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Eine Geschichte aus Stormwind (geschrieben von Alandaria, mit original Cliffhangern, ohne Kommentare) - Nefarian Version

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Veröffentlich am: 15.11.2020, 20:25 Uhr
Ruhig und gelassen sah Serethrias von Silberau die Dokumente durch die fein säuberlich sortiert auf seinem Tisch lagen. Er hasste Buchhaltung, aber er sah sich gerne die Zahlen an - sofern es gute Zahlen für ihn waren.
Mit Geschick und Raffinesse hatte es der alte Baron geschafft sich in eine formidable Lage zu bringen. Ein Schmunzeln huschte über sein Gesicht - ja man könnte mit Fug und Recht behaupten dass er sehr zufrieden war mit sich.
Sein gepolsteter Lehnstuhl ächzt als der Baron sich zurücklehnte.

Nachdenklich strich er sich durch sein ergrautes rotes Haupthaar, welches ihm unweigerlich das Aussehen eines Schlingendorntigers verlieh. Es schien ihm als wäre es erst gestern gewesen als alles, sein Vermögen, sein Ansehen und der Fortbestand seiner ganzen Familie, auf der Kippe stand:
es war durchaus gewagt von ihm gewesen, als er vor beinahe zwei Jahren seinen beiden Töchtern ein Ultimatum stellte. Und wie prächtig hatte sich alles entwickelt seither!
Sicher - Alandaria und Phiya waren damals von der Ankündigung ihres Vater wenig angetan, er würde sie enterben sollten sie nicht ihren Lebenswandel ändern und, viel wichtiger, ihm einen geeigneten Gatten präsentierten.
Hinterlist hatte ihm seine Gattin vorgeworfen, aber für Serethrias war auch diese Maßnahme etwas von dem er sehr viel Verstand: Taktik.
Gleichwohl hatte er das Ergebnis nicht vorausgesehen. Alandaria verzichtete freiwillig auf ihr Erbe und verlies Stormwind. Warum, das wusste der alte Baron nicht. Niemand wusste es. Für ihn stand jedoch fest dass sie davon lief.

Seitdem war Phiya seine Alleinerbin, und er war zufrieden mit dieser Entwicklung. Ihr Lebenswandel und ihre Verschwendungssucht waren jedoch immer noch tadelnswert. "Diese Füchsin!", dachte er sich - sie weiß dass er sie braucht. Doch sie wusste auch sie durfte ihr Blatt nicht zu sehr ausreizen.
Es war ihm immer schwer gefallen Stolz auf seine Kinder zu empfinden,doch Phiya konnte er ihr Talent nicht absprechen. Sie war durch und durch eine von Silberau. Sollte sie in Bälde einen passenden Gatten präsentieren, war ihr das Erbe entgültig sicher.

Selbstzufrieden lächelnd siegelte der alte Baron ein weiteres Doukment
Er ahnte nicht welch ein Sturm bald über ihn und seine Familie hereinbrechen sollte …


Zuletzt bearbeitet am: 15.11.2020 20:32 Uhr.
Veröffentlich am: 15.11.2020, 20:26 Uhr
"Bereit?"
Mira nickte nur.
Am liebsten wäre sie schreiend weggerannt. Aber es musste sein. Hier und heute. Alandaria lächelte ihr aufmunternd zu, und stieß dann die große, doppelflüglige Tür in den Salon weit auf ...

---

Dort drin würden sie alle sein: die Menschen, deren Schicksal von heute an anders verlaufen würde. Sie und Alandaria inbegriffen. Wie mögen sie wohl reagieren?
Miras Familie. Doch waren sie tatsächlich ihre Famlie? Sie kannte sie kaum. Sie waren ihr Vater nie begegnet - aber ganz sicher würden beide ihre erste Begegnung nie vergessen, was immer gleich geschehen mag.

Tage- und nächtelang hatten Alandaria und Mirabeau Pläne gemacht, debattiert, sich gestritten, wieder versöhnt, und dann alles wieder von Vorne.
Letztendlich einigten sie sich die beiden Schwestern auf eine gemeinsame Vorgehensweise.
Der Plan war schlicht, aber in den Augen der beiden das beste was sie machen konnten. Wenngleich die Folgen völlig unvorhersehbar sein würden.
Mira wusste nun alles was es zu wissen gab über ihre Familie - das Haus von Silberau. Und auch Alandaria wusste nun wer Miras Mutter gewesen war.
