Phre

Phresett 83
Angemeldet seit: 17.11.2011
Beiträge: 73
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(Teil 1, nicht überarbeitet und korrigiert)
"Hast du noch was vor, Phre?"
Ich sah kurz zu Rabe und Zaq, lächelte, hob meine Hand und winkte ab. Ich wollte nur weg hier, laufen. Sagte ich etwas? Keine Ahnung, wieder Blutgeschmack im Mund und Unterlippe aufgebissen. Dabei war sie doch vorhin erst verschlossen worden.
Feris saß am Laden, auf dem Boden und schlief. Mit einem verwirrenden, leichten Stechen in der Brust deckte ich ihn zu, ehe ich mich umzog. Größere Kleidung, bereits mit Rissen und Schmutz versehen. Gräulich. Gut genug um mich zu bedecken und nicht hinderlich zu sein. Was wollte ich mehr?
Ich lief als junge Frau, die ich war, los. Barfuß- denn Schuhe brauchte ich ab gleich wirklich nicht.
Vom Laden einfach weg, lief ich erstmal in Richtung Zuflucht, alte Kaserne oder wie es hieß.
Das Meer rauschte leise und beständig im Hintergrund. Wie früher. Vielleicht einer der Gründe warum ich so gern in dem Zelt neben dem Laden am Hafen schlief. Beruhigend. Zuhause.
Während ich mich krümmte, meine Knochen brachen, sich neu proportionierten und mir Fell wuchs, dachte ich mit schmerzendem Herzen an früher. Hu? Vorhin... Das Gefühl ähnelte dem, welches ich hatte, als ich Feris zudeckte. Nur schmerzte es nicht ganz so... endgültig? Ich schüttelte mich und schauderte.
In dieser Form wirkte alles wieder so anders. So lauter, intensiver und heller. Meine Ohren zuckten, als ich die Augen schloss und die weit entfernten Schildwachen lachen hörte. Bald würde wieder ein Schiff zur Hauptstadt der Nachtelfen ablegen.
Bewegen. Aus dem vormaligen Laufen wurde einfach nurnoch bewegen und so sprang ich ins Meer, den aufkommenden Gedankengängen hoffentlich entfliehend.
Die See griff kalt und unbarmherzig nach meiner Kleidung, ließ sie schwerer werden, doch das merkte ich kaum. Ich würde mich in den Schlaf hetzen müssen...
In Westfall ans Ufer krabbelnd, zitterten meine Muskeln vor Anstrengung- schmerzten, da ich ohne Vorbereitung eine so weite Strecke geschwommen war. Ich lag auf der Seite, spürte nun auch die unangenehme Kälte und hieß sie Willkommen.
Was war ich nur für eine schlechte Seele? Das Licht sollte mich verstoßen- alle sollten mich verstoßen. Meine Gedanken versanken in Selbsthass, Vorwürfen und ließen mich verschiedene Momente kurz wieder erleben.
Ich wilderte, stahl, log, lief weg, ließ im Stich, versteckte mich... und nun hatte ich wieder etwas getan. Ich hatte einer Freundin...Freundin? Jetzt wohl nicht mehr... wahrscheinlich... die Liebe weggenommen. Einem Freund ebenso verletzt, der mich sehr sehr lieb hatte. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich den Elfen, der mir sagte, dass er mich liebte auch enttäuschen würde. Ich sollte nicht zurück kehren. Wieder weglaufen. Es wäre das Beste, oder nicht?
So im Dunkeln der Nacht, allein und zitternd... klang es nach einer guten Idee. Was hörte ich da? Oh.. meine eigene Stimme in diesem merkwürdig veränderten Körper. Der Klang wühlte mich auf und beruhigte mich. Ich sprach ab und zu mit mir. Manchmal bewusst, manchmal weniger.
Übte ich etwa wieder für die Zeit in der dies die einzige Stimme sein würde, die ich hörte? Sollte ich wieder weglaufen? Immer wenn ich weg lief und anschließend wiederkehrte waren sie tot. Wenn ich geblieben wäre, wären sie dann noch am Leben? Wären sie?
Ich rollte mich auf meine Pfoten. Irgendwie sahen sie nicht so bedrohlich aus, wie bei den Anderen. Ich lief wieder. Richtung Fluss, Bäume und dem Wald von Elwynn. Ich würde nicht wieder weglaufen... Noch nicht. Ich... meine Bruste schmerzte wieder. Was waren das für Gefühle? Ich.. ich hatte mich hingegeben. An ihn, den ich ansah wie den Mond. So ergreifend war sein Sein. Ich war glücklich, als ich bei ihm war. Sehnte mich wieder an diesen kleinen Strand, bevor ich wieder denken konnte. Und doch- warum freute ich mich nicht nur?
"Ich habe nichts dagegen, wenn ihr nur Freunde seid, aber nur Freunde." - so in der Art waren seine Worte gewesen, die mich so... traurig werden ließen? Er wollte anscheinend sowas...wie mit mir zusammen sein. Ich war noch mit niemandem zusammen gewesen. Es war doch nur normal, dass man treu war. War es? Ich wollte nichts falsch machen, enttäuschen, wütend werden lassen. Ich sah zu ihm auf, würde mich vor ihn schützend werfen, selbst wenn es meinen letzten Atemzug bedeuten würde. Aber... irgendwie wusste ich, dass ich es auch bei Feris machen würde. Ich hasste mich, weil ich es so kompliziert machte. Falsch machte. Sollte das alles nicht einfach...einfach sein?
Da war ein Wolf. Mittelgroß. In meinen verzweifelten Gedanken nichts bemerkend rannte ich den Wolf an. Dieser fiel mit mir um und wurde recht schnell wütend. Dreck. Idiotin. Dummer Köter.
Das Tier sah mich irgendwie verdutzt an. Mein Glück, denn ich bekam nur einen leichten Biss ab, als es nach mir schnappte. Tat weh. Brannte und blutete leicht. Geschah mir recht. Ich würde es nicht behandeln lassen. Gerechte Strafe.
Ich lief hetzend zurück, kletterte, sprang.
Zurück am Hafen, legte ich mich auf den Schutt bei der alten Kaserne. Sollte das Meer mich holen, wenn es wollte. Ich würde müde hier schlafen. Müde... erschöpft und mit dem letzten Gedanken an zwei Männer, die unterschiedlicher nicht sein konnten, die mir beide ihr Herz gaben und die ich beide verletzen würde.
Früher oder später...
Zuletzt bearbeitet am: 29.11.2011 23:23 Uhr.
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