollte. Die Narren aus Dalaran sprachen von einem Fluch, doch ich weiß um das Wesen, das sich tief in diesem Artefakt verbirgt!"
Orôme trat an meine Seite.
"Einer der größten Magier seiner Zeit und der Träger der Klinge des Lichtes. Nach all der Zeit verspüre ich soetwas wie Neugierde! Wird eure Macht einem Dämon gewachsen sein, der das Erbe der alten Titanen in sich trägt?"
Die Silhouette des Raben schien sich zu verdunkeln. Immer größer wurde das Tier und entfaltete seine Flügel. Doch wo Federn die Schwingen schmücken sollten, spannte sich zähes Leder. Das Wesen wurde einem Raben immer unähnlicher. Hörner wuchsen aus seiner Stirn und die Krallen formten sich zu Hufen. Schließlich standen wir einem Dämon gegenüber, der uns um zwei Meter überragte. Gelbliche Augen starrten auf uns herab. Die Entität spürte genau, welche Macht vom Ashbringer ausging. Seine Pranken glitten in die Höhe. Über die Schultern griffen sie an seinen Rücken und tief drangen sie in sein Fleisch ein. Brechend riss der Dämon zwei Knochen hervor, von denen dunkles Blut tropfte. Die Wunden schienen sich bereits wieder zu schließen, doch die Knochen änderten nun ihre Form. Sie wuchsen und nahmen Struktur an...bis zwei Klingen entstanden waren, deren Name jeder Paladin, aus uralten Geschichten, kannte. Andosius, Schlächter der Seelen!
"Ich kümmere mich darum!"
Orôme schluckte schwer, als er auf den Dämon zutrat.
"Dann nehmt dies, mein Freund!"
Ich zog das Runenschwert und warf es ihm zu. Mit titanischem Griff hielt er den Ashbringer in der rechten Hand und fing das Runenschwert mit der linken. Der Dämon leckte sich über die spitzen Zähne. Er hatte schon lange keine Seele mehr gekostet, die sich dem Licht verschrieben hatte...
So wie die Anderen uns wider die Geißel schützten, so kämpfte Orôme gegen den Dämon. Schwer prallten die Klingen aufeinander und immer wieder regneten Funken herab. Heiß brannten sie sich ein, wo die Rüstung die Haut nicht schützte. Doch der Draenei biss die Zähne zusammen!
Ich war ein Stück zurückgewichen und tastete nach meinem Buch. Solange der Dämon kämpfte, war Atiesh nicht vollständig. Ich vermochte in den Kampf einzugreifen, ohne dass Kel´Thuzad an den Hohestab kam. Doch der Erz-Lich kümmerte sich nicht um mich. Er sah dem ungleichen Ringen zu, da er auf den richtigen Moment wartetet. Wer auch immer diesen Kampf gewann, würde letztlich stark geschwächt sein. Ein letzter Streich würde den Gegner fällen und der Hohestab wäre endlich sein!
Das Buch schwebte in die Höhe und schlug sich selbst auf. Von selbst blätterte es die Seiten und neigte sich mir zu. Perfekt! Es hatte das richtige Thema erwischt! Den Dämon zu vernichten würde selbst Orôme schwer fallen. Doch wenn er ihn genügend schwächen konnte, würde die richtige Formel ihn in den Nether reißen können. Leise versenkte ich mich und begann den Zauber zu sprechen. Halte durch Orô! Ich werde Zeit brauchen...
"Haltet die Flanken!"
Der Kopf eines Skelettes flog davon, als eine Monstrosität wild um sich hieb. Mit den bekannten Monstren fertig zu werden, war ein leichtes. Schwieriger jedoch war es, den neuen Entartungen zu begegnen! Manche von ihnen stürmten heran und explodierten in fauligem Gas. Andere platzten plötzlich auf und entließen Ratten und Würmer. Immer wieder drohten die Reihen zu brechen, doch die vereinte Kraft warf die Geißel zurück. Noch hielten sie Stand...
Die Klingen hämmerten auf den Ashbringer ein. Immer wieder fintete der Dämon mit seinen Flügeln, doch Orôme parierte im letzten Moment. Jede Wunde, die er dem Feind zufügte, schien bald wieder zu heilen. Doch während die sterbliche Ausdauer schwand, kannte der Dämon keine Müdigkeit.
Symbole erschienen auf dem Boden und kanalisierten den Zauber. Je mehr Magie ich fließen ließ, desto deutlicher zeichnete sich der Effekt ab. Rund um Orôme und den Dämon zog sich eine Linie. Lange Atemzüge war sie unterwegs, doch schließlich war der Kreis perfekt. Dunkelheit begann ihn zu füllen und Wellen durchliefen ihn. Beinahe wirkte er wie ein See, der in unendliche Tiefen hinabführte.
Ein Ausfall durchbohrte Orôme´s Arm. Aufschreiend ließ er das Runenschwert fallen. Klirrend fiel es zu Boden, doch versank nicht in der Dunkelheit. Der Zauber würde sich nur wider dämonische Kräfte richten. Der Ashbringer parierte einen weiteren Angriff, doch dann taumelte der Draenei zurück. Heiß ronn sein Blut über des Gegners Klingen und genüsslich kostete der Dämon davon. In seinen Augen blitzte es tückisch. Er wollte mehr! Zwei Schritte brachten ihn aus dem Kreis heraus...
"Orôme! Er darf den Kreis nicht verlassen!"
