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Die Audienz

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Veröffentlich am: 02.03.2017, 09:58 Uhr
Demütig kniete Elvandil vor der Mondpriesterin, die ihn im Tempel des Mondes empfing. Sie stand erführchtig vor der Statue Haidene’s in einer langen weißen Robe die im Mondlicht prächtig schien und das Licht reflektierte.

“Ishnu-alah Priesterin. Die Elunes Wächter sind erfolgreich aus den Östlichen Königreichen zurückgekehrt. Das Artefakt wurde vernichtet und wir konnten noch die Lage nördlich des Hains des Sumpfhüters untersuchen.”
“Elune Adore, Leutnant Elvandil. Die Schwesternschaft ist über eure Rückkehr sehr erfreut. Mir wurde berichtet dass sich eurer Gemeinschaft noch einige weitere Kaldorei angeschlossen haben. Ihr verstärkt eure Ränge. Das ist gut.” Nach einer kurzen Pause fügte die Mondpriesterin noch hinzu: “Ihr werdet es brauchen.”

Stirnrunzelnd blickte der Leutnant zur Priesterin nach oben und sah sie fragend an. “Wie meint ihr das, Priesterin?”
“Ihr werdet nicht lange hier in Darnassus verweilen können, Leutnant. Wir senden eure Einheit direkt wieder in das Eschental. Eure Informationen über die Positionen der Horde, Stärke und Routen wurden ausgewertet und schon bald werden wir weiter gegen die schändliche Präsenz der Horde und der grässlichen grünen Wesen in unseren Wäldern vorgehen.”, erklärte die Priesterin die kommenden Aufgaben.

“Was habt ihr geplant, Priesterin? Ist nicht die Armee bei den Kämpfen auf den Verheerten Inseln gebunden? Wie können die ‘Elunes Wächter’ der Schwesternschaft weiter dienlich sein?”.
“Die Informationen aus dem nördlichen Brachland geben uns Gelegenheit die Nachschubrouten der Horde zu schwächen ehe die verbleibenden Kräfte in unserer Heimat gegen die Horde hier vorgehen. Nach wie vor befindet sich ein schändliches Holzfällerlager im Osten des Tals und zudem wurde dort von einer geringen Präsenz der Dämonen berichtet. Zudem wird berichtet, dass die Mitglieder der Shen’dralar sehr hilfreich waren bei eurer Mission in den Königreichen. Ist dem nicht so?”

Elvandil’s Miene verdunkelte sich. Er dachte scharf nach wie er nun weiter vorgehen sollte. Auf der gesamten Überfahrt hatte er sich mögliche Szenarien ausgedacht und geplant wie dieses Gespräch verlaufen könnte, doch nun schienen alle irgendwie nicht mehr richtig. So versuchte er den direkten Weg und hoffte auf Elune’s Eingebung und Gnade.

“Hilfreich gibt den Aktionen des Arkanisten zu viel Anerkennung, Priesterin. Abgesehen von der stetig herablassenden Art, widersetzte er sich meinen direkten Anordnungen und bediente sich den arkanen Künsten auf dem Schlachtfeld.” Elvandil hielt kurz inne. Die Mondpriesterin wartete geduldig und zeigte keinerlei Reaktion.
”Wir waren bei Tarrens Mühle und kamen in Kontakt mit den Untoten während zwei unserer Gruppe in das Labor eindrangen und es sabotierten. Wir wichen nach Westen aus und erklommen einen Hügel um uns gegen die erneut anstürmenden Kräfte zu verteidigen. Da spürte ich leider zu spät wie der Arkanist sich der Macht bediente und einen Zauber kanalisierte. Ich hatte ihm zuvor noch ausdrücklich gesagt solche Aktionen zu unterlassen, doch er handelte auf eigene Faust und brachte uns alle in Gefahr. Die Explosion die folgte, hätte uns alle in Stücke reißen können, wenn sie etwas näher gewesen wäre.” Der Leutnant war etwas in Rage geraten und hatte gar nicht bemerkt wie laut und schnell er auf einmal gesprochen hatte. Beschämt neigte er erneut sein Haupt vor der Mondpriesterin.

“Leutnant Elvandil, kam jemand aus eurer Gruppe durch diesen Zauber zu schaden? Und konntet ihr dann schließlich den Truppen der Verlassenen unbeschadet entkommen?” fragte die Priesterin in ruhigem Ton.

Kleinlaut und trotzig antwortete der Leutnant:
“Nein, keiner kam zu Schaden ausser etwas betäubt durch den Knall, und ja wir entkamen, aber…”,

”Dann gibt es kein Aber, Leutnant!” unterbrach die Priesterin Elvandil ehe er weitere Entschuldigungen für sein ablehnendes Verhalten vorbringen konnte. Ihr Blick aus den leuchtend silbernen Augen tat sein übriges um den Leutnant vollends wieder in seine Schranken zu weisen. Die Mondpriesterin waren ehrwürdig und respekteinflößend genug in ruhigem Tonfall. Doch wenn sie ihre Stimme erhoben und sich der alte Kampfeszorn zeigte, ersetzte sich der Respekt schnell durch Furcht. Man merkte schnell, dass die Mondpriesterinnen nicht immer nur Roben oder leichte Gewänder trugen, sondern oft genug die leichten Plattenrüstungen für die Schlacht und es gewohnt waren an vorderster Front zu kämpfen.