Alles lag auf dem Tisch. Es wurde Zeit dass auch Phiya, sowie Alandarias Mutter und ihr Vater es erfuhren.

~~~
Wie üblich war Mira an diesem Abend pünktlich. Sie trug ihr neues, weißes Kleid und grüßte Alandaria, die am Rande des Parks von Stormwind auf sie gewartet hatte. Miras Schwester trug schwarz, gemeinsam wirkten sie beinahe wie ein Brautpaar. Alandaria schien wild entschlossen zu sein, sie selbst dagegen fühlte nur einen Klos in der Größe des Blackrock in ihrem Hals.
Alandaria führte sie zum Haus der Von Silberaus - eine prächtige Villa im Grünen. Es war unübersehbar dass die von Silberaus gerne zeigten was sie hatten. Ein aufwändig geschmückter Garten, Marmorskulpturen, und ein sauber angelegter Weg aus feinsten weißen Kieselsteinen der zur großen Eingangstür führte.
Drinnen wurde Mira von all dem Prunk schier erschlagen. Livrierte Bedienstete geleiteten sie durch den breiten Flur, und Mira wusste kaum wohin sie schauen sollte. Teure Gobelins schmückten die Wände, silberne Kerzenleuchter erleuchteten ihren Weg und ihre Schritte gleiteten über feinste Teppiche aus Tanaris.
Umso näher die beiden Schwestern der Tür zum Salon kamen, umso unkluger kam Mira der Plan vor sämtliche Famlienmitglieder zu versammeln und alle mit der Wahrheit -und Miras Existenz- zu konfrontieren. Doch nun kam es kein Zurück mehr.

---

Alandaria hatte die Tür absichtlich mit großer Wucht aufgestoßen, sodass die beiden Flügel heftig gegen die Wände schlugen. Der Lärm würde selbst Tote aufwecken! dachte Mira.
Doch Alandaria hatten den dramatischen Auftritt genau so geplant.

Bühne frei zum letzten Akt …


Zuletzt bearbeitet am: 15.11.2020 20:26 Uhr.
Veröffentlich am: 15.11.2020, 20:27 Uhr
Für Phiya von Silberau - geachtete Paladina, selbsternannte Königin des Nachtlebens von Stormwind und Alleinerbin ihres Hauses konnte dies alles nur ein Scherz sein. "Familienkonferenz"?
So etwas hatte es noch nie gegeben! Wozu auch? Ihr Vater, der Baron, traf die Entscheidungen und fertig. Wer brauchte da schon Konferenzen? Seit ihre Schwester Alandaria ihre Familie dazu einberufen hatte zermartete sich Phiya das Hirn darüber was dahinter stecken mochte. Alandaria war seit ihrer Enterbung kaum noch in Stormwind gewesen und aus ihrem Blickfeld verschwunden. Und nun eine solche Einladung?
Es musste etwas sehr konkretes dahinter stecken: ein Plan. Ein Plan Alandarias um ihr das Erbe doch noch streitig zu machen. Und wer sollte dieser ominöse "Gast" sein von dem in Alandarias Einladung die Rede war? Für Phiya war der Fall klar: Alandaria musste sich verlobt haben! Sollte sie ihrem Vater einen wohlgeachteteten Gatten präsentieren hätte Alandaria sämtliche Trümpfe in der Hand Phiya ihr Erbe zu entreißen.
Doch wer sollte der Bräutigam sein? Phiya kannte alle in Frage kommenden Kandidaten, was den gesamten Adel Stormwind einschloss. Für sie selbst kam eine Heirat noch nicht in Frage - erst wollte sie ihren Spaß haben. Verzweifelt hatte sie sich umgehört. Eins wurde klar: Alandaria hatte zu keinem der Adligen Kontakt aufgenommen, von einer Verlobung ganz zu schweigen! Die Leute auf den Straßen sprachen lediglich von einem merkwürdigen Zwischenfall in der "Käserei Trias". Möglicherweise verlor ihre Schwster schlicht und ergreifend die Nerven.
Doch Phiya wollte nichts dem Zufall überlassen. Sie hatte den Salon herrichten lassen - ganz nach ihrem Gutdünkten und ihrem Geschmack. Was immer Alandaria vorhaben mochte, und wer immer der mysteriöse Gast sein sollte - Phiya war vorbereitet ...
