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Gorvannas Welt

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Veröffentlich am: 05.09.2014, 12:13 Uhr
Ich bin eigentlich ein Freund von allem Neuen.
Aber meine Heimat zu verlassen ist etwas gänzlich anderes, als ein neues Rezept auszuprobieren oder gelbe Handschuhe zum grünen Wams zu tragen. Man kann nicht behaupten, dass ich besonders skeptisch war oder die Entscheidung angezweifelt habe. Nein, ich bin einfach mit meiner Heimat, meinem kleinen Haus, meiner Welt verbunden. Ich war bis jetzt nicht mal besonders oft, und dann nicht besonders lange, in anderen Regionen Draenors, oder was davon übrig ist. Wieso nennen wir die Heimat überhaupt nach einem Wort, das nicht aus unserer Sprache kommt? Braucht Heimat einen Namen? Ist es nicht eher ein Gefühl und die gesammelten Erlebnisse, die uns an unsere Heimat binden, als der Name des Ortes?

Schergrat.

Meine Großmutter hat noch anders dazu gesagt und es war nicht ihre Heimat, nur der Ort, der noch da war.

Schergrat.

Wenn ich den Himmel sehe, den ich nicht anders kenne, als er nun ist, fühle ich mich daheim. Spüre ich die Erde, den Sand, das Gestein unter meinen Füßen, weiß ich genau, wo ich bin.

Schergrat.

Die Drachen sind beeindruckend in ihrer geschmeidigen Eleganz, ihrer lebendigen Wildheit und ihrer natürlichen Freiheit. Sie fliegen über mir und ich verspüre keine Angst, sondern Freude.

Schergrat.

Hier habe ich mit meinem Clan gelebt, mit meiner Familie. Hier habe ich mit meinen Freundinnen kleine, schillernde Käfer gefangen. Hier lernte ich von meinen Eltern alles, was mich zu dem gemacht hat, was ich heute bin. Sie wären sicher zufrieden mit mir.

Schergrat. Ich werde nun gehen. Leb wohl.

Diejenigen, die unsere Heimat noch vor dem Zerbrechen gekannt haben, fühlten sich nie richtig zu hause. Es ist zu heiß, stöhnen sie. Wo ist das Meer, fragen sie. Zu viele Oger, meckern sie. Aber all das stöhnen, fragen und meckern hat mich nie wirklich gestört. Komischerweise waren die Ersten, die das Portal durchschritten, was nun schon einige Monde her ist, nicht mal die, die am lautesten gestöhnt, gefragt und gemeckert haben.
Als ich nun meine Reise begann, mit einer ungefähren Karte des Weges und einer wagen Beschreibung des selben, habe ich mich auf das Neue gefreut - mit einer kleinen Wehmut im Herzen. Das darf man nicht leugnen.

Aber oh, das Portal! So groß, schimmernd und... kann man sich wirklich vorstellen, dass man von dort in eine andere Welt kommt, oder aber ist das alles nur eine Phantasiegeschichte? Kurz vor dem durchschreiten wurde mir noch mal irgendwie übel, aber ich hielt nicht an. Nein, ich spornte meinen Reitwolf noch mal richtig an, krallte mich in sein Fell und wollte, falls ich nun sterben sollte, weil durch kosmische Schwankungen im Gleichgewicht der Welten, oder so, das Portal mich einfach mitten im Nichts oder einer Welt glühend wie heisse Lava ausspucken würde, wenigstens heroisch aussehen, wie es sich gehört für eine stattliche Orcin.
Keinen Moment später kam ich auch schon auf der anderen Seite heraus und weil wir relativ viel Schwung hatten, kamen wir erst gut zehn längen später zum Stehen. Als ich mich umsah, war ich enttäuscht. Es war genauso karg und hässlich wie die Höllenfeuerhalbinsel und der einzige unterschied war nur der Himmel über meinem Kopf und der grässliche Gestank nach irgendetwas echt Ekligem. Ein dämonisches Stöhnen drang mir ins Ohr. „Uuuääähhhhh!“ machte es und ächzte und dann robbte ein Grunzer unter meinem Wolf hervor. Hoppla! Nun wusste ich auch, was da so stinkt. Mein Wolf und ich hatten ihn wortwörtlicherweise aus den Stiefeln gehauen, als wir ein wenig zu schwungvoll aus dem Portal flitzten.
Fluchend und Verwünschungen murmelnd kam der Grunzer wieder auf die Beine und richtete seinen Blick auf mich. Ich war wirklich erstaunt, wie aus einem griesgrämigen Mann binnen einem Augenblick ein fröhlicher, gut gelaunter Charmeur werden kann. Und er war ja so hilfsbereit! Warrok der Prächtige, stellte er sich vor und war sofort bereit mich ein Stück zu begleiten und mir den Weg zu zeigen. Allerdings musste ich seine nette Einladung ablehnen seine Hängematte zu benutzen, denn ich war weder müde, noch wollte ich trödeln. Der Grunzer machte ein ganz trauriges Gesicht, deswegen schenkte ich ihm aus Mitleid einen kleinen Graskäse aus eigener Produktion (er sah übrigens danach sehr viel weniger griesgrämig aus) und wir machten uns auf den Weg. Dabei erzählte er mir von seinen Heldentaten. Und was der alles erlebt hat! Er kämpfte alleine gegen einen ganzen Hort Schwarzdrachen, er zerschmetterte Höllenfürsten und Dämonen mit dem Oberschenkelknochen eines Huhns, er rettete Thrall alleine von irgend so einer Insel mitten im Meer dadurch, dass er ihn mit seinem Brusthaar an seinen Rücken band. So ein großer Held begleitete mich! Ich konnte mein Glück kaum fassen. Dann kamen wir an die Grenze zum elendigen Sumpf.

