Lahila
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Kapitel 1: Vorgeschichte
Iterian schrie vor Schmerzen auf.
„Nochmal, Iterian konzentriert euch!“ hallte die ungeduldige Stimme seines Lehrmeisters zu euch herüber. „So schwer ist es nicht, der Zauber gehört zu eurer Grundausbildung.“
Leicht resignierend konzentrierte sich Iterian erneut. Konnte ihm Geberian nicht eine Pause gönnen? Immer und immer wieder musste er diesen Zauber versuchen, doch irgendetwas wollte nicht funktionieren. Seine Hände waren schon gerötet und einige Brandblasen hatten sich gebildet, doch auch dies schien seinen Lehrmeister nicht zu stören. Erneut konzentrierte sich Iterian und sah wie sich die ersten zarten Flammen in seiner Hand bildeten…. Flammen…
*** 15 Jahre zuvor ***
Sein Elternhaus brannte. Seine Straße brannte. Die ganze Stadt brannte. Wie die sanfte Umarmung eines Liebhabers wickelten sich die Flammen um jedes brennbare Stück Holz, dass sie fanden und umgarneten es bis es zu Asche wurde. Iterian wusste nicht wie lange er schon mit seiner Mutter und seiner Schwester durch dieses Meer von Flammen lief. Aus der Ferne drangen Schreie und Hilferufe hervor, doch ohne sich einmal umzublicken hatte seine Mutter mit Iljena auf dem Arm Iterian durch diese Feuerwelt geführt.
„Schnelle! Bleib nicht stehen!“
„Pass auf!“
„Bleib dicht hinter mir“.
Das waren die einzigen Worte die seine Mutter seit einer gefühlten Ewigkeit gesagt hatte. Traurig dachte der Junge an sein Holzpferd, dass er nicht mehr aus ihrem Haus holen durfte nachdem das Dach angefangen hatte zu brennen.
„Dafür ist keine Zeit“ hatte seine Mutter gesagt.
Auch die Frage nach seinem Vater ließ sie unbeantwortet, drückte nur seine Hand fester und wich mit ihm einen gerade umkippenden brennenden Schild aus.
Sie stolperten an Menschen vorbei die auf der Straße lagen und zu schlafen schienen. Gerade kamen Sie an einem Mann vorbei der so verdreht schlief, dass Iterian sich fragte wie man so nur ruhig liegen konnte. Auch sein Einwand den er gegenüber seiner Mutter vorgebracht hatte, dass das Feuer ja gar nicht so gefährlich sei, wenn die Leute in Ruhe schliefen war an Ihr abgeperlt.
Die kleine Familie kam um eine Straßenecke und steuerte auf das Stadttor zu. Verwirrt erinnerte er sich an die mahnenden Worte seiner Eltern nicht dem Stadttor zu nahe zu kommen. „Fremde sind gefährlich“ hatte sein Vater immer gesagt. „Sprich nicht mit Ihnen, geh nicht mit Ihnen mit“ hatte seine Mutter dann oft ergänzt. Doch heute in dieser brennenden Gegend und den vielen schlafenden Menschen schienen die Regeln nicht zu gelten. Mit schnellen Schritten bewegten Sie sich auf das Tor zu.
Das Tor war schon immer eines der beeindruckesten Bauwerke der Stadt gewesen. Gebaut aus Stein mit einem schweren Eisentor, dass eigentlich jedem Bewohner offen Stand und die Stadt mit dem Umland verband. Viele fahrende Händler hatten ihre Stände dort aufgebaut mit teilweise auch exotischen Waren. Doch heute war es anders. Die Stände waren verlassen und einige Leute lagen links und rechts neben Ihnen. Das seltsamste für Iterian war jedoch, dass das eiserne Stadttor geschlossen war. Das hatte er noch nie gesehen.
Mit einer Kraft die Iterian eher seinem Vater beim Holzhacken zugetraut hätte anstatt seiner Mutter rüttelte diese am den Eisenstäben. „Verdammt geh auf! Geh auf!“ rief Sie in einer hohen Stimmlage, die selbst für ihn als Kinde Ihre Verzweiflung zum Ausdruck brachte. Iterian stand daneben und schaute auf die weißen Handflächen seiner Mutter während Iljena, die seine Mutter zuvor auf dem Boden abgelegt hatte bitterlich zu weinen begann. Erschöpft ließ Iterians Mutter vom Gitter ab. Liebevoll beugte Sie sich zu Iljena hinab und schaukelte sie einen Moment in Ihrem Arm hin und her. „Ist schon gut meine Kleine, ist schon gut“ flüsterte Sie dem Kind zu, was dieses zu beruhigen schien.