Der Paladin nickte und stürmte entgegen. Wuchtig rammte er den Ashbringer voran, als die gegnerischen Klingen von oben zustießen. Die Klinge des Lichtes durchdrang den Dämon gänzlich. Zischend verbrannte sie sein Fleisch und ließ ihn schmerzlich knurren. Doch auch Andosius fand sein Ziel. Schräg hatte sich eine der Klingen durch Orôme´s Brust gebohrt und trat, am Rücken, wieder hervor. Getroffen versuchte er die Klinge hervorzuziehen, doch die Kraft versagte ihm und er brach zu Boden. Sein Gegner ergriff den Ashbringer und riss ihn hervor. Dumpf fiel er zu Boden...zu weit von seinem Träger entfernt. Der Dämon trat einen Schritt auf Orôme zu. Langsam beugte er sich herab, um sich an seiner Seele zu laben. Doch plötzlich spürte er den Sog! Ich hatte das Tor endlich geöffnet und die Kräfte des Nethers zerrten, an der dämonischen Macht. Als der Dämon zu entkommen versuchte, verstärkte ich den Zauber. Kochend sprudelte Blut, aus des Dämonen Bauchwunde. Doch egal wieviel Kraft er aufwendete, sie reichte nicht mehr aus. Der dunkle Kreis war nun vollends geöffnet und brüllend versank unser Gegner darin. Verzweifelt versuchte er sich am Boden festzukrallen, doch es war zu spät. Erst als er von dieser Welt getilgt war, ließ ich den Zauber sinken. Das Buch sank wieder zu Boden und klappte lautlos zu. Ich torkelte zu Orôme und fiel auf die Knie. Er atmete noch schwach, doch die Blutlache wurde immer größer. Ich langte nach dem Ashbringer und zog ihn herüber. Den Griff legte ich in Orôme´s Hand.
"Halte durch. Es ist bald geschafft!"
Ein schwaches Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen.
"Mitleid..."
Kel´Thuzad richtete einen knochigen Finger auf meinen Rücken.
"Mitleid gebirt nur immer neues Leid! Die Dunkelheit der Leere erwartet euch!"
Die eisige Lanze zuckte durch mein Herz. Ich war einfach zu schwach...konnte dem Angriff nicht mehr ausweichen. Hustend spuckte ich Blut...tat einen unbeholfenen Schritt. Das scharfkantige Eis steckte tief in meiner Brust und ließ mein Leben rot hervorquillen. Es wurde kalt...so kalt... Dunkelheit umhüllte mich. Ich spürte wie ich fiel...dumpf aufschlug... Dann...spürte ich nichts mehr...
Mit mir fiel die Hoffnung...
Kel´Thuzad hatte nach Atiesh gegriffen und langsam schwebte er auf ihn zu. Die Verderbnis des Dämon war gebannt und der Hohestab gereinigt. Die Macht der Wächter von Tirisfal würde ihm gehören!
"Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen!"
Tirion Fordring stürmte heran und legte eine schützende Blase, um den Stab. Sein Hammer leuchtete golden und die wilden Schläge ließen den Erz-Lich zurückweichen. Zorn flammte in seinen Augen.
"Es reicht! Ich habe genug von diesen Ablenkungen!"
Die dunkle Magie ließ Spalten der Leere entstehen. Fordring wich ihnen nur knapp aus,
doch Kel´Thuzad trieb ihn wie durch einen Spießrutenlauf.
Dennoch... Fordring war nur eine Finte der Hoffnung...
Fortsetzung folgt....
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Terasilimus
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Fortsetzung Teil 9
Aus dem Kampfgetümmel lösten sich drei Priester. Manael und Mofeist kümmerten sich um Orôme. Vesna kniete langsam neben mir nieder. Sie legte meinen Kopf auf ihren Schoß und strich sanft über meine Wange. Mein Herz hatte längst aufgehört zu schlagen, doch sie lächelte mich an...
"Ich will dich nicht verlieren...hörst du? Sie brauchen dich hier!"
Sie legte ihre Hände auf die Wunde und konzentrierte ihre Kraft.
"Meine Magie für dein Leben!"
Hell leuchtete ihre Gestalt und der Zauber flutete in meinen Körper.
"Meine Magie für dein Leben!"
Ihre Gestalt leuchtete bereits schwächer. Klirrend fiel die Eislanze zu Boden, die mein Herz durchbohrt hatte. Doch meine Wunde war zu schwer und das Leben mir fern...
"Meine Magie...für dein Leben!"
Der letzte Zauber brauchte all ihre Macht auf. Doch die Wunde hatte sich noch immer nicht geschlossen. Eine einzelne Träne rollte über Vesna´s Wange, die schon bald zu Eis gefroren war. All ihre Kraft hatte nicht gereicht, um mir das Leben wiederzugeben. Sie beugte sich langsam hinab und küsste meine kalten Lippen. Ihre Stimme war nur ein Flüstern...
"Ich liebe dich, Niridias. Und unsere Liebe besteht über den Tod hinaus..."
Ihre Finger griffen nach der scharfkantigen Eislanze. Langsam schnitt sie damit über ihre Handfläche. Hell quoll ihr Blut hervor und fest presste sie es auf meine Wunde. Ihre Stimme war voll Kraft!
"Mein Leben für das deine!"
Ihre Venen zeichneten sich deutlich ab, als die Blutmagie ihre Wirkung tat.
"Mein Leben...für das deine!"
Der Schmerz war unbeschreiblich und ihre Stimme war wieder schwächer geworden.
"Mein...mein..."
Vesna spürte wie ihre Kraft versagte. Die Wunde war schon fast gänzlich geheilt. Nur noch ein Zauber...
"Mein Leben...für...das......deine!"
Sie sank auf meiner Brust zusammen und schloß ihre Augen.
In meinem Herzen spürte ich ihre letzten Worte...
