Cavy
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Angemeldet seit: 08.01.2017
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Rubinai saß vor einem Lagerfeuer auf einem freien Feld vor der abgestürzten Exodar, den Blick vom Raumschiff abgewandt. Mal wieder so etwas wie Landschaft sehen. Neben ihr saßen ein Zwerg und ein Mensch, die wohl änliche Bedürfnisse hatten. Seit einigen Wochen trafen sich einige ursprüngliche Bewohner Azeroths gelegentlich hier draußen. "Heimweh" wollte es niemand nennen, aber man trank Bier, blickte in das gänzlich untechnologische Feuer und erzählte Geschichten aus der Heimat, von Abenteuern und Adel, Monstern und Menschen. Das Ei genoß diese kleinen Pausen von ihrer Ausbildung als Juwelenschleiferin. Gerade hob der braunbärtige Mensch, dessen Namen das Ei mangels Interesse schon wieder vergessen hatte, zu einer Geschichte an, die sie noch nicht kannte. Interessiert lauschte Rubinai.
"An den Ufern des Flusses, der Elwynn vor dem Dämmerwald schützt, gibt es etwas, das sich von Wasser nicht aufhalten lässt. Jedes Kind im Wald von Elwynn weiß, dass man nicht nach Einbruch der Dunkelheit dort sein sollte. Denn dort lebt..." - der Mensch machte eine dramatische Pause - "...die Vampirschwente." Die beiden Zwerge sahen den Menschen inzwischen aufmerksam an. Eine unbekannte Gechichte bot stets eine willkommene Abwechslung und Ablenkung. "Halb Schwein, halb Ente und natütlich halb bluttrinkender Ghul." Das Ei prustete los und verschluckte sich an ihrem Bier. "Was?!" Der Mensch musterte sie beleidigt. "Du willst wohl nichts von der Vampirschwente hören?!" "Doch, natürlich! Verzeih!", beeilte Rubinai sich zu erwidern. Sie war sich ziemlich sicher, dass der Mensch sich die Vampirschwente gerade ausgedacht hatte und sie verschaukeln wollte. Einstweilen zufrieden nickte der Mensch und setzte wieder seine dramatische und geheimnisvolle Erzählermiene auf. "Die Vampirschwente ist nicht groß, aber gefährlich - wenn auch nicht für jeden. Sie sieht aus wie ein Schwein. Und wie eine Ente. Sie kann schwimmen und fliegen und hat kein Spiegelbild. Sie lebt am Fluss und lauert auf Opfer. Sie muss oft lange warten, denn sie ernährt sich vom Blut Unschuldiger." Das Ei gab sich wirklich Mühe es zu unterdrücken, aber sie musste einfach lachen. "Unschuldige?! Die wären längst verhungert!", platzte es kichernd aus ihr heraus. Das Ei sah zu dem Menschen auf, der plötzlich doppelt so groß war. Sie kniff kurz die Augen zusammen, aber es lag nicht an zu viel Bier - er war einfach aufgestanden. "He! Nichts für Ungut! Musst nicht gehen...", murmelte sie zerknirscht. Doch der Mensch eilte schon raschen Schrittes und stolz erhobenen Hauptes der Exodar zu. "Mmhpf, komische Geschichte", kommentierte der andere Zwerg. Das Ei nickte, zuckte mit den Schultern und nahm noch einen Schluck Bier, den Blick wieder der Wiese zugewandt.
Zuletzt bearbeitet am: 12.08.2021 09:11 Uhr.
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