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Paxten

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Veröffentlich am: 02.03.2021, 20:09 Uhr
Blutüberströmt rannte Paxten die menschenleere Gasse entlang, während hinter ihm das schmerzerfüllte Gekreische und Gebrüll der beiden Halunken erklang, denen er gerade versuchte zu entkommen. Wie viel Blut von ihm selber stammte, konnte er nicht sagen. Sein Ohr brannte höllisch, dort wo ihm der Dolch des Einen erwischt hatte, vermutlich fehlte nun ein Stück davon. Aber immer noch besser als wenn der Dolch sein eigentliches Ziel, sein Auge gefunden hätte. Gerade noch hatte er den Kopf zur Seiten reißen können. Die handlungsschnelle Reaktion hatte beide sichtlich überrascht, der mit dem Dolch war aus dem Gleichgewicht geraten und nach vorne gestolpert und Paxten hatte ihm seinen Streitkolben über den Kopf ziehen können. Einen kurzen Momentan lang hatte er überlegt sich dem Zweiten zu stellen, aber er wollte sein Glück nicht überstrapazieren. So hatte er einen Satz aus dem Fenster gemacht, vermutlich genau der Weg wie die beiden auch in das Zimmer in der heruntergekommen Spelunke, in der er schlief, hereingekommen waren.

In was war er da nur hereingestolpert? Vor ein paar Monaten hatte er Menethil verlassen. Jahrelang hatte er dort im Hafen gearbeitet, aber ihm wurde es dort zu gefährlich. Dun Modr war jetzt in Besitz der Dunkeleisenzwerge und es gab Gerüchte von Sabotageakten am großen Staudamm. Es war nur eine Frage der Zeit bis der Konflikt zwischen den Zwergen auch Menethil erfassen würde. So hatte er sich auf den Weg nach Stormwind gemacht. Stormwind blühte seit dem Krieg immer weiter auf, abgesehen von einigen Banditenbanden im Umkreis galt es als ziemlich sicher und bestimmt gab es für einen erfahrenen Dockarbeiter, der sich nicht vor schwerer Arbeit drückte, genug zu tun. Aber da hatte er sich geirrt. In Stormwind herrschte ein komplexes Gildensystem, bei dem man ohne gute Beziehungen nur schwer an Arbeit kam. Schon bald waren seine spärlichen Ersparnisse aufgebraucht und als der Hunger sich breit machte, hatte er es nicht ausgeschlagen als man ihm in einer Spelunke Arbeit der anderen Ar t angeboten hatte. Dabei helfen sollte ein paar Halsabschneidern gewisse Grenzen aufzuzeigen. Und so hatte seine Laufbahn in Stormwind einen anderen Weg genommen als ursprünglich geplant. Gewissensbisse verspürte er dabei nicht. Die Leute von denen er Schutzgeld einsammelte oder ihnen die Grenzen ihrer Handlungsfreiheit aufzeigen, waren nun selber alles andere als die liebe Großmutter von nebenan. Mit den Wachen stieß man kaum zusammen. Diese beschützen vor allem die wohlhabenden Bürger der Stadt. Was in den düsteren, heruntergekommenen Gassen entlang der Kanäle vor sich ging, interessierte sie nur wenig. Es war eine Parallelgesellschaft, abseits der schmucken Kathedrale und der exotisch gekleideten Händler.

Sein letzter Auftrag hatte ihn weit aus der Stadt herausgeführt nach Westfall. In der einstigen Kornkammer des Reiches breitete sich die Defias Bruderschaft immer weiter aus. Doch diese drangen immer weiter nach Stormwind vor und gewannen auch dort Kontrolle über manche Viertel. In den letzten Wochen war es zu einem regelrechten Bandenkrieg in den Gassen Stormwinds gekommen. Paxten hatte den Auftrag bekommen sich unter die Defias Bruderschaft zu mischen und ihre Pläne herauszufinden. Also hatte er sich ein rotes Halsband umgebunden und war losgezogen um sie auszukundschaften. Gerade hatte er jemanden gefunden, der ihm die Unterkunft der Bruderschaft zeigen konnte, da hatte er das Pech in 2 Paladinas reinzulaufen. Rubinai und Beresina hießen sie – und zum Glück waren sie jung, naiv und gutgläubig. Sie hatten ihrerseits einen etwas konfrontativeren Auftrag und Paxten konnte ihnen weismachen, dass auch er von der Stadt Stormwind den Auftrag bekommen hätte gegen die Defias vorzugehen. So war er mit ihnen in die Minen gezogen, die die Bruderschaft als Hauptstützpunkt hatte und Irgendwie hatten sie es lebendig dort sogar wieder heraus geschafft.