Und wirklich – der Bereich um das Portal war nun wirklich mehr als nicht schön, aber dieser Sumpf roch dazu auch noch wie etwas, das schon ein paar Wochen tot ist. Ja, igitt!
Blöderweise hatte es wohl erst kurz vorher geregnet und ich musste durch knöcheltiefe, stinkende Sumpfjauche wandern. Der Pelz meines Wolfes war schon nach kurzer Zeit so was von ihh, dass ich mir wünschte, ich hätte meinen Drachen nicht im Schergrat gelassen. Fliegen ist einfach die schönste Reisemethode. Aber oh, das hätte sie mir nie verziehen, so weit weg von ihrem Hort! Es ist ein großer Irrglaube, dass man Drachen zähmen kann. Man kann sie nur unterwerfen, aber dann sind sie nicht mehr als gebrochene, lasche Waschlappen mit Flügeln, oder sich mit ihnen anfreunden und hoffen, dass sie gerade Lust und Zeit haben sich als Flugtaxi zu betätigen. Ich bevorzuge letzteres. Mit Drachen ist es viel einfacher auszukommen, als mit Männern. DAS große Mysterium. Warrok der Prächtige war da keine Ausnahme. Die ganze Zeit über wechselte er zwischen heldenhaftem Wildnisführer und Gastwirt. Er fragte sicher alle paar Schritte, ob ich nicht doch ein wenig in seinem Zelt ruhen möchte. Dabei war es gerade erst kurz nach der Mittagsstunde. Diese Azeroth-Orks sind wohl noch immer von der große Müdigkeit besessen.

Zuletzt bearbeitet am: 30.09.2014 10:36 Uhr.
Veröffentlich am: 05.09.2014, 12:14 Uhr
Warrok der Prächtige geleitete mich noch durch den ganzen Sumpf, bis zum Anfang eines Passes. In der Ferne konnte ich große Spinnen an den Felsen hängen sehen, die nur darauf warteten, dass ein Opfer sich nähert, um genussvoll die Eingeweide aus dem noch warmen Leib zu saugen. Als ich Warrok dem Prächtigen meine Beobachtungen mitteilte, offenbarte er mir, dass er zurück zu seinem Dienst am Portal zurückkehren müsse. Er schaute schon ganz panisch. Sicher war er viel zu spät. Ich dachte mir, ich könnte mir die Spinnen ja auch alleine und in Ruhe ansehen. Wir verabschiedeten uns also – nach orcisch-azerothischer Sitte klatschte er mir dabei auf den Hintern, was mir wieder zeigte, wie anders es hier zu geht – und ich trabte mit meinem Wölflein dem Pass der Totenwinde entgegen.
Die klickenden Laute der Spinnen, wenn sie ihre messerscharfen Beisswerkzeuge aneinander rieben, waren genau die gleichen wie im Schergrat. Auch Oger gab es jede Menge, erstaunlich! Kaum fühlte ich mich ein wenig heimischer, schon konnte ich am Horizont die Silhouette eines großen Gebäudes erkennen, das definitiv nicht von unseren Verbündeten stammen konnte. Also spornte ich meinen lieben Wolf an und brachte den Pass hinter mich.
Unmittelbar danach befand ich mich auch schon in einem wirklich finsteren Wald. Finster.. wirklich Finster... kaum ein Lichtstrahl drang durch die dichten Laubkronen. Zu allem Unglück wurde mein Reitwolf zögerlich und blieb unvermittelt stehen.
Ich lauschte... ich schnüffelte... Menschen. Kein Zweifel. Viele. Ungewaschene, schwitzende Menschen. Ein Dorf?
Wir schlugen uns in die Büsche.

Ist es nicht erstaunlich, dass schwitzende Menschen genauso wie gekochte Hühnchen riechen?

Nach einigen hundert Metern sahen wir die Lichter eines Dorfes und umrundeten es in einigem Abstand. Kaum auszudenken, was passiert wäre, wenn wir dort hinein geritten wären. Wir waren nun etwas vorsichtiger unterwegs, immerhin wollte ich in einem Stück ankommen. Wir alle wissen ja, wie Menschen sein können. Sie sehen dich, du lächelst sie an, sie schreien „ORC!“, holen ihre Fackeln und Forken und los geht die wilde Hatz.

Der Rest des Weges war da schon angenehmer. Besonders die Schiffsreise war lustig!
Das Schiff, das ich nehmen sollte, fuhr ab Beutebucht, laut der Einheimischen ein Trolldorf. Hier und da waren sie zu sehen, grinsten schief und sagten etwas, das nach „Aymanwasgääät“ klang. Das Wasser in der Bucht roch wie eine ungereinigte Kloake. Alles in allem hatte ich mir so ein azerothisches Trolldorf anders vorgestellt, aber da ich eh nicht lange Aufenthalt hatte, machte ich mir keine Gedanken darum.

Das Schiff, die „Lasmiranda“, war ein prächtiges Segelschiff, wie ich es noch nie gesehen habe. Überhaupt gibt es ja in der Scherbenwelt kein Meer. Die Wogen... die Schaumkronen... das Schaukeln... hoch und runter und wieder hoch und wieder runter... Als ich mich von meinem Mittagessen verabschiedet hatte, war auch schon Land in Sicht. Ratchett! Und dort erwartete mich auch schon ein Peon, der mich zu meinem Klan, meiner Familie, meinen Freunden führen sollte.