Zornig antwortete die Priesterin weiter:
“Der Shen’dralar war hilfreich. Ob es euch gefällt oder nicht. Ihr tätet gut daran etwas Dankbarkeit zu zeigen. Es mag euch persönlich nicht gefallen, dass die Shen’dralar die Erlaubnis bekommen haben wieder ein Teil unserer Gesellschaft zu werden, doch das wurde von höherer Stelle entschieden und benötigt nicht eure Zustimmung. Ich bin überrascht und enttäuscht über euer Verhalten, Leutnant.” Die Mondpriesterin wechselte wieder ihre Haltung von der, einen tadelnden Lehrerin, zu einer guten Freundin und fuhr in ruhigerem Tonfall fort:

Ihr wurdet gewählt diese Einheit zu führen, weil ihr Weitsicht bewiesen hattet. Verständnis gegenüber den anderen Völkern und sämtlichen Teilen einer Gesellschaft. Beweist nun auch eure Weitsicht und euer Verständnis, dass die Shen’dralar und ihre Künste eine Bereicherung für unser Volk und unsere Gesellschaft sein können.”

Elvandil wagte nicht der Priesterin in die Augen zu blicken. Beschämt über seine persönlichen Gefühle nickte er schließlich und sagte: “Ich verstehe. Elune und die Hohepriesterin werden wahrlich ihre Gründe gehabt haben dieser Veränderung zuzustimmen. Bitte verzeiht mein törichtes Verhalten.”

Zufrieden mit der Einsicht, blickte die Mondpriesterin auf Elvandil herab. “Elvandil, ich sage nicht dass ihr unvorsichtig werden sollt. Behaltet die Shen’dralar im Auge. Achtet darauf und lernt, wozu sie im Stande sind. Benutzt deren Fähigkeiten, und seid wachsam dass diese, oft eingebildeten Alten, ihre Grenzen nicht erneut überschreiten. Im Bezug auf, wer von den Shen’dralar eurer Gruppe folgt, werde ich euch keine Vorschriften machen. Das ist eure Einheit und ihr wählt die Mitglieder selbst. Doch die Schwesternschaft erwartet, dass auch die ‘Elunes Wächter’ ihren Beitrag leisten für das erfolgreiche Zusammenführen unserer Gesellschaft. Und ob ihr es mögt oder nicht: Sie sind ein Teil unseres Volkes.”

“Habt Dank, Mondpriesterin für euer Vertrauen. Ich werde euch nicht erneut enttäuschen.” Elvandil verbeugte sich erneut tief und ehrfürchtig vor der Priesterin.

Ehe er sich erhob wagte er es noch eine weitere Frage zu stellen:
“Noch eine Frage, werte Priesterin. Was ist mit den Illidari? Sollen wir ihnen ebenfalls die gleichen Möglichkeiten einräumen wie den Shen’dralar?”

Die Mondpriesterin gab einen kaum hörbaren Seufzer von sich bevor die bereits befürchtete Antwort kam:
“Für die Präsenz und Freilassung der Illidari gibt es ebenfalls einen Grund. Auch wenn ihr hier in Kalimdor den Illidari kaum begegnen werdet, rate ich euch zu noch mehr Vorsicht als mit den Shen’dralar. Doch auch in diesem Fall: Gebt ihnen eine Chance. So Elune will, werden wir auch diesen Krieg gegen die Legion gewinnen und diese Dämonenjäger werden eine wichtige Rolle darin spielen. Wenn all dies vorbei ist, ist es unwahrscheinlich, dass sie alle einfach wieder weggesperrt werden können. Und auch sie werden Teil der Gesellschaft werden. Ob für Gut oder Schlecht, weiß nur die Göttin selbst.”

Die Priesterin deutete Elvandil an sich zu erheben und verabschiedete ihn mit den Worten:
“Geht nun zu euren Schwestern und Brüder. Eure Aufgabe wird nicht leicht sein die Herzen der Kaldorei zu ändern. Doch ihr könnt einen Beitrag dazuleisten die Woge der Veränderung in die richtige Richtung zu leiten. Möge Elune euren Weg hell erleuchten Leutnant Elvandil.”

Der Leutnant erhob sich mit einem inneren Sturm der unterschiedlichsten Gefühle und Gedanken. Wie konnte er nur die Schwesternschaft so enttäuschen? Warum war er selbst so geblended von dem Hass gegenüber den Shen’dralar? Wie sollte er seiner Einheit in verständlicher Weise erklären in welche Richtung sich diese Gesellschaft wendete ohne sie zu verlieren oder das gewonnene Vertrauen zu zerstören? So viele Fragen, dabei hatte er doch bei diesem Besuch auf mehr Antworten als neue Fragen gehofft. Aber so war das nun einmal mit der Schwesternschaft. Man verstand ihre Wege nur selten direkt.

“Ande’thoras-ethil, Mondpriesterin.” Mit diesen Worten verabschiedete sich Elvandil aus dem Tempel und ging hinaus in die frische Nacht die über Darnassus lag. Er atmete tief durch und kraulte seinen trauen Säbler der außerhalb des Tempels auf ihn gewartet hatte.
“Komm, mein Guter. Wollen wir die Anderen mal nicht zu lange warten lassen. Wahrlich neue Zeiten stehen uns bevor…”

Zuletzt bearbeitet am: 02.03.2017 10:08 Uhr.