Dann musterte Sie ihren Sohn von oben bis unten. „Iterian siehst du den Wagen dort“. Sie zeigte auf einen verlassen mit Heu beladenen Ochsenkarren in der Nähe, der wie durch ein Wunder noch nicht von den Flammen befallen war. „Versteck dich dort mit deiner Schwester und komm erst heraus wenn ich euch rufe. Egal was sonst passiert bleibt hier. Es sei denn das Feuer kommt zu nahe, dann versteckt euch wo anders. Versprichst du mir das?“.
„Ja, Mama. Ich verspreche es.“
Sie drückte ihm seine Schwester in die Hand. „Sei lieb zu ihr. Ich suche jemanden der uns mit dem Tor helfen kann.“
„Ich will aber mit dir gehen“ entgegnete er.
„Das geht nicht, mein Sohn“ sie hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich bin gleich wieder da. Ich liebe euch.“
Iterian nickte und kroch mit seiner Schwester in das Heu des Wagens. Lange hielt er es jedoch nicht aus, vor allem da jetzt auch seine Mutter nach jemanden rief. „Hallo? Hallo, ist da wer? Ich bekomme das Tor nicht auf“. Vorsichtig lugte Iterian durch das Heu gerade um zu sehen wie eine kleine Kolonne aus gerüsteten Männern aus der Straße bog aus der auch sie in Richtung Stadttor gekommen waren.
„Hier! Hier drüben!“ rief Sie und winkte den Männern zu. „Das Licht sei gepriesen! Ihr seid Männer des Königs. Irgendwer muss die Stadt überfallen haben. Aber es ist gut dass ihr hier seid. Hilft mir und…“ in diesem Moment verstummten Ihre Worte als einer der Männer, die Sie mittlerweile erreicht hatten mit einem Metallstab auf dem ein Ball zu sitzen schien seine Mutter auf dem Kopf schlug. Darauf schien auch Sie einzuschlafen. Kurz überlegte Iterian zu ihr zu laufen, doch er hatte Ihr versprochen dort zu bleiben.
Die Männer kamen immer näher.
Langsam passierte der Trupp den Ochsenkarren. Kurz darauf das schwere eiserne Geräusch des sich bewegenden Stadttors zu hören, dass an einen alten Mann erinnerte der sich mühevoll aus seinem Stuhl erhob.
„Herr Hauptmann! Hätten wir wenigstens das Tor offen lassen sollen um zumindest einigen die Chance zu geben lebend hier raus zu kommen?“ fragte gerade einer der Männer einen anderen.
„Seid ihr von Sinnen?!“ herrschte dieser den anderen an. „Wenn sich die Seuche ausbreitet verlieren wir mehr als nur ein paar Stadtbewohner. Ihr habt den Befehl von Prinz Arthas gehört. Es geht hier schließlich um das Schicksal unserer Welt und nicht von Stratholme und ein paar wenigen Bürgern.“
Selbst wenn es hier, wie die Männer sagten, um das Schicksal der Welt ging. In diesem Moment ging Iterians Welt in Flammen auf.
Kapitel 2:
Iterian lag in seinem Bett starrte auf seine bandagierten Hände. Fast hätte es mit den Flammen geklappt. Er fühlte schon wie er es schaffte sie zu Formen…bevor…. Ja, bevor eine Stichflamme entstanden war und ihn noch lauter vor Schmerz aufschrien ließ. Immerhin hatte Geberian dann endlich ein Einsehen gehabt, die Lektion beendet und ihm zum nächsten Priester geschickt der ihn bandagiert hatte.
Wieso musste er auch lernen Feuer zu formen? Wozu brauchte er das? Seufzend dachte er an seine Schwester. Sie hatte den einfacheren Weg. Sie wurde nur mit Schwert und Schild ausgebildet und eventuell in den Lehrgängen des Lichts. Sie war eine Musterschülerin, auch wenn ihr im Vergleich zu ihm das angeblich vorhandene magische Talent abging. Magisches Talent! Iterian schnaubte.
Wieso er eigentlich hier war und nicht in Stormwind, Abseits des Gedränges der Stadt in der Nähe einer Abtei, bei der das Essen kläglich war und man jeden Tag die gleichen Gesichter sah?! Er verdrehte die Augen als er sich an Geberians Worte erinnerte als er ihn damals abholte. „Zauber sind gefährlich“ hatte er gesagt als er ihn aufforderte seine Sachen zu packen um Stormwind und Iljena hinter sich zu lassen. Die Stadt die ihr zu Hause nach der Katastrophe in Stratholme geworden war.
