Cavy
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Xzerilin war schon so alt, dass sie sich nicht mehr genau erinnern konnte, wie es gewesen war jung zu sein. Jedenfalls erzählte sie das immer den jungen Novizen und verwundeten Abenteurern, wenn sie streng wirken wollte. Xzerilin kicherte gutmütig bei dem Gedanken, wie brav die jungen Leute dann immer spurten. Und sie erzählte es auch sich selbst. War sie nicht schon immer hier gewesen? Hatte sie nicht schon immer getan, was sie gerade tat?
So dachte sie, während sie lächelnd Kohle in die Pfannen des Tempels warf. Hier, im Mystikerviertel von Ironforge, war sie zu Hause. Hier diente sie dem Licht, so gut sie es vermochte und hatte das auch schon immer getan. Doch das stimmte nicht, fiel ihr plötzlich ein. Eigentlich kam es ihr doch wie gestern vor, dass sie als junges Zwergenmädchen durch die Hügel Dun Moroghs gestreift war, unbedarft und glücklich, den wilden Tieren ausweichend, die die Hügel bevölkerten. Bei dem Gedanken, welche Sorgen sich ihre Mutter gemacht hatte, lächelte Xzerilin unwillkürlich. Ja, Kharanos, ihre Heimat. Wie lange war sie schon nicht mehr dort gewesen? Ein paar Jahre vielleicht. Die Zeit verging in Ruhe und Licht und Frieden. Innerem Frieden, natürlich. Gewiss gingen die Nöte der Welt nicht an Xzerilin vorbei, schließlich gingen Abenteurer im Tempel ein und aus – Priester, Paladine, Magier. Sie alle lernten unentwegt neue Fähigkeiten und Zauber und kamen mit ihren Verletzungen zurück, wenn sie denn zurückkamen. Xzerilin versorgte dann ihre Wunden, redete ihnen gut zu und schickte sie wieder fort. Tag um Tag, Jahr um Jahr. Es bekümmerte sie wohl mancher Tage, doch so war die Welt und so musste sie sein - Licht und Schatten - und Xzerilin würde einfach immer weiter hier sein und dem Licht dienen. Ein glücklicheres Leben konnte sie sich nicht vorstellen. Gewiss, so mancher diente dem Licht als Abenteurer, aber das überließ sie dann doch den jungen Leuten. Hingebung und Licht erfüllten ihre Tage, nicht die Jagd nach Ruhm. Solcherlei Gedanken der Dankbarkeit wanderten durch Xzerilins Kopf, während sie bedächtig die Asche unter den Kohlepfannen zusammenfegte. So würde es zum Glück immer bleiben. Sie würde glücklich und zufrieden in Ironforge leben, nahe der großen Schmiede, in Wärme und Geborgenheit und eines Tages zufrieden und im Reinen mit sich im Licht aufgehen.
Wie sehr sie sich täuschte…
Der verwundete Krieger lag vor ihr und atmete röchelnd. Viele Abenteurer ließen sich im Tempel behandeln, auch wenn es noch andere Möglichkeiten der Versorgung in Ironforge gab. Eilig breitete Xzerilin einige Verbände, Manatränke und Utensilien auf dem Boden vor ihm aus. Die Gefährten des Kriegers, die ihn soeben hereingetragen hatten, standen hilflos herum und wirkten recht blass. Diese jungen Abenteurer, zu nichts zu gebrauchen! „Na los!“, drängte Xzerilin in einem ruhigen, aber befehlsgewohnten Ton, der in solchen Fällen meist funktionierte, „Holt ihn aus dieser Rüstung raus! Er kann auch so schon kaum atmen!“. Seine beiden Gefährten stolperten auf ihn zu und hantierten fahrig und ungeschickt an den Schließen herum. Xzerilin seufzte ungeduldig und schob sie resolut zur Seite. Mit geübten Fingern befreite sie den verletzten Krieger aus seinen Panzern. Während sie ihm diversen Firlefanz aus den Taschen zog und einige Wuttränke, Heiltränke, Brotkrusten und kleine Bomben achtlos zu seiner schweren Montur stapelte, tapsten die Gefährten des Kriegers nervös von einem Bein auf das andere. Und das zu Recht! Wer ging schon ohne Heiler auf ein Abenteuer? „Raus hier! Holt mir ein paar Novizen her, ihr stört doch nur!“ Wies sie sie an, ohne sich auch nur umzusehen.
