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Die Suche

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Veröffentlich am: 09.11.2014, 20:51 Uhr
Still sass sie an einem der Feuer und geübt fuhr das scharfe Messer über das Holz in ihrer Hand.
Die junge Orcin war konzentriert auf das, was sie tat. Scheinbar.
Sie nahm alles in sich auf. Die geschärften Sinne einer Jägerin liessen sie Gerüche wahrnehmen,
und nicht nur die angenehmen. Geräusche, die sie zumeist zuordnen konnte. Und Wortfetzen,
viele, viele Wortfetzen und so manches Wort.

Ihr Ohrenmerk galt einem Orc, der direkt hinter ihr sass. Vom Krieg erzählte er, von der alten
Welt und stolzen Häuptlingen. Er klang alt und weise, mit der leisen Stimme, wie sie viele
Geschichtenerzähler hatte sprechen gehört, jene, die nicht laut werden mussten, um gehört zu
werden.

Sie war tagelang gewandert, hatte sich in vielen Dörfern wie diesen aufgehalten, doch erst hier
bekam sie die Antworten, die sie suchte - ohne Fragen zu stellen. Rulka blickte sich nicht um, es
war egal, wer er war. Wichtig war, was er sprach... und er sprach, was sie wissen musste.
Krieg. Eiserne Horde. Steinard. Sturmwolf.

Sie warf das Stück Holz und das Messer in ihren Beutel. Leise erhob sie sich und ging. Irgendwo,
in einem Gebüsch nicht weit entfernt, blitzen gelbe Wolfsaugen auf und folgten ihr.
Veröffentlich am: 11.11.2014, 10:50 Uhr
"Mach dich nützlich.", hatte er gesagt. Sie war vorbereitet gewesen und holte aus ihrem Versteck den Sack mit Fleisch, warf ihm diesen vor die Füsse. Er schien unbeeindruckt. Auch darauf war sie vorbereitet. Prüfend war sein Blick und auch, wenn ihr Mittagessen den Weg nach oben suchte, hielt sie Stand und letztendlich bekam sie, was sie wollte. Eine Chance.

Sie nahm den Sack und folgte dem Häuptling ins Haus. Er ging die Stufen hoch, doch sie folgte ihm nicht. Mit scharfem Blick nahm sie alles in sich auf. Dann setzte sie sich ans Feuer, bereitete das Fleisch vor und hing es über die Feuerstelle.
Sie machte sich nützlich.
Veröffentlich am: 12.11.2014, 10:54 Uhr
Rulka nickte Largakh knapp zu und verliess das Lager. Viele Leute auf einem Haufen machten ihr ein komisches Gefühl und sie hatte Mühe, sich darauf einzustellen, das soviele neue Gesichter auch sie musterten und sich fragten, wer sie sei.
Spähen sollte sie, sagte der Häuptling, und sollte sie wiederkommen, würde er mit ihr reden. Sie schnaubte leise. Wieso sollte sie denn nicht wiederkommen? Was dachte der denn bitte? Das sie ein Welpe war, der mit einem Stock rumfuchtelte und das Fleisch aus den Fallen anderer klaute?

Sie knurrte und spuckte eine Weile vor sich hin, bis sie sich selber auf die Nerven ging. Sie nahm ihr Holz und ihr Messer aus dem Sack und schnitzte vor sich hin. Langsam nahm das Holzstück Form an und die Form eines Wolfs wurde ersichtlich. Die Kleinarbeit würde noch ein paar Stunden in Anspruch nehmen. Das war gut. Schnitzen brachte sie wieder zur Ruhe und sie ahnte, das sie davon eine Menge brauchen würde in der nächsten Zeit.
Veröffentlich am: 20.11.2014, 13:31 Uhr
Sie lief Stunden um das Lager herum, bis sie sich im Mondschein an einen Baum setzte und zu schnitzen anfing. Die Vorfälle des Abends liefen wieder und wieder durch ihren Kopf. Was wollte die Menschenfrau nur hier? Wieso unterhielt der Häuptling sich mit ihr? Was steckte dahinter?
Mehr und mehr Klanmitglieder lernte sie kennen und alle musterten sie, alle wollten was wissen und alle gaben ihr das Gefühl, sie zu prüfen. Lief es so in einem Klan? War es das, was es ausmachte? Jeder kannte jeden und jeder.. passte vielleicht auch auf jeden auf?