Früh hatten sich die Diener des Lichts sich den beiden Waisenkindern angenommen, sich um sie gekümmert und ihnen eine Art schulische Bildung zukommen lassen. Bis Iterian und Iljena eines Tages von einigen Männern begutachtet wurden, die ihnen eine Art Grundausbildung als „Untertanen des Königs zum Schutz des Reiches“ zukommen ließen. Später dann wurde ihr Talent begutachtet, was Ihn schließlich hier her geführt hatte. Wütend schlug Iterian in sein Kopfkissen. Wären diese Männer doch nie gekommen! Das Leben hätte so einfach sein können! Doch nun saß er hier fest wegen seines angeblichen Talentes.
Wer immer auf diese Idee gekommen war er hätte magisches Talent hatte sich definitiv geirrt. Nicht einmal das Formen der Flammen in eine Kugel glückte ihm. Unruhig wälzte er sich auf die Seite. Sollten doch alle sich ihre Flammen sonst wohin stecken!
Kapitel 3: Die Flucht
Erholung schien ein Fremdwort zu sein. Zumindest in Geberians Augen. Kaum hatte er die Bandagen entfernt bekommen, wurde Iterian mitgeteilt, dass seine Ausbildung am übernächsten Tag weitergehen würde. Es sei schließlich Zeit für einen neuen Versuch. Einen neuen Versuch!
Entsetzt musterte Iterian seine Hände, während er seine wenigen Habseligkeiten in einem Beutel verstaute. Er war doch nicht verrückt und würde sich das erneut antun! Irgendwann hätte er sonst wohl vor lauter Versuchen keine Hände mehr. Nein, es war Zeit zu gehen – und die Abenddämmerung war der richtige Moment dafür.
Der Adept der Magie packte einen kleinen Laib Brot, den er vom Abendessen mitgehen gelassen hatte, in den Beutel und schnürte ihn zu. Er würde schon eine andere Aufgabe im Leben finden. Vielleicht als Bauer in Westfall oder als Helfer des Wirtes in Goldhain. Zur Not könnte er sich auch diesen Defias anschließen. Ein Räuberleben schien jedenfalls attraktiver zu sein als das hier. Mit einem Seufzen richtete er sich auf und schaute sich im Raum um. Adieu schnöde Kammer! Auf nimmer wiedersehen! Er öffnete die Tür seine Unterkunft. Es ging hinaus. Hinaus in ein neues Leben. Ein Leben ohne Magier!
Sachte schloss er die Tür hinter sich und schlich die Treppe im Fackelschein hinunter. Ob Geberian ihn suchen würde? Vielleicht. Ob er ihn dann hierher zurückschleifen würde? Vielleicht auch das. Ob Iterian sich dem alten Mann fügen würde? Sicher nicht! Doch wie sollte er sich wehren? Verstecken würde er sich zunächst. Vielleicht in der Taverne. Vielleicht im Wald. Iterian öffnete die schwere Pforte und trat hinaus ins Freie. Aber eine Taverne kostete Geld. Geld war nicht gerade etwas, was er im Überfluss besaß. Dann halt der Wald. Er schritt den Weg entlang Richtung Mauer. Nur noch um die Biegung, vorbei durch das Tor und er wäre frei. Aber im Wald gab es Bären und Wölfe. Doch die würde er schon vertreiben. Er griff an das kleine Messer an seinem Gürtel, dass er vor vielen Jahren gegen ein paar Eier mit einem anderen Jungen getauscht hatte. Konnte man mit einem Messer wirklich Bären erlegen? Vielleicht half es ja die Tiere mit Feuer zu vertreiben. Aber er hatte keine Fackel. Dann musste es halt ein Feuerball sein. Aber einen Feuerball konnte er nicht, beim verfluchten Licht! Vielleicht…
In diesem Moment stieß Iterian mit jemanden zusammen. Der junge Mann stürzte und sah einen Moment Sterne. Verdammt wer war um diese Zeit unterwegs. Etwa Geberian der ihn beim Davonschleichen erwischt hatte oder einer der anderen Adepten? Langsam kroch Angst seinen Magen empor. Sie hatten ihn erwischt bevor er sich auf und davon machen konnte. Wäre hier ein Erdloch er hätte sich freiwillig darin versteckt. So hielt er nur den Atem an und lauschte einem Uhu in der geballten Erwartung in kurzer Zeit Geberian wie einen Titanen über sich stehen zu sehen.
Tatsächlich stand jemand über ihm. „Verzeihung, ich habe dich nicht gesehen“ erklang eine weibliche Stimme. „Warte ich helfe dir auf“. Die Frau streckte ihm eine Hand entgegen. Unsicher ergriff Iterian die Hand. Angespannt murmelte Iterian ein „Danke“ seinem Gegenüber im fahlen Mondlicht zu.
Vor ihm stand eine nicht gerade unansehnliche Frau mittleren Alters, die ihn freundlich musterte. Sie trug keine Robe wie die üblichen Adepten und Magier, stattdessen Trug sie ein rotes Kleid, das ihrer Figur schmeichelte. Also konnte Sie zumindest nicht von der Abtei sein. Stellte Iterian etwas beruhigt fest.
