Misanta
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Licht und Schatten
Auf einer weiten Lichtung tritt die Schurkin in den Schein der Nachmittagssonne. Ihr Gesicht ist von einer Maske verdeckt, nur die gleißenden, grünen Augen blitzen hervor. Die schwarzen Haare hat sie zu einem Zopf zusammengebunden. Die Strahlen der wärmenden Sonne treffen auf ihre Lederrüstung die ihren Körper eng umschließt. Die geschickten Finger der Blutelfe lösen die Schnallen an ihrer Maske. Sie nimmt sie ab und die Sonne streichelt zart über ihr blasses Gesicht. Die Schurkin schließt die Augen. Sie genießt die Aufmerksamkeit. Die Ablenkung vom Kampf, vom Hass und vom Tod, den sie so manchem Wesen gebracht hat. Für einen Moment ausruhen, die Natur fühlen, den Wind der sie umgibt und das Ausbrechen aus der kalten, düsteren Schattenwelt. Plötzlich zucken die spitzen Elfenohren. Der Wind trägt ein Traben mit sich. Ein Pferd nähert sich. Blitzartig reißt die junge Schurkin die Augen auf, bindet sich die schützende Maske um und verschwindet im Schatten der entfernten Bäume.
Die Hände leicht an einen toten Baum gelehnt schaut sie auf die Lichtung. Ihre Ohren haben sie nicht getäuscht. Ein Pferd prescht heran. Auf der Lichtung reißt der Reiter die Zügel an und bringt das Pferd zum Stehen. Es hat ein dunkles, glänzendes Fell. Ein schönes Tier. Heißer Atem schnaubt es durch die Nüstern. Der Reiter steigt ab. Seine glänzende Rüstung reibt schwer aufeinander und auf seinem Rücken trägt er einen mächtigen Streitkolben. Die Augen der jungen Blutelfe beginnen zu leuchten und sie wagt sich einige Schritte heran. Sie ist dem Mensch ganz nah.
„Mir gefällt euer Pferd.“ flüstert sie leise.
Verwirrt dreht er sich um. Da erblickt sie den fein geknüpften Samtbeutel an seinem Gürtel. „Und euer Gold gefällt mir ebenso.“ Flüstert sie weiter.
Die Hand nah am Griff des Streitkolbens ruhend, doch er kann niemanden erblicken.
„Kommt raus, zeigt euch. Ich will in euer Antlitz blicken wenn ich mit euch kämpfe.“ Ruft er dem Nichts zu.
„Ein Kampf? Von Angesicht zu Angesicht?“ spottet die Stimme. „Ich bin ein Schurke, dreckig, feige und gemein. Ich bin kein Edelmann so wie ihr einer seid. Ich schleiche um euch herum und werde aus dem Hinterhalt angreifen, wann immer es mir beliebt.“
„Wartet, wenn ich euch erwische.“ Droht der Reiter.
„Werdet ihr nicht. Ich bin in eurem Schatten.“ Entgegnet sie sicher.
„Uther selbst hat mir damals noch den Streitkolben geweiht. Das Licht ist in mir und überall um mich herum. Es gibt keinen Schatten in dem ihr euch verstecken könnt.“ Sagt der Paladin mit ruhiger Stimme.
Die Blutelfe schleicht einige Schritte um ihn herum. „Pah! Ich habe keinen Schatten … Ich bin vom Licht erhellt … bla bla bla.“ Sie verstellt ihre Stimme und äfft den Paladin nach. „Ich werde schon ein Fleckchen Schatten finden und wenn es in eurem Herzen ist. Ich werde es finden und dort auf euch warten.“ Bedroht sie ihn.
Da lacht der glänzende Paladin finster.
„Seht ihr? Da ist euer finsteres Lachen. Schon habe ich meinen Platz gefunden.“ Lächelt sie.
