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Selenya
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09.04.2023
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Sonnenschein fiel auf ihr Gesicht. Sie blinzelte. Das hieß, ihr Gesicht versuchte es, aber irgendetwas schien zu fehlen, irgendetwas, das... notwendig war für diese Bewegung. Für einen Moment fragte sie sich was, und warum, aber dieser Gedanke war zu schnell wieder fort, als dass sie ihn wirklich wahrgenommen hätte. Nicht zuletzt weil der Versuch zu blinzeln aus einem Reflex und nicht einem Bedürfnis heraus geboren war – weshalb das ein Gedanke war, der es nicht mal zur Oberfläche ihres Bewusstseins schaffte.
Etwas anderes dagegen schon: die Frage wieso sie war. Wieso sie existierte.
Sie dachte darüber nach. Sie hatte den undefinierbaren Eindruck, dass sie eine Zeit gebraucht hatte, bis sie aufgewacht war, daher konnte sie wohl davon ausgehen, dass sie schon eine Weile da gewesen war. Nicht nicht-existent – aber auch noch nicht wirklich wach. Was zu der interessanten Frage führte: hatte sie existiert?
Da war... sie wusste nicht genau was. Etwas. Eindrücke, in ihrem Kopf. Nicht vollständige, eher... Scherben und Splitter von zersprungenen. Genug, dass es zumindest eine Möglichkeit war, dass sie vielleicht... länger nicht nicht-existent gewesen war als es den Anschein hatte. Aber nicht genug um auszuschließen, dass es bloß die Einbildung eines Geists sein war, der einfach versuchte Lücken zu füllen. Nicht mal genug um zu erkennen, was diese Eindrücke wirklich zeigten. Zumindest dachte sie das – sie realisierte nicht, dass tief in ihrem Innersten alles davor wegscheute, so schnell, so sehr, dass das einfach zu einer weiteren Sache wurde, die es nicht an die Oberfläche ihres Bewusstseins schaffte. Und so war alles, was in ihrem Kopf war, Splitter, ohne dass sie wusste was sie wirklich waren.
Wenn sie so darüber nachdachte: sie wusste auch nicht so recht, was sie war.
Sie sah an sich hinunter, und befand, dass sie sich irgendwie seltsam fühlte. Sie konnte nicht sagen was es war, aber es fühlte sich an als ob... es mal anders gewesen wäre. Was merkwürdig war, denn ihr Kopf zumindest konnte keinen Unterschied feststellen. Aber ihr Körper konnte es irgendwie – oder war sich zumindest nicht sicher. Sehen, zum Beispiel. Sie konnte definitiv ihre Umgebung wahrnehmen, aber es war... es schien...
Sie steckte einige Zeit fest mit einem Gedanken, den sie irgendwie nicht zufriedenstellend zu Ende denken konnte, bevor sie ihn schließlich vertrieb, unfertig wie er war. Es war nicht so wichtig. Sie konnte, auch wenn es das Wort vielleicht nicht richtig traf, sehen, oder nicht? Also widmete sie sich stattdessen wieder ihrem Körper. Sie warf einen Blick auf ihre Hände und nahm mit einem merkwürdigen Gefühl wahr wie sie aussahen. Irgendwie... modrig. Und hier und da war etwas Weißes zu sehen. Sollten sie so aussehen?
Auch das wusste sie nicht.
Alles fühlte sich irgendwie anders an, aber das Verwirrende war: sie wusste weder was noch warum. Sie erinnerte sich nicht daran, was davor gewesen war. Deshalb konnte sie nicht sagen ob ihr Gefühl richtig war. Möglicherweise gab es nichts, worüber sie sich Sorgen machen müsste, einfach weil alles genau so war wie es sein sollte.
Sie wusste es. Einfach. Nicht. Das war das Problem. Sie wusste nicht einmal ob es ein Davor gegeben hatte. Musste es aber, oder? Sie war nicht einfach so ins Sein geploppt, oder?
Da war sie wieder, die interessante Frage. Sie grübelte über diese Möglichkeit. Schien ziemlich logisch zu sein, aber zugleich war da zumindest der Gedanke an ein Davor, und den hätte sie nicht, wenn da keins war – oder? Wie konnte sie sich überhaupt einen Begriff machen von einem möglichen Davor, von diesem Konzept, wenn sie nicht ein solches Davor erlebt hatte, wenn auch ohne sich daran zu erinnern? Und da waren ja auch diese Splitter. Das hieß: wenn die nicht einfach nur Einbildung waren. Also war es vielleicht das: ihr Kopf dachte sich einfach etwas aus, um nicht... leer zu sein, sozusagen, und machte sie so glauben, dass es in der Tat ein Davor gab, wo möglicherweise keins war.
Aber es war nicht wirklich von Bedeutung, ob irgendwas davon wichtig war, oder? Sie konnte es ja doch nicht sagen, zumindest jetzt nicht. Also beschloss sie, es vorerst einfach mal so hinzunehmen.
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