Cavy
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Niemand hatte je Großartiges von Rubinai erwartet. Sie stammte aus einer anständigen Familie und war das siebte Kind ihrer Eltern. Schon bei ihrer Geburt war für ihre Eltern klar, dass Rubinai einmal eine Schönheit werden würde. Für jeden ihrer sechs Brüder hatten die Eltern bei der Geburt bereits einen Plan gemacht. Die beiden ältesten Söhne würden dem Vater im ehrbaren Handwerk der Erzschürfer nachfolgen. Der dritte Sohn würde natürlich Priester werden, um etwaigen Zweiflern zu beweisen, dass sie eine fromme und gläubige Familie waren. Der fünfte Sohn würde als Spross einer anständigen Familie eine anständige Ausbildung machen und beim Schmied in die Lehre gehen. Der jüngste Sohn schließlich sollte als erster in der Familie Bierbrauer werden. Sie waren schließlich anständig, aber offen für andere ehrbare Berufe. Der siebte Sohn würde zur Armee gehen, denn schließlich diente die Familie dem König treu. Doch es kam eine Tochter.
Und Rubinai, die gewiss eine Schönheit werden würde? Sie würde einmal eine anständige Partie heiraten, zum Beispiel einen Gastwirt. Selbst wenn sie doch wider erwarten nicht so schön werden würde, könnte sie das tun, wenn ihre Mutter ihr erst das Kochen beigebracht hatte und sie in der ganzen Gegend als Inbegriff der Tugend, Frömmigkeit, des Anstandes, der Sittlichkeit und der Kochkunst bekannt wäre. Rubinais Leben stand also schon bei ihrer Geburt ziemlich fest.
Zuletzt bearbeitet am: 09.03.2021 09:01 Uhr.
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Cavy
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"Das Ei", wie Rubinai bald von ihren Brüdern genannt wurde, tobte und raufte als kleines Mädchen gerne mit ihren Brüdern herum. Sie war gesund, ausdauernd und kräftig, stets draußen anzutreffen und musste jeden Abend erst einmal gebadet werden, um den Matsch loszuwerden. "Eieiei, Rubinai!", schimpfte ihre Mutter dann. Am Kochen zeigte die kleine Rubinai zwar wenig Interesse, doch immerhin aß sie gerne ihrer Mutter berühmte Spiegeleier. Zum Glück wurde sie tatsächlich mit jedem Tag hübscher, sodass diese etwaigen Mängel ihres Charakters ihr gewiss nicht die Aussichten auf einen anständigen Mann verbauen würden. Außerdem würde sich das sicherlich rauswachsen. Sie war ja noch ein Kind. Bald würde sie anfangen sich für Zwergenburschen und hübsche Kleider zu interessieren und endlich kochen lernen.
Rubinai hatte nie etwas gegen die Pläne ihrer Eltern gehabt, denn dass sie einmal ins heiratsfähige Alter kommen würde, erschien ihr doch sehr weit weg. Aber irgendwann bemerkte sie einige Veränderungen, die ihr den Ernst der Lage vor Augen führten. Zwar prügelte sie sich noch mit ihren Brüdern, die noch zu Hause lebten, half ein wenig beim Erzschürfen und ihrer Mutter zu Hause, doch ihre Mutter stellte plötzlich immer so merkwürdige Fragen. "Wie gefällt dir eigentlich der Sohn des Schmieds, meine Kleine?", "Wie gefällt dir dieser Stoff? Ich könnte dir mal ein neues Kleid nähen!", "Darf ich dir für den Besuch der Nachbarn die Haare flechten? Sie bringen auch ihren Sohn mit!"... Als Rubinai klar wurde, was diese Fragen bedeuteten, beschloss sie, dass sie keinerlei Lust hatte zu heiraten und ihr Leben lang Spiegeleier zu kochen wie ihre Mutter. Sie brauchte einen Plan.
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Einfach abhauen und in die Welt ziehen kam nicht in Frage, auch wenn Rubinai es kurz erwog. Sie liebte ihre Eltern und wollte ihnen nicht das Herz brechen. Noch weniger jedoch wollte sie ihr Leben lang nicht mehr als ein paar Meilen reisen und stattdessen einen Haufen Zwergenkinder bekochen.
Die Lösung war naheliegend und einfach. Sie erforderte nur ein wenig Schauspielkunst. Einmal musste sie die sein, die sie nicht war, und schon wäre sie frei...
In den nächsten Tagen arbeitete Rubinai vor einem zugefrorenen Tümpel an ihrer Miene und an ihrer Frisur. Inspiriert wurde sie dabei von den Nachbarstöchtern, die brav, fromm und in Rubinais Augen recht langweilig und dumm waren. Perfekt also.