Seinen Auftrag herauszufinden, was die Defias vorhatten, hatte er auf diese Art trotzdem erfüllen können und war bester Dinge wieder nach Stormwind aufgebrochen. Und dort angekommen hatte das Unheil angefangen. Im Verlies von Stormwind tobte ein Aufstand und natürlich war er direkt an der Brücke am Handelsdistrikt in Beresina und Rubinau reingelaufen, die voller Eifer mithelfen wollten den Aufstand niederzuschlagen – und ihn hatten sie gleich verpflichtet sie zu unterstützen. Da er keinen anderen Ausweg gesehen hatte, hatte er sich seine Maske tiefer übers Gesicht gezogen und dabei mitgeholfen den Abschaum der Stadt wieder hinter Gitter zu stecken. So manches Gesicht hatte er niedergestreckt, das er glaubte zuvor schon einmal gesehen zu haben. Und wie er nun vermutete hatte so manches Gesicht auch ihn wiedererkannt.

Jetzt rannte er nun die Gasse entlang, voller Furcht er würde verfolgt werden. Zurückkehren konnte er auf jedenfall nicht, obwohl noch so manches Hab und Gut von ihm unter den Dielen seines Zimmers verborgen war. Vor ein paar Monaten hatte er für eines weishaarige Frau ein paar Gegenstände herbeigeschafft. Neben einer üppigen Bezahlung hatte sie ihm einen Ort genannt, wo er hin könnte, wenn er selber einmal Hilfe brächte...es schien seine einzige Option gerade zu sein.
Veröffentlich am: 26.06.2021, 00:02 Uhr
Einen Moment nahm sich Paxten noch Zeit um tief durchzuatmen. Es war schon lange nach Einbruch der Abenddämmerung und auch das geschäftige Stormwind kam langsam zur Ruhe. Am Kanal war nur noch das das leise Säuseln kleiner Wellen zu vernehmen und das Knacken einiger kleinerer Boote, die sanft gegen die Kanalmauern drückten. Aus einigen der umstehenden Häuser erklang das Geklirre von Töpfen und Gerschirr und hier und da das Geschrei eines Kleinkindes. Paxten hatte vorerst seinen Platz als Türsteher und Nachtwächter der Geheimen Zuflucht gefunden. Die weißhaarige Frau, Lahila Kornstolz war ihr Name, hatte sich an ihn erinnert und nachdem er seine Situation erklärt hatte, ihm sogleich eine Unterkunft angeboten. Doch hatte sie ihn darauf hingewiesen, dass wenn er länger eine Zuflucht suche, er sich würde nützlich machen müssen. Die Befragung nach seinen Fähigkeiten war eher unangenehm für ihn gewesen. Er war kein besonders guter Koch, von sonstiger Hausarbeit verstand er auch weniger. Einen Buchhalter bräuchte man dringend, wurde ihm gesagt, war es doch nicht einfach so jemanden zu finden, da diese heutzutage magischen Schulen sehr begehrt waren. Aber auch wenn er am Hafen gearbeitet und so manche Inventurliste gesehen hatte, so verstand er doch wenig davon sie zu führen. Dass er keine magischen Fähigkeiten besaß war offensichtlich und auch sein Kampfgeschick machte wenig Eindruck. Zum Glück für ihn passierte es aber immer wieder, dass unangemeldet Leute in das abgelegene Haus hereinspazierten. Während die Gnomin Cavy darüber sehr erfreut wirkte und alle mit Zimtschneckten versorgen wollte, platzte Lahila der Kragen und Paxten wurde an die Tür abkommandiert um dieses Verhalten zu unterbinden.