Das Dorf, in das man mich führte, lag umgeben von grünen Grasflecken und glitzernden Seen und umschlossen von hohen Bergen, die wie die Arme einer Mutter um Mulgor lagen. Und in der Ferne – ja, tatsächlich! - da stand... er.
Veröffentlich am: 05.09.2014, 12:15 Uhr
Manche da draußen glauben, dass jeder von uns ersetzbar ist. Ich glaube das nicht. Ich glaube, dass nicht einmal die Zeit das Loch schließt, das eine Person, sei sie geliebt oder verhasst, hinterlässt, wenn sie von einem geht.

Zeit. Was ist Zeit? Gibt es die richtige Zeit, um bestimmte Dinge zu tun, und gibt es die falsche? Bestimmt die Zeit uns oder wir die Zeit? Kann man zur falschen Zeit am richtigen Ort sein oder ist man zur richtigen Zeit am falschen Ort? Wäre Raghna zwei Meter weiter links gestanden, hätten sie die Kor'kron nicht erwischt. Oder hätte sie an der Stelle, an der sie tödlich verletzt wurde, einfach nur drei Momente später auftauchen sollen?

Egal, wie man es dreht: Raghna, mein Häuptling, meine Freundin, ist tot.

Wir sind zusammen aufgewachsen. Ich weiß noch, wie ihr Haar im Wind wie ein erdbraunes Banner wehte, wenn sie mit ihrem Reitwolf ausgelassen über den kargen Boden des Schergrats ritt. Sie war immer die Mutigste, erkletterte die höchsten Klippen und Bäume, um uns anderen Kindern frische Eier aus den Nestern zu bringen. Ich sehe sie noch vor mir, mit ihrer ersten Axt in der Hand und wie hart und zielgerichtet sie trainiert hat. Raghna war nicht nur eine starke Kriegerin, sie war auch meine Freundin und hatte immer ein offenes Ohr und einen guten Rat. Niemand könnte sie je ersetzen.

Ich erinnere mich, wie das Feuer des Scheiterhaufens sie erreichte. Ich sehe es, ich höre es und ich rieche es, sobald ich die Augen schließe. Es knackte, zischte, umschlang meine Freundin mit seinen Armen aus Flammen und geleitete sie zu den Ahnen. Ich musste mich abwenden, denn den Schmerz, den ich empfand, wollte ich ihr nicht zeigen. Sie sollte meiner Familie nicht erzählen, dass aus mir eine weinerliche, schwache Frau geworden sei.

Viele der Anderen im Klan können nicht nachempfinden, wie es ist, wenn man den noch warmen Körper seiner Freundin für die letzte Reise vorbereitet. Sie meinen, ich wäre weniger ehrenvoll, weil ich nicht den Weg einer Kriegerin oder Späherin eingeschlagen habe. Sie bereiten auch nicht schon ihr ganzes Leben lang die Verstorbenen und Gefallenen auf ihre letzte Reise vor. Sie sind nicht dabei, wenn eine Frau nach einer schweren Geburt ihr Leben aushaucht, weil sie den Verlust ihres Totgeborenen nicht erträgt. Sie arbeiten nicht hilflos Tage und Nächte durch und versuchen alles, um die Bauchwunde eines Kriegers, die sich einfach immer wieder öffnet, zu behandeln und zu schließen. Und dann kommt wieder das Vorbereiten. Ich bin nicht schwach. Nein, die Tochter von Gorvanok dem Schlächter erfüllt ihre Ahnen mit Stolz.

Einen Verlust hinzunehmen ist nicht immer leicht. Oft ist es auch nicht leicht, die letzten Wünsche der Sterbenden zu erfüllen. Ich erinnere mich noch daran, was Raghna zu mir sagte, kurz bevor sie zu den Ahnen ging; ich solle ihm helfen, ihm beistehen, sein Leben teilen und ich will und werde es.