"Pass dich ihnen an.", hatten sie zuhause gesagt. Aber Rulka war jung und da war das mit dem Anpassen eher schwierig, wenn der Kopf voller dummer Ideen und das Herz voller Sehnsucht war.
Sie spürte Wut in sich, Wut und Unbehagen. Sie waren erstaunt, das sie die Menschenfrau verstanden hatte, doch kaum waren die Elfen dagewesen, war es vergessen. Er hätte kein deutlicheres Zeichen setzen können, das sie noch lange nicht dazu gehörte.
Die Kriegsfürstin hatte sie gefragt, was sie konnte. Arbeit mit Leder. Konnte jeder anscheinend. Es würde nicht ausreichen, was sie zu geben hatte.
Sie betrachtete den geschnitzten Wolf in ihrer Hand. Er wirkte echt, es war eine gute Arbeit. In seinem Blick war Jagdlust, die Lefzen hochgezogen, der schmale Körper angespannt. Sie war zufrieden. Das konnte sie dann wohl auch. Wirklich, sehr, sehr hilfreich für einen gestandenen Orc-Klan. Rulka seufzte. Gehen oder bleiben? Lernen oder weiter suchen?

Sie ging leise zum Haupthaus, schlich durch die Lager. Neben das von Khrusha, der Kriegsfürstin, legte sie den geschnitzten Wolf. Eine alberne kleine Geste, doch Rulka war jung und hatte ein ungestümes Herz. Sie würde es sich nie eingestehen, wie allein sie sich fühlte zwischen all den Fremden und einander vertrauten Wesen.
Danach suchte sie ihr eigenes Lager auf, doch Schlaf fand sich nur schwer in dieser Nacht.
Veröffentlich am: 27.11.2014, 22:54 Uhr
"Geh.", sagte er und sein heisser Atem schlug ihr ins Gesicht. Für einen Moment bliebt ihr das Herz stehen und sie brauchte einen Moment, bis ihr ihre Beine gehorchten. Dann schluckte sie und verliess das Lager. Ihr Wolf folgte ihr.
Sie ging ein paar Runden um das Lager, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Immer wieder ertönte das Wort in ihrem Kopf. Mal war es die Stimme, die sie eben gehört hatte, dann eine andere.

Sie setzte sich an einen Baum, der Wolf legte sich eng neben sie. Sie vergrub die Finger in seinem Fell, bis er kurz aufknurrte.

Als sie ins Lager zurück kam, ging sie geradeswegs zu Khrusha. Sie hatte immerhin den Auftrag bekommen, sich um ihre Waffen und Rüstungen zu kümmern. Leise setzte sie sich zu ihr und bat sie um die Erlaubnis, den Auftrag ausführen zu dürfen. Die Kriegsfürstin verneinte, was ihre Waffen anging, doch um die Rüstung konnte sie sich kümmern. Prüfend musterte die Frau sie und Rulka vermied es, ihr in die Augen zu sehen.
Bei Khrusha hatte sie immer das Gefühl, nichts verbergen zu können. Unheimlich war ihr das und doch war sie die, die ihr etwas entgegen brachte. Sie fasste unbewusst an ihr Amulett, welches sie ihr geschenkt hatte und dann den Mut, sie zu fragen. Khrushas Antwort war deutlich.
Er hatte sie nicht fortgeschickt.
Veröffentlich am: 02.12.2014, 18:21 Uhr
Sie betrachtete ihr Spiegelbild im grünschimmernden Wasser. Der lange Zopf war verschwunden und zwei kürzere, offene zierten ihren Hinterkopf, der Schädel war frisch rasiert. Sie hatte andere Kleidung an, so hatte der Klan sie noch nicht gesehen. Aber Niha'schir und Largakh hatten auf Rüstung bestanden. Sie hatte ihre Armbrust poliert und auf Fehler überprüft, hatte sie getestet, sie funktionierte einwandfrei. Natürlich tat sie das, sie war im Ernstfall noch nicht benutzt worden - weil es keinen Ernstfall gegeben hatte.
Für einen Moment überlegte sie, das wertvolle Amulett abzulegen, doch als sie es berührte, fiel die Entscheidung. Es würde ihr, wenn, Glück bringen.
Sie hatte keine Ahnung, was sie an diesem Abend erwarten würde. Aber .. sie hatte Stiefel an.
Veröffentlich am: 03.12.2014, 17:55 Uhr
Nachdenklich sass die junge Orcin mitten in der Nacht auf dem nahen Hügel neben der eingenommenen Feste. Sie genoss die Ruhe, die Stille der Nacht. Aus der Feste erklangen die Geräusche der Feier, die Gemeinschaft feierte den Sieg, das Überleben und wohl auch das ehrenvolle Sterben der Freunde. Rulka hatte sich nicht angeschlossen, sie gehörte noch nicht dazu und nach dem Schlachtenlärm war sie wirklich froh um Ruhe und Grund zum Feiern sah sie nicht. Sie hatten Leben ausgelöscht. Einiges an Leben.