Xzerilin betrachtete rasch die zahlreichen Wunden des Kriegers und dachte kurz daran, dass früher nur Zwerge hierher gekommen waren. Er schien unter den Verletzungen, dem Blut und Schmutz weder alt noch jung zu sein, ein Mensch, das Haar schon grau. Seinen Namen kannte sie nicht und er kümmerte sie auch nicht. Mit eisernem Willen schloss sie die Augen zum Gebet und rief das Licht an, bat nicht, sondern gebot, der Krieger möge von seinen Wunden geheilt werden, wie hunderte Male zuvor.
Doch es reichte nicht, wie Xzerilin plötzlich feststellte, als sie die Augen öffnete. Seine Wunden waren zu tief. Entschlossen wirkte sie ihre mächtigsten Zauber und Schweiß trat ihr auf die Stirn, sie warf sich ganz ins Licht. Es strengte sie mehr an als früher und war doch auch leichter, da das Licht nicht mehr nur ein vertrauter Freund, sondern ganz Teil ihres Seins war, ihrer selbst.
Schwarze Sterne, gerahmt von Licht, tanzten am Rande ihres Blickfeldes und verengten den Tunnel ihres Blickes, doch um Hilfe zu holen, war keine Zeit mehr. Nein! Niemand würde ihr unter den Händen wegsterben, das kam nicht in Frage! All die Jahre hatte sie alle gerettet, die zu ihr gekommen waren und damit würde sie heute nicht aufhören! Den Blick fest auf das unruhige Gesicht des Kriegers gerichtet, griff sie fahrig nach einem ihrer Manatränke. Ihre Hand fand das Fläschchen und sie trank es in einem Zug aus. Sie trank es aus, noch bevor sie den sonderbaren Geschmack bemerkte, die ungewöhnliche Farbe. „Interessant“, dachte sie noch, bevor sie animalisch schreiend zusammenbrach…
An die nächsten Tage erinnerte sich Xzerilin später nur bruchstückhaft. Fiebernd, träumend, von Schmerzen durchflossen lag sie zwischen weißen, schweißnassen Leinentüchern, umsorgt von einem stetig fließenden Strohm von Novizen. Sie war erfüllt von einem Gefühl, das so orange-rot feurig brannte wie der Trank, den sie in einem Zug geleert hatte. Das Gefühl war ihr unbekannt, nur vage vertraut, entfernt geläufig. Es verkohlte sie von innen, trieb ihr Fieber in die Höhe, Hitze, gleißendes Licht vor ihren Augen. Doch es war nicht das Licht, das sie liebte. Es war auch nicht der Schatten, den das Licht in jedes Wesen warf, wie sehr es auch dem Licht diente. Wo ihr Licht sanft umarmend war wie Sonnenlicht auf einer Waldlichtung im Frühjahr, war dieses Licht gleißend wie die Funken eines Schmiedehammers auf Mithril, heiß und stechend kalt zugleich. Kein Schatten stahl sich in dieses Licht. Xerilin war verloren in einem Strudel aus Emotionen und Schreien, der sie verschlang, den sie verschlang - und der sich einige Tage später selbst verschlang wie ein gieriges Feuer, das alles Brennbare gefressen hat und nun schließlich selbst zerfallen muss zu einem kleinen Haufen Asche und Glut.
Als das Gefühl schwächer würde, erkannte sie es endlich: Wut. Da nahm Xzerilin die Welt um sich her wieder wahr und sie spürte das Licht und den Schatten in sich, um sich. Heimat. Erleichterung. Das Feuer, das der Wuttrank entfesselt hatte, war gelöscht. Xzerilin hob ihre heisere Stimme und rief nach den Novizen. Eine junge Zwergin eilte herbei und sprach beruhigende, nichtssagende Worte, wie sich das an einem Krankenbett gehörte. Xzerilin sah die Erleichterung in ihren Augen und das Licht. „Gut ausgebildet“, dachte sie bei sich und lächelte. Dann antwortete sie einige beruhigende, nichtssagende Worte und stand schon kurz darauf auf, um ihre Pflichten im Dienste des Lichts wieder aufzunehmen, als wäre nichts gewesen. Doch tief in sich spürte Xzerilin die Glut, den kleinen Haufen Asche.