Doch irgendetwas in mir ist zerbrochen.
Veröffentlich am: 30.09.2014, 10:26 Uhr
Es scheint eine Ewigkeit her zu sein, dass wir dieses karge Brachland verlassen haben, das mich nur noch an Entbehrung, Tod und Krieg erinnert. Zu Schluss hatte ich schon gar kein eigenes Leben mehr, so war es mir, denn alles drehte sich nur noch um die Verpflegung unserer Verbündeten und der Flüchtlinge, die Beschäftigung der neuen Peons, die oftmals eine verwaschene und untraditionelle Einstellung zu uns mitbrachten, Kontakte und Frieden im Lager selbst wahren und meinem Gefährten zur Seite zu stehen, der sich erst noch in sein Leben als Häuptling und Anführer einfinden musste. Meine Pflichten nahmen mich so in Anspruch, dass ich kaum mehr dazu kam meiner Berufung nach zu kommen, selbst Kräuter zu sammeln und sie zu verarbeiten, mich um das Kochen und Vorratshalten zu kümmern, all das musste ich an die wirr und ziellos herumwuselnden Peons abgeben.
Unsere anfänglichen Bündnispartner waren schon nach einigen wenigen Siegen abgezogen. Von einem dieser Anduritrolle musste ich mir sogar anhören, dass DAS unser Kampf und unser Krieg sei, dabei sind wir Fremde in einer Fremden Welt und ganz bestimmt nicht erfreut darüber unsere fehlgeleiteten Brüder und Schwestern zu töten. Er drängt nahezu darauf, dass Nerzosh ihm die Absolution erteilte die Mitglieder des Anduri Stamms komplett abzuziehen. Wo war nur die Ehre dieser Trolle verloren gegangen? Ich konnte es wirklich kaum fassen. Dieser Troll führte an, dass wir ja nun die Unterstützung der Elfen Silbermonds hätten und sie nicht mehr benötigt würden. Ich glaubte mich verhört zu haben! Ziehe die Klans zusammen, als dass sie gegen den Feind in vereinter Stärke kämpfen – war wohl in Azeroth kein Leitspruch. Schicken wir unsere Krieger heim, weil die Nachhut eingetroffen ist? Von so viel geballter Blödheit und egoistischer Selbstverherrlichung wurde mir übel.
In den Elfen Silbermonds dagegen fanden wir, so hätten wir es kaum von so zierlichen, kleinen Wesen in bunten, glitzernden Seidengewändern erwartet, einsatzfreudige Verbündete, deren Engagement und Wille stark war und mich wirklich beeindruckte. Besonders Tenebra und Valentinez, auch wenn dieser mir Hilfe beim Zubettgehen anbot, werden immer einen Platz am Herdfeuer unseres Klans haben. Wir bekamen, bei unserem Abzug nach Garroshs Niederlage, sogar ein großzügiges Geschenk von unseren neuen Verbündeten: eine große Kiste mit Vorräten und eine Truhe mit Decken und Tüchern, die uns noch gute Dienste leisten sollte.
Und dann war da noch die Brachlandwache. Eine zusammengewürfelte Truppe aus allen Völker, die auf die Sicherheit diesen kargen und vom Krieg verheerten Landstrichs achten. Es war wirklich schade, dass Suvial nicht über ihren Schatten springen konnte. Sie wäre sicher eine angenehme Reisebegleitung gewesen und hätte noch viel über ihr Wahlvolk, die Orcs, lernen können. Ihre Kollegin, Dley, dagegen war mit uns gezogen. Es musste nun sehr einsam sein am Wegekreuz. Ich stelle mir vor, wie Suvial alleine an der Palisade steht und den Schreien und Brüllen der Kolkar beim Liebesakt lauscht, wie sie es so oft getan hatte.
Ja, wir haben wirklich einige schreckliche Erfahrungen hinter uns gelassen, aber auch einige Freunde und Verbündete gefunden. Hat sich der Krieg gelohnt? Für die freien Völker Azeroths sicher, aber für uns? Ich weiss es nicht - ich weiss nicht, ob der Preis, den wir gezahlt haben nicht zu hoch war. Welche Vorteile haben wir nun? Stellt man diese Frage nach einem Krieg überhaupt? Der Tod meiner Freundin liegt noch immer schwer in meinem Herzen. Dennoch blicke ich vorraus in die Zukunft, unserem neuen Leben entgegen, der verheißenen Heimat. Und ich glaube fest, dass uns der Weg besser, stärker und härter macht. Genau richtig für ein Land aus Feuer und Eis.
Veröffentlich am: 12.10.2014, 16:29 Uhr
Endlich in Nordend!
Kaum zu glauben, wie wohl ich mich hier wieder fühlte. Es war doch schon einige Zeit her, seit ich das Land bereist hatte und viel war in der Zwischenzeit geschehen. Gestern Abend waren wir angekommen und ich suchte schnell einen Platz für die Tiere und die Zelte, bevor die Nacht auch schon zu dunkel wurde, um noch viel zu machen.

Der nächste Tag brach frisch und sonnig herein und ich beschloss mich mit den neusten Karten bei den Verlassenen im Hafen der Vergeltung vertraut zu machen. So lies ich die Peons und Grunzer bei der kleinen Zeltstadt zurück und ermahnte sie, sich in diesem gefährlichen, kalten Land vorsichtig zu verhalten.
Als ich gegen Nachmittag zurückkehrte fehlten einige der Klanmitglieder und ich machte mir Sorgen, da mir niemand sagen konnte, wo sie zu finden sind. Wie kopflose Talbuks hatten sie sich von der Gruppe getrennt und ich fühlte mich schuldig, dass ich sie in diesem für sie fremden Land alleine gelassen hatte, um die Reiseroute zu bestimmen. Wie konnte ich so kurzsichtig agieren, wo ich doch wusste, wie leicht sie sich und ihre Fähigkeiten überschätzten!
Ich lief hier hin und dorthin, bis ich einen Verlassenen traf, der mir sagen konnte, wo ich die verlorenen "Talbuks" finden konnte. Angelnd und plaudernd standen sie da, keine Rückendeckung, keine Vorsichtsmaßnahmen, keine Verantwortung für unseren Reisetroß, und konnten oder wollten nicht verstehen, wie unvorsichtig und welpenhaft sie gehandelt haben. In den Tiefen Nordends, den Wäldern, Schluchten und Gletschern, sind schon viele verloren gegangen und nie mehr aufgetaucht. Neben den beiden "Talbuks" saß... ein Vogel! Ich kannte diesen Vogel! Ich wusste, was es bedeutete! Ich forderte die "Talbuks" auf zum Lager zurück zu kehren, was sie zögerlich und langsam auch taten.

Nerzosh erwartete uns schon in Mitten unserer kleinen Zeltstadt und war, auf Grund der offensichtlichen Verplantheit des Klans auch zurecht verärgert. Ich nehme dafür die Verantwortung auf mich. Dieses Opfer muss ich bringen, denn mir war der Klan anvertraut. Ich habe mein Bestes versucht, aber ich habe noch immer den Respekt unserer neuen Mitglieder noch nicht erlangt. Ich werde wohl in Zukunft mehr von ihnen fordern und verlangen müssen, als sie freundlich um etwas zu bitten, wie es in Azeroth gemacht wird. Azeroth ist so weich, es macht weich.