Es ist mein Wille, dass du lebst...
"Eure lächerlichen Zauber, sind keine Herausforderung für die Geißel!
Ich werde das Blut in euren Adern gefrieren lassen!"
Fordring wurde in einen Eisblock gehüllt und langsam schwanden ihm Kraft und Leben. Aus der Ferne heilte ihn Mofeist, doch Kel´Thuzad belegte jenen mit einem Fluch. Seine magische Energie schien plötzlich zu brodeln und in einer Explosion schleuderte sie Mofeist zu Boden. Als das Eis wieder brach, stürzte Fordring ohnmächtig zu Boden. Die schützende Blase gab den Stab wieder frei...
"Euer Ende ist nah!"
Die knochigen Klauen griffen erneut nach dem Stab. Atiesh schwebte weiter auf den Erz-Lich zu,
doch bevor er ihn erreicht hatte, hielt ihn etwas auf.
"Nein! Das kann nicht sein!"
Niridias hatte seinen Arm ausgestreckt und rief Atiesh ebenso zu sich. Der Stab zitterte und bewegte sich von Kel´Thuzad fort. Zwei Mächte rangen um den Ausgang dieser Schlacht. Aber der Hohestab würde nur einen Träger haben. Die Magie des Stabes reagierte auf den Kampf und hüllte sie beide ein.
Wir fanden uns in einer Minderglobule wieder. Abseits von Zeit und Raum, war es ein Ort an den nur der Stab uns hatte bringen können. Und nur er würde uns auch wieder entlassen, wenn der Kampf sich entschieden hatte. Sanft quoll grauer Nebel über den Boden, doch wohin ich sonst auch blickte, war nur die Leere der Sterne. Zwanzig Meter entfernt, stand ein grauhaariger Mann. In das Gewand der Kirin-Tor gehüllt, betrachtete er ungläubig seine Hände. Kel´Thuzad hatte wieder seine menschliche Form. Der Hohestab hatte für ein faires Maß der Dinge gesorgt. Hier würde nur magisches Können zählen!
"Welch Ironie! Kämpften einst Khadgar und euer Vater um Medivh´s Gunst, so kämpfen wir nun um den Hohestab der Wächter. Doch euch muss klar sein, dass es keinen zweiten Platz geben wird!
So wie euer Vater, werdet ihr versagen! Und die Geißel wird das Leben endlich vernichten!"
Ein Eisblitz schoß heran, doch ich fing ihn mit einem Frostzauberschutz ab.
Ein Feuerschlag versengte meines Gegners Robe, doch Kel´Thuzad lachte laut auf.
"Ein Eismagier, der mit dem Feuer spielt. Macht euch nicht lächerlich!"
Ich rief mein Elementar und schickte es voran. Während es eine Frostnova zündete,
ließ ich Eis vom Himmel regnen. Kel aktivierte eine Frostbarriere und lächelte boshaft.
"Guuut! So ist es gut! Lasst die Kälte durch euer Herz fließen..."
Das Flüstern war wieder da. Bilder erschienen vor meinem inneren Auge und ich spürte wie ER mich erwartete. All der Kampf und all das Leid konnten hier ihr Ende finden, wenn ich mich ihm unterwarf.
Ich musste nur vor ihn treten und niederknien. Mehr verlangte er nicht...
Ich fühlte mich müde und schwach. Sovieles, was mir etwas bedeutet hatte, war in diesem Krieg vergangen. Hatte es überhaupt noch Sinn weiterzukämpfen? War es nicht vielleicht für alle besser, wenn ich jetzt niederkniete? Meine Beine wurden schwer... Das Flüstern unerträglich...
"Gib nicht auf, Niridias!"
Vesna´s Stimme strich warm über meine Seele.
"So viel Hoffnung ruht auf dir und dieser Schlacht! Ich weiß du kannst es schaffen! Ich bin bei dir!"
Ja... Vesna würde immer bei mir sein. Ich lächelte. Das Leben mochte ihren Körper verlassen haben, doch ihre Seele und ihre Liebe wären immer in meiner Nähe. Dass ich dies vergessen hatte...
"Vergib mir, dass ich zweifelte."
Beinahe spürte ich wie sie lächelte.
"Duelle waren dir immer zuwider. Aber du weißt doch...der kann nichts! Also mach ihn fertig!"
Die Bilder und das Flüstern waren wie weggewischt. Kel´Thuzad hatte mein Elementar bereits vernichtet, als ich endlich wieder in den Kampf eingriff. Mit großen Gesten ließ ich meine Adern eisig werden und sammelte einen Zauber. Mein Gegner hob die flache Hand und unterbrach mich, mit einem Gegenzauber. Sehr gut! Er war darauf reingefallen. Sein Gegenzauber unterbrach meinen Feuerball. Für die nächsten Sekunden würde er mich nicht wieder unterbrechen können. Sirrend schossen nun Blitze und Lanzen, aus purem Eis, heran. Die ersten wurden von der Frostbarriere abgehalten, doch schon trafen sie tödlich ihr Ziel. Die Zauber, die mir entgegen kamen, waren ungezielt und schwach. Zu lange schon hatte Kel´Thuzad seine alte Magie nicht mehr genutzt. Und nun, da ihm die Macht eines Lich´s fehlte, spürte er seine Schwäche. Mit jedem Zauber kam ich näher und zwang Kel zurück. Meine Zähne waren angestrengt aufeinander gepresst und schwer ging mein Atem. Als ich nun vor ihm stand, wuchs ein Dolch, aus purem Eis, aus meiner Hand. Kraftvoll durchstieß er die untote Brust und ließ Kel´Thuzad röcheln. Der Schaden war letztlich nicht bleibend, doch der Schmerz nicht minder grausam. Gepresst flüsterte ich:
"Ja...es ist nicht sonderlich angenehm! Doch Mitleid wäre fehl am Platz, nicht wahr?"