Veröffentlich am: 15.11.2020, 20:27 Uhr
Früh an diesem Abend hatte der Baron Serethrias von Silberau Platz genommen im Salon. Seine Tochter hatte den Saal vorbereiten lassen: im Kamin prasselte ein prächtiges Feuer und ganze Saal war durch zahllose Kerzen hell erleuchtet. Der Baron empfand es als beinahe unerträglich warm, doch er ließ Phiya gewähren. Sie verstand etwas davon Besucher ins Schwitzen geraten zu lassen.
Er selbst vermochte mit dieser merkwürdigen Einladung seiner Tochter Alandaria wenig anfangen. Für ihn war dies alles nur eine Verschwendung seiner wertvollen Zeit. Sollten seine Töchter ihren Fehden doch ohne ihn austragen und ihn nicht weiter behelligen! Doch er musste dem Gesuch Alandarias stattgeben: immerhin hatte sie auch ihre Mutter eingeladen. Er selbst hielt nicht allzu viel von seiner Gattin, doch hin und wieder schien es weise ihr Zugeständnisse zu machen. Sie wollte ihre Töchter sehen.
Der alten Baron war gelassen, beinahe entspannt. Er war sicher gleich ein blendend besetztes Theaterstück miterleben zu dürfen. Die Fehde seiner Töchter! Er genoss es, und doch ahnte er immer noch nicht dass all dies nur auf ihn abzielte.

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Phiya, seine Gattin und er hatten schon längst ihre Plätze eingenommen als ihre Diener die Ankunft Alandarias und des Gastes vermeldeten. Die drei saßen am großen Tisch aus ashenvaler Eichenholz. Er in der Mitte, links und rechts Tochter und Gattin - auf Phiyas Wunsch. Gegenüber waren zwei schlichte Holzstühle aufgestellt worden. Seine Erziehung schien endlich Früchte zu tragen: Phiya wusste Gäste prächtig einzuschüchtern.
Wer immer gleich mit Alandaria dort durch die Salontür treten mochte:
er würde wie ein Angeklagter seinen Richtern gegenüber treten …
Veröffentlich am: 15.11.2020, 20:28 Uhr
Als Mirabeau hinter ihrer Halbschwester Alandaria den Salon betrat, verschlug es ihr schlicht die Sprache. Erst dachte sie, es sei lediglich die Hitze die ihr entgegenschlug. Die Kerzen und der Kamin machten den kleinen Saal zu einem zwergischen Dampfbad. Doch auch der Prunk erschlug sie förmlich. Ja, dies war ein Raum um Gäste zu empfangen und zu beeindrucken. Eine Gruppe feinster Polstersessel lud zum verweilen ein, in einem edlen Schrank lagerten allerlei erlesene Spirituosen, und überall hingen von kundiger Hand gemalte Bilder an den Wänden.
Eigentlich hätte Mira Schlachtengemälde und Bilder von Heldentaten erwartet wie man es oft sah - doch nicht hier. Sie sah Gemälde stolzer Schlösser, Weinberge und Portraits namhafter Vorfahren. Kaum ein Ritter war dabei. Das verwunderte aber nur wenig, wusste Mira. Schließlich waren die von Silberaus vor allem Händler und Geschäftsleute gewesen von Alters her. Eine reiches Haus, die viele Neider unter den Adelsgeschlechtern Stormwinds wusste.
Neider und Rivalen die nur auf eine Schwäche warteten.
Schweißperlen traten auf Miras Stirn als ihr bewusst wurde:
sie war diese Schwäche!

Miras Blicke verweilten nicht lange auf den Gemälden. Stattdessen wanderten sie zu den drei Personen die dort an einem breiten Tisch aus Ebenholz auf sie und Alandaria warteten. Unwillkürlich hielt sich Mira etwas in Alandarias Windschatten als sie sich dem Tisch näherten. Am liebsten wäre sie weggerannt. Würde sie heute für den Untergang eines uralten, edlen Hauses sorgen?