„Haha, wortgewand seid ihr, wohl wahr, doch sprecht von nun an mit meinem Streitkolben.“ Der Paladin schreit auf und zieht den Streitkolben von seinem Rücken. Mit beiden Händen hält er ihn vor sich und starrt in die Richtung in der er die Schurkin vermutet. Sein Streitkolben glüht und verdrängt den schützenden Schatten. Die Blutelfe wird sichtbar. Blitzschnell greift sie in das Säckchen an ihrem Gürtel. Sie reibt ein glitzerndes Pulver in den Händen und wirft es dann voller Kraft auf den Boden. Rauch steigt auf. Der Mensch hustet und die Schurkin hüllt sich in ihren Mantel. Sie verschwindet vor seinen Augen.
„Ihr werdet nie allein sein.“ Haucht sie ihm ins Ohr.
„Das sieht euch ähnlich!“ ruft er. „Feiges Pack!“ Wild wirbelt er den Kolben durch die Luft, in der Hoffnung sie zu erspähen.
„Das Los der Schurken.“ Seufzt sie. „Gebt auf euren Geldbeutel acht.“ Stichelt sie ihn an.
Die zarten Finger der Elfe tasten sich an seinen Gürtel. „Haaahhh!“ ruft er triumphierend. Seine Hände beginnen zu leuchten, das Licht umgibt seinen Körper und schießt gleißend über den Boden. „Kommt nur näher und spürt die Weihe!“ fordert er sie heraus.
Lautes Gelächter ertönt aus dem Schatten der vertrockneten Bäume. Die Schurkin lehnt mit dem Rücken an einem Baum und beobachtet den menschlichen Paladin. Er reißt seinen Geldbeutel vom Gürtel und wickelt ihn um das rechte Handgelenk. „Sicher ist sicher.“ Murmelt er.
„Ich sehe euch zu. Euer Wirbeln, eure Hilflosigkeit, die Panik in euren Augen, selbst euer Herz kann ich unter euer glänzenden Plattenrüstung schlagen sehen.“ Verspottet sie ihn.
„Das seht ihr nicht! Mut glänzt in meinen Augen. Feige seid ihr! Kommt hervor! Stellt euch in einem Zweikampf und ihr seid verloren!“ sagt er ruhig.
„Glaubt ihr das wüsste ich nicht?“ sagt sie schnippisch.
Der Paladin schreit laut auf. Ein Fläschchen führt er an seinen Mund und trink in einem Zug das brodelnde Elixier. Die Elfe betrachtet ihn wie er an Größe zu nimmt. Noch immer gelassen am Baum lehnend taucht sie ihre Dolche in das tödliche Gift. Es tropft zu Boden und die Grashalme kräuseln sich und verlieren ihren Lebenssaft. Sie schleicht sich wieder an ihn heran. Die Größe macht ihr keine Angst.
„Nun kommt ihr nicht einmal mehr an meine Kehle. Was wollt ihr tun? Mir in die Beine pieksen?“ Er fühlt sich stärker und verspottet das Schurkenwesen.
„Ich kenne andere Stellen an denen es Männern pieksen würde.“ Kontert sie.
Lächelnd schaut sich der Paladin um. Er versucht im hohen Gras Bewegungen wahrzunehmen. Da hört er ein Rascheln und dreht sich ruckartig um.
„Gebt acht. Ich bin euch ganz nah.“ Haucht sie ihm wieder ins Ohr.
Ruhig atmet der Mensch aus und ein. Er sammelt Kraft und konzentriert sich auf die Leere die sich vor ihm erstreckt.
„Ihr sammelt eure Kraft? Und doch werdet ihr sie ins Leere schlagen lassen. Spart sie euch auf.“ Grinst sie.
Ein kleines Rascheln ertönt und blitzartig prescht sein Streitkolben auf die Stelle zu. „Verdammt!“ flucht er und sieht dem erschrockenen Eichhörnchen nach, das schimpfend einen Baumstamm hoch huscht.