Ich stieß ihn von mir und er verschwand unter dem Nebel. Der Kampf war entschieden...
Gleichzeitig verließen wir die Globule und fanden uns wieder in Naxxramas. Mofeist und Manael nickten mir zu. Orôme und Fordring schien es wieder etwas besser zu gehen. Mit einem Aufschrei griff Kel´Thuzad nach Atiesh, doch der Hohestab schleuderte ihn magisch zurück. Lautlos schwebte er nun herab und legte sich in meine Hände. Die Macht, die mich nun durchströmte, war ohne Gleichen. Was auch immer ich wollte, würde mir diese Macht erfüllen. Zumindest...fast alles! Und Kel´Thuzad hatte noch nicht alle seine Karten ausgespielt. Er richtete sich hasserfüllt auf und schrie:
"Ihr mögt diesen Kampf gewonnen haben, doch es gibt unzählige Wege einen Mann zu brechen!"
Sein hysterisches Lachen erfüllte den Raum, als sein Finger auf mich deutete. Der Zauber jagte heran und ich erschuf ein Schild. Knapp verfehlte mich die Magie...denn sie hatte gar nicht mir gegolten!
"Nein..."
Zuckend erhob sich Vesna zum Untode. Ihre Augen waren leer und ihr Geist kannte nur seinen Befehl!
"Sie mag euch vor mir gerettet haben. Doch könnt ihr euch auch vor ihr retten!"
Sie duckte sich zum Sprung und wollte mich angreifen. In diesem Moment schlangen sich güldene Ketten um ihre Beine und hielten sie zurück. Mofeist verstärkte den Zauber und rief:
"Wir werden sie zurückhalten! Kümmer du dich um die Geißel!"
Feuer und Eis schnitten durch die Reihen. Die Geißel jaulte in grausamer Qual. Endlich wurden die Verteidiger entlastet und konnten etwas zurückweichen. Ich musste nichteinmal sehen, woher die Angriffe kamen. Intuitiv wirkte ich umher und erstickte sie im Keim.
Kel´Thuzad sah, wie seine Überlegenheit schwand. Auch ihn beschlich nun soetwas wie Furcht...
"Meister, ich benötige Hilfe!"
Kalt schnitt die Antwort durch den Raum.
"Nun gut...erhebt euch, Krieger der eisigen Weiten!
Ich befehle euch zu kämpfen...zu töten...und zu sterben, für euren Meister! Lasst keinen am Leben!"
Ein unmenschlicher, schriller Schrei ertönte und etwas großes walzte auf die Portale zu. Fünf gewaltige Gruftlords schmetterten andere Untote beiseite und stürmten in Kel´Thuzad´s Gemächer.
"Wir müssen es jetzt beenden!"
Velidea stürmte auf einen der Lords zu und parierte seine Schläge. Fordring und Cortes kümmerten sich je um einen weiteren. Manael und Orôme wehrten den vierten ab, während der Fünfte Keldoron gehörte. Die Verteidiger stürzten sich nun auf Kel´Thuzad, da seine kalte Magie erneut zu wirken begann. Frostblitze schossen durch den Raum und dunkle Spalten öffneten sich. Er griff sogar nach den Gedanken manches Kämpfers und ließ sie, für Sekunden, auf seiner Seite streiten. Doch dem Wüten konnten wir nicht mehr lange Stand halten. Ja...es war Zeit diesen Kampf zu beenden!
Atiesh glühte, als ich magisch nach Kel´Thuzad griff. Einen Moment lang wehrte sich der Erz-Lich,
doch dann erlahmte seine Magie. Ich würde ihn nicht lange halten können...
"Die Zeit ist gekommen! Ich biete auf was ich kann!
Jetzt, da er geschwächt ist...VERNICHTET KEL´THUZAD!"
Zauber prasselten auf ihn ein und das Licht setzte ihm zu. Dann schwang Orôme herum und überließ Manael den Gruftlord. Weit holte der Paladin aus und kraftvoll warf er den Ashbringer. Gleißend rotierte er durch die Luft. Die Klinge des Lichtes erlöste Vesna von ihrem Leid und schnitt tief in Kel´Thuzad´s Brust. Mit einem Ruck sank alle Macht und aller Augen waren auf seine letzten Momente gerichtet.
"Ah... Freut euch nicht zu früh... Euer Sieg ist bedeutungslos...
Denn ich werde mit Kräften zurückkehren, die eure Vorstellungskraft bei weitem übersteigen!"
Ein letztes Mal bäumte er sich auf. Seine knochigen Finger reckten sich in die Höhe.
Dann verlor sein Körper an Kontur und sein Phylakterium stürzte zu Boden.
Kel´Thuzad...der Herr von Naxxramas...war besiegt!
Erschöpft ließen wir unsere Waffen sinken. Um uns floh die Geißel. Mit der Vernichtung ihres Herren, schwand auch ihr Kampfeswille. Und als sie alle die Portale passiert hatten, kehrte endlich Stille ein.
Hinter einem der Portale war der Lich-König erschienen. Dunkel ruhten seine Augen auf uns.
Er wusste nun, dass wir ihn nicht fürchteten...doch sein Zorn würde groß sein...
Leiser Beifall wurde geklatscht. Mit mehreren Wachen, war Vater Inigo Montoy in die Gemächter getreten. Seine Augen musterten den Raum und blieben am Phylakterium hängen.