Alandaria nahm zuerst Platz, Mira saß sich hastig neben sie. Die schlichten Holzstühle waren hart und unbequem. Mira fühlte sich wie ein Bittsteller. Zum Glück strahlte Alandaria ein grenzenloses Selbstvertrauen aus. Endlich fand Mira etwas Mut und betrachtete die drei Menschen die ihr gegenüber saßen:

Ganz rechts, ihr direkt gegenüber, saß Phiya. Die Paladina musterte sie abschätzig. Natürlich wusste sie wer Mira war und schien verwirrt. Mit dem Goldschmuck den sie trägt, könnte man allein die Schulden der Zuflucht tilgen, dachte Mira. Phiya hatte sich prächtig herausgeputzt. Ihre Haare jedoch wirkten beinahe hypnotisch auf Mira. Rotes Haar mit blonden Strähnen! Genau wie ihre Eigenen! Es war frappierend wie ähnlich sich die beiden sahen, zumal sie im selben Alter waren. Wie konnte man das nur übersehen!? Mira erwartete dass Phiya jeden Augenblick die Erkenntnis treffen müsste wie ein Pfeil. Doch es geschah nichts.

Stattdessen gleiteten ihre Blicke auf die andere Seite. Dort saß Alandarias und Phiyas Mutter, Revane. Sie war schlicht gekleidet, ihre schwarzen Haare hatte sie hochgesteckt. Sie sah würdevoll aus und lächelte Alandaria freundlich an. Sie hatte ihre Tochter lange nicht mehr gesehen. Es war ganz klar, dass die Schurkin sehr nach ihrer Mutter kam.

In der Mitte saß der Baron. Serethrias von Silberau. Ihr Vater! Mira schluckte schwer. Er trug einen edlen Anzug und hatte einen goldenen Kelch mit Rotwein vor sich stehen. Seine strengen, edlen Züge zeugten von einem Leben indem Wunsch Befehl war. Seine grauen Augen hatten etwas Lauderndes, Berechnendes. Kaum konnte Mira es wagen ihm in die Augen zu sehen. Ihr Vater! Seine Haare! In seinen kurzen, roten Haaren zeigten sich graue Strähnen. Alandaria sagte immer "Tigerhaare" dazu, und es stimmte. Schließlich hatte Mira genau dieselben.
Würde er sein eigenes Fleisch und Blut erkennen?
Es war doch so offensichtlich!
Noch nie in ihrem Leben hatte Mira sich so sehr gewünscht ein gnomisches Teleportationsgerät zu haben …
Veröffentlich am: 15.11.2020, 20:29 Uhr
Alandaria brach die Stille als erstes mit einem schlichten "Grüße!". "Was macht sie denn hier?" platzte Phiya heraus und sah Mirabeau heraufordernd an. "Hast du eure Sekretärin mitgebracht?" Die Paladina schmunzelte amüsiert.

Nun richtete sich der Baron leicht auf und echote in tiefer Stimme: "Sekretärin?" Er beachtete Mira nicht weiter, sondern sah Alandaria an. "Habt ihr während eurer Zeit in Darnassus eure Etikette verloren?". Der Satz hatte etwas zutiefst Bedrohliches, sodass selbst die mutige Alandaria kurz den Blick senkte. Ihr Fassung gewann sie jedoch sehr schnell zurück und antwortete: "Mitnichten. Darf ich vorstellen: Mirabeau Eschenfeld". Drei Augenpaare lagen auf ihr. Musternd, lauernd. Mira brachte mit Mühe und Not ein schwaches Nicken zustande. "Wer die sind, weißt du ja.", sagte Alandaria und machte eine ausladende Handbewegung. Mira nickte erneut. Wo war der Lavasee in den sie springen konnte?!

Der alte Baron rutschte in seinem Sessel hin- und her. "Was soll diese Konferenz? Eine Sekretärin? Wenn ihr euch als Schreibkraft bewerben wollt in meinem Hause, dann ist dies der falsche Weg!" Er sah Mira kaum dabei an, stattdessen leerte er seinen Kelch in einem Zug und machte Anstalten sich zu erheben. Für ihn war diese Unterhaltung offenkundig vorbei.
Nun erhob sich Alandaria aus ihrem Stuhl und dröhnte: "Setzt euch!" Selbst Mirabeau zuckte dabei zusammen. Ihr Vater dagegen lehnte sich zurück und legte den Kopf schief. Entweder war er die Gelassenheit in Person oder würde jeden Augenblick explodieren wie eine Goblinbombe.

"Ja, Mira ist unsere Sekretärin, doch sie ist nicht nur das", ließ Alandaria verlauten. Sie sprach mit stählerner Stimme und visierte ihren Vater an.

"Sie ist eure Tochter!"

---

Mira wusste nicht was sie erwartet hatte wenn diese Worte ausgesprochen sein würden. Sie ging mindestens von einem Erdbeben, einer Feuersbrunst oder dem plötzlichen Einmarsch der Horde aus.