Die Frau musterte seine Hände „sieht so aus, als hätten wir etwas Probleme gehabt einen Feuerball zu zaubern“ stellte sie trocken fest. Iterians Magen zog sich zusammen. Sie war wohl doch eine Magierin. Innerlich ergab sich der Adept seinem Schicksal. Sie ergriff mit ihrer Linken sein Handgelenk und drehte es musternd im Mondlicht. „Nicht weiter schlimm. Das verheilt schon.“
Sie lächelte ihn an. „Wohin wollten wir denn so spät in der Nacht?“
Iterian biss sich auf die Lippen. Bloß nichts sagen war die Devise. Das würde ihm Zeit verschaffen. „Du wolltest doch nicht heimlich von hier in der Nacht verschwinden, Junger Adept?“.
Die letzte Farbe wich aus seinem Gesicht. Sie wusste es. Warum wusste sie es nur. Das war sein Ende! „Aber wieso denn?“ sie legte musternd den Kopf schräg und sah ihn mit ihren dunklen Augen an.
Er wusste nicht wie viel Zeit verging, aber es schien eine Endlosigkeit des Schweigens zu sein und mit jedem Moment der Endlosigkeit wurde das Lächeln im Gesicht der Dame breiter. Sollte er sie anlügen? Nein, sie würde auch dies sicher erkennen. Es gab keinen Ausweg mehr.
„Weil ich das nicht kann“ platzte es schließlich mit gebrochener Stimme aus ihm hinaus.
„Was kannst du nicht?“ fragte sie ihn ruhig.
„Ich kann diesen magischen Firlefanz nicht. Ich schaffe nicht einmal einen Feuerball.“
„Und deshalb willst du weg?“
Iterian nickte. „Weit weg!“
„Du solltest dein Talent nicht vergeuden, Junge“
„Wo seht ihr ein Talent bitteschön! Ich besitze dieses magische Talent nicht, verdammt…“
„Nicht so laut, Iterian nicht so laut.“
Die Erkenntnis, dass Sie seinen Namen kannte traf ihn wie ein Schlag. Unbeirrt fuhr sie fort. „Du hast Talent, nur für eine bessere Form der Magie.“
„Was…woher… wieso… wisst ihr meinen Namen. Wer seid ihr?“
Sie lächelte ihn immer noch an, sichtlich seinen Schock genießend und schob elegant eine Strähne ihres langen dunklen Haares aus ihrem Gesicht. „Ich bin Drusilla la Salle.“ Langsam umwanderte Sie ihn, wie ein Pferdekäufer ein Pferd. „Und ich habe dich beobachtet, Iterian.“ Ihre linke Hand glitt kurz über seine rechte Schulter und entfernte etwas Staub von seinem Schulterblatt. „Und ich glaube du bist genau der richtige Mann, den ich gesucht habe. Aus dir kann etwas Großes werden. Etwas Besonderes.“
Etwas Großes? Etwas Besonderes? In dieser Form hatte Iterian das schon lange nicht mehr gehört. Das letzte Mal wohl bevor seine Welt in Stratholme in Flammen aufging. Danach war er nur noch der Waisenjunge, der Schwächling, das Kind ohne Verbindung zum Licht, der der-den-Feuerball-nicht-hin-bekam gewesen. Es tat gut so etwas zu hören. „In wie fern?“ formten seine Lippen beinahe von Zauberhand diese Frage.
„Du bringst alle Eigenschaften mit die es braucht, die mächtigste Magie zu wirken auf dieser Welt. Du brauchst nur“ sie legte eine kurze Pause ein „einen Anstoß.“
„Wie denn wenn ich keinen Feuerball kann?“
Drusilla winkte ab „es gibt wichtigeres als Feuerbälle werfen zu können. Zum Beispiel jemanden zu haben, der Feuerbälle für einen wirft.“
„Wie, meint ihr?“ ihre Worte kamen Ihm wie ein Rätsel vor.
„Das, mein lieber Iterian zeige ich dir morgen, zur gleichen Stunde, wenn du dies möchtest. Das einzige was du tun musst ist wieder in die Abtei zurückgehen und mich morgen treffen.“
„Ich… weiß nicht…“
„Glaub mir du bist etwas Besonderes und du wirst Geberian zufrieden stellen. Ich verspreche es. Dein neues Leben beginnt morgen“ beruhigend streichelte sie ihm über die Wange.
Diese Berührung löschte den letzten Zweifel in Ihm aus. Diese Frau würde ihm helfen. Zumindest hoffte er das. Wenn nicht könnte er auch noch in der kommenden Nacht fliehen. Doch er war sich sicher, egal was morgen Nacht passieren würde. Sein Leben würde eine neue Wendung nehmen.
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