Ahnaril
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Angemeldet seit: 14.03.2017
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Es ward spät geworden, sehr spät. Noch lange hatte sich Ahnaril mit dem Arkanisten von Elunes Wächtern unterhalten. Sie musste noch mitten in der Nacht durch den Wald streifen, sich und ihren Körper in Bewegung halten, bis die ersten Anzeichen einer Erschöpfung aufkamen. Sie errichtete Abseits der anderen ein kleinen Lagerfeuer auf einer Anhöhe; gut positioniert um den Überblick zu behalten und vielleicht auch um nicht aufzufallen und in Darnassus Aufsehen zu erregen. Sie hielt ein kleines Notizbuch auf ihrem Schoß, winkelte die Beine an und klappte es auf.
*** Eintrag eins; Eindrücke.
Ich habe mir ein Notizbuch vom Arkanisten der Wächter geben lassen. Warum weiß ich nicht genau, vermutlich um meine Erkenntnisse festzuhalten, sollten eines Tages Aufzeichnungen vom Zusammenleben mit einer Illidari von Nöten sein. Während andere meiner Brüder und Schwestern an den Fronten gegen die Legion kämpfen, verweile ich hier bei Elunes Wächtern, um mein Wissen zu teilen, zu beobachten, zu schützen … um eines Tages vielleicht die Gunst der Kaldorei zurück zu erlangen und nicht wieder in Stase eingesperrt zu werden, allein … nur mit mir und meiner inneren Stimme, die noch immer zornig auf mich ist.
Sie ist leiser geworden, seit ich hier bin ernähre ich mich wie die anderen; womöglich klingt die Stimme aus diesem Grunde etwas ab, schwach. Ich kann nicht leugnen, dass es mich nicht dürstet, denn es fühlt sich wie Entzug an. Eiserner Wille und Disziplin, Ahnaril, wie ich seine Worte vermisse. Heute kam ich in den Genuss vielerlei Dinge, endlich. Ich durfte an der Patrouille teilnehmen. Der Leutnant war nicht zugegen, daher wurden wir von einer Druidin angeführt. Zwei Außenposten benötigten Ressourcen, Verbände und Waffen.
Um mich anzupassen bekam ich einen ihrer Säbler zu reiten. Ein treues Geschöpf und völlig unvoreingenommen ließ es, sie, mich aufsitzen.
Aka und Adi, meine Zwillingsgleven, wurden mir abgenommen. Ich versuchte nicht ihnen zu erklären, dass es keinen Unterschied machte, ob ich sie nun bei mir trage, oder jemand anderes sie bei sich führt; im Ernstfall hätte ich sie zu mir gerufen. Ich schwieg, es war ohne dem Leutnant besser die Wächter in Sicherheit zu wiegen, sie wirkten alle recht aufgeregt genug. Besonders eine Kalodrei ward auffällig, sehr nervös, ruhelos im Blick; ich hätte solch eine Unstimmigkeit unter meinigen Befehl wohl eher ausgeschlossen, aber interessant war es zu sehen, wie diese Einheit dennoch funktionieren würde.
Wir lernten Kompromisslosigkeit, Gehorsam und Einheit jeden Einzelnen. Nie hätte einer von uns in Erwägung zu ziehen aus der Reihe zu tanzen, die Formation zu lösen und eine Dummheit zu begehen. Die nervöse Kaldorei hier hingegen überschritt eindeutig Grenzen, verließ die Einheit in ihrem Wahnsinn, oder Furcht … egal aus welchen Beweggründen sie es tat, es war unangemessen die Befehle und Bitten der Druidin zu missachten, was sie auch tragisch erfahren musste.
Nachdem wir die Verbände abgeliefert hatten stürmte sie blindlinks los, die anderen aufgescheucht hinterher. Sie sprach von einem Troll. Der Arkanist und ich blieben in der Formationen, die keine mehr war, schauten jedoch nach, aber es war nichts zu sehen. Als wir unsere Patrouille endlich fortsetzen konnten wurde die nervöse Kaldorei von einem Pfeil am Arm verletzt, später sollte sich herausstellen das dieser vergiftet war. Ich darf mir keine Fehler erlauben, ich muss mit meinen Meinungen inne halten; bei unseresgleichen wäre solch ein grotesker Vorfall anders geahndet worden. Er hielt auf, brachte die Truppe zudem noch in Gefahr und änderte die Prioritäten grundlegend. Wir konnten die Waffen noch zum Posten bringen, ehe die Verletzungen so schlimm waren, das die Kaldorei zusammenbrach. Mein Vorschlag lieber ihren Arm abzutrennen, anstatt das Leben zu verlieren wurde nicht erhört; auf meine Aussage sie vom Leiden zu erlösen stieß ich auf Unmut … ich muss lernen das die Kaldorei offensichtlich alles erdenklich komplizierte versuchen, um ein einziges Leben zu retten.
Wenn ich etwas wie Leid erfühlen könnte, dann läge dieses bei der Druidin und der Priesterin. Sie taten vieles, kämpften gegen die Uneinsicht. Letztendlich wurde der Arkanist darum gebeten ein Portal zu weben, um schnellstmöglich nach Darnassus und zum Mondbrunnen zu kommen. Scheinbar sahen sie dies als letzte Möglichkeit, meine Vorschläge behielt ich lieber für mich. Dieses Gefühl, als die Magie gewoben wurde, fantastisch. Den anderen sah man an, dass sie eine andere Möglichkeit scheinbar besser empfunden hätten, sie gingen zögerlich durch das Portal; ich genoss es.
Darnassus. Ich finde kaum Worte, daher bleibe ich bei meiner Ausführung. Jegliche Form der Heilung blieb scheinbar erfolglos, so trennte sich die Verletzte freiwillig und unter großen Schmerzen von ihrem Arm; mit Aki oder Adi wäre dies deutlich schneller und `angenehmer´ verlaufen. Ihr Leben, ihre Entscheidung. Die Nervöse Kaldorei schien jedenfalls nach der Hilfe der Priesterin und Druidin entspannter, oder erleichterter? Eine Erklärung blieb aus, der Körper und die geschundene Seele mussten sich zunächst erholen. Vielleicht weiß ich in den kommenden Tagen mehr.
Interessant war die Unterredung mit dem Arkanisten der Wächter. Er wollte mehr von unseresgleichen erfahren, sein Wissen stillen und ich gewährte ihm. Wenn ein langfristiges Miteinander künftig möglich werden soll, dann müssen Erfahrungen ausgetauscht werden. Der Arkanist begriff die Zusammenhänge, auch die die mit Aki und Adi zu tun haben. Bedauerlicherweise muss auch er sich wohl noch behaupten, ihm gegenüber sind die anderen Wächter ebenfalls skeptisch, doch auf eine andere Art und Weise.
Ich weiß nicht wie lange es dauert wird, aber ich sehe ein sehr großes Potential für allerseits aus dem Wissen, den Erfahrungen jeden Einzelnen zu lernen, um Azeroth sicherer zu machen.
Während andere einen großen Bogen um mich zu machen scheinen, sucht Arkanist Navalius nach Antworten. Es ist auf eine groteske Art erstaunlich wohltuend jene Nähe zu wissen, etwas verbindet. Ob uns die Skepsis der anderen näher bringt wird sich noch heraus stellen, Fakt ist: Er scheint mich tatsächlich zu verstehen.
Ahnaril. ***
Die Illidari klappte das Notizbuch zusammen, legte ihre Hand kurz darauf und schien es anzusehen; zumindest war ihr Kopf gen des Buches gerichtet. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie einen Munwinkel in Bewegung setzte und lächelte.
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