Leises Kichern erklingt hinter ihm. „Ihr fallt auf kleine Eichhörnchen rein. Glaubt ihr ich schleiche das erste Mal?“ sagt sie belustigt.
Der Paladin murmelt erneut eine Weihe. Kleine Kriechtiere explodieren mit einem Zischen und die Blutelfe macht einen Satz zurück, als sie das bedrohliche Licht auf sich zukommen sieht. Für kurze Zeit werden ihre leuchtenden, grünen Augen sichtbar. Die Maske verhüllt den Rest ihres Gesichts und ihre helle Haut. Der Mensch spricht einen Zauber um sie fest zu halten. Unsichtbare Ketten legen sich um ihren zierlichen Körper. „Ihr werdet mich nicht halten können!“ giftet sie ihn an.
„Für einen Moment schon.“ Lacht er überlegen.
Hastig bewegt sie sich, will fliehen doch da springt der Paladin hinter sie und packt ihren Arm. Den Dolch hält sie verkrampft in ihrer Hand.
„Hab ich euch!“ er schlägt ihr den Dolch aus der Hand. Klirrend fällt er zu Boden. Sie windet sich aus seinem starken Griff. Dabei streift der andere Dolch seinen Handschuh, hinterlässt eine tiefe Kerbe und schneidet leicht in das lebendige Fleisch.
„Ihr habt mich nicht.“ Ruft sie außer Atem. Mit einer Rolle nimmt sie ihren, zu Boden gefallenen, Dolch wieder auf und bringt sich hinter seinem Rücken in Sicherheit. Der mächtige Streitkolben schmettert auf den Boden.
„Schurken tanzen im Schatten und der ist hinter euch, hochverehrter Paladin.“ Grinst sie.
„Spottet nicht! Kostet Stahl!“ er tritt nach hinten aus, dreht sich in der Bewegung und schwingt den Kolben nach. Die Schurkin duckt sich und macht einen hohen Sprung um dem Tritt auszuweichen. Wütend schreit der Paladin auf. Die Schurkin hat sich wieder in den schützenden Schatten geschlichen und ruft ihm zu: „Ich merke langsam dass ihr gar wütend werdet. Ist das der Schatten in eurem Herzen in den ich tauchen werde?“
Gelangweilt stütz er sich auf den Griff seines Streitkolbens und lauscht den Worten der Blutelfe.
Sie sprintet heran und tritt kräftig gegen den Kolben. Der mächtige Paladin verliert den Halt und fällt zu Boden. „Ich hätte es wissen müssen!“ flucht er und dreht sich auf den Rücken. Das flinke Wesen setzt sich auf ihn. Seine Rüstung ist kalt. Drohend legt die Schurkin ihren Dolch an die pulsierende Ader an seinem Hals. Gütige Augen blicken sie an. Sie schaut tief in sie hinein, als würde sie etwas suchen. Dabei bemerkt sie nicht dass der Paladin seinen Ruhestein aus der Tasche nimmt und leise Worte murmelt. Das Murmeln reißt sie aus ihrer Faszination. Sie bemerkt seinen Versuch zu fliehen und tritt ihm den Stein aus den Händen. Er kullert weit ins hohe Gras.
„Aus dem sitzen getreten und dann noch den Ruhestein getroffen. Das war Glück.“ Sagt er beachtlich.
„Ich bin flink und gelenkig …“
„Warum kämpfen wir dann?“ unterbricht er sie mit einem Zwinkern.
„…wie eine Katze.“ Sie macht eine kurze Pause. „Ich bitte euch, was sollten wir sonst machen?“
„Wie eine Katze? Meine Rüstung ist kratzfest.“ Spottet er.
„Aber eure Haut wird es nicht sein und meine Krallen triefen vor Gift das euch die Sinne raubt.“ Sie drückt ihren Dolch fester an seine Haut.