Ihre Mutter bemerkte eine erstaunliche Veränderung. Ihre Tochter wurde stiller und sauberer. Sie wirkte nachdenklich. Ihr hübsches Gesicht verbarg sich hinter weniger Schrammen und ihr leuchtend rotes Haar war ordentlich gebürstet und geflochten. Sie trug ihre zerfledderte Lederkleidung immer seltener und kleidete sich in eine schlichte Stoffrobe, die vorher lange eingetragen in ihrer Kiste gelegen hatte. Endlich! Vermutlich hatte sie ein Auge auf den Sohn des Gastwirts geworfen. Es wurde ja auch wirklich Zeit! Bestimmt würde sie sich bald auch fürs Kochen interessieren. Rubinais Mutter würde mit etwas Einfachem anfangen, Rührei zum Beispiel.
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Cavy
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Ihre Gelegenheit kam bei einem Besuch ihres Bruders, der wegen seiner Priesterausbildung sonst in Ironforge lebte. Als Zwerg wusste man die Feste zu feiern wie sie fielen und so kamen zahlreiche Nachbarn und entfernte Verwandte zum Essen. Der Abend würde später wie üblich noch lustig werden. So lange gedachte Rubinai nicht zu warten: Sie wollte ein nüchternes Publikum.
Als sich alle fröhlich zum Mahl niedergelassen hatten - sie waren ob der überragenden Kochkunst der Hausherrin und der Aussicht auf süße Eierkuchen zum Nachtisch bester Laune -, erhob sich Rubinai. Ihre anmutige Miene war ein sorgfältig komponiertes Bild von Demut und Freude. "Vater, ich bitte etwas sagen zu dürfen!" Der stattliche Erzschürfer hob seinen Bierkrug und nickte, wohl in Erwartung eines Trinkspruchs. Rubinai ließ ihre Augen vor heiligem Eifer erglühen und sprach: "Das Licht ruft mich, Vater! Ich spüre, dass ich ihm dienen muss. Ich will mein Leben ganz dieser heiligen Aufgabe widmen und eine Dienerin des Lichts werden!". Ihrem Vater fiel klappernd ein Hähnchenschenkel aus der Hand und auf den Teller, die gerade auf dem Weg in den Mund gewesen war. Als das Klirren der bei dieser Gelegenheit auf den Boden gefallenen Gabel verklungen war und alle Blicke auf ihm ruhten, antwortete der gestandene Zwerg mit einem eloquenten "Hä?".
Natürlich hatte er keine Wahl. Rubinai wusste das und ihr Vater kam innerhalb weniger Sekunden offenkundig zu demselben Schluss. Was hätten die Nachbarn sich die Mäuler zerrissen, wenn er seiner Tochter eine solche Bitte abschlug? Schließlich waren sie eine anständige Familie, da konnte man auch zwei Kinder dem Licht schenken (wenn es denn unbedingt sein musste).
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Cavy
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Rubinai brach schon wenige Tage später mit ihrem Bruder auf. Schon nach etwa zwei Meilen hatten sie nicht nur bereits ihren halben Proviant (Brot, gekochte Eier, Schinken) verputzt, sondern auch dieselbe Unterhaltung gut ein halbes Dutzend Mal geführt. Sie lief immer recht gleich ab: "Nein, ich komme nicht mit dir nach Ironforge. Ich melde mich im Coldrigetal für meine Ausbildung. Ja, du darfst mich meinetwegen begleiten." - "Aber dir Priesterausbildung in Ironforge... schon gut, schon gut...".
Im Coldrigetal angekommen übergab ihr Bruder sie den dortigen Zwergen und eilte dann gen Ironforge, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. "Priesterin willst du also werden, Kind?" Rubinai strahlte. "Nicht doch! Wo finde ich hier die Paladinlehrer? Wann kann ich mit dem Waffentraining anfangen? Und wie lange dauert es, bis ich in die Welt ziehen kann? Um dem Licht zu dienen natürlich."