"Entgegen aller Erwartungen, habt ihr das Unmögliche möglich gemacht. Ich bin tief beeindruckt und geneigt euer aller Verrat zu vergessen. Ja sogar den König würde ich persönlich um eure Gnade bitten."
Gönnerhaft breitete er seine Arme aus.
"Und welchen Preis hat eure Güte?"
Der Geistliche sah mich verärgert an, doch schnell kehrte sein Lächeln zurück.
"Die Kirche des Lichtes fordert das Phylakterium ein.
In falschen Händen vermag es noch immer großen Schaden anzurichten."
Vater Montoy bedeutete einem Soldaten, das Phylakterium zu holen.
"Nein!"
Eine Handbewegung verwandelte den Soldaten in eine Schildkröte.
"Ihr schlagt aus das Leben all der Überlebenden zu retten?
Sollen sie für euren Stolz baumeln?"
Ich sah sie einzeln an. Meine Freunde und Gefährten. Ob sie es verstehen würden?
"Ihr könntet als Helden in Stormwind einziehen!
Die Eroberer von Naxxramas und Bezwinger von Kel´Thuzad, werden sie euch heißen!"
Hoffnungsvolle Blicke begegneten mir.
"Und all das wiegt dies Phylakterium auf..."
Ich hörte das Wispern. Würde das Phylakterium bestehen, würde Kel´Thuzad wiederkommen.
"Die Gefahr, dass der Erz-Lich wieder erstarkt, ist zu groß.
Noch immer sind viele seiner Diener in diesen Landen."
"Seid versichert...in meiner Obhut, wird dem Phylakterium nichts geschehen."
Das Lächeln wurde noch eine Spur boshafter.
"Dessen bin ich mir sicher. Denn jemand informierte den Adel von Stormwind...
Jemand hatte ein Interesse daran, dass ich nicht wiederkehre...
Jemand versucht, Kommandant Dawnbringer wider die Horde und die freien Kämpfer aufzubringen...
Jemand informierte die Geißel, über den nahenden Zeppelin...
Jemand wusste, dass das Lager nicht geschützt sein würde...
Und jemand hatte all die Zeit ein Interesse daran, seinen Meister zu schützen!
Nun, da Kel´Thuzad gefallen ist, will jener ihn wieder zurückholen...Vater Montoy."
Mein Gegenüber verengte die Augen. Sein Lächeln war der Ungeduld gewichen.
"Da ihr anscheinend unwillens seid, euch einem Diener des Lichtes zu beugen, gilt mein Angebot für jeden einzeln. Wer mir das Phylakterium bringt, sei von aller Schuld frei!"
Niemand rührte sich. Vater Montoy funkelte uns an.
"Was ist euer Preis!? Wollt ihr Gold? Macht?"
Ich schüttelte langsam den Kopf.
"Alles was sie wollten, hat sich hier und heute erfüllt. In diesem Moment des Triumphes, habt ihr keine Macht über sie. Egal was ihr auch tut...es ist vorbei!"
"IHR WERDET MIR DEN NÖTIGEN RESPEKT SCHON ZOLLEN!"
Seine Hand ruckte hoch und die Wachen zückten Bögen und Armbrüste. Ein Dutzend Geschosse jagte heran, doch zitternd blieben sie in der Luft stehen. Ich nahm meine Hand wieder herunter und mit ihr fielen die Pfeile und Bolzen. Langsam griff ich nach dem Kubus, den Savina mir gegeben hatte. Flimmernd öffnete sich das Portal...
"Bitte geht..."
Sie alle gingen an mir vorbei und passierten das Portal. Manche nickten mir zu, andere legten mir ihre Hand auf die Schulter. Tirion Fordring hatte den Ashbringer aufgehoben. Die heilige Klinge war zerbrochen...gefallen mit Kel´Thuzad. Doch beizeiten mochte sie wieder erstrahlen, so das Licht es wollte. Orôme hatte Vesna aufgenommen und trug sie vorsichtig mit sich. Er würde einen schönen Platz für sie finden. Irgendwo, auf einem Hügel im Vorgebirge. Zuletzt war nur noch Fión da...
"Ihr...ihr kommt nicht mit, oder?"
Ich schüttelte den Kopf.
"Aber...diese Geschichte muss doch ein schönes Ende haben..."
Ein Lächeln stahl sich auf meine Züge und ich hob das Buch auf.
"Nicht alle Geschichten haben ein schönes Ende.
Ihr, als Geschichtenerzähler, müsstet das wissen, Meister Vielwort."
Ich reichte ihm den Folianten.
"Jemand sollte unseren Weg niederschreiben. Und ich denke ihr seid da am besten geeignet."
Dankbar drückte er das Buch an sein Brust. Das Portal wurde langsam schwächter.
Fión blickte ein letztes Mal zurück...dann trug ihn die Magie davon...
Es war ruhig geworden, in Naxxramas.
Vater Montoy hatte seine Wachen fortgeschickt und stand mir nun allein gegenüber.
"Seht euch an, Niridias. Am Ende seid ihr doch allein. Verlassen, von den vermeintlich Treuen.
Die Macht in euren Händen und doch ohnmächtig, im Angesicht all der vergeblichen Opfer.
Doch selbst jetzt hört ihr SEINEN Ruf, nicht wahr?"
Ja, ich hörte ihn. Wie er seine Diener rief. Wie er Naxxramas rief. Wie er...mich rief!
Langsam hob ich Atiesh und das erste Portal wurde verschlossen.
"Kel´Thuzad war ein Narr. Im geheimen trachtete er nach der Macht der Wächter,
doch er verlangte nach etwas, das ihm nicht zustand."