Die Glut wollte auch in den nächsten Tagen nicht verglimmen, als Xzerilin längst wieder ihren Pflichten nachging und ihr von allen Seiten versichert wurde, wie gut sie wieder aussehe. Als sie wieder Verwundete versorgte, erlosch die Glut nicht. Als sie hörte, dass der Krieger sich bester Gesundheit erfreue und zweifellos schon wieder neuen Unsinn anstellte, erlosch die Glut nicht. Als sie Ruhe suchte in Arbeit, erlosch die Glut nicht. Als sie die Treppen hinaufstieg zu ihrem alten Freund Theo, in den weniger belebten Teil des Tempels, fand sie auch in der Stille keine Ruhe. Was war nur los mit ihr? Diese Frage stellte sie auch Theo, der ihr sagte, sie möge sich ausruhen. Das Funkeln in seinen Augen verriet ihr gleich, dass er selbst nicht glaubte, sie würde dies tun. „In all den Jahren habe ich das Nichtstun nie gelernt“, gab sie schmunzelnd zurück. Doch schon nach wenigen sonnigen Sätzen wurde ihr Gespräch düsterer. „Was ist es denn, das du fühlst?“, fragte er nach mehreren Minuten geradeheraus, nachdem Sie ausführlich über Licht, Schatten und Feuer referiert hatte. „Nun, es ist ja offensichtlich“, meinte Xzerilin etwas peinlich berührt, „Wut“. Theo nickte. "Natürlich ist es offensichtlich. Wir wissen alle, was du getrunken hast. Du musstest es nur einmal selbst sagen.“ Doch Xzerilin hatte nicht das Gefühl, dass ihr das irgendwie geholfen hatte. Die beiden greisen Zwerge waren sich dann auch schnell einig, dass sie das nicht weiterbrachte. „Ich bin Priesterin, kein übermütiger Krieger! Ich gebe mich solchen albernen Gefühlen nicht hin! Oder… so war ich. Meine Ruhe habe ich verloren. Wer bin ich jetzt?“ Nach diesem Ausbruch saßen sie eine Weile still beisammen. „Weißt du, Xzerilin, die meisten von uns fragen sich, wie du überhaupt immer so zufrieden dienen konntest, ohne Klage, ohne Verzagen, ohne Zweifel.“ Sprach Theo nachdenklich mehr zu sich selbst.
Als Xzerilin Rat bei den jungen Paladinen des Tempels suchte, erntete sie unbekümmertere Reaktionen. „Wie kann ich dem Licht in Frieden dienen, wenn es in meiner Seele brennt?“, wollte sie wissen. Erst war sie irritiert, als einer nach dem anderen in Lachen ausbrach. Da hätte sie ja auch die wuseligen Gnomenmagier fragen können, die seit einiger Zeit im Tempel lebten! Von denen hätte sie keine Hilfe erwartet, doch von den Paladinen durchaus. Schließlich entschuldigte sich Beldruk mit einem Blick auf ihre Mine und lenkte ein: „Das Licht ist noch da, sagst du? Selbst die Schatten, mit denen ihr Priester herumspielt“ er schüttelte missbilligend den Kopf, „sind kein Problem? Aber die Wut? Ein bisschen Feuer schadet euch Priestern zur Abwechslung doch nicht!“ Er richtete sich stolz auf und sprach nun feierlich mit donnernder Stimme und zu viel Pathos selbst für Xzerilin Geschmack: „Was du spürst ist ein heiliger Zorn der Gerechtigkeit, wie wir Paladine ihn seit jeher spüren, pflegen und nutzen. Er macht uns zu wahren Kämpfern für das Licht! Zum Helden wird man nicht mit Kehrblech im Tempel!“ Schloss er triumphierend. „Ich diene. Eine Heldin zu sein ist nicht mein Ziel.“ erwiderte Xzerilin streng, doch seine Worte blieben auch nach dem Abschied in ihren Gedanken haften.
„Es ist nicht richtig! Die Welt gerät aus den Fugen! Überall ist Schatten! Was wir hier tun, reicht einfach nicht!“, hörte sich Xzerilin wenige Tage später zu ihrer eigenen Überraschung sagen. „Ähm…“, erwiderte der etwas verdattert aussehende Zwerg, dessen Eberbisswunde sie gerade versorgte, denn ihr Ausbruch hatte seine Schilderung unterbrochen, in der der Eber, den er hatte zähmen wollen, immer größer geworden war. „Oh, Verzeihung, mein Kind. Übe das nächste mal vielleicht einfach mit einem Frischling, aber lass erst die Wunde ausheilen! Ich wusste auch gar nicht, dass Eber beißen. Erzähl doch bitte weiter!“ antwortete Xzerilin etwas peinlich berührt.