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Die Ausbildung an der Waffe mit den Kriegern im Coldrigetal bereitete Rubinai die größte Freude, doch auch in dem Teil ihrer Ausbildung, der sich mit dem heiligen Licht beschäftigte, war sie stets aufmerksam, sodass sie sich schon bald bereit fühlte die Länder des Königs in Dun Morogh und am Loch Modan zu verteidigen. So kam es, dass Rubinai in Kharanos und den Hügeln Dun Moroghs hier und da kleinere Aufträge erfüllte und endlich mal was erlebte. Sie war begeistert und übte gleichzeitig ihre neuen Fähigkeiten als Paladina des Lichts. Ihre Reise führte sie auch zu einer Widderfarm, bei der sie als Belohnung ihrer Dienste von einem kleinen Mädchen einen Schneehasen erhielt. Das freute Rubinai Rubinai natürlich, denn es würde für mehrere vernünftige Mahlzeiten sorgen. Irgendwann gingen einem auf der Reise Stockfleisch, Brot und gekochte Eier doch zum Hals heraus. Unterwegs unterhielt sie sich daher fröhlich mit dem Schneehasen darüber, wie sie ihn zubereiten könnte. Leider wuchs ihr der kleine Kerl dabei doch ziemlich ans Herz, wie er da in seinem Käfig saß... Mit einem resignierten Seufzen ließ Rubinai den Hasen aus seinem Käfig hoppeln. Zu ihrer Überraschung verschwand das weiße Knäul jedoch nicht im nächsten verschneiten Busch, sondern folgte ihr und war fortan ihr treuer Begleiter, den sie definitiv nicht braten würde.
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Rubinai war nicht sonderlich weltgewandt, doch sie gedachte dies zu ändern. Bis nach Stormwind hatten sie ihre Reisen schon geführt! In Dun Morogh hatte sie kaum jemals andere Völker gesehen als Zwerge, auch wenn sie vor den Toren Ironforges gemeinsam mit einem Gnom die Geißel bekämpft hatte. Und nun war sie in der Hauptstadt der Menschen gewesen und hatte dort sogar eine Geheime Zuflucht gefunden. Außerdem hatte sie eine menschliche Brieffreundin, die ihr zur besseren Zusammenarbeit der Allianz zugeteilt worden war. Eigentlich sollten sie sich über das heilige Licht austauschen, aber Beresina schien ebenso wie Rubinai viel lieber über Waffen zu reden. Ein Glück! Rubinai freute sich schon, sie vielleicht irgendwann persönlich zu treffen.
Doch auch in Loch Modan, wo sie mit ihrem Schneehasen die Länder des Königs verteidigte, hatte sie Dinge gesehen, die sie faszinierten - und das war nicht die Trogg-Plage! Bei einer Wette mit einem Menschen hatte sie ein Seidenhemd gewonnen, mit dem sie wenig anzufangen wusste, da es für Kämpfe zu fein schien. Dafür hatte ein Gnom Namens Jasro mit einem offensichtlich guten Hemdengeschmack mit ihr gemeinsam mehrere gewaltige Troggs erschlagen und sogar einem Gnom beigestanden. Dabei hatte er Frostblitze aus seinen Händen geschleudert und Troggs in Schafe verwandelt. Sowas bekam das heilige Licht wohl nicht auf die Reihe, jedenfalls hatte es ihr nie jemand gezeigt! Dafür hatte sie ihre Eier mit Jasro geteilt und mit ihrer Waffe auf die Troggs eingeprügelt. Zur Belohnung erhielt Rubinai einen zwergischen Verteidiger und trug diesen Schild nun voller Stolz, zeigte er doch, was sie bei der Verteidigung der Länder des Königs geleistet hatte. Außerdem schenkte ihr ein Zwerg vor dem Gasthaus in Thelsamar ein ziemlich starkes Bier. So gefiel ihr das Leben!
"Ich habe eine Freundin, die ein Mensch ist und einen Freund, der ein Gnom ist!", erklärte sie ihrem Hasen, der immer noch keinen Namen hatte, falls sie ihn doch mal essen wollte, stolz. "Das Ei, Verteidigerin der Länder des Königs, Bekannte aller Völker, Kämpferin der Allianz und Paladina des heiligen Lichts! Ha! Die werden zu Hause Augen machen! Das ist doch besser als Kinder und Spiegelei!"
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Cavy
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Menschen kamen, wie Rubinai inzwischen wusste, nicht wirklich ohne die Hilfe der Zwerge aus. Jedenfalls hatte sie das in Westfall bisher so erlebt. Mit allem möglichen Kleinkram brauchten sie Hilfe. Aber immerhin wurde man dafür bezahlt und da half man ja gerne, wobei Rubinai hauptsächlicheinfach neugierig auf die große, weite Welt war. Als Dank für ihre Hilfe gegen ein paar durchgedrehte Maschinen, gegen die sie gemeinsam mit einem Menschen Namens Paxten vorgegangen war, schenkte ihr ein Bauer ein Ei. Rubinai ging davon aus, dass es gekocht war, steckte es sicher in die Innentasche ihres Wamses und vergaß es anschließend. Zu ihrer Überraschung schlüpfte des nachts, gewärmt an ihrem Bauch, wenige Tage später ein Küken aus dem Ei! Wie erfreulich! Schon bald wären ihre Frühstückseier sicher, auch wenn sie nun noch ein Tier mit sich herumschleppen musste.