Ich drehte mich langam und ließ das zweite Portal verschwinden. Vater Montoy kam vorsichtig näher.
"Überlegt doch nur, Niridias! Unter den Günstlingen des Lich-Königs, könntet ihr der Höchste sein.
Tausende würden vor euch knien und ihr könntet euch rächen, für all das Leid!"
Langsam zog er einen Dolch hervor, während das dritte Portal verschwand.
"Sich IHM anzuschließen wäre weise. Ein Sieg wider den Lich-König...ist ausgeschlossen!"
Der Dolch zuckte vor und bohrte sich tief in meine Brust. Lautlos empfing ich diesen Treffer,
doch sah dem Geistlichen reglos in die Augen. Vater Montoy stolperte ein paar Schritte zurück.
"Ihr versteht bis heute nicht... Wo das Schicksal am Werke ist, wird Hoffnung nie vergebens sein!
Wäre ich es nicht gewesen, so hätte sich ein Anderer erhoben. Alles was geschehen ist, war so vorausbestimmt. Jeder tat seinen Teil dazu. Die Allianz, die Horde, ja sogar die Murlocs. Sie alle waren einzelne Steine, doch zusammen bildeten sie Kel´Thuzad´s Grab. Und es fehlt nur noch ein letzter..."
Hass und Verachtung loderten in Montoy´s Augen. Doch zum allerersten Mal auch Angst.
Angst, vor jemand anderem, als seinem Meister...
Ich blickte durch das letzte Portal. Irgendwo dort, in den eisigen Öden, würde der Lich-König warten.
Atiesh kanalisierte den Zauber und auch dieser Durchgang verblasste...
"Arthas weiß, dass wir seinen Majordomus besiegt haben. Er sah seine Diener furchtsam fliehen,
als Kel´Thuzad starb. Denn auch die Geißel vermag sich zu fürchten. Der heutige Sieg ist mehr als ein Ende. Es ist der Anfang eines viel größeren Kampfes. Der Zorn des Lich-Königs wird groß sein, doch größer ist der Mut, den wir heute über die Welt bringen. Lassen wir das Licht der Hoffnung scheinen!"
Ich trat vor das Phylakterium und hob Atiesh in die Höhe...
Ein Lichtstrahl fuhr zum Himmel und ließ den Wolkendom einbrechen. Sekunden später explodierte der obere Teil von Naxxramas. Unzählige Funken fielen vom Himmel und tauchten die Dämmerung in mildes Licht. Mit der Zeit lösten sich die Wolken gänzlich auf und der nächtliche Himmel war zu sehen. Der Mond strahlte voll und hell...dabei sollte doch Neumond sein. Die Überlebenden waren auf einen Berg gelangt, von dem aus sie den Morgen erwarteten. Ihre Augen glitten zum Himmel. Durch das Firmament glitt Anachronos, Sohn des Nozdormu. Sein Erscheinen bedeutete eine Wende der Zeit. Ein Zeitalter endete. Es war das unsere gewesen! Möge das neue Zeitalter voll Hoffnung beginnen!
Der Morgen dämmerte herauf...
Naxxramas hatte schwere Schlagseite erlitten, doch bewegte sich langsam gen Norden. Schnee hatte sich über die Pestländer gelegt...ein Leichentuch für die Gefallenen. Vesna, Niridias und zehntausende anderer Seelen, waren vor den Überlebenden erschienen. Mit Kel´Thuzad´s Fall, waren sie alle frei. Viele standen alten Freunden und Verwandten gegenüber, doch kein Wort wurde gesprochen.
Das war auch nicht nötig...
Niridias hielt Atiesh nicht mehr. Stattdessen lag das Runenschwert in seiner Hand. Langsam trat er vor und rammte die Klinge in den Boden. Unzählige Seelen und Lebende taten es ihm gleich.
Symbolisch und mahnend...ein Wald der Klingen!
Der Eismagier trat wieder zurück und legte seinen Arm um Vesna. Sie lehnte sich an ihn und beide lächelten. Die Sonne kletterte nun über die Berge und ein erster Strahl blendete die Lebenden.
Als sie wieder sehen konnten, waren die Seelen verschwunden...
Fürderhin erstrahlten am Himmel viele neue Sterne. Himmelsbeobachter entdeckten später ein neues Sternbild. Vierzig Sterne bildeten einen kleinen Murloc. Seine Augen wurden Hoffnung und Liebe geheißen...
Kommandant Dawnbringer erklomm den Hügel, auf dem die Anderen die Strahlen der Sonne genossen. Erschöpft ließ er sich neben Velidea fallen und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
"Sechs Jahre..."
Velidea nickte.
"Ja...nach über sechs Jahren ist es endlich vorbei!"
"Wohin werdet ihr euch nun wenden?"
Die Kriegerin seufzte.
"Vielen bleibt nur Kalimdor, da sie in diesen Landen Geächtete sind."
"Vielleicht führt euch euer Weg ja bald gen Theramore.
Diese Lande sind nun frei, doch der Feind lauert im eisigen Norden."
"Die Argentumdämmerung zieht also gegen den Lich-König?"
Dawnbringer nickte ironisch. So ganz glaubte er es selbst noch nicht.
"Mit Kel´Thuzad starb auch die Argentumdämmerung. Doch nach all der Hilfe und Zusammenarbeit, ziehen wir nun mit dem Scharlachroten Kreuzzug gen Northrend!"
Auch Velidea schmunzelte nun.
"Die Scharlachrote Dämmerung?"
"Ja...oder der Argentumkreuzzug. Wir werden sehen..."
Und so verging die Zeit...
Fortsetzung folgt...