Mehrere Tage dachte sie nach, ließ sich Zeit, suchte in sich nach Antworten und nach den richtigen Worten. Dann packte sie ihre Sachen und erbat ein Gespräch mit Hohepriester Rohan. Nach einer ehrerbietigen Verbeugung rezitierte Xzerilin: „Meines Bleibens ist nicht länger hier. Ich muss gehen und alles tun, um die Welt vor den wachsenden Schatten zu schützen. Ich erbitte deinen Segen.“ Rohan nickte förmlich und mit der Würde seines Amtes. Sie pflegten einen freundschaftlichen Umgang, doch dies war kein Moment dafür. „Du hast ihn, Priesterin.“
Und so begab es sich, dass Xzerilin auszog die Welt zu retten.
Zuletzt bearbeitet am: 21.01.2021 09:58 Uhr.
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Cavy
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Xzerilin schlängelte sich durch die emsige, stetig wogende Menge im Militärviertel ihres geliebten Ironforges und beobachtete das emsige Treiben sorgenvoll. Überall wimmelte es von Menschen, Gnomen und selbst Elfen. Alle waren gekommen, um die Kriegsanstrengungen gegen diesen mysteriösen und düsteren Zehtuhn oder so ähnlich im fernen Silithus zu unterstützen. Selbst einen stattlichen Orc erblickte Xzerilin. Hier! Es war also wahr, was sie in Stormwind gehört hatte. Alles. Es drohte ein Krieg und selbst die Horde unterstützte ihn. Die Welt war wirklich aus den Fugen geraten. Eigens war Xzerilin nach Ironforge zurückgekehrt, weil sie es aus den Mündern der Menschen nicht hatte glauben wollen. Die alte Zwergin seufzte und blickte wissend in die begeisterten Gesichter der jungen Leute um sie herum. Sie alle sahen für Xzerilin gleich aus, ob Mensch, Zwerg, Gnom oder Elf: Erwartungsvoll, gefüllt mit Tatendrang. „Krieg“, überlegte sie, „wäre nicht möglich ohne die Begeisterung der Jungen.“ Bald schon würden sie sterben. Bluten. Ruhm und Ehre erlangen im Leben oder im Tod. Krieg. Die Kinder wussten nicht, was sie erwartete. Das war wohl ein Segen, vielleicht.
Auch Xzerilin würde in den Kampf ziehen, denn dort wurde sie gebraucht. Für nichts anderes war sie in die Welt gezogen: Im Dienste des Lichts wollte sie helfen und heilen, wo sie konnte. Doch sie würde es mit schwerem Herzen tun.
Eilig beugte sie sich herab, um einem jungen Zwerg zu helfen, der wimmernd auf dem Boden saß, nachdem ihm eine offenkundig schwere Kiste mit irgendwelchen Metallbarren auf den Fuß gefallen war. Zum Glück war es nichts Ernstes, anderthalb blaue Zehen, nicht gebrochen. Geübt versorgte sie die Wunde und bat das Licht um schnelle Heilung. Der junge Zwerg war gleich wieder guter Dinge und bereits etwas stolz auf diese Kriegsverletzung. Jung. Grün hinter den Ohren. Ein Kind, fast. Xzerilin seufzte erneut und machte sich entschlossen auf den Weg. Ein Gebet auf den Lippen verließ die Priesterin das Militärviertel, zurück zur Tiefenbahn.
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Cavy
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In der Stadt brodelte es. Alles war in Bewegung. Alle redeten. Zentrum der emsigen Geschäftigkeit waren das Militärviertel und die mächtigen Tore von Ironforge. Xzerilin spürte sie in jedem flüchtig erhaschten Gespräch, in jedem aufgeregten Blick, in jeder Pore ihrer eigenen, kribbelnden Haut: Aufbruchstimmung.
Die Kriegsvorbereitungen waren endlich abgeschlossen. Packwidder, Menschen, Zwerge, Gnome, Elfen - sie alle strömten zu den Toren, beladen mit abertausenden Kisten und Bündeln. So unvorstellbar lang war der Zug, dass es schien als zöge die ganze Stadt hinaus in die Schlacht. Xzerilin wusste, dass noch viele weitere Gruppen reisen würden. Materiallieferanten, Abenteurer, Krieger. Xzerilin würde sich nicht dem langsamen Tross anschließen, sondern allein reisen und schnell. Greifen trugen eine alte Zwergin zuverlässig, nicht jedoch tausende Waffen.
Was genau sie in Silithus erwarten würde, wusste sie nicht. Gerüchte gingen um über alte Götter, eingesperrten Schrecken, der entfesselt werden würde, ein jahrtausende altes Volk, das unterschiedslos alle Völker auslöschen würde, egal ob Tauren, Orcs oder Zwerge. Oder unterjochen, da schien die Gerüchtelage uneindeutig. Jedenfalls würde es Verletzte geben und Tote. Man würde sie also brauchen, um die Verletzten zu heilen und den Überlebenden im Glauben beizustehen. Das war es, was zählte. Und so würde auch sie aufbrechen in die ferne Wüste. Sie fürchtete den Tod nicht, weder ihren noch den anderer, denn sie diente dem Licht, doch der Krieg erfüllte sie schon jetzt mit gefasster Trauer.