Einige Zeit später, nachdem alles zusammengepackt und verstaut war, ritten wir schon gen Kamagua, wo die Kaluak, ein freundliches Volk von Fischern und Jägern, uns sicher Unterschlupf gewähren würden. Ich hatte von meinem ersten Besuch bei ihnen noch eine perlmuttene Muschel, die als Freundeszeichen fungiert und mir gewährt, in ihrem Dorf zu nächtigen.
Dort angekommen entledigten wir uns endlich dieser nichtsnutzigen Kodos und schlachteten sie aus. Fleisch und Knochen, von den Kaluak geschätzt, teilten wir mit unseren Gastgebern. Gleichzeitig packten die Peons und Grunder die Kisten ab und verstauten alles in einem uns zugeteilten Iglu.
Nun forderte Nerzosh den Respekt, den Caladney auf Grund ihrer Unwissenheit unserer Kultur gegenüber, hat missen lassen ein. Die Sache war relativ schnell vom Tisch und ich freute mich, dass sie wirklich langsam ein Teil vom Klan zu werden schien. Im Gegensatz zu Largakh, der versuchte von mir zu hören, dass er doch immer folgsam sei und keinen Grund zum Unmut böte. Allerdings verhält er sich noch immer nicht wie ein Grunzer und ich frage mich manchmal, ob Nerzosh nicht verfrüht gehandelt hatte, trotz Largakhs Engagement dem Klan gegenüber. So entschuldigte ich mich nur noch mal in aller Form bei Nerzosh für mein Versagen, den Klan in Respekt und Ehre zu führen und sagte nichts weiter zu Largakhs Fragen, um seine Fügsamkeit.
Der Abend klang mit dem Nordlicht aus und ich hoffte, dass der nächste ein angenehmerer werden würde.