Er hatte nicht viel zu tun, aber man schien allgemein erfreut darüber zu sein, dass nun alles etwas geregelter ablief. Am Anfang hatte er noch Startschwierigkeiten gehabt. Da er noch nicht alle Bewohner und Besucher des Hauses kannte, hatte er von Cavy eine Liste bekommen, wen er reinlassen sollte und wen nicht. Gewissenhaft versuchte er hier eine klare Linie zu ziehen und Leute wegzuschicken, die gemäß der Liste nichts bei der Zuflucht zu suchen hatten. Aber während er sich noch mit dem ein oder anderen Neuankömmling Wortgefechte lieferte, erschienen immer wieder Ranghöhere und winkten diese rein. Auf Paxten wirkte es so als würde letztlich doch einfach jeder eintreten dürfen, der nur ausreichend lange vor der Tür stehen blieb. Richtig unerfreulich wurde es als diese – fast noch - Göre Kitti ihm einen Streich spielte. Sie gehörte zu denen, die er erst nicht reinlassen wollte. Aber als sie dann drinen war, hatte sie sich anschleßend wieder an ihm vorbei nach draußen geschlichen. Angeblich war das ihre Aufgabe sich zu beweisen.Verstand einer dieser Zuflucht! Er sollte verhindern, dass Leute hereinkamen und auf einmal schlichen sich Leute an ihm vorbei nach draußen. Mit einem einem alten Zettel-An-Schnur-Trick hatte sie ihn bis zum Innenhof gelockt, wo er verdattert vor dem Baum stehen blieb bis Cavy ihn aufgeklärt hatte. Und lustig gemacht hatten sie sich dann auch noch über ihn mit irgendwelchen Zeichnungen. Aber es schien alles nicht so bösartig gemeint zu sein und es war auf jedenfall weniger unangenehm als von irgendwelchen Halunken im Zimmer erwartet zu werden, die versuchten ihn umzubringen. Alles in allem war es keine schlechte Unterkunft, die er hier gefunden hatte. Neue Kleidungen hatte er sogar auch bekommen. Er sollte nicht zu abschreckend aussehen falls doch mal höherer Besuch anstehen würde.

Paxten strich sein mit Silberfaden verziertes Wamps zurecht und schloss die äußere Tür. Draußen konnte man noch Teile des Namensschilds der früheren Schenke lesen: „Zum l*stig*n Gnom“. In Anbetracht der Zustände im Inneren war er sich auch unsicher, ob hier früher der lustige oder der listige Gnom besucht worden war, beides erschien im völlig plausibel. Dies war jedoch noch nicht das eigentliche Haus der Geheimen Zuflucht. Zwar standen noch ein paar halbgefüllte Wein- und Bierfässer in der Gegend herum – die wie er beobachtet hatte durchaus von Mitgliedern der Zuflucht weiterhin geleert wurden – aber sonst erweckte wenig den Anschein, dass hier einmal Gäste einen ausgelassenen Abend gefeiert haben könnten. Entscheidend war die Hintertür, die hinaus in einen langegezogenen Hinterhof führte. Falls es einmal Fenster der umstehenden Häuser gegen haben sollte, so waren diese nicht nur längst zugenagelt, sondern auch mit Efeu überwuchert. Zwei Buchen hatten sich trotz des kargen Sonnenlichteinfalls behaupten können, eine davon eben jene vor der Paxten schon recht verwirrt gestanden hatte. Am anderen Ende des Hofes lag das eigentliche Gebäude der Geheimen Zuflucht. Matt drang das Licht des Inneren des zweistöckigen Hausesdurch die Fenster nach draußen und erhellte die Eingangstür freundlich. Noch einmal lies Paxten des Blick nach oben zum sternenverziertem Himmel gleiten, bevor er das Haus betrat. In der Tat: Man konnte es schlechter haben.

Zuletzt bearbeitet am: 26.06.2021 00:08 Uhr.