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Terasilimus
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Fortsetzung Teil 10
Das Feuer knisterte warm im Kamin. Zwei Gnomenkinder kamen die Treppe herab.
"Tante Nellie! Erzählst du uns die Geschichte der Murlocs, wie sie Kel´Dudu verhauen haben!?"
Die Gnomenkinder guckten erwartungsvoll.
Nellie legte ihr Strickzeug beiseite und nahm die Kinder auf ihren Schoß.
"Oh weh, wo soll ich da nur anfangen."
"Stimmt es, dass einer der Murlocs den Ashbringer trug?"
"Nee! Den trugen doch nur Paladine!"
"Gar nich!"
"Jawohl!"
Nellie lachte und herzte beide.
"Also...es war einmal, vor langer Zeit..."
Fión Vielwort nahm einen tiefen Schluck und nickte zufrieden. Die Geschichte war endlich fertig geschrieben! Sie würde nie veröffentlicht werden, doch er war es Niridias schuldig gewesen.
Was noch fehlte, war ein Titel...
"Letzte Runde!"
Der Wirt spuckte in einen Humpen und wischte ihn aus. Fión murmelte...
"Hm... die letzte Runde... die letzte Schlacht... der letzte Kampf...
das Ende des Kampfes... das Ende aller Kämpfe..."
Und Fión schrieb: The end of all things
Das Hämmern hallte weit durch den Hafen. Im Trockendock lag ein Schiff, das kurz vor seiner Vollendung stand. Velidea schlenderte einmal herum, bis sie endlich Keldoron entdeckte.
"Eine schöne Arbeit! Wann wird es fertig sein?"
Keldoron legte das Werkzeug beiseite und langte nach seinem Oberteil.
Deutlich zeichnete sich noch die Narbe ab, die sein Kampf mit Mograine hinterlassen hatte.
"Spätestens in einem Monat. Doch Dawnbringer konnte nicht mehr warten.
Er ist bereits voraus gefahren und lässt uns wissen, wo er ist."
"Und gibt es schon eine Mannschaft?"
Keldoron schüttete sich etwas Wasser über den Kopf.
"Einen habe ich schon! Er kam ganz von selbst und wollte mir helfen.
Allerdings macht er sich in der Küche besser, als mit dem Hammer."
Velidea guckte fragend, doch der Krieger bedeutete ihr zu warten.
"He, Smutje!"
Nurky streckte seinen Kopf über die Reling. Gekrönt war er, mit einer verwaschenen Kochmütze.
"Raw?"
"Wir haben einen Gast! Was gibt es heut zu Essen?"
"Raw!"
"Fisch...nun gut. Aber ein wenig Abwechslung wäre auch mal ganz nett."
Der Murloc kratzte sich am Kopf und verschwand wieder.
"Eigentlich fehlt sonst nur noch ein Name, für das Schiff.
Nurky schlug Rwlmrgl vor, aber das gäbe Ärger mit jedem Hafenmeister."
"Warum nennst du es nicht Nurky? Das hätte ihnen gefallen."
"Ja...das hätte es..."
Ein halbes Jahr, nach dem Ende der Schlacht, trafen sich viele der Kämpfer wieder. Sie alle standen nun vor den Klingen, die noch immer an die Opfer und Heldentaten erinnerten. Poncho zog eine Klinge hervor, die ein Sammler hatte entwenden lassen. Die Schwerter der Helden schienen einen hohen Wert zu besitzen. Doch keine der Waffen, die bisher fortgenommen worden waren, hatte seinen neuen Besitzer lange erfreut. Von mysteriösen Einbrüchen wurde gemunkelt, bei denen immer eben jene Waffen entwendet worden waren. Offiziell war dies natürlich Unsinn, da Waffen von Verrätern als unheilig galten. Wer sie als gestohlen meldete, konnte sich ebenso gut selbst ächten. Doch immer kurz nach jedem Einbruch, watschelte eine kleine Gestalt auf den Hügel. Misstrauisch sah sie sich um und steckte die Waffe zurück. So steckte auch Poncho die Klinge wieder an ihren rechtmäßigen Platz.
"Nach Northrend?"
Alle nickten. Nördlich von Brill lag ein Schiff vor Anker, das nur auf sie wartete...
So brachen die Mag'Naran gen Northrend auf. Mag'Naran? So nannten die Völker jene Helden,
die Kel´Thuzad bezwungen hatten. Keine Ehre und kein Lob gab es, doch stille Anerkennung...
Solltet ihr einst einem der Legendären Wächter begegnen, so grüßt ihn voll Respekt.
Denn ohne diese Wächter, wäre Kel´Thuzad vielleicht nie gefallen.
Doch welche Abenteuer sie auch in Northrend erleben mögen...
Diese Geschichte findet hier ihr
ENDE
Epilog
Fandral Staghelm legte eine Hand an die Wurzel. Nordrassil hatte sich noch lange nicht erholt,
doch der Weltenbaum lebte und gedieh. Nicht weit entfernt, wartete Tyrande Wisperwind.
Ihre Augen suchten den Himmel ab, da sie jemanden erwartete...
"Dort kommen sie!"
Auf gewaltigen Schwingen glitten die Drachen heran. Alexstrasza, Anachronos, Arygos, Azuregos, Caelestrasz, Chronormu, Eranikus und Merithra. Die acht Drachen, der vier Aspekte, landeten lautlos. Ihre Schwingen falteten sich und einander erwiesen sie Respekt. Dann wandten sie sich den Elfen zu.
"Es ist lange her, dass ein Konzil, im Schatten des Weltenbaumes, abgehalten wurde.
Ich danke euch, dass ihr gekommen seid!"