Sie wusste, das es notwendig war und sie hatte es nicht in Frage gestellt. Es war das, was dazu gehörte. Dem Klan zu folgen. Niha'schir hatte ihr diesen Rat vor der Schlacht gegeben. Sei ein Teil des Rudels. Rulka hatte das befolgt und doch gleichzeitig einen Befehl missachtet. Denn sie sollte sich an diese eine Blutelfe halten, deren Name sie vergessen hatte, just als er gesprochen war. Die Elfe gab vor ihr an und als Rulka sprach, sah sie die Verwunderung in dem dünnen Gesicht, die hochgezogenen Augenbrauen, den skeptischen Blick. In der Schlacht selbst dann folgte Rulka ihrem Bauchgefühl und somit hielt sie sich an zwei Klanmitglieder. Nicht mal deren Namen wusste sie, aber sie waren vom Klan. Das allein gab Sicherheit.

Die Geschichtenerzähler sprachen von unzähligen Schlachten, die man gewinnen und verlieren musste, doch Rulka wollte die Zahl nicht vergessen. Nie sollte man vergessen, was man tat im Leben und Leben auslöschen sollte nie zur Gewohnheit werden.
Tief ritzte der scharfe Dolch in die zarte Haut über dem Fussknöchel. Ohne einen Laut sah die junge Orcin, fast noch ein Mädchen, zu, wie ihr Blut im Halbmond ihren Fuss entlang lief und den Stein befleckte, auf dem sie sass. Es würde heilen, doch es würde eine Narbe bleiben.
Die erste - doch wohl nicht die letzte.
Veröffentlich am: 28.12.2014, 21:04 Uhr
Wochen war es her, das sie den Häuptling gesehen hatte, wie er im Feuer das Gesicht seiner Gefährtin heraufbeschwor. Es hatte sie nicht losgelassen. Sie hatte daran gedacht, sie hatte davon geträumt. Sie wusste nicht, warum das so war, sie wusste nicht mal, was er da getan hatte. Schamanendinge. Was ginge das sie an, sie war nur eine Jägerin. Halt. Eine Orcin mit einem Bogen in der Hand. Ein Peon, in der Akzeptanzkette sehr weit unten.
Doch es liess sie nicht los und an einem Abend, als Langeweile sie umtrieb, sie sich wieder mal fern vom Klanfeuer hielt, fand sie sich in den Hügeln wieder, an einer Bodensenke. Sie entfachte ein Feuer und starrte hinein, stundenlang. Bis ihr ein Gedanke kam.
Das Ergebnis des Gedankens und der Durchführung desselbigen war eine angesengte Augenbraue und haltloses Entsetzen. Das Feuer hatte ihr ein Bild übermittelt, das Bild ihres Wolfes, der - so ehrlich musste sie ja sein, neben ihr stand. Es konnte alles Zufall sein. Sie verstand noch weniger als vorher, doch eins war nun klar. Sie musste mit Ner'zosh sprechen. Dem Häuptling. Dem Schamanen. Dem Häuptling. Dem Mann, der sie immer nur wegschickte. Häuptling. Ihr wurde übel.