Stattdessen Stille. Schneidende, schreckliche Stille!

Phiya reagierte als Erste: sie warf den Kopf in den Nacken und lachte! Ein glockenhelles aber kaltes Lachen. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis ihr Gelächter abebbte und sie herauspolterte: "Netter Versuch doch noch an mein Erbe zu kommen Schwesterlein! Du hast deine Niederlage nicht verwunden und nun diese billige Intrige..."
Weiter kam sie nicht. Alandaria fiel ihr ins Wort. "SCHWEIG!". Phiya verstummte augenblicklich. Dann wendete sich Alandaria ihrem Vater zu.

"Dies ist Mirabeau Eschenfeld. Sie ist die Tochter von Mirella Eschenfeld. Erinnert ihr euch an sie? Sie ist eine Dirne. Eine Dirne bei der ihr wart, als Mutter mit Phiya schwanger war! Sie ist eure Tochter! Seht sie euch an! Seht sie euch ganz genau an!"
Nun erhob zum ersten mal Revane ihre Stimme. Ihre Stimme war leise, aber bestimmt. Wie ein Windstoss der zum Fenster hineinweht.
"Beim Licht! Sie ist euch wie aus dem Gesicht geschnitten!". Sie sah zu ihrem Gatten. "Eine Dirne? Ist das wahr?" In ihrer Frage lag aller Schmerz dieser Welt.

Der Baron reagierte als Letztes. Langsam richtete er sich auf, wie ein Tiger der zum Sprung ansetzt. Doch selbst Tiger wurden bisweilen selbst zur Beute.

Wie immer er nun reagieren mochte, er würde damit die Geschichte seines Hauses für immer beeinflussen - oder besiegeln ...
Veröffentlich am: 15.11.2020, 20:29 Uhr
Langsam, ganz langsam legte der Baron den Federkiel beiseite, platzierte das Dokument welches er soeben schwungvoll signiert hatte auf dem kleinen Tisch und lehnte sich in seinen Polstersessel zurück. Es war sein Lieblingssessel, das war er schon seit damals als er ihn von einem Goblinhändler aus Booty Bay gekauft hatte - freilich für einen horrhenden Preis.
Zahllose Gespräche, Verhandlunglungen und Diskussionen hatte er hier geführt. Fast zärtlich fuhr er mit seinen Händen über den immer noch seidig weichen Samt.

Sein Blick richtete sich nach oben, an die pechschwarze Decke des Salons. Er hatte nur eine einzige Kerze vor sich auf dem Tisch entzündet, sodass die kunstvoll verzierten Deckenbalken kaum zu erkennen waren. Doch das war ihm gleich.
Seine Gedanken rasten nicht. Wohlgeordnet waren sie - wie immer.

Kaum zwei Wochen war es her seit er erfahren hatte dass er eine dritte Tochter hatte. Und nicht nur er hatte es erfahren - ganz Stormwind wusste es inzwischen. Dafür hatte seine Gattin gesorgt. Seit diesem Abend war der Wirbelsturm der nun über ihn hereingebrochen immer stärker geworden. Geschäftsfreunde und Handelspartner sprangen ab, Menschen die er für seine Freunde hielt ließen ihn fallen und selbst diejenigen Menschen auf die er sein Leben lang herabgeschaut hatte, der Pöbel, zeigte nun mit dem Finger auf ihn. Das war jedoch noch nicht das Schlimme. Auf Freunde konnte er schon immer verzichten.

Seine Rivalen und Konkurrenten waren ohne Zeit zu verlieren wie hungrige Kicherfanghyänen über ihn und seine Besitztümer hergefallen. Pachtverträge, Beteiligungen, Grundstücke - die Eckpfeiler des Wohlstandes der Familie von Silberau. Sie alle sind wie ein Kartenhaus zusammengestürzt. Kaum etwas war ihm geblieben, nicht einmal seine Diener konnte er noch bezahlen. Es war das erste Mal überhaupt, dass der alte Baron ganz alleine in seinem prächtigen Herrenhaus weilte, um das bereits die Geier kreisten. Er war nicht länger bereit sich dies mitanzusehen.

Doch noch war nicht alles verloren für das Geschlecht von Silberau. All seine Hoffnungen lagen nun auf seinen drei, ja drei, Töchtern. Er wollte ihnen einen letzten Dienst erweisen.

Die Kerze war fast herunter gebrannt und warf mit schwindender Kraft flackende, wild tanzende Schatten an die Wand des Salons.