Mit den Fingerspitzen versucht der Paladin seine Waffe zu erreichen. Sie bemerkt es und schaut ihn grinsend an. „Ihr wollt mir meinen hübschen Kopf mit diesem gar großen Streitkolben zertrümmern?“
„Wenn es nicht anders geht. Ja, wohl an, es wäre so.“
Sie schaut ihn fragend an.
„Erstaunt? Ihr seid die jenige mit den vergifteten Dolchen. Ihr wollt meinen Tod!“
„Dann sollte ich euer Blut mit meinen Giften mischen um mein erbärmliches Leben zu retten. Lasst mich erst euer Gold stehlen!“ zischt sie.
Verwirrt schaut er sie an. „Wie? Nun wollt ihr mein Gold? Eben war es noch mein Leben?! Kann ich auf ein Pferd runterhandeln?“
„Ich wollte von Anfang an euer Gold. Was liegt mir an eurem Leben? Ihr seid ein stolzer Paladin. Mächtig, anmutig, ihr würdet mir euer Gold nicht ohne Kampf überlassen. Und ein Pferd? Ich bitte euch, was sollte ich mit einem Gaul der lauter trabt als ein betrunkener Goblin schreit?“ lacht sie.
„Und warum tötet ihr mich nicht einfach und nehmt dann mein Gold von meinem toten Körper? Ihr könntet nur gewinnen.“ Seine Finger erreichen den ersehnten Streitkolben und seine Hand umschließt seinen Griff. „Mein Pferd heißt Schattenfell, es steht dort drüben, das wäre doch etwas für euch schattenartiges Wesen?“ versucht er sie abzulenken.
Ohne zu dem Pferd zu schauen antwortet sie: „Es hat Hufe die laut klappern, solch einen Gaul kann ich nicht brauchen!“ Ihre Augen blicken auf seine Hände. Erschrocken sieht sie den Streitkolben fest in seiner Hand ruhen. Ihre Finger umschließen die Griffe ihrer Dolche straffer. „Was habt ihr vor?“ fragt sie erschrocken.
„Ich sorge nur vor. Ich will nicht das ihr etwas überstürzt.“ Sagt der Paladin unsicher lächelnd.
Ihre Augen leuchten vor Zorn. „Mir sagt ihr nach ich sei feige? Ich biete euch euer Leben und ihr spielt weiterhin damit?“
„Wer sagt mir das ihr die Wahrheit sprecht, Schurkin? Vielleicht ist es euch ein Hochgenuss mich leiden und am Boden zu sehen?“ Er hustet kurz. „Und ihr sitzt noch immer auf mir.“ Prustet abermals, als sei das Schattenwesen bedeutend schwerer als es aussieht.
„Ich spiele mit meiner Beute wie das Katzentier mit der unschuldigen Maus, dennoch habe ich Schurkenehre im Leib. Meinen Worten könnt ihr trauen. Und stellt euch nicht so an! Die dicke Schankmaid am gestrigen Abend saß nicht nur auf euch. Ich bin zart, sie war fett!“ keift sie ihn an.
„Schurkenehre? Das ich nicht lache! Und was ist das für eine Unterstellung? Ja, ihr seid zart, jedoch mit einer tief schwarzen Seele und mit vor Gift tropfenden Dolchen. Sehr sympathisch.“ Murmelt der Paladin.
„Schaut in meine Augen, wenn ihr euren Tod nicht in meinen Dolchen sehen wollt.“
„Dann nehmt eure Maske ab!“ fordert er.
„Meine Augen könnt ihr sehen, mehr benötigt ihr nicht, darin spiegelt sich meine ach so schwarze Seele.“
„Ja so scheint es. Eure Blicke scheinen leer. Gar so, als sehet ihr durch mich hindurch.“
Die Schurkin beugt sich zu seinem Gesicht. „Habt ihr Angst vor dem Tod? Was euch danach erwartet? Wenn ihr es wünscht töte ich euch schnell und lasse euch nicht lange leiden, wie es sonst meine Art ist. Meinen Genuss dabei zuzusehen.“ Haucht sie in sein Ohr.