Tage später.
So langsam war sie es gewohnt, das nicht alle mit ihr sprachen und so kümmerte es sie nicht weiter, als sie auf die Frage, was sie tun würden, zweimal die gleiche, nichtssagende Antwort bekam. Sie würde halt mitreiten und tun, was von ihr verlangt wurde. Sie ritten zum Schwarzfels, an der heißen Kette aus der Lava ließ sie ihren noch immer namenlosen Wolf bei
Caladley.. und als sie wieder kam, waren beiden weg. Der Wolf kam zu ihr, draußen am Eingang und was niemand sonst bemerkte, sah sie sofort, an seiner Bewegung, an seinem Blick. Er war verletzt.
An der Feste untersuchte Largakh ihn und als er zu Rulka hoch schaute, schüttelte er nur leicht den Kopf. Sie erlöste das Tier mit einem Pfeil in den Kopf. Stunden später ging der Jäger mit ihr und sie geleiteten den Wolf zu den Ahnen, gedachten ihm und innerlich fragte sie sich, ob er es geahnt hatte. Ob er den Platz freigemacht hatte, den Platz für ihre wahre Bestimmung. Denn mehr und mehr fügten sich die Teile zusammen, mehr und mehr blitzten die Gedanken und Bilder in ihrem Kopf auf.
Vater, der verbissen jedwedes Wort über die Ahnen verweigerte. Mutter, die immer nur davon sprach, das das Leben gesichert sein müsse und nichts mehr zählte, als Nahrungsbeschaffung. Sie selber hatte geahnt, das es mehr gab, das hatte den Bruch verursacht. Doch Schamanin?

Sie sinnierte stundenlang vor sich hin, dankbar für Largakhs Schweigen. Immer wieder ging sie die Szene durch. Ner'zoshs Blick, seine Ungläubigkeit. Den Beweis, den er sehen wollte. Das Feuer mit seinem Schemen, deutlich zu erkennen. Die Ohrfeige, die rote Spuren auf ihrer Wange hinterlassen hatten und einen eiskalten Schmerz in ihrem Magen. Sie wusste nicht, was sie zu erwarten hatte. Doch sie spürte, das irgend etwas in ihr zur Ruhe kommen würde.
Veröffentlich am: 29.12.2014, 13:02 Uhr
Sie schaute Ner'zosh nach, wie er vor ihren Augen verschwamm und statt seiner ein Wolf aus dem Lager lief. Dann sah sie sich um und seufzte ergeben. So war das also nun.
Sie versorgte ihren Reitwolf und richtete sich dann ein Lager, konnte jedoch nicht schlafen. Viel zu sehr kreisten die Gedanken in ihrem Kopf. Das Feuer hatte sie nicht verbrannt, doch nur, weil er dabei war. Sie musste es alleine schaffen, dafür hatte er sie im Sumpf zurückgelassen.
Er hatte Recht. Mit allem. Naja. Jedenfalls, was diesen Abend betraf. Sie hatte zuviel Angst vor dem Feuer als ihm zuhören zu können. Sie drehte eine Runde ums Lager, etwas, was sie bis vor kurzem mehrmals täglich gemacht hatte. Sie vermisste das borstige Fell an ihren Beinen, die nasse Schnauze, die sie immer wieder angestubst hatte. Einen Moment lang fühlte sie sich allein, bis ihre Gedanken fast magisch zu einem Feuer gezogen wurden und der Geruch von Essen reizte ihre Nase bei der Erinnerung. Sie hatte schwer um ihre Fassung gerungen, oben am Feuer, als Cala, Larg und Varjak ihr vorbehaltlos ihre Unterstützung zusagten für diesen Weg, den zumindest sie mehr zu verstehen schienen als sie selbst. Sie hatten ihr gegenüber aber auch einen Vorteil: Sie vertrauten Ner'zosh.

Rulka kehrte zu ihrem Lager zurück und drehte die Phiole in den Händen, die er ihr gegeben hatte. Er würde wiederkommen und langsam wurde ihr klar, das er sie lehren würde. Er. Der Häuptling. Er würde ihr sein Wissen beibringen. Diesen Verlauf der Dinge hatte sie nicht ahnen können und so sehr sie in sich horchte: Freude fand sie dort nicht. Eher Furcht. Es würde hart, vor ihm zu bestehen.
Sie öffnete die Phiole und roch dran, trank sie dann und nur kurze Zeit später schlief sie tief und fest.