Im Rotkammgebirge schien es nicht anders zu sein, aber wenigstens war Seenhain ein recht hübscher Ort. Es gab hier auch so eine Akademie, in der man die Dinge lernen konnte, die sie bei Jasro gesehen hatte. Im Gasthaus erzählte ihr die Sekretärin und Adeptin Mirabeau davon, nachdem sie fast über Rubinais Huhn gestolpert war. Noch ein Mensch, mit dem sie auf freundschaftlichen Fuße stand! Das Ei fühlte sich sehr diplomatisch und weit gereist.
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Cavy
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Rubinai ließ die Länder der Menschen, den Wald von Elwynn, das Rotkammgebirge und Westfall, erneut hinter sich. Ihre Neugier war erst einmal befriedigt und sie sehnte sich nach "Bärten und Zöpfen", wie die Schildbrecher zu sagen pflegten. Außerdem hatte sie zwar inzwischen Früshstückseier, doch sie freute sich auf die zwergische Küche.
Beim Zwergenstammtisch wurde sie vom Anführer der Schildbrecher, Torgar, sogleich für eine Reise nach Southshore angeheuert. Die Zwerge wollten dort gegen Untote kämpfen und Rubinai begleitete sie auf dem gefährlichen Weg von Loch Modan über das Sumpfland und das Arathihichland bis ins Vorgebirge von Hillsbrad. Zu ihren Reisegefährten zählte auch ein Mensch. Den Kämpfen selbst schloss sie sich jedoch nicht an. Es waren schon genug Verteidiger da, die Menschen würden schon klarkommen. Die Länder der Zwerge brauchten ihre Hilfe eher!
Nach Abschluss der Reise nach Southshore schloss sie sich deshalb erneut der Verteidigung der Länder des Königs an und kehrte an den Loch zurück. Dort traf sie die Gnomin Arixi mit einer offensichtlich sehr guten Schneiderin, die ebenso magiebegabt zu sein schien wie Jasro. Ob das alle Gnome konnten? Rubinai glaubte es nicht. Vielleicht alle Gnome, die am Loch Oger jagten.
In Thelsamar traf nur wenige Tage später sie im Gasthaus erneut auf Brigor und Torgar. Die Söldner suchten dort offenbar nach Zwergen, die sie rekrutieren konnten. Das Ei fand es etwas fragwürdig erst jemanden abzufüllen und dann zum Unterschreiben eines Vertrages zu bringen, aber ansonsten mochte sie die Schildbrecher ganz gerne (trank mit ihnen aber lieber nicht zu viel). Darum sagte sie auf Brigos Bitte auch zu, schon wieder ins Menschengebiet zu reisen, gen Stormwind und in den Dämmerwald. Es riefen das Licht und ein neues Abenteuer!
Zuletzt bearbeitet am: 18.02.2021 13:18 Uhr.
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Cavy
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Brigors Ruf folgend begab sich Rubinai am Abend zur Kathefrale in Stormwind. Genauer gesagt musste sie sich dorthin durchfragen, doch das gelang ihr auf dem belebten Marktplatz problemlos. Auf dem prächtigen Kathedralenvorplatz schenkte Rubinai einer Waise, die sie schon in Southshore getroffen hatte, eine Portion kalten Gulaschs, um sich anschließend Brigor, einer weiteren Zwergin und einer Menschin vor dem Eingang der Kathedrale anzuschließen. Die Zwergenpriesterin Amrusa war von der Agentumdämmerung (oder so) geschickt worden. Rubinai wusste zwar nicht ganz genau, wer das eigentlich war, fand es aber ziemlich aufregend. Die Menschin stellte sich als Paladina Namens Rianie heraus.
In der ansehnlichen Bibliothek der Kathedrale (wenn auch, wie die Zwerge anmerkten, nicht so gut bestückt wie jene in Ironforge) erklärte Brigor, worum es eigentlich genau ging. Sie suchten nach einem Splitter und nach einem Paladin, der den Splitter hatte suchen sollen und von dieser Reise nicht zurückgekehrt war. So genau hörte Rubinai nicht zu, denn sie hatte ohnehin längst beschlossen mitzukommen und wollte endlich aufbrechen!
