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Steinhands Töchter

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Veröffentlich am: 27.06.2021, 14:51 Uhr
"Mhoran Steinhand! Bei Modguds fettigen Zöpfen, reiß' dich zusammen!"

Zeternd umkreist die Muhme den Tisch und den daran Sitzenden: gebeugt und gekauert, den Kopf in die verschränkten Arme auf der Tischplatte gebettet.

"Weg ist weg! Fort ist fort! Und das nicht erst seit gestern, du grauer Zausel! Aye, wäre Kynni noch unter uns, SIE würde dir den Schädel zurechtpusten!"

Der Kopf auf der Tischplatte stöhnt beim Klang des Namens auf, klagend, verzweifelt. Gnadenlos keift die Alte weiter:

"Hast dich als Halbbart selbst nicht um Sitte und Brauch in Schmiede geschert, dich mit einer Kupferschwinge eingelassen, eh? Mit dem Steinschädel durch alles, was irgendwer dagegen vorzubringen hatte, ob Than, Klan, Sippe, sei's drum, eh?"

"Hauptsache: Mohran Steinhand und Kynni Kupferschwinge sind frei wie der Wind am Gipfel und wild wie die Wasser, die dem Loch zuströmen, ha! Zwar arm wie die Tempelmäuse in Schmiede und kaum besser geachtet als, als..."

, die Vettel ringt nach Worten, der Zwerg am Tisch lässt keine Regung erkennen,

"...Halbtroggs, jawohl! Aber zusammen und glücklich, pahaha..."

"Und wen wundert es, bei Khardros krummem Zinken, das sie genau so werden, wie ihr beide? Kynnis Aussehen, deine Sturrheit, Kynnis Herz, deine Sturrheit, eh?

Und ja, ja, geh', erzähl es den Bergen: Ich armer, armer Mohran, das Schicksal hat mit vier Töchter zugeteilt, den Sohn aber verweigert, meine Güte!"


"Vertrieben und vergrault hast du sie, nach Kynnis Tod, jawohl! Dein ständiges 'Ohhh, Bregor, der Bursche vom Schmied, wäre der nicht was für dich, Umma?'"

, die Zwergin äfft eine tiefe Stimme nach,

"'Uhhh, Urra, eine Fischersfrau am Loch zu sein, ist eine ehrbare Sache, mein Kind. Sei dir nicht zu schade, das Heim eines Gebirgsjägers wohnlich und warm zu halten, Utta. Höre auf deinen Vater, Udda, als Weib eines Tempelschreibers hättest du ausgesorgt.'"

Die Alte bleibt stehen und holt Luft, schweigt einen Moment, dann:

"Ein wenig spät der Versuch, den Namen Steinhand wieder ehrbar zu machen, eh? Wenn du mich fragst, deine Töchter werden das sehr gut selbst hinbekommen, du alter Esel..."

Zuletzt bearbeitet am: 02.08.2021 10:34 Uhr.
Veröffentlich am: 06.07.2021, 14:37 Uhr
Rummms! Der dumpfe Laut stört jäh den Schlaf der Föhre. Genaugenommen sind es achthundert Pfund Muskeln, Fett und Fell, die sie vom Stamm bis in den Wipfel erzittern lassen. Erst durch die Wucht des Aufpralls, dann durch ein heftiges Auf und Ab. Ich seufze, dieses Schubbern an Borke klingt genauso, als wenn die Kamine oben in Schmiede mit Eisenbürsten von Ruß und Resten befreit werden. Nur das dabei niemand voll Wonne stöhnt und brummt; zumindest wäre das auch für einen Bart aus der Bergfeste ein sehr sonderbares Benehmen. Der malträtierte Baum rächt sich unmittelbar: Er weckt die hoch in den Zweigen vor sich hinträumenden Kaskaden aus Schnee. Einem Sturzbach gleich versuchen sie den Störenfried unter sich kalt zu stellen. Natürlich treffen sie mich.