Am nächsten Morgen zog sie die Robe wieder an und setzte sich ans Feuer und stundenlang starrte sie bewegungslos hinein.
Schau, was sie machen. Hör ihnen zu. Geh auf sie ein.
Sie beobachtete die Flammen, die immer in verschiedenem Rhythmus hin und her zuckten. Berühren tat sie es nicht. Es war ein vorsichtiges Kennenlernen, nur sie und das Element.
Veröffentlich am: 31.12.2014, 15:22 Uhr
Zwei weitere Tage waren vergangen und sie war erstaunt über das Selbstverständnis, mit dem sie sich ihren neuen Aufgaben widmete. Sie hatte gute Fortschritte gemacht. Es schien, als sei das Feuer ihr wirklich wohlgesonnen, denn als sie begriffen hatte, wie sie sich dem öffnen konnte, wie das Feuer lebte und sich ernährte, war es ganz einfach. Zumindest die einfachen Übungen. Wobei. Sich mitten in die Flammen zu stellen und nicht bei lebendigem Leib gebraten zu werden, war ja vielleicht nicht so einfach. Sie hatte angenommen, welches Geschenk ihr zuteil wurde. Sie war respektvoll und demütig, sie überforderte die Flammen nicht. Den Fehler würde sie nicht nochmal machen. Die Angst vor dem Feuer und die Angst vor Ner'zosh hielt sich ziemlich die Waage.

Doch sie spürte auch, das das Feuer sie herausforderte und sie war sich nicht sicher, wo die Grenze war. Ner'zosh hatte vom Gleichgewicht gesprochen und das sie eher Diener als Meister waren. Sie diente, doch sie forderte auch. Sie weigerte sich, sich den Flammen unterzuordnen und so umtänzelten sie einander oft, suchten ihren Weg miteinander. Es würde Zeit in Anspruch nehmen, es zu beherrschen und sie ahnte, das es nicht bei allen Elementen so (verhältnismässig) einfach funktionierte. Sie sinnierte darüber, wie die anderen sich wohl geben würden und was sie brauchten, schloss diese Gedanken aber ab, als sie zu keinem brauchbaren Ergebnis kam. Ein Schritt nach dem anderen.

So sah man Rulka oft vor einem Feuer sitzen. Mal flackerte es nur wenig, mal schossen hohe Flammen empor. Mal tanzten Rulkas Hände mit den Flammen, mal stand die Frau zwischen ihnen. Oft sass sie einfach nur davor, still in Gedanken, oder sie umrundete das Feuer mit leichten Schritten. Ebenso intensiv zeichnete sie mit einem Kohlestift auf Papier, das Feuer wie einen guten Freund neben sich.

Jeden Morgen und jeden Abend jedoch brachte Rulka eine Schale mit Kohlen an diese Stelle und entfachte eine Glut in ihnen. Wenn die Glut schon Funken sprühte und die Luft über den Kohlen zu wabern begann vor Hitze, zog die junge Orcin ihre Robe etwas hoch und stellte sich auf diese Kohlen, nicht ohne vorher ein Zwiegespräch geführt zu haben. So stand er dort, ganz still und regungslos, der vor Lebenslust strotzende junge Körper dieser erblühenden Frau. Der rasierte Schädel reflektierend im Licht von Sonne und Mond, die Haare zu Zöpfen gebunden.