Der alten Baron schloss die Augen. "Es wird Zeit", dachte er und entkorkte die kleine tönerne Phiole in seiner Hand .
Als die Kerze erlosch flackerte sie ein letztes Mal auf und warmes Licht fiel auf den Tisch vor dem Baron, der sich in Krämpfen schüttelte.

Dort lag ein Pergament auf dem in großen Lettern zu lesen stand:
"Letzter Wille und Testament"
Veröffentlich am: 15.11.2020, 20:30 Uhr
Nur wenige Tage waren seit der Beisetzung des Barons von Silberau vergangen. Der beispiellose Fall dieses Mannes und seines Hauses verlor sich langsam aus den Geschichten und dem Klatsch in Stormwind. Der Krieg schrieb zu viele neue, schreckliche gleichsam wie hoffnungsvolle Nachrichten.
Die Beisetzung fand in einem großen, würdigen Rahmen statt. Aus allen Teilen der östlichen Königreiche kamen Verwandte, Freunde und Gäste. Wenn man von "Freunden" überhaupt reden konnte. Die wichtigsten Gäste waren zweifellos die achtbaren Herren und Damen des stormwinder Hochadels die dem Baron die letzte Ehre erwiesen. Nicht weil sie ihn gekannt oder geschätzt hätten - es war ihre Pflicht anwesend zu sein.
Bischof Heller hatte eine bewegende und sehr ehrliche Grabrede gehalten. Ihm taten die drei Töchter des Barons sehr leid. Sie wirkten zerstritten und verloren. Er tröstete und gab Rat so gut er es vermochte. Doch letztlich halfen nur Gebete - davon war er fest überzeugt.

Danach wurde es ruhiger um die Familie von Silberau - bis zum jenen Tage als die drei Töchter sich im Rathaus einfanden. Dort würde der Stadtnotar das Testament verlesen ...
Veröffentlich am: 15.11.2020, 20:30 Uhr
Alandaria war als Erstes da. Sie beschloss vor der Tür des Rathauses zu warten. Sie war keineswegs allein: Kinder tollten auf den Straßen herum und machten naturgemäß gehörigen Lärm. Was erwartete sie hier heute? Ihr Vater hatte das Testament geändert kurz bevor er sich selbst den Tod gab. Und was gab es überhaupt noch zu erben? Sie wusste es nicht. Das einzige was sie wusste war dass sie bereit sein würde, egal was kommt.
Und sie musste stark sein für Mira. Zumindest es versuchen. Sie schmunzelte. "Stark sein". Ja, war sie nicht immer die Starke gewesen? Natürlich. Eine Meisterspionin musste stark sein. Sie liebte es unterschätzt zu werden. Insgeheim wusste niemand wirklich zu was sie fähig war. Und Eines wusste sie: sie würde nicht als die Verliererin des Tages dastehen, was immer im Testament stehen mochte.
Veröffentlich am: 15.11.2020, 20:30 Uhr
Mira stieg langsam die Treppe der Kathedrale herunter. Sie hatte beschlossen zu beten. Doch geholfen hatte es wie zu Erwarten wenig. Zu sehr erinnerte sie alles an die Grablegung und auch an Tirlania. Selten ging es ihr so schlecht, oder vielleicht ging es ihr gar so schlecht wie noch nie. Während der Grablegung spürte sie stets die unangenehmen Blicke aller Anwesenden auf sich ruhen. Besonders als Bischof Heller in seiner Rede von "Verfehlungen der Vergangenheit" sprach. Ja, danke. Sie war diese Verfehlung, nicht? Es kam ihr wie Hohn vor als der Bischof von "Vergebung" sprach. Für Vergebung war es zu spät - ihr Vater war tot und das Rad der Zeit war nicht mehr zurückzudrehen. Wie könnte sie das je wieder gut machen? Das Einzige was ihr blieb war damit zu leben - oder zumindest es zu versuchen.
Immerhin konnte sie sich etwas ablenken: die Bücher ihres Vaters mit den Einnahmen und Ausgaben waren sauber geführt, doch es gab Einiges worauf sie sich keinen Reim machen konnte. Das Haus Silberau barg Geheimnisse, zweifellos.
Und Mira war sicher dass einige dieser Geheimnisse heute gelüftet werden würden ...