Zuletzt bearbeitet am: 12.10.2014 18:31 Uhr.
Veröffentlich am: 07.03.2015, 14:32 Uhr
Ich kann mich stundenlang gut beschäftigen. Sei es mit dem Kochen von Salben, dem Pökeln von Fleisch, dem Pflegen der Verwundeten und Kranken oder dem Sammeln von Heil- und Gewürzpflanzen. Aber sie schwüle Hitze hier im Sumpf machte mich träge. Ich hatte keine Lust irgendetwas zu machen. Die Insekten umschwirrten mich belästigend. Die Vögel sangen hier nicht, nein, sie kreischten unangenehm in der Ferne. Meine Nase schien sich zwar langsam an den Geruch des brackigen Wassers zu gewöhnen, aber es wird mehrere Waschungen mit Blütenextrakt brauchen, bis meine Haut, mein Haar und meine Kleidung den „Duft“ des elendigen Sumpfes verlieren.
Ich saß auf dem Stein vor der Schmiede und betrachtete das angefangene Totem. Der Ast war gut geeignet, er hatte eine gute und ursprüngliche Form und die Borke war fest, lies sich aber ausgezeichnet bearbeiten mit meinem kleinen Messer. Irgendetwas störte mich trotzdem. Ich hatte die mir bekannten rituellen Runen für Feuer, Flammen und Hitze eingeschnitzt und auch einige Verzierungen hinzugefügt, aber es fühlte sich nicht richtig an. Hier zum Beispiel: Diese Flamme erinnerte beim genauen Hinsehen eher an eine Welle, als an loderndes Feuer. Es würde niemandem auffallen – ausser eventuell meinem Mann – aber ich weiß es und ich kann damit nie zufrieden sein.
Um auf andere Gedanken zu kommen dachte ich daran einen kleinen Spaziergang zu machen. Alle anderen waren unterwegs. Die Jäger jagten, die Späher spähten, die Krieger trainierten und mein Gefährte war sicher mit irgendwelchen taktischen Plänen in das Haupthaus verschwunden, um die nächsten Schritte zu planen. Es ist nicht einfach als einziger Zivilist. Ich wollte nützlich sein, aber niemanden bei seinen Aufgaben stören.
Langsam und träge richtete ich mich auf und sah mich in der trüben Hitze unter dem Blätterdach der moosigen und mit Lianen behangenen Bäume um. Welche Richtung sollte ich wählen? Die Insekten schwirren um meine Ohren und nur dank der Schicht an Creme, wurde ich von ihren Stichen verschont. Die Creme bestand ganz einfach aus ausgekochtem Tierfett und Sumpfschlamm. Ja, Sumpfschlamm. Ich dachte an Bäder in frischem Quellwasser und duftenden Kräutern darin. Oh, wie sehnte ich mich danach! Und da kam mir die Idee!
Suvial hatte Nerzosh vor wenigen Tagen vorgeschlagen am Rande der Küste in die Verwüsteten Lande vorzustoßen, da die See von den Schiffen der Allianz und der Horde wimmelte und die Küste deswegen sicherer wäre vor Patrouillen der eisernen Horde. Ich könnte also zwei – nein drei! - Fliegen mit einer Klappe schlagen: Ich würde ein erquickendes Bad im Meer nehmen können, käme hier mal ein wenig raus und vielleicht auf andere Gedanken und könnte zur Basis unserer Verbündeten, die nahe der Küste lag, und meine elfischen Freunde besuchen. Perfekt! Diesmal würde ich vielleicht auch eine Gelegenheit finden Valentinez zu bitten, sein Kleid befühlen zu dürfen. Auf der einen Seite fand ich es ja seltsam mit so feinem Stoff in den Krieg zu ziehen, aber auf der anderen Seite faszinierte und erfreute mich der Anblick des feinen Zwirns! Und Nerzosh würde das nicht verstehen, wenn ich den Elfen in seiner Gegenwart danach fragen würde. Ausserdem war vielleicht auch Tenebra da. Ich musste dringend fragen, ob sie ein Buch über die azerothischen Pflanzen hat, denn unsere Vorräte an Kräutern der Scherbenwelt gingen langsam zur Neige und weder war es sicher, wann wir das Portal wieder nutzen könnten, noch kannte ich mich besonders gut mit den hiesigen Pflanzen aus. Vielleicht sah ich sogar Suvial wieder.
Ich nahm also meine Tasche auf, die sich heute viel schwerer anfühlte, nahm mein halbfertiges Totem mit und schlenderte in Richtung Küste. Ich würde sicher vor dem Anbruch der Nacht zurück sein, bis dahin würde mich wohl kaum jemand vermissen.
Der Weg kam mir kurz und friedlich vor. Meine Laune wurde stetig besser und ich erfreute mich an meinem Spaziergang. Am Meer angekommen zog ich meine Schuhe aus und steckte sie in meine Tasche, band meinen Rock fester um meinen Körper und watete langsam hinein. Brrr.. kalt! Gegen die schwüle Hitze der Sümpfe, war das Wasser wirklich erquickend und labend. Mein Körper kribbelte angenehm, als ich durch das salzige Wasser in Richtung der verwüsteten Lande schwamm.
Auf der anderen Seite des Bergkamms angekommen schrubbte ich erst einmal ordentlich mit Salzwasser und Sand die Creme von meiner Haut und spülte mein Haar gut durch. Die Elfen sollten nicht denken, dass ich den Sumpf so liebe, dass ich seinen Geruch auf all meine Reisen mitnähme. Mit meinen Sandalen in der Tasche lief ich dann los, ganz dicht an der Wasserlinie, um kein Risiko einzugehen. Die heiße Sonne trocknete langsam meine Kleidung und meine Haare. Wie angenehm die Hitze auf der Haut war!
In der Ferne konnte ich die Basis schon erahnen, ich hatte es bald geschafft, ganz ohne Zwischenfälle. Also blieb ich kurz stehen, öffnete meine Tasche und holte meine Schuhe heraus, wobei mein Totem auf den Boden purzelte. Ich hob es auf und wurde von hinten an den Hüften gepackt. Erschrocken drehte ich mich um und sah mich drei grinsenden Orcmännern gegenüber. Es waren braune. Eiserne Horde. Der vordere, ein großer Orc mittleren Alters mit schlechten Zähnen, die eine Schande waren, grinste mich besonders schmierig an und blies mir seinen sauren, fauligen und biergeschwängerten Atem in das Gesicht als er sagte: „Na, meine Süße, ganz alleine?“. Seine zwei Freunde lachten gemein. Der Orc riss mir meine Tasche aus den Händen und warf sie ausser Reichweite. Danach schubste er mich um, so dass ich plötzlich auf dem Boden vor ihm saß. „Heute ist dein Glückstag, hohoho“ rülpste er grinsend. Seine Freunde lachten wieder gemein. Er umfasste hart meinen Knöchel mit der einen Hand und schob meinen Rock mit der anderen hoch, dann patschte er meinen Oberschenkel an und grinste.