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Cavy
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Als Xzerilin mit dem Greifen in Menethil ankam, war sie nicht die erste. Scharenweise liefen emsige Menschen, Zwerge, Gnome und Elfen umher und beluden Schiffe. Da gerade kein Schiff ablegte, das sie mitnehmen konnte, begab sie sich in das überfüllte Gasthaus. Einheimische, Reisende und Begleiter der Kriegsanstrengungen füllten die Bänke und Stühle. Nicht nur sie wartete auf das nächste Schiff über die See. Xzerilin redete mit einer jungen Adeptin einer gewissen magischen Akademie, die eine Studienreise ins Kriegsgebiet aus irgendeinem Grund für eine gute Idee zu halten schien. Um einige zwilichtige Gestalten machte sie lieber einen Bogen, doch mit Würfelspiel und merkwürdigen Geschäften war in einer Hafenstadt wohl zu rechnen. Auch einen Diener des Lichts lernte Xzerilin kennen, Brigor, der sie, wie sie erfreut erfuhr, auf ihrer bevorstehenden Pilgerreise zu Uthers Grabmal schützen würde. Sofern sie zurück kam. Xzerilin machte sich darüber keine Gedanken. Irgendwann würde ihre Zeit eben kommen und bis dahin würde das Licht sie schützen, wie es das immer getan hatte. In dieser Gewissheit bestieg Xzerilin noch an diesem Abend das Schiff.
Die Schiffsreise verlief relativ ereignislos. Einige Passagiere litten unter Seekrankheit und ein Passagier wurde vorläufig festgesetzt. Dennoch war Xzerilin froh, dass sie anschließend auf einem Greifen weiterreisen konnte.
Nachdem sie mit dem Greifen ins Brachland gereist war, schloss sich Xzerilin für eine Weile wieder den Truppen an, da kein weiterer Greif zu bekommen war. Auf dem Weg machte sie weitere Bekanntschaft mit einigen Teilnehmern und die Reise verlief zwar anstrengend, aber gut. Doch an eines konnte sich Xzerilin nicht gewöhnen: Die Gesellschaft der Horde. Zwar betete sie auch für die Untoten, doch zugleich standen sie doch gegen alles, woran Xzerlin glaubte. Zu ihrer Erleichterung konnte sie den Transportzug in Tanaris wieder verlassen und auf dem Luftweg die Reise fortsetzen, sodass sie noch vor dem Hauptteil der Truppe in Silithus eintraf, wo ihr kaum etwas blieb als wundgelaufene Füße zu verarzten und auf die Krieg zu warten...
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Cavy
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Der Zirkel des Cenarius beherbergte Xzerilin wie so viele andere in seiner Burg in Silithus. Die mächtigen Heere von Horde und Allianz breiteten sich in Silithus aus und bereiteten sich auf den Kampf vor. Die Stimmung in der Burg war oberflächlich friedlich, die Ruhe vor dem Sturm, doch in den Gesprächen, denen Xzerilin beiwohnte, spürte sie doch die Anspannung. So war sie bei einer Auseinandersetzung einiger Mitglieder eben jener Akademie zugegen, von der sie auf ihrer Reise bereits gehört hatte. Auch die Begegnungen von Allianz und Horde waren nicht immer ganz reibungslos, der gemeinsame Feind und die wachsamen Augen des Zirkels vermochten jedoch Gewaltausbrüche zu verhindern.
Dem eigentlichen Kampf, als sich die seit Jahrtausenden geschlossenen Tore öffneten und Horden von Bestien ausspuckten, wohnte Xzerilin nicht bei. Sie wartete geduldig darauf, was der Krieg ihr bringen würde. Und der Krieg brachte sie: Elfen, Zwerge, Menschen, Gnome, Frauen, Männer, alt, jung (die Horde versorgte ihre eigenen Verwundeten, offenbar trauten sie den Heilern der Allianz nicht - Xzerilin bezweifelte auch, dass sie willens oder fähig gewesen wäre einen Untoten zu retten). Der Krieg brachte leichte Verletzungen und schwere. Und der Krieg brachte den Tod. Er brachte einen schnellen, heftigen, Tod, fast unbemerkt. Er brachte einen friedlichen Tod, fast wie Einschlafen. Er brachte einen langsamen, beinahe besiegten Tod, wenn die Heiler zu spät kamen oder ihn nicht aufzuhalten vermochten. Doch letztlich stand das Licht dem vereinigten Heer von Horde und Allianz bei. Was aus den Toren gekommen war, konnte zurückgedrängt werden. Die Gefahr war nicht vorüber, aber unter Kontrolle. Sieg. Doch für die Heiler von Allianz und Horde begann die Arbeit gerade erst...