„Nein, mein Tod wäre bedeutungslos. Ich wurde mein ganzes Leben auf den Krieg und den Tod vorbereitet. Der Tod macht mir keine Angst.“ Erwidert der Paladin.
Die Augen der jungen Schurkin leuchten giftgrün und Wut steigt in ihr auf. Auf der Stirn des Menschen sammeln sich kleine Schweißperlen.
„Ihr zittert nicht, ihr verachtet mich, verspottet mich und habt nicht einmal Angst durch mich den Tod zu finden? Euer Tod würde mich nicht befriedigen.“ Enttäuscht lockert sie ihren Griff und senkt den Dolch an seiner Kehle der mit jedem Atemzug auf und ab wippte.
„Ich verachte euch nicht.“ Flüstert er.
„Ihr lacht über meine Worte und über meine Ehre.“ Giftet sie ihn an.
„Wenn ich euch im Kampf nicht besiegen kann, so tötet mich, doch Angst habe ich keine. Ich kenne nur Schurkenehre unter Schurken. Zu oft wurde Verrat an mir verübt und man hat mich betrogen.“
„Meinem Worte könnt ihr Glauben schenken. Unter Schurken herrscht eine andere Ehre.“ Wirft sie ein.
„Wieso solltet ihr auf einmal die Wahrheit sprechen? Sagt mir das? Und erzählt mir nichts von Vertrauen.“ Spricht er ruhig.
„Wenn die Angst euch nicht regiert kann ich euch nicht töten. Ich erfreue mich an dem Kampf der von Angst geführt wird. Doch ihr habt sie nicht. Ich will euer Gold und euer Pferd. Nicht mehr, nicht weniger.“ Auch ihre Stimme wirkt ruhig.
„Und wenn ich mich weigere? Dann tötet ihr mich doch?“ grinst er sie gespannt an.
„Ihr werdet euch nicht weigern!“ Befielt sie aggressiv.
Der Paladin greift nach seinem aufwendig verzierten Geldbeutel. „Ich besitze vielleicht 10 Silberlinge die könnt ihr haben.“ Er schnippt ihr eine Münze entgegen.
Zornig glühen ihre Augen. Sie ändert ihren Sitz, robbt mit ihrer Hüfte näher zu seinem Gesicht, kniet sich mit den Beinen auf seine Arme, lässt ihre Hände von ihm und greift in ihre Tasche.
„Verspottet mich nur.“ Sagt sie überlegen. „Ich weiß dass ihr Gold habt und sagt mir nicht, dass die Schankmaid euch leer geritten hätte.“
„W … was habt ihr vor? I .. ich spreche die Wahrheit! Jetzt lasst das doch mit der Schankmaid … ihr müsst mich verwechseln. Ich weiß ja nicht in welchen Gassen ihr euch rum schleicht. Rufmord ist das!“ Stottert er.
„Was kümmert euch das?“ Sagt sie während sie behutsam eine grellgrüne Pflanze über die Klinge ihrer Dolche zieht und schelmisch grinst.
„W…was ist das? Ihr habt doch was ihr wollt! Nun lasst mich doch aufstehen.“ Nuschelt er unsicher.
„Lasst euren Streitkolben los!“ befielt sie ihm.
Der Paladin lockert seinen Griff und lässt ihn gänzlich los.
„Wenn sich mein Gift mit eurem edlen Blute mischt wird es brennen und ihr werdet um euch schlagen. Ich möchte nicht dass ihr mich trefft. Es wird nur brennen, nichts weiter. Es ist harmlos, aber ihr werdet unfähig sein gezielt nach mir zu schlagen oder mich gar zu verfolgen.“ Erklärt die Blutelfe.
„Nun lasst mich doch gehen. Ich werde euch nichts tun. Im Gegenteil ihr habt euch meinen Respekt verdient.“ Winselt er.