Vor ihrer Abreise deckten sie sich vorsichtshalber noch bei einem Fischhändler auf dem Kathedralenvorplatz mit Proviant ein. Brigor schien den Zwerg, den er als Kargrim vorstellte, ganz gut zu kennen, sodass ihnen der Fisch geschenkt wurde. Rubinai kannte sich mit Geschäften nicht so aus. Entweder das war ziemlich dumm oder eine gute Werbemaßnahme oder eine Spende für das Licht. Sie war sich nicht sicher und es war ihr auch egal, denn sie hatte neben Brot, Eiern und dem gelegentlichen Apfel auf der Reise außerhalb von Ortschaften nun endlich zur Abwechslung geräucherten Fisch zu essen!
Die Reise über Seenhain in den Dämmerwald verlief ereignislos, doch Rubinai merkte schnell, woher der finstere Wald seinen Namen hatte. Zum Glück hatten Amrusa und Brigor Licht mitgebracht.
In Dunkelhain suchten sie sogleich den ortsansässigen Historiker auf, der ihnen tatsächlich weiterhelfen konnte und wusste, dass die erste Gruppe hier Halt gemacht hatte und auf dem Weg zu einem Obsthain nie zurückgekehrt war.
Es folgten Kämpfe mit riesigen Wolftroggs (oder was das auch war, ziemlich riesig!), in deren Nähe sie in einem verlassenen Obstgarten, in dem es überhaupt kein Obst mehr gab, auch die Überreste der ersten Expedition auf Splittersuche fanden. Ein eilig gekritzelte Tagebucheintrag zeugte von ihren letzten Minuten. Tote Paladine gehörten nun nicht zu Rubinais Vorstellung eines tollen Abenteuers! Geknickt beobachtete sie Amrusas Gebete für die Gefallenen.
Den im Tagebuch enthaltenen Hinweisen folgend wandte sich die Gruppe Lichtdiener entschlossen gen Westen, wo sie schließlich nach Kämpfen mit ganz normalen Menschenbanditen (nicht sowas Gruseliges wie die Wölfe auf zwei Beinen) in einer Kiste das fanden, was sie gesucht hatten. Ihren Fisch hatte Rubinai bei der ganzen Aufregung gar nicht gegessen...
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Cavy
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Da sie schon einmal dabei war den Menschen zu helfen, kehrte das Ei nach dem Abenteuer in Stormwind und dem Dämmerwald zurück nach Westfall, um bei der Bekämpfung der Banditen zu helfen, die sich dort eingenistet hatten. Sie hatte sich dort mit ihrer Brieffreundin Beresina verabredet, die ähnliche Pläne hegte. Die Menschin redete ein wenig komisch und nannte das Ei stets "Liebste", aber Rubinai kannte sich mit menschlichen Bräuchen nicht so aus. Vermutlich war das normal.
An der Späherkuppe wurden ihnen noch drei weitere Mitstreiter zur Seite gestellt, die Rubinai nicht sonderlich vertrauenserweckend fand. Ein Mensch Namens Paxten, der behauptete die rote Maske in seinem Gesicht diene als Tarnung und er solle bei den Defias jemanden ausschalten. Und dann noch zwei Elfen, von denen sich eine in eine Katze verwandeln konnte und die zudem Paxten bedrohten, was Rubinai allerdings ganz gut verstehen konnte. Um ihre Reisebegleiter machte sich Rubinai fast so viele Sorgen wie über die Banditen. Zum Glück war ja Bere da.
Sie bekämpften ziemlich viele Defias in belebten Stollen unter Tage. Es gab dort sogar untote Minenarbeiter. Wie das wohl nun wieder passiert war? Rubinai nahm die Sache mit dem Licht zwar nicht so ernst wie manch anderer Paladin, aber selbstverständlich mussten sie sterben, wie sie es schon längst hätten tun sollen. Ihre Erlösung gebot der Glaube. Ihre Brieffreundin gefiel dem Ei im Kampf dabei ausgezeichnet. Mit Schwert und Schild schien sie geübt zu sein und rief im Kampf immer wieder das Licht um Hilfe an. Auch die beiden Elfen und Paxten machten schließlich zum Glück keine Anstalten ihrer Gruppe in den Rücken zu fallen und erwiesen sich als geübte Kämpfer. Westfall gefiel Rubinai jedoch immer weniger und Rubinai beschloss nach Stormwind zurückzukehren, nachdem sie die Minen mehr oder weniger wohlbehalten wieder verlassen hatte.