Nicht mehr Mädchen, noch nicht Frau.
Nicht mehr Jägerin, noch lange nicht Schamanin.
Doch mehr vertraut und nicht mehr so fremd.
Der Weg war beschritten.
Veröffentlich am: 05.01.2015, 16:05 Uhr
Schweissgebadet wachte sie auf, weit geöffnet waren die grauen Augen und starrten in die Nacht und es dauerte einige Momente, einige viel zu lange Momente, bis sie begriff, was sie sah. Denn sie sah eindeutig Dinge, die sie nicht sehen wollte. Weder jetzt, nach diesem unfassbarem Traum, noch überhaupt. Denn sie sah eine brennende Hütte. Mit einem Fluch, der jedem Bruder am Lagerfeuer ein anerkennendes Grinsen abgerungen hätte, sprang sie auf und rannte zu der kleinen Hütte am Randes des Lagers, die zur Hälfte schon in Flammen stand. Zwei Männer waren dabei, das Feuer zu löschen und so konnte sie nichts mehr tun, als fassungslos auf das kokelnde Holz zu starren. Eine schwere Hand knallte auf ihre Schulter, direkt auf das Brandzeichen und sie presste schmerzerfüllt die Kiefer aufeinander, schaute dann zu dem Orc. Er starrte sie nur an.
"Ich komm auf dafür.", murmelte sie leise und sie war sichtlich verlegen. Wie peinlich war das denn... die Röte schoss ihr ins Gesicht. Er nickte nur und drehte ab.
Rulka schloss einen Moment die Augen und warf einen letzten Blick auf die Hütte, von der nur noch Rauch aufstieg.
Gestern abend war sie in die Sümpfe geritten, Ruhe suchen, denn Ner'zosh hatte Recht, das Lager lenkte sie ab. Alle waren am Vorbereiten und arbeiten und sie musste ihr Totem fertig schnitzen. Sie suchte sich eine leerstehende Hütte am Rande von Steinard und dort machte sie zuerst ihre Übung und liess dann das Feuer leise flackern, während sie sich mehr und mehr in Trance arbeitete.
Irgendwann beschloss sie, eine Pause zu machen und das Totem beim Mondlicht anzusehen. Sie setzte sich an einen Baum und dann passierte es wohl. Sie schlief ein und vergrub sich in diesen Traum, und auch, als ihr dieser wieder einfiel, schoss ihr die Röte ins Gesicht. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Sie hatte das Feuer alleine gelassen und das war der Preis dafür. Das würde teuer. Und schmerzhaft.
Und während Rulka so vor sich hin sinnierte, ihre Sachen auf ihren Reitwolf packte und ein wenig in Selbstmitleid und Schamesröte badete, bekam sie nicht mit, das ein Bote geschickt wurde, den Häuptling der Sturmwölfe aufzusuchen.
Veröffentlich am: 12.01.2015, 12:19 Uhr
Sie sass -mal wieder- abseits. In ihrem Rücken war das Feuer, die Brüder und Schwestern, die Verbündeten. Vor ihr - Wasser. Nichts als Wasser. Wellen, die sanft das Schiff umspielten, Gischt, die hoch spritzte und ihr Gesicht benetzte mit dem reinen, ehrlichen Wasser des Meeres.
Das hier war nicht, was die Ältesten erwartet hatten. Nicht, was Ner'zosh erwartet hatte. Sein Verhalten hatte sie völlig aus der Bahn geworfen und nie, nie würde sie sein Gesicht vergessen, in jenen Momenten. Er hatte sie nicht wahr genommen und so würde es nie Thema zwischen ihnen werden. Sie würde all dies in sich bewahren. All das, was sie gesehen und getan hatte - und nicht getan hatte.
Khrusha hatte ihn mit einer gezielten Ohrfeige ins Hier und Jetzt zurückgeholt und das war, was Rulka sich nicht getraut hatte - doch gewollt. Vom ersten Moment an war ihr bewusst, das nur eine deutliche Geste ihn zurück holen würde, doch er war der Häuptling. Hätte sie mal ihrem Instinkt getraut. Eine bittere Lektion, letztendlich. Denn nun sass sie hier alleine und nur Selbstzweifel leisteten ihr Gesellschaft.

Sie drehte nachdenklich Braks Maske in den Händen. Er hatte sie ihr gegeben, warum auch immer. Der Mann war ihr so oft eine Stütze und so oft ein Rätsel. Sie wusste, sein Gefühl ihr gegenüber war in erster Linie Sorge -Fürsorge-, doch gab er ihr nie ein schlechtes Gefühl dabei. Doch erneut würde sie ihren Platz im Klan finden müssen. Ob es wirklich der einer Schamanin war, war ungewiss. Denn ihr Totem blieb kalt heute nacht. Sie hatte wenige Versuche gemacht, das Feuer zu sich zu rufen, doch als sie begriff, das irgendwas ganz anders war als bisher, gab sie es auf und holte sich stattdessen die Kiste mit den Steinplatten und las sie, immer und immer wieder.
Sie hatte keine Frage gestellt heute abend. Doch für den morgigen Tag hatte sie eine. Mehrere. Ach. Im Grunde war ihr ganzer kleiner Kopf vollgestopft mit Fragen, die ihr immer und immer die Sinne vernebelten.