Ich hob schockiert und reflexartig meine Hand und rief das Feuer. Nerzosh hatte mir verboten es zu rufen und irgendwie erinnerte ich mich daran und lies meine Hand wieder sinken und schickte das Feuer fort. Und es ging. Es ging! Das hatte ich noch nie so einfach geschafft. Zack hier und zack weg! Ich betrachtete meine Hand, dann blickte ich vor mich und sah einen brennenden Schemen etwa einen Meter entfernt von mir. Es war der eine Freund dieses Pöbelorcs. Er hatte den Mund weit geöffnet, als würde er schreien, jedoch hörte man nicht mehr, als das Rauschen der Wellen und die Schreie der Vögel über uns. Gnädigerweise fiel der Mann nach einem Augenblick auch schon tot um und leistete seinen Gefährten Gesellschaft. Drei verkohlte Haufen. Drei Orcs, die nie mehr die Heimat sehen würden. Drei Orcs, die vielleicht irgendwo von irgendwem vermisst werden würden. Ich musste hier weg.
Ich lief zu meiner Tasche und krallte sie mir im Rennen, so dass einige Dinge herauspurzelten; ich hatte keine Zeit zu gucken, welche es waren. Ich hatte meine Sandalen wohl noch in der Hand, auch das Totem, aber als ich in der Dämmerung anhielt, um Atem zu schöpfen, war beides nicht mehr da. Nur meine fast leere Tasche hing nutzlos um meine Schulter. Ein brennender Schmerz an meinem Oberschenkel veranlasste mich meinen Rock zu heben, um mein Bein zu betrachten. Bei den Ahnen! An der Stelle, an der mich der Orc befummelt hatte, prangte eine große, handförmige Brandwunde, die mich für alle Zeiten an diesen Vorfall erinnern würde. Sie schrie mir „MÖRDERIN!“ entgegen. Sie schrie mir „DUMM! UNVORSICHTIG! SCHANDE!“ entgegen. Aber am lautesten schrie sie „SCHMERZ!“. Ich musste mich hinsetzen. Entsetzt durchwühlte ich meine Tasche und ich hatte keinen einzigen Tiegel Salbe mehr, keine Phiole Kräuteressenz und nicht mal einen lausigen Verband in der Tasche. Nur einige benutzte Taschentücher, ein Töpfchen mit Augenschminke und ein Haufen Fusseln und Krümel waren zu finden. Und wo war ich eigentlich? Ich hob meinen Kopf und erblickte eine Gegend, die ich nie zuvor gesehen hatte. Wie lange war ich gelaufen? Es war nun schon fast ganz dunkel, ich musste stundenlang gerannt sein. Und niemand würde mich suchen, denn ich wollte schon längst wieder im Lager zurück sein. Die Hitze des Tages wich der Kühle der Nacht und ich fröstelte langsam. Nein, ich zitterte und zwar schlimm. Das mussten die Nachwirkungen des Schocks sein. Ganz ruhig, Gorvanna, ganz ruhig. Wo man hinlaufen kann, kann man auch wieder weglaufen. Ich versuchte mich zu erheben, aber mein Bein schmerzte so stark, dass ich einen kurzen Moment nur helle Blitze sah. Jetzt hatte ich es wirklich versaut. Nerzosh würde toben. Die anderen würden mich für meine Dummheit sicher auch hart rügen. Wieso war ich nur so übermütig aufgebrochen? Blöd.
So frotzelte ich in mich hinein und verdammte mich und mein Bein und bemerkte zu spät, dass sich etwas verändert hatte. Erst, als sie schon ganz nahe war, roch ich sie. Wolf! Worg.. nein.. Worgen! Der Mond war inzwischen aufgegangen und beleuchtete die unwirklich erscheinenden Szenerie. Die Worgenfrau kam langsam, interessierten Blickes auf mich zu und machte Gesten, die mich wohl von ihrem guten Willen überzeugen sollten. Sie stieß ab und zu einen Laut aus, der wie „Freund!“ klang, aber mit einem eigenartigen Akzent, der das Wort fast wie ein gebelltes „Fround!“ klingen lies. Da ich sowieso keine Waffen bei mir hatte, lies ich sie vorerst näher kommen. Ich konnte weder wegrennen, noch hatte ich einen Schutz gegen ihre Krallen und ihr Gebiss, also erst mal freundlich Winken.
Besorgt trat die Worgin näher und machte Anstalten meine Wunde zu inspizieren, die sie wohl schon gerochen hatte, bevor sie sie sah. Sie grunzte ein „Ouh ouh?“ und ich verzog mein Gesicht. Sie zeigte auf ihren Schubkarren, der einige Meter entfernt stand und im Mondlicht deutlich zu erkennen war. Ich schüttelte den Kopf. Sie nickte, ging los und holte ihn. Sie bellte ein „Hälfn!“. Ich nahm an, sie wollte mir helfen. Der Sache war zwar nicht zu trauen, aber was sollte ich anderes machen? Sie hob mich mit übermenschlichen Kräften in den Schubkarren und fuhr mich durch die düstere Landschaft dieses seltsamen Waldes in Richtung eines Dorfes, das derart nach Worg stank, dass ich den Geruch des Sumpfes vorgezogen hätte. Ein Haus am Rande der kleinen Stadt war ihr Ziel und sie karrte mich im Schutze der Dunkelheit in den kleinen Schuppen, der genau daneben lag.
Die Worgin eilte hinaus und kam etwas später mit einer Decke, einem gefüllten Korb und einer Kerze wieder, die sie sogleich entzündete. Sie betrachtete meine Brandwunde und tupfte eine brennende, grünliche Tinktur darauf und gab mir altbackenes Brot, Pökelfleisch und einen Schlauch mit einem ölig schmeckenden Wasser darin. Danach nickte sie mir zu, legte den Finger vor die Lippen, verließ den Schuppen und verriegelte die Tür.