Veröffentlich am: 15.11.2020, 20:30 Uhr
Phiya hatte während der Trauerfeier ein blendendes Schauspiel geboten. Zumindest war sie sicher dass ihre Schwestern, vor allem Ala, das von ihr dachten. Doch war sie nicht diejenige der drei Schwestern die ihrem Vater mit Abstand am Nächsten stand? War ihr Vater nicht ihr großes Vorbild? Hatte sie nicht alles getan um sich ihrem Erbe als würdig zu erweisen?
Sie gab Alandaria und Mirabeau die Schuld an den schrecklichen Ereignissen. Und hatte sie nicht Recht damit?
Und nun noch dieses neuerliche Testament!
Tief in ihrem Erinnern war sie zutiefst verunsichert, doch natürlich würde man ihr das nicht anmerken.
Doch was immer heute geschehen sollte: es konnte kaum schlimmer werden. Oder?
Veröffentlich am: 15.11.2020, 20:31 Uhr
Die Sonne stand noch nicht sehr hoch an diesem Frühlingsmorgen in Stormwind als die drei Schwestern Alandaria, Phiya und Mirabeau sich vor dem Rathaus einfanden.
Heute würde also der Tag sein, der Tag der Eröffnung des väterlichen Testaments, welches der Baron von Silberau in der Stunde seines Todes noch aufgesetzt hatte.

Mira folgte ihren beiden Schwestern in das Rathaus hinein. Sie gingen die Treppe empor und erreichten eine kleine Amtsstube. Bücher, Akten, Dokumente. Fein säuberlich sortiert. Man könnte sagen dass Mira richtig das Herz aufging ob dieser prachtvollen Ordnung.
Der Gastgeber war eine sehr wichtige Persönlichkeit in Stormwind: der königliche Disponent Bathrilor. Der höchste Beamte der Stadt, Notar und Zensus. Und noch dazu von nicht ungehöriger Extravaganz: er trug eine rosé farbene Robe und noch dazu einen Monokel. An anderer Ort und Stelle hätte man ihn für einen Gecken verspottet. Doch hier, an der Spitze der Beamtenschaft der Königreichs Stormwind war eine Respektsperson.

Jedenfalls hatte Mira Respekt - wie es ihre Schwestern damit hielten, vermochte sie nicht zu sagen.
"Guten Morgen. Ihr seid pünktlich.", stellte Bathrilor fest, "setzt euch."
Die drei Schwestern nahmen vor dem gewaltigen Schreibtisch des Beamten Platz, der sich ebenfalls hinsetzte und die Dokumente vor sich auf dem Tisch abermals fein säuberlich sortierte. Er rückte sein Monokel ein letztes Mal zurecht und blickte seine drei Gäste an.

"Kommen wir zugleich zur Sache. Das Testament der Barons Serethrias von Silberau."
Mira schluckte. Sie wusste nicht was sie erwarten sollte. Sie sah zu Ala neben sich. Die Schurkin schien entschlossen wie eh und je. Phiya dagegen wirkte geradezu entspannt.
Der Beamte fuhr fort:
"Gemäß Paragraph 3, Absatz 5, änderte der Baron seinen letzten Willen rechtens und sein letzter Wille lautet wie folgt:" Er nahm ein gesiegeltes Dokument hoch und las vor.

"Hiermit erkenne ich, Baron Serethrias von Silberau, im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, Mirabeau Eschenfeld als mein rechtmäßiges Kind an. Sie soll fürderhin der Namen von Silberau tragen und dieses Recht vererben dürfen bis in alle Ewigkeit."
Ein Lächeln durchzuckte Miras Gesicht. Sollte diese Geschichte tatsächlich ein gutes Ende nehmen? Sie hoffte es so sehr. Und sie spürte einen gewissen Stolz.
Ala stupste sie kurz neckisch an. Phiya dagegen lehnte immer noch ungerührt in ihrem Stuhl.

Unbeirrt führte der königliche Disponent fort:
"Hiermit vermache ich das gesamte Vermögen der Familie von Silberau, Ländereien, Gold, Pachtverträge, Beteiligungen und Waren zu gleichen Teilen meinen drei Töchtern Alandaria, Phiya und Mirabeau. Auf dass sie den Namen von Silberau gleichberechtigt und einträchtig wieder erblühen lassen mögen."

Mira konnte nicht glauben! Wird tatsächlich alles gut? Der alte Baron hatte sie anerkannt, und sein Erbe gleichmäßig aufgeteilt. Die einzig wahre, weise Lösung.