Sie schob ihren Stiefel herunter und fuhr mit den Fingern über die Narbe an ihrem Knöchel, bevor sie ihr Messer nahm und damit die Haut entzweite, bis rotes Blut herab lief und auf das Schiff tropfte. Sie biss sich auf die Lippen, doch kein Laut kam aus ihrem Mund. Nicht über den Schmerz an ihrem Fuss und nicht über den Schmerz in ihrem Herzen.

Und mit dem Sonnenaufgang über dem Meer würde eine Rulka zu sehen sein, die lächelte, die freundlich war und die Schatten der Nacht tief in sich verborgen hielt.
Veröffentlich am: 17.01.2015, 08:46 Uhr
Sie sass dort vorn am Bug und beobachtete das Meer und die Eisschollen, bis jemand sie ablöste. Bis dahin war sie sicher, das nichts dem Schiff zu nahe kommen würde. Doch sie verharrte. Sie hatte viel zum Nachdenken.
Die Übung war erfolgreich. Schwer, sie hatte Widerstand gespürt, und doch.. das Feuer hatte den Eissplitter geschmolzen. Ner'zosh hatte ihr die Aufgabe gegeben, über ihre Gefühle nachzudenken, bei dem Arbeiten mit den Elementen. Er würde danach fragen.
Gefühle. Sie musste an Niha'schir denken. Sie wusste, so sicher wie es hier Meer gab, das die Schwester es nicht böse gemeint hatte, sie hatte die Worte ganz sachlich gesagt, doch Rulka hatten sie dennoch getroffen und sie war erst beruhigt, als Niha'schir sagte, das sie niemandem etwas unterstellen würde. Gut. Denn das war das letzte, was die junge Orcin wollte und das letzte, woran sie dachte.

Das Überleben des Klans und sein Fortbestand, das war das grosse Ziel, hatte sie dem Elfen gesagt und sie meinte es so. Sie hatte eine sehr bewusste Entscheidung getroffen, sie hatte die Eltern für immer verlassen, das Land, wo sie her kam, um einem Häuptling und seinem Klan zu folgen, die sie kaum kannte. Das war nun ihre Familie und das zu erhalten, war nun ihr Ziel. Dazu gehörte, für Essen zu sorgen, für die anderen da zu sein, zu unterstützen und zu helfen, wo sie nur konnte und zu schützen. Jeder tat dies auf seine Art, jeder hatte seine Stärken. Sie würde weiterhin Largakh bei der Klanversorgung helfen. Sie würde von Gorvanna lernen, zu heilen und mit Kräutern umzugehen. Sie würde mit Caladley kämpfen und Niha'schir zuhören, wenn sie Worte sprach. Sie würde jedes einzelne Mitglied dieses Klans kennen lernen und sie würde den Weg begehen, den sie eingeschlagen hatte. Am Ende.. würde sie Schamanin sein. Ihr Wissen weitergeben (nur die Ahnen wussten, ob Ner'zosh bis dahin noch schwarze oder nur noch graue Haare hatte), ihre Familie versorgen. Auch das gehörte dazu, aber das hatte sie nicht gemeint.
Ja, sie fühlte sich oft einsam und wenn sie Ner'zosh und Gorvanna sah, oder Tojaresh und Khrusha, wurde ihr Herz etwas wehmütig. Doch sie war jung, früher oder später würde ein Mann sich für sie interessieren und sie sich für ihn. Doch sie hatte noch nie darüber nachgedacht, wann auch. Die Situation hier, ihre Ausbildung, das alles beherrschte ihre Gedanken.