Sie begutachtet den muskulösen Körper. Seine Worte scheint sie nicht wahrzunehmen.
„Wo wollt ihr eure Narbe? Am Handgelenk, am Hals, gar im Gesicht? Wo darf ich mein Zeichen setzen, dass ihr mich nicht vergesst?“ fragt sie lächelnd.
„Nun lasst solchen Unfug! Ich habe bereits einen Schnitt in meiner Hand.“
Sie betrachtet seinen blutdurchtränkten Handschuh. Der Schnitt war doch tiefer als sie vermutet hatte.
„Und da lebt ihr noch? Mit den Giften muss ich noch umzugehen lernen.“
„Da seht ihr wie stark ich bin!“ lallt er von dem Gift schon leicht benebelt.
„Ihr habt das Licht in euch, ihr seid ein weiser, mächtiger Paladin und dennoch glaube ich euren Worten nicht!“
Das Gesicht des Paladins wird immer blasser. Er versucht der Schurkin zuzuhören, doch scheint es ihm als stünde sie weit von ihm entfernt. Der Wald um ihn herum wird unscharf.
„Schwindet euer Leben?“ will sie wissen.
Wortlos fällt sein Kopf ins Gras. Er liegt regungslos da. Schaum quillt aus seinem Mund. Die Blutelfe verdreht die Augen. „Und so etwas ist vom Licht besessen.“ Murmelt sie während sie in ihrer Tasche nach dem Gegengift kramt. Die Augen des Menschen füllen sich mit Blut. Die Schurkin öffnet eine kleine, blecherne Dose und rieselt ein paar grüne Körner auf die blutende Wunde. Sie pustet ihm kräftig ins Gesicht.
„Hey, ach so werter Paladin. Wo ist euer Licht? Ihr seht schattig aus, ja, gar leblos.“
Er fängt an zu husten wobei er den angesammelten Schaum in alle Himmelsrichtungen verteilt. Leise atmet sie auf und hält sich den Arm schützend vor ihr liebliches Gesicht.
„Was wäre ich für ein Schurke hätte ich nicht mein eigenes Gegengift? Manches Mal sind auch Schurkenfinger ungeschickt und verletzen sich an den scharfen Klingen.“ Bestätigt sie sich.
Der Paladin fällt wieder regungslos zusammen. Fragend sieht die Blutelfe den mächtigen Körper an.
„Vielleicht ist das Menschenblut ein anderes welches durch meine Adern fließt.“ Murmelt sie teilnahmslos und erhebt sich von dem Paladin. Der Streitkolben liegt noch immer in seiner Griffnähe. Sie beugt sich zu Boden um die Münzen einzusammeln die aus seinem wertvoll gearbeiteten Beutel gefallen sind. Ihre Dolche heftet sie an ihren Gürtel, das Gift an ihnen ist längst verronnen. Die glänzenden Münzen legt sie behutsam in ihren Beutel, dann kniet sie nieder zu dem ruhigen Körper. Sie legt ihre spitzen Ohren auf seine Brust und horcht. Kein Laut, kein schlagendes Herz. Die grünen Kügelchen rieseln aus ihrer Tasche auf die tiefe Wunde. Sie hebt ihre Hand um die weit aufgerissenen Augen des Paladins zu schließen. Plötzlich erhebt er sich ruckartig und schnappt nach Luft. Die Schurkin erschrickt, fällt rückwärts zu Boden, verletzt sich dabei ihren Knöchel und krabbelt auf allen Vieren von dem Menschen weg.
„W … w… was ist h … hier los? W … w … wo bin ich?“ nuschelt er verwirrt.
„H … habt ihr mich zurück geholt?“ er schaut benommen um sich, immer noch unfähig klar zu sehen. Die Schurkin rutscht über den weichen Boden, ihr Herz klopft laut vor Schreck.
„W… wer seid ihr? Kennen wir uns?“ seine Augen kneift er zu und reißt sie wieder auf, in der Hoffnung das der schleimige Film vor seiner Iris verschwindet.