In Stormwind erwartete sie Post. In der Tat erhielt das Ei recht viel Post, seit sie im Auftrag der Allianz gelegentlich Ausrüstung an neue Rekruten verteilte. Diesmal hatten die Briefe jedoch ihr wohl bekannte Absender. Das erste Päckchen kam von ihrer Mutter und enthielt ein Nudelholz und eine kurze Notiz: "Falls du für die anderen Priester backen möchtest". Ach ja, vielleicht sollte sie ihren Eltern bei Gelegenheit mal erzählen, dass sie keine Priesterin wurde und außerdem das Coldrigetal längst verlassen hatte. Aber das hatte ja Zeit.
Als zweites erhielt Rubinai einen Brief von Beresina in Stormwind. Rubinai hatte ihr, wie schon öfter, ein wenig Ausrüstung geschickt, denn sie unterhielt sich gerne mit ihrer Brieffreundin über Rüstung und Waffen. Diesmal hatte sie in Westfall einen stabilen Gürtel und einen Ring für ihre Brieffreundin hinterlassen. Der Gürtel passte dem Ei nicht, aber würde der schlanken Hüfte der Menschin sicherlich Schutz bieten. Für Schmuck hatte Rubinai nichts übrig. Vielleicht mochte Bere sowas ja. Rubinai freute sich demnach auf die Antwort und öffnete den Brief mit einem Lächeln. Dann hörten die umstehenden Menschen von einer plötzlich sehr blassen Zwergin nur noch ein gehaucht entsetztes "Eieieieieieieiei!".
Zuletzt bearbeitet am: 25.02.2021 07:30 Uhr.
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Cavy
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Wie vom Donner gerührt stand Rubinai mit dem Brief in der Hand da.
"Liebe Zwergenfreundin
Also der Ring... ich bin begeistert! Ja, ich will!!! Niemals hätte ich gedacht, dass ich das je zu einer Zwergin sagen würde, aber der Ting spricht für sich. Und dann auch noch ein Ring für meine Taille... vielen Dank, Liebste. Und auf baldige neue gemeinsame Abenteuer!
Bere"
War das ein Scherz? Es klang nicht wie ein Scherz, aber bei Menschen wusste man ja nie. Wie kam denn Beresina, die sie erst einmal im Leben gesehen hatte, nun plötzlich darauf, dass sie sie heiraten wollte? Eine Menschenfrau! Aber die waren eben alle merkwürdig, das wusste man ja. "Eieiei", sagte das Ei.
Sie brauchte Hilfe. Jemanden, der sich mit Menschen, am besten mit Frauen, auskannte! Wenn sie hätte heiraten wollen, hätte sie auch zu Hause bleiben können. Aber sie kannte in Stormwind doch niemanden! Zum Glück half ihr der Zufall. Am Fischstand des Fischhändlers von neulich traf sie Trey, den Menschen, der sie schon nach Southshore begleitet hatte. Er war ein Mann, also kannte er sich bestimmt nicht mit Frauen aus, aber als er sie auf ein Bier im Zwergenviertel einlud, sagte sie dennoch dankend zu.
Zu Rubinais Enttäuschung wurde das Gasthaus im Zwergenviertel von einem Menschen geführt, aber immerhin gab es Zwergenbier und Bierkuchen. Alles in allem kein schlechter Laden, doch sie hatte andere Sorgen. Während Trey versuchte von der Kellnerin Bierkuchen zu bekommen, obwohl er kein Zwerg war, klagte ihm das Ei ihr Leid. Sie war so versunken in ihre Misere, dass sie das Gekicher am Nachbartisch gar nicht bemerkte, das sich bei ihrer Erzählung dort breit machte, aber es wäre ihr vermutlich auch egal gewesen.
Trey riet ihr, während er keinen Bierkuchen im Mund hatte, die Sache zu erklären. Das wusste sie selber, versammt nochmal! Sie wollte nur einfach nicht! Lieber hätte sie sich mit allen Defias der Welt nacheinander geschlagen. Oder gleichzeitig. Zum Glück wollte Brigor ihre Geschichte nicht auch noch hören, als er sich zu ihnen setzte.
Als sie am nächsten Tag ein Brief von Trey erreichte, fühlte sie sich bevormundet. Sie würde schon noch mit Beresina reden! Irgendwann. Und auf keinen Fall versteckte sie sich seit Tagen! Frechheit! Wenn der Mensch sich nicht zurückhielt, würde sie ihn einfach beim nächsten Kneipenbesuch vor all den hübschen Frauen dort im Armdrücken besiegen!
"Hallo Ei,
Na, schon mit deiner "Verflossenen" geredet und die Geschichte klargestellt? Wenn dem so ist berichte mir doch davon. Es würde mich interessieren zu erfahren, wie die Geschochte ausgegangen ist. Hoffe, dir geht es gut und pass auf sich auf.