Nach einigen Tagen war ich noch immer bei ihr. Mein Bein heilte gut, aber ich fühlte mich von Tag zu Tag müder und kraftloser. Ich hatte die Befürchtung, dass die Wunde vielleicht schlimmer war, als sie nun aussah, aber ich hatte weder Fieber, noch wurde mein Geist unklar. Jeden Abend besuchte mich die Worgin nach Einbruch der Dunkelheit, brachte mir Speisen und einen Schlauch Wasser, versorgte meine Wunden und kämmte mein Haar. Erst dachte ich mir nichts dabei und ich wollte ob unserer Sprachbarriere nicht unhöflich sein. Immerhin war dort draußen ein Dorf voller Worgen, die vielleicht äußerlich wie Menschen aussahen, aber keine waren.
Eines Tages, als sie wieder mein Haar kämmte, sah ich, wie sie meine ausgefallenen Haare in einen kleinen Beutel steckte, den sie unauffällig in ihre Robentasche steckte. Irgendwas stimmte hier nicht. Mein Bein tat nicht mehr weh, aber ich fühlte mich matter denn je und es wurde täglich schlimmer – und nun die Sache mit meinen Haaren!
Ich deutete auf ihre Robentasche und fragte „Was soll das?“. Natürlich verstand sie meine Worte nicht, aber sie wusste sofort, was ich meinte und bekam ein gemeines, gieriges Gesicht, verließ den Schuppen und wollte mich wieder einsperren, wie ein Tier!
Am nächsten Tag spielte sich das Gleiche wieder ab, nur, dass sie mir weder Nahrung noch Wasser mitgebracht hatte und auch kein Interesse mehr an meiner Verletzung zu haben schien. Und auch am folgenden Tag keine Nahrung, kein Wasser. Sie riss nur meinem kraftlosen Körper ein Haar nach dem anderen aus und steckte es in ihren fiesen, kleinen Beutel. Aber ich hatte einen Plan. Ich musste handeln, so lange ich noch so viel Kraft mobilisieren konnte mich zu bewegen. Die letzten drei Tage hatte ich mich nicht mehr bewegt, um sie in Sicherheit zu wiegen, doch als sie an diesem Abend meinen Schuppen betrat und sich gar nicht erst die Mühe machte zu verschleiern, weswegen sie gekommen war, packte ich sie mit meinen letzten Kraftreserven am Hals, als sie sich über mich beugte, und drückte fest zu. Vorsorglich spitz gefeilte Fingernägel, hatte schon meine Großmutter gesagt, können einem im Notfall das Leben retten. Und ja! Wenn die Worgin nicht so überrascht gewesen wäre von meiner Attacke, hätte ich sie niemals überwältigen können, nur mit meinen spitzen Fingernägeln, den letzten Kraftreserven und einer Menge Glück. Ich erhob mich wackelig und schleppte mich aus dem Schuppen, schloss die Tür und hoffte, dass sich niemand hier her verirrte und Lust hatte, die Worgenfrau zu besuchen.
Ich schlurfte im Schutze der Dunkelheit aus dem Dorf, über deren Friedhof, wo kleine, rot flackernde Lichter auf einigen Gräbern ein gespenstisches Leuchten erzeugten und dachte „Friedhof - das ist ein Zeichen.“ Sicher würde ich meinen Gefährten und das Rudel nie wieder sehen. Ich war durch meine eigene Dummheit in diese Situation gekommen und ich würde nun die Konsequenzen tragen: meinen Tod. Ich krabbelte auf ein schön weiches Stück Wiese kurz oberhalb des Friedhofs, blickte ein letztes Mal auf zu den Sternen, dachte an ihn und wurde gütigerweise ohnmächtig.
Veröffentlich am: 07.03.2015, 14:32 Uhr
Draenor, Land meiner Ahnen.
Der Frostfeuergrat, Ort meiner Geburt.
Spitze schwarze Zacken erheben sich majestätisch dem Himmel entgegen – im Kontrast dazu steht in einer gar reinen Weiße der Schnee und das Eis. Hier und da sieht man das Dampfen der Vulkane und ab und zu sogar, einem Feuerwerk, einem Funkenregen gleich, die aufschießende Lava, die zu schreien scheint: dieses Land lebt, atmet und sein Herz schlägt kräftig.
Ich blicke über die Tiefschneezonen und sehe, wie der Wind den glitzernden Schnee anhebt und ein Stück mit sich trägt, ihm dabei einen silbrigen Schimmer verleiht und den Zauber des Anblicks perfekt macht. Eine Ruhe, wie ich sie lange nicht mehr gespürt habe, erfüllt mich und mein Blick wandert, an den schwarzen Zacken der Berge entlang, hoch zum Himmel. Er ist nicht magenta-rot, wie es im Schergrat der Fall war, sondern blau. Ein tiefes, mystisches und gehaltvolles Blau. Eine Farbe, die satt macht, die einem Geschichten zu flüstert und träumen lässt. Ein Blau so reich und vollkommen, dass es mich an dunkle Seide erinnert, an Samt und Brokat, Stoffe, die wir nicht nutzen, denn sie sind nicht für dieses Land gemacht, zu dünn, zu zart, die wir aber dennoch bewundern, verziert und zum Strahlen gebracht durch die Perlen und Diamanten des Himmels. Wir können uns wirklich glücklich schätzen, einen derartigen Schatz geschenkt bekommen zu haben.
In geheimen Grotten und Kavernen sammelt sich das Wasser, das tief aus der Erde kommt, heiß und dampfend. Manche sind bekannt, andere werden wohl nie gefunden werden, denn auch die Erde hat Geheimnisse, die sie nicht jedem preis geben möchte. Dort, in der Wärme, umschlossen von Gestein, dunkel und glänzend, fühlt man sich wie im sicheren Schutz des Mutterbauches, eng umschlungen und geliebt.
Die Elemente liebten von jeher dieses Land.
Und doch! Und doch hat das Übel dieses wunderbare Land heimgesucht.
Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht daran erinnert werde.
Die Eisernen – erst verweigern sie uns den Zutritt zur Scherbenwelt. Und als sei es nicht genug eine Heimat zu verlieren, scheint es nun so, dass wir nicht einmal in Draenor frei sein können, ohne auf sie zu stoßen. Ihre Verbündeten sind zahlreich, ihre Methoden orcverachtend und gewalttätig. Bist du nicht für ihre Sache, bist du automatisch der Feind. Es gibt nur schwarz oder weiss. Nur gut oder böse. Nur ja oder nein. Wenn ich daran denke, steigt mir die Galle hoch, bitter und ätzend. Der Pass, der uns in die anderen Teile Draenors führen könnte, ist besetzt von ihnen. Händler kommen nicht rein oder raus. So verweigern sie uns nun also auch Draenor. Haben wir damit zwei Heimaten verloren?
Es werden Stimmen in unseren Reihen laut. Wieso schließen wir uns ihnen nicht an? Wir, Kämpfer gegen Garroshs Wahre Horde. Kämpfer gegen die Eiserne Horde in der Zeit der Belagerung des Portals. Wir, der Sturmwolf Klan. Wieso nicht? Es gibt so viele Gründe dafür und dagegen, wie es Schneeflocken in der Tiefschneeebene gibt, aber ich habe schon meinen Entschluss gefällt. Ich, als Kräuterheilerin des Klans, seit ich das Amt von meiner Großmutter übernommen habe, werde niemals gegen das Leben handeln. Und scheiß der Garn die Wand an, ich werde keine fanatischen Spinner unterstützen. Einung der Klans, gut und schön, aber es ist die Methode, die mir nicht behagt. Vernichten oder einverleiben. Freiheit durch den Tod oder lebendige Versklavung als Mittel zum Zweck, um andere Völker zu vernichten oder zu versklaven? Igitt.
Hat denn dieses Töten und der Krieg nie ein Ende?
Es ist Zeit für eine Wiedergeburt der Welt. Und wie es aussieht, wird diese das Vorrangehen eines flammenden Infernos benötigen. Schon wieder.