Sie fühlte sich langsam angekommen im Klan, auch wenn sie das Gefühl hatte, die anderen zogen sich etwas von ihr zurück, seit sie Ner'zoshs Schülerin war. Oft war sie es, die die Nähe suchte. Anfangs, weil er es gefordert hatte, es wäre ihre Aufgabe, sich um den Klan zu kümmern. Mittlerweile tat sie es, weil sie es wollte. Es war interessant, die Gesichter kennen zu lernen und sie bedauerte, das ihr Gespräch mit Agurak unterbrochen wurde. Sie fühlte ehrliches Interesse für die Geschichten und Gedanken der anderen, und vielleicht würde sie sich Vertrauen erst erarbeiten müssen, bevor man auf sie zukam. Oder es war der Preis für ihre Distanz am Anfang. Wer wusste schon, was in den Köpfen von anderen vor sich hin?

Sie zog die Beine eng an den Körper und der Fahrtwind liess ihre Robe um die Beine wehen. Sie liebte es, einfach ins Wasser zu schauen, das Leben darin zu sehen. Gefühle. Gefühle preis zu geben, das war sicher eine ihrer schwersten Aufgaben.

Zuletzt bearbeitet am: 17.01.2015 09:00 Uhr.
Veröffentlich am: 20.01.2015, 08:37 Uhr
Still lag Rulka in der Hängematte. Ein fremder Himmel, ein fremdes Land, ein fremdes Gasthaus.

Die meisten schliefen, aus der Ecke der Elfen klang leises Gemurmel und einer der Brüder schnarchte laut. Sie dachte über den Abend nach. Das Schiff war hart gelandet und anzukommen in diesem Land, hatte Opfer gefordert. Mehrere Wölfe liessen ihr Leben und auch ihrer war dabei. Sie hatte nun beide Tiere verloren, mit denen sie zu den Sturmwölfen gekommen war, wie bezeichnend. Sie schnaubte leise, als ihr die Tränen in die Augen schossen. Niha'schirs Wolf, ihrer, Varjaks und kurz sah es auch um Windschreiter schlimm aus. Doch ihm hatte Ner'zosh helfen können. Auch bei den Elfen gab es ein Tieropfer, der Gesang der Elfe, als sie ihren Schreiter beklagte, jagte ihr bei der blossen Erinnerung Schauer über den Rücken.

Sie durfte bei dem Spähtrupp mitgehen und entdeckten ein Lager der Frostwölfe, in dem sie sich niederlassen durften. Dort begriffen sie, wo sie waren und vor allem.. wann. Sie hatte den fremden Orc das Wort "Zeitlinie" aussprechen hören und Ner'zoshs Fassungslosigkeit hatte sie ebenfalls gesehen. Er suchte die Einsamkeit und so sprach sie einen Moment mit dem Fremden, überrascht, festzustellen, das sein Name ihr bereits bekannt war. Sie begriff nicht, was das alles bedeutete. Sie wusste nur, es war nicht, was alle erwarteten. Neshra, die nun Peon war, hatte das Wort Draenor ausgesprochen und auch, wenn Rulka nicht viel wusste.. Das würde einiges durcheinander bringen.

Müde rieb sie sich über die Augen und strich sich nachdenklich durch die langen Haarsträhnen. Sie würde tun, was notwendig war und das Denken über diesen Ort und diese Zeit den Älteren und den Elfen überlassen. Ihre Aufgabe war eine andere und kurz bedachte sie jeden einzelnen der Brüder und Schwestern mit einem stillen Gruß und einem stillen Willkommen, in einem neuen alten Land, in dem sie gemeinsam als Klan bestehen würden und für einen Moment strömte nichts als tiefe Zufriedenheit durch die junge Orcin.
http://www.bilder-upload.eu/upload/0e47d2-1421739629.jpg (Fehler, das Bild konnte aufgrund zu hoher Ladezeit nicht direkt angezeigt werden!)
Veröffentlich am: 04.02.2015, 23:05 Uhr
Sie schaute ihnen nach, bis sie am Horizont verschwunden waren und nichts von ihnen blieb als die Spuren der Stiefel im Schnee. Tief schnitt ihr die Einsamkeit ins Herz, doch der Schmerz war kaum angekommen, da erklangen die Stimmen in ihrem Kopf, hörte sie Knurren und Heulen. Sie ging zum Rand der Wolfsgründe und beobachtete die Wölfe. Es waren nicht nur sie, die sie hörte. Der Schmerz in ihrem Herzen war nicht mehr zu spüren.