Ein warmes, gutes Gefühl breitete sich in Mira aus, wie sie es seit sehr langer Zeit nicht mehr verspürt hatte. Ala grinste währenddessen Phiya breit an, während diese nur nach vorne starrte zu dem Beamten, der bereits dabei war ein anderes Dokument zu verlesen:

"Das gesamte Vermögen beläuft sich laut offziellem, königlich-stormwinder Zensus auf folgende Zahlen: erstens ...."
Mira dröhnte nur noch der Schädel als der Beamte den gesamten Besitz des Hauses von Silberau aufzählte. Trotz all den Verlusten war noch viel übrig. Genug für alle drei Schwestern um bis an ihr Lebensende ausgesorgt zu haben. Mira erkannte dass der alte Baron noch vor seinem Tod vieles von seinem Besitz noch beiseite geschafft haben musste.
Als der Beamte geendet hatte, sah er die drei Schwestern an.
Mira war einfach nur glücklich. Sie hatte es geschafft!

Oder?
Veröffentlich am: 15.11.2020, 20:31 Uhr
Der Zensus nahm ein weiteres Papier zur Hand. Wieder hob er an, seine Stimme hatte diesmal tatsächlich eine emotionale Regung, Mira konnte sie aber nur schwer deuten. Aber sie wusste dass irgendwas geschah.

"Dies, verehrte Gäste, war der letzte Wille ihres Vaters wie er mir vor Wochen zuging. Das Testament wird jedoch nicht in diesem Sinne vollstreckt werden können."
Ala rührte sich als Erstes: "Wieso nicht?"

Der Beamte antwortete kühl: "Ich bedaure es zutiefst, jedoch wurde festgestellt, dass ihr, Lady Alandaria und Lady Mirabeau nicht fähig seid euer Erbe anzutreten gemäß Paragraph 15 des Erschaftsgesetzes. und daher wird hiermit, Kraft meines Amtes, ihr, Phiya von Silberau Alleinerbin der von mir soeben verlesenen Vermögensgüter.
Unterzeichnet bitte hier."

In Windeseile signierte Phiya das Dokument welches der Beamte ihr reichte, dann erhob sie sich, verbeugte sich formvollendet vor dem Disponenten und verließ abertausende Goldstücke schwerer den Raum.

Das alles geschah so schnell dass Mira es kaum wahrnahm. Was war soeben passiert? Phiya ist Alleinerbin! Ihre Gedanken rasten und suchten nach Antworten wo Keine waren. Was hatte der Beamte gesagt? Paragraph 15? Hilfesuchend sah sie zur ihrer Schwester neben sich.
Mira hätte viel gewettet dass es so gut wie unmöglich war, Ala zu überraschen, doch genau das war geschehen. Ala starrte nur ungläubig zur Tür, wo soeben Phiya hindurch geschritten war.

Plötzlich bahnte sich die Wut ihren Weg aus der Schurkin heraus.
"WAAAAS? Phiya erbt alles???" Der Beamte nickte nur pflichtgemäß.
"Das ist doch bescheuert! PHIYA!!!!"
Schon war Ala aufgesprungen und aus dem Zimmer geeilt und rannte ihrer Schwester nach.

Mira brauchte einige Augenblicke um sich zu fangen und sprach ihre Verwirrung aus:
"Aber verehrter Herr, das ist nicht möglich. Ihr müsst euch irren! Paragraph 15 ist die "Umnachungsklausel"! Das kann nicht stimmen!"
Der Beamte lächelte wie ein Lehrer eine Elevin anlächelt wenn er Mitleid hat.
"Ein Zweifel ist ausgeschlossen. Mir liegen beglaubigte Gutachten der Priesterschaft vor, nachdem man euch und eurer Schwester Alandaria gemäß Paragraph 15 geistige Umnachtung bescheinigt. Damit seid ihr von jeglichem Erbe ausgeschlossen.
Der Beschluss ist rechtsgültig und endgültig."

Mira zweifelte nicht an der Gültigkeit. Nur wie war es möglich dass die Priesterschaft zu diesem Urteil kam? Sie war unbestechlich! Hatte Phiya ihre Finger im Spiel?
Möglich, doch für Mira schwer vorstellbar. So einflussreich war Phiya nicht!
Als sie sich erhob und sich formell vom königlichen Zensus verabschiedete wusste sie nur eines:

endlich war es vorbei. Der Streit um das Erbe war beendet. Und Phiya hatte gewonnen. Alles.