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Cavy
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Xzerilin kam zu spät. Sie kam zu spät zu ihrer eigenen Pilgerreise - und alles nur wegen ein paar Kerzen ohne Dochte. Wie konnte man Kerzen ohne Dochte überhaupt ziehen? Nun, es war nicht zu ändern. In all ihren Jahren im Tempel hatte Xzerilin keine Pilgerreisen geleitet, doch nun, da sie sich überall in der Welt herumtrieb, hatte der Tempel darum gebeten. Nervös war sie deshalb nicht. Das Licht würde sie führen - das Licht und die Anweisungen von Wagner Hammerstrike. Zudem würden die Bewohner Southshores den Weg kennen. Xzerilin war zwar schon einmal in den Pestländern gewesen, doch sicher war sie sich des Weges nicht. "Um relativ sicher dorthin zu gelangen, reist nördlich von dem Fluss, welcher durch Hillsbrad in die Pestländer fließt." hatte sie sich vorsichtshalber notiert.
In Ironforge standen für die Reise bis Southshore Greifen bereit. Zum Glück hatte der Greifenmeister genügend reserviert. Xzerilin genoss den eisigen Flug über die Hügel ihrer Heimat und darüber hinaus und die Gruppe Pilger landete sicher in Southshore, wo sich ihnen weitere Pilger anschlossen. Xzerilin dankte dem Licht, dass so viele gekommen waren (und noch mehr, dass alle gut zu Fuß zu sein schienen). Diener des Lichts waren ebenso anwesend wie einfache Bürger. Menschen, Zwerge und Elfen schlossen sich der Reise an und sogar eine Gnomin, die Feuerwerk für einen guten Tribut zu halten schien. Xzerilin verurteilte dies nicht. Jeder sollte den Sitten seines Volkes gemäß die gefallenen Helden ehren. Besonders fiel ihr ein Menschenpaar auf, dessen Liebe und Hingabe zum Licht fast körperlich spürbar war und wenn überhaupt nur von ihrer Liebe und Hingabe zueinander überstrahlt zu werden schien. Außerdem waren sie ortskundig. Sie erkannte auch eine Sekretärin und den Gefangenen von der Schiffsreise mit den Kriegsmaterialien, der wiederholt mit der Wache Anatha aneinander geriet. Nach einem kurzen Gebet brachen sie von Southshore auf.
Der Weg bis zum Fluss verlief relativ ereignisarm. Um die wenigen wilden Tiere, die nicht vor den Zweibeinern flüchteten, kümmerten sich die bewaffneten Mitglieder der Pilger zuverlässig. Dann jedoch stellte Xzerilin fest, dass sie wohl die Brücke doch nicht hätten überqueren sollen. Ärgerlich. Nun war es aber nicht mehr zu ändern. Anstatt umzukehren und den ganzen Weg am Fluss entlang zurück zu laufen, gebot Xzerilin an einer seichten Stelle die Überquerung des Flusses. Dies stieß nicht auf sonderliche Begeisterung. Beschwerden wie "Davon stand nichts auf dem Aushang!" und "Aber meine Rüstung!" ignorierte die alte Zwergin. Auf der anderen Flussseite wurden Roben ausgewrungen und Stiefel ausgekippt und die Laune der Reisegesellschaft besserte sich mit zunehmendem Trockengrat der Kleidung ebenfalls wieder.
Schließlich erreichte die Gruppe Pilger die Pestländer und den Chillwindposten. Von nun an galt es wachsam zu sein, denn die Geißel verseuchte diese Lande. Eine Begegnung mit diesem grausigen Schrecken blieb auch den Pilgern nicht erspart, doch die anwesenden Paladine, die bezahlte Wache und die bewaffneten Pilger konnten sich der willenlosen, hasserfüllten Skelette und Guhle erwehren und auch dieses letzte Stück zum Grabmal unbeschadet zurücklegen. Dabei stellte sich heraus, dass man die anwesende Druidin wohl nicht reizen sollte, da sie sich beim Anblick nahender Gegner in einen Bären verwandelte.