Dein Freund
Trey"
Doch als das Ei und Bere sich gemeinsam mit Paxten, dem Rubinai immer noch nicht traute - und wo kam der überhaupt immer her? - im Verlies wiedertrafen, um den dortigen Aufstand zu bekämpfen, war das Ei leider viel zu beschäftigt, um über die Sache zu reden...
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Cavy
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Rubinai begab sich eher lustlos in den Tempel von Ironforge. Wäre es nicht ausgerechnet Brigor gewesen, der sie um Hilfe gebeten hatte, wäre sie wohl kaum gekommen. Die Erforschung des Splitters, den sie bei ihrer Expedition in den Dämmerwald gefunden hatten, klang nach viel Lesen in der gewaltigen Bibliothek der mächtigen Zwergenhauptstadt. Langweilig.
Zum Glück eröffnete Brigor Rubinai und Rianie in seinem Arbeitszimmer unweit des Tempels, dass das mit dem vielen Lesen "ein kleiner Scherz" gewesen war. In Wahrheit sollten sie den Splitter im Feld testen. Dafür bedurfte es Untoter, was einen erneuten Ausglug in den Dämmerwald bedeutete, da Brigor die Pestländer für noch gefährlicher hielt. Dummerweise schien niemand, der tatsächlich noch am Leben war, irgendeine Ahnung zu haben, wie das Ding eigentlich funktionierte. Dafür sollten sie deshalb zunächst in einem verlassenen Kaff Namens Rabenflucht nach einem Buch suchen, das irgendein toter Menschenpriester dort zurückgelassen haben könnte. Oder auch nicht. Rubinai kam das wie ein ziemlich bescheuerter Plan vor und Rianie schien diese Auffassung zu teilen. Da jedoch Brigor implizierte, sie würden sich eventuell nicht trauen und müssten ja nicht mit, gab es selbstverständlich keine Alternative als sich dieser aussichtslosen Suche anzuschließen.
In Rabenflucht war so ziemlich alles kaputt. Überall lagen zerbrochene Möbel herum und dazwischen die Gebeine von Menschen. Jedenfalls nahm Rubinai das an. Es könnten auch andere Gebeine gewesen sein, sie kannte sich da nicht so aus. Einzig die Weinfässer im Keller des ehemaligen Gasthauses schienen unbeschädigt zu sein. Zum Glück fand Brigor sie nicht. Die drei Paladine verbrachten geraume Zeit mit dem Kopf in Kaminen oder unter Tischen. Brigor, dessen Bart inzwischen ziemlich schwarz war, untersuchte jedes einzelne Fass gründlichst, jedoch offensichtlich nach Bier und nicht nach dem Buch.
Als Rubinai mal wieder ohne viel Hoffnung ihren Kopf in einen Kamin steckte und ihre roten Haare vollends mit Asche und Ruß beschmutzte, sodass die Farbe kaum noch zu erkennen war, fiel ihr plötzlich etwas Schweres auf den Kopf. Die zwergischen Flüche der Getroffenen hörte man wohl bis Dunkelhain, doch es war unfassbarereweise das Buch, nach dem sie gesucht hatten. Das Licht schien wirklich mit ihnen zu sein. Welcher Idiot versteckte ein Buch in einem Kamin? Feuer. Papier. Priester waren doch angeblich gebildet! Rubinai konnte über die Unfähigkeit der Menschen - wie so oft - nur den Kopf schütteln.
Das Buch war dann auch fast vollständig mit Ruß verdreckt und kaum noch lesbar. Brigor meinte jedoch einige Teile der Anleitung erraten zu können. Was Rubinai hörte, klang eher nach Hexenritual als nach etwas, womit sie auch nur irgendwas zu tun haben wollte, doch da dabei das Licht angerufen wurde, musste wohl alles so seine Richtigkeit haben. Es schien, als sollten sie sich im Kreis um den Splitter stellen, ihn berühren und das Licht anrufen. Dann würde wohl irgendwas passieren. Vermutlich etwas Gutes. Kneifen kam nicht in Frage, also folgte Rubinai dem ergrauten Zwerg und der Menschin auf einen großen Platz nahe des Friedhofs von Rabenflucht.