"Oi!" schimpfe ich, weißes Pulver prustend, "Verdammmte Axt, such' dir gefälligst nicht immer genau den aus, unter dem ich stehe, eh!". Mit einer Hand versuche ich halbwegs würdevoll den gröbsten Schnee aus Nacken, Haar und Kragen zu entfernen; zu spät, schon rinnt es kalt hinab. Mit der anderen deute ich dabei um mich, Baum an Baum überall, rolle mit den Augen und versuche das möglichst vorwurfsvoll und streng zu tun. Als wenn es je genützt hätte. Die fünf Jahre seit dem Fangeisen, das ihr fast das junge Leben und dann doch nur tiefe Narben und drei Krallen an der Rechten kostete, haben mich eines gelehrt: die wahre Bedeutung des Wortes Dickschädel.

Aber ich kann ihr nicht gram sein, war ich nie wirklich, und bin es schon gar nicht heute. Denn dick ist sie geworden in den letzten Wochen und bald wird sie Ruhe brauchen, für viele Monate. Und ihre ganze Kraft und ihre ganze Sorge wird einzig und allein zwei, drei, vielleicht auch fünf nackten, blinden, winzigen Wesen gelten. Wir streifen noch eine Weile zusammen durch Unterholz und knirschenden Schnee, dann bleibe ich stehen und sehe ihr nach. Sie schlurft langsam und gemächlich im Passgang weiter, einem mir unbekannten Ziel entgegen, verschwindet allmählich im Zwielicht des Waldes. Sie dreht sich nicht um, der Stummelschwanz ist das letzte, was ich von ihr sehe. Bevor ich mich abwende hauche ich in die kalte Luft:

"Mach's gut, Kohle..."

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#Urra

Zuletzt bearbeitet am: 06.07.2021 14:41 Uhr.
Veröffentlich am: 01.08.2021, 15:29 Uhr
Zwei Zwerginnen, ein kalter Winterabend, der sternengesprengelte Himmel Khaz'Modans, ein Feuer, hoch über die Schultern gezogen Decken und Pelze, leere Tonbecher von klammen Händen umklammert, ein Gespräch...

"Gehst du?"
"Nay."
"Du gehst nie! Komm' schon, eh?"


Leises Lachen.

"Geh' öfter als du, du gehst nie, Schwesterlein."
"Überhaupt nicht wahr! Immer geh' ich, immer! Diesmal bist du's, und wenn ich hier festfrier', aye!"


Entschiedenes Kopfnicken unterstreicht die Entschlossenheit, ins Haar geflochtene Metallringe klimpern leise, dann Schweigen.

"Wär' einfacher, wenn Udda hier wär'..."
"Aye, führt ja Listen über alles. Udda die Gerechte, 'was anstrengend manchmal..."


Heiteres, gemeinsames Auflachen.

"'S wär' schon längst getan, wenn Utta hier wär'..."

Längeres Kichern, von beiden.

"Aye, Utta's Eifer, dem Licht zu dienen, sollt' vor Schwesternwohl keinen Halt nicht machen, eh? Zu Schad' das sie nicht hier ist..."
"Aye."
"Wir vier zusammen, wär' schön mal wieder..."


Seufzen, das zustimmt, die Blicke beider suchen die Flammen, Schweigen.

"Und? Wann gehste?"
"Oi, ich geh' nicht, nay!"


Beide sehen sich einige Wimpernschläge lang fest in die Augen, keine wendet den Blick. Dann drehen beide den Kopf nach links, blicken dorthin, wo nur ein paar Schritt weit weg warmes Ale mit Honig in einem Kupferkessel simmert.

"Mhm. Willst' es nicht anders, eh?"
"Tze, du weißt, du verlierst, Schwesterherz!"
"Na dann... Makaz, Duraz, Kron? Oder mit Loch?"
"Tze, was' für'ne Frage? Sind wir Troggs? Nach Art der Klammläufer natürlich, eh!"


Die Sprechende zeigt dabei fünf Finger, die neben ihr Sitzende nickt zustimmend.

Und so beginnt an einem kalten Winterabend an einem Feuer unter dem Himmel Khaz'Modans eine Partie Dringorak nach alter Väter Sitte...

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#Urra #Umma

Zuletzt bearbeitet am: 01.08.2021 15:31 Uhr.