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Geheimnis um Blutschrei

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Veröffentlich am: 13.07.2016, 17:49 Uhr
Gutes Storytelling ist ein integraler Bestandteil eines jeden Spiels und regt auch die Spaßaktivisten von Samsara zur regelmäßigen Fachsimpelei an. Kürzlich kam es im gildeninternen Teamspeak zu einem Vergleich zwischen Pandaria und Dreanor, der mit einer spontanen Exkursion in den ehemaligen Content-Raid "Schlacht um Orgrimmar" endete. Ziel war es, das Geheimnis der legendären Waffe Blutschrei in der Herzkammer zu lösen.

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Als Fungilde stehen geile Items, nervige Bosse und absurde Mechaniken nicht im Zentrum unseres Strebens. Auch Erfolge, Mogging-Sets und das gemeinsame Erleben von alten Inhalten können uns zu einer Exkursion durch alte Raids anregen. Doch an einem Abend hatte uns einfach nur die Neugierde gepackt.

WOD war kein gutes Addon, besonders nicht aus loretechnischer Sicht. Wo war denn nun die Kampfstärke der Eisernen Horde? Eine handvoll Abenteurer haben zusammen mit Khadgar einen Großteil der Armee bereits im Start-Szenario besiegt. Nach der Zerstörung des Dunklen Portals befand sich die vermeintlich böse Horde nur noch auf dem Rückzug. Die Warlords wurden nach und nach verheizt, Quest-Reihen zur Einleitung und Überleitung zu ihren Schicksalen gab es kaum. Garrosh Höllschrei, dessen legitimer Tod am Ende des letzten Addons zu Gunsten eines Kriegsgerichts mit fragwürdigem Urteil verschoben wurde, unterlag in einem Mak Gora gegen Thrall - der ihn eigentlich auch schon vorher hätte töten können. Am Ende war der große, böse Grom Höllschrei unser Verbündeter und half uns gegen die Brennende Legion, deren Einfall nach Draenor vermutlich unsere Mitschuld ist. Preisfrage: Was machen Helden als erstes, wenn sie eine neue Welt betreten? Wälder roden, Häuser bauen, Urtume vernichten und Elemente versklaven. Aus nachtelfischer Sicht fühlt es sich so an, als wären wir die Bösen gewesen in diesem Addon.

Ganz anders verlief das Storrytelling in Pandaria. Die Geschichte wurde linear aufgebaut, bezog sich auf die nahe Vergangenheit, wob die typischen mythologischen Elemente mit ein, hatte gute Höhepunkte und ein plausibles Ende. Niemand wird wohl bestreiten, dass Pandaria aufgrund der vielen politischen Streitigkeiten und Wendepunkte eben nur so ein Ende bekommen konnte, wie wir es alle erlebt haben. Doch wir müssen uns nichts vormachen, auch Pandaria hatte einen deutlichen Fehler am Ende. Wie kam eigentlich Blutschrei in die Herzkammer? Diese Frage beschäftigte uns einen ganzen Abend und führte zu unserer spontanen Exkursion in die "Schlacht um Orgrimmar".

Die Rekonstruktion der Lore ist sehr einfach. Nach dem Kataklysmus gab Thrall das Amt des Kriegshäuptlings der Horde an Garrosh Höllschrei ab und versuchte als Weltschamane die gepeinigten Elemente zu heilen. Garrosh provozierte einen totalen Vernichtungskrieg zwischen Horde und Allianz, der in der Zerstörung von Theramore gipfelte und das friedliche Pandaria in ein Schlachtfeld zu verwandeln drohte. Im Laufe des Konflikts offenbarte Garrosh seine faschistischen Neigungen, rief die "wahre orcische Horde" aus und entfachte aufgrund seiner massiven Repressionen gegen alle nicht-orcischen Horde-Mitglieder einen chaotischen Bürgerkrieg. Am Ende ging es Garrosh nur noch um Macht.

Sein Machtstreben hat ihn dazu veranlasst, mitten im Tal der Ewigen Blüten eine großangelegte Ausgrabung zu beginnen. Im Szenario "Das dunkle Herz Pandarias" stieß sein Goblinbergbautrupp dabei auf das Herz des alten Gottes Y'Shaarj. Besessen von seinen ideologischen Zielen setzte Garrosh seine Reise auf dem düsteren Pfad der Verderbnis fort und ließ das Herz bergen. Anschließend kommt es zu den Ereignissen aus dem Patch-Trailer 5.4, die zur Vernichtung des Tals der Ewigen Blüten führen.