Nachdem sie den Splitter aus seiner Kiste genommen hatten, legten sie ihn auf den Boden, knieten sich im Kreis darum und berührten ihn, wenn in Rubinais Fall auch nach leichtem Zögern. Die beiden Zwerge waren ganz froh, dass die Menschin wohlgewählte Worte fand, um das Licht anzurufen. Andächtig lauschten sie dem inbrünstugen Gebet, das den Splitter immer heller Strahlen und beben ließ. Keiner zog die Hand weg, bevor nicht der Splitter selbst sich vom Boden erhob und zu schweben begann. Rubinai klappte der Mund so weit auf, dass gewiss ihr Schneehase ganz hinein gepasst hätte. Mit einem gleißenden Licht vernichtete der Splitter alle Untoten in Sichtweite und... verschwand.
Auf dem Weg zurück zur Kathedrale des Lichts in Stormwind und in den Tempel von Ironforge, wo ihr Bericht erwartet wurde, überlegte Rubinai, dass ihr auf keinen Fall langweilig gewesen war. Beim Licht: Was für ein Erlebnis!
Leider hatte sie so noch immer keine Gelegenheit gefunden mit Bere zu reden. Das Ei war eben sehr beschäftigt!
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Cavy
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Zwei Kontinente bereisten Bere und das Ei gemeinsam, immer bemüht Menschen, Gnomen und Elfen zu helfen, ohne dass Rubinai es fertigbrachte mit ihrer "Verlobten" zu reden. Schließlich war es Beresina, die das Gespräch suchte, um Rubinai zu fragen, warum sie sich so merkwürdig verhalte (was das Ei mehr oder weniger überzeugend abstritt). Tatsächlich war die Menschin selbst schon auf den Grund gekommen und versicherte Rubinai, dass alles nur eine kleine Übertreibung gewesen war, um ihre Freude über die Geschenke auszudrücken. Dass die Paladina das Ei zwar sehr schätze, sie aber gewiss nicht heiraten wollte. Rubinai fiel ein Stein vom Herzen. Ein sehr großer, sehr schwerer Stein.
Es kam sogar noch besser. Als Wiedergutmachung für die Verwirrung und als Zeichen der Freundschaft hatte Beresina dem Ei ein Geschenk mitgebacht. Es war kein Ring! Es war eine wunderschöne, von ihr selbst geschmiedete und auf Hochglanz polierte leuchtende silberne Brustplatte. Sie passte wie angegossen und war das vielleicht schönste Geschenk, das das Ei je bekommen hatte. Schon wenige Tage später erhielt sie auch noch einen ebenfalls selbstgeschmiedeten grünen Eisenhelm. Was für eine Freundin! Und was für ein Glück, dass sie sie nicht heiraten musste (wobei das angesichts solcher Schmiedekünste bestimmt doch gar nicht so schlimm gewesen wäre)!
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Cavy
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Rubinai säuberte gründlich, wenn auch eher lustlos, diverse Instrumente, während sie wie so oft die Umgebung um sich herum bestaunte. Nach einigen Wochen hatte sie sich inzwischen an die Stadt, die eigentlich eine riesige, abgestürzte Flugmaschine war, gewöhnt - sofern man sich an so etwas jemals gewöhnen konnte. Mit einer geübten Bewegung wischte sie umsichtig mit einem weichen Tuch einen Schleifstein ab. Die Draenai waren da eigen.
Als das Ei von einem Austauchprogramm zur Ausbildung als Juwelenschleifer bei den neuen Verbündeten der Allianz aus einer anderen Welt gehört hatte, hatte sie sich natürlich sofort freiwillig gemeldet. Eventuell hatte sie ihre Fähigkeiten dabei etwas übertrieben, aber sie war einfach so neugierig auf diese riesigen, blauen Wesen gewesen! Was für ein Abenteuer! Und sie hatte ja bereits gute Erfahrungen mit dem Paladin-Brieffreunde-Austauschprogramm gemacht. Lächelnd überlegte das Ei, dass sie bald einmal Schmuck für Bere herstellen sollte, um ihr die neuen Fähigkeiten zu zeigen, die sie erworben hatte. Das würde aber definitiv kein Ring sein! Vielleicht eine Kette?
Tatsächlich waren die bewohner des Schiffes voller Kristalle sehr geschickt im Ungang mit Edelsteinen und feinem Metall und hatten einen Blick fürs Schöne, der Rubinai etwas abging. Immerhin waren ihre Lehrmeister freundlich, geduldig und auch sie dienten wohl dem Licht. Manchmal fühlte Rubinai sich allerdings etwas belächelt von den Wesen, die angeblich noch älter wurden als Elfen. Aber vielleicht war das auch ein Scherz gewesen. Man konnte sich ja nie sicher sein. Mit Menschenhumor hatte das Ei ja ganz offensichtlich ebenfalls so ihre Probleme. Sie würde zum Üben wohl noch eine Weile hier bleiben müssen...
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