Alexstrasza hatte das Wort ergriffen und erklärte die Notwendigkeit, dieser Begegnung.
"Nach seinem langen Schlaf, ist unser Bruder Malygos endlich erwacht. Doch die Trauer, die tief in seinem Herzen sitzt, hat seinen Geist zerrütet und lässt ihn die Welt, mit falschen Augen, sehen.
Als Wächter der Magie glaubt er, dass die sterblichen Wesen ihre Macht missbrauchen. Der blaue Drachenschwarm hat begonnen, jegliche Magie in Northrend zu sammeln. Unser Bruder sieht nicht, welche Katastrophe er heraufbeschwört. So ist es nun an uns, ihn wieder zur Vernunft zu bringen.
Und sollten Worte dies nicht bewirken..."
Alexstrasza schüttelte den Kopf. Ihr war es zuwider, diesen Gedanken zuende zu führen.
"Lange waren wir den Sterblichen fern. Berichtet mir, Brüder und Schwestern, können wir auf ihre Hilfe zählen? Oder treiben sie Mord- und Ruhmlust, wie in vergangenen Tagen?"
Lange erzählten die Aspekte. Sie sprachen von Onyxia´s und Nefarian´s Fall; von der Niederwerfung des Feuerfürsten; von der Wiedererstehung des Szepters der Sandstürme; von der Schlacht von Moonglade, in der Eranikus gereinigt worden war; von den Bündnissen und Kriegen, die den alten Gott C´Thun und letztlich gar Kel´Thuzad bezwungen hatten. All die Zeit hatte Alexstrasza aufmerksam zugehört. Nun wandte sie sich Fandral Staghelm zu...
"Und ihr, Druide. Vor eintausend Jahren waren eure Worte voll Gift. Ihr wolltet nie wieder etwas mit uns Drachen zu tun haben. Was mag geschehen sein, dass ihr euren Geist gewandelt habt?"
Fandral beugte sein Knie, doch seine Augen blieben aufrecht.
"Nach all der Zeit, ist die Seele meines Sohnes endlich frei. Doch meine Wut und meine Trauer entfernten mich, von den alten Lehren. Elune strafte mich und ich konnte Vastann nicht in meine Arme schließen. Aber ich werde meinen Weg zurück finden. Für meinen Sohn!"
Die Drachin nickte schwer.
"Die Zeit wird es zeigen. Doch ich sehe, dass die Sterblichen ihren Weg gefunden haben. Wir wollen unser Vertrauen in sie legen. Und sollte dies nicht genügen, werden wir jene rufen, die das Schicksal verhüllt hat. Das Leben wird einen Weg finden!"
So sprach Alexstrasza, Aspekt des Lebens...
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Terasilimus
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Nachdem sich die Wogen um und in Naxxramas gelegt hatten, zog die Witwe von Terasilimus in die Lande, um die Übereste ihres geliebten Mannes zu suchen. Sie hatte vor, diese dem Smaragdgrünen Traum zu überantworten. So wie sie es ihm noch zu Lebzeiten versprochen hatte.
Wir wissen nicht, ob sie erfolgreich war.
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Terasilimus
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Jahre des "Nichts" in einem endlosen Traum.
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"Terasi......"
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"Terasilimus"....
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"Terasilimus, wache auf....", einer ferne Stimme, leise, aber so vertraut, "Terasilimus, wache auf" !!
Es war die Stimme von Mirakle, die Frau des Druiden. Sie saß, umringt von Druiden, in der Mitte eines druidischen Ritualkrieses und versuchte ihren geliebten Mann ins Leben zurück zu rufen.
Jahre waren nach den Fall von Naxxramas vergangen, die Kinder von Mirakle und Terasilimus erwachsen geworden.
Aber... dei Welt in der sie lebeten, diese war wie eh und jeh, von unzähligen Gefahren bedroht.
Eines Tages, Mirakle kann sich noch wie gestern daran erinnern, traten einige Druiden an sie heran. Sie hatten einen verwegenen Plan, um sich Verstärkung im neuerlichen Kampf gegen Ragnaros zu beschaffen.
Sie wollten den verstorbenen Helden Terasilimus aus dem Smaragdgrünen raum wieder auferstehen lassen.
Die Druiden waren sich des großen Risikos bewußt und hofften auf die Hilfe von Mirakle.
Die Magierin war hin und her greissen, von dem Gedanken, ihren geliebten Mann wieder in die Arme schließen zu können. Jedoch auch sie wußte der Gefahren, die von Terasilimus immer noch ausgehen konnten. War er doch, unter dem Einfluß des Stabes Atiesh, zu einem gefährlichen Dieners des Lichkings geworden und hatte sich sogar gegen die einstigen Freunde gestellt.
Nach langen Forschungen der Druiden wurde eine Möglichkeit gefunden. Aber.... wie immer.... nicht einfach... gefährlich.... beschwerlich.
Nun ja, die Druiden waren erfolgreich, dank der Mithilfe von Mirakle. Leider zeigte sich der Erfolg etwas anders als erwatet.
Terasilimus erwachte. Nur leider ohne jegliche Erinnerung an vergangenes. So mußte er von neuem Erfahrungen sammeln, Wissen und Können ausbauen.
Zu alle dem, wurde er in eine andere Welt geboren. Nicht mehr "Die Nachtwache" war seine Heimat, vielmehr hatte es ihn nach "Todeswache" verschlagen.
Aber.... er war wieder am Leben und.... hatte seine geliebte Mirakle wieder.
Wie die Geschichte weiter geht, wird die Zeit zeigen müssen.
Zuletzt bearbeitet am: 07.02.2012 15:12 Uhr.
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