„Ich habe mein Wort gehalten“ versucht sie mit kraftvollen Worten zu sagen, doch es klingt ängstlich.
„W… wie bin ich hier her gelangt? Euer Wort? Wovon redet ihr?“
Hastig rappelt sie sich auf. Sie erkennt die Situation und bemüht sich Schatten zu finden, bevor der Paladin erkennt dass er vor einer kleinen, erbärmlichen Schurkin steht. Er sieht an sich hinunter und erblickt seine blutende Hand. „Beim Licht! Was ist hier geschehen?“
Die Schurkin beobachtet jeden Atemzug von ihm. Ihre Augen suchen verzweifelt nach schützendem Schatten.
Er erspäht seinen Streitkolben und heftet ihn sich auf den Rücken. „Sagt werte Dame, seid ihr immer so still? Sagt mir doch bitte was hier vorgefallen ist.“
Die Bäume sind weit entfernt und der helle Paladin spendet keinen Schatten den sie für sich nutzen könnte.
Er wirkt einen schwachen Zauber der seine Wunden schließt. „Ahhh, das ist deutlich besser.“ Seufzt er erleichtert.
Sie sucht nach Worten. „Werter Paladin, ihr wurdet überfallen, ich sah nur eine große, breite Gestalt entkommen.“ Sie versteckt die spitzen Dolche hinter ihrem Rücken.
Der Mensch reibt sich die Augen.
Wenn er mich erblickt wird er mich töten. Wo kann ich nur hin? Denkt sie und sucht noch immer nach einem tarnenden Schatten. Sie erblickt sein Pferd das angebunden an einem Baum friedlich grast. Schnell wirft sie ihren Wurfstern und durchtrennt die Leine des Pferdes. Laut wiehernd galoppiert es davon. Der Paladin hat es nicht mitbekommen, er reibt sich noch immer die Augen und versucht das Gefühl von Benommenheit los zu werden. Sie ist dabei an ihm vorbei zu humpeln, da kann er wieder klar sehen und erblickt sie. „Ihr … ihr seid gar kein Mensch.“ Erschrocken weicht er zurück. „Aber wieso habt ihr die Lage nicht ausgenutzt?“
Ein Lächeln huscht in ihr Gesicht. Wenn er noch nicht weiß was er für eine Macht besitzt lässt er mich vielleicht ziehen. „Ich wollte euer Gold und euer Pferd, nicht euer Leben.“ Antwortet sie.
„Ihr seid so gekleidet als wäre es ein leichtes für euch jemanden zu töten.“ Stellt er fest.
„Gewiss könnte ich euch töten.“ Lügt sie hinterlistig.
„Nein, verzeiht ich bin nicht auf einen erneuten Kampf aus. Ich fühle mich trotz Heilzauber noch sehr geschwächt. Ihr müsst mächtig sein. Ich weiß nicht ein Mal wie ich her kam. Wo ist mein treues Ross? Wieso habt ihr mich leben lassen?“
„Ihr habt keine Angst und mein kleines Schurkenherz erfüllt es mit Freude die Angst aus den Augen meiner Opfer schreien zu sehen. Was hätte ich davon euch zu töten? Es würde mir keine Befriedigung geben, es wäre sinnlos. Doch warum hättet ihr mich töten wollen? Vielleicht wollt ihr mich noch immer töten? Und wartet nur auf eine Gelegenheit es zu tun.“ Unsicherheit schwingt in ihrer Stimme.
„Mein Leben ist mehr wert als diese paar Münzen. Ich sehe ihr habt sie auch so bekommen.“ Sein Blick wandert über den Boden wo sein sorgsam genähtes Beutelchen zerrissen liegt.
„Holt sie euch zurück, wenn ihr wollt.“ Sie macht einige humpelnde Schritte auf ihn zu.