Beim Grabmal angekommen machte Xzerilin nicht viele Worte und auch sonst schien niemandem nach langen Reden zu sein. Sie ehrten Uther, seinen Mut, seine Opfer und mit ihm all jene, die im Dienste des Lichts gefallen waren, ob lange vergangen oder kürzlich geschehen. Xzerilin gedachte an diesem Tag den Opfern des Krieges in Silithus, was hinter den Stirnen der anderen Teilnehmer vorging, erriet sie nicht. Jeder beging den Tribut auf seine Weise. Xzerilin stellte einen Krug auf die Stufen und füllte ihn mit dunklem zwergischen Lagerbier aus einer Flasche, die sie eigens dafür mitgebracht hatte. Eine Schale mit Obst und Blumen kamen bald hinzu. Was eine der Elfen in ihrer Sprache sagte, vermochte Xzerilin nicht zu ergründen, doch es klang feierlich. Andere schwiegen oder knieten einfach, in ihren eigenen Gedanken versunken. Doch schon bald wurden sie zum Aufbruch ermahnt und brachen zum Posten auf, wo Greifen auf sie warteten und sie wieder nach Ironforge und Southshore zurück trugen und jeder seiner Wege ging.
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Cavy
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Ein Ruf zu den Waffen in die Pestländer. Alle Welt redete nur von der Invasion der Geißel, die überall zugleich stattfinden schien. Selbst in Stormwind marschierten widerwärtige Diener der Geißel herum - auch wenn sie bisher stets zurückgedrängt worden waren. Doch - und daran bestand wohl kein Zweifel - der Kampf gegen die Geißel würde in den Pestländern entschieden - oder auch darüber, wenn man den Gerüchten glauben konnte.
Brigor hatte schon vor Wochen gewarnt, dass sich in den Pestländern etwas zusammenbraute. Xzerilin erinnerte sich noch gut daran. Und nun war es also so weit und Soldaten, Bürger, Söldner und Abenteurer würden in die Schlacht ziehen. Erneut. Schon wieder. Kein Weg führte daran vorbei. Der rechte Weg mochte oftmals schwer zu erkennen sein, doch im Kampf gegen die Geißel erleuchtete das Licht ihn strahlend hell: Krieg. Unbedingter, alternativloser Sieg. Keine Skrupel, keine Gnade, keine Scheu, kein Zögern wie Xzerilin sie gegen jeden anderen Feind angemahnt hätte.
Sie würde aufbrechen und sich in den Pestländern selbst ein Bild machen. Xzerilin war überzeugt, dass gegen das Grauen des Kampfes gegen die Toten nur der Glaube helfen konnte. Auf ihrem Weg würde sie sich den Dienern des Lichts anschließen, die gewiss allerorten die Durchreisenden unterstützten und ihnen Mut machten. Wohlwollend dachte sie dabei an die junge Priesterin Lilliane, die sie in Southshore sicherlich wieder treffen würde…
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Cavy
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Als Xzerilin in Southshore eintraf, herrschte dort bereits reges Treiben. Truppen der Allianz und einzelne Kämpfer befanden sich auf der Durchreise zu verschiedenen Kampfschauplätzen mit der Geißel und erfüllten die Stadt mit einem Vibrieren, wie sie es selten erlebte. Zu allem Überfluss schienen Spitzel des Syndikats unterwegs zu sein, derer sich die Stadtwache erwehren musste. Ein örtlicher Diener des Lichts, der sich als Arageon vorstellte, klagte Xzerilin bezüglich einer Unterversorgung und Schwächung der Stadt sein Leid, bevor er sich wieder auf die Suche nach Spionen begab.
Im Gasthaus fand Xzerilin, was sie gesucht und erwartet hatte: Lilliane, die mit anderen Helfern die Verteilung ihrer Ernte an die Truppen besprach. Logistische Planungen waren bereits in vollem Gange. Zu ihrer Überraschung sah Xzerilin auch einige weitere ihr flüchtig bekannte Gesichter. Die meisten waren Menschen, sie entdeckte aber auch mindestens eine Elfe und mehrere Gnome. Xzerilin verbrachte viel Zeit mit Menschen, dennoch war sie besonders froh, auch ihresgleichen zu sehen. Mit Brigor und Saphirea waren sogar zwei dem Licht dienende Zwerge anwesend, die sie kannte.