Deutlich zu sehen war im Trailer, dass Garrosh seine Waffe Blutschrei gegen Taran Zhu einsetzt und nach der Vernichtung des Tals auch wieder mitnimmt. Die Frage ist jedoch, wohin Garrosh anschließend ging und wie seine Waffe in die Herzkammer kam. Tatsache ist, dass Garrosh in Draenor wieder eine Blutschrei-Waffe trägt, weil der alternative Grom Höllschrei sie ihm überreicht hat. Der Raid "Schlacht um Orgrimmar" setzt dort an, wo der Trailer aufhört: Nach dem Versenken des Herzens in einem der heiligen Brunnen, betreiben die Spieler Schadensbegrenzung und sehen sich mit der ausbreitenden Verderbnis konfrontiert. Als erstes stoßen sie auf Immerseus. Dieser Wasserelementar ist die Manifestierung der Leiden des Tals, als die Wasser im Tal vom Herzen Y’shaarj korrumpiert wurden. Anschließend setzt sich der Spieler mit der Zerstörung auseinander und trifft auf die verstorbenen Beschützer des Tals. Sie wurden zerfetzt, aber ihre Geister sind an diesem Ort verblieben und kämpfen um Erlösung. Dann treffen die Spieler auf Norushen, der als Titankonstrukt bereits im Szenario einen Gastauftritt hatte. Kurz nach dem Bergen des Herzens und der Verwüstung des Tals, richtet er eine Quarantänezone ein und hält somit das Sha des Stolzes unter der Erde fest. Erst wenn sich die Spieler von ihrer eigenen Verderbnis befreit haben und frei von Stolz sind, können sie sich überhaupt dem Sha entgegen stellen.

In der Kammer des Herzens stoßen die Spieler auf Taran Zhu, der die einzige blutende Wunde in ganz Azeroth besitzt. Sehr erstaunlicher Blutungseffekt, der einem hier begegnet. Hier aber stellen sich einige unbeantwortete Fragen: Wie kam dieser sehr begabte Mönch eigentlich in die Kammer, ohne Spuren zu hinterlassen? In Ordnung, er ist ein Pandare und konnte sich gemäß seiner Philosophie von seinen Emotionen reinigen und wurde aufgrund seines Mangels an Verderbnis gar nicht von Norushen beachtet. Wusste er von dem Herzen tief unter dem Tal und wollte die leere Kammer mit eigenen Augen sehen? Er hätte besser sofort einen Heiler aufsuchen sollen! Warum jedoch trieb es Garrosh zurück in die Kammer und warum musste er sich nie der Probe von Norushen stellen? Was wollte er noch in der Kammer? Das Auffinden seiner Waffe ist wichtig für den weiteren Verlauf des Konflikts. Sie beweist, dass Garrosh verrückt geworden ist, nicht mehr standesgemäß handelt und aufgehalten werden muss. Scheinbar ließ er seine einstige Waffe zurück, an der sein Familienerbe dranhängt, und tauschte es ein gegen [Xal'atoh, entweihtes Abbild von Blutschrei].

Interessant zu wissen ist jedoch, dass der Boss "Sha des Stolzes" gar nicht von den Spielern beschworen wird, sondern durch das Fehlverhalten von Garrosh überhaupt erst erscheint. Das Sha des Stolzes, war die letzte Bürde, der sich Kaiser Shaohao entledigten musste. Er hüllte das Land in Nebel und wartete jahrtausendelang auf seine Gelegenheit. Diese kam, als Garrosh das Herz von Y'Shaarj erweckte und seine Arroganz die dunkle Energie anfachte, sodass sie sich in der Kammer sammelte, in der das Herz gefunden wurde.

Allein die Arroganz von Garrosh entfachte das Sha und aktivierte das Notfallprotokoll von Norushen. Wollte Garosh mit dem Sha einen Pakt schließen? Gab es in der Herzkammer noch mehr Geheimnisse zu bergen? Wohin ging Garrosh nach der Zerstörung des Tals? Immerhin muss er ja das Herz wieder geborgen und nach Orgrimmar gebracht haben. Die ganze Lore von Pandaria ist transparent und stringent aufgebaut, alles wird irgendwie erklärt. Doch ausgerechnet hier klafft eine unerklärliche Lücke zwischen der Verwüstung des Tals und der Rückkehr von Garrosh nach Orgrimmar.

Zuletzt bearbeitet am: 13.07.2016 18:47 Uhr.