Er winkt hab und dreht ihr den Rücken zu. Wenn sie wüsste das ich so geschwächt bin das ich kaum meinen Kolben halten kann. Denkt er.
„Ihr unterschätzt eure Kraft? Wie wollt ihr so in einen Krieg ziehen?“ stichelt sie. Die Schurkin kann es nicht lassen andere zu ärgern, selbst wenn es um ihr eigenes Leben ginge.
„Ich zweifle nicht an meiner Macht, dennoch scheint mir ein Sieg im Moment ausgeschlossen zu sein. Ich habe euer Humpeln schon bemerkt, so ist es ja nicht, aber ein tiefer Schmerz zieht von meiner rechten Hand rauf in den ganzen Oberkörper.“ Versucht er sie zu besänftigen.
„Das heißt es wäre ein Leichtes euch zu töten?“ lächelt sie verschmitzt.
„Ebenso leicht wie euch, aber wenn ihr mich töten wolltet hättet ihr es längst getan.“ Sagt er erschöpft.
„Vielleicht spielte ich gar mit euch und meinem eigenen Leben.“ Sie grinst noch immer.
„Ihr habt Sinn für Spaß.“ Belächelt er sie und schüttelt mit dem Kopf.
„Spaß? Ich habe leere Augen, wenn man euren Worten Glauben schenken darf. Ich erfreue mich an Todeskämpfen, ich stehle und ergaunere mir mein Leben, es war nie das meine. Ich könnte nichts verlieren was nie in meinem Besitz war.“
Der Paladin macht langsame Schritte.
„Ihr wollt gehen?“ Ihre Stirn liegt in zornigen Falten.
„Kämpfen will ich wahrlich nicht.“ Sagt er leise.
„Ihr nennt mich feige und besitzt selbst keinen Funken Anstand?“ schreit sie ihn an, während er eine paar Schritte geht um sich von ihr zu entfernen.
„Ich warne euch, lasst mich nicht so zurück. Ihr wollt eure Ehre nicht verteidigen? Euer Gold und euer Gaul? Ihr lasst mich ziehen?“ ihre Stimme wird immer wütender.
Er dreht sich zu ihr um. „Ihr habt kein Pferd, vergesst das nicht!“
„Ihr schuldet mir eins.“
Er belächelt sie von oben herab. Wütend rennt die Blutelfe auf ihn zu, die Zähne schmerzend aufeinander gepresst.
„Ihr macht mich zornig!“ schreit sie ihn mit Tränen in den Augenwinkeln an. Die Dolche wieder gezückt.
„Hört auf! Wolltet ihr nicht mein Pferd? Sucht es, bevor ich es finde.“ Sagt er sanft.
„Euer Gaul, der alte Kläpper … pah … lasst nur … ich werde auf euch warten! Ihr werden schon noch Angst spüren und dann werde ich da sein um sie einzufangen, mein einziges Begehr. Ich werde sie genießen in mich aufsaugen und euch den letzten Schnitt zufügen. Macht euch nur lustig über mich. Ihr werdet sehen, wenn ihr sterbt werde ich dort sein.“ Sagt sie mit weinerlicher Stimme.
Der Paladin stößt mit dem Fuß gegen seinen Ruhestein. Er hebt ihn auf, steckt ihn ein und sagt nachdenklich: „Ich habe den Tod umarmt, ihr macht mir keine Angst.“
Die Schurkin geht einige Schritte zur Seite und verschmilzt mit dem Schatten der umliegenden Bäume.
Der Paladin nimmt eine sauber geschnitzte Holzpfeife aus seiner Tasche und pustet hinein. Ein unhörbarer Ton lässt sein Pferd zu ihm zurückkehren. Im Schatten glühen zwei grüne Augen.
„Ihr schuldet mir ein Pferd“ flüstert eine Stimme nah an seinem Ohr. Mühevoll sitzt er auf und reitet in den dichten Wald.
...Ich bin immer dann am besten...
...wenns mir eigentlich egal ist...
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