Bevor Xzerilin sich der Verteiling am Brunnen anschließen konnte, bestand eine junge Kriegerin darauf, dass sie ihre Waffe segnete. Ein schönes Stück, wenn auch nicht von Zwergen geschmiedet, sondern nach ihrem Bekunden von der Kriegerin selbst. Xzerilin versuchte zu erklären, dass das Licht in ihr sei und ihr überall beistehen würde, aber dieser Gedanke war wohl zu abstrakt. Die Zwerge, beharrte die Menschin, wüssten durch ihre Segen die Furcht in den Herzen der Menschen zu bannen. Und so segnete die alte Zwergenpriesterin die Klinge beim Schein von Feuer und Kerzen, um dem Herzen der Kriegerin Mut und Ruhe zu spenden.
Beim Brunnen herrschte Gedränge - und nicht die gute, friedliche Art. Panik. Angst. Die Soldaten bedrängten Lilliane und die anderen geradezu. Sie flehten, sie forderten. Die Menschen verlangten Essen, Verbände, Segen - irgendetwas, um ihnen Sicherheit zu geben, die Gewissheit zu überleben. Xzerilin verstand, dass die Geißel selbst Furcht in die Herzen der Tapferen zu sähen vermochte. Einige Menschen und Gnome versuchten Ordnung in das Chaos zu bringen, doch ihre Mahnungen blieben fruchtlos. Der aufgebrachte Arageon trat hinzu, um die Soldaten zu beschämen und zu bedrohen, doch selbst das schien nur kurzzeitig zu helfen. Xzerilin versuchte, die Männer an das Licht zu erinnern. Sie sprach, unterstützt von einer unsicher wirkenden Menschin, Gebete und Segen, tröstende Worte, aufbauende Worte, um ihr eigenes, unerschütterliches Vertrauen auf die Menschen zu übertragen. Einigen half das wohl, anderen die Äpfel oder die harten Worte, jedenfalls verlief sich die Menge irgendwann.
Xzerilin klangen noch Satzfetzen eines halb geführten Gesprächs mit einem Elfen und der Söldnerin Tanatha noch in den Ohren: „Wie die Lämmer zur Schlachtbank“, „Glaube höchstens Zuversicht, wenn sie fallen“, „Licht wählerisch, wem es hilft“. Für die letzte Aussage hätte sich Brigor fast mit der Menschenfrau geprügelt. Es half ja nichts: Diesen Kampf durften die Lebenden nicht verlieren. Verloren sie, wäre alles andere bedeutungslos. Natürlich würde der Tod, die Geißel, nicht siegen, wie Xzerilin wusste. Sie sah das Licht selbst in der ungläubigen Frau, der das Leben in letzter Zeit ihrem Aussehen nach zu urteilen übel mitgespielt hatte, denn sie hörte echte, rührende Sorge in der Frage, ob Xzerilin etwa an die Front gehe. Diese Sorge teilte Xzerilin nicht. Sie wusste nicht, wo sie sein würde, denn die Geißel war überall und so würden Heilung und Glaube gebraucht. Die alte Priesterin hatte lange Jahre gelebt, während die Jungen starben, und fürchtete den Tod nicht. Das Licht würde sie schützen.
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Cavy
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War wirklich nur ein Jahr vergangen? Xzerilin konnte es kaum glauben, war sie selbst doch so weit herumgekommen wie sie es sich nie zu träumen gewagt hatte und war doch auch der Welt so viel widerfahren wie es sich niemand gewünscht hatte. Doch gerade ob der Ungeheuerlichkeit der Ereignisse, der fremden Welten, Völker und Mächte, brauchten die Menschen und Zwerge Beständigkeit und Kraft im Glauben. Und so würde Xzerilin auch dieses Jahr zum Grabe Uthers pilgern und den Gläubigen mit dem Lichtbringer Trost spenden. Ob auch Draenei kommen würden? Xzerilin wusste, dass auch die neuen Verbündeten der Allianz dem Licht dienten. Im letzten Jahr hatten auch Gnome und Elfen an der Pilgerreise teilgenommen und der Gefallenen des Krieges in Silithus gedacht. Unzählige Schlachten später würde es hierzu wohl erneut Anlass geben. Das Licht würde auch ihnen Trost spenden, ob sie es wussten oder nicht.
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Cavy
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Das Licht hatte eigene Pläne und durchkreuzte gelegentlich jene seiner Diener, was diese mit Demut zu erdulden hatten. So war es Xzerilin nicht möglich geswesen, die Pilgerreise in diesem Jahr anzutreten. Vom Tempel hatte sie erfahren, dass neben Zwergen wie Morrin und Barwich neben Menschen sogar Draenei wie Lavende und mit Merdarion eine Elfe zum Grabmal Uthers gepilgert waren